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Sächsische Volkszeitung : 24.05.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192905245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290524
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-05
- Tag 1929-05-24
-
Monat
1929-05
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.05.1929
- Autor
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Die Postbezieher l der „Sächsischen Volkszeitung" seien nochmals daraus hingewiesen, daß die Bezugserneuerung für Juni jetzt allerschnellstens ersolgen mutz, wenn Lieferungsunter' brechungen vermieden werden sollen. Uebrigens erhebt die Post bei Bestellungen, die nach dem 25. eingehen und bei denen Nachlieferung erforderlich, eine Sondergebühr von 39 Pf. Darum: Sofort erledigen. stellmig Arbcitsbriefe vor» Kindern, in denen sie selbst von dein Er lebten, von dem persönlichen Fortschritt berichten, wir finden erfolg reich« Arbeitsberichte von Lehrern. Im den praktischen Beispielen wird gezeigt, in welcher Weis« die Kinder mit dem Ablauf der eige- nen Lebenserscheinungen, mit dem Aufbau des eigenen Körpers be kannt gemacht werden, wie sie vom der bes<l»cide»en Blüte bis zur Totalität des gangen Lebens geführt werden. Es wird der Weg gezeigt, wie sich die Kinder das Karlebild erobern, ausgehend von dem Schulweg, den sie sich auf einer Karle abstecken mit bunten Fä den, bis zu dem Verständnis der Ueberseekarten. Man kann auch rin Kartenbild sehen, in welckxun die Kinder den Erdteil Afrika nach einer räumlichen Zusammenstellung der sachlichen Verhältnisse er faßten, die Karte als ein Merkblatt für di« besonderen Erscheinungs formen des Lebens des Erdteils betrachteten. Ebenso werden der Bildung des Farbensinnes und des Gestaltungsausdruckes durch Wcrktätigkeit neue Weg« gewiesen. Di« Aussteller wollen damit zei gen, wie die Kinder klein« Ausgaben durch Versuche, durch Erken nen, durch Fragen und Beobachten selbständig erweitern j« nach der Eigenart des Stoffes. „Schaffendes Lernen* nennt Professor Seyserth diesen Unterricht. Als solchen wollen die Aussteller ihn bewertet wissen. Sie hoffen auf der einen Seite dem leider zum Schlagwort erhobenen Satz« zn huldigen „Alles vom Kinde aus*, auf der anderen Seite aber die Bedeutung des Stoffes zu würdigen. Das eine aber scheint die Ausstellung in den Ausstcllmigskomplexen erreicht zu haben: die glückliche Anordnung eines ökonomischen Prinzips m der Behandlungsweis« des Unterrichtsstoffes. Im Zirkus Sarrasani, dem Tagungsort der Lehrerversamm lung, befindet sich eine Lehr- und LernmittelauSstel- lung, die nicht allein den Fachkreisen, sondern auch der weiteren Oeffentlichkeit den Fortschritt aus diesem Gebiet zeigen will. vrrrden und Umgebung Das Reglerungsproblem Die Aussprache über die Frage der Regierungsbildung in Sachsen geht weiter. In der „Dresdner Volkszeitung* (Nr. 116) setzt sich der bisherige Landtagspräsident Albert Schwarz für Koalttionsverhondlungen ein: „Sind wir allein nicht stark genug, um eine Regierung zu übernehmen, dann haben wir uns um Partner umzusehen, die willens sind, mit uns gemeinsam die Geschicke des sächsischen Volkes zu leiten. Wir sagen, was wir wollen; die anderen nennen ihre Bedingungen. Wir werden verhandeln, handeln. Kommt «ine Einigung nicht zustande, ist es auch gut, denn eiNer.Koalition um