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Der Pariser Schluhbericht Paris, 16, Mai Dir Morgrnpresse ist in der Lag» über dr» gcftrrn drn Tele glertr« drr Rrperatienskenskrenz überreichte» Berichtseutwurf Einzelheiten mitziiieiten. Ter Entwurf soll 60 Seiten umfassen nutz den Bericht in sich schlicken, der bereits von den An>enkanrrn »>id Ostänbigerdelkgicilcii ohne Beleiligiiiig dcr Tcntschcn ans- gcarbeilet, jetzt aber von Tr Schacht abgcändert und niil Zu. sätzen vkisebr» wurde. „Malin' berichtet: Ter Kernbnnki dcr Berichte find di» Vor behalte. Tie Sciiuhkiauscln bcziehcn sich nicht >rur auf Trousjcr-, sontzon auch auf die Zahlungen, die sür 2 Jahre suspendiert wer den könnte», aber lediglich sür den bedingt lautenden Teil der Annuitäten, der sür die Zahlung der interalliierten Schulde« in Frage käme, Für eine Rachprünoig der Zablnngssähigkcit des Schuldners ivird d>is beratende Komitee der geplante» intcrnalio- naten ?Vrnk zuständig sein. Ter Bericht schlägt vor, sobald das neue System stmklionicrt, die Kontrolle des Tawcsplanes auszu- debcn, sieht jedoch die Möglichkeit vor, daß die Rciehsciscnbabn «ine »nabhängige Gcscllsäuisl bleibt, in der die Gläubigerstaaten vertreten sind. Der Gewinn der internationalen Beins werde ln gerechter Weise verteilt werden. Der Bericht schlicht ab mit Er- ivägnngcn allgemeiner Art über den Wert der Regelung des Re- parationkproblcms und gibt der Hossnunq Ausdruck, daß durch ein« angeinrffene Behandlung der deulscl-en Staatsangehörigen dar Reich ausreichende Hilfsquellen finde, um seinen Verpflich tungen »achzukoinme». Die Arbellslofbikeil im englislhen Wahlkamps London, 15. Mai. Wie das Arbeitsministerium bekannt gibt, betrug die Zahl der Arbeitslosen in Großbritannien in der am k. Mai zu Ende gegangenen Woche 1102 700, was gegenüber dcr Vor woche ein« Verminderung um 31118, gegenüber dem Vorjahre aber noch eine Vermehrung um 28 878 darstcllt. Die Hoffnungen der Konservativen, die Arbeitslosigkeit vor den Wahlen am 30. Mai so erheblich senken zu können, daß hierdurch der liberalen-arbeitcrparteiliehen Agitation auch durchaus wirk sam «ntgegengctrcten werden könnte, haben nur noch außer- .ordentlich geringe Aussichten aus Verwirklichung. ! Der liberale Plan zur Bekämpfung dcr Arbeitslosig keit findet nun auch die Unterstützung des früheren Schätzte, nz- Icrs und gegenwärtigen Präsidenten dcr Midland Bank, Mac Ken na. Bei dem außerordentlichen Ansehen, dessen sich Mac Kcnna als Politiker wie als Finanzmann erfreut, bedeutet das «Ine neue Verstärkung der liberalen Wahlpropaganda, die auch darin zum Ausdruck kommt, daß die Liberalen neuer dings wieder in den Notierungen an der Börse mit 91—95 Mit gliedern höher stehen als seit langer Zeit. Die Arbeiterpartei ist in der letzten Woche ständig zurückgefallen und wird gegen wärtig nur noch mit 240—245 notiert gegen 275—280 Konser vative. Slimmungsmüßig enisprechcn diese Notierungen nicht mehr ganz den wahren Verhältnissen, da die Konservativen, die vor kurzer Zeit kaum selbst glaubten, eine Mehrheit erwarten zu könne», heute ziemlich fest davon überzeugt sind, daß sie eine klein« absolute Mehrheit erhalten werden. Die Entwicklung des Wahlscldznges im Laude gibt aber hierin: keinen sicheren Anhaltspunkt. Hauseinslmz In Hamburg Hamburg, 14. Mai. Heut« abend stürzte in der Schmiedest ratze im Zentrum der Stadt rin im Umbau befindliches Haus ossenbar unter der Last der an ihm angebrachten Eisengerüste bis aus dl« Grundmauer tn sich zusammen. Eine Person, anscheinend ein Wächter, wurde von den Trümmern zu Boden gerissen, erlitt erheb liche Kopfverletzungen und mußte in «in Krankenhaus