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Summer 1LI Sächsische Dolkszeilung r» Ma« l«9 Kirche und GrotzmSchle Annahme der Lakeran-VerrrSge tm römischen Senat — Frankreich aus dem Wege zum Konkordat Der Roni-Frie-e Rom. 28. Mai. Der Senat hat heut« di« Lateranverträge mit SIS gegen sechs Stimmen angenommen. 321 Senatoren nahmen an der Abstimmung teil. Nachdem zu Beginn der Sitzung der Referent, Senator Boselli, die Vorlage gegenüber der Kritik einzelner Sena toren verteidigt hatte, ergriff Mussolini das Wort, um zu nächst einen Passus aus seiner Kammerrede, der in einigen katholischen Kreisen stark mißverstanden worden sei, zu inter pretieren. Er habe an der fraglichen Stelle nur sagen wollen, daß Rom für die Ausbreitung des Christentums sehr günstig gelegen sei. Ebenso bemühte sich Mussolini, die etwaigen Be fürchtungen streng religiös gesinnter Kreise bezüglich der Ju genderziehung zu zerstreuen. Man solle sich, so sagte er, auf den rein praktischen Standpunkt stellen, dass nur der Staat im. stände sei, für allgemeine Durchführung des Unterrichts, sogar des Religionsunterricht» zu so r g e n. Bei den heutigen wirtschaftlichen Zuständen könne die Familie meist sehr wenig für die Erziehung ihrer Kinder tun. Wie übrigens die jetzige Regierung in der Erziehungs frage denke, beweise der Umstand, datz der Faschismus sogar eine katholische Universität zugelassen habe. Frankreichs historischer Katholizismus Es hat im Lager der Kirchenfeinde etne große Beun ruhigung hervorgerufen, daß aus Anlaß der 500-Zahrfeier der Befreiung Orleans durch die Jungfrau Jeanne D'Arc der päpstliche Legat Lepicier und das Oberhaupt des fran zösischen Staates Doumergue freundschaftliche Worte aus getauscht und in nähere Berührung getreten sind. Daß gerade noch beim Festbanquet selber der Präsident der französischen Republik die Gegenwart des Legaten, des Bischofs von Car- thago, Msg. Lepicier, als einen Beweis des guten Wil lens des Heiligen Vaters zu Frankreich betrach tete und dies laut aussprach, bringt die Anhänger der Laien gesetze und der Trennung von Kirche und Staat in Frankreich in große Erregung und läßt sie befürchten, daß sich dieser Ver besserung der Beziehungen noch andere Momente anschließen könnten, die die Sache soweit treiben würden, daß das alte Verhältnis der Zusammenarbeit von Kirche und Staat wieder hergestellt werden könnte. Das wäre nichts anderes als die Schaffung eines neuen Konkordates. Namentlich der Führer der französischen Sozialisten und der entschlossene Verfechter der Laienschule, Herr tot hat gerade seht das Schreitensgetpent, des e-anlordates wieder seinen Genossen an die Wa-.. g u.>. und Hai da;ür von Kardinal Dubais in einem Pastoraischreiben zu seinem goldenen Priesterjubiläum folgende prompte Antwort ersahren: „Warum sollten wir nicht zu einer vertragsmäßigen Zulam- menarbeit gelangen von religiösen und nationalen Kräften, die jeden Konsliktsgegenstand zwischen Kirche und dem Staate aus der Welt schassen würde und zum Frieden und zur Freiheit des Gewissens unter den Kindern ein und desselben Volkes führte? Wir hoffen sogar, daß in nicht mehr ferner Zeit der Katholizismus in diesem Lande, das er geschaffen und durch seine unvergängliche Tradi tion vor dem Untergänge gerettet hat, mit Hilfe der in ihm lebenden geistigen Kräste wieder jene alte Stellung in Franks reich einnehmen wird und tm öffentlichen Leben wieder seine historische Rolle spielen wird. Er wird diese' Rolle ausllben zum Besten des Landes und niemand zum Nach«, teil und nicht zur Bedrückung der Rechte und Freiheiten Anderst denkender." Vielleicht war gerade das Fest der Jungfrau von Orleans geeignet, dem französisthen Volke zu zeigen, daß seine Rettung ihm nicht durch den Unglauben gebracht wird, sondern nur durch die moralische Kraft des Glaubens und daß gerade sie, deren Zwischenkunft das französische Volk die Rettung aus großer Not zugeschrisben hat, nunmehr auch zu