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Sie Wiener Festwochen Mg Vom 2. bis 16 Juni. --Wer im Vorsommer 1929 eine Reise durch Mitteleuropa be ginnen will, wird keine leichte Wahl haben. Die Berliner Festwochen locken säst gleichzeitig, bet denen ja nicht nur Berlin «nd deutsche Kunst ihre Gipfelleistungen zeigen, sondern auch alle Anziehungen der internationalen Welt, wie die Mailänder Scala und die Pariser Oper, zu hören sein werden. Aber nicht nur Berlin, auch Prag. Budapest, Preßburg, selbst Agram und die jugoslawischen Adr>abäder versprechen zur selben Zeit allerhand Vorteile und kein Kurort der Welt ver säumt im Mai und Juni seine „Vorsaison" durch besonders günstige Bedingungen schmackhafter zu machen. Kurz, es bricht ein richtiger Kampf um den Reisenden aus. Mit dem erfreu lichen Erfolg, daß seine Kosten einmal nicht der Fremde zu bezahlen, sondern — zu gewinnen hat. Das ergibt auch für Wien eine schwierige Situation, als noch vor vier oder fünf Jahren, als die Idee der Wiener Festwochen neu und einzig war. Damals hatte alles noch den Reiz einer Premiere. Die ganze Stadt im Festschmuck, Fan- saren vom Turm des Rathauses, persönlichste Form der Be grüßung für die vielen Ausländer, die in diesen Tagen nach Wien kamen, alle diese liebenswürdig ausgedachten Formen sind seither fast zu einem allgemeinen Ritus geworden. Sie haben sich dabei recht stark entpersönlicht und ganz folgerichtig denken die Wiener 1929 vorerst daran, daß sie jetzt nur mit dem genau entgegengesetzten Mittel, mit einer möglichst per sönlichen Form der Propaganda wieder einen besonderen Platz gewinnen können. Diesmal werden also zuerst Spezial prospekte an Spezial-Interessenten versendet werden. Einer heißt „das medizinische Wien" und geht an alle wichtigen Aerzte Europas. Ein zweiter „das musikalische Wien" und wendet sich an die Musikfreunde, ein dritter „Der Automobilist in Wien" und geht an alle Adressen, die man sich von den Automobilhändlern und Aulomobilfabrikanten ganz Europas beschafft hat. In Karlsbad, Marienbad, Franzensbad, in den deutschen Bädern, in den Adriabädern, an der französischen Ri viera, wird man In einer neuen Weise diesmal just die Er- holungsbedürstigen daraus aufmerksam machen, daß es für sie keinen freundlicheren Abschluß ihrer Kur gäbe, als Festwochen im frühlingshasten Wien! Gar nicht übel ist auch die Idee der Wiener Fremdenverkehrskommission für eine Vereini gung. die alle noch lebenden Nobelpreisträger um faßt. Die erste Generalversammlung dieser Weltberllhmthelten soll in Wien stattsinden. Einmal, um Wien die Gelegenheit zu einer stilvollen Feier zu bieten, dann aber vor allem des rcichgesüllten Parketts ween, das sich notwendig einer solchen Bühne der Berühmtheiten zuliebe einstellt. Schließlich soll der Völkerbund einige Kommissionen in Wien tagen lassen, die Cüdamerikancr werden anläßlich der spanischen Weltausstel lung in Barcelona eine Sonderreise nach Wien veranstal ten, und auf allen Bahnhöfen Europas wird von den Litfaß säulen ein Plakat aus eine besondere Sorge der österreichischen Bundesbahnen Hinweisen: daß endlich die N or d - S iid - R i ch- tung des mitteleuropäischen Verkehrs stärker über Oester reich gelenkt werde. Noch immer läuft der Großteil des Reise stromes aus Deutschland nach Italien über die Schweiz! Auch bei Fahrten in die jugoslawischen Adriabäder und nach Griechen land wird meistens auch von Deutschen Wien und Oesterreich im buchstäblichen Sinne links, das heißt nordöstlich einer kürze ren Route liegen gelassen. Dem soll nun dadurch abgeholfen