gebracht werden. Passanten sind glücklicherweise nicht zu Schoden gekom men. Die Schmiedestrnße und die anliegenden Straße» waren noch geraume Zeit nach dem Einsturz in ungeheure Staubwolken gehüllt. Die Trümmer des Hauses bedecken di« Schmiede st raß« fast in voller Breite. Der ganze Etraßenkomple; ist polizeilich abgesperrt und die Feuerwehr ist «II den Ausräumungsarbeilen beschästigt. EkUlosionslatastrophe In Skaßburg Basel, IS. Mai. I« Zentrum von Straßburg ereignete sich am Mittwoch vormittag kurz vor acht Uhr ein folgenschwere» Ezplosions- ungliick. Mehrere Arbeiter der Straßenbahn waren mit Ans- brsserungsarbciten an den Gleisen beschäftigt. Bei den Schweißarbeitcn flog plötzlich der Benzinbchäller, der bei der Erhitzung der Echweißsorm verwendet wurde, in di« Lust. Ein Strahl brennenden Benzins ergoß sich dabei aus siins Arbeiter »ob siins znsiillig vorübergehende, von denen mehrere sosort s, Hellen Flammen standen, vrrzwejsett liefen di« brennenden Menschen in den Straßen umher. Siebe» dcr Verletzten, und zwar fünf Arbeiter und zwei Passanten, wurden späte» in» Krank«, hau« gebracht. Drei von ihnen liegen lebensgesährlich darnieder. Drei weitere Verletzte konnten in einer nah«» Apotheke verbunden werde». Gemöhigle Ashibllion in MM? Mexiko, 15. Mal. Wie Präsident Portes E i l heule mitteilte, soll man in mexi- kanischrn Regicrungskreisen beabsichtigen, alle alkoholischen Ge tränkt mit Ausnahme von W «i n u » d V i e r zu verbieten. Die zn gelassenen Getränke würden nur männlichen erwach senen Personen verabreicht werde» dürsen. Es wurde eine nationale antinlkoholische KommÜIion unter dem Vorsitz des Ministers für Hygiene ernannt, si« nimmt am 29. Mai ihre Tätigkeit auf. Aach heftiger Debakke «erlin. 1«. Mai. Der Reichstag hat gestern nach lebhafter Aussprache in 8. Lesung die Vorlage über di« SOg-MIKionen-Anleihe mit 187 gegen >78 Stimmen bei 11 Stimmenthaltungen angenommen. Für bi» Vorlage stimmten die fünf Regierungsparteien. All« übrigen Parteien und Gruppen stimmten dagegen. « In her Aussprache hielt her dculschnationale Abgeordnete Tr. Bang sdc, bchoniiltich als Spitzenkandidat in Ostsachsen gewählt worden ist), eine sehr hcsligc Rede gegen die Anleihe, die er als einen Verziveislungsakt bezeichnet«. Die Bedingun gen dieser Anleihe seien des Deutschen Reiches unwürdig. Hier verteile ein sozialdemokratischer Minister Liebesgaben an die reichsten Leute. Die Finanzkrise des Reiches sei hervorgeruse» durch die Rcparationspolitik, und di« marxistiselfe Innenpolitik. Diese Regierung versilbere eine Existenzgrundlage des deutsche» Volkes nach der andcrn. Gegen diese Rede ivandte sich dcr ootksfmrleilich« Abgc- ordnete Dr. L re m« r. Di« Wirtschaft werbe durch nichts mehr gefährdet, als durch fortgesetzte fchantastische Redereien über bevorstehende Katastrophen. Di« Deutschnalionaien haben an scheinend vergessen, daß von den N69 Millionen dcr bisherigen Auleiheermächtigung 675 Millionen mit ihrer Zustimmung be schlossen worden sind. — Reichsfinanzminister Dr. Hilserding erinnerte Dr. Bang daran, daß der Fehlbetrag !m Haushalt da durch entstanden sei, daß unter dem Kabinett Luther die Mil liarden für das Arbeitsbescl-asfungsprogramm ohne Deckung bewilligt worden seien. Die jetzige Vorlage sei ein erster Schritt, um eine grundlegende Finanzreform zu ermöglichen. Der erst« Schritt sei der schwierigste, aber er wird zum Erfolge führen. Weiter ivandte» sich i» dcr Aussprache die Redner der Kommunisten, dcr Nationalsozialisten und der Wirtsctxtt-s- partci gegen die Vorlage. Abg. Dr. Brüning sZcnlrumj bedauerte die Rede des Abg. Slang, die geeignet sei. das Ansehen