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— 29 — mit der Schule, nicht immer zum Segen der letzteren, wie sich zeigen wird. Besonders zahlreich treten auf den Zittauer Dörfern die Leineweber als Lehrer auf, denn die Leinenindustrie-hatte hier schon sehr früh Eingang gefunden. Grossschönau hatte bereits im vorigen Jahrhundert durch seine Damastfabrikation einen bedeutenden Ruf. In zweiter Linie ist die Zunft der Schneider zahlreich vertreten, ferner die der Gärtner, Buchbinder, Schuh macher, Blattsetzer, Krämer, Glasschneider, Böttcher, Besen binder, Kürschner u. s. f. Eine zweite Gruppe von Landschullehrern bilden solche Personen, welche sich als Bediente in städtischen vornehmen Familien oder als Schreiber und Kopisten bei Stadträten und in Kanzleien die Kunst des Lesens und des Schreibens an geeignet hatten. Hierher gehören auch die sogenannten „Spittelleser,“ die öfters zu Landschullehrern gewählt wurden. Dieselben waren im Hospital zu St. Jakob in Zittau angestellt und hatten mit den Insassen täglich Betstunde zu halten. 61 ) So tauschte in Bertsdorf der Schulmeister Johann Michael Möller sein Amt mit dem Hospitalleser Christoph Leubner Anfang des 17. Jahrhunderts. 62 ) Für das Schulamt in Dittelsdorf bewirbt sich 1763 David Hayner, der sich in Zittau als Schreiber beim Stadtrichter und Senator vorgebildet hat. 63 ) In Seifhennersdorf bewirbt sich 1770 Johann Gottfried Böhme, Kopist aus Zittau. 61 ) In Waltersdorf ist seit 1762 Carl Christoph Scheinert Schul lehrer, der zuvor Bürgermeistersdiener in Zittau gewesen war. 60 ) In Oderwitz folgte Martin Weber, der 2 Jahre lang als Diener mit einem dänischen Gesandten in Holstein und Dänemark gewesen war, seinem Vater im Schulamte nach. 66 ) Zu mehrfachen Beschwerden des Herwigsdorfer Schullehrers Augustin führt das unbefugte Schulehalten eines ehemaligen preussischen Husaren, Namens Deckert oder Deckhardt in Oberherwigsdorf. Der Dorfinspektor Senator Christoph Seiffert erhält vom Zittauer Rat die Weisung, sich nach diesem 61 ) Carpzov, Anal. I, 144. „Über dieses ist ein gewisser Mann bestellt, so der Leser genannt wird, welcher täglich mit denen Spitalleuten 2 mahl Betstunde hält und seine Versorgung aus dem Spital bekömmt.“ ®*) Morawek, Geschichte von Bertsdorf. S. 214. Eckarth, Chronica oder historische Beschreibung des Dorfes Bertsdorff. 1749. s'. 38. w3 ) Acta von Dittelsdorf. 1763. Vol. I. betreffend die Schuie von Dittelsdorf. Dieses Actenstück, wie die folgenden mit Acta beginnenden, befindet sich in dem Ratsarchiv zu Zittau. ’ M ) Acta Seifhennersdorf. 1741. Vol. I. 6ä ) Waltersdorfer Kirchenbuch. ®®) Korschelt, Geschichte von Oderwitz. S. 117.