werden, daß man dem Reisenden nicht nur in Bildern zeigt, was es Schönes in Oesterreich zu sehen gibt, sondern auch vorrechnet, wie er auf die neue Weise nicht nur schön, sondern auch im ganzen keineswegs teurer von Süden nach Norden fährt. In Wien selbst wird ein R o s e n fe st aus dem Cobenzl und einen Vlumenkorso kennenlernen, wer für Altwiener Speziali täten eine besondere Neigung hat, dem internationalen Theater freund ist eine Riesen-Jnszenicrung von Max Reinhardt im Arkadenhof: „Dantons Tod" von Büchner vorbereitet und das dreifache Interesse moderner Elektrizitätswirtschaft, neuer Licht technik und des bezaubernden Eindrucks beleuchteter Stadt bilder von heute wird eine Lichtausstellung und ein Licht fest ausnützen. Seinem Komitee sind nebst den Technikern auch Künstler beigegeben, es soll nicht nur ein Fest der Elektriker, sondern auch ein wirkliches Fest der Augen werden. Ein Eewerbefestzug wird unter Berücksichtigung der moder nen Reklame-Psychologie aber auch aller gewandelten Vorstel lungen von Festlichkeit und Würde das Gewerbe von heute zeigen, wobei naturgemäß wieder die wienerische Note im Vor dergrund stehen wird. Das gibt in Summe ein sehr großes und tatkräftiges Programm, das stärksten Antrieb von einer Art neuen wienerischen Lebensgefühls empfängt. So sehr es auch anders geworden ist, es lohnt sich doch, wieder in Wien zu leben und sein neues Leben zu betrachten! ist un gefähr die Devise. Im nächsten Jahr wird sich das noch deut licher in einer Einladung an alle im Ausland lebenden Wiener ausdrücken: Wiener kommt tn Eure Heimat! Schon jetzt aber wird mancher einheimische Wiener, der das ganze Programm wie einen neu gewürzten Speisezettel abliest, der die Heimatkost Wiens allen Fremden schmackhaft machen soll, dabei auch recht merkwürdig selbst über ihre zahllosen Reiz« neu belehrt, die er im Aerger des Alltags schon vergessen hat. Vielleicht ist diese innere, psychologische Wirkung solcher Pro gramme nicht nur die Wiener, sondern bet gleichen Anlässen ebenso die Berliner, Frankfurter, Kölner tn ein neues Heimatsgefühl zurückzusiihren, auch eine und zwar nicht die schlechteste Frucht der vielen Festwochen, die in Mitteleuropa 1929 um Interesse werben. . Lebr. Die Krise bei -en Frankfurler siü-lischen Bühnen Das Programm der neuen Opernleitung. Die Krise der Frankfurier städtischen Bühnen, die durch den Weggang der leitenden Persönlichkeiten, des Intendanten Professor Clemens Krauß an der Oper und des Jnteirdanten Weichert vom Schauspielhaus hervorgerufen wurde, scheint sich allmählich zu lösen, wenigstens sind die neuen Männer für die Leitung gesunden. So hat Pros. Dr. Turnau, der seit herige Leiter des Breslauer Opernhauses, diese Tage sein Pro gramm entwickelt, in gang großen Zügen zwar nur, doch immer hin ahnen lastend, was geplant ist. Vor allem glaubt Pro- sestör Turnau nicht an das Schlagwort von der Opernkrise, er hält auch die augenblicklichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten für nicht so schwerwiegend, als daß sie nicht überwunden werden könnten. Nach seiner Auffassung muß das Theater aktivistisch sein, aktivistisch in dem Sinne, daß man danach trachtet, wieder alle Schichten der Bevölkerung in eine innerliche Beziehung zum Theater zu bringen. Das ist aber nur möglich, wenn das Theater nicht nur rein quantitativ tn der Auswahl seines Spiel planes befriediat. es inun lick auch aualitativ als höchste Potenz erweisen. Vor allem lehnt Turnau einen einseitigen Spielplan ab. Altes und Neues, die klastische Oper, die Spieloper, di« nwderne Oper und die