einem dritten Male berufen sein wird, das Volk vor seinem moralischen. Untergange zu retten. Schon beginnt der Lateranvertrag Italiens mit dem Heiligen Stuhle seine Wirkung auch in Frankreich zu üben, nur in Deutschland scheint man noch von dieser Einsichten vielen Kreisen weit entfernt zu sein. Kn. Mussolini zählte alsdann nochmals die Nachteile auf. welche die bisherige Lage für den italienischen Staat gehabt habe. Als er daran erinnerte, daß eine auswärtige Macht sich über den Zwist zwischen Vatikan und Quirinal ausgiebig gefreut und ihn ausgenutzt habe. erhob sich der ganze Senat und brachte Mussolini eine große Ovatian dar. Wenn im Laufe der Debatte behauptet worden sei, daß der Friede des Staates mit der Kirche nicht lange dauern könne, bemerkt« Mussolini weiter, so biete der Umstand, daß drei Jahre lang über die einzelnen Artikel der Verträge beraten worden sei, genügend Garantien dafür, daß der Friede von Dauer sein werde. Im übrigen dürfe man sich nicht wundern, wenn Meinungsverschiedenheiten und Konflikte entstehen sollten, be stehe doch das Leben wesentlich aus Spannung und Gegensatz. Wen» nur mit bona kicke» von beiden Seiten vorgegangen würde, werde man auch in Zukunft aller Schwierigkeiten Herr werden. Der Faschismus habe der Kirche in ehrlicher Weise die Hand gegeben, dcnke aber nicht daran, ihr den ganzen Arm zu überlasten. Nach der Rede des Ministerpräsidenten begann die nament liche Abstimmung über die Frage, ob das Haus zur Diskussion der einzelnen Artikel übergehen solle. Als Gegner der Vorlage stimmten nur sechs Senatoren, während andere, von denen an genommen worden war, daß sie gegen die Vorlage stimmen wür den, der Sitzung ferngeblieben waren. ' Ungarische Parlamentarier pilgern nach Rom. Wie un ser R. v. F.-Vcrtreter aus Nom drahtet, wird Mitte Juni aus Ungarn in Rom der Besuch von Ministern und Parlamenta riern erwartet, die nicht nur dem König und Mussolini als Antwort auf den vorjährigen italienischen Besuch in Ungarn ihre Huldigung darbrigcn wollen, sondern die auch vom Papst empfangen werden sollen. Es haben sich bisher 72 Parlamen tarier gemeldet, die von Baron Kray geführt werden Die Eesamtführung wird der Kardinalprimas Seredi persönlich in Händen haben. Bei den bekannten italienisch- ungarischen Beziehungen und angesichts der Tatsache, daß es sich nicht um eine spontane Aktion handelt, ist dieser Pilgerfahrt größeres politisches Interesse beizumessen. Der Wille -er Jugend Der Abschluß der Windthorslburrd-Tagung — Die steigende polnische Aktivierung -er jüngeren Wähler Osnabrück, 25. Mai. Die Reichstagung der deutschen Windthorstbunde wurde Sonnabend mittag abgeschlossen. Nachdem man in lan- aerer Aussprache noch verschiedene durch den vom Abgeordneten Krone erstatteten Geschäftsbericht aufgeworfene Fragen be sprochen hatte, schritt man zur Neuwahl des Vorstandes. Diese ergab die einstimmige Wiederwahl des Reichstagsabgc- ordneten Zoos zum ersten Vorsitzenden der deutschen Windthorst bunde. Weiterhin wurde ein Beirat aus Vertretern ver schiedener Landesorganisationen, deren Frauen und der Vauern- jugend gegründet. Der O r t d e r T a g u ng f ll r d a s n ü ch st e Jahr, um den sich die Städte Aachen, Münster, Montabaur und Franksurt am Main, sowie eine Stadt im deutschen Osten beworben haben, wurde noch nicht fe st gesetzt, sondern dies dem Vorstände überlasten. Verschiedene Entschließungen, die angenommen wurden, fordern den Aufbau der Verbandszcit- schrift „Blatt für die Jugend"; bei den bevorstehenden Kom- mnnalwahlen drücken sie die innige Verbindung mit der Snar- bevölkerung aus, wollen den Religionsunterricht als Pflicht fach in den Berufsschulen und den 11. August als Nationalfeier tag erklärt sehen. In einer großen Entschließung legten die Windhorstbnude ihre Stellung und ihre Forderungen nieder. Darin bekennen sie sich zum Friedensgedanken, kür die Abrüstung und den Ausgleich der internationalen Wirt