der neuen Anleihe schon vor der Auslegung herabzumindern. Das sei ein Mangel an Dcraniworlungsdcwußtseiii. wie man ihn i» diesem Hause selten erlebt habe. Bedenklich sei dcr Wechsel in den führenden dentschnationalcii Finanzpolilikcrn. Bor drei Jahren v. Echlic- ben. einen verantwortungsbewußten, sachlich sich anfs äußerste beschränkenden Politiker, heute eine unsachliche, mit dein Thema überhaupt nicht zusammenhängende Rede Dr. Bangs. Feh weiß nicht, wie die Tentschnalionalen es mlt ihrem Tier- ontmortungsbewußtsein vereinbaren wollen, daß eine solche Kalastrophenrcdc gehalicn wird in einem Augenblick, wo ge rade im Interesse der Reparallonsvcrhandlungen wir aus dcr akuten Flnanzlirise herauskommeu müssen. Die vorliegende Anleihe ist gewiß ln mancher Beziehung bedenklich. Wir haben aber keine andere Wahl, »in aus dem noch bedenklicheren Zustande herauszukommcn. daß dcr Rcichsnnvnzmiuistcr jeden Monat bei den Großbanken anklopfen muß. »m über Illtimn himvegzukommku. Die Wirtschaslsimrtei hat auch Keinen besseren Weg zeigen Können. Es ist einfach schematisch einen zehnprozcntigen Abstrich vom Haushalt z» dconiragrn Wer wirklich sparen will, der muh in gewissent-akler Arbeit die ein. zelnen Hausyaltpostrn überprüfe», wie wir es getan haben. Die Attzestellleinmfiche «ui Der Stand der Vorarbeiten. ' Im Reichstagsausschuß für soziale Angelegen« Helte», dcr unter dem Vorsitz des Abg. Esser sZtr.) tagte, gab Ministerialdirektor Erirser einen Bericht über den Stand der Vorarbeiten zum Ausbau der AngcsteUtenversicherung Er stützte sich dabei aus eine Aufzeichnung, die noch nicht den Willen der Reichsregierung enthält, sondern diejenigen Le- fichtepunkte angibt, die das Reichsarbeitsministcrium zur Be rücksichtigung für geeignet hielt. Danach betreffen die Vorarbeiten zum Ausbau der Ange- stelltenverstcherung insbesondere solgende Punltr: 1. Ausbau der Selbstverwaltung. Der Vorstand besteht aus dem Präsidenten, seinem ständigen Stellvertreter und aus iveitcre» hauptamt lichen Mitgliedern sowie aus je vier ehrenamtlichen Mitglie dern. Der Präsident und die Hauptamtlielpen Mitglieder wer« den wie bisher vom Reichspräsidenten ernannt. Sie haben dir Rechte und Pflichten des Reichsbeamten. Die planmäßige» Beamten des höheren Dienstes bestellt der Verwnltungsrat. Besoldung»« und Dienstordnung werden vom Verwaltungsrat mit Zustimmung de» Rrichsarbeitsministcrs erlassen.. Dir Dienstbezllge der bei der Reichsorrsicherungsnuitalt Beschäftigten dürfen nicht ungünstiger festgesetzt werden als die vergleichbarer Rrichsbcamten. Auch der Voranschlag wird mit der Zustim mung des Reichsarbeitsministers festgesetzt. Das Aufsichtsrecht erstreckt sich wie bisher auch aus Zweckmößigkeitssr.igcii, di« Paragraphen 31 bis 34 RVO. werden aber übernommen, eben so die Paragraphen 8 und 23 RVO. Soweit di« beim Inkrast treten der Aendcrungen vorhandenen Beschästiqtcn bereis dl« Rechte und Pflichten dcr Neichsbeainteu habe», behä'! cs hier bei sein Bewenden. 2. Ansbau der Leistungen. s) Eltcrnrent«: 6) Rente für die schuldlos geschiedene Frau: c) Gewährung eines sür jede Beilragsttnsse in M kbe» trügen ausqedrücktcn feilen Steiger» igsbei rasdcr s« bcniesien wird, daß er zwanzig Prozent der heutigen Beitrage nusmacht. 