künstlerisch wertvolle Operette müssen sich zu einer künstlerischen Einheit paaren. Turnau hält die «in seitige Bevorzugung der gvo»en Oper für verfehlt, da man «-inen» Großstadtmenschen nach acht- bis zehnstündiger schwerer Berufs arbeit nicht Minuten könne, nun auch noch in der Oper schwer« gedankliche Arbeit zu leisten. Das Moment der Entspannung müsse stark berücksichtigt werden, wobei für Feierstunden immer noch genügend Platz für di« große Oper bleibe. Intendant Dr. Turnau. der im Herbst sein« Frankfurter Stellung antritt. bringt auch seinen ersten Regisseur Dr. Graf aus Breslau mit. Dieser sicht auch ein Hauptersockdernis feiner Aufgabe in einer Einstellung der Opernregie auf den Ausdruck der Zeit. Es heißt vor allem di« scheinbare Opernkrise, die vielleicht eine Folgeerscheinung der geistig kulturellen Einstellung der Bor kriegszeit ist. durch neue nachschasse,lde Kräfte zu überwinden, di« das Zeitverbundene betonen. Das Publikum von heut« kann eben von dem alten Operngesten nicht ergriffen werden, auch ans der Bühne müssen Menschen leben, keine Schemen. Durch ein neues Repertoire und durch eine Regie, die neue Wege geht, glaubt Dr. Graf in kurzer Zeit die alte Opernfreude erneuern zu können. Dazu kommt eine damalische Bearbeitung, die Alte» ausmerzt, di« im Bühnenbild überholten Prunk vermeidet und sich aus die neue sachliche Kunst«« sinnung einstellt, schließlich gehört dazu aber auch eine gemeinsame Theatevarbeit de« ganzen Stadt, die an keiner Schicht der Bevölkerung vorbeigeht, die den Arbeiter gleichwertig neben den Bürger aus den obere» Geiselffchaftsschichten stellt. K. bl. Die llulersachung der ZmniowHer MW Hirschberg. 3. April. Am Dienstag haben die Berliner Kriminalbeamten, wi« erst jetzt bekannt wird, die am Vortage von dem Angeschuldigte» gemachten Angaben nachgeprllft. Sie haben die Personen, insbesondere das Personal, vernommen, die als erste am Tatort erschienen sind, außerdem auch di« Mutter des Angeschuldigten. Irgendwelche Feststellungen von besonderer Wichtigkeit haben sich hieraus nicht ergeben. Für den heutigen Mittwoch ist, wenn irgend möglich, eine Gegenüberstellung des Fleischers Bittner, der behauptet hat, von einem jungen Mann, wahrscheinlich dem Angeschuldlgten, aufgefordert worden zu sein, den Grafen Eber hard zu Stolberg zu töten, mit dem Angeschuldigten beabsichtigt. Die Nachricht, daß eine Ausgrabung der Leiche des Getöteten sich als erforderlich herausgestellt habe, kann vorläufig nicht als zutreffend bezeichnet werden. Es muß erst das schriftliche Gutachten des Sachverständigen Professor Brüning abgewartet werden. Erst nach dessen Eingang wird sich entscheiden lasse» ob die Ausgrabung erforderlich ist oder nicht. Drei We» Dynamit gesloiilen Nieskq (Oberlausitz), 2. April. In der Nacht vom ersten zum zweiten Osterseiertag wurde» bei der Seer Steinbruchverwaltung zwei Kisten Dynamit ent wendet. Die Nachforschungen nach den Tätern werden eifrig betrieben und liegen in Händen der Landeslriminalpolizei. Schweres Mrungiiick in liutzland Kowno, 2. April. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist aus dem Flusse Ussurk «m Amur-Gebiet eine Fähre gesunken, aus der sich IS Bauer« befanden. Sämtliche Insassen kamen in den Fluten um« Leben. Lerantworilich >ür de» politischen Le» l0r. (»erhard DeSczyi, Dresden tiir den sächsischen Teil und dar Feuilleton: llr. MaxDom-chte Dresden iür Anzeigen: Artur Lenz Dresden. Mol. MM!« liik Weil K.D. Einladung für Sonnlag. -en 2l. April nachmlllags Vs 2 Uhr im Kolpinghaus Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstandes. 