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Sächsische Volkszeitung : 15.05.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192905159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290515
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290515
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-05
- Tag 1929-05-15
-
Monat
1929-05
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.05.1929
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Volksvereins-Tagrmg in Kirschfel-e Die katholische Aklion Am Himmelsahrtstage saick in Hirsch selbe die »Mich« BezirkSlagung des Volksvereins für d>rs katholisch« Deutschland statt. Der Besuch tvar wieder aut. Der einsctzende Ge» willcrsturn, »um alleckings n»ck> inainlw aus nächster Nähe abge- halten haben. Der Bezirksvorstcher, Lehrer K laus - Seiteudorf, konnte außer den Bolksvereinsanhängern 4 geistliche Herren der Südlausih sowie Herrn Pfarrer Beier-Leipzig, den Landes- geschästssührer des Volksvereins. begrüßen. Er betonte, daß zlvei Gründe dafür sprachen diese Tagung wiederum in Hirschsetde ckbzuhalte». Eininal hob« in diesen Tagen die Hirschfelder Kirch- geurcinde chc lOjähriges Bestehen gefeiert und schließlich sei Hirsch« selbe die Keimzelle des IiL> laust her Neuheidentums, das dringend die Stärkung auch der christlichen Weltanschauung herousfordere. Schließlich bleibe Hirschfolde iimncr der Mittelpunkt und deshalb würden auch die späteren Tagungen hier staltfinden müssen. Lehrer Klaus beleuchtet« weiter di« inner« und äußere Umstellung des VolksvercinS in letzter Zeit, besonders die Bedeutung des jetzigen Leiters, des NrbeitSministers «. D. Dr. Brauns, für den Volks verein, und fordert« ans zur Sammlung aller Katholiken im Volks- veoein, um die nötig« Einheit zu erzielen, die die brennenden Exi- stenzfragen der Katholiken besonders der Diaspora erfordere. Hierauf hielt Herr Pfarrer Beier seinen Vortrag über den „Bolksverein und die katholisch« Aktion". Er erklärte den Begriff der katholischen Aktion und stellte zu nächst fest, was sie mcht sei — kein neuer Verein, keine politische Richtung. Sie sei vielmehr — inner« Gesinnung, die zur katholi schen Tat dränge, niit Wort und Tal religiösen Einfluß auf die Mit menschen und die Umgebung mit katholischem Geist zu durchdringen suche in enger Verbuchung mit den geistliche» Führern, den Pjarr- geistlichen — den Bischöfen und dem Hl. Vater. Das Neue an ihr sei die starke Heranziehung des Laien elementes zur Mtthile in der Seelsorge, da es dem Geistlichen h«rt nicht mehr möglich sei, überall dorthin zu ge langen. wo dos Christentum gefährdet wird. Pfarrer Beier konnte an Aussprüchen des Hl. Vaters bissen Sinn der katholischen Aktion belegen. Er stellte fest, daß katholische Aklion die in der heutigen religionssei»dlirl>en Zeit besonders aktivierte Kirche sei, daß sie apo stolisch« Gesellschaftspropoganda darstelle, ähnlich den, Urchristen tum. Dabei bleibe aber das königliche Amts-Priestertnm unberührt. In Sachsen trele die Notwendigkeit dieser katholische» Aktion be sonders gebieterisch auf. da zu wenig geistliche Herren zur Ver fügung ständen. Priester müsse hier sein der Mann und die Frau. Der Mann dürfe sich nicht durch Spottrvden vom GotteSdienstbesnche abhalten lassen. Sein Beispiel müsse erzieherisch wirken. Di« Frau sei Priesterin der christlichen Ehe im Sinn« des