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! I i i !' , ff- U' ! I- l ! ! KnLr ihrer ZugestSndnisse an«el<mgt. Scheitert jetzt die Konferenz, dann wird man wieder einmal Deutschland als den Sündenbock bezeichnen, dessen böser Wille es zu deiner vernünftigen Regelung in Europa kommen läßt. Wir wollen heute nicht darüber diskutieren, ob sich diese Situation hätte vermeiden lassen. Jedenfalls wäre es eine unverantwortliche Feigheit, wollten wir mit Rücksicht aus die etwaige Entwickelung der Weltmeinung jetzt die Zustimmung zu den Vorschlägen der Alliierten gÄen. Wenn durch Nachgeben noch ein Ausweg aus der Sackgasse zu finden ist, in die die Konferenz geraten ist, dann kann dieses Nachgeben nur aus seiten der Alliier ten sein. Scheitert die Konferenz, so wird das daran liegen, daß sie längst ihre Basis verlassen hat: Seit der Ableh nung des Schacktschen Angebotes sind nicht mehr die wirtschaftlichen, sondern die politischen Momente ausschlaggebend für die Entwicke lung der Konferenz. Damit sind die Pariser Verhand lungen in die gleiche Richtung zurückgeglitten, die wir von den Verhandlungen in Versailles, Spa und Genua kennen. In einem allerdings wird sich diese Konferenz doch von früheren Konferenzen unterscheiden: Hinter ihrem Scheitern steht nicht mehr als Schreckgespenst die Drohung mit der militärischen Zwangsvollstreckung der Gläubigerstaaten. Endet die Konferenz ohne Ergebnis, dann bleibt der Dawes-Plan weiter in Kraft. Und dann wird bei der katastrophalen Lage der Reichsfinanzen sehr bald der Transserschutz einsetzen müssen, der die Ueber- tragung der deutschen Zahlungen in fremde Währungen zunächst überhaupt unterbindet. Geht die Entwickelung in dieser Richtung, dann wird über kurz oder lang doch die Zeit kommen, in der auch die Gläubiger-Mächte von den politischen zu den wirtschaftlichen Erwägungen sich zurückfinden. l)?k. Amanullah geslüchlel Quetta, 23. Mai. König Amanullah ist heute um 1 Uhr mittags in Beglei tung der Königin Suraja und seines Bruders Inajatullah un erwartete in Tschaman in Britisch-Indlen tunweit de, afgha nischen Grenz«) eingetroffen. Eine Erklärung des überraschenden Uebertritts Aman-- ullahs auf britisches Gebiet liegt bisher nicht vor. Man kann aber nur anaehmen, daß'der König aus Grund der militärischen Lage den Entschluß gefaßt hat, sich unter den Schuß seiner eng lischen Gegner zu begeben. Er scheint also seine Sache in Afghanistan für verloren zu geben. Das Erscheinen -es Papstes in -er SssenMchkeil k.v.k. Rom 23. Mai. Der „Osservatore Romano" stellt eine gestern verbreitete Rachricht, daß der Papst bereits am nächsten Fronleichnams- tag« den Vatikan verlassen und über den Pctersplatz das Sanktisffiitum feM tragen würde, richtig. Das vatikanische Platt meint, daß dieser Vorgang sich nicht bereits am nächsten Fronleich namstage, sondern an einem anderen noch zu bestimmenden Tage ereignen werde. Als Grund führt der „Osservatore Romano" an, daß die Rati fizierung der Lateran-Verträge jetzt, wo die Diskussion darüber im Senat noch nicht begonnen habe und wo der König außerhalb des Landes sich befindet, noch nichtge- Mau bestimmt werden könne. Das Verzeichnis der künftigen Staatsbürger der Vattkanstadt soll demnächst fertiggestellt werden. Das „Eiornalr d'Italia" erfährt, daß die Zahl der vatikanischen Bürger sich unter 500 halten werde und demnach ungefähr dem Ergebnis der letzten allgemeinen Volkszählung entsprechen werde, nach der im Vatikan 408 Personen wohn ten. Außer den Kardinalen, die vatikanische Staatsbürger seien, soweit die in Rom residierten und zwar unabhängig da von, ob sich ihr ständiger Wohnsitz innerhalb des souveränen Gebiets der Natikanstadt befinde (letzteres trifft nur für den Kardinalstaatssekretär Easparri und den Erzpriester von St. Peter, Kardinal Merry del Val, zu), gehören zu den vati kanischen Bürgern u. «. Monsignore Pizzardi, ferner