3. Unter den sonstigen Aenderungcn sind bemerkenswert, daß auch durch freiwillige Weitcrversickierung da» Versichcrungsverhältnis erneuert werden kann, daß da» Hausgeld mindestens drei Hundertstel der zuletzt entrichteten fünf Beitrage beträgt und daß sür lic Auscechtelhattung der Anrvartschuft sechs Monate in jedem Kalenderjahr nötig sind. Die Kriegsdienste werden auch den Dcutich-en anaereckiret, die im Ausland eine AngestclUentäliglcit ausgeübt haben. Bis zum Schluß des Jahres 1930 könne» auch Pcrionen. die zwar das vierzigste, aber »och nicht das fünfzigste Lebensjahr voll- ei'd-'* h, b"n. freiwillig in die Angeslctltcnversicherung einttete». Zentrum und Wohnungsbau Augenblicklich bct)«rrjcht wieder dte Wohnungsfrage das öffentliche Debattcscld. Hausbesitzer- und Mieterorgnnisatio- ncn treten überall auf den Plan. Die Wirtschastspartci wie derum will das Wohnungsbauproblem zu Werbezwecken partei politisch ausnutzen und beliebt dabei scharfe, zum Teil demago gische Angriffe gegen die Zentrumspartei. Es ist daher von allgemeinem Interesse, nochmals genau den Standpunkt der Zcntrumspartei zu dieser brennenden Tngesfrage des Wohnungsbaues kennen zu lernen, wie ihn der Abgeordnete Tremmel kürzlich im Reichstag darlegtr. Non besonderem Interesse aber sind wohl seine Enthüllungen über die Agitationsmelhode der Wirtschastspartci, der er schlagend ihre unsinnige Politik und Bedeutungslosigkeit nachwics. Er fuhrt« u. a. aus: „Die Zentrumssraktion gibt ihrer Genugtuung darüber Ausdruck, daß es möglich war, im vergangenen Jahre 330 000« Wohnungen bezugsfertig herzustellen. Im Jahre 1927 waren es rund 300 VVO Wohnungen. Bei einem jährlichen Bedarf, nach den Feststellungen des Reichsarbeitsministeriums, von 225 000 Wohnungen bedeutet das. daß 180 000 Wohnungen in den zwei Jahren mehr hcrgestellt sind, als der allgemeine jähr liche Bedars beträgt. Mit Rücksicht auf dir Reparationsleistun- gen und unser« sonstigen wirtschaftlichen Nöte ist das zweisels- ohne ein großer Ersolg und zeugt von der außerordent lichen Kraft, die in unserem deutschen Volke steckt, um solch« Werke zu vollbringen. An dieser Tatsache können alle Verleum dungen und alle sonstigen Kritiken nicht vorbeigcben, ganz besonders, wenn man berücksichtigt, daß 80 Prozent dieser Wohnungen mit Hilfe der Hauszins steuer- mittel erbaut worden sind. Wir wollen nicht versäumen, der Regierung sür diese Initiative unseren Dank cibzustaiten, insbcsogder den Sachberatern im Arbeitsministerium und eben so dem Vorgänger des jetzigen Rcichsarbeitsministers, dem früheren Minister Dr. Brauns, aus dessen Führung dieser schöne Ersolg erzielt werden konnte. Die Z e n t r u m s p a r t c i hat verantwortungsbewußt mitgearbeitet, »m den Wohnungsbau zu fördern. Die Mög lichkeit, dieses Resultat zu erzielen, ist in erster Linie aus die Richtlinien, die wir vor zwei Jahren hier im Reichstag be schlossen haben, zurückzusühren. In dem Zusammenhang« auch ein Wort zu der vielgeschmähten Hauszinsstcner. Wir geben zu, daß die Hauszinssteuer in Ihrer Erhebung eine unsoziale, grausame Steuer ist. und zwar deshalb, weil sie die sozialen Belange nicht in dem Umfange berücksichtigen kann, wie das wünschenswert wäre. Aber man darf nicht vergessen, daß die Hauszinsstcner in ihrer Verwendung eine sehr soziale Steuer ist, weil es mit dieser Steuer möglich war, in diesem Umfang den Wohnungsbau zu fördern und dadurch Hundcrttauscnben, ja Millionen von Menschen Arbeit und Ver dienst zu geben, die Wohnungsnot herabzumildern und außer dem Zehntauienden von Gewerbetreibenden Verdienst zu geben lZur Wirtschaftspakten Sie können in ihrer Hetze nur eins: Sie betreiben die Wohnungs-Hetze nur zu dem einen Zweck, die breiten Volksschichten anszuwüchcrn und anszubeuten. ohne Rücksicht auf die Belange der Arbeiter und Gewerbetreibenden, die gerade dadurch Arbeit bekommen. Wir geben zu, daß es !m Interesse des Wohnungsbaues kein idealer Zustand ist, daß ein Teil der Hauszinssteucr zn anderen Zwecken verwandt ward. Aber dabei darf man nicht vergessen, daß