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Sächsische Volkszeitung : 24.05.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192905245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290524
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-05
- Tag 1929-05-24
-
Monat
1929-05
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.05.1929
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Nummer 1» Sächsische Dolkszetlung L4. Ma« ISA» Schule und Wirlschasl Der zweite Tag -er Deutschen Lehrerversammlung in Dresden Die erste Vollversammlung Dresden. 23. Mai. Die erste Vollversammlung des Deutsck>en Lehrerlages am Miltivochvormiltag füllte das Zirkusgebäude bis auf den letzten Platz. Die Einleitung bildete eine Feier zur Erinnerung an die Gründung des Sächsisck>en Lehrervereins. Der Vorsitzende des Sächsischen Lehrervereins Karl Drinks, gab einen Rückblick über die Geschichte des Vereins. Er legte dar, welchen Kampf die Lehrer zu erleben hatten, welck-e Entwicklung der Lehrerstond durchzumachen hatte, da zur Zeit der Gründung noch ausgediente Unteroffiziere zum Schuldienst verwendet wurden, das; selbst diese es als unter Würde betrachteten, ein solches ehrenvolles Amt anzunehmen. Der Redner erinnerte daran, daß ein allgemeiner Lehrerverein begründet wurde, der die Lehrer vom Kinderhort bis zur Hoch schule umfassen sollte. In der Einheit und Freiheit der Er ziehung sieht der Deutsche Lehrerverein auch heute noch sein Programm. Mit dem Lied „Brüder reicht die Hand zum Bunde" und Fanfarenstoh, endete die Feier. Auf die Stund« der Erinnerung folgt die Stunde der Arbeit. Der Vorsitzende, Schulrat Georg Wolfs, zeich nete in kurzen Worten das Programm des Lehrervereins in der Gegenwart. Der Sinn und die Bedeutung des Vereins liege in seinem Kampf um die Volksschule, um die Einheitsschule, Sinn und Bedeutung der diesjährigen Tagung liege in den Worten Mussolinis: „Der Staat weist den Weg zu großen Ideen, zu große» Problemen". Dasselbe kann auch in Berlin gesagt iverden. Allerdings daß diese Zielsetzung dann nicht das Diktat eines „Duce" ist, das; diese Zielsetzung den Ursprung im Volke hat. Der Staat hat den Handschuh hingemorfen. doch man hat ihn noch nicht ausgehoben, noch harren wir der großen Aus einandersetzung, Kirche und Staat. Wir wenden uns gegen eine Katholische Aktion <!). Wir wenden uns ebenso sehr gegen die Protestanten und Freidenker, weil die Aktionen aller dieser weltanschaulichen Richtungen Aktion gegen di« Schulherrschaft des Staates sind. Der Kampf des Deutschen Lehrervereins richtet sich nicht gegen die Religion, sondern gegen den Einslutz, den die religiösen Körpcrsck>asten zu gewinnen suchen. Und Wolfs sagte zum Schlüsse wörtlich: Wir werden das Schulherren, tum des Staates gegen jeden Feind und jeden Angriff ver- seidigen und für die Gemei»sch)oft deutscher Bildung und deut schen Kulturlebens einstehen. Mit Stolz stellt deshalb der Lehrerverein fest, an der Verhinderung eines Schultzschen und Keudellschcn Reichsschulgesetzentwurfes mitgewirkt und ge kämpft zu haben. Viag auch das Reichsschulgesetz in die Ferne gerückt sein. In de» iveiteren Worten drückt der Vorsitzende zu der Lösung der Lehrerbildungfrage in Sachsen seine vollste Zufriedenheit aus. Er stellt sie als Vorbild und weist aus die unvollkommene Lösung in anderen Ländern, besonders in Preußen hin. ivo die Lehrer sich noch eine Ausbildung von kon