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Wähler- Versammlungen Wieiben: Mittwoch, 1. Mai, nachm. 3 Uhr, „Waldschlöh- chen". Res.: Verw -Amtmann Müller, Dresden. Echirqiswalde: Mittwoch. 1. Mai. abends 8.30 Uhr im Saal der ..Weintraube". Res.: Berw.-Amtmnnn M ii11er, Dresden. Löbau: Donnerstag, 2. Mai. abends 8 Uhr. Restaurant „Zur Post". Res.: Postinspclrtor O. Tholotow - ski. Dresden. Dresden-Zlchachwist: Donnerstag, 2. Mai, abends 8 Uhr ii» Jugendheim, Meuhiiher Straße. Neserent: Ge- werlisciiaftssekrelnr H. (Ooldberg, Chemnitz. Neiö^nbach: Freitag. 3. Mai, albend« 8 Uhr. Sief.: Verw.- Am»mann Müller. Dresden. Pirna a. C.: Eonntag, !>. Mai, abends 8 Uhr, Hotel „Schwarzer Adler". Res.: I. Somieski, Dres den. Zwickau: Sonntag. 5. Mai. abends 8 Uhr. Res.: Negie rungsrat a. D. Dr. Flüg! er. Dresden. Chemnitz: Sonntag, 5. Mai. abends 8 Uhr im „Gvldnen Ander". Res.: Reichstagsabg. Tremmel und Nerw.-Amtmann Müller, Dresden. Radeberg: Montag. 6. Mai, abends 8 Uhr, Katholische Schule. flies.: Apotl-elicr H. Trän kn er, Dres den Dresden-Pieschen: Montag, 6. Mai, abends 8 Uhr bei „Watzke". Res.: Dr. Desczyk. Dresden. Bautzen: Dienstag, 7. Mai, abends 8 Uhr, Gesellenhans. Nef.: Neiä)slagsabg. Frau Weber, Verw.-Amtm. Müller. Der Zwischenfall bei -er Volksrechlsparlei Dresden, 29. April. Die Bolksrechtßpar lei erlitt, wie bekannt wurde, bei der Einreichung ihrer Wahlvorschläge «inen kleinen Zwischen soll. Zunächst war Iustizininlster Dr. v. Frimelti in allen drei Wahlkreise» als Spitzenkandidat der Volksrechlspartet aus gestellt worden. So Halle es jedensalls der Landesparteilag vom LI. April beschlossen. Plötzlich lauchten aber bei der frisl- gemöhen Einreichung der Ltzahloorschlüge in den Wahlkreisen Leipz g »nd CI)«ni»itz neue Spitzenkandidaten auf. ahne daß Dr. v. Fumelti eine Ahnung davon Halle. Nur in Ostsachsen wurde seine Spitzenkandidalnr ausrecht crl>altcn. v. Fumetli balle gegen diese Slreichung seines Namens von de» Wahlliste» der Wahlkreis» Leipzig »nd Chemnitz l>ei den Aiah! kreisle iler» von Leipzig und Chemnitz telegraphi schen Pr ölest eingelegt. Der Wahlkreisleiter in Leipzig hat diesen Protest inzwischen bereits als «gegenstandslos erklärt, weil er nicht rechtzeitig schriftlich eingegangen sei. Darüber hinaus kau» inon ülwr die Süchhalligkeit eines solchen Protestes über haop! sehr verschiedener' Meinung sei». Denn schließlich Ist diese Unstimmigkeit in der Kand datenirage eine inlerne Parkeisache. mit der die Polksrechtspartei selbst fertig werde» muh. Der N e i ch sp a r tei l ag der Bolksrechlssxirtei, der gestern in Leipzig tagte, hat denn auch in diesem Sinne eine Erklärung angenommen, die den Zivischcnsall für erledigt erklärt, und „zeitliche »nd technische Schwierig keiten" datür verontwortlich macht, daß die Vorschläge mit Dr. v. Fumetti als Spitzenkandidaten nicht eingereicht werden konnten. Bemerkenswert ist es, das, die Bolksrechtspartei in Ostsachsen schon bei der letzten Landtagsivahl die geringste Stimmenzahl ausbrachte. während Chemnitz und Leivzig wesent lich höhere Stimmenzahlen sür die Volksrechlsixirtei erbrachten. Del der Landtaasnmhl 1926 brachte die Dolksrechtss'arlei in Ostsachscn 21770 Stimmen aus. bei de» Mo!wählen 1028 aber nur noch 15 801 (gegenüber -!0 929 in Chemnitz und 31255 in Leipzig). Wenn man die Aussichten der Bolksreästspartei all gemein nicht besonders günstig beurteilt, dein» kann man es rarste Heu. daß die Ausbootung Dr. v. Fnmettis in Chemnitz und Leipzig keine bedeutungslos« Sache ist. Stürmische Wahlversammlungen Bautzen, 29. April. I» einer von de» Nationalsozialisten einberusenen Wahl versammlung in den Kranensälen