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— 95 — Rathe entweder von denen bestalten Gassen-Meistern oder von denen verordneten Schulhaltern zu verdienter Bestraffung ange- zeiget werden. § II. Hingegen wer sich zu einem öffentlichen Lehrer der un wissenden Jugend hat bestellen lassen, der halte sein anbefohlenes Ampt nicht vor ein geringes und leichtes Werk. Wie es ins gemein diejenigen ansehen, welche ihre vorige Profession aus Nachlessigkeit oder Wollust durch den Bauch gestochen haben, und endlich aus dringender Armuth die Resolution ergriffen, eine deutsche Schule anzufangen. Er sehe es auch nicht vor ein Ge werbe au, und falle auf die fleischlichen Gedanken, als sey er nur darum zu der Information bestellet, dass er von dem Schul- Gelde seinen Bauch versorge und die Seinigen nothdürfftig fort bringe, die anvertrauten Untergebenen möchten inmittelst wenig, oder gar nichts von ihm gelernt haben. § HI- Vielmehr kömt einem rechtschafnen Schulhalter zu, dass er alle Tage vor dem Angesichte Gottes, und mit aufrichtigen Hertze nachfolgende drey Stücke bedenke. Das Erste bildet ihm seine Schule gleich als in dem Grundrisse ab, wie sie ein Pflantz-Garten des grossen Gottes sey, darinnen Er die Pfropff - Reiser durch seine Arbeit anlegen lasset, aus welchen künftig die Bäume er wachsen sollen, damit Er die Kirche, das Rath - Hauss und die Hausshaltung zu besetzen gedenket. Wie er nun nicht den er schrecklichsten Zorn und die empfindlichste Straffe des gerechten Gottes auf sich lade, so muss er nothwendig in seinem Fleisse einem Gärtner gleich seyn, welcher die zarten Gewächse auf das sorgfältigste wartet und mit Begissen, mit Beschneiden, mit An binden, das heisst, mit unterweisen, bestraffen und vermahnen in ihrem Waclisthume zu befördern unablässig bemühet ist. Das Andre stellet ihm seine Unterweisung als ein Werk vor, zu welchem er durch Gott und seine Obrigkeit ordentlicher Weise ist bernffen worden, und von dessen Bestellung er nicht nur auf der Welt Rede und Antwort zu geben, sondern auch am jüngsten Tage vor dem strengen Richter-Stuhle JESU CHRISTI die schärffste Rechnung abzulegen schuldig ist. Soll ihn nun nicht der harte Fluch treffen, welchen Gott denen dräuet, die sein Werk nachlessig thun, so muss er sich in der richtigen Bestellung seines Amptes keine Mühe verdrüssen, keinen Zeitvertreib zurücke halten und keinen Undanck abschrecken lassen. Das Dritte weiset ihn auf seine Untergebenen. Diese sind Geschöpffe des Aller höchsten, theuer-erlösete Kinder des Herrn JESU, und ausserwehlte