dcr Teil der den Ge meinden und Länder» zur Verfügung steht, zu einem großen Teil auch zn W o h l s a h r t s z w e ck c n verwandt wird, und wenn man den Gemeinden und Ländern dielen Teil entzieht, inuß man auch ans anderem Wege die Mittel sür diese Zwecke schassen. Auch meine Partei steht aus dem Standpunkt, daß es zweifelsohne ein angenehnicr Zustand wäre, wenn die Haus- zinsstcuer restlos sür den Wohnungsbau verwandt werden könnte. Wir sind bereit, mitzuarbeiten, um dieses Ziel zu er reichen. Aber diejenigen, die immer wogegen Kümpfen, muß «ins gesagt werden, wenn sie das Verlangen stellen: daß sie auch den Akg angeben müssen, wie die Gemeinden iür die 800 Mil lion für Wohlsahrls- und andere Zwecke Ersaß bekommen. Eine wesentlich andere Frage bei unserem zukünftigen Wohnungsbau wird die Frage der Ncubaumietrn sein. Die Zahl der Wohnungssuchenden, die die Möglichkeit haben, die Neubaumieten zu bezahlen, wird in absehbarer Zeit erschöpft sein, und es muß ein Weg gesucht werden die Neu baumieten wesentlich zu senken. Ganz besonderer Fürsorge be dürfen die kinderreichen Familien. Allerdings können wir uns dem Antrag, de» Helr Kollege Lucke im Wohnungs- aussehuß gestellt hat, die kinderreichen Familien nur noch in Neubauwohnungen unterzubringen, nicht anschließen. Wer sozial und gerecht dcnkt, muß auch noch für die kinderreichen Familien etwas übrig haben und bereit sein, si« in seinen Wohnungen unlerznbringen. Besonders die Erfahrungen, die man sowohl früher als auch heute auf diesem Gebiete machte, zwingen uns, den kinderreichen Familien ganz besonderen Schutz angedrihen z» lassen. Deshalb haben wir auch den An trag gestellt, wonach jährlich eine größere Anzahl Wohnungen für kinderreiche Familien erstellt und die Mieten so bemessen werden, daß sie einen bestimmten Prozentsatz des Einkommen» nicht übersteigen. Bei den Beratungen der Richtlinien im Wohnungsausschuß haben wir a»eb in diesem Sinne gewirkt. Wir bitten daher, diesen Antrag dem Wohnungsansschuß zu überweisen. Ein Wort zur Stellung dcr Zentrumspartei in der Woh nungsfrage überhaupt. Wir haben in diesem Haus« wiederholt erklärt, daß die Zrntrnmspartei keine Verewigung der Wohnungszwangswirtschast will. Alles andere, was über die Haltung dcr Zcntrumspartei in der Wohnungsfrage be hauptet wird, ist elende Lüge. Wir wollen di« Woh- nungszwangwirtschaft nur so lange aufrecht er halten wissen, bis ein Ausgleich aus dem Wohnungsmarkt ge- schassen ist. Dieser Ausgleich ist aber noch lange nicht ge- schassen-, denn auf Grund der letzten Rcichswohnungszählung steht fest, daß in Deutschland noch mindestens 6V90VV Wohnungen fehlen. Dazu kommt, daß Hundertausende von Familien in menschenunwürdigen Wohnungen unterge bracht sind.' * Seipel ln Fiume. Der ehemalige österreichische Bundes- kanzler Dr. Seipel hat auf seiner M i t t c l m e e r r e i s e in Fiume kurzen Ausenthalt genommen, wo er in der Kvpuziner- kirche eine Messe las. Er fuhr dann nach Ika weiter, wv er längere Zeit z» verweilen beabsichtigt. ' Antrag aus Austritt Norwegens au» dem Bölkerbuud ab, gelehnt. Das Storting lehnte gestern »ach längerer Debatte gegen 55 Stimmen «inen Antrag der Arbeiterpartei ab. in den» gefordert wurde, daß Norwegen aus dem Völkerbund nustret« Der Antrag war außer von den Mitgliedern der ArbeiterpartH von zwei Radikale» und einem Mitglied der Bauernpartei Wetterbericht der Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Besonders in den östlickfkii Gebiet» teilen vorübergehend Regen: im übrigen wechselnd bewölkt Temperaturen schwankend, dabei nicht ivesentlich geändert S«t»va<I)e bis mäßig« Winde an« »restlichen Richtungen.