— 76 — VI. Unterrichtsfächer und Unterrichtsmethode. Suchen wir uns nun zum Schluss einen Einblick in das innere Getriebe der Zittauer Landschulen zu verschaffen. Das erste Unterrichtsfach nach Zeit und Rang war die Re ligionslehre, „das Prinzipalwerk, wider die gemeine und recht unchristliche Ansicht mancher Schullehrer; denn Christus wird am jüngsten Tage nicht geschickte Schreib- und Rechen meister, sondern fromme und gläubige Christen von ihren Händen fordern.“ U8 ) An den Religionsunterricht schloss sich mit innerer Notwendigkeit das Lesen an. Endlich forderten die allgemein menschlichen Bildungsbedürfnisse das Schreiben und Rechnen. Aus diesen vier Fächern setzte sich der Volksunterricht zusammen. Zum Rechnen ist die Volks schule erst spät gekommen, es fanden sich immer nur wenige, die an diesem Unterricht teilnahmen. Die Realien treten erst nach 1770 auf und werden als ein Anhängsel be trachtet. Der Religionsunterricht, Dass der Religionsunterricht auf der denkbar nied rigsten Stufe stand, darf uns nach dem, was wir von dem Bildungsstande der Volksschullehrer gehört haben, nicht wunder nehmen. Gehört doch gerade zu diesem Unterricht ein eingehendes Studium, eine gewissenhafte Vorbereitung — Dinge, die dem Volksschulmeister jener Zeit fast vollständig abgingen. So beschränkte man sich von allem Anfang an auf das mechanische Auswendiglernen der Hauptstücke des lutherischen Katechismus und einer Anzahl Psalmen, Sprüche und Liederverse, die im ewigen Einerlei vorgelesen und vor gesagt, nachgelesen und nachgesprochen, aufgesagt und ab gehört wurden. Von einer sachlichen Vertiefung war keine Spur, und für das Verständnis wurde sogut wie nichts ge- than. Auch dann, als Katechismuserklärungen in Frage und Antwort aufkamen, wurde es nicht viel besser. Nun wurden eben die Erklärungen zu Luthers Erklärungen auswendig gelernt, wodurch das Gedächtnis des Kindes immermehr be schwert wurde. Die Lehrer verstanden den Inhalt des Ka techismus selbst nicht oder waren zu bequem, den Stoff zu erklären und anschaulich zu machen. So beschränkten sie sich auf Abhörung der Fragestücke in ihrem Katechismus; z. B.: „Was ist Busse? Die Bekehrung des Sünders zu Gott. Was heisst heiligen? Heilige Gedanken, Worte und 158 ) Schulordnung von Grünwald. Cap. II. § 4.