Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 24.05.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192905245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290524
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-05
- Tag 1929-05-24
-
Monat
1929-05
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.05.1929
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sport 1. Deuksches Lehrersporlfefk in Dresden Nachdem am Dienstag die Vorkämpse der verschiedenen Wett- tewerb« stattgesundcn batten, fanden am Mtttwoci» auf dem Platze der Dresdner Postsportvereiniguitg in« Entscheidungsspiele bzw. Gut scheid» naSkänipie statt. Dabei wurden folgende Ergebmffe er rett: Schlagball: Dresdner Turulehrervereiu gegen Leipziger Turnlehrerverein 72:49. — Handball: Damen: Leipziger Lebrcrsporlnerein gegen VfL. Berliner Lehrerschaft 4 : 1. Herren: Dresdner Lehrersportverein gegen VfL. Berliner Lehrerschaft 5 :2. — Faustball: Tanren: Dresdner Turnleb re euerem gegen VfL. Berliner Lchrerschast 41 : 48. Herren: Hanrburger Turnlebrcnxrctn gegen Dresdner Lebrersportverein 24 : 18. — Fußball: Dresd ner Lebrersportverein gegen VfL. Berliner Lehrerschaft 6:3 (2:1). — Fußballtro st runde: Leipziger Lehrersportverein gegen Chemnitzer Lehrersportverein 3:1. Dresdner Lchrersportvevein 2 gegen Leipziger Lebrersportverein 2 1:0. — Leichtathletik: Dnrtscher Lehrer-Vierkamps (lOOÄlleter-Lairf, Schlagballweitwersen, Weitspringer!, 100 ?)ards Bnyst'chwm«n«n): 1. Weiche, Cuneivalde, 195 Punkt«. — Städtewettkampf um den Wanderpreis der Reichshauptstadt Berlin (100-, 800- und 3000-Meter-Lauf, 4X100- MeterNafsel, Olynrpische Staffel, Weitsprung, Kugelstoßen und Speerwerfen): 1. VfL- Berliner Lchrerschaft 91 Punkt«. — Fest- groß staff el (14. 14, 2, 14, 14, 1. X, 14, 14, 14 Runde): 1. Ber liner Lehrerschaft 5:42,2 Min. — Tennis: Die Endkämpfe im Tennis konnten nur zum Teil duvchgeführt werden. Im Herren- «trizel siegte nach Viersatzkampf Herr Geliert, VfL. Berliner Lehrer schaft, gegen Herrn Radecker, Dresden, 6:3, 4:6, 7:5, 8:6. DaS Gemischt-Doppel Holzel-Holzlxnifen gegen Ehepaar Trinit mußte wegen Dunkelheit abgebrochen werden. Fm Danieneinzel haben fick» Frl. Dräger und Frau Trint, die beide ans Berlin sind, auf Aus tragung in Berlin entschieden. Das Herren-Doppel und Herren- eiinel-Erdspiel wird am Donnerstagvormtttag zu Ende geführt. (Jlgen-Kanrpfbahn. 1 Fuhball am Wochenende Die Fußballspiel« des Gaues Ostsachsen im VMBV. nehmen bereits am Freitag, 24. Mai. mit zwei Gesellschaftsspie len ihren Anfang. Auf dem Sportplätze im Ostragehege treffen 6 Uhr nachmittags Dresdner Sportklub und SV- Brandenburg in einem Freundschaftsspiel« zusammen, das bereits am Pfingstsmin- abend anftand, aber infolge der schlechten Witterung ausfallen mußte. Der DSC. hat dabei sichere Siegesaussichten. — Arrf dem Sportplätze an der Bärnsdorser Straß« in Dresdeiv-Neuftodt wer ben sich am gleichen Tage 615 Uhr nachmittags Fußlmllving und Rad «beule r BalkspielkluL gegenüberstehsu. Hierbei lpmdelt es sich ebenfalls um ein Spiel, das bereits für den Psingstso »nabend an- ae setzt war, aber ebenfalls der schlechten Witterung zrmr Opfer fiel. Ring sollte in diesem Treffen etnen sickeren Sieg dovontrc^en. Di« Ligamamrschaft des Dresdner Sportvereins Guts Muts trägt am Sonuobendnachmittag in Leipzig ein Fußball-Rückspiel gegen Olympia-Germania Leipzig ans. Der Sonnabend- Naelmnttag bringt der nnttülsächsifchen Fußballgemeinbe in Chemnitz ein recht interessantes (Gesell schaftsspiel. Im CBC.