Moiw stgnore Borgoncini Duca, Sekretär für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten (die beiden nächsten Mitarbeiter Easparri»), der Haushofmeister de» Papstes, die Mitglieder des päpstlichem Hofstaates, der Direktor der päpstlichen Museen, di« Dienstboten der im Vatikan wohnenden hohen Geistlichen, die Wächter, die Gärtner und sonstige Bedienstete mit ihren Familien, der Kom mandant der Schweizer Garde nebst drei Offizieren und deren Familien, der Kommandant der päpstlichen Gendarmerie, deren Zahl zusammen auf etwa 200 erhöht werden wird. kapilulalionder Kwangsilruppen? Schanghai, 23. Mai. Rach einer den europäischen Konsularvertretern zugrgange- nrn Mitteilung haben 2!i Meilen nordwestlich der Stadt soaa Kwangsi-Soldaten di« Waffen gestreckt. Man steht darin die ersten Anzeichen de» Zusammenbruchs der Bewegung gegen Kanton. Bericht« de» militärischen Hauptquartiers in Kanton be haupten, daß nahezu die Halste der Kwangsiarmee in einer zwei tägigen Schlacht gesangengenommen worden sei und daß sich die Kwangsilruppen anallrn FrontenausdemRückzuge befänden. Wie es heißt, befinden sich Verstärkungen für die Be satzung von Kanton von Norden her aus dem Anmarsch auf Wut schau, di« Hauptstadt der Provinz Kwangsi. London, 23. Mai. Die japanisch« Regierung bereitet gegenwärtig ein neues Beglaubigungsschreiben für den bisherigen japanischen Ge- sandten in China, Poshtzawa, vor, durch das dieser for- mrllbetderNankingerRegierungakkredtttert «erden soll. An maßgebnder Stelle in Tokio wird daraus hin- gewtesen, daß di« japanische Regierung di« Anbahnung auch formeller diplomatischer Bezi-yungen mit China begrüße, daß aber dl« vorläufig für den 29. Mat vorgesehene Urbrrgab« des neuen Beglaubigungsschreiben» «tu, praltisch« Arnderung nicht Zaleskis Mission in Ungarn Deutschland und Dolen Budapest. 23. Mai. Troß der amtlichen Erklärung, daß der Besuch des pol nischen Außenminister» privaten Charakter trage, mißt man dem Erscheinen Zalesti» in Budapest groß« Bedeutung bei. Man spricht von einer eventuellen Bildung einer Mittel en trat« als Gegengewicht gegen di« Kleine Entente. Dieser Mittelentente sollen Italien, Ungarn und Polen angehören. Der polnische Außenminister empfing am Mittwoch die Vertreter der in- und ausländischen Presse und gab ihnen Er klärungen über die Beziehungen Polens zu den Nachbarstaaten ab. Ueber die polnisch-russischen Beziehungen erklärte er, daß zwischen beiden Ländern gewisse aus der kulturellen Ver schiedenheit herrührende Gegensätze beständen, die zeitweise zu Meinungsverschiedenheiten führten. Die Beziehungen Polens zu Oesterreich sind sehr gut, besonders aus wirt schaftlichem Gebiet. Der Handelsverkehr zwischen beiden Ländern entwickelt sich immer lebhafter. Zu den übrigen Staaten, besonders zu Italien, Bulgarien und der Türkei, steht Polen in den besten freundschaftlichen Beziehungen. Hoffent lich wird der Freundschastsvertrag mit Bul garien bald abgeschlossen werden können. Bezüglich der Beziehungen zwischen Polen und Deutsch land hob Zaleski di« schweren Gegensätze hervor, die zwischen beiden Nationen bestünden. Di« Zukunft werde sich vielleicht besser gestalten. Die größten Schwierigkeiten würden dadurch verursacht, daß beide Nationen Staatsbürger hätten, die unter die Herrschaft der anderen Nation gelangt seien. Außerdem seien auch die persönlichen Eigentümlichkeiten beider Nationen sehr verschieden. Wenn zwei Staaten Industrie- und Agrarcharakter zugleich hätten, wie dies bei Polen und Deutsch land der Fall sei, dann sei es sehr schwer, einen Ausgleich zu finden. Was die polnische Ausfuhr nach Deutschland betreffe, so sei Polen bestrebt, für seine Kohlen und Schwein« einen Markt zu finden, während die Jndustrieerzeugnisse Deutsch lands in Polen einen guten Absatz fänden. Bezüglich der Minderheitenfrage erklärte Zaleski, Polen wolle keines wegs seine Minderheiten