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Nummer 10« — 28. Jahrgang »riih«l»i emni n>0»enll. «II den Muslr. <r«M»»«Uaa»n .Dt« wrlt' und Für unlere kleinen Le»««', sowie den reribeNaoen ,«t. Benno-Blatt'. .linierdaltim, und Missen». Di« «eit de« ksrau'. Aerzttickier Ratgeber'. Da» gute Buch». .Fllmrnn». »Sau'. Mona„««er «e,ug»drel« S Mk. ein,LI. Bestellgeld, «inzelinimmer 10 Eonnabenb» u. Sonntagmimmrr vv Haupt,«ristieller- L».«. De»«,Hk. Lrekden. ÄachlWe Mittwoch» den 8. Mai 1S2» >veelni»oe»i Dre-den ««»eigenpretse. Die lgewattene PeM^lle:«» -s. Familien- an,eigen u. Stellengesuche »0«. Die Petitreklame^eile. breit. » X Für An,eigen autzerbaib des RerbrellungSg-ku-'e» 4«^. diePetttreNamezelle».!»«^. Brtesgeb. Im Fall« höherer Gewalt erlisch« lede Verpflicht»»« ans Llelerung sowie Erfüllung v. Anzeigen-Anstrügen u. Leistung v. Schadenersatz. »es«Mtch«r LeU^ Art,,« Le»,. Dresden. v olkssettuna tSeschästSftelle, Druikn.Verlag - Germania. A.^»> kür «erlag und Dnnkerei.Filtale Dresden. Dresden.«.>. PoliersirasieN. Femruli-llliL. Posischeckkonto Dresden I7M. Pankkonio Stadthank Dresden Rr. «l7I!t Für christliche Politik und Kultur «edattt-n der ««»fischen «»lklzettnng DreSden-AUstadl 1. Poiiersiratzc >7. Fernrut All« und »1013. Vom sächsischen »Schulsortschrill" Bon Dr. Hermann Rolle, Bautzen. Ueber Ziele und bisher erreichte Erfolge sächsischr Kulturpolitik nachzudcnken, fühlt man sich besonders dann veranlaßt, wenn das Volk wieder einmal Gelegen heit erhalt, sein eigenes kulturpolitisches Wollen mit dem Stimmzettel in der Hand zur Geltung zu bringen. Die Bilanz über das bisher Erreichte und eine britische Prü fung der in Sachsen wirbsamen kulturpolitischen Tenden zen führt zu keinem sonderlich erfreulichen Ergebnis. Nur das darf das kleine Sachsen als unterscheidendes Merkmal gegenüber den anderen deutschen Ländern für sich in Anspruch nehmen, daß es das Experimentierfeld gewesen ist lind zum guten Teile noch ist, auf dem die radikalsteil Bestrebungen eines wilden Kulturbolschewis- nns sich auszutoben Gelegenheit gefunden haben. An po- itwen Leistlingen und gesicherten Ergebnissen vermag die üchsische Kultur- und Schulpolitik trotz der hinter uns iegendcn zehn Jahre leidenschaftlich geführter Kämpfe herzlich wenig aufzuwcisen. Nur in der Frage der Neu- ordnung der Lehrerbildung ist Sachsen durch das „Gesetz tiber die Ausbildung der Volksschullehrer" vom 4. April 1923 den andern, in dieser wichtigen Frage vorsichtiger abwägenden Ländern vorausgeeilt. Auf dem Gebiete der Volksschule und der höheren Schule jedoch hat Sachsen viel länger als die meisten anderen Länder gebraucht, um zu einer Konsolidierung der Verhältnisse zu gelangen. Fetzt erst, zu Ostern 1929, nachdem die Arbeit der sächsischen Volksschule durch mehr als zehn Fahre fester, einheitlicher Richtlinien entbehrt hat, ist ein neuer Lan deslehrplan zur Einführung gekommen. Preutzen hat schon im Fahre 1924 seine neuen Volksschulpläne fer tig gehabt. Bayern hat seinem Volksschulwesen im Fahre 1926 eine nach Geist und Inhalt mustergültige neue Lebrordnung gegeben. Sachsen hinkt darin also gewaltig nach, während man sich doch gerade hier immer so viel darauf zugute tut, an der Spitze des ..Schulfortschritts" zu marschieren. Mit dieser Langsamkeit, mit der in Sachsen die innere Arbeit der Schule wieder einer klaren Normierung unterworfen worden ist. vergleiche man rückwärtsblickend die Eile und den Eifer, die im Fahre 1919 am Werke gewesen sind, als es galt, noch vor Erlaß der neuen Reiä-sverfassung durch dag sogen. Uebergangs- schnlgesetz