jeden Preis möchte ich keinesfalls das Wort reden. Es ist . ziemlich naiv, wenn verlangt wird, wir brauchten ja nur unsere Wohlforderungen dem Koalitionspart ner als Mindestforderungen vorzulegen, und falls diese An erkennung fänden, könnte die Koalition steigen. Ich vertrete den Standpunkt, dost wir möglichst wenig, aber grundsätzliche Bedingungen zu stellen haben. Schulfragen. Steuerfragen, Fragen der Verwaltung lind vor allein Fragen der Sozialgesetz gebung müssen vorangestellt werden. . . Mit wem sollen wir in Verbindung treten? Öder sollen wir warten, bis die „anderen" kommen. Wir vergeben uns nicht das allergeringste, wenn wir Verhandlungen anzuknüpfen suchen." Besonders lebhaft ist der Druck auf die Deutsche Dolkspartci, die man von demokratischer Seite der deutschnationalen aus im Sinne der Fortführung der bisherigen Regierung zu beeinflussen sucht. So schreibt die demokra tische „Zittauer Morgenzeitung" (Nr. 115): „Uns scheint, daß vielleicht die größeren Schwierigkeiten beim Zustandekommen der Großen Koalition von der Volks- Partei gemacht werden. Der gestern erwähnte Artikel der Nationalliberalen Korrespondenz stammt vom Generalsekretär der Volkchiortei, dem neugewählten Abgeordneten Dieck mann. einem strammen Stahlhelmmann, der auf dem äußersten rechten Flügel der Partei steht und nach Einfluß strebt. Aus dem Artikel der Nationalliberalen Korrespondenz konnte man ja schon genügend erkennen, welch Geistes Kind der Verfasser ist. Herr Dr. Llüher wird es nicht leicht haben in seiner neuen Fraktion ..." Anderseits wendet sich di« Führung des Sächsischen Landvolkes mit einer Erklärung gegen die Versuche zur Errichtung einer Großen Koalition in Sachsen. In dieser Er- Klärung heißt es u. a.: „Es wäre eine Verkehrung des gegen- marxislischen Willens der Wählerschaft, wenn dieselben Par teien, die unter der Parole „Nie wieder Sowjetsachsen" ge kämpft haben, sich mit den Elementen in eine Regierung setzen würden, die mit dem Vegrisf Sowjet- und Zeigner-Sachsen un trennbar verbunden sind. Das Gegebene wäre, wenn der durch die Wahl bestätigt«, seit 1926 mit Aufopferung und Verant- wortungsbewuhlsein tätig genresene Apparat einfach weiter ginge." Wie wird nun die Entscheidung fallen? Nach der Stel- lungname der sozialdemokratischen Landesinstanzen, die noch in dieser Woche fallen dürfte, wird man klarer sehen. Schließlich wird die Logik der Tatsachen zu einer Entscheidung zwingen, wenn man auf keiner Seite den Mut zu klaren Entschlüssen findet. Denn die Erledigung des Staatshaushalts drängt; ohne arbeitsfähige Negierung ober kann dieser Staatshaushalt nicht verabschiedet werden. Kirchensteuer für das Rechnungsjahr 192« Dresden, 23 Mai. Nach der Verordnung des Bischofs zu Meißen vom 23. April 1929 über die für das Steuerjahr 1929 zu erhebende katholische Kirchensteuer sind als Termine für die Ent richtung der Kirchensteuer 1929 der 15- Mai, 15. Juli, 15. Ok tober 1929 und 15- Februar 1939 festgesetzt worden. Bis zum Empfange deö Kirchensteuerbescheides haben die Steuerpflichtigen an jede,» Termine auf ihre Stenerschuld eine Ab schlagszahlung von je 25 v. H. ihrer Kirchensteuer für das Rech nungsjahr 1928 zu entrichten und an die zuständige Steuerhcbe- stelle abzuführen. Wenn die für 1928 ausgeschriebene Kirchensteuer ermäßigt worden ist, so hat der ermäßigte Betrag als Matzstab für