entnationalisie-, ren (!). sondern setze alles daran, daß die Minderheiten ihre sprachliche und geistige Kultur bewahrten, und verlange von ihnen nur Loyalität dem Staate gegenüber. Zahlenmäßig stünden unter den Minderheiten die Ukrainer mit vier Mil lionen an erster Stelle, dann folgten die Deutschen, deren Zahl rund eine Million betrage. Bukarest, 23. Mai. Der hiesige rumänische Gesandte hat dem Außenministerium mitgeteilt, daß sich der polnische Anßcnminister Zaleski ge nötigt sehe, seine Reise nach Bukarest wegen der un mittelbar bevorstehenden Tagung des Völkerbundsrates in Madrid aus den Herbst zu verschieben. MMN SrasWskis? Kattowitz, 23. Mai. Die Ende April nach langwierigen Verhandlungen unter dem Vorsitz de» japanischen Botschafters Adatschi in Paris festgelegten Vereinbarungen, denen jetzt von der deutschen Reichsregierung zugestimmt worden ist, streben eine wesentliche Vereinfachung des bisherigen Verfahrens der oberschlestschen Minderheitsbeschwerden an. Eine direkte Beschwerde soll nach den neuen DereinVarun- EenAelm Völkerbund ln Eens nur in besonder» UMgeHden Fälle« zugelassen fein. Das Ve- Wverdeverfahren vor der Gemischten Kommisston soll wesentlich äÄWsert «erden. Wird eine Entscheidung Talonders, des Presidenten der Gemischte« Kommission, innerhalb Zwanzig Tage nicht angenommen, so geht die Beschwerde ohne weitere« an denVLlkerbündsrat. Dt« beschwerde- führende Minderheit soll in jedem Fall das Recht haben, den Völkerbundsrat anzurufen, wofern die Beschwerde nicht inner halb von sechs Monaten erledigt wird. Der vom Völkerbunds rat beauftragte Berichterstatter kann von sich aus vor seinem Bericht Erhebungen anstellen. Ebenso kann di« Minderheit bzw. der von ihr bestellte Vertreter vom Völker bundsrat direkt gehört werden. Jede Beschwerde ist in Zukunft gleichzeitig auch dem Präsidenten der gemischten Kommission einzureichen. Der vorliegende Hauptinhalt der Pariser Vereinbarungen dürfte nach Annahme durch die Relchsregicrung und nach der erwartenden Zustimmung durch die polnische Regierung end- ltig vom Dölkerbundsrat auf der Madrider Tagung zur An nahme gelangen. Warschau, 23. Mal. Wie der sozialistisch« „Nobot«Ik" zu berichten weiß, soll kn politische« Kreisen das Gerücht verbreitet sein, daß der oft« »berschlestsch« Wojewode Graszynski demnächst zurück« trete» werde. In maßgebenden Kreisen sei man angeblich «it der Tätigkeit Eraszynslis unzufrieden. 7.V. Kattowitz, 23. Mai. Von polnischer Seite werden plumpe Beein flussung»« und Linschüchterungsversuche gegen hie deutschen Erziehungsberechtigten unternommen, um die in diesen Tagen fälligen Anmeldungen zur deutschen Minderheit»« schule zu verhindern. In Ruda wurden die Väter, die ihr« Kinder für die Minderheitsschule anmeldetcn, nach ihrem Be schäftigungsart gefragt. Diese Befragung ist völlig un zulässig, da sie eine wirtschaftliche Benachteiligung der Be treffenden zum Ziel hat. Die Arbeiter, die ihre Kinder in di« deutsche Minderheitsschule schicken, verlieren in den meisten Fällen ihre Arbeit. Auch durch verschiedene Lockmittel versucht man, Kinder für die polnische Schule zu gewinnen. Bei den Anmeldungen in die polnische Schule erhielt jedes Kind eine Tafel Schokolade und einen Freifahrtsschein zum Sommer aufenthalt. Trotz dieser polnischen Versuche lassen sich die deut schen Eltern in den meisten Fällen von der Absicht, ihr« Kinder in die deutschen Schulen zu schicken, nicht abbringen. Sie neue Lnstschlffhalle I« Zrlevrlchrhase« Stuttgart 23. Mai. ; In der gestrigen Sitzung des Finanzausschuss«» des Württembergischen Landtages, in der die Be ratung über die Gewährung von zwei Millionen Mark durch den württembergischen Staat zum Bau einer neuen Luftschifshalle in Friedrichshasen zur Be ratung stand, erinnerte Wirtschaftsminister Dr. Beyerle an die Notlandung des „Gras Zeppelin" in Toulon und führte dazu u. a. aus: Wir haben