Volltext Seite (XML)
Summer 120 Sächsische Dolkszeiturrg r« Mat I«» Warum nur Muttertag? Eine Betrachtung zum 28. Mai von Franz Zickler Wieder ist der seit einigen Jahren zur groben Mode erhoben« Muttertag erschiene». Wieder wird man Minnen und Ge schenke ei,«kaufen, zur alten Mutter pilgern und sich ordentlich stolz Vorkommen, daß man ein so guter Sohn, eine so brav« Sties- oder Schwiegertochter, ei» so wohlerzogener Enkel ist. So schön an sich der Gvdanke auch sein mag, einen Tag im Jahre allen de»«n zu weihe», die Mütter heißen, so schlimm ist die Vorstellung davon, daß es üb«rl>aupt notwendig erscheinen mußte, diese Mutterlag« vinzu- sichren. Ich will mir dabei durchaus nicht die Ansicht der Zyniker zu eigen machen, di« da bel>aupt«n, die Muttertage seien eine Erfindung der interessierten Industrie-, Gewerbe- und Handelszweige, ein« Geschäftsaktion. ein Reklametrick also, obwohl die Art der Begehung d«s Muttertages in sehr vielen Fällen wirklich aus dergleichen schlie ßen lassen könnte. Aber hat der Durchschnitt seit Einführung dieser Tage irgendettvas dazugelernt. Kann das wirklich ein Ziel sein, e i» m a l im Jahre an die Mutter zu denken, an die Frau, die für uns die allergrößte Bedeutung im Leben gehabt hat? Mutter! Das ist di« Liebe selbst in ihrer edelsten Form. Im Uebcrquell der Freud« und in der Tiefe des Schmerzes ist sie Gott am nächsten. Sie ist die Leuchte, ist Heimat. Wem das Leben schier unheilbare Wunden geschlagen hat, der wird gesunden, wenn er noch eine Mutter hat. Beinahe alle Menschen schätzen uns, weil wir reich, schön, erfolgreich in seelischer wie geistiger Beziehung sind, die Mut ter liebt nur unsere Seel« und verdoppelt ihr« Liebe, wenn wir schicksaisgeschlagen, verarmt, als Krüppel an Geist oder Körper zu ihr kommen. Keine Gegendienste verlangt diese Liebe. Sie ist schon re'ch belohnt, wenn wir ein gutes Wort hoben für sie. Und diese L.este ist unvergänglich, ja inan kann wohl sagen, sie wivd imuxr herrlicher und milder mit den Jahren. Alle die Unglücklichen, die der grausame Krieg zu Krüppeln schling, sind wieder gesund gewor den, wen» ein gütiges Geschick ihnen di« Mutier erhalten hat. Und Mütter, die schon müde am Leben waren, sind wieder rüstig gewor den, weil ihrer eine gewaltige Ausgabe harrt«. Dieses Beispiel ist in den letzten Jahren so oft erlebt worden, daß es allen nachdenk lichen Menschen eine nicht nur theoretisch« Angelegenheit sein darf. Eine erschrecklich« Härle und Kälte überfällt uns, wenn wir dem Wort Mutter die Silbe „Sties" vorsetzen. Der Stiefmut ter, das sind wir beinahe gewöhnt, spricht inan ohne weiteres di« Fähigkeit, gut zu sein und liehen zu können, ab. Und dies« niedrig« Gesinnung erbt sich von Generation zu Generation aller Kultur zum Trotz fort. Wenn das Wort Stiefmutter in der Familie zu einer schlimmen Bedeutung kommt, dann liegt das ausnahmslos am guten Willen sowohl der Kinder wie auch der Mütter. Niemals ist nur der eine Teil schuld. Wie oft heiraten Mädchen in reiferem Alter Witwer mit kleinen Kindern lediglich deswegen, weil ihre Mütterlichkeit, der Instinkt einer jeden Frau, nach Betätigung drängt. Wie schwer ist in de» meiste» Fällen solch ein Schritt. Und wie schlecht wird er zumeist gelohnt! Auch beim Vater pflegt freilich oft di« Mitschuld zu liegen. Tann nämlich, wenn er, sei es aus Gründen des Existenzkampfes, sei es aus persönlichem Egoismus, die erforderlich« Bindung mit seinen Kindern nicht gefunden hat und deshalb das herzliche Verhältnis zum Vater fehlt. Er kann dann auch nicht einwirken und Brücken schlagen Helsen. Schließlich nmß auch die zu junge Sliesnnittcr ein« Gefahr bedeuten, Unreife in solchen, Falle ist zumeist Verhängnis. Aber das Hai mit der Sache selbst wenig zu tun. Prüfe ein jeder, der über di« Stiefmutter kla gen will, zuerst sich selbst, und in der überragenden Mehrzahl aller Fälle wird er sich einer großen