2. Bericht des Kassierers. 3 Entlastung des Vorstandes und Kassierers. 4 Neuwahlen. 3. Verschiedenes. Ankriige sind bis 7. April 1S2S elnzureichen bei dem ilnterze chneten. Der Vorhand. I. A.: Max Tennhardt, 1. Vors., Dresden - A., Hertelstraße 37, II. Nazarethheim Sk. Anna Drescken. Aeikigerskrake » ptvim kür «erelenels -lültsr unek kür rolcks mit tNna Zwecks Familienpslege bei Wöchnerinnen oder Auf nahme von Kindern Anmeldungen erbeten nur noek Nazarethschwestern Goppeln, Amt Niedersedlitz 3722 vcker Dresden. Neisziger strafte 4, Nus 32714 <62714) Dortselbst werden auch milde Gaben jeder Art dankbar angenommen. Lr2iekunA8clN8ts1ten 6er tlr8u1inen 6re8l3u- Lsrlowitr I^26UM, staatlick anerkannte krauen8ctm1e mit Kinckerxsarten unck 83u8ling8>ieim, Internat. Groller park, dleureitlicke Linrickiunken. l.ernsnkänger zveräen ausgenommen. Beutel»« 4. Lube » ^ Frau Archt-ckt B. tn I. schreibt unausgeiordert: „Das Florida-Nopsmatchputver habe ich brobicrt. ES ist sehr gut und sehr ergiebig. Ich kann wohl sagen, das, mir noch keinS so aut gefallen hat." — Urteilen Sie selbst. Scheuen Sie die geringe A»S- aabe, zur nächsten Kopfwäsche Ftorida-Shamvoon zu verwende», nicht. Wo nicht erhältlich wird Käufern die nächste Bezugsquelle nachge- wiesen. DeuischeS Erzeugnis. HerNelle,: P. Tiölzucr Nachf., Dresden-N. 6, Martin-Luther-Straße 37. Rus 56356, ^unssn- d tkstiims'L-s-L: iuchl lassen, den altbewährten, mit colioid Kieselsäure verstärkten vi». dile,»«n, Vuck»vnl«sr«,stn bei sich anzuwenden. Fl 2.20. Voisicht v. Nachahmungen. Man verlange 0r. stisrssns vuekontsorivoin.Verkaus und Versand für Sachsen: SslomoMi-kiiolliiki Homöopathie und Biochemie Dresden, Ncumarkt 8. «IlliMwIIIII» v.ksduNs 0r«»ckon-N^ l.v«onztr»0« w Ruf 555S7 kelbchausseur des ehemalige» Königs von Sachsen MleMleii liefert Ksrmsnia, Polierstr. Nr. «laasvr» vtrtlt- u. lUwu- waU-ma-r« t» «!et> litt AI i>t>u» »»,- rlzttet, d««as>N. ll»d«r !l> M I>o«i». I.eii». r.i» t« I»I Ittil, tpsttuti«». or.LIuuarLC»., «-»»pol« t»S» IlkMkl Milk averiilsms Freitag K. 8ivsouiv-Kovsvrt (>/r8) Reine tt Oeffentl. Hauptprobe >/,12 Sonnabend Außer Anrecht ^'rcka ('/,?) Schauspielhaus Freitag NnrechtSreihe 8 Lllmpadvaxsbunckn« (>/,8) Alberl-Lhealer Freitag Ist« krau, ckl« Zvckvr sueKI t'/,8 BBB. Gr. 1, «601—380» Sonnabend kvtsrokvns Illoackkakrt t'/.4) stusarenllvdvr ('/,8j BVB. Gr. 1- 880l—400» Tle Komödie Freitag Nlari« Zntoinetts >/.S) BVB wr. 1- 801-950 Ak.L: bS1—580 Abonnement E 1 Sonnabend Aarls tkntolnott« (»/.8) BVB. Tr. 1i 4601—165« Aesidenz-Theurer Heute und »olgende Tage abend» 8 Ubr Gastspiel OSkar Aigner Vntvr kesobitktsaukslokt SMl. Mnelarium Dresden-A.. St-ibet -Allee L> Sonnabend Anrechtsreibe k I>«r tleirixv; Der siugvbllckvt« Krank« <7, 16 Uhr, Ostvrkest unck kriid'ivg-voilniollck 17'« Uhr, Aar, unck »«ins Vrilckvr ZungmScteksn- krkotungrksim ^ mit 8taatlick anerkannter Hau8kaltun§88ckule in lancksckaktlick scköner, xesuncker Oegenck, erökknet in cker rvreiten kiällte ck«8 /fpril einen neuen Kursus. Dauer: 5 iAonste. Vvrriioliciie prsktiscke unck tkeoreiiscke /fus- bilckung in allen Lwsix-en ckes sslauskaitsberuies. Leitung! 8ckvestern aus ckem tAutterkause cker 8ckvestsrn D. k. k>au in iAüIliausen. Pension 75.— KtA. rnonatlick «inrelillslMeiii iKelckunxen an ckie V»r»I«l»»r>n in Ail«I»»«Iork IKrvi» <ir»k1l«au, ckie ru jecker «eiteren /ssuskunlt bereit ist. Kkssk-k »k«k» »leirtidleidencke yusülLt rein Im Verckmsck nur tn orlgtnal-psekungvi» /z k»kun«t 2. »Ar., '/§ I»kun«> 1. v°/o A»d»tk— In »Ilen Lckek».0e»el,Zl1>ei» — s°/, lk , d » 1 I