kam es bei der Aussprache, da sich ein Kommunist nicht an die festgesetzte Redewit hielt, zu ' stürmischen Szenen. Der Redner »nd zwei andere Kommunisten wurde» schließlich mit Poiizeigewalt aus dem Saal« entsernt. Mensch unter Menschen Roman von Victor Hugo. 3. Fortleynnq.t Der Fehltritt. An einem der ersten Oktoberlage Im Jahre 1315 betrat unge fähr eine Stunde vor Sonnennntergang ei» Wanderer die kleine Stadl Dignc. Es war ein untersetzter, starker Man», der scchsund- vierzig bis achtundvicrzig Jahre zählen lnochte. Der lederne 'L-Iürm seiner Mütze verbarg sein lonncngcbräuntcS. mit L-chwciß bedecktes Gesicht. Sein grobes gelbes Hemd, das oben durch einen kleinen silbernen Anker zusannnengchallcn wurde. lieh seine bel-aarlc Brust sehen. Er trug ein z»sa»n»e»g<dreh>cS Halstuch, verschlissene Vcin- slcidcr aus blauem Zwillich, einen alte» grauen zerlumpte» Kittel, den, am Ellenbogen ein mit Bindfaden genählcr Flick ansgcsctzt war, einen sehr vollen, gut zugeschiiallten und ganz neuen Tor nister, einen gewaltigen .Knolenstock und cisenbeschlagenc Schube ohne Slrümpse- Das Kopfhaar >var sehr kurz geschoren, der Bart dagegen sehr lang. Niemand kannte diesen müden, über und über mit Staub be deckten ZLondcrer. Woher kam er? Vom Süden, vielleicht vom Meere her. An der Ecke der Rne Poicheverl angelangt, wandte er sich nach links und ging auf dos Stadthaus zu. Hier trat er ei» und kam »ach einer Viertelstunde wieder l>crans. Dicht bei der Tür sah ein Gendarm auf einer steinernen Lions. Unser Ltzandcrrr nahm seine Mütze ab und grüßte demütig den Gendarmen. Dieser sah ihn an ohne ihm zu danken, folgte ihm mit den Auge» und ging dann in das Rallxrus. Es gab zu der Zeit in Dign« eine sehr gute Herberge „Zum Kreuz", deren Wirt. Jacquin Labarre. ein Vcrivandlcr des La- barre in Grenoble war, bei dem sogar Napoleon lieber als in der Präfektur hatte wohnen wollen. Der Glanz dieses Labarre um strahlte auch den Labarre in dem kleinen Dign«. Nach dieser Hcrbcrzc .«Zum Kreuz", der besten in der Stadt, lenkte unser LÜanderer seine Schritte. Er trat in die Küche ei», der«» Tür unmittelbar aus die Stroh« hinausging. Alle Kochherde und Backöfen ivarcn im Gange, und im Kamin brannte ei» lustiges Feuer. Als der Wirt die Tür gehen und einen neuen Gast hcrrin- kommcn hörte, fragte er, ohne den Kops um.,»wenden: „Was wünscht der Herr?" Ein nachahmungsweries Beispiel Strotze frei am 1. Mai! Berlin, den 20. April Polizeipräsident Zörgicbcl richtet den nachfolgenden Mahn« rus an die Bevölkerung Berlins: Seit 10 Jahren feiert die Arbeiterschaft der ganzen Welt den K Mai als ihre» Feiertag, und auch in diesem Jahr« rüstet sich die Berliner Arbeitersck-aft, diesen Feiertag würdig zu be gehen. Allerdings besteht sür Berlin zurzeit das Verbot von Demonstrationen und Umzügen unter freiem Himmel, und die Gewerkschaften haben daher beschlossen, ihre Mai-Feier durch Bersammlungen in geschlossenen Räumen abzuhalten. Kein Mensch denkt daran, der Arbeiterschaft am 1, Mai z» verwehren, für ihr» Ideale und ihre Forderungen «inzutreten, und ich bin gewiß der Letzt«, der das durch die Bersassung ge währleistete Recht der Dcmonstrations« und Versammlungv- sreiheit mißachtet. Aber Sinn darf nicht Unsinn «nd Recht nicht Unrecht werden, und es ist unerträglich, daß extreme Organi sationen dir durch die Bersassung verbriefte Demonstrations freiheit dazu mißbrauche», durch Ausschreitungen und Herbei- slihrung blutiger Zusammenstöße di« sriedliche Bevölkerung z» terrorifieren. So war ich leider durch zahlreiche blutig« Zusam menstöße, die sogar Menschenleben gefordert haben, gezwungen, das Demonstrationsverbot zu