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Sächsische Volkszeitung : 17.03.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192903175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-03
- Tag 1929-03-17
-
Monat
1929-03
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.03.1929
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Es siel wi« Schuppen von meinen geistigen Lngen. Eine «rjchüttrnrde Erkenntnis trieb mir fast den Schweiß »ns di« Stirn: Da» Thermometer ist der Angelpunkt der Welt. Da» Thermometer ist das wahr« Maß aller Ding«. Und schließlich wußte ich nicht mehr recht, ob di« Kälte die Ursache des Thennometerstandes «»der aber der Thermometrr- ftand die Ursache der Kälte war. Erkenntnisse und Verwirrungen bei minus 13 Grad find gottlob ebensowenig dauerhaft wie die Kälte selbst. So viel oder stehi fest und das werden wir aus Eiszeitnähe mit hinüber- nehmen in einen neuerblühenden Frühling, — das Thermometer ist etwas sehr wesentliches für die Menschen geworden. Es waren über S» Grad Kälte nötig, um das Thermometer zu ent» d«<ken gast keiner unter uns, der wicht tn diese» Tag«» da» grausam-kindlich« Spiel d«r Oueckfikberfäul« »« den Nullpunkt (nicht nur nach Grad««. sonder« nach Zehntelgradenj beob- achtet hätte und an dem Auf und Ab beteiligt gewesen wäre, als ob es sich um ihn selbst gehenkelt hätte, der da stieg und siel. Zeder Zentimeter, jeder Grad, um den die Quecksilbersäule in di« Höh« wächst, werden wir als rin« gewonnen« Schlacht empfinden. Man wird in Zukunft vielleicht öfter aus das Thermometer gucken als auf die Uhr. Was wir mit Tempo nicht erreicht haben, vermag vielleicht ein ausgebildetes Organ für Temperaturschwankungen zu bewältigen. Und warum sollte eine solche, uns bisher fremde, Sensibilität nicht Wegbereiter für ein« wohltemperierte Menschheit sein? —. kreuze am 8tem§arten Im großen Landhausgarten wie auf dem beschränkten Naum des Laubenlandes oder Vorgärtchens sollt« immer ein Fleckchen dem Eleingarten Vorbehalten lein. Seine Pflanzen, meist den Alpenregioien mit soviel härteren Lebensbeoin gungen entstammend, sind ja so genügsam und mit der ge ringsten Bodenmcnge zufrieden. Einmal angepflanzt, blühen und wachsen sie jahrein, jahraus am selben Platz, beanspruchen wenig Pflege und überwintern größtenteils ohne Schutz oder unter einer leichten Laub- oder Fichtenreifladecke. Jeder Blumenliebhaber und Pslanzensreund muß