den weltanschaulichen Charakter der Volks schule entscheidend zu ändern, indem man die überlieferte Bekenntnisschule kurzerliand in eine religionslose welt liche Schule verwandelte. Positive Aufbauarbeit, wie sie !die Erstellung eines Lehrplanes erfordert, ist freilich um svieles mühsamer und schwieriger als solche durch parla mentarische Abstimmung hergestellte Firmenänderung 'an der Fassade der Volksschule. Diese innere Ruhe und Sammlung, wie sie für die Ausgestaltung des Bildungsplanes der Schule erforder lich ist, ist in Sachsen erst sehr viel später gefunden wor den, weil hier ein allzu buntes Chaos der Meinungen und Forderungen und ein oft geradezu toller Extremis mus die stille Arbeit der Schule nur zu lange beunruhigt und gestört hat. Darum haben wir Uber ein Jahrzehnt auf die so dringend notwendige Neugestaltung der ver- kindlichen Pläne für die Bildungsarbeit der Volksschule warten müssen, während die anderen deutschen Länder die neuen Lehrpläne schon längst unter Dach und Fach haben. Wie viele Kraft ist unnütz vertan worden in die ser langen Zeit völliger oder doch teilweiser Bindungs- losigkeit, wie tief ist an vielen Stellen das für das Ge deihen der Schularbeit so bitter notwendige Ver. trauensnerhältnis zwischen Schule und Elternhaus erschüttert worden, und welche Schädigung des Ansehens der sächsischen Volksschule be deutete es. daß das Slolksbildungsministerium. uin den zutage getretenen Mißständen zu wehren, mit seiner Denkschrift von» Fahre 1924 die Flucht in die Oeffentlich- keit anzutreten sich genötigt sah! Hoffen wir. daß mit -er Befriedung und Konsolidierung der Verhältnisse, di« wir von der endlichen Fertigstellung des neuen Landes lehrplanes envarten, der Anfang dazu gemacht sei. der sächsischen Volksschule die alte angesehene Stellung wiederzuerobern, die sie ein st im deutschen Schulwesen besah. . Damit soll nicht gesagt sein, daß dl« jetzt glücklich zustande gebrachte Regelung der Boldsschularbeit keine Wünsche m^r offen ließe. Ganz im Gegenteil! Die Neu. «dnung der Dinge ist mit Bestimmungen belastet, die in Skellungnahme -er Gliiubiger-Skaaler, zu dem Kompromiß Schachl-Noung London, 7. Mal. Mie Morgenpresse beschäftigt sich eingehend mit den Repa- raliünsverhandlungen. I», allgemeinen herrscht rn den Berich te» der Pariser Korrespondenten ein hoffnungsvoller Ton. Es wird erwartet, das; Frankreich dem Kompromiß Owen Aonngs zustimmen werde. In einzelnen Meldungen aber wird die Befürchtung ausgesprochen, daß die Verteilung der Zahlungen Schwierigkeiten wackren wcrde. So schreibt der Pariser Korrespondent der Times: Die britischen Delegierten haben den Plan provisorisch angenommen unter dem Vorbehalt, daß die Prozentsätze unberührt bleiben. Ich höre jetzt aber, daß dies« Prozentsätze derartig abgeändert wurden, daß sle nahezu die ganze Last der neuen Alliierten-Zugeständ» nisse auf Großbritannien legen. Es darf envartet iverden. daß die britischen Delegierten wen» diese Seite des neuen Planes unverändert bleiben soll, seine Annahme ablehnen und erklären werden, keine andere Autorität als die britische Regierung könne die Verantwortung dafür übernehme». Auch der Pariser Korrespondent der „Financial Time s" sieht Schwierigkeiten in der Verteilnngsfrage. Wenn die Glüubigernationen Youngs Plan jetzt lediglich verwerfen würden, weil sie sich nicht untereinander über die Verteilung einigen könnte», dann würden sie sich selbst in eine eboas lächerliche Lage bringen. Für die Franzosen sei anscheinend di« Kommerzialisierung der wesentliche Punkt. Die Belgier bestän den daraus, ihr volles Pfund Reparationsfleisch zu erlangen. Die Haltung der italienischen Delegation stehe noch nicht fest. Die Japaner dagegen seien mit den Amerikanern und Engländern in ihrer Annahme der Grundsätze des Planes einig. Paris. 