Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 04.04.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192904046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290404
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-04
- Tag 1929-04-04
-
Monat
1929-04
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.04.1929
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Turnen . Spor» - Spiel Airler Oberbürgermeister ein in sehr gereiztem Tone geführter Meinungsaustausch über dies« Angelegenheit entwickelt. Leig- giy wirft den Frankfurtern vor. sie Hütten sie Bei Handlungen >nt Dr. Kronacher gar nicht pflegen dürfen, ahne fick zunächst «it dem Rat der Stadt Leipzig oder wenigstens mit seinem Lheaterdezernenten ins Benehmen zu setzen. tz. Zum Oberbürgermeister ernannt. Bürgermeister Dr. Schimmel in Glauchau ist zum Oberbürgermeister ernannt worden. Glauchau l>at heute mit der Eingemeindung von Rothen bach di« Einwohnerzahl von 31 OVO erlangt. h. Gemeindezusanimeiischtuß. Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern hat sich die Gemeind« Rothenbach Mn 1. April mit der Stadtgemeinde Glauchau vereinigt. Kur drr l.suritr Dom Osterreilen Die Osierreiter-Prozession fand in Ostro am 1 Feiertage bei veränderlichem, teilweise sehr ungünstigen, Wetter statt. Die Pfarr- gemeinde Nebel schitz sandte nach Ostro 39 Reiterpoare aus fest, lieh geschmückten Pferden, tväkrend nach Nebclschih von O st r o. ein schließlich derer aus Eannewitz und Jauer, 33 solche Paare ritten. In Seitendorf wurde di« Saatreiterprozession dieses Jahr infolge des unsicheren Wetters erst am Ostermontag abaebalten. Es hatten sich 60 Reiter auf ihren schön geschmückten Pferden eingc- suuden. Nachdem das Oberdorf umritten war, musjte die Prozession infolge Regens abgebrochen werden. l. Der Männergesangverein Schirgiswald« übt seit Jahren einen schönen Ostcrbrauch. So lies; er auch Heuer wieder am ersten Osler feiertag zur Frühmesse seine Stimmen zum Lobe des Auferstandencn erklingen. Der Verein sang: „Jauchzend erhebt sich die Schöpfung" in der Bearbeitung von Mohr und Teile der deutschen Ging messe von Fasst. Nach dem Gottesdienste versammelt« sich der Verein am Kriegerdenkmal. Nachdem zunächst jeder den gefallenen treuen Ka meraden und lieben Freunden ein stilles Gebet gewidmet hatte, saug der Verein das ergreifende „Stumm schläft der Sänger" in der Be arbeitung von Silcher und di« Volksweise „Ich halt' einen Kame raden". Ein schöner Kranz mit blaugoldnem Band bildet das äußere bleibende Zeichen treuen Gedenkens. l. Schadenfeuer. Ein Schadenfeuer suchte am Morgen des zweiten Feiertages den seinerzeit durch die Massenbrandstif tungen bekannt gewordenen Ort Mal schwitz bei Bautzen heim. Dort wurde das Wohnhaus des Landwirts Holtsch ein Raub der Flammen. Infolge starker Vergualmung vermochte die Feuerwehr nicht, bis zum Brandherd vorzudringen, uns mutzte das Haus völlig niederbrennen lassen. Mobiliar und Vieh konnten gerettet werden. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch unbekannt. Gemeinde- und VLfEkNLweLen tz Dresden. Die diesjährige Wallfahrt der Dresdner Katholiken findet am Bittsonntag, den 5. Mai, nach Mariaschein statt. Anmeldungen in der Sakristei der Dresdner Pfarrkirche» und in der Buchhandlung P. Beck, Neumarkt 12. und in der Devotionalien- handlung H. Trümper, Sporergasse, bis zum 22. April erbeten. Von den auswärtigen Teilnclnnern wirb die Anmeldung nebst Geld überweisung an den Vorsitzenden des Wallsahrtsausschusscs, G. Scholz«, DrcSden-N. 6, KönigSbrücker Straße 33, evbeten. Die Kosten betragen 6 Mark für Fahrt. Grenzübertritt ustv. Eine Ver sammlung für alle Teilnehmer findet am Donnerstag, den 25. April, abends 730 Uhr im KolpingShaus, Käufscrstraße 4, im großen Saale statt. § Katholischer Arbeiterverein Dresden-A. Die Monatsver sammlung am 7. April 1929 fällt infolge des silbernen Priester jubiläums des Hochw. Herrn Propst Scidler aus. Der Vorstand bittet die Mitglieder abends 7.30 Uhr in der Kaufmannschast vollzählig zu erscheinen. Hirschselde. Acht Erstkommunikantea wurden am Oster montag zuin Tische des Herrn geführt. Das Kapcllchen, von orgenden Händen liebevoll geschmückt, war wieder viel zu klein, ö dotz auch die Sakristei zum Erdrücke» voll war. Zur Ber- chönerung der Feier wuroe die Messe zu Ehren der hl. Familie von Lipp gesungen, die Einlagen nach der Edet Vaticana. Schirgiswaldc BorromäuSvereiu und Buchgenreinde Bon». Der Bvrroinäusvcrcin Schirgisu>ak>c zählte im verflossenen Vereinsjahr 47 Mitglieder, und zwar II Mitglieder 1,24 2., 12 3. Klasse. Diese bezogen von der Zentral« iu Bon» 52 Bücher im Gesamtbeträge von 185 Mark. Die im hiesigen katholischen Psarrhmrse unter- gebrachte Bücherei des Vereins (Bucka-usgabe jeden Sonntag nach der Nachmittagsandacht) zätstt jetzt 557 Bände. Zuwachs im ver gangenen Jahre 8 Bünde. Ausgcliehcn wurden im letzten Jahre Der 2. Tag auf Seidnitzer Flur Reiter Narr feiert 5 Siegesritte. — Grimm Sieger im Reicker Ausgleich. Der dritte Osierseicrtag brachte dem Dresdner Ncnuverein zu seiner ziveitcn Frühjahrsveranstallung recht ungünstiges Wetter. Während sämtlicher Rennen ging ein ununterbrochener leichter Schneeschauer nioder. Wenn trotz aller dieser mißliche» Umstände der Besuch recht gut war. so ist dies ei» Beweis von der Beliebt heit des Pferdesportes in der sächsischen LandcslmuptstaLt. Bon beim Rennen anwesenden Berliner» hört« man, daß unter gleichen Umständen in Grunewoid kaum 100 Zuschauer erschienen wären. Trotz des ungünstigen Weiters >var auch der Sport ausgezeich. net. Fast sämtliche Rennen waren gut beseht. Eine Glanzleistung vollbrachte der Reiter Narr, der sechsmal in den Sattel stieg und fünfinal als Sieger zur Wage zurückkehrcn konnte. Die Renne», die außerordentlich pünktlich gelaufen wurden, verliefe» ohne jeden Unfall und brachten folgende Ergebnisse: 1. Rennen. Preis von LKrutzen. Distanz 1400 Meter. Preise 3500 Mark und Ehrenpreis. 1. Surtz« (Grabsch). Tot.: Sieg M:10. 2. Rennen. Preis von Grimma. Distanz 1200 Meter. Preis« 3500 Mark. 1. Fonta (Narr). Tot.: Sieg 45:10. — 3. Rennen. Preis vom Weißen .Hirsch- Distanz 1100 Meter. Preis« 3000 Mark. 1 Mar- chesa (Narr) Tot.: Sieg 35:10. — 4. Nennen. Reicker Ausgleich (Ausgleich lll). Distanz 1400 Meter Preise 3000 Mark und An denken dem Trainer. 1. Grimm lNarrj. Tot.: Sieg 64:10. — 5. Rennen. Frühjahrs-Ausgleich Distanz 2000 Meter. Preise 6000 Mark und Ehrenpreis. 1. Elrurie (Narr). Tot.: Sieg 107:10. — 6. Nennen. Jungscrn-Renncn. Distanz 1200 Meter. Preise 3000 M. und Ehrenpreis. 