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Sächsische Volkszeitung : 23.05.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192905232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290523
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290523
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-05
- Tag 1929-05-23
-
Monat
1929-05
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.05.1929
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Deutsch«« Lehrerverein« beschlossen. DI« «ros,« Id«« de» nationalen Erziehungsgrdanken Fichies sollt« zmc Eirchet» der Lehrer und damit zur Bildung des deutschen Volkes fuhren Der Bundestag setzt« am 23: August 1848 di« Grundrecht« de, Volkes wieder außer Kraft und die politischen Verhältnisse ver anlaßt«,, di« Lehrewersammlung in Hannooer im Jahre 1851 den Allgemeinen Deutschen Lehrerverein wieder aufzulösen. Der neu« Deutsche Lehrerverein und mit ihm die Dresdner Tagung wirbt für die weltlich« Schule und stellt sich damit in Gegensatz zu einem größeren Teile der Bolksschullehrersclxaft. Weiter wird den Teilnehmern der Lchrerversammlung ein Bilderbuch „Dresden" überreicht, dos die landschastlichen und baulichen Schönheiten der säcWschcn Landeshauptstadt in guter Uebersicht zeigt. Die Bilder dieses Buches stammen zu einem -rotze« Teil von dem Photographen Albert Nrnger.Potztg, Bad Harzburg. Erwähnenswert au» dieser Versammlung sind vor allem dir vorzüglichen Aufnahmen der Hofkirche sS. 32—45). — Schließlich wird den Teilnehmern noch «in kleiner Führ«» durch Dresden überreicht, der den Tagungsplan, allgemein orientierender Notizen und einen Stadtplan enthält. Aus Anlaß der Deutschen Lehrerversammlung hat der Rot der Stadt Drrsden «in« zusammensasiende Broschüre „Vom Volksschulwesen der Stadt Dresden" heraus» gegeben. In derselben sind besonders ausführlich die Echulver. waltung, Aufbau, äußere und inner« Echulverhältniss«, Schul pflege und -fürsorge und die besonderen Einrichtungen des Dresdner Bolksschulwesens behandelt. Der Sächsische Gesellenlag Abschluß -er Pfingfttagung -er KolpIngssShne in Dres-en Dresden, 22 Mai. Am Pfingstmontag fand, wie bereits kurz berichtet, in Dres den «in Sächsischer Gesellentag slait, der sich an bas 75- jährige Inbi-lämn d«L Gesesleuvermus Dresden-Zentral a»schloß. Früh 8 Uhr zogen die Gesellen mit ihren Fahnen — 63 Fahnen waren im Zuge verirvlen — zur Hoflirche. Di« Ponttsikal» messe wund« umrahmt von Meßgesävgen, die der Katholische Männergesangverei» zu Gebär brachte. AiiS dem Evangelium des Pfingstfestes legte Bischof Dr. Schreiber in seiner Jestprckigt den KolpingSsöhnen den Glauben, das Gebet und die Liebe beson dere warm anx Herz. Durch die Verkündig,»H des Wortes Gottes, durch bi« Schlüsselgewalt des hl. Petrus und durch die Nachfolge Pelri erfahren wir von der einen heiligen Kirche. Wir glau ben an diese eine Kirche. Die Stärke des Glaubens liegt im Hie bet. Nach dem Beispiel« der ersten Christengemeinden, di« ft, der Gemeinschaft des Vrotbrechens. der hl. Koimmmion sich täglich zu- sammensanden, müssen auch di« KolpingSsöhne im Geiste des Herrn sich suchen, lind rin drittes können wir aus dem Psingstevangelium schöpfen. Jnnner finden sich die ersten Christen zusamnien, um ge meinsam die Erinnerung an den Herrn über Loben und Tod zu pflogen. Sie waren ein Herz und eine Seele. Ihr« Nächstenliebe offenbarte sich in dem Zusammenhalten. Das erwartet man auch von dm KolpingSsöhnen. Sie wolle,, ja eine groß« Familie sein. Mr wollen deshalb versuchen, den Psingstgoist in uns wach zu brin gen, um durch Gäbet und gutes Beispiel den Mitmenschen -u dienen. — Vormittag 11 Uhr fand sin Kolpingssaak eine Äundgebüng -er