— 23 liehen erhielten in Wittenberg ihre Ordination. 41 ) Günstig war ferner für die Reformation des Zittauer Kreises die lange Vakanz des erzbischöflichen Stuhles in Prag (1423—1561). Erst als es längst zu spät war, wurde der Subdiakonus von Prag nach Zittau geschickt (28. Mai 1555), um der lutheri schen Lehre Einhalt zu thun. Der Augsburger Religionsfriede sicherte den Besitzstand des Luthertums. Endlich war sehr wichtig, dass die .Tolianniterkonimende in Zittau im Jahre 1540 an den Rat verpfändet wurde. Damit ging die Collatur an den Stadtrat über, und als es der Stadt 1570 gelang, die Commende ganz an sich zu bringen, stand der Durchführung der Reformation im ganzen Zittauer Territorium nichts mehr im Wege. Der Rat stellte nur noch evangelische Prediger an. Was that nun die Reformation für die Hebung der Volks bildung auf den Zittauer Dörfern? Leider ist gerade über die Durchführung der reformatorische'n Ideen und Lehren in den einzelnen Ortschaften bei den mangelnden Nachrichten ein ziemliches Dunkel gebreitet. Das aber können wir be haupten: Es finden siclx sichere Spuren von dem Vorhanden sein von Landschulen in einzelnen Ortschaften des Zittauer Kreises im 16. Jahrhundert. Der Anstoss zu einem geord neten Unterricht der Jugend zunächst nur auf religiösem Ge biet ging sicher von der Stadt Zittau aus, als der Patronats herrschaft für Kirchen und Schulen. Freilich blieb die Lausitz von jenen Verordnungen unberührt, welche im 16. Jahrhundert in Kursachsen ergingen zur Erteilung von Religionsunterricht an die Jugend. Die wichtigsten sind die Generalartikel vom 8. Mai 1557, welche die Dorfküster zur religiösen Unterweisung der Kinder gesetzlich verpflichteten, 12 ) und die bekannte, unter Kurfürst August am 1. Januar 1580 erlassene Schulordnung, welche aus der einfachen Küster- und Katechismusschule die „deutsche Wilhelm Nesen, war ein intimer Freund Luthers. Letzterer hatte ihm ein Trinkglas geschenkt, welches lange Zeit in der Nesenischen Familie als ein wertvolles Stück bewahrt wurde. Im Jahre 1670 trank ein Prager Erzbischof Matthias Ferdinand von Bielenberg auf seiner Durch reise durch Zittau mit den Herrn seines Gefolges bei einem Gastmahie aus diesem Trinkglas auf das Wohl Sachsens und Zittaus. Der letzte Nesen, der Ratsherr Gottfried Nesen, liess es der Kunstkammer zu Dresden übergeben. Es ist eine wertvolle Lutherreliquie des Grünen Gewölbes. Neues Lausitzer Magazin 1838. S. 335. Pescheck, a. a. 0., I, 394. Carpzov," Anal. II, 298. 41 ) Ilnothe, Urkundliche Grundlagen zu einer Rechtsgeschichte der Oberlausitz. Neues Lausitzer Magazin L. III, 380. Frind, a. a. 0., IV, 409: Bei der Pfarrkirche zu Gabel in Böhmen gab es 1553 einen in Witten berg ordinirten evangel. Pfarrer M. Matthaeus Hacke aus Zittau. 42 ) Vergl. Georg Müller, Das kursächsische Schulwesen heim Erlass der Schulordnung von 1580 (im Programm des Wettiner Gymnasiums zu Dresden Ostern 1888) S. 4.