1. Rottlaud (Klotz). Tot.: Sieg 104:10. — 7 Nennen Pirnaer Ausgleich (Ausgleich III). Distanz 1600 Meter. Preise 3000 Mark. 1. Bertram (Narr). Tot.: Sieg 26:10. Das nächste Nennen findet am Sonntag, de» 7. April, 3 Uhr nochniittags statt, an dem u. a. der Dresdner Ausgleich über 1400 Meter mit 6000 Mark an Preisen zur Austragung kommt. Osler-Skimeiskerkämpje im Riesengebirge Wie alljährlich, so hielt auch diesmal nach dem so schnee reichen Winter die Hampelbandcn-Ski-Zunft ihre weit über Schlesiens Gaue hinaus bekannte Oster-Skiivettkämpfe ab. Die Schneeverhälinisse ivaren sehr gut, denn es herrschte Firnschnee. Während des ganzen Dauerlaufes am 1. Feiertag, der über 12 Kilometer führte, herrschte starker Gegenwind, der die Lauf zeiten stark beeinträchtigte. Insgesamt waren 48 Läufer am Start erschienen. Die Strecke führte von der Hampelbaude nach dem Schlesierhaus am Koppenplan, von dort zur Wiesenbaude, hinauf zur Kapelle, zurück zur Wiesenbaude und über die Prinz Heinrich-Bande zurück zum Ziel an der Hampclbaridc. Die Ergebnisse: Klasse 1: 1. Otto Bermauer. Petzer 50:05 Minuten: 2. H. Leupold, Breslau 1:01:10 Std.: 3. Adolf Ber- »auer, Petzer 1:01:21 Std.: 4. Gustav Ehrenberg, Hirschberg 1:08:10 Std. Klasse 2: 1. Helmulh Heckmann, Breslau 1:02:39 Std.: 2. Arthur Kahl, Krummhiibel 1:08:28 Std.: 3. Helmuth Schwarz, Breslau 1:10 :12 Std.: 4. Herbert Zeh. Ski-Zunst, Dresden 1:10 : 80 Std. Iungmanncnklasse (8 Kilo meter): 1. Oeltzel v. Lobenthal, Breslau 40 :32 Min.: 2. Scholl- meier, Hirschberg 42:47 Min.: 3. Herbert Dinnert, Reichenberg 43 :13 Minuten. 868 Bücher an 63 Leser. Jeder Entleiher las also in dieser Zeit durchschnittlich 14 Micher. Unter den Lesern ivaren 31 Vereinsmit glieder. Die übrigen 32 Leser gehören dem Borromäusverei» noch nicht an. 16 Vervinsmitglicder machten von der Borromäusbüchcrci keinen Gebrauch. Im Laufe des Jahres wurden die Büchereien des katholischen Gesellen- und des katholiselM Jünglingsvcreins der Borromäusbibliothck angegkcdert und stehen Bücherfreunden zu denselben Bedingungen (pro Brich und Woche 5 Ps., Borromäus. vereinsmilgliedern jedes Buch 3 Wochen unentgeltlich) zur Ver fügung. Die „Buchgemeindc Bonn", die ja ein Ziveigunternehmcn des Borromäusvereins ist, Hai erfreulicherweise auch in unserer katholi schen Pfarrgcmeiitde festen Fuß gefaßt. Im vergangenen Jahre ge hörten ihr in Schirgisrralde 9 Personen an. Einem Austritt stehe» 13 Ncuanmcldungen gegenüber, so dah mit Beginn des neuen Buch jahres 21 Mitglieder unserer katholischen Psarvgemeinde der „Vuch- gcnreinde Bonn" angehörcn. Auch die hiesige Borromcrusbiicherci ist Mitglied der „Buchgemeinde Bonn". Möge das Interesse und die Freud« am guten Buche in unserer Psarrgemcinde auch weiterhin wachsen und erstarken! I. Prescher, Büchenvart. Am 2. Feiertag« fanden unter starker Beteiligung d«» Publikums die Sprungläufe statt. Gesprungen wurde an der schwierigen Schanze an der Kleinen Teichbaud«. Am Sprung» lauf beteiligten sich insgesamt 38 Springer. Ergebnisse: Klaffe 1: 1. Erhard Ouidenus. Hohenekb«. Note 14 770 : 2. H. Leupold. Breslau, Note 14,333. Klasse 2: 1. Bittermann. Spindlermiihle. Not« 17,660 : 2. Ermel, Brücken berg. Note 10.087: 3. Gottschlich. Prag. Note 13,729: 4. Herbert Zeh Ski-Zunft Dresden. Note 12.187. Iungmannenklasse: 1. Möhivald. Spindlermiihle 18.883 : 2. Hanke, Reichenberg. Note 18,103: 3. Häring. Wolsshau, Note 17,893. Gipfelleistungen -er Wellmeisker Sonja Kenie und Grasslröm Die kurze, aber ereignisreiche Eissportsaison lmVerliner Sportpalast erreichte an den Ostertagen mit dem Auftreten der Weltmeister Sonja Henie und Gillis Erasström sowie des