erlassen. Dieses Verbot gilt für alle Parteien und Organisationen, und es geht selbstverständlich nicht an, am 1. Mai gerade den Anhängern solcher Parteien die Straße srcizugrben, die durch ihr Verhalten mich zu dem Verbot gezwungen habe». Trotz dieses Verbots sordert die Kommunistisckzc Partei ihre Anhänger aus, sich am 1. Mai an das Demonstrationsverbot nicht zu kehren und dir Straßen zu erkämpfen. Sie tut das nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Befehl der Kommunistischen International«. In den von Moskau herausgegebenen „Richt linien zur 1. Mai-Kampagne" wird ausdrücklich gesagt: „Wo die Massendemonstrationen durch dir Polizei verboten werde», muß die Partei alles daran setzen, «ine Demonstration trotz de» Verbots zustandezubringen." Für die Vorbereitung und Durch führung dieser Ctrahendcmonstralionen „Gegen das Pvlizeiver- bot" hat die Komintern besondere Anleitungen ausgearbeitet. Das sind die Pläne der Kommunisten zum 1. Mai, für dl« deutsch« Arbeiter mißbraucht werde», dir sie sogar mit ihre« Leben bezahlen sollen. Denn «In Ausruf deutscher Kommuaisten sagt ansdriicklich: „An diesem Tage mied es in allen Ländern, «nd besonders in Deutschland zu schwere» Zusammenstößen kom me«, wobei es «ine Anzahl Toter gibt." So soll nach dem Willen der Kommunisten am 1. Mai ln den Straßen Berlins Blut fließen! Das aber bars nicht sein, und deshalb «eis« ich »och einmal mit allem RachdrnL daraus hin, daß sür Berlin «in Verbot von Demonstrationen und Um. zügrn unter srriem Himmel, nicht zuletzt dank der schweren Mit schuld der Kommunisten, besteht. Wer trotzdem am 1. Mai die Straßen zum Tummelplatz seiner politischen Leidenschaften zu machen versucht, muß sich darüber klar sein, daß er damit für sich «nd andere eine schwere Gefahr herausbeschwört. Denn ich bin entschlossen, die Etaatsautorität in Berlin mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln durchzusetzen. An dir friedliebend« Bevölkerung Berlins, lasbesondor« di« Frauen und Kinder, richte ich die dringende Bitte, am 1. Mai allen solchen Bersnchen sernzubleiben, sich nicht unnötig ans den Straßen avszuhalten und di« Maßnahmen zur Ansrechtrrhaltung von Ruhe und Ordnung zu unterstützen. Trotzdem steigerte sich der Tumult bis zu einem .Handgemenge Während die Kommunisten die Internationale sangen, stimm ten andere Besuckzer das Deutschland Lied an. Da der Lärm jede Verständigung unmöglich machte und sogar «in Schutzmann tätlich angegrissen wurde, muhte die Versammlung vorzeitig ge schlossen und der Saal geräumt werden. Leipzig. 2«. April. In einer Wahlversammlung im Neuen Gasthos zu Wie deritzsch' kam es zwischen Nationalsozialisten und Kommu nisten z» einer Schlägerei, wobei mehrere Personen mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Das herbeigerufene Uebersall- Kommando stellte die R»I)e wieder her. 6 Teilnehmer wurden polizeilich abgesührt. Der entstandene Sachschaden ist nicht unerheblich. Die TraoS-ie im Bayrischen Wald Wahnsinnstat a» der Zwicknuer Tclcgiaphcnassistcnti». Zwickau, 2V. April. Der seil kurzem !» einer baprischcn Privalirrenanstalt unter- gebrachle Ingenieur Sic «fr ick Düunebeil aus Harlcnstcin !» Sachse» hat jetzt gestanden, st» Januar seine Geliebie, die Tcle- grapheiiassisleiitiii Friedrich, bei Zwiesel im Baprischcn Wald er mordet ' i oben. Düunebeil ist mit der Friedrich zunächst nach Tirol »im »on dort am >1. Januar über München nach dem Bay rische» Wald ge sah reu. Sic hatte» »ach seiner Aussage beide schon lange beschlossen, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Von Zwiesel aus hätte» sie eine Tour aus den Falkenstei» unlernonnnen, und sie seien solange