ehelichen Opfer charakters. In allen Gebieten des öffentlichen Lebens müßte» durch die katholische Aktion Mahner des Christentums stehen und so ein wirken auf die Presse, den Film, aus die W rtschast, auf die Ne gierung — da an diesen Stellen der Priester heute nichts mehr zu sagen habe. Das Zeichen der Zeit sei das Schwinden des Opfcr- gedankens. Eine Rundfrage l>abe sestgestellt, >daß es nur der Opfer- gedanke>ist. der das Christentum erhalten werde. Für uns Ka tholiken sei die Quelle dieses Opfergedankens das hl. Meßopfer. Katholisch sein heiße opferfreudig sein. Mit der hl. Kommunion gestärkt, beginne der Opseriag des katholi schen Menschen. Mit dem Opfergcdankcn nur könne die soziale Frage gelöst werden. Dem Opfergedanken zuliebe wüßten Pracht bauten unterbleiben, bannt für die soziale Fürsorge mehr übrig bleibe. Im jungen Volk sei der Opfcvge.danke wieder zu verankern und der Familie diese Grundlage wicderzugcbc». Eine Kraftquelle besonderer Art seien auch die Exerzitien, die für Männer in der Pfingstwoch« in Hoheneiche» staltfinden. Die Frnhkom- munioncn, der öftere Kommunioncmpsang. die verstärkte Exerzitien bewegung und der Ruf zur katholischen Aktion seien in der Jetztzeit kein Zufall, sondern das Ausfchöpsen der Kraftquellen, die lwute, >oo die Gegner des Christentums bis in die katholischen Schulen hinein organisiert seien, außerordentlich wichtig. Der ruhige klare Blick für die Zustände der Zeit müsse allen geschärft werden. lSchulgeselzgeliung, Schulerziehung. siehe Bäblilz-Chrenlierg. Ehegeselzgebung, Strafrecht usw.) Das nwrme Herz zur Verantwortung müsse geweckt wenden. Jeder sei der Hüter seines Bruders. Und schließlich müsse der apostolische Mut i» jedem Katholiken erglühen, damit in die Oesfentlichkeit der katholiscl>e Zug hineingetragen iverde. Zur Verwirklichung der Katholischen Ak tion seien alle Kräite in den P sa rrge m e i nde n z u sa m m e n z u so s s e n. Die Psarrgemeinde sei in kleine Bezirke emzuteile», in denen die Vertrauensleute beobachten. Wenn so alles in der Zusammenarbeit klappe, sei es ein schönes Bild der Einheit und Nlacht in der Psorrgemeiilde — im Bis. tum und in der Weltkirche. Ein« Unterstützung in dieser Arbeit biete das Schrifttum des Volksvereins, das alle öffentlichen Fragen belzandel«. — Der Ruf zur Katholischen Aktion muss« nur alle durchdringen, dann würde der Volksverein auch in der Zukunft seine hohe Anfgabe erfüllen. In der Aussprache befaßte sich Herr Th e u r i ch - Reickx- nau in begeisterter Weise mit den Idealen des Volksvereins und der Behebung der sozialen Zustände mit Hilse des christ lichen Geistes. Herr Pfarrer G rohmann-Seitendorf be. tonte gegenüber dem allgemeinen Unglauben und gegenüber dein Unglauben speziell in Hirschfelde, daß wir Katholiken Religion und Kirche für unbedingt nötig halten. Daher plane man auch, in Hirschselde «ine größere katholische Kirche zu bauen. In der Unterstützung dieses Bauprojektes sehe er gleieyfalls katholische Aktion. — Herr Som ieski-Dresden, wies hin auf das Versicherung»- undSpariverk des Volksvereins und empfahl den Volksvereinsmitgliedern, den Abschluß einer Lebens-, Sterbe-, Haftpflicht- oder Feuer- versichetstng bei dieser Volksvereinsoersicherung, wodurch man auch den Volksverein stärke. Gegen 7 Uhr fand die Tagung ihr End«. Anschließend füllte sich bas kleine Hirschselder Kirchlein