schwedischen Eishockeymeisters löüta-Stockholm ihren Höhepunkt. Da Troppau in letzter Minute abgesagt hatte, Netzen sich die Eishockeykämpse nicht als Turnier durchführen. Zur Streckung des Sonnabend-Programms wurden daher zwei Spiele ein« geschoben, die eigentlich nur Trainingswert besahen. „Göta" gab einer Berliner Auswahlmannschaft mit 8 :0 das Nachsehen, und der Schlittschuh-Club fertigte die Zehlendorfer Wespen mit nicht weniger als 11 :1 Toren ab. Am Sonntag abend zeigte» Sonja Henie und Gillis Grafslröm Gipfelleistungen im Kunstlauf. Mit säst mathe matischer Deckungsgleichheit zeichnete Erasström schwierige Pslichtsiguren aus das frische Eis. und in den Pausen bes Eishockeykampfes gab er seine Meisrerkiir und rhythmisch ab gestimmte Walzerschritte zum besten. Gleich großen Beifall erhielt auch die jugendliche Norwegerin, die unbekümmert mit Schwung und fabelhafter Körperbeherrjchung in schwierigste« Pirouetten und Sprüngen dahinwirbelte. Alle Vorzüge des Eishockeysports bekam man dann beim Tressen „Göta" gegen Berliner S ch l i t t s ch u h - L l u b zu sehen. Das unentschiedene Ergebncs von 1:1 entsprach vollkommen dem Spielverlauf und dem gegenseitigen Krästeverhältnis. Nach torlosem ersten Drittel unternohm Jä necke einen prachtvollen Alleingang: seinen Bombenschutz konnte selbst der ausgezeichnete schwedische Torwart Sncksdorf nicht meistern. Im letzten Spielabschnitt gelang es dann Vurman durch geschickles Umspielen des Berliner Vcrleidi- gungsdreiecks, die Scheiße ins leer« Tor zu schieben und damit den Ausgleich für die stämmigen Schweden herzustelleu. Zum 3. Male Dresdner Sport-Club gegen Hertha B. S. C.. Berlin. Zwischen dem Dresdner Sport-Club und Hertha B. S. C., Berlin, die sich während der Ostertage je einmal in Dresden ung Ve lin gegenüberstanden, ist iür den 20. April (Sonnabend) eine dritte Begegnung unter dem Motto eines Heraussorderungs- kampses in Dresden vereinbart worden. 12.00 Uhr: Scl>attplattenlionzert. 14.00 Uhr: Funkwerbenachrichte». 18.00 Uhr: Frostmeldungen. 10.30 Uhr: Konzert. 17.45 Uhr: Funkwerbenachrichten. 18.05 Uhr: Steuerrundfunk. 18.20 Uhr: Wettervoraussage und Zeitangabe. 18 30 Uhr: G van Enseren. C. M. Alficri: Spanisch für Fort- geschrittene. (Deutsche Welle, Berlin.) 18.85 Uhr: Arbeitsnachweis. 19.00 Uhr: Helmut Kern, Halle: „Die Freizeitbewcgung der deutschen Jugend". 1930 Uhr: Hermann Rötzler, Berlin: „Winter und dennoch Frühling". 20.00 Uhr: Opernabend. 21.15 Uhr: Englische Literatur. Jonathan Swift: „Im Land« der guten Pferde" aus „Gullivers Reisen". 22.00 Uhr: Funkpranger. Leipziger Sender Donnerstag, 4. April: Der arme Spielmann Eine Erzählung von Franz Grillparzer. >2. Fortietzung.» Wir ivaren beide stille geworden. Er. aus Beschämung über das verratene Geheimnis seines Inner»: ich, vor Erstaunen, den Manu von den höchsten Stufe» der Kunst sprechen zu hören, der nicht imstande war. den leichtesten Walzer faßbar wiederzugeben. Er bereitete sich indes zmn Fortgohm. .Wo wohnen Sie?" fragt« ich. „Ich möchte wohl einmal Ihren einsamen Uebungcn beiwohnen." — „O", versetzte er fast flehend, „Sie wissen wohl, das Gehet gehört ins Kämmerlein". — „So will ich Sie beim einmal am Tage besuch)«»", sagte ich. — „Den Tag über", antwortete er, .Hetze ich meinem Unterlxilt bei den Leuten nach."