aufwärtsgcstiege», bis sie erschöpft zusaimneir- gebrochcn seien. Hierauf hätte» sie sich entkleidet „nd Sterbehemden angczogcn, die Frl. Friedrich für sie augesertigt Halle. Gemeinsam hüllen sic nun den Tod deL Erfrierens erwarte!. Sie hätten dann aber doch wieder ihre Kleider zusammeugesncht, sich bekleidet und unter einem Felsblock Schutz gcsuchl. Es lstitle fünf bis sechs Tage gedauert, bis sie endlich den Entschluß Kistte», aus gewaltsame Weise ihrem Leben ei» Ende zu wache». Düunebeil habe der Friedrich mit einem Hammer einige Schläge auf die Slir» verseht. Die Friedrich sei stark blutend zusaiuniengesunkc». Er habe dann ver sucht, sich die Pulsader zu össncn, was ihm aber nicht gelang. Am 19. Januar habe er sich entschlossen, die imincr noch lebende Friedrich zu verlassen. Er sei dann tagelang hcrmngcirrt, bis er am 23. Ja nuar völlig erschöpft und halb verhungert ausgegrifse» und in die Irrenanstalt gebracht wurde. Am Donnerstag lvurde in der von Dnnncbeil bezcichnelen Gegend des Bayrischen Waldes eine Streift unlernomnicn und die Leiche der Friedrich, wie wir bereits berichtet lyrbcn, tatsächlich unter einem Felsvorsprung gesunden. Eine Ob duktion konnic nicht stallsinden, da die Leiche noch zu stark ge froren ist. Man ui,mul jedoch an. das) der Tod der Friedrich durch Erfrieren und Verhungern eingckrctcn ist. tz. Waldbrand. In Anerswald bei Chemnitz entstand am Freitagnachmillag in den sogen. Psarrsichten ein Waldbrand, der schnell uinsich grisf. Ein Waldarbeiter erlitt schwere Brand wunden. Eliva 1009 Quadratmeter Fichienbcsland wurde» ver nichtet. Aus der Aenlrumsparrei Wlndthorstbund Zittau. Die letzte Monatsversammkuug am 2-1. d. M„ die einen sehr starken Besuch «ufzuweisen hotte, stand ganz im Zeichen der Wahlbewegung. Zunächst beschäftigte inan sich mit verschiedenen ivahltechnischen Fragen und organi sierte die Verteilung der Flugblätter. Alsdann hielt Herr Schul leiter Gii n ther- Leutersdors einen Vortrog über das Thema „Warum soll die Jugend politisch tätig sein?". In eindring licher Weise legte er dar, dah sich die Jugend unbedingt politisch schulen müsse, wo-u ganz besonders der Windtlzorstbund Ge k'geiihelt biete. Gerade im Hinblick auf die bevorstelzende» Landtagsivahlen muh sich die katholisch« Jugend ihrer poli tischen Pflichten bemüht sei» und tatkräftig eintreten für die Liste der Zenlrumspartei. In der sich anschliehcndcn Aussprache mochten u. a. besonders die Herren Moisel und Oberlehrer Lorenz einige Ausführungen, in denen nochmals auf die Be deutung der kommenden Landtagsivahlen hingewiesen wurde. Um 11 Uhr nahm die anregend verlaufene Versammlung ihr Ende. „Votkövcrein und katholische A.'lio beisit daß Thema, das der Laiidesvertrcler des PosksverciuS, Hoch!» H. Psarrcr B c 1 e r-Leipzig, aus der Bczirksiagung des Volks. Vereins am 9. Mai (Hinmielsahrt) in Hirschsclde behandeln wird. Durch eine zahlreiche LKleilignng au dieser gemclnsamcii Versamm lung zeigen die Mitglieder am besten, daß sic noch „aktiv" sind und dasi die kaih. Aktion ihnen nicht nur ein unverstandenes Schlag wort ist. „Ein Abendessen und c>» Nachtlager." „Nichts lcichicr als das", erwiderte der Wirt. In demselben Augenblick aber Nxrndle er sich um. überslog mit einem Blicke den Ankömmling von Kops bis zu Fnsi und ergänzte seine Antwort mit der Einschränkung: „Wer bezahlt!" Der Fremde holte eine grosic lederne Börse aus einer Tasche seines Kittels hervor »nd antwortete: „Ich habc Geld." „In dem Falle siehe Ich.zu Diensten." Der Mai», steckte die Börse wieder ein. nahm seinen Tor nister ab, stellte ihn i» der Nättt der Tür an die Erde, behielt seinen Clock in der Hand und lieh