zur Maiandacht. — Herrn Pfarrer Beier gebührt besonderer Dank, daß er trotz seiner Ueberanstrengung von Leipzig in die Lausitz kam! M. Gr. Ein Festabend in Löbtau Dresden, 14. Mai. Am Feste Christi Hinmielfahrt fand im großen Saal de» „Drei-Kaiser-Hofs" das tvadilionelle jährlich« Wohltätig, kettsfest zum Besten de» Albertstifts statt. Wie Herr Dr. Jakubasch m seiner Ansprache betonte, soll dieses Fest ein Zeichen des Dankes sein an dl« ehrwüvdigen Grauen Schwestern, die in selbstloser, treuer Hingabe ihre aufopfe rungsvolle Arbeit in diesen« Stifte leisten. Und dieser Dank wurde denn auch durch die ivcrlvollen Darbietungen des umfangreichen Futzball DIK. Dresden 1. gegen To. Klotzsche 1. 5 :4 : Ss. Am vergangenen Sonntag.trafen sich obige Mannsckzaften um 11 Uhr in Klotzscl>e zum Freundschaftsspiel. Leider konnte dieses Spiel den ehrlichen Sportsmann nicht befriedige». Für den ausgebliebenen Schiedsrichter sprang ein Mit glied vom Tv. Klotzsche ein. der das Prädikat „ungenügend" verdient. Sein« Entscheidungen steuerten auf das Ziel los, seine Mannschaft siegreich zu sehen. Unter diesem Umstande litt das sonst flott durchgcfiihrte Spiel bedenklich. DIK. erzielte in der 7. Minute ein wunderbares Tor. Der rechte Innenstürmer arbeitete sich gut durch und legt« den Ball dem freistehenden Schäuble vor, der unhaltbar einschoß. Doch schon di« achte Minute brachte einen Elfmeter gegen Dresden, der glatt zum Ausgleich verwandelt wurde. Eine der krassesten Fehlentscheidungen, denn R. Persich schoß sich selbst den Ball an die Hand. Diese Fehlentscheidung gab der Schieds richter später selbst zu. Bald ging DIK. wieder in Führung. Eine Flanke von rechts konnte Schäuble einköpfen. Bis zur Halbzeit vermochte Klotzsche jedoch wieder den Ausgleich her zustellen. Nach der Panse übernahm DIK. das Kommando und fetzte sich in des Gegners Hälfte fest, aber alle Angriffe scheiterten. Viel Eckbälle, die alle schön vors Tor kommen und auch oft gut geköpft werden, verfehlen knapp das Ziel. Endlich erzielte DIK. durch wunderbaren Schuß des Halbrechten ein iveiteres Tor. Wenige Minuten darauf lag Klotzsche wieder im Angriff. Mit beiden Händen erzielt der Halblinke ein Tor. Der Schieds richter ließ diesen Handball als Tor gelten und verursachte aufs neu« Mißstimmung in der DIK.-Elf, die sich in einen Ver zweiflungskampf umwandelte. Rtit aller Energie wurde trotz der Hindernisse um den Sieg gerungen. DIK. läßt sich auch dann nicht beirren, als Klotzsche mit 4:3 führt. Die Mann schaft lief zur Hochform aus. Angriff aus Angriff «var die Progcaimn» ans das stlwnste ausgednickt. Es würbe zu weil jobren, wollte ,,»a,i alles das auszählen, was ««boten würbe Herr Suhl, der die ganze Veoansbaltmig arrangiert Halle, kau» sicher mit dem Ergebnis in jeder, hoffentlich auch i» finanzieller Bezietmng, zufrieden sei». Di« vielen Künstler, bi« zum Gelingen des r'kbend» beitrugen. hatte» ihre ganz« Kraft eingesetzt. Vor allem ist da da« G e m e i nd e o rch est e r zu nenn«», das >,nl«r der wackere» Lei tung seines Dirigenten Wenk stärksten Neiall errang. Ebenso freu dig wurden auch di« Darbietungen der „Cäcilia" ausgenom men. Sie hat in Herrn Wincierz eine» ganz vorzüglichen Chormeister, der es versteht, di« feinsten Sclgttierungen und Effekte herauszuholen. Entzückend tvar das Spiel der Kleinen und Klein sten aus Ser Spielfckule des