schaftsinteresten. Weiterhin wird eine Wahlrechtsreform gefordert, die den Wählern mehr Freiheit bei der Bestimmung der Abgeordneten gibt. Die sogenannte Krise im Parla mentarismus liege nicht im System selbst, sondern in seiner unzulänglichen Handhabung. Die Reinigung des politischen Lebens von allen Kruppen- und Sondeeinteresscn, die Wegräumung gefährlicher Heimlichtuerei, Aufrichtigkeit und Offenheit zwischen Regierung, Parlament und Volk könnten hier die notwendige Aenderuna und Vesteruna bringen. Auf wirt rcgafMchem «uv toitatem meev vte »'uerechkeryonung ve« sozialen Gesetzgebung und ei» A-.g-», der die fugend betreuen, den Gesetze verlangt. In der großen Wohnungslosigkeit sehen die Windthorstbunde einen widerchristlichen Zustand und eme Ge fahr für den Staat. Am Privateigentum, an Grund ""d Boden wird sestgchalten. Die große Not des Landvolkes wird ancr. könnt und jede praktische Maßnahme zu ihrer Abhilse unter. Weiter heißt es in der Kundgebung: Wenn die Windthorst- bunde diese Ziele Herausstellen, fühlen sie sich verbunden mit allen Willensregungen deutscher Jugend, die zum gleichen Ziel strömt. In unerschütterlicher Treue stehen wir zur Zentrums partei. Mit einem kurzen Rück- und Ausblick schloß Abgeord neter Krone die diesjährige Tagung der deutschen Windthorst« bunde. die in einer großen Kundgebung in der Osnabrücks« Stadthalle am Sonntag vormittag ihren Ausklang finden wird. Im Zusammenhalt« mit der Entschliestun« der Windrhorslbund-Taguiig, die den Willen der politisch ivachen Jugend innerhalb der Zentrumspartei zum Aus druck bringt, ist es interessant, sich daran zu erinnern, wie die jungen Kräfte jetzt allenthalben stärker nach verantwortlichem Einfluß drängen. Alan denke beispielsweise än -775 poNtischcK' Durchbruchswitlen des Jungdeutscheil Ordens", an den zur Deutschen Volks« Partei gestoßenen „Februarklub", der im Westen des Reiches beheimatet ist, an die „Front 192!)". Jetzt stehen wir vor einem neuen Versuch zur politischen Aktivie rung junger Kräfte, die sich im Zusammenhang mit der Deutschen Volkspartei in Bewegung setzen. Ein interessanter Artikel von Dr. Walther Heide in der „D. A. Z." (Nr. Mi) gibt darüber näheren Auf schluß. Heide geht von der aucb nacb unserer Ausfall'!!!- Mtenopser in Grosse Bon Paul A. Schmitz. Von Cannes, der Perle an Frankreichs sonniger Mittel- mcerküste. fährt eine Bahn 25 Kilometer landeinwärts nach Graste... Graste, der Stadt der Blumen und — der Parfüm« fabriken. Dort wandeln Vlütenmeere der abfallenden Hügel der Alpen zum Paradies, aber dies Paradies wird den Blüten zum Sterbehause. Sie werden gepflückt, che sie recht erblüht, ehe sie ihren Duft in die flimmernde Luft des Südens verweht. Und sie enden in den Parfümfabriken... So wie hundert und aber hundert kleiner Maulwürfe ster ben müssen, damit eine Frau ihre Schultern mit Pelz bekleiden kann, so müssen in Graste tausend, hunderttausend Blüten ge opfert werden, damit eine Frau ihre duftigen Kleider mit Wohlgerllchen tränken kann. Unübersehbar weit strecken sich die Vliiteufelder, Jasmin, Veilchen und Rosen, im Wechsel mit Akazien- und Orangen bäumen. über die zum Meer hin abfallenden Berge von Graste. Und die Menschen dieser Stadt warten darauf, daß diese Felder in Blüte stehen. Dann beginnt ihre Arbeit. In aller Frühe, mit der erwachenden Sonne, ziehen die Frauen der Stadt hinaus zur Dllltenles«. Mit geübten Händen werden von den Sträuchern die Blüten gestreift, die im Dunkel der Nacht zu berauschendem Duft erblüht sind. Nur in den taufrischen Stunden des frühen Morgens dürfen die Blüten gebrochen werden. Denn mit steigender Sonne schließen sich wieder die Kelche und der Dust versiegt. Blumen duften am stärksten bei steigendem Tag. In großen Körben wird die Fülle der Blüten in die Par- sümfabriken gebracht. Hier türmen sie sich zu Bergen... Denn tausend Kilogramm Blüten braucht man. um ein einziges Kilo gramm Parftlmessenz zu gewinnen. Das sind fast eine