fessionellen pädagogischen Akademie» gefallen lassen müssen. Es folgte dann die Begrüßung. Es waren viele Gäste erschienen. Das Reich, die Länder und Städte, Körper- sä-osten wie die Technische Hochschule, der Deutschs Stüdtetag. Beamten und Lehrerinnenorganisationen hatten Vertreter ent sandt. Auch das Ausland, darunter England, Holland, Frank reich, mar auf der Tagung vertreten. Oberregicrungsrat Dr. Niesen vom Reichsministerium des Innern, wartete mit den besten Wünschen für ein Gelingen der Tagung auf; Staais- minister Dr. Bünger für die Staatsregierung mit einer be sonderen Deutung des Pfingstfestes für die Tagung. Ober bürgermeister Blüh er betonte, daß die Schule im Wesent lichen von der Gemeinde getragen werde und daß die Groß städte, besonders müsse er das sagen von Dresden, sich um den Fortschritt in der Schule verdient machten. — Mit großem Bei fall wurde Prof. Seyfert am Rednerpult begrüßt. Er ver sicherte, daß nicht aus Slandesgrü»den die akademische Lehrer bildung geschaffen worden sei, sondern aus der Ueberzeugung, der Förderung und Eriveiterung der erzieheriscl)en Grund lagen, so wie es sich aus der Schule heraus ergibt. Es wird dafür gesorgt, daß dem jungen Lehrern die Bildung nicht in den Kopf steigt. Ein neuer Lehrerstand kann sich in Sachsen entwickeln, ein neues Lehrerideal aber nicht. Den Willkom- mensgruß des Dresdner Lehrervereins bot sein Vorsitzender Krebs. Hierauf ergriff der Magistratsschulrat Tittel, Dortmund, das Wort zu seinem Referat Uber „Wirtschaft und Volksschule". In dem Deutschland von heute, so führte er aus, dem Staate der Reparationen und Kriegsschulden, hat in dem Wett bewerbe der gesellschalllichen Funktionen unstreitig die Wirt schaft die Führung. Die Bewußtheit ihrer Machtstellung, die durch den Besitz der Produktionsmittel gegeben ist, verleitet sie leicht, auch auf Gebiete überzugreifen, deren Betreuung anderen Gewalten Vorbehalten bleiben muß. Wenn alles nur unter dem Gesichtspunkte der Wirtschaft und Wirtscl-aftlichkeit gesehen wird, leiden die Kulturaujgaben oder werden in eine Richtung abgedrängt, die ihrem eigentlichen Zwecke zuwiderläust. Je differenzierter unsere Wirtschaft, je größer ihr Reichtum an Produktionsmitteln ist, desto gebildeter, aber auch desto inner lich gefestigter muß der in ihrem Dienste stehende Mensch sein Die Wirtschaft müßte beide Hände gerade über die Volks schule halten, rveil deren Kinder ihr einmal ganz, ganz aus Gedeih und Verderb an sie gebunden, gehören werden. Die Volksschule liefert der Wirtschaft das eigentliche Mensckien- material, ohne das keine Wirtschaft, auch nicht die bis zum Aeußersten rationierte, arbeiten kann. Aber in dem Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, zwischen Produktion und Persön lichkeit liegt auch eine verschiedene Einstellung des Unter nehmertums und der Arbeilnehmersckiaft zur Volksschule ein geschlossen. In weiten Kreisen der Wirtschaft sieht man, einge denk des Schlagwortes „Wer die Jugend hat, hat die Zu kunft" in der Volksschule nur eine niitzlick-e Einrichtung zur Beeinflussung des Volkes in staatspolitisck)er und weltanschau licher Richtung. Jeder Versuch aber, die Schul« offen oder heimlich für machtpolitisä-e Zwecke zu benutzen, muß mit Ent schiedenheit zurückgewiesen werden. Die Schule ist eben kein Instrument, aus dem jednxber eine beliebig« Melodie spielen kann, die Kirche ein religiöses, di« Partei ein politisches