die Abschlagszahlungen zu gelten. Soweit die am 15. Mai 1929 fällig gewesene Abschlagszahlung für den 1. Termin 1929 »och nicht abgeführt ist, hat Zahlung nunmehr bis spätestens 31. Mai 1929 zu erfolgen. Mir Pferd UN- Wagen in die Elbe Heidenau, 23. Mai. Am Dienstagvormittag sollte das zweispännige Pferdegeschirr eines Heidenauer Fuhrunterneh mens an der Birkwitzer Fähre Sand holen. Die Pferde konnten den schwerbeladenen Wagen an dem steilen Abhang nicht mehr ausl-alten, so daß der Wagen rückwärts in die Elbe fuhr. Ein aus dem Wagen sitzender zwölfjähriger Knabe siel in die Elbe und wurde von der Flut abgetrieben. Einem jungen Mann aus Dohna, der von einem rasch herbeigeeilten Motorboot aus in die Elbe sprang, gelang es, den Knaben zu retten. Die Wie derbelebungsversuche hatten nach einiger Zeit Erfolg. Der Wagen wurde mitsamt den Pferden ebenfalls fortgetrieben. Die beiden Pferde konnten jedoch eine Strecke unterhalb der Un fallstelle das User wieder erreichen. Luftpost. Das Luftpostamt Drcsden-N., Flughafen, ist jetzt Von 7.45 bis 12 00 und 14.30 bis 20.00 Uhr geöffnet. : Automobilunglück in der Dresdner Heide. Mittwoch nachmittag 16 Uhr ereignete sich auf der Radeberger Landstraße, gegenüber dem Fischhaus, dadurch ein schweres Autounglück!, daß ein Selbstfahrer anscheinend die Gewalt über seinen Wagen verlor und bei stadtmärtiger Fahrt rechts in den Straßengraben fuhr. Hierbei prallte er an einen starken Telegraphenmast, diesen und einen mittelstarken Baum umbrechend. Das Auto überschlug sich, der Fahrer mußte mit schweren Kopfverletzungen aus dem Führersitz geborgen werden. Mit erstaunlicher Schnel ligkeit waren Unsallkommando, Absperrmannschaft und Kran kenwagen zur Stelle. Der Verletzte, dessen Personalien zur Zeit nicht festgestellt werden konnten, wurde dem Iohannstädtcr Krankenhaus zugefiihrt. Irgendwelches Hindernis war im Augenblick des Unfalls nicht bemerkt wordene. Die Meißener Iahrlaufendfeier Meißen, 23. Mai. Die Stadt Meißen feiert in her Woche vom 1. bis 9. Juni ihr tausendjähriges Bestehen. Sie hat für bi« Haupttage folgendes Pro gramm ausgestellt: 1. Juni 16 Uhr Festakt vor geladenen Gästen M der Albrechtsburg, 20 Uhr Uraufführung des Festspiels, verfaßt von Ministerialdirektor Dr. Erich Wulfsen. 2. Juni 1330 Uhr historischer Festzug durch die Straßen der Stadt. Die folgenden Wochentage bringen Ausführungen des Festspieles und sonstige Ver anstaltungen. Am 9. Juni 13.30 Uhr wird der Festzug wiederholt. Leipziger Sender Freitag, S4. Mal: 12.00 Uhr: Schallplattenkonzert. 13.25 Uhr: Schallplattenkonzert. 14.00 Uhr: Funkwerbenachrichten. 15.00 Uhr: Frostmeldungen. 15.00—15.25 Uhr: Priv.-Doz. Dr Paul Fiebig. Leipzig: „Zahn heilkunde im Talmud." (Deutsckw Welle, Berlin.) 15.25 Uhr: Stunde der Hausfrau mit Funkmerbung uud Schall platten. 16.30 Uhr: Kammermusik. 18.05 Uhr: Sozialversicherungs-Rundfunk (Invaliden-, Kran ken-, Angestellten-, Arbeits- und Unfallversicherung). 18.20 Uhr: Wettervoraussage, Zeitangabe und Funkiverbenach. richten. 18.30 Uhr: Studienrat Friebel, Lektor Mann: Englisch für Fort« geschrittene. (Deutsche Welle, Berlin.) 18.55 Uhr: Arbeitsnachweis. 19.00 Uhr: Prof. Dr. Erich Marx. Leipzig: „Neues vom Na- dium". IV. 19.30 Uhr: Ministerialrat Dr. Wagner, Berlin: „Der Reichshaus haltplan und seine Ausführung." 20.00 Uhr: SudetendeutscheSinsoniker. 