— „Alsa des Morgens denn." — „Sieht es doch bc-t- nabe aus", sagte der Me lächelnd, „als ob Sie, verehrter Herr, der Beschenkt« wären, und ich. wenn eS mir erlaubt ist zu sagen, der Wohltäter: so freundkich sind Sie, und so widerwärtig ziehe ich mich zurück. Ihr vornehmer Besuch wind meiner Wohnung immer «ine Ehr« sein; nur bäte ich, daß Sie den Tag Ihrer Dahinkunst mir großgiinstig im voraus bestimmten, damit weder Sie durch An gehörigkeit aufgchalten, noch ich genötigt werde, ein zur Zeit etwa begonnenes Geschäft unziemlich zu unterbrechen. Mein Morgen nämlich hat auch seine Bestimmung. Ich balle es jedenfalls für mein« Pflicht, meinen Gönnern und Wohltätern für ihr Geschenk eine nicht ganz unwürdig« Gegengabe darzureichen. Ich will kein Bettler sein, verehrter Herr. Ich weiß wohl, daß die übrigen öffentliche» Mufikleule sich damit begnügen, einige auswendig ge lernte Gossenl-auer, Deutschwalzer, ja wohl gar Melodien von un artigen Liedern, immer wieder von denselben ansangrnd, fort und fort herabzuspielen, so daß man ihnen gilbt, um ihrer loS zu werden, oder weil ihr Spiel die Erinnerung genossener Tanzfreuden oder sonst unordentlicher Ergötzlichkelle» tvieder lebendig macht. Daher spielen sie auch aus dem Gedächtnis und greisen fatsch mitunter, ja häufig. Von mir aber sei fern, zu betrügen. Ich habe deshalb, teils weil mein Gedächtnis überhaupt nicht das beste ist, teils weil es für jeden schwierig sein dürste, verwickelte Zusammensetzungen geachteter Misikvcrsasser Not« für Note bei sich zu behaiten, dies« Hefte mir selbst ins rein« geschrieben." Er zeigte dabei durchblätternd auf sein Musikhuch, in dem ich zu meinem Entsetzen mit sorgfältiger, aber widerlich steifer Schrift ungeheuer schivicrig« Kompositionen alter berühmter Meister, ganz sch>varz von Passagen und Doppelgriffen, erblickte. Und derlei spielte der alte Mann mit seinen ungelenken Fingern! „Indem ich nun dies« Stücke spiele", fuhr er fort, „bezeichne ich mein« Verehrung den nach Stand und Würden geaelsteten, längst nicht mehr lebenden Meistern und Verfassern, tue mir selbst genug und lebe der angenehmen Hoffnung, daß die mir mildest gereichte Gabe nicht ohne Entgelt bleibt, durch Veredelung des Geschmackes und Herzens der ohnehin von so vielen Seiten gestörten und irregeleiteten Zit- Hörerschaft. Da derlei aber, auf daß ich bei meiner Rede bleibe" — und dabei überzog ein selbstgefälliges Lächeln seine Züge — „da derlei aber eingeübt sein will, find meine Morgenstunden ausschlie ßend diesem Exerzitium bestimmt. Di« drei ersten Stunden des Tages der Uebung, die Mitte dem Broterwerb, und der Abend mir und dem lieben Gott, das heißt nicht unehrlich geteilt", sagt« er, und dabei glänzten sein« Augen wie feucht: er lächelte aber. „Gut denn", sagte ich. „so werde ich Sie einmal morgens überraschen. Wo wohnen Sic?" Er nannte mir die Gärtnergasse. — „Hausnummer?" — „Nummer 34 im ersten Stocke." — In der Tat", rief ich. „im Stockirerkc der Vornehmen?" — „Das Haus", sagte er. „hat eigent lich nur ein Erdgeschoß: es ist aber oben »eben der Bodenkammer noch ein kleines Zimmer, das bewohne ich gemeinschaftlich mit zwei Handwerksgesellen." — „Ein Zimmer zu dreien?" — „Es ist ab- gcleill", sagte er, „und ich habe mein eigenes Bett." „Es wird spät", sprach ich, „und Sie wolle» nach Hause. Auf Wiedersehen denn!" und damit fuhr ich in die Tasche, um das früher gereichte gar zu klein« Geldgeschenk allenfalls zu verdoppeln. Er aber hat!