und die Wirtschaft, je nachdem sie von rechts oder links hcrantritt, ei» kapitalistisches oder marxistisches Lied. Die Aufgabe der Wirtschaft besteht darin, wie für andere Kultureinrichtungen, so auch für eine gedeihliche Albe» der Volksschule die materiellen Voraussetzungen zu schaffen. Sie muß auch ihrerseits dem Unfug des Berechtigungswesens steuern, um die Volksschule nicht zur Armenschule iverden zu iassen, muß den inneren und äußeren Ausbau der Volksschule fördern und eine besondere Lehrerbildung verlangen, die, ohne die Einengung der pädagogischen Akademien Preußens durch Konsessionalisierung und Geschlechtertrennung, einen Leh rernachwuchs schasst, der den hohen Anforderungen der Zukunft, den immer mehr sich steigernden Ansprüchen an Qualitäts arbeit gerecht zu werden vermag. Hlnsichillch der akademischen Ausbildung ist zu sagen: Was dem Pastor auf dem Lande recht ist, muß dem Lehrer billig sein. Erst dann wird die Volksschule ihre Verpflichtungen, auch der Wirtschaft gegenüber, erfüllen können, uno Schule des Lebens und Schulung zum Leben sein können. Der Motor dieses Lebens ist die Wirtschaft: Arbeit, Handel und Ver kehr ist ja fast alles, was Kinder unserer Zeit überhaupt noch erleben. Die Stille einer Klosterschuse paßt nicht in dos Ge triebe unseres modernen Lebens (?j. Was aber von der Wirt schaft in die Schule hineingenommen iverden soll, aas und die Methode der Verarbeitung zu bestimmen, muß allein der Er ziehungswissenschaft überlassen bleibe». Wir lehnen es darum ab, ausschließlich und einseitig nur für die Wirtschaft zu er ziehen und lehnen es umso entschiedener ab, wenn dieser For derung »och die Tendenz einer bestimmten Wirtschaftsaus- fassung unterlegt wird. Die Zerstörung der Einheit des Lebens, die S;xiltuiig des Menschen in einen beruslichen und den wirk liche» Menschen, darf von uns durch frühzeitige Spezialisierung und Einseitsbildung nicht noch weiter gefördert werden. Je weiter infolge der Technisierung und Tppisiernng die Teilung der Arbeit sortschreitet, je mehr sie sich differenziert, bis in die subtilsten Prozesse und Produke hinein, desto mehr muß die Erziehung daraus bedacht sei», den Menschen in der Totalität seiner Kräfte und Anlagen zu erfassen, um ihn selber nicht zu einem nur auf Teilarbeit und auf nur einen Arbeitstell ab- gestimmten Mechanismus werden zu lassen. Der Wirtschaft, die altes nur technisiert und typisiert, rationalisiert und rentabili- fiert, muß in der Erziehung zum Mensck-en ein volles und starkes Gegengewicht entgegengesetzt werden. Es ist sür ein industrielles Zeitalter geradezu eine Notwendigkeit, daß dem Aussteigen der Großbetriebe gegenüber die Gegenwirkung der Persönlichkeitserziehung nicht aufhört. » Wir wissen, aus welchem Lager der Referent stammt, wir wissen desl)alb auch, wie wir ihn schulpolitisch zu werten haben. Wenn schon in voraufgehenden Reden in mehr oder wenige: scharfer Weise der Kampf allen denen angesagt wird, die dem Staate nicht das Erziehungsmonopol Anerkennen wollen, so wurde in dieser Rede der Kampf besonders gegen die Einflüsse der Wirtschaft proklamiert. Wenn schon die Interessen der Wirtschaft, di« Interessen des Geiverbes Berücksichtigung ver langen für ihre Forderungen, um wieviel steht dieses Recht den Eltern zu? Ueberhaupt: wer ist der Staat? Wer stellt die Forderung einer vollkommen neutralen Volksschule auf? Sind es die dem deutsclpin Lehrerverein