Geselle« statt, die von dem Diözesanprüses der Katholischen Grsellenverkine, Dr. W. S o p p a - Bautzen, eröffnet wurde. Der Diözesansemor A. Waraczewski sprach über da« Thema „Unser Wollen". Er ging aus von den drei progra,»malischen Punkten des Wiener Mani festes der Geselleiwerein« vom Jahre 1927 Familie, Demo kratie und Staat. Dir KolpingSsöhne halten an der Familie fest, da sie allein ein« echte Liebes- und Lebensgemeinschaft bildet, sie sind bereit am Staate nritzrmrbeiien, fordern aber voll« Freiheit für ihr« KolpingSvrbeit ruck ans wirtschaftlichem Gebiete eine ge recht« Verteilung -es Kapitols. Sie wollen den Völkersrieden, weil durch ihn daS Wort Gottes von der Nächsleitliebc verwirklicht wird. Es wurde dann eine Kundgebung verlesen, di« solgcicken programmatischen Inhalt hat: „Die zum Sächsischen Gesellentag versaewuclten Mitglieder der Kolpingssamili« erkennen, baß es uickedingte Pflicht aller Gescllen- vereinler ist. neben der Arbeit !m Einzelverein heute nmmchast ein- -utrcien in der Oessentlichkeit für die Forderniigen des Gesellen- vereinS Bor allem fordern sic, daß die wertvolle» Kräfte, die die Kolpiugsbcwegung t„ den Dienst des Volkes und des Staates z» stellen hat, nicht drachliegen dürfen durch Ei„schrä,ck»nge» von seiten des StaatrS, sondern in voller Freiheit sich entfalten können. Sie fordern sin einzelne»: Freiheit der Jugend erziehung und de« Iugockvkibände. Beschränk,mg der staat. Achen Jugendpflege; Freiheit des beruslichen Unterrichts für di« Jugend imd Berufsvcvbäicke, Freiheit der »sihtgkwerbSnnifeigen Arbcitsvcrmittluim n»ck der beruslichen Maickerschaft, Freiheit der Volksbücherei, Gewähnnm von Darlch» aus den Mit teln der HauSzinöste-uer auch zum Bau von Ledige,Heinum, ,.»d fchMehlich noch die Ermöglichung einer hinreichenden Freizeit für die jugendlichen Aöbefter. Doch die KolpingSsöb»« fordern nickst mir, sondern stelle» sich dem Staate, der ihnen di« Freiheit ihrer Kolpingsarbcit ermög licht, als veranlworlu»gsbc>vnßle. ftaatSbrsaheicke Bürger zur Ver fügung und sind gewillt, ihre ganz« Persönlichkeit ei »zu sehe» zum Wohl« des Volkes, z»m Dienst an der menschlichen Gesellschaft. Bischof Dr. Schreiber ging dann in seinem Schluß wort nochmals airf die einzelnen Punkt« ein, -ie aus der Tagung zur Diskussion gestanden litten. Begeitlert dankten ihm di« Kol. pingssöhne für seine Wort« >vi« für den erteilten bischöflichen Segen. Stehend sang num daS „Banncrlied", dessen Worte mächtig durch den Saal klangen mH Zeugnis ableg len von den, herrliche» Geiste, der in diesen jungen MÄuiern herrscht. Trotz des herrliche» Wellers fand sich am Nachmittag, eine stattliche Trilnehn,erzähl zu Ardellsgemelnschaflen zusanunen, um hier »och Naus zu erarbeite», das dann draußen im Leben, in der praktischen VerrinSarbeit Anwendung finden soll. Als erster Referent sprach Pater G. Gund lach S I-, Berlin, über das Thenu,: „Wir und der Sozialismus". Der Vor tragende ging davon aus, daß der Gesellenverein in, Laus« seiner Geschichte sehr »ahe Bekanntschaft mit dem Sozialismus genmcht habe. Als Kölping ft, .Köln die ersten Schritt« zur Gründung des Geselleiivereins unternahm. da warb gleichzeitig auch Karl Marx für seine Idee» in Köln. Der Redner ging dann ans don Begriff des Sozialismns ei» mck kam zu dein Ergebnis, daß sich Marxismus und Sozialismus decken. Marx gab als erster den, Sozialismus die wissenschaftliehe Fassung, die bis heut« ihre Gültigkeit benmhrt hat. Er schildert« daun di« Form des So zialismus, ,vi« dieser heute auslvitt. wobei »m» iimiiex di« histori sche,, Gründe sür sein Eiilstclxm uick sein« Entwicklung sin Auge belMen nrüsi«. Entgegen anderen Meinungen vertrat der Vortrage,cke di« An sicht, daß