kein Recht, wegen des Ausgangs der letzten Fahrt des »Graf Zeppelin" an der Zukunft de» Luftschiffe» zu zweifeln. Es gibt kein Werkzeug des Verkehrs, das nicht Jahrzehnte gebraucht hätte, bis es zu einem zuverlässigen sicheren Verkehrsmittel ent wickelt war. Auch der Kamps, den am letzten Freitag das Luftschiff „Graf Zeppelin", seiner Maschinenkraft zum großen Teil beraubt, mit schwerem Sturm zu bestehen hatte, darf trotz allem als Probe seiner Bewegungsfähtgkeit, seiner Wider standskraft und seiner Sicherheit angesprochen werden, voll höchster'Achtung schauen wir auf die ausgezeichnete Leistung, die Führer und Mannschaft des Schiffes. Wir schließen uns dem Danke an. den die Reichsregierung durch den Reichsverkehrs minister Frankreich für die menschliche Anteilnahme und tat kräftige, großzügige Hilf« bei der Sturmfahrt he» Luftschiffes abgestattet hat. In unserem unbedingten Ver trauen auf di« Zukunft des Werkes de» Grafen Zeppelin wollen wir uns nicht er schüttern lassen. Der Finanzausschuß nahm dann einen Zentrums antrag an, sofort als Vorschuß 600 OVO Reichsmark dem Luft schiffbau zu überweisen. Das Greifekbekger «a?hass niedergebraniil Ereisrnberg i. Schl., 23. Mai. Am Mittwochabend entstand im Turm des Gretfen- berger Rathauses ein Brand, der sehr schnell um sich griff. In kurzer Zeit war der verhältnismäßig hohe Turm, der aus Holz bestand, in ein Flammenmeer gehüllt. An den Balken fanden die Flammen reiche Nahrung. Der Turm stürzte mit lautem Getöse auf den Marktplatz. Ob wohl der rechte Flügel des Rathauses nach dem Einsturz des Turmes Feuer gefangen hatte und die Anwohner gefährdet waren, gelang es trotz wiederholten Auflddcrns der Flammen gegen 11 Uhr abends den Brand zu lokalisieren, so daß zu dieser Zeit ied, Gefahr NI, beseitig selten konnte. Der entstandene Sachschaden ist sehr groß. Der Turin ist N» nut 20 Meter heruntergebrannt und der Dachstuhl de« Rot- Haus«» zum Teil »ernichtet. Die Feuerwehren »»» Ereiffenberg, Löwenberg, Friedeberg, Langenöl», di« Gveifte»^ berger Fabrikfeuerwehr und etwa 20 andere FeuerwHrlstip«^ rationen aus der Umgegend waren am Vrandplatz Mt» G» wird vermutet, daß der Brand durch Fahrlässigkeit «t»' standen ist. Synamilanschlag auf ein candraksmt Hamburg, 23. Am Donnerstag früh kurz nach 2 Uhr wurde vou bisher unbekannten Tätern aus das Land ratsamt von Jtzrhoi ein Dynamitanschlag verübt, der verheerende Wirkung hatt Die Dynamitladung war von den Tätern unter die Tür Lieferanteneinganges gelegt worden. Die schwer« Tiirsiillunst wurde vollständig eingedrückt; di« Tür des Hauptpor« t»l» ist vollständig zertrümmert worden; von einer »weiten dahinterlirgenden Tür wnrd« ebenfalls di« Fassung ein gedrückt. Auch die ganze Inneneinrichtung de» Land ratsamtes ist schwer beschädigt worden. Sämtlich« Scheiben de» Landratsamtes und der umliegenden Gebäude bi» z« de« etwa ISS Meter «ntsernt liegenden Bahnhof wurden zertrümmert. Die sofort alarmiert« Feuerwehr braucht« nicht mehr einzugrrisen. Wie die Polizei mitteilt, wurde bald nach dem Dynamit attentat auf das Landratramt am Tatort ein Mann festgenom- men. der stark angetrunken war und den Eindruck eine» Geisteskranken machte. Die von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Untersuchung muß ergeben, ob der Verhaftete mit dem Attentat im Zusammenhang steht. * Absturz vom Felsen. Zwei junge Burschen aus Haan er» kelttcrten den steilen Mitlagsslcin am Dorschen (Tschechoflowakei). Dabei stürzte einer von ihnen a-b und blieb mit schilleren inneren und äußeren Verletzungen und Knochenbrüchcn liege»; «n seinem Aufkommen wird gezweiselt. Wetterbericht -er Dres-ner Wetterwarte Witterungsaussichten. Im Wesentlichen Fortbestand de» gegenwärtigen Witterungsck)arokters: Gewitterneigung. X/ DieMinderheitenbeschwerdeninGens />, X/ >/ Tie heutige Nummer enthält do« St. vraa».Blatt, du« LonntaaSblatt tür die DiSzrs, Meißen.