angeschlossenen Lehrer und deren Anhänger, die das deutsche Volk verkörpern? Schon allein die Debatte zeigte, welcher Neutralität und welcher Einheit in der Erziehung die Mitglieder des Lehrer vereins sich befleißigen. Es l>atte den Anschein, als ob di« „neutrale" Einheitsschule der weltlichen Schule teils bewußt, teils unbewußt nur Vorspanndienste zu leisten habe. Der Deutsche Lehrerverein ist auf dem falschen Wege, wenn er annimmt, daß ihm allein die Gestaltung des Bolksschulunter- richts überlassen werden müsse. Noch dürfen die Eltern auf ihr Erziehungsrccht und zwar auf ein primäres Erziehungsrecht pochen und Einfluß darauf verlangen, wie ihre Kinder erzöge«? werden sollen. Nicht die Kinder sind der Lehrer wegen, sonder« die Lehrer der Kinder wegen da. Ai» Schlüsse wurde nach längerer Debatte eine Ent« schließ ung angenommen, in der gefordert wird, daß der Staat den Trägern der Wirtschaft mit größerem Nackdruck ent- gegentretcn solle in Erziehungsfragen. Empfang im Rathaus Am Mittwochabend fand zu Ebro» der Deutschen Lehrcrver» sammlu-N'g ein Empfang im Natliauie statt. An langen, festlich mit Frühlingsblumen geschmückten Tafel» fanden sich di« „Prominen- leston" Mitglieder der Tagung zusammen. Oberbürgermeister Dtn Blüh er sprach herzliche Worte der Begrüßung, die von dem Vor sitzenden des Doutscheii Lehrcrvereins. Schulrat Wolsf. mit einem Dank für alles, was die Stadl Dresden ihren Gäste» geboten habe» erwidert wunde. Gleichzeitig saus in der -Staatsoper ein« Festvorstcllun» des Do» Giovanni statt. Um Mitternacht versammelten sich zahü reiche Teilnehmer der Tagmm aus dem Dippoldiswalder Platz, mnl der Enthüllung der Wa n d e r - G e d e n k ta f c l am Trom- . Peterschlößchen beizilivohncii. Di« Tafel erinncrt an den schlesischen Lehrer Wander, der hier 1838 den Aufruf zur Gründung des Deut schen Lolirervereins geschrieben hat. Di« Tafel, die Architekt Oswin Hemvel entworfen hat, trägt die Inschrift: „Hier schrieb 1818 der Volksschullehrer K- Fr. Wisst. Wänster aus Hirschsterz in Schlesien den Aiifius an Deutschlands Lehrer zur Gründung des Teuls-ben Lehrcrvereins. Lasset uns als Brüder arbeite» au d.'ni großen Werke, das iiiiS mmertrant ist, an der Bildung des deutschen Vol kes, Der Deutsche Lehrerverei» 1929," — D-e Tafel wurde nacht einer kurzen Rode von Schulrat Wa>fs eickbülli, Ausstellungen Im Zusamiiienluriig mit der Deutschen Lebrerversamiickmiq wird eine pädagogi sch e A » s st elI » n g bevinstollct. die einen Einblick in die Arbeit der neuzeitlichen Volksschule gewäliren soll. Der Vergustolter gab ihr «i» rech: zeilgc-niäße-s Tboma: „Bil dung s v o rg a u g u >»d Schule" „ns bcl>:i»-del'e in ibr vier Abteilungen: Bildung der Natnraiiffassung und d«S biologischen Denkens; Bildung der Heim-itau chssung und des erdkundlichen Denkens; Bildung des Farbensinnes: Bildung des Gestallungsgus- druckes durch Werklätigkeit »iid Rodckirbeii. An Hand von einigen Beispielen sollte bewies«» iverden, wie dos Trirbwesc» des stiiiseS über das kindliche Spiel zu werte schassender Arbeit erzogen wir». Die Gcgennmrlsaufgabe sehen die Schöpfer dieser Ausstellung in dem Erfassen des Bil-dungsvorganges in seiner jeweilige» Eigenart. Der Bildungsvorgang ist ein leiblich-iceliich geistiger Formuugsvorgcnig, in dem die Aussteller de,, Vorgang der Menschwerdung zu sehen Italienische Landschaften nordischer Künstler Ausstellung im Kupferstichkabinett