sich aus eine Fußbank vor dem Kamin nieder. Digue liegt im Gebirge, und die Oklobcrabendc find da selbst kalt. Währenddem mustcrlc der Wirt, indem er überall herumhan- lierte, den Ankömmling. ,W>rd bald gegessen?" fragte dieser. „Gleich!" lautete der Bescheid des Wirtes. Während der Elast sich am Kamin wärmte, zog der Wirt Iacguin Labarre hinter seinem Rücken einen Bleistift aus der Tasche »nd rtsi von einer allen Zeitung, die sich auf einem kleinen Tisch am Fenster Herumtrieb, eine unbedeckte Ecke ab. Ans diesen Fetzen Papier schrieb er ein paar Zeilen und übergab ihn einem Jungen, den er in der Küche und als Laufburschen ln seinem Dienst lxrtle. Diesem flüsterte er einige Worte ins Obr, woraus der Junge spornstreichs davoncilte, nach dem Stadlhause zu. Der Elast Hille von dem ganzen Vorgänge nichts bemerk. Nach einer Weile fragte er wieder: .Wird bald gegessen?" „nd abermals antwortete der Wirt: „Gleich!" Bald daraus kam der Kücheniungc mit dem Stück Papier zurück. Der Wirt faltete es aiiseiuauder. Er schüttelte den Kops, während er den Zettel las und sah nachdenklich vor sich bin. Dann trat er vor den Elast, der in trüb« Gedanken versunken schien. „Guter Freund, Ich kann Sic nicht ausnchmcn." Der Gast richtete sich aus seinem Sitz empor. ,Mieso? Haben Sic Angst, dasi Sie kein Geld von mir krie gen? Soll ich varauLbczahlcn? Ich t,ab« Geld, sage ich Ihnen." „Nicht darunr." „Ja tvarui» de» aber?" „Sie haben Geld..." „Ja, gewisi", bestätigte der Fremde. „Aber ich habc kein Zmimcr für Sie" „Tann lassen Sie mich im Slall schlafen." „Gehl nicht!" „Jtzaruin nicht?" „Weil die Pferde alle» Platz im Stalle brauche»." Der Fremde setzte sich wieder. „Ich btn in einer Herberge, ich habe Hunger, also bleibe ich " Jetzt beugte sich der Wirt zu ihm nieder und sagte mit einer Betonung, bei der sein Elast znsammcnschrvk: „Gehen Siel" Der Fremde wandic sich lrastig »in. aber als er den Mund zu einer Erwiderung austat, sah itn» Her Wirt seit in di« Auge» und fuhr mit leiser Stimme fort: „Lassen wir di« überflüssigen Redens arten. Soll ich Ihnen sagen, wie Sie heißen? Jean Vatikan. Und wer sind Sie? Eben habe ich auf dem Stadlhause nach!ragen lasse». Könne» Sic lesen?" Bei diesen Worten überreichte er dem Freu,de» den Zettel, der zwischen dem Stadlbons und der Herberge hi»- und hergeivan- dert war. Der Elast überflog ihn mit einem Blicke. Dann fuhr der Wirt »ach einer Pause sort: „Ich bi» auS Grundsatz gegen sedermann höflich. Gehen Sie." Der Iren,de ließ den Kopf aus die Brust sinken, hob de» Tor nister von der Erde auf und ging. Er ging die Hauvlstraße entlang. Vor sich hin, auss Gerate wohl, dicht an den Häusern, wie einer, dem eine Demütigung wider fahre». und der Inlolgedcssc» schwermütig gestimmt ist. Er drehte sich nicht ein einziges Pta! um. Hätte er cs getan, so würde er ge sehen haben, >vi« der Elastwirt und um ihn herum alle seine Eläste, sowie anderes Publikum ihm nochschauten und sich lebhaft rortcr- hiclten. Er vcrsuchie «S in einem zwcilcn, bescheidenere» Wirtshaus; der Wirt nun bereits »»terrichtet und herrsch!« den Fremden an: „Mach', daß du sorlkmnmstl" Der Fremd« >r«»dtc den Kops und erwidcrte mit sansicc Stimme: „Cie wissen also....?" „Ja." „Ich bin aus der anderen Herberge hincuikgewiesen worden." „Und hier wirst du auch weggcjagt." ,Wo soft ick, denn hingchen?" „Anderswohin." Der Frenche griss »ach seinem Stock und Tornister und ging davon. AIS er hcraiiskai», tvarscn ihn einige Kinder, die ibm gefolgt waren und hier auf ihn zu warten schienen, mit Cieinc». Er -robt« mit dem Stock. Die Kinder stoben auseinander wie ein Lchivarm «usgcschcuchlcr Vogel. sForlsetzung folgt)