der SozialiSmnS erst in der letzte» Zeit der Geschichte entstand»» sei als ein« Folge der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Mit der überragende» Bedeutung des Wirtschaftliche» tritt «ine Zersetzung des Mittelstandes ein. Das Voll.zerfällt i» zwei Schich ten: in Besitzer der Produktionsmittel und in Nurlohnarbeitcr. Dies« Scheidung hat »»übersehbare Folgen sür Faenili« und Staat. Für die Familie insofern, als der früher in ihr ruhende Schwerpunkt sich ans die Arbeit mck alles, >vas mit ihr z>esau»ueul>ü»gt, verlegt, mck sür den Staat, weil der verarmt«, unsclbstäickig gewordene Mittelstand sich in seine» Rechten bedroht fühlt uick aus dieser Stimmung heraus Ilnsicherlwit in den Staat bringt. Ilud tatsäch lich ist die mit dem Aickrnch des kapitalisttstl,«» Zeitalters gewichene Zufriedenheit bis heute iweh nicht wieder in unser Volk zurück- gekehrt. Erst der Weltkrieg führte das deutsche Volk aus seiner patriotische» Not heraus für kurze Zeit wieder zusammen Doch beule befinden wir uns stick» wieder mitte» sin Kampf um mate riell« Sorgen, in, Kampf „stt der wirtschaftliche» Not. Dies emp- sircket besonders der Katholik, weil er das Menschenunwürdige dieser Verhältnisse sieht, weil er erkennt, welche Schädigung sür die Men sche» die nur aus wirtschaftlichen Gründen vollbrachte und somit ihrer inneren Werte rnkdlößtc Arbeit bedeutet. Daher müsse» wir, im Gegensatz zum Sozialismus, versuchen, die Arbeit durch innere Beseelung zu adeln. Für den Sozialisten ist der Staat mir das Machtinstrument derer, die das Kapital besitzen. Aus dieser Einstellung heraus kennt der Sozialismus weder die Faustlie, noch Volk und Heimat. Für ihn gibt cs keine mildere Gemeinschaft der Menschen als di, wirg- schastlich«. Das Ideal der KolpingSsöhne dagegen ist und bleibt dte Familie. Interessant ist der Vergleich der Art der Werbung für ihre Idee» bei den Sozialisten und bei den KolpingSsöhne». Der Sozialismus sucht hl, Mensch«» nur darüber aufzuklären, daß fl« sich in größter wirtschaftlicher Not und damit im Gegensatz zu de« besitzenden Klassen befinden. Er predigt aber de» stärksten Klassen- haß. Der Gesellenverein dagegen arbeitet an der Menschheit durch seine Forderungen an di« Persönlichkeit der Mcnftckn alS verantivortlichr Glieder des ArbeitsvolkeS. des S tao ts Volkes, des Chrlstenvolkes. ^ An dies« mit lebhaftem Beifall ausgenommen«» Ausfübruisi,«» schloß sich ein Korreferat des Seniors Ulbricht an, dessen Hauptinhalt ein« scharfe Zurückweisung des Sozialismus darstellte. Der Kolpingssohn kann sich mit keiner der Idee» des Sozialismus befreunde». Für ihn kan» die Frage nicht lauten „Wir und der- Sozialismus", auf Grund des Kolpingkprogranmis heißt sie für ihn: „Gesellenverein oder Sozialismus!" Rcg.-Mat Dr. Flügler hielt das zweite Haupt,-esc,at über das Thenm „Wie setzen wir unsere ö > feniI > chc » F 0 t - derungen durch?" Der Vortragende wies daraus bi», daß »mn oft neben den organisatorischen Fragen ganz die persönliche» Be lang« vergesse, uick um» zwischen beide» keine oder zu wenig Per» biickung habe. Man müsse aber der Persönlichkeit »lehr Raum gebe». Die idealste Löluivg dieser Beziehungen steile sich in unserer Kirche mck dein Verhältnis der Gläubig«» z» ihr dar. Mt der Betonung b«r Persönlichkeit brauche man absolut nicht einem ungesunde» Individrwlis-mus bas Wort zu rede». Aber den Tendenzen des Sozialismus n«üsse um» die persönlichen Forderun gen gegenüber stelle». Organisation brauche» wir, aber die Organi- stttion bars nicht die Fühlung mit der übrigen Gesellschaft verlieren »nd nicht di« Unterordnung l>ersell>e» unter ihre einseitigen Inter, essen fordern. Jede einseitige I n t c r e s s c » v e r I