Schuld nicht freisprechen können, vom Mangel des guten Willens- Viel schlimmer ist sehr oft die Schwiegermutter daran. Söhne und Töchter sündigen da nrit einer manchmal unglaublichen Gedankenlosigkeit. Unid das geschieht fast regelmäßig, wenn die Schwiegermutter Witwe und daraus angewiesen ist, im Haushalte ihres Sohnes öder ihrer Tochler zu leben. Will »>a» ehrlich sein, so muß man zugeben, daß nur in seltenen Fällen die Schuld bei der Mutter liegt. Immer und immer wieder wird die Schwiegermutter als eine feindliche Macht hingestcl.lt, die mit allen Mitteln daraus ausacht, die erste Rolle zu spielen. Aelteve Leiste haben Sondcrlich- keilcn an sich, die gerade mit den- Jahren beginnen, in denen ein« Mutter Schwiegermutter zu werden pflegt. Sondcrlichkeiten des werdenden Alters zu berücksichtigen ist aber den Jungen ein Leich tes, während das Umgekehrte ungeheuer schwierig ist. Leider ist es heute an der Tagesordnung, Schwiegermütter ob solcher Eigenarten zu hassen, eine Ungeheuerlichkeit, ja eigentlich eine Unmöglichkeit j gegenüber der leiblichen Mutter des geliebten Ehegcführten. Das Wort „Jung zu Jung, Alt zu Alt" Ixst manchmal recht, es darf aber nicht als allgemeingülttg angesehen werden. Heutzutage stehen ihm meist wirtschaftliche Verhältnisse entgegen, mit denen doch ge rechnet werde» nmß. Leider sind es zinneist die Schwiegertöchter, die mitunter schon aus gekränkten, Eftelkeitsgcfüstl heraus ihre» Schwie germüttern dir Hölle aus Erden bereiten können. Ein guter Rat in HanS und Küche wivd schon als Machtprobe angesehen. Dabei verhält es sich doch sehr oft so. daß die junge» Frauen aus dem Beruf in die Ehe treten und von einer erfahrenen Mutter nur ler nen können, wie man am praktischsten mi Hanse wirtschaftet. Viag sein, daß die Schwiegermutter nicht innner das rechte Wort findet. Sollte das aber nicht auch ihren „Soivderlichkeiten" zugutcgerechnet werden könne»? Einmischungen in eheliche Angelegenstoiten kom men natürlich auch vor und müssen verirrt eilt wevden. Was jedoch alles alz „Einmischung" angesehen wird, hält man nicht für möglich. Es fehlt auch hier am guten Willen, und den müssen in erster Linie die Jungen aufbringsn, die noch die dazu nötige Spannkraft besitzen. Und dieser gute Wille heißt Ehrfurcht vor der Mutter des Gatten, .Hilssstcreitsckxftt, Taft. In diesem Zusammenhang« wird man am Muttertag auch einen Blick aus den Vater richten dürfen. Er hat es im allgemei nen leichter als di« Mütter. Die Weichheit des fraulichen Gemütes kennt er nicht, und seine Autorität kommt auch weniger leicht ins Wanken. Dennoch ist man heute bestrebt, auch den Vater auszuschal ten. Der Kampf gegen alles Alte wurde nie so erbittert und so naiv zugleich geführt wie in unseren Tagen der Hemmiingslosigkcit. Dari» unterscheidet sich unsere Zeit — man könnte beinahe sagen grundsätzlich — von früheren Epochen der Gärung. Früher Hai man den Rat der Alten stets besonders hockxiehaftcn. Mai, l>at ihn gewiß nicht immer wörtlich befolgt, aber man hat nie den guten Kern, den er enthielt, vertan»,. Heut« bekämpft man wider Sinn und Ver nunft diesen Rat. Unid man bekämpft in erster Linie deswegen die Men selbst. Di« Fälle von Ehrfurcht, Hillsbereitschaft und Takt gegenüber dem Mer sind wahrlich fast zur Seltenheit geworden Und deswegen stelle ich die Frage: Warum nur Muttertag? Warum nicht Ta« des Alters? Dessen Belpindlung so viel zu ivünschcn übrig läßt! Sind die großen Vorbilder der Geschichte. des Mythos, der Dichtung plötzlich vergessen? Hat die christliche Welt anschauung mit ihrer Betonung der Mersvcrchrnng keine Geltung mehr? Ist insbesondere die herrliche Mnttergottcsverestnmg der katholischen Kirche, die sa gerade im Monat Mai ihren stärksten Ausdruck findet und sogar von den der .Kirche Fernstehende,, ver standen >mv gewürdigt wird, unwiksan, geworden? Innner sind eS die superklugen, sich modern nennenden