6. Mai. Der erste französische Delegiert« auf der Neparationskon. ferenz Moreau ist nachmittags nach Paris zu ruckgekehrt. Der Vorsitzende der Reparation-Konferenz Owen Aounghat im Laufe des Nachmittags seine Ansichten Uber den von ihm den einzelnen Delegationen am Sonnabend angekündigten Kompromitzvorschlag schriftlich zur Kenntnis gebracht. Wie man erfährt, sollen weder die französisch« noch die belgisch« Delega tion sich bis jetzt zuftinnnend geäußert haben. Die am Sonnabend vollzogene Einigung zwischen Dr. Schacht und dem Präsidenten der Kommission Owen Young darf in ihrer Tragweite nicht überschätzt werden. In dem letzten Stadium der Konferenzarbeiten lagen Gelingen und Nichtgelingen ausschließlich in Händen der amerikanischen Dele gation und die Amerikaner, in vollem Bewußtsein der auf ihnen lastenden Verantwortung waren ausgesprochen bemüht, tm letzten Moment doch noch eine eigene Basis zu finden. Das Ergebnis dieser zahllosen Besprechungen, verbunden mit einer einen«» präzisen und endgültigen Stellungnahme der amerika nischen Delegation, war den deutschen Delegierte« am Donner«. tag abend bekanntgegebe» worden. Dr. Schacht und seine Mit arbeiter entschlossen sich, nach den zweitägigen Verhandlungen sich dem neuen eingehenden Memorandum des Amerikaners Owen Young voll inhaltlich anzuschlietzen. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß die deutsche Delegation sich nur nach genauen Abwägungen aller Vor- und Nachteile zu diesem Ent« schluß durchgerungen hat. Dieser Entschluß bedeutet nicht nu> di« tatsächlich« Rettung der Konferenz, sondern muß auch z» berechtigten Hoffnungen Anlaß geben, daß die von den Experten zu suchende endgültige Lösung des Reparatlonsproblems sich nach dem Plan vollzieht, den Owen Young in seiner Eigen« schaft als Schiedsrichter auszustellen für richtig befunden hat und nunmehr von der deutschen Delegation angenommen worden ist. Durch die Einigung mit den Amerikanern ans einen Nepa- rationsplan, welcher nicht nur in den Ziffern, sondern auch seinem sonstigen Inhalte nach wesentlich von dem deutschen An gebot vom 7. April abwetcht. sind nicht nur die ein« Zeit lanK als kritisch angesprochenen Beziehungen zwischen der deutsch«« und der amerikanische« Delegation auf eine ganz neu« Bafi» gestellt, sondern die Front der Ci-.ibigerstaaten, welche sich mtd Einschluß Amerikas Deutschland gegenüber zu bilden droht«. Hai einer ganz neuen Situation Platz gemacht. Diesen durch die Einigung Deutschlands mit den Amerikanern herbeigesühr- ten Stellungswechsel bringt die französische Presse auch recht deutlich zum Ausdruck und erkennt offen an, daß di« Stellung Frankreichs und Belgiens durch das Owen Young-Schacht- Memorandum recht schwierig geworden sei. Der neue Schacht« Young-Plan sieht mährend 87 Jahren «ine durchschnittlich« Annuität von S.