21.15 Uhr: Zeitgenössische Dichter: Wilhelm von Scholz. Ein- leitende Worte: Dr. Kurt Martens. 22.00 Uhr: Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht unt Sportfunb. Anschließend bis 24.00 Uhr: Tanzmusik. Das Festspiel wind daun noch bis zum 16. Juni jeden Abend aus- gesührt. d. Todessturz in den Schrammsteinen. Im Schrammstein gebiet in der Sächsischen Schweiz stürzte der zwanzig Jahr« alte Mechaniker Kliemund aus Dresden ab. Er blieb mit zer schmetterten Gliedern tot liegen. d. Ein M»d aus der Elbe gerettet. Am Psingstmoittagnach- mittag fiel in Pirna in der Nähe des Stadtbadcs ein sieben jähriges Kind beim Spielen in di« Elbe. Bademeister Zschied lich. der den Vorfall beobachtete, sprang ins Wasser und rettete das Kind, das bereits mehrmals untcrgclaucht uud von der Strö mung abgetrieben worden war. d. Die Schußwaffe ist kein Spielzeug. Ein Lehrling aus Dresden, der in Pirna weilte und mit einer Pistole spielte, wurde unversehens durch einen sich lösenden Schuß schwer ver letzt und mußte dem Krankenhause zugefiihrt werden. d. Bestätigte Bürgcrmcistcrwahl. Die K r ei SlKiuPtina» »schüft Leipzig bestätigte die Wohl des 2. Bürgermeisters Dr. Voigt zum 1. Bürgermeister von Mittweida. Der zweite Bürgermeister- Posten soll ausgeschrieben werden. (krmnitr, rvicksu. KIsuen tz. Starker Besuch der Syrancr Drachcnhöhle. Di« Dracken- grotte m Sy rau (Me sich während der Feiernag« eines außer ordentlich starken Besuches zu erfreuen. Am 2. Feiertag wurde die Höchstzahl der Besucher (2500) erreicht. tz. Der Haushaltplan d«r Stadt Eibenstock. Die Stadt verordneten nahmen in ihrer letzten Sitzung den städtischen Haushaltplan, der mit einem ungedeckten Fehlbetrag von 252 000 NM. abschließt, gegen neun Stimmen der Links partei an. Für die aus den Vorjahren stammenden Fehlbeträge wirb eine Anleihe von 200 000 NM. ausgenommen werden. h. Der Mörder der Sophie Kranß verhaftet. Der wegen des Verdachts des Mordes an der Gemüsehändleri» Sophie Krauß m Asch verfolgte Edmund Gaipl ist in Twimbcrg irr Kärnten sest, geuommeu worden. Von der Staotsanwalischast Egcr wird die Auslieferung Gaipls auf diplomatischem Wege verlangt werben. tz. Tragisches Ende einer Ehe. In Zwickau hat der 28 Jahre alte Bergarbeiter Arnold Hof mann am 2. Pfingst- feiertag seine 30 Jahre alte Ehefrau mit einem Küä>enmesser erstochen. Die Eheleute H. lebten seit drei Wochen getrennt und waren kurz vor der Tat wegen ihres Kindes in Streit ge raten. Dieses Kind hatte H. am Montagabend aus der Woh. nung seiner Frau weggcholt und mit in seine Wohnung nach dem Rcgierungsplatz genommen. Dorthin begab sich trotz Ab. rotens seine Frau um sich wegen des Kindes mit H. auseinander» zusetzen. Ais sie später nach ihrer Wohnung nach der Nord straße zurückkehrte, folgte ihr H. und brachte ihr im Haus die tödlichen Verletzungen bei.' Der Täter wurde festgenommen. tz. Selbstmord vor der Gesellenprüfung. Ein Klempner lehrling aus Reinsdorf wurde in Glauchau tot aus der ulde gezogen Er hatte seine Lehrzeit bei einem Zwickauer Klempnermeistcr beendet und sollte sein Gesellenstück anfertigen. Mattegende Von Joses Sachmann Wie durch Katakomben huschen durch das Gewühl der Großstadt »ln'slne Gestalten und streben dem Kirchlein zu. von dessen Türmt löesien die Helle STkmme eines Glöcklelns vergeblich das Tuten des Autos, das Geklingel der