Albcrtstiftes. die mit ihren reizenden Singspielen di« Herzen aller gewannen. Aber auch einig« „große" Künstler hatten sich in den Dienst der guten Sache gestellt. Was die beiden Herren Weinberg ec mit ihrer Kunst boten, war gewiß nichts Alltägliches. Vor allem die „Neuzeitlichen Zaubereien" erregten grenzenloses Staunen. Der Frauen- und M ü t t e r v e r e i » . der zu diesem Abend eingeladen halte, konnte zwei Mitglieder zu Ehrenmit glieder» für fast 30jährige Traue zum Verein ernennen. Als äußeres Zeichen der Anerkennung überreichte ihnen Herr Dr. Jaku basch Statue» der kl. Theresia vom Kinde Jesu, bi« imm von der Wallfahrt muh Mariaschein miigebracht hatte. , Alles das, das schöne Programm und die Freude des Ver eins, ließ eine äußerst festliche Stimmung anskomme», di« ihren Ausdruck in einem Fest ball fand, der de», Abend eine» wohl» gelungenen Abschluß gab. W. Kl. Katholischer Deutscher Frauenbund Dresden. Die Haus- fraucnocganisation des Kalh. Dsnischen Frauenbundes hielt am Dienstag, 7. Nlv-t, im Iohanne-hof ihre Versammlung ab. FA. Dr. Selig, unsere 2. Vorsitzende, sprach über die Frankfurter Ta gung, Sie am 3., 4. »nd 5. Mai daselbst stattsand. Mit dem 25- jährigen Jubiläum des KDF jand auch di« Einweihung de« FraucnfriäensMrch« in Frankfurt statt. Frl. Dr. Selig schilderte di« großen Eindrücke, die si« dort gewonnen hatte. Der geschätzten Rednerin wurde für ihre Ausführungen reicher Beifall gespendet. — Die nächste HauSfraiienorgaiiisatioii-Zusammciikunft findet am 4. Jiini wieder im Restaurant Schöne im Großen Garten statt. Folge. Nicht nur das Ausgleichstor fiel, soiidern auch Ser Sie gestreffer. Eine weitere Tor-inöglichkeit wurde dadurch unter bunden. daß Schäuble 1l> Meter vor hem Tor festgehalten wurde. Der Schiedsrichter entschied Strafstoß! Diese Entscheidung ist im 16-Meterraum geradezu lächerlich. Froh ivar man schließlich als der Schlußpfiff ertönt«. Klotzsclsö hat sich ivacker geschlagen. Die Mannsck>aft ist sehr gut in Schwung. DIK. lieferte besonders in der zweiten Halbzeit «in große» Spiel. Der Ersatztorivart zeigte ein solides Können. Die Ver teidigung zeigte sich ebenfalls im besten Licht, nur müssen di« Schlüge noch reiner werden. In der Läuferreihe .zeigt« Wrobet sein großes Können. Bei dieser Hitze diesen Posten voll und ganz auszufüllen ist gewiß eine große Leistung. H- Persich «tl» rechte, Läufer zeigte sein gewohntes Spiel und stellt immer noch trotz trr 31 Jahre seinen Monn Hervorragend war Herklotz als linker Läufer lieber den Sturm läßt sich ebenfalls nur Gutes berichten. Besonders der Halbrechte fügte sich lobenswert ein. Alles in allem: DIK wird jetzt wieder von Spiel zu Spiel besser. S. Kan-ball DIK. «Lest 1. gegen DIK. Mitte S. Das Spiel wurde nach Vereinbarung abgesetzt, da beide Mannscl-aften einige Leute für die Landtagswahlarbcit zur Ver fügung stellten. Das Spiel wird deshalb neu angesetzt. DIK. Ost Igd. gegen EVIM. Igd. 1:5. CVIM. hatte ihre Iugendelf durch einüz« Spieler der 1. Mciunschaft verstärkt und konnte so einen überlegenen Sieg feiern. Bei Ost bedarf es gründlicher Arbeit, um sie zu einem achtbaren Gegner in ihrer Klasse zu macken. VeraMworNlch o» polilil n»t> FeinUenm ur. . . > i. f vo'nle »ns Sport: dl. John; ür iMizeineu >>!. vou , alle Ui Dresden paUersirahe 17. Druck und Verlag: Germania R G.. Filiale re«d> . Turnen - Spor» - Spiel Mensch unter Menschen Roman von Victor Hugo. l14. Fortiegung.