ÜS Milliarden vor. Dr. Schacht hat in seinem Memorandum ein« durchschnittliche Jahresannultät von 1K5V Millionen als für di« deutsch« Wirtschaft tragbar bezeichnet. Bereit« diese Heraufsetzsng der Jahresleistung zeigt, daß di« Konferenz den wirtschaftlichen Boden verlasse« hat und den Er fordernissen der Politik nunmehr Rechnung tragen will. Di« deutsche Konzession erstreckt sich weiter auf di« Dauer der Jahreslrtstunge« insofern, als da» von Dr. Schacht an genommene Owen Youngsche Memorandum nach den 37 Jahres leistungen weiter« Zahlungen während 20 Jahr« vorsieht, di« die Gesamtschuld der europäischen Staaten an Amerika decken. Bet der Ausbringung der in den spätere« Jahren liegenden Summen soll allerdings dt« neue Bank für international» Zahlungen eine wesentliche Roll« spielen. Die wichtigste Kon- zesjion scheint danach darin zu liegen, daß Zinsen und Amortt* slerung des von Schacht—Yoiing auf 10 anstatt 13 Milliarden festgesetzten eigentlichen Reparationsbetrages unbedingt fest gesetzt werden solle». Hiernach würde Deutschland jährlich «ln« Summe von KM bis 700 Millionen ohn« Transsrrschutz z« zahl«« haben, wodurch vor allen Dingen Frankreich stet« dir erstrebt« Möglichkeit gegeben wird, diesen Reparationsbetrag zu komm«»» zialtsieren. weitesten Kreisen ernsteste Befürchtungen auslösen. Tanz unhaltbar ist vor allem die Stellung des Reit- gionsunterrichtes. In der Herabsetzung seiner Wochenstundenzahl auf zwei und in der völligen Besei tigung de» Katechismusunterrichtes müssen die positiv Gläubigen beider Konfessionen eine arge Verkümmerung der pädagogischen Kraft dieses Unterrichtsgebietes sehen, das nach ihrer Meinung das Zentrum der ganzen Schul- arbeit zu bilden hat. weil es der tiefsten erzieherischen Wirkung fähig ist. Noch schwerer aber wiegt es. daß der Staat das Recht, Aufgabe und Inhalt dieses Religions unterrichtes zu bestimmen, als ein ihm allein zu stehendes betrachtet und die Mitwirkung der Kirchen bei der Entscheidung darüber, was im Religionsunterricht gelehrt werden soll, ablehnt. Da außerdem den Kirchen jedes Recht der Einsichtnahme in den Religionsunter richt versagt ist, sind bei diesem allein nach staatlicherseits festgestellten Bestimmungen erteilten Religionsunterricht eben diejenigen Instanzen jedes Einflusses beraubt, die nach der inneren Logik der Dinge zu allererst den An- sprach auf entscheidende Mitwirkung in diesen Fragen für sich geltend machen dürfen. Wie eine gerecht abwägende Betrachtungsweise die Kompetenzfrage in den Dingen des Religionsunterichtes auffaßt, das ersehe man aus einer Aeußerung, die ein Mann wie Professor Eduard Spranger schon vor Jahren -u dieser Frage getan hat. In seiner Schrift: „Fünfundzwanzig Jahre deutscher Erziehungspolitik" (Berlin 1916) sagt dieser als pädagogische Thoretikec geachtete Gelehrte: „Ein paritätischer Staat kann hin sichtlich des Religionsunterrichtes nur bestimmen, daß er sein soll, und welche Korporationen zu seiner Ertei- lung in der Schule zugelassen werden. Wie er sein soll, kann der Staat so wenig festlegen, als er z. B. der Wissenschaft, die er fördert, ihre Ergebnisse vorschreibe« kann. Hier beginnt ein anderes Land und ein anderes Gesetz." (a. a. O. S. 20.) Dem Staate kann man schons deswegen in den Dingen der Erziehung kein Monopol zugestehen, weil er. obwohl er zwar ein besonders >n ü ch< tiger Kulturfaktor ist. unter allen großen Gemein schaften doch die u ii g e i si i g st e bleibt. Der Staat re giert mit äußerlichen Mitteln. An die innere Ke- sinnung der Menschn, an das Intimste der persön lichen Ueberzeugung und Gewissensregung kommt der Staat mit seinen Mitteln nicht heran. Darum eben muh er die großen geschichtlich gewordenen Geistes- machte der christlichen Kirchen in dein ihnen gewordenen Aufgabenbereiche der Seelenführung gewähre» lassen und darf sie in ihren Erziehungaanspriichen ebensowenig verkürzen, wie er den Eltern das Recht der Mitwirkung an der Erziehung ihrer Kinder durch die Schule bestreb ten darf. Dieses Elternrecht an der Erziehung, das. histo- risch betrachtet, uralt ist. ist durch mehr als ein Motiv