re- tnng muß zu schweren Schädigungen führe». — Die christliche Gewerkschaft hat stärkste Kulturpolitik getrieben. Um dies« Arkfgabe weiterhin erfüllen zu können, muß sie immer neu« ideal gesinnte Menschen an sich heranzirhc». Die Ausführungen des Red ners gipfelten i» der Forderung. ben> Gedanken der Gleichwertig keit der Meirschen mck des Wertes der Einzelpersönlichkcit mehr den je zu Pflegen. Wen» die KolpingSsöhne so arbeiten, dann werden sie ihr« gerechten Forderungen durchsetzen mck damit unserem Vater» laicke am besten dienen. Auch Hiera» schloß siel, et» zweites Referat von Kolpingsbru. der A- W i gg r l i » gh o f s. Der Mesrlleiiverkin lmbe die Aufgabe, seim Forderungen praktisch zur Verwirklich»»!, z» bringe». Vor aussetzung dafür ist die genaue Kenntnis des KolpingsprogrammeS. Für seine Forderungen eintrete» soll der Kolpingssohn vor allem durch rege Mitarbeit in der Zentrums Partei mck dt» christliche» Gewerkschaft An beide Hanptreftrate schloß sich eine ongeregie Anssprach«! an. Um 7 Uhr verstmnnelte» sich dir Gesellen iviedermn in der Hof» kirche zur Maiandacht. — Ein zivanglolcs Beisammensein de» auswärtigen Gäste niit der Dresdner Kolpings-familic i,„ Hlarie» und? in alle» Räumen des KolpingShanscs bildete den Abschluß der Ver anstaltungen «m, Pfingstmontag. Am Dienstag wmde seitens defi »och in Dresden verbliebenen Gäste die IahreSschau „Reisen und! Wandern" besichtigt, ferner Ausflüge in dir Umgebung Dresden- und in di« Sächsische Schweiz uniernonnneu. Di« Pfingsttagung der SäeWsche,, Gesellenverein«, ivohlgeu lungen in allen Teile», wird ihre» Teilnehmern noch lange im Ge dächtnis bleiben. Sie l>ak gezeigt, daß der Kolpiugsgedankt auch! in der sächsischen Diaspora rüstig im Voremfchreiten ist. vr««Irn und Umgebung Zum 3. Deutschen Nakurschutztag »om 2g. bis 26. Mal in Dresden. Mehrer« hundert Teilnehmer ko,neuen setzt in der Land«sh>n«Pt»' steckt zum 3. Deutsche» Naturfehutztag zusammen. Die Naturschutz« hetvegnng, dir gewissermaßen ein»,, Teil der großen Hcimatschlitz» bewegung darstellt, ist »och nicht alt, ober heute in der Zeit de- NialerialiSinus, des He reiche ns der Technik eine unbedingt« Not wendigkeit. Die Nakurschutzbewcgmig ist international, fast alle Staaten der Welt erkennen sie an mck miierstützen sie, de-nn es han delt steh ja bei ihren Belangen rm> die Erlmltung von Werten, die, eininal dahin, Menschenhand mck Menselienwilie »ie wieder in- Leben zurückzubringen verinag. Die List« der ausgeftorhencn Tier« »ick Pflanzen ist groß, di« der den, Straßenbau zun, Opfer gefal lenen Berge noch größer. Für u»S und unser« Nachfahren stick diese Tiere, Pflanzen und Berge dahin, unwiderbringlich verlorrm DaS Zoologisch« Museum in Dresden wird ä-,6 Anlaß der Tagung eine SondcrauSstellung über die ansaestorhe- neu Tier« der Erde veranstalten, die regsten Besuches wert ist, miß» vielen, die heute noch abseits der großen Volksbewegung de? Natur, schütze« stehen, dt« Augen zu öffnen imstande sein wird über bas, was an herrliche» lebend»,» Zeugen durch die Kultur, Technik mck Inhalt hat, eine Bezeichnung, der leine irgendwie geartet« Wirklichkeit entspricht. — Dcnknotwendigkeiten", sagt der Lehrer wieder. Er könnte auch sagen: „Politik" „Jurisprudenz", „Theologie" oder „Philosophie. Die Vernunft ist bei der Er zeugung solcher Größen wie ein leerlaufender Motor,' ihre Gesetze sind eine Gegebenheit, deren Eigenwillen man achten mnk. Aber dieses Faktum respektiert der junge Mensch nicht. Wo ihm die Vernunft wie im vorliegenden Fall« in einem knappen Bilde den gesetzmäßigen Weltwiderspruch vor Augenstellt, da taumelt er uno zweifelt und wendet sich wenigstens sür Augen blicke vom Leben ab. Denn er kennt dir