Straßenbahnen und das Stimmgewirr der eilenden Menge zu durchdringen sucht, um die Menschen zum Maialtar zu rufen. * Auch Frau Agathe hatte ihr einsames Stüblein verlassen. Der Verlust ihres einzigen Kindes liegt in tiefem Schmerze in den verwelkenden Zügen. Noch im letzten Mai durfte sie mit ihrem Sohne unter den blühenden Bäumen und Strau cheln wandeln, durfte noch alle Sorgen des Alltags auf seine starken Schultern legen, und heute schon steht sie ganz einsam, und ihre müden Glieder bringen kaum den Mut und die Kraft mehr auf für den Kampf ums Dasein. Frau Agathe kniete vor dem Maialtar, um ihr Leid auszu schütten, aber sie konnte kein Verhältnis finden zu der Mutter ihres Herrn. War es ihr denn früher nicht zum Bewußtsein gekommen, in welch prächtiger Schönheit die Maienkönigin erstrahlte? Ja, sie war in Wahrheit eine Königin: Königlich flutete der Lichterglanz um ihre hehre Gestalt, königlich war ihre ganze Haltung, königlich ihr Gewand, königlich der Sternenkranz, der ihr im Haars hing. Nein, sie konnte kein Verhältnis finden zu dieser königlichen Frau. Sie war ihr ganzes Leben eine arme LagÄöhnenn gewesen, die sich in harter Arbeit das Brot hatte erringen müssen. Nauhe Arbeitskleider hatte sie tragen müssen, und ihre Gestalt war gebeugt worden von den Lasten des mühseligen Lebens und von der mütterlichen Sorge für ihren einzigen, der ihrem Alter Stütze sein sollte, und den jetzt der Sohn dieser Mutter hinweggenommen hatte. Nein, dieser Königin konnte sie ihr Leid nicht Nagen. Und Frau Agathe schloß ihre Augen, um die , Pracht der Maienkönigin nicht mehr schauen zu müssen und i preßte ihre schwieligen Hände fest ineinander, aber beten 's tonnte sie nicht. * Schon erhob sich ihr« müde Ge'^lt. um , »or Beendigung der Andacht die Kirche zu verlai,- * da dreiste ihr Blick noch einmal den Maialtar. Und oh Wu.7» her. Narrte sie ein Traum oder waren es die tränen feuchten Augen, die ihr das Bild vorgaukelten? Dort, wo noch soeben die Maienkönigin im Lichterglnnz erstrahlte, beugte sich eine vom tiefstem Schmerz erschütterte Mutter über die Leiche ihres Sohnes: lAator dolorosa. Und darunter las man die Klage: Oh, ihr alle, die ihr vorüber gehet, sehet, ob ein Schmerz gleich sei meinem Schmerz«. Da aber schaute Frau Agathe tief und mitfühlend in die Augen dieser Mutter der Schmerzen. „Königin der Mär tyrer", betete des Priesters Stimme am Altar „bitte für uns", rang es sich voll Scham aus einer zerquälten Brust. * Die Andacht war schon längst zu Ende, da kniete Frau Agathe noch immer vor dem Maialtar. Die Mütter hatten sich so viel zu sagen, und als Frau Agathe aus der Kirche schritt, wunderte sie sich, wie hell der Abendstern leuchtete, der über dem Kirchlein stand, das mit festem Finger zu ihm hinauftvies wie zu einer ewigen Heimat, in der alles Leid der Mutter sich verwandelt in ewige Freude, und wo die blator dolorosa erhoben wird zu einer Königin des Himmels. Staatsoper. Der zweite Pfingstfeiertag brachte bei leid lich gutbesuchtem Hause in „Don Giovanni" zwei Gäste und «ine Neubesetzung. Die Donna Anna von Anne Roselle und die Donna Elvira von Cloire Born sind an dieser Stelle schon einer Besprechung unterzogen worden. Auch diesmal trat das gesangliche Uebergewicht von Claire Born in Erscheinung. Eine muntere und stimmlich frische Zeoline stand in Erna Berger auf der Bühne. Mit