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— 33 — Substitut beigegeben würde cum spe succedendi, was auch meist bewilligt wurde. So bildeten sich ganze Lehrerfamilien, in welchen das Amt vom Vater auf den Sohn, von diesem auf den Enkel u. s. w. forterbte. Nicht selten kam es vor, dass mehrere Söhne sich dem Schulamt widmeten. Eine solche Schullehrerfamilie war die Familie Netsch in Oderwitz, in welcher drei Söhne dem Beruf des Vaters folgten und zu gleicher Zeit Lehrer in Oberoderwitz, Niederoderwitz und Eibau waren. 78 ) Merkwürdig ist, dass die Oberlausitzer Schulordnung von 1770 keine Vorschriften über die Vor bereitung der Volksschullehrer macht, namentlich die letztere Art der Vorbereitung bei einem bewährten Schulmanne ausser Acht lässt, während die „Erneuerte Schulordnung für die deutschen Stadt- und Dorfschulen der Chursächsischen Lande“ 1773 ausdrücklich darauf Bezug nimmt. 79 ) Diejenigen Landschullehrer, welche das Amt eines Orga nisten und Kantors verwalteten, mussten sich ebenfalls auf privatem AVege ihre musikalischen Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen. Auch sie lernten entweder unter Anleitung des Vaters das Orgelspielen oder nahmen bei einem bekannten Organisten der Umgegend Musikunterricht. So lernte Martin AVeber, Sohn des Oderwitzer Schulmeisters, bei „.Johann George Schönen, Organisten und Kirchendiener zu Haynewalde, das Klavierspielen und die Musik verstehen.“ 80 ) Manche Hessen sich auch von berühmten Organisten in den Städten Zittau und Löbau ausbilden. Der als Musikus geschätzte Johann Gottlob Schneider, Vater des durch seine Oratorien berühmten Hofkapellmeisters zu Dessau, Friedrich Schneider (f 23. Nov. 1853), ging von seinem Geburtsort AValtersdorf mehrmals die AVoche nach Zittau, um bei dem dortigen Organisten Trier Musikunterricht zu nehmen, und wurde später Kirchenschul lehrer zu Wattersdorf und seit 1787 zu Gersdorf. 81 ) Um die Organistenstelle in Ebersbach bewirbt sich Friedrich Gärtner, Music. Cult, aus Eybau, der das Orgelspielen beim Organisten Steinei in Löbau gelernt hat. 82 ) Desgleichen bittet der Organist Grösser, dass der Zittauer Rat seinen Sohn Abraham Traugott Grösser, welcher 5 Jahre beim Organisten in Löbau gewesen und 2 Jahre das Zittauer Gymnasium besucht hat, ihm cum spe succedendi zu ad- jungieren geruhe, 21. Dezember 1765. 78 ) Korschelt, Geschichte von Oderwitz. S. 131 f. 79 ) Kapitel XIII. § 5. Vgl. auch § 2 ff. Eckarth, Geschichte von Herwigsdorf. S. 90. 81 ) Fritsche, Ortsgeschichte der Parochie Gersdorf. 1857. S. 72. 82 ) Acta Ebersbach. 1732. Vol. I. 3