« Der Handel wnvde also abgeschlossen. Familie übernachtete i» her Herberge, zahlte das Geld aus und machte sich mit dem stark zu sammenq« schrumpften Reise sock am nächste» Morgen wieder auf den Weg. Eine solche Abreise läßt sich ruhigen Herzens beschlie ße», aber ist der Augenblick gekommen, so bringt sie einen an den Rand der Verzweiflung. Ein« Nachbarin der Thenavdier begegnete F«rntinen, als si« ohn« ihr Kind von dannen ging, und erzählt« ihnen: „Ich bibe soeben ans per Stmße eine Frau weinen sehen, daß es herzzerreißend war." Als Cosettens Mutter fort war, sagte Thenardier zu seiner Flau: „Nim kann ich die hllndenuudzehn Franken bezahlen, die morgen fällig werden. Es fehlten mir noch fünfzig Franken. Der Wechsel wäre mir faktisch protestiert worden, und wir hätte» den Erekutor ans den Hatz gekriegt. Die kleine Maus hast du gut ge ködert mit deinen Iöbren " „Ohne mir was daboi z» denken", entgegnete die Frau. Es >var ein armseliges Mäuschen, das sic da gefangen hatten! Aber eine Katze freut sich auch über einen mageren Fang. Was waren die Tlienardiers für Leute? Diese Wesen gehörten zu jener Zwitterart von Menschen, die aus ungebildeten Emporkömmlingen und heruntergekommenen ge« scheiten Leuten zusammengesetzt ist, zwischen dem sogenannten Mit telstände und den unteren Volksschichten steht nnd einige Fehler der letzteren mit fast allen Laster» des enteren verbinde!, ohne di« gut herzigen Regung«» des Arbeiters, noch die Ordnungsliebe der wohl habenden Klassen zu bekunden. Die ThenardierS waren sittlich uneiilwickelte Nature», die unter dem Stachel irgendeiner bösen Leidenschaft der iingeheuerttch- sten Verbreche» fähig werden. Die Frau nwr mehr roh und dumm, der Mann mehr Lump und (Banner. Alle bc de konnte,, cs ans dem Weg«, der jzur Vollkommenheit in, Schlechte» führt, sehr weit bringen. Er war ein« ausnahmsiveise »nangcnehme Erscheinung sür den Physiogiiomitcr. Manche Menschen branchi umn dloß an;,,setzen, um Mißtraue» gegen sie zu fassen, ein Mißtrauen, das sich »ach zwei Seite» hin erstreckt, auf ihre Vergangenheit und auf ihre Zukunft. Thenardier tvar. wenn man seinen Angaben Glauben schen ken durfte, Soldat gewesen und hatte es bis zum Sergeanten ge bracht. In dem Feldzuge des Jahre» 1815 sollt« er sich sogar be sonders ausgezeichnet habe»: aber wir tverden später auseinandcr- sehen, wie sich di« Sach« in Wirklichkeit verhielt. Eine seiner Wasfeulate» ivar auf seinem Aushängeschild dargestellt. Er selber hatte das Bild gemalt, denn er verstand von allem ein wenig, aber alles schlecht. Was soll von der Frau gesagt werden? Ihr AeußcreS war »nshmpathjsch, sie erledigte ihre Arbeit als Hausfrau, ihr geistiges Interesse reicht« nur aus. Romane wie „Die liebebedürfttgen See len der Pariser Portterfvanen" zu lesen. Ihre Neigung zum Ge meinen, ja zum Verbrecherischen entsprach dem Charakter ihres Mannes Es gehört noch etwas mehr dazu als bloße Niederträchtigkeit, nxnn man ans einen grünen Zweig kommen will. Die Gastwirt schaft ging mehr und mehr zurück. Tank der siebenundfünfzig Franken, die Fantine hergegoben lxttte, war es Thenavdier geglückt, dem Protest zu entgehen und sei nen Wechsel zu honoriere». Den nächsten Monat brauchten sie wie der Geld, und Froli Thenardier versetzt« deshalb in Paris Cosettes Ausstattung für