Menschen, hie den, Aller ohne Ehrfurcht begegne». Und gerade sie sollten von ihrer Bern,inst her an dieses Problem, das gar kein Probien, sei» kann, stcranlre- ten und sich ganz instinktiv sagen, daß die Lebensknrve, die wir alle durchwachen müssen, von der Hilflosigkeit über die Höhe wieder zur Hilflosigkeit führt. Dadurch ist die Behandlung des Alters „nd besonders der Mutter über von selbst gegeben. Welche manchmal übernatürliche,, Mühe» wid Leiden nimmt eine Mutter auf sich, um ihr hilfloses Kind dem Loben zuzufüstren! Ist es denn nicht ei ip so ck ein Gebot der Natur, wenn die Kinder den Ellern die gleiche Liebe erweise», sobald sie alt und wehr oder weniger hilf los werden? Darin liegt nicht einmal ein Verdienst, denn dem ge rechten Bcrnrteiler wird klar sein, daß Vas. ivaz Kinder den Ettern Gutes tim können, nickst dazu ausroickst, auch nur einen Bruchteil der Dankesschuld abzutragen. di« ans ihnen lastet. Die Not ist hier sehr groß. Erforsche sich ein jeder, ob sein« Beziehungen zu», Aller eine Verbesserung benötigen! Und ver bessere dann ernstlich und gleich. Das ist wichtiger als der Blumen strauß oder die Bonbonniere, di« seinen „Muttertag" bisher auszu machen pflegten Für deutsche Jugendherbergen Zur Werbewoche vom 28. Mai bis zum 1. Auni. Nicht darüber will ich lseute, zur sächsischen Iugend- herbergswoche, etwas saften, wie wichtift das Iugendivan- dern für die Gesundheit des Heranwachsenden Geschlechts ist — nicht über die Schönheit der Heimat, die der Wan derer besser kennenlernt als irgendein anderer: mir er scheint etwas anderes stets als das erfreulichste Ergebnis des Baues von Jugendherbergen und des dadurch erst recht ermöglichten Manderns. Es führt die jungen Men schen heraus aus den oft unerträglichen Verhältnissen da heim, aus enger Wohnung, aus dem öden Gleichmaß der Zugenderbolungsheim Otiem ors bei Sebnih Arbeit in Fabrik. Werkstatt und Bureau: die Augen von Kindern, die viel Elend sehen müssen, mehr als ihren jungen Seelen zuträglich ist, lernen draußen das sehen, was al'en gemeinsam ist. die große schöne Heimat mit ihren Bergen und Wäldern, ihren Flüssen und Siedlun gen. Die Bedeutung dieser Weitung des Gesichtskreises kann gar nicht überschätzt werden! Dies Herausfiihren aus der Enge in die Weite formt die jugendlichen Seelen ganz anders, als sie werden würden, wenn sie ihre ganze Jugend in sonnen- und luft- und lichtlosem Dasein zu. bringen müßten. Dazu kommt, daß gemeinsame Wanderung des Ge meinschaftsgefühl stärkt und über kurz oder lang jeden Stille Nelnsahrk Von Willy Oese». Ich liebe die stille Rheinfahrt durch die Ebene zwischen Haardtgcbirge und Odenwald. Sie ist fast ohne alle Verkehrs politik. Niemand ist von ihr begeistert. Kein Sänger singt ihr ein dankbares Lied. Fröhliche Eesellschaftsfahrten zer schneiden nur selten die Stille. Man fährt hier nur mehr wegen der „frischen Luft" und dem Wassergeruch. Nicht aber um der Schönheit der Landschaft willen. Rheinfahrt! Das hat doch einen ganz anderen Klang. Da prickelt der Duft wohlriechen den Weines unter der Nase und schlanke Mädchen winken vom Ufer her Die Loreley kämmt ihr goldenes Haar, während pro Tag Tausende von Schisfern in kleinen und großen Kühnen nicht wißen, was es bedeuten soll. Diese Rheinsahrt fröhlicher Gesellen meine ich nicht. Ich fahre auf einem weißen Schiss, das den Namen „Beethoven" trägt. Es ist schlank und durchaus unmusikalisch. Nur das rhythmische Stoßen der Dieselmotoren erinnert an eine sachliche und handwerkliche Melodie. Manchmal ist auch auf dem Dampfer „Salonmusik". Man feiert die schöne, blaue Donau auf dem Rhein. Ich küsse ihre Hand Madame aus dem Dampfer Beethoven. Ich fahre von Mainz aufwärts gegen den starken Strom Weit und einfach groß liegt bald die Ebene zu beiden Seilen des schicksalsreichen Rheines. Die Berge des Odenwoldes um säumen das Bild nur fern-blau. Wir warten aus