schwere, süße Kunst nicht, den Weltwider spruch lebendig zu geniesten, das Welträtsel als ein Kunstwerk anzuschauen und rein durch Anschauen sich anzueignen. Dumps ftihlt der Jüngling in sich den Berus, mit seinem plumpen Werkzeug, der Vernunft, der er rückhaltlos vertraut, die Er scheinungen nachzumessen. Da er die Welt nicht ganz »nd richtig erleben kann, will er sie nachrechnen. Damit gerät er aber bald ans Ende, oft bis an die Verzweiflung. Trotzdem gilt sein« Liebe, seine Sehnsucht nur dem un bedingt Realen, dem Absoluten, dem Ding an sich. Dar bedingt Reale, di« Erscheinungswelt, entbehrt sür ihn allen Reizes. Sein Denken ist wesentlich zerstörerisch: es besteht im „Zerdenken" des uralt heiligen Schleiers der Maja. Da liegt der Gegensatz: Das „Anschauen" ist ein immaterielles Schassen, «in Gleichnis der kolossalen Weltbejahung Gottes. Diese« un vollkommen« „Denken' aber ist «in immaterielles Verwüsten, «ine Wiederholung der Weltvernrinung Satans. Da kommt «in junger Mann zu mir und trägt mir eine sehr sein gedacht« Theorie des Tragischen vor. Im Verlaufe des Gespräches klagt er mit einem Male, daß alle seine Ge danken aus «in« letzte, formelhafte, fast zahlenmäßige Aus prägung hmdrängen. Und er gesteht sein Staunen über die Schriftsteller, di« einen Gedanken seitenlang abwandrln können, di« Vergleiche deibringrn und verschiedene Beleuchtungen, wo mit fi« den im Mittelpunkt stehenden Gedanke« in bildnerischer Weise abtasten und formen. Das ist geistige Pubertät! Und ich sag« dem jungen Mann«: Solana« Sie dir Bedeutung der Analogien nicht einsehen, dürfen Sir sich trotz Ihres Doktordiploms nicht als erwachsen betrachten. Solange Eie nicht wissen daß die Analogie nicht nur formell, sondern auch materiell Neue» und Wesentliches bringt, solange dürfen Eie nicht glauben, einen wirklichen Gedanken gehabt und ausgesprochen zu baden. Einen Gedanken aus- sprechen, heißt ihn gestalten! Ist Ihnen der Gedanke nicht» «l» eine Formel, so sehlt Ihrem Leben lenes künstlerische Ele- ««nt. da» «an, ernstlich da» innerste Geheimnis allen Leben» tteit, die schon »nv schrecklich ,>r, Hin sie an vie Wett heran, ner wird in den Herzen der Jugend Pan leicht seine Tempel der Gott des kreisenden Schwindels, der Göhr der aeisti« Platzangst. Und immer wieder ist es bei den Griechen bildet. Was denken Sir, was aus der Welt geworden wäre, hätte Gott den Gedanken der Welt formelhaft und rein mathe matisch gedacht? — Auch Denken ist ein Gestalten. Eie kennen Goethe und wissen, was ich meine, wenn ich sag«: Es gibt Lazarettgedankcn und es gibt tyrtäilche Gedanken. Was tyr- tili chrs Denken heißt, da» wird Ihnen solange verschlossen bleiben, wie Sie an die Formel, an das nackt Reale glauben. Denn: hinter der Formel steht immer noch «ine einfachere Formel; wo und wann wollen Eie aushören zu abstrahieren? Und hinter der einfachsten Formel steht immer noch etwas, dem diese Formel zur Maske dient. Was ist da»? Ich nenn« es: Den Tod. — So isfte» um die Jugend bestellt. Mit einer Voraussetzungs losigkeit, die schön »nd schrecklich ist, tritt sie an die Welt heran. Immer wird in den ' haben, gen P . verdrängt worden von Apollon, dem Künstler, der die Form und das Fest« bringt. Ewig wird das proteische Prinzip der unbegrenzten, formlosen Möglichkeiten von dem apollontschen Prinzip der Gestaltung abgelöst werden. Das ist Mythologie. Ehrt stur ist Kind gewesen, und wir wissen davon; dann aber hören wir nur noch von Christus dem Mann. Christus, der Jüngling, aber hat sich im Schweigen des Werden» verborgen. Und das ist kein« blost« Mythologie mehr, das ist froh« Botschaft. Der verstorben« Kardinnl «avquet gegen bl« Verleumdung von Monte Lassiuo. Anläßlich