Dresden. Reisen und Wandern lautet jetzt die Devise. Und es Ist kein Zufall, daß di« Ausstellung des Dresdner Kupserstich- kabineites sür di« Monate Mai bis September ein Thema aus greift, dem tiesoerwurzette Wanderlust zugrnnde liegt. Die Ausstellung ist gleichsam ein Spiegelbild südlicher Landschaft in nordischer Seele. Doch wie empfand sie diese Landschaft? Was suchten und sahen die nordischen Künstler und sprachen es in ihren Werken aus? Es ist das interessanteste Moment der Ausstellung, die Wandlungen und Entwicklungen von vier Jahr hunderten eingehend zu verfolgen und ihre Sonderl-eite» auf- zuzeigen. Dürer bereiste als einer der ersten nordiscl>«n Künstler Italien. Doch nicht die La»dsck)ast als solche zieht die Künstler in das Sonnenland, sondern in erster Linie das Gegenständliche, die Denkmäler derAntike, Ruinen werden mit großer Wirküchkeitstreue sestgehalten, das Kolosseum in Nom oder das Kapitol bilden den Hauptvorwurf der Italienfahrer. Auch Dürer fühlt sich ain meisten davon a»gezogen, seine Landsck>afts- aqu«relle treten noch in den Hintergrund. — Bon dieser Nei gung zum Gegenständlichen macht im 16. Jahrhundert Pieter Bineghel eine Ausnahme. Er hat auf seinen Itallenreise» die Landschaft gesehen, davon zeugen eine Fülle von Zeich nungen und Radierungen. Um die Milte des 16. Jahrhunderts übernehmen die Niederländer die Führung. Nock, herrscht, auch bei ihnen die Vorliebe für die Stadtvedute, namentlich Ruinen ansichten vor. Die Skizzen von Heemskerch und die Ra dierungen von H. Lock geben genügend Ausschluß über die damals charakteristische Auffassung. Gern iverden Einzelaus- nähmen vom Kolosseum und Kapitol gemacht, und kennzeich nen die Hauptanziehungspunkte der damaligen Itolienfahrer. Ende des 16., Ansang des 17. Jahrhunderts vollzieht sich die Befreiung von dem Haften am Gegenständlichen; die Ein stellung auf die Landschaft wird vorherrschend. Noch iverden Tem- pelruinen oder andere, historisch bedeutsame Stätte» bevorzugt, aber nicht mehr aus der Landschaft entnommen, sondern in enger Verbundenheit mit ihr gesehen. Bei Paul Bril sieht man diesen Uebergang an seinen zahlreicl-en Zeichnungen und Radierungen. — Rubens kommt nach Italien. Und er kündet bereits in einen Landschaften die neue Epoche, der schließlich der Frank- urter Adam Elsheimer den Namen gibt. Aus seinen zahl- reick-cn Landschaftsbildern spricht deutlich das neue Thema: die selbständige Landschaft. — Mehr noch. — Sie zeigen Ansätze zur Lichtmalerei, die später unter Claude Lorain ihren Höhepunkt an Ausdrucksfähigkeit erreick-en sollte. — „Aurora" heißt das kleine Landschaftsbild mit dem Lastet Gandolfo. Es zeigt bereits ein wundervolles Auflösen der Ferne, die duftige, atmosphärische Stimmung eines Morgens. — Nach Elsheimer entstehen die idealisierenden Landscl;aften der Niederländer Moses Uytenbroeck, Poelenburgh u. a. — Daneben versuchen sich Pieter van Laer, Jan van Noordt u. a. in Straßenszenen. Eine Ausnahme von dem ziemlich Gleichartigem bildet Breenberg, Radierer und Zeichner, der eine gesunde Ver schmelzung von Sachlichkeit und malensci-em Reiz aufweisen kann. Ueberhaupt wird das rein Malerische bald das Charakteristikum des 17. Jahrhunderts. Damit kommt die Radierung mehr und mehr zu ihrem Recht, da die technischen Möglichkeiten der Radierung dem Streben »ach verfeinerter Lichlwirkung weitest entgegenkommt. — Pousstin schuf den Typus der klassisch-heroisck)en