Paul Schäffler, Ludwig Ermold, Max Htrzel, Rudolf Schmalnauer und Willy Bader in den übrigen Hauptrollen sand die Auffüh rung unter Fritz Busch' leichtflüssiger Führung reichen Beifall. Das Toben der Hölle beim Ende Don Giovannis besteht in einer Flamme aus Schießbaumwolle. Diese ganze Szene ist reichlich nüchtern. —Ist—- Der rührige Kirchenchor zu Leipzig-Lindenau. »Itter der zielbewussten Leitung von G«. Trexler, brachte Pfingst. abend in der Moiandacht eine Art Motette, in der vor allem zwei a copclla-Chöre von I. Kromolicki musikalisch sehr inter essierten. Der stimmungsvolle Vortrag dieser nickt gerade leich ten. aber sehr wirksamen vierstimmigen Marienlieder laus „Salve Maler". Pustet) setzte dos musikalisck)« Können des trotz des schönen Wetters gutbesetzlen Chores in ein heiles Licht. — Die Arie von A. F. Tenagiia ffür Geig« und Org.), vorgetragen von Käte Persike, zeichnete sich aus durch geschmackvolle Ton- gebung. Tie zwei volkstümlichen Bariton-Gesänge (von Nuß- liauer und Hocker), zu Gehör gebracht von Ioh. Fuhrmann, be friedigten durch gute Aussprache und natürliche Tongebung. — Ter Schlußchor (von Nanino) litt etwas durch überhasteten Vor trag. Die ganze Darbietung indes bewies Einstellung der Kir- cheiiehor-Arbcit auf die Linie des Künstlerischen. Wie sehr die Gemeinde ihren Chor zu schätzen weiß, bewies der gute Besuch und die Aufmerksamkeit, mit der sie den stimmungsvollen Dar- bietungen folgte. —b— Dresdner Llchkfplele Zu den vielen Lustspielen, di« einen besonderen Anspruch nicht erhoben, gehört auch der Film „Ein kleiner Vorschuß auf die Seligkeit*, der gogemvürtig im Prinzeß-Theater mit Erfolg gezeigt wird. Dina Gvalla brilliert in der Hauptrolle; neben ihr sind Paul Hörbiger und Jmre Raday als Parsümsabri- kailteu besonders zu erwähnen. Im übrigen gibt es Viole komisch« Situationen, Tanz- und Ballszenen wechseln niit An- und Aus- kleideszenen, wirkungsvolle Zwischentitel, und dos alles hat — wenn es auch noch so flach ist — nur selten seine Wirkung versohlt. In ähnlichem Fahrwasser segelt das Lustspiel „Masco tt- chen* im Zentrum. Die Regte unter Felix Basch Hot Tempo mi'd Laune, und die Darsteller, voran Käthe von Nagy als Mascott» chen, sind in ihrem Element. Auch hier feiert der reine Uitterhal» tungsfflm seinen Triumph. «egen Lke Schönhettskonkurrenzrn. Vor einiger Zeit hat di« Protestbewegung der irischen Katholiken eine von einer irischen Zeitung geplante Schönheitskonkurrenz verhindert. Nun soll nächstens in Galveston (U. S. A.) die schönste Frau der Welt erkoren werden. Zu dieser Konkurrenz wurde auch Miß Austria, Fräulein Lisl Eoldarbeiter, einaeladen. Der Bischof von Gal sich um ein Blatt einer Zeitung, die eine schlechte Photographie der Dame wiedergibt) veranlaßt mich, Ihnen zu schreiben. Die ..Revue" von Ealvestone ist ein ganz gewöhnlicher Reklametrick, der auf die niederen Triebe spekuliert. Keine Frau von Gal- vestone könnte veranlaßt werden, daran teilzunehmen. Wenn sie hierher kommt, wird man sie ersuchen, im Badekostilm aus und ab zu spazieren und sich von allen Seiten wir ein Luxustierchen untersuchen zu lasten. Ich kann nicht verstehen, wie eine junge, züchtige und sittsame Dame sich zu einem solchen Spiele her geben kann. In Christo Ihr ergebener A. E. Byrne. Bischof von Ealvestone."
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