des Zrntenariums der Abter Monte Lassino veröffentlichte di« „Times" «inen gelehrten und wertvollen Artikel von Abt Butler, O. 8. S., über die Tätigkeit der weltberühmten Abtei. Zwei Tage später erschien im gleichen Blatte ein Brief eines Dr. Paget Toymbee, der die mittel alterlichen Mönch« in Nerrus zu bringen suchte, indem er von den Zuständen in der Bibliothek der Abtei berichtete, wie sie Boccaccio beschrieben hatte, der um 1348 als Gast im Kloster geweilt hatte; es wurde darin gesagt, die Bibliothek befinde sich in einem Zustande entsetzlicher Verwahrlosung, Gras wachse auf dem Boden, Staub liege überall, zahlreiche Bücher seien verstümmelt, da die Mönche di« schönsten Seiten hrrausgerissen hätten um si« den Fremden und Sammlern zu verkaufen Darauf erschien in der „Times" (1. April) «in Schreiben de» eben verstorbene» Kardinal, Gasquet. der mit dieser Verleumdung gründlich aufräumt. L, heißt dort: „E, scheint p»ir von zweiselhaftem E-eschma- « muoen. wenn ««, einen Brief schreibt, der qeradr Ift dem Augenblick, w» da» ie. ^enrenarnln» ver rnrunvuna gefeiert wird, vrc -mnnqe »er berühmten Abtei in Verruf bringen soll . . . Jedermann weiß, daß die Mitte der 14. Jahrhunderts eine Zeit wisseiisehaftlichen Niederganges war; aber di« Sammlung der Handschriften in der Bibliothek von Lassino beweist heute noch, daß die noch auf den Regalen aufbewahrten Handschriften des 11. und 12 Jahr hundert» in tadelloser Ordnung und Erhaltung sind und kein Zeichen der Plünderung und Zerstörung aufwetsen, wie sie di« Erzählung von Boccaccio darin» möchte, ttrberdies besitzt di« Bibliothek eine Anzahl von Handschriften, dir in der Abtei zur gleichen Zeit aeschriebrn wurden, als Boccaccio als Gast dort weilte; das zeigt, daß das wissenschaftliche Niveau des Ortes — damals nicht so tief stand, da» man es sür diese Zeit — wahr scheinlich um 1343 als erloschen betrachten müßte. Boccaccio war ein ausgezeichneter Erzähler; vielleicht war er aber auch noch etwas mehr. Ohne Bedenken lohnte er die Gastfreundschaft der Mönch« von Monte Lassino damit, daß er einig» Schätze au» ibrer Bibliothek mitnabm." Deutsch« «rlrhrt, 1« A»»Ianb. — Der Pathologe der Münchner Universität, Pros. Max Borst, sprach an der Uni versität Saragossa über menschliche Porphyrie, der Pharma- kologe der gleichen Universität. Prof. Walter Straub, hielt vor der Neuyorker Akademie für Medizin die 7. Vorlesung der Har- vey-Eesekschast über di« Pharmakologie der Digitalis-Sub stanzen. Der ao. Profess oriür Zoologie und vergleichend« Ana tomie an der Universität München, Dr. Wilhelm Goets», ist auf Einladung der chilenischen Regierung nach Santiago d« Chile abgrreist, um dort Gastvorlesungen über Biologie zu hal te« und am Anfba» de» biologische» Unterricht» «tttuwirlen, Da» Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden. — D» Wörterbuch wurde mit Unterstützung des Straßburger Wisse« schaftlichen Gesellschaft und der Heidelberger Akademie d, Wissenschaften von Prof. Friedrich Prelsigke l Heide! derg) geschaffen »nd nach dessen Tod» im Jahr« 1924 mit Unter stützung der Juristischen Fakultät der Universität Heidelbrv und der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft voi Dr. Lmik Kiestling (Berlin) herausgegeben »nd fort geführt. Die ersten beiden Vändr, welche di» „Allgemein, Würterliste" enthalten, sind in den Jahren IV25 «nd 1927 er schienen. Soeben ist di« «rst« Lieferung de» dritten Bande, herausgekommen: er soll nach der Art de» Indice» der große« Papyruspublikattonen solch« Gr«pp«n von Wörtern, welch« flk di, Papyruswissenschaft von speziellem Jntenss« find, in «inzet« nen Sond«rltst,o »uvmmenlall««.
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