Landschaft. Lara in ver- ivandte seine ganze Ausdrucksfähigkeit auf das atmosphärische Licht. — Seine Landscl>aslen sind von einem wundervollen, waruigoldige» Ton durchmobcn. — Am nächsten kommt ihm darin der Radierer Hermann von Swancveldt. Die liebevolle Behandlung des Lichts übernahmen Ja» Bott, El. Berg hem und K. du Iardin i» ländlick)«» Szene», Von den deutschen Künstlern des 17, Jahrhunderts müssen die Leistlingen der Deutschrömer Sadeler »nü I. W. Bauer hervorgehoben werden; auch die kleinen Ruinenszenerien des Dresdner Theatermalers I. O. Harm, mit dem etwas kulissen- liaften Einschlag verdienen Beachtung, Besonders schön aber sind die Radierungen von Sibilla Küstin, aus einer Augsburger Nadiererfamilie stammend. — Wie überhaupt Augsburg für di« deutsche Graphik von großer Bedeutung ivar Das Ende des 18, Jahrhunderts bringt das Aussterben der Ideollandschaft. Ein neuer, frischer Zug geht durch die Veduten- niolerei, scharf und objektiv find die Radierungen der Dietrichs; ebenso von Klengel und weiter zu Carlo von Kügelgen. Ientzsch, Hacker! und Veith. — Das 19, Jahrhundert steht im Zeichen der Erneuerung der heroischen Landschaft. die ihren besten Interpreten in I. A Koch fand. — Ueberlegene Einstellung und ausgesprochenes Raturempfinden zeichnen seine Landschaften aus. — Eine neue Welle slutet nach Italien, einem neuen Sehn- suchtsideal nach: Die deutsche Ro in antik! Aus den Werken Schnorr v. Carolstelö. Fr. Horny und L. Richter blüht sie auf. Der Reiz der römische» Campagna, die Schönheit der Sabinerberge wird neu empfunden. An der reichen Zahl von Schnorrs Werken kann inon das Streben nach Vertiefung und Vergeistigung am vorbildlichste» bewundern. Nock) übertragender ist Fr. H o r n y. Zahlreiche Federzeichnungen L. Richters von seinem römischen Ausenthalt verraten manchinal einen leisen, märchenhaften Zug. Noch fehlt aber, der sinnlich anschaulichste Aus0rucksw.'kt: die Farbe, Die Entwicklung zur Farbe, bis zur rein kolo ristischen Wirkung, trägt die nächste Generation. als deren Ver treter Karl Rottmann, Friedrich Preller n. a, auch Albert Beil»» »nd Paul Mohn zu nennen sind. Aus Thomas Studien spricht gerade das deutsche Wesen mehr als italienische Eigen art. Bei allem Dust südlicher Landschaft tri» doch eine ge wisse .Herbheit hervor, deren Wesen diesem Künstler so nahe steht. Dem I m p re s s i o n i s m u s gibt die italienische Land schaft sehr wenig. Ein zwar Bildchen Liebernianns oom Mont« Pincio bestätigen, daß der Impressionismus hier nicht lein« malerischen Ansdruckrsmöglichkeiten gesunde» I>al, wie in der deutschen Landschaft. Wichtig ist die Auffassung der neuesten Zeit von der Eigenart südlicher Landschast. Da ist Alexander Kanoldt maßgebend. Die Empsünglichlieit unserer Zeit für die Abstraktion der Form und ihre strenge Gliederung bringt sein „Subiacco" zum Ausdruck, Starke Betonung durch hell»unkel Kontraste, Eingliederung der Bauten in die Landschaft. — Irgendwie ist der Aufbauer dieser Stadt mit ihrem Boden ver- ivachsen. Ebenso ans einem zweiten Landschaflsbild ein Weg. dem Boden abgezwungen, in mühevoller Steigung den Stein- boden folgend, — Der Katalog bringt außer einer Anzahl guter Reproduk- tionen ein« ausgezeichnete Einführung von Dr, Peter Halm und ist ein wertvoller Behelf zu der hervorragenden Ausstellung de» Kupserstichkabinetts. Dr. K, P,
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