— 22 — TT. Die Anfänge des Landschulwesens seit der Einführung der Reformation. Es ist auffällig, dass die Stadt Zittau, im Hussitenkiieg noch erzkatholisch, mit am frühesten unter den Lausitzer Städten dem Evangelium die Thore öffnete. Wie war das möglich? Noch im Jahre 1518, als das letzte grosse katho lische Fest gefeiert wurde, war bei Anwesenheit des Landes bischofs, der in der Gegend Kirchen, Kirchhöfe und Altäre konsekrierte und das Sakrament der Firmung hielt, in der Kirche ein „unsägliches Gedränge. Alle Bauern brachten ihre Kinder zu solcher Firmung,“ denn es war eine lange Zeit kein Bischof in Zittau gewesen. 37 ) Zur schnellen Aus breitung der lutherischen Lehre in Zittau trug in erster Linie die bedeutende Persönlichkeit des Zittauer Reformators bei der mit hinreissender Beredsamkeit und unerschütter lichem Glaubensmut die Herzen für das Evangelium entflammte. Lorenz Heidenreich ist der Name dieses gewaltigen Mannes, des Sohnes eines Zittauer Bürgers; er war seit 1509 Altarist und Messpriester in der Kirche zum Heiligen Kreuz seiner Vaterstadt. Nachdem er Zeuge der Leipziger Disputation ge wesen war, wo er Luther persönlich kennen gelernt hatte, wurde er 1521 Pfarrer und Prediger an der Hauptkirche in Zittau. Dieses Jahr ist das Reformationsjahr Zittaus. Ver geblich suchte der Commendator der Johanniter die evange- fische Predigt zu stören, indem er seine bellenden Jagdhunde um und in das Gotteshaus hetzte. Vergeblich erliessen der Bischof von Meissen, ferner die Könige von Böhmen, Ludwig und Ferdinand strenge Befehle gegen die neue Lehre. 3 ») Der Strpm war nicht mehr aufzuhalten. Im Jahre 1546 hatte die neue Lehre im Weichbilde von Zittau und darüber hinaus schon so überhand genommen, dass die Prager Administratoren mehrere Jahre hindurch keinen Dechanten für das Zittauer Gebiet mehr fanden. Die Pfarrer waren in der Mehrzahl Apostatae und Nuptionarii. 3!i ) Ein weiterer Grund für die schnelle Ausbreitung’ der reformatorischen Ideen in der Lausitz war die enge Be ziehung mit Wittenberg. Die Oberlausitzer Jugend studierte grösstenteils in Wittenberg und trat den Reformatoren per sönlich nahe. 40 ) Ja, die Oberlausitzer protestantischen Geist- 3T ) Pescheck, Geschichte von Zittau. I, 389. 38) Oberlausitzer Urkundensammlung. II ^ 112.^ 116. 119. Knauth, Wendische Kirchengeschichte. Görlitz 1767. S. 206 ff. *9) Frind, a. a. 0., IV, 411. ■ioj iii Bruder des berühmten Zittauer Bürgermeisters Konrad Nesen,