Worms, spähen nach dem ersten Blick aus den Dom voll eigentiiml cher Spannung. Der Fluß erscheint hier uralt, mistend um die tausendjährige Geschichte. In zärtlichen Wellen umspielt er das Imposante Sptegervlld der langen Pappekrelhen, die stolz wie die Nibelungenrccken an seinen Usern hinziehen oder in geraden Reihen schnittig ins Land hineinstoßen. Nach Worms: Mannheitn—Ludwigshasen. Rauch und Barock. In Mannheim die prachtvolle Jesuitenkirche und das riesige Schloß. In Ludwigshasen die Hochburg der Industrie: die Anilinfabrik. Machtkomplexe der Vergangenheit „nd Gegenwart. Schon früh kündet sich die Gegenwart aus dem Strome an: wenn wie riesige buntschillernde Fettaugen die Abwässer der Fabriken stromabwärts schleichen. Nach Mannheim wird der Rhein noch urwüchsiger. Noch eigenwilliger und selbständiger bildet er sich hier selbst seine Ufer. Weiden träumen silbrig zitternd, vorübcrgencigt ins Master. Wie in einer großen Einsamkeit, abgeschlossen durch die Wälder am Ufer, lebt der Rhein hier ein Eigcndasein. Die Wellen starker Schisse schlagen den Gischt hoch am Ufer empor, ins Grün hinein, zeichnen lange, dunkle Streifen aus dem Master. Einbuchtungen öffnen sich dem Auge, die oft daliegen wie ein See oder, in dichtes Buschwerk gehüllt, in eine para- diesische Einsamkeit zu locken scheinen. Blickt an solchen Ufern noch ein schüchternes Reh verwundert nach dem weißen Schiss, das uns fährt, oder steht ein Mädchen in rotem Kleid vor dem grünen Grund so erleben wir den Eindruck wieder, den Böcklin und nach ihm Thoma von diesen Pappelufern des Rheines gewonnen haben. Tauchen ein paar Häuser oder ein Dorf am Rhein aus. so liegen auch sie nicht mit prunkhasten Fassaden am Wasser, sondern sanft in sich zurückgezogen und einsam. Menschen er scheinen nur selten an den Ufern. Manchmal schreiten oben auf den Dämmen als scharfe Silhouetten Bauern und Fischer nach Hause. Möwen flattern da und dort auf. umkreisen das Schiff, aber in weitem, scheuem Bogen. Eie sind hier noch keine Dekorationsstück« de» Fremdenverkehr» geworden, dir aus der Hand fressen oder im Flug die zugeworfesten Brocken lmanche Menschen narren sie noch mit Papiers ausspicßen. als gälte es einem wiehernden Publikum eine Zirkusclown-Vor- stellunq zu geben. Das eindringlichste Bild bleibt von dieser stillen Fahrt auf dem Rhein der Ebene jener Blick aus den Dom von Speyer. Mag der Himmel grau sein und der Rhein bleigrau sich hin- wälzen, mag die Sonne einen breiten Goldstreifen wie flüs siges Metall in das Wasser eingraben, immer wird dieser An blick gleich einzigartig sein in der deutschen Landschaft. Die Türme von Speyer wachsen, aus der Ferne gesehen, über dem breiten Strom auf wie Pappeln und beweisen durch diesen innigen Einklang mit der Natur das baumeisterliche Misten ihres Schöpfers. Heimwärts geht es in den Abend hinein. Das weiße Schiff wühlt sich, goldfarben jetzt, durch den Strom. Die Ufer entfernen sich, werden schmergrün in der Farbe, bis sie nur als dunkel-silberne Konturen gespensterhast den allein in der Nacht hell leuchtenden Strom begrenzen. Das Kleid. Heul« Ixri« ich ein bcrrlickxs Kleis gesehen. Dos kaufst du mir doch?" — „Preis?" — „Ein Preis >var nicht dran." — „Für dich kaufe ich nur ausgezeichnete Sachen!" Klinik. Valcr ist am Biindvan» operiert worden. Gesteift verläßt er die Klinik. Am Ansgang wird er ernxirlct Sein drei, jähriger Junge tritt aus ihn ,zu — und sagt: „Ai>er wo ist das Baby?" Eisenbahn. „S<l»ftsncr, kann ich noch mal an die Sperre zu meiner Frau gestn? Ist noch Zeit?" — „Das hängt davon ab. wie lang« Sie verheiratet sind". Höchste Zeit. „Unser Freund, der Dickster, hat sein«» EKist »ist- gegeben." — „Endlich! Ich seinen schon lange!" Unter Vorbehalt. „Ist das echtes Elfenbein?" — „Wenn der Elefant keine saisckxn Zahne batte, besnmnst!" Siedlung. „Hier ist mein Haus — daneben di« Etzirage." — .Welches tst di« Garage?"