« mit der einen Hand das Notenpult, mit der anderen seine Vio line angesatzt u»d rief listig: „Lüas ich devotest verbitten mutz. Das Honorarium für mein Spiel ist mir bereits in Fülle zuteil gewor den. eines anderen Verdienstes aber bin ich mir zur Zeit nicht be wusst." Dabei machte er mir mit einer Abart vornehmer Leichtigkeit einen ziemlich linkischen Kratzfuß und entfernte sich, so schnell ihn sein« allen Bein« trugen. Ich hatte, wie gesagt, di« Lust verloren, hem Volks je st« für diesen Tag länger beiznwohnen, ich ging daher heimwärts, den Weg nach der Leopoldstadt cinschlagend, und, von Staub und Hitze er schöpft, trat ich in einen der dortigen vielen Mrtsgärte», die, an ge- wöhnliehen Tagen überfüllt, heut« ihre ganz« Kundschaft der Bri gittenau abgegeben hatten. Di« Stille des Ortes, im Abstich der lärmenden Volksmenge, tat mir wohl, und mich verschieden«» Gedan ken überlassend, an denen der alte Spiel mann nicht dm letzten An teil hatte, war es völlig Nacht geworden, als ich endlich des Nach hausegehens gedacht«, den Betrag meiner Rechnung auf den Tisch legte und der Stadt zuschrttt. In der Gärtnergass«, hatte der alt« Mann gesagt, wohn« er. „Ist hier in der Nähe eine Gärtn«rgafse?" fragt« ich einen kleinen Jungen, der über den Weg lies. „Dort. Herr!" versetzte er, indem er auf sine Querstraße hinwies, di«, von der Häusermasse der Vor stadt sich entfernend, gegen das freie Feld hinauslief. Ich folgte der Richtung. Di« Straße bestand aus zerstreuten einzelne» Häusern, die, zwischen großen Küchengürlen gelegen, di« Veselsiisttgung der Bewohner und den Ursprung des Namens Gärtnergass« augensällig darlegten. In wclch«r dieser elenden Hütten wohl mein Original wohn«n mochte? Ich halt« di« Hausnummer glücklich vergessen, auch war in der Dunkelheit an das Erkennen irgendeiner Bezeichnung kaum zu denken. Da schritt, auf inich zukomniend, ein nnt Küchen- gewächsen schwer beladener Mann an mir vorüber. „Kratzt der Alte einmal wieder", brummte er. „und stört di« ordentlichen Leut« in ihrer Nachtruhe." Zirgleich, wie ich vorwärts ging, schlug der leise, langgehalten« Ton einer Molin« an mein Ohr. der aus dem osscnstchenden Bodenfenster eines wenig entfernten ärmlichen Hau ses zu kommen schien, daS. niedrig und ohne Stockwerk wie di« übrigen, sich eben durch dieses In der Umgrenzung des Daches lie gende Giebeisenster vor den anderen auszeichnete. Ich stand stille. Gin leiser, aber bestimmt gegriffener Ton schwoll bis zur Heftigkeit, senkt« sich, verklang, um gleich darauf wieder bis zum lautesten Geh len emporzeisteigen, und zwar immer derselbe Ton mit einer Art genußreichem Davaufberuhcn wiederholt. Endlich kam ein Inter vall. Es war die Quart«. Hatte der Spieler sich vorher au dem Klange des einzelnen Tones getveidet, so war nun das gleichsam wollüstige Schn recken dieses harmonischen Verhältnisse- noch ungleich fühlbarer. Sprungweise gegriffen, zugleich gestrichen, durch di« da, zwischen liegend« Stufenreih« höchst holprig verbunden, die Terz markiert, wiederholt. Die Quinte daran gefügt, einmal mit zittern dem Klang, wie ein stilles Weinen. auSgehaltrn, verhallend, dann in wirbelnder Schnelligkeit ewig wiederholt, immer dieselben Verhäl» nisse, die nämlichen Töne. — Und das nannte d«r alt« Mann phan tasieren! — Obgleich e» im Grunde ein Phantasieren tvar, für den Spieler nämlich, nur nicht für den Hörer. (Fortietzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)