sechzig Franken Sobald die» Geld ausgcgeben war, gewöhnten sich dir Tl>enardierz daran, in dem kleinen Mäd chen nur ein Kind zu sehen, das sie aus Gnade bei sich behielten. Nun sie keine Ausstattung mehr hatte, kleidete inan sie in die alten Kleider und Hemde» der kleinen Tlxmardiers. das heißt in Lum pen. Genährt wurde sie mit dem, ivas die andere» übrigließen, ein wenig besser als der Hund »nd ein wenig schlechter alz di« Katze. Ihre Mutter, die sich in Montrenil-sur-Mer niedergelassen lalle, schrieb oder ließ »ielmchr jede» Monat einen Brief a„ die Tbenardiers schreiben, um sich nach ihrem Töchterchen zu erkundi gen. Zie erhielt regelmäßig denfelben Tiescheid: „Cosetten geht es recht wohl." Nach Ablauf des ersten Halbiahrcs schickte die Mutter siebe» Franken sür den siebenten Monat und war überlmupt ziemlich pünkt lich mit ihren Geldsendungen. Aber bas Jahr ivar noch nicht zu Ende, als Thenavdier eines Tages murrte:.. Das ist gerade >vas Rechtes, siebe,, Franken! Und er verlangte zwölf Franken. Die Mutier, der sie oorredeten ihr KiiS sei glücklich und gedeihe gul, jügte sich und zahlte »as Perlenste. Der kleinen Cosetle nmr es bestimmt, in einer Hölle auszu- tvachscn; sie wurde der Blitzableiter sür die schlechte» Launen ihrer brutale» Pflegemutter. Alle frcnndlichc» Worte und Liebkosungen waren ihren Töchtern vorbclmttc». die instinktiv auch gegen ihre Pflegeschwcstern Partei ergriffen. Di« beiden kleine» Thenardier» hatten infolge der Romanwnt ihrer Mutter die ungeheuerliche» Vor namen Epopine »nd Azettna erhalte». So verstrich ein Jahr und dann rin znncites. Im Dorfe hieß« es: ..Was di« ThenardierS sür gute Menschen sind. Habe» selber nichts und erhalte» ein armes Kind, das man ihnen aus dem Halse gelassen hat!" Den» man nalpn an, Cosetle sei von ihrer Mutter vergessen worden. Thenardier indessen, der auf irgendemen, geheime» Unnoeg« ln Erfahrung gebracht lalle, daß di« Kleine ein Kind tvar, dessen Existenz von der Mutter verhehlt werden mußte, verlangte fünf zehn Franken Kostgeld. Die Klein«, behauptete er, tvachs« sehr und esse jetzt viel mchr. Auch diese Steigerung ließ sich dir Mutter gefallen. Das Kind wuchs von Jahr zu Jahr, »nd sein Elend eben falls Cosett« mnßte alle Gänge mackien, die Stuben, den Hos, di« Straße sog«", das Geschirr abinaschcn. ja Lasten tragez. Dies zu verlangen, hielten sich die ThenardierS um so mehr sür berechtigt, alz di« Mutter, die noch immer in MonIrcuil-s»r-Mcr iveillc. an sing, weniger pünktlich zu zahle». Die Ungerechtigkeit brachte die Wirkung hervor, daß sie zän kisch winde und, infolge des Elends, ivar sic häßlich »«worden. Nur ihre schönen Angen waren ihr geblieben, aber in die konnte man nicht hi»e>nsehe». ohne daß es einem weh ums Herz würbe Es war klüglich anzusehen, wenn die?, noch nichl secksjährige Kind, zur Wintcrzeit, in alten Leinivandlnmpe» vor Kälte bebt« und in den roten verfrorenen Händchen, mit Tränen in den großen Augen, «ine» mächtigen Besen liaiitiertc In der Umgegend nannte man si« die Lerche. Diesen Namen Halle das Volk dem verschüchterten. jck>enen Geschöpschcn beiiclegt, da» jeden Morgen zuerst im Hause und im Dorfe anfsland. da» ickwi, vor dem TageSgrauen aus der Straße oder ans den, Felde zu sehen war. Di« Mutter hätte ihre Tochter nicht wiedererkannt. tFortjetzun, so«,t >
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