— 70 — in die Schule schickten, in den Turm des böhmischen Thores zu Zittau, der als Gefängnis benutzt wurde, gefangen setzen. Aber schon 1736 und im folgenden Jahre musste er den Be wohnern von Niederolbersdorf abermals einschärfen, ihre Kinder in die Ortsschule zu schicken. Manche Kinder er mangelten nämlich jeden Unterrichts, und andere besuchten auswärtige Schulen, namentlich die in Zittau. 149 ) V. Schulinspektion und Schulexamina. Die höchste Vorgesetzte Behörde für die Zittauer Dorf schulen war von Anfang an der Stadtrat von Zittau, und er blieb es, auch als die Lausitz mit Chursachsen vereinigt wurde. Das Dresdner Konsistorium hatte hier keinen Ein fluss. Der Rat besetzte die erledigten Schulstellen, prüfte die anzustellenden Lehrer, erliess Verordnungen und nahm alle Beschwerden und Eingaben bezüglich des Schulwesens entgegen. Nachdem im Jahre 1699 das Amt eines Katecheten in Zittau gegründet war, übertrug er diesem als Officium Catecheticum die Visitation der Stadt- und Landschulen. Der erste Katechet war der bekannte Martin Grünwald, ein ge borener Zittauer, 1699—1716 als Katechet thätig, der sich sein Amt sehr angelegen sein liess und mehrere katechetische Schriften verfasste. 150 ) Oh seine Nachfolger auch so treu und gewissenhaft ihr Amt verrichtet haben, lässt sich nicht mehr feststellen, da keine Akten vorhanden sind. Das Aufsichts recht über die Schulen hatten die Dorfverwalter. An sie wandte sich der Rat, wenn er sich über den Zustand der Ortsschule informieren wollte. Sie waren die Vertreter des Kollators und hatten als solche den Prüfungen sowohl der Kinder ihres Dorfes als auch der Lehrer auf dem Zittauer Rathaus beizuwohnen. Die Kontrolle aber über die innere Einrichtung und vor allem über die Art und Weise des Unterrichts war den Ortsgeistlichen zugewiesen. Waren doch die Geistlichen die geeignetsten Personen dazu. Auch im übrigen Sachsen waren sie wiederholt zur Beaufsichtigung 14<J ) Korschelt, Geschichte von Olbersdorf. S. 76. ,50 ) Über Grünwalds pädagogische Thätigkeit vgl. Kämmel: Martin Grünwaid, ein Beitrag zur Geschichte der Pädagogik. Zittauer Schul- programme 1859 und 61. I—IV, besonders III, S. 5 ff.