Million einzelner Blutenkelche... Und das alles, damit die Frauen ihre duftigen Abendkleider mit Wohlgeruch tränken können. Die Estenzgewinnung ist einfach. Man preßt die Blüten und destilliert sie mit Weingeist. — Aber feinere Blütengerüche werden durch Infusion gewonnen. Die Blüten werden mit an gewärmten Fett übergossen und ausgelaugt. Immer wieder werden frische Blüten hinzugefügt, bis das Fett mit Duft über sättigt ist. Die Fette werden mit Weingeist gelöst: Und der Parfümestenz ist bereitet. Diese Essenz muß nun die synthetischen Parfüms, die aus Teer und Benzin gewonnen werden, veredeln. Reines Blllten- parfüm kommt nicht in den Handel, es wäre unbezahlbar für gewöhnliche Sterbliche. Wer einmal in Graste den berauschenden und benebelnden Duft eines einzigen Tropfen reinen Jasmin oder Rosenestenzes gekostet, dem bleiben alle kostbaren Produkte von Coty oder Houbigant, von Mouson oder Albersheim blasse» Surrogat. Und wer einmal in der Frühe während der Blütenzcit Uber die Hügel von Grosse gewandert ist und dort die Frauen gesehen hat, wie sie mit flinken Händen die Blüten vom Strauch gestreift, der wird keinen Tropfen Parfüm verschwenden, ohne jener geopferten Blüten zu gedenken. Die Trollblumen blühen! Trollbluniciumesen sind bei uns nicht allzu lßrusig. Sachsen hat zwei besonders glückliche Gebiete, wa man die herrlichen gold gelben Rammkelblülenköpse noch in größerer Menge finoet, und diese Gebieie sind ebenso Überlaufs» wie die Wiesen, die noch die Pracht der Märzenbecher zeigen. Schon die Einzolblüi« der Troll blume ist sin Wunderwerk, an dom keiner achtlos vorübergsht. Um wieviel stärker ist der Eindruck einer mit vielen von diesen Blumen bestocklen Wissel Das leuchtende Gold der Korallen sticht prächtig aeaen da- saftige Grün des Grundes ab. Wirft nun gar die Göttin de? LichicS eine .Handvoll Sonnenschein über diese Friibiiiigswnn» der, dann ist inan freilich stiller Andacht voll und freut sich der Werke d«r Natur. Zwischen den Blüiciiblälicr,, und den zahlreichen Stanbsäden sind schmale, oben löfselartig crwciierie HonigbläNer eingebettet, so daß man sich nicht zu verwundern braucht, daß Sie Bienen die Kngclköpse mit Vorliebe besuchen. Sonst rührt sie das Vieh nicht an. Früher gewann man aus Ser Pflanze ein Mittel gegen Skorbut; heute ist man darüber hinaus und schon! die Pflanze, die leicht mit ihren brauustiserigcn Wurzeln ans dem feuch ten Untergrund ansgeriffe» wird, wenn man die Blüten pilw'en wollte. Aber die Trollblume gehört zu den Schützlingen und viele eifrige Naturfreunde ivache» ängstlich darüber, das; idr kein Leid geschieht. Das' gleiche gilt übrigens auch von den bAimischcn Troll blumen. Die Ausrede zieht also nicht, wenn jemand mit einem Arm voll Trollblume» angerückt kommt und entschuldigt sich damit, daß er die böhmischen Wiesen geplünder! habe! Man bedenke ferner, daß die Trollblume viel, viel Wasser braucht. Daher sind die am frühen Morgen gestohlenen Trollblumen bis mittag laugst verwelkt und werde» meist wcggsworsen. 'Darum Hände iveg von den Troll blumen l Kellere Ecke Ein edler Mensch . . . Heftiger Gewitterregen. Es kommt vom Himmel, Ivas vom Himmel kommen kan». Auf de: Straße liegt einer, vollgeladen. Kommt nicht in die Hö!>e Tritt ein Schupo dazu, versucht, ihn in die Höhe zu bekommen. Ver geblich, Sagt der Mann: „Retten Sie man erst Frauen und Kinder. Ich kann schwimmen." Zerstreut. „Ich bin ganz erschöpft." klagte die Frau des Doktors. — „So? Komm morgen in meine Sprechstunde." ant wortete er gewohnlieilsgemäß. Wie man's nimmt. „Karl!" schreit der Vater zum Fe isier hinunter, „wirst du wohl aufhören, die Katze am Schivoiiz zu ziehen?" — „Ich ziehe gar nicht, 'iiati, ich Halle de» Schwanz bloß, die Katze zieht!" Der Diplomat. „Multi, Ivas ist schlimmer, wenn man sich den Arm bricht oder die Hose zerreißt?" — „Aber Bubi, der Arim brach." — „Dan» ist es ja gut. ich bin hingcsaUcn »üb h.ibe mir die Hase zerrissen!"