-Stadion in Clzenmitz-Iieichenhain iverden sich der Chemnitzer BallfpieMub und Meerane 07 gegemiberstehen. Di« Meeraner weilten erst am Himmelsahrtskrg« in Chemnitz und hintcrließen Mt,.ihrem 5:1-Sieg über den Chemnitzer Polizeisport- verein einen recht angenehmen Eindruck. Man d>rrf gespannt sein, wie sich der Chemnitzer Bailspielklub mit der Nteeraner Elf ab- fiitden wird. Ejv neuer Erfolg des HeluSel-Lhespilolen Slarke Am Dienstagvormittaa startete der Chefpilot Rudolf Starke der Ernst Heinckel-Fluazeugwerke, Warnemünde, der vor wenigen Tagen mit dem Seeflugzeug „U. v. 39" eine neue Höchstleistung von 500 Kilogramm Nutzlast über 100 Kilometer ausstellte, mit einer Zuladung von 1000 Kilogramm zum Angriff auf die Geschwinoigkeitswelthöchstleistung von 100 Kilometer. Das Flugzeug, der Heinckel-Tiefdecker „ll. 8. 9", ausgerüstet mit einem BMW-6-Motor, startete von Warne münde und flog auf der Meßstrecke Insel Poel—Leuchtturm Darmeshöved—Travemünde Privall und erreichte auf dieser Strecke eine Geschwindigkeit von 235 Kilometer in der Stunde. Er überbot mit dieser Leistung die seit fünf Vierteljahren bestehende Welthöchstleistung um mehr als 25 Kilometer in der Stunde. Die Leistung wurde von Sportzeugen geprüft und vom Deutschen Luftrat als deutsche Höchstleistung anerkannt und der F. A. I., der obersten flugsportlichcn Behörde, zur Anerkennung als Welthöchst leistung angemeldet. Jeligiöse Maliir" in WM McksWslose Zensur (Von unserem Vertreter.) Moskau, Ende Mat. Die letzte Nummer der Moskauer kommunistischen Zeitung „Ogonek" bringt einen gewissen nicht uninteressanten Ueberblick über die in der letzten Zeit in Rußland erschienene Literatur mit christlichem Gepräge. Es werden hier eine ganze Reihe von periodischen und nicht periodischen religiösen Erschei nungen aufgeführt, und die auswärtige russische Presse in Berlin und in Riga ist geneigb darin einen gewissen Anhalts- vunkt zu suchen, um über das Zunehmen des religiösen Sinnes des russischen Volkes einen Schluß zu ziehen. Wer die Tendenz dieser Veröffentlichungen nicht kennt, könnte zur Ausfassung kommen- als ob das Christentum in Ruß land wieder beginne zu erstarken und sich neu zu beleben. Wenn man z. B. dort erfährt, daß 25 000 Exemplare Geistliche Lieder, 5000 Exemplare Psalmen Sions und 25 000 Bibeln gedruckt wor den sind, daß Wochen- und Monatsschriften wie die „Stimme der Wahrheit" oder „Der Adventsbote" oder „Der Christ" heraus gegeben werden, der mag zur Ansicht neigen, als ob doch die christliche Presse nicht vollkommen unterdrückt und das kirchliche Leben noch nicht vollkommen geistig geknebelt werde. Und wenn er sich gar noch berichten läßt, daß diese Presseerzeugnisse alle noch in kommunistischen Druckereien erscheinen, und von der obersten Zensur Elawlit und Gublit genehmigt worden sind, wird er sagen, daß es mit der Bedrückung der christlichen Kirche doch nicht so schlimm bestellt sei und doch noch ein Geist edler Duldung in Rußland herrsche. Doch in dieser Veröffentlichung des „Ogonek" handelt es sich nur um eine grobe Irreführung der öffentlichen Meinung. Es soll der Anschein erweckt werden, daß den christlichen Kirchen doch noch eine Entwicklungsmöglichkeit und Bewegungsfreiheit gelassen werde. Jndeß wird man bei ge nauer Prüfung der Verhältnisse erkennen, daß hier unter reli giöser Literatur nur die Sektenschriften, -lieber und -bibeln zu verstehen sind, die Schriften der sogenannten Evan gelisten, die von dem außergewöhnlich rührigen Ingenieur Prochnnow, von den Baptisten und Adventisten herausgegeS«« werden. In der angeführten Schriftenreihe findet sich auch keine einzige Publikation au» orthodor«j oder katholischer Feder, obwohl ja gerade dl« orth» doxe und in zweiter Linie die katholische Kirche am stärksten und verbreitesten sind. Also für sie gibt es keine Möglichkeit, irgendwie in der Presse und im Buche ihren Standpunkt zu vertreten und Ein fluß auf die Oeffentlichkeit zu gewinnen. Für sie gibt es keinen Kalender, keine Wochenschrift, keine Belletristik und wissenschaft liche Literatur, die auf irgendeiner Sowjetdruckerei aufgelegt würde und in einem Sowietverlag erscheinen könnte. Für die orthodoxen und katholischen Leserkreise gibt es nur noch den Altbüchermarkt oder ein heimlicher Literatur bezug von Lharbin an der russisch-chinesischen Grenze, um die notdürftigsten literarischen Bedürfnisse zu befriedigen. Zum äußersten darf es die lebendige Kirche im Erlösertempel noch wagen, alte religiöse Schriften halb verstohlen am Schluß des Sonntagsgottesdienstes an den Mann zu bringen. Aber selbst mitder Toleranz^egen die Druckerzeug nisse der Sekten hat es seine Grenzen. Die Sekten sind dem Glawlit, dem Zensor, genehm, soweit sie helfen, durch maßlose und ungerechte Angriffe aus die alten Kirchen deren Einfluß zu zerstören und ihre Anhänger zu dezimieren. Sobald sie aber wirklich einmal positiv religiöse Arbeit leisten wollen, so verfallen ihre literarischen Beiträge sofort dem Blaustift des Zensors und werden vom Drucke unbarmherzig ausgeschlossen. Und wenn sie gar dazu übergehen, in ruhiger und sachlicher Weise wirklich christliche Belehrung zu bieten und nicht bloß hygienische Ratschläge ihren Lesern zu erteilen, so läßt man sie wissen, daß demnächst die Papierlieferung ein Ende hat, da Rußland so sehr unter der Papierknappheit leide, daß kaum mehr die Parteizeitungen aufrechterhalten werden könnten. Also nicht Toleranz darf man von bolschewistischer Seite erwarten, sondern nur List und Verschlagenheit und Un aufrichtigkeit, wie dies durch die Ausspielung der Sekten gegen die christlichen Kirchen ganz deutlich zutage tritt. Während die religiöse Literatur.au Ausbreitung zu gewinnen scheint, wird sie in Wirklichkeit immer mehr durch eine unwürdige und rücksichtslose Zensur unterdrückt und erwürgt. Sladionweihe In Varrel»«» Englands Pokalmeister geschlagen. Das anläßlich der Weltausstellung in Barcelona neu errichtete Stadion wurde am Pfingstmontag in feierlicher Weise durch das spanische Königspaar in Anwesenheit von 60 000 Zuschauern eingeweiht. Im Mittelpunkt des sportlichen Pro gramms stand der Fußballkampf zwischen einer Auswahlelf von Eatalonien und den Berufsspielern von Bolton Wanderers. Mit 4 : 0 (2 : 0) mußte sich der diesjährige eng lische Pokalmeister von den Spaniern geschlagen bekennen. In einem Rugby-Länderkampf siegte Spanien über Italien hoch mit 11 : 0 Punkten Strahlenfahrt des A. D. A. C. zur Dresdner Iahresschau. Der Ruf der Iahresschau „Reisen und Wandern" in Dresden hat sich schnell über ganz Deutschland verbreitet. Mehr als 500 Nennungen zur Strählenfahrt des Allg. Deutsck>en Automo bil-Clubs sind beim Gau Dresden eingelaufen. Aus allen Teilen Deutschlands, aus dem Saargebiet, aus Königsberg und Danzig, liegen Meldungen vor. Bis zum Nennungsschluß am 25. Mai ist eine weitere beirächtliä-e Erhöhung zu erwarten. Dresdner Schlachkolehmarkl Dresden. 23. Mai. Auftrieb: 87 Ochsen. 310 Bullen. 285 Kühe, 32 Färsen, 22 Fresser, 1410 Kälber, 286 Schafe. 3460 Schweine, zusammen 5892 Schlacht tiere. Preise: Ochsen: a) 1. 55—59 (104), 2. 46 bis 53 (96). b) 1. 38-43 (81). 2. —. c) -. d) -. Bullen: a) 55 bis 59 (98), b) 49-53 (93), c> 44-43 (89). d) —. Kühe: a) 50 bis 54 ( 85). b) 42—47 (86), c) 32-38 (74), d) 27-29 (74). Färsen: a) 54-60 (98), b) 42-50 (83). Fresser: a> - Kälber: a) -, b) 84-88 (139), c) 78-83 (134), d) 65-70 (127), e) 56 bis 60 (116). Schafe: a) 1. -. 2. 65-70 (135), b) 56-62 (130), c) 50-53 (126), d) -. Schweine: a) 74-76 (94). b) 76-77 (98). c) 73-75 (99), d) 70-72 ( 98). e) -, f) —, g) 62-67 ( 87). llebcrstand: 23 Rinder, davon 8 Ochsen, 10 Bullen, 5 Kühe, außer dem 35 Schafe und 452 Schweine. Geschäflsgang: Riwder mittel, Kälber gut, Schaf« schlecht und Schweine schlecht. Das neue Verbandshavs der kath. Arbeiter vereine in Köln Köln. 22. Mai. Am Dienstag wurde im Beisein zahlreicherr Ehrengäste da« neuerbaut« Vcrbandshaus der katholischen Arbeitervereine West deutschlands, di« bekc-nntlich ihre Zentrale nach Köln verlegt haben, eingcweiht. Die Einweihung wurde durch ein feierliche» Hochamt in der St.-Agnes-Kirche eingeleitet. Unter den Ehrengästen bemerkte man auch Wohlfahrtsminister Hirt- fieser, die Regierungspräfidenien von Köln und Aachen und versch irdene Reichstagsabgeordnet«. * Das Befinden des Freiburger Er-bischoss sehr ernst. Da« Befinden des Erzbischofs Dr. Carl Fritz in Freibur ist entgegen anders lautenden Meldungen sehr ernst. Der Kranke kann die ihm angebotene Nahrung nur In kleinen Mengen zu sich nehmen. Der Bischof von Rottenburg, Dr. Sproll, weilt am Bette des kranken Erzbischofs. Nuntiu» Pacelli läßt ständig Erkundigungen über den Zustand de« Erz bischofs einziehen, die nach Nom weiiergegeben werden. Eine Beruhigung für die Papstgegner kn Amerika. Beim Auftreten der Nachricht von der Bildung des neuen Vatikan staates wurde in amerikanischen Blättern auch alsbald die Stimme laut, daß nun noch aus einem neuen Staate Einwande rer nach Amerika kommen wexdcn. Dieser Befürchtung gegen über wurde nun auf Grund des neuen Einwanderungsgesetzes berechnet, daß aus dem Vatikan nur ein Fünftel einer Person in die Ver. Staaten einwandern und soniit das Weiße Haus be ruhigt sein kann. Mensch unker Menschen Roman von Victor Hugo. (IS. Fortsetzung.» „Ich muß es wohl, denn der richtige Jean Valjean ist wieder aufgefunden." Das Blatt, das Madeleine gerade in der Hand hielt, entfiel ihm, er hob den Kopf, sich Fasert fest an und sagte mit einer rätsel haften Betonung: „Ei was?" „Die Sache verhält sich solgeitdermaßen. Herr Bürgermeister. In der Gegend von Ailly-le-Haut-Clochcr lebte ein Kerl, den sie Champmathieu nannten. Ein armer Wicht. Kürzlich, im vergangenen Herbst, ist dieser Vater Champmaibicu arretiert worden. Er hatte Aepsel gestohlen bei... Ich weiß nicht mehr wein. Kurz und gut: Diebstahl. Ersteigung einer Mauer und Beschädigung eines Baumes. Mein Champmathieu ward arretiert und man findet ihn noch im Be sitz eines Astes von dem Apseibaum. Der Kerl wird hinter <Ä)loß und Riegel gebracht. Bis dabin war dies nur eine Sache, die das Polizeigericht anging. Aber nun ereignet sich ein merkwürdiger Zu fall. Das Gefängnis war baufällig, und der Untersuchungsrichter läßt Champmathieu nach Arras bringen. In den, Gefängnis zu Arras sitzt aber ein ehemaliger Galeerensklave, namens Brevet, der wegen seiner guten Ausführung zum Ziinmcraufscher ernannt wor den ist, und dieser Brevet sieht den Champmathieu kaum, da schreit er „Herrjeh, den kenne ich! Sieh mich mal an, guter Freund! Du bist Jean Valjean." — „Jean Valjean? Was sür ein Jean Val jean?" fragt Champmathieu uich int ganz erstaunt. „Spiele doch nicht den tvittschen Kaffer", sagt Brcoel. „Du bist Jean Valjean. Du hast im Schurs von Toulon gesessen. Vor zwanzig Jahren. Mit mir zu sammen." Freund Champmathieu leugnet. Selbstverständlich! Die Herren aber gehen der Sache auf den Grund und finden folgendes: Lhampnwihieu war vor dreißig Jahren Baumputzcr gewesen und hatte sich an verschiedenen Orten aufgchalten, besonders in Faverol. les. Da aber verlor sich seine Spur, und man findet ihn erst lange Zeit nachher in der Auvergne wieder, oann in Poris, wo er — so behauptet er — Stellmacher >var und eine Tochter hatte, die Wasch» swa war: aber dies ist nicht bewiesen. Endlich in hiesiger Gegen«. Was war »an aber Jean Valjean, che er ins Zuchthaus kam? Baumputzcr. Wo? In Faverolles. Noch eins. Besagter Jean Val. f«n hieß mit seinem Tausnanrcn Jean, und seine Mutier führte ch»rn Familiennamen Mathieu. Was ist also -mtürlicher als di« Annahme, daß er sich nach seiner Entlass»^ aus dem Zuchtbaus nach seiner Mittler — Jean Mathieu — genannt hat, uni seine Spur zu verwischen. Er geht nach der Auvergne. Dort zu Lande wird Jean wie Chan ausgesprochen, und die Leut« nennen ihn Chan Mathieu. UiHer guter Freund läßt sich die Sache gefallen und wird nun Champmathieu. Sie folgen meiner Rede, Herr Bürgermeister, nicht wahr? Es werden Erhebungen i>n Faverolles angestellt. Jean Val jeans Familie ist dort nicht mehr zu ermitteln, und kein Mensch weiß, wo sie geblieben ist. Und da der Ansang dieser Geschichte dreißig Jahre zurückgcht, so ist auch in Faverolles kein Mensch mehr zu finden, der Jean Valjean gekannt hätte. Nun wenden Nachfor schungen m Toulon angcstellt. Abgesehen von Brevet sind nur noch zwei Sträfling« da, di« Jean Valjean gesehen haben, Cochepaille und Chenildieu, zu lebenslänglichem Zuchthaus Verurteilte. Di« läßt man also von Toulon kommen und stellt sie dem angeblichen Clximpnmthieu gegenüber. Sie sind keinen Augenblick im Zweifel. Für sie, wie sür Brevet ist der Mann Jean Valjean. Dasselbe Alter, dieselbe Größe, dieselben Züge, kurz, derselbe Man». Gerade zu jener Zeit sandte ich meine Denunziation bei der Pariser Prä fektur ein. Ich bekomm« zur Antwort, ich wäre nicht gescheit, Jean Valjean wäre in Arras und in den Händen der Gerechtigkeit. Sie begreifen, daß ich verwundert war. Ich schreibe an den Herrn Untersuchungsrichter. Er läßt mich kommen, der Champmathieu wird vorgeführt..." „Und?" siel ihm Madeleine ins Wort. Javert fuhr mit derselben festen u,td schtvermütigen Miene fort: „Herr Bürgermeister, die Wahrheit ist die Wahrheit. Ich habe ihn ebenfalls erkannt." „Sind Sie dessen sicher?" fragte Madcleine sehr leise. Javert lacht wi« einer, der zu seinem Leidwesen von einer Tatsache fest überzeugt ist, u>«d antwortete: „Oh, vollkommen sicher!" Er versank in tiefes Nachdenken u>«d spielte dabei mechanisch mit dem Sägemehl in dem Streusaß. das auf dem Tisch« stand; dann führ er fort: „Und jetzt, wo ich den toahren Jean Valjean gesehen halb«, begreif« ich nicht, wi« ich jemals mich so gröblich irren konnte. Ich bitte Sie deswegen um Verzeihung. Herr Bürgermeister." So demütig sich dies« Bitte von dem sonst so hochmütige» Mann« anhörte, so einfach und würdevoll war dabei doch seine Hal tung. Madelein« antwortete aber nur mit der hastige» Frag«: »Und >oa« sagt der Mann?" „Fa, der Fall liegt sehr schlimm. Ist er Jean Valjean, ist ein Rückfall vorhanden. Wenn ein kleiner Junge über eine Cbrrtenmauc« klettert, Aeste zerbricht, Aepsel stibitzt, so ist das ei» dummer Streich, wenn es aber «in ehemaliger Zuchllstiusler tut, ist es ei» Verbrechen, und der Täter rvandcrt auf Lebenszeit ins Zuchthaus. Und außer dem wird die Beraubung des kleinen Savotzardcn doch hoffentlich auch zur Verhandlung kommen. Da wäre es nicht zu verwundern, wenn der Kerl sich gehörig wehren und ein großes Hallo machen würde, nicht wahr? Aber so dumm ist Freund Jean Valjean nicht. Der leugnet nicht, der streitet nichts ab. Er tut. als begreift er gar nicht, um was es sich handelt, und sagt: „Ich bin Clxunp mathieu, weiter kann ich nichts sagen." Das ist viel gescheiter. Aber da- nracht nichts, man hat Beweis« in Händen. Er ist von vier Zeugen wicdererkannt worden, der alte Schuft, und ist seiner Verurteilung sicher. Di« Sache wird vor dem Schnnirgericht zu Arras verhalt- delt werden, und ich bin als Zcorge vorgeladen." Madeleine hatte sich mittlerweile wieder noch seinem Schreib tisch umgedreht, seinen Aktenstoß vorgenomme», blätterte darin, las und schrieb mit großer Emsigkeit. Jetzt tvondt« er sich wieder noch Javert um und sagte: „Genug. Javert. Im Grunde genonnnon interessiert inich di« ganze Geschichte herzlich tvenig. Wir verlieren unsere Zeit >»fl> haben dringlich« Sachen zu besorgen- Begebe» Sie sich jetzt auf der Stelle zu Frau Buscaupied. der Gemüsehändlerin an der Ecke der Nne Saint-Saulve. Sagen Sie ihr, sie möchte ihre Klage gegen den Pierre Chesneloidg einreichen. Der roh« Mensch hat neulich di« arme Frau samt ihrem Kinde überfahren und verdient Strafe. Dann gehen Sie zu Herrn Charcellay in der Ru« Montre-de-Champigny. Aber ja, wann müssen Sie denn reisen?" „Ich glaubte dem Herr» Bürgermeister gesagt zu haben, die Sache käme morgen zur Verlmndlnn«, und daß ich heute abend mit der Post ab reisen würde." „Wieviel Zeit wird die Verhandlung in Anspruch nehmen?" „Höchstens einen Tag. Das 1lrte.il wird spätestens in der Nacht gesprochen werden: ich werde es nicht abwarten. sonder» gleich nach meiner Vernehmung zurückkomme»." „Sehr wohl!" bemerkte Pckdeleine und bedeutete Javert mi« einer Handbewegnng, daß er entlasten sei. Aber Javert ging nicht. „Verzeihung. Herr Bürgermeister . " ,Mas gibt es denn noch?" fragte Madelain«. „Herr Bürgermeister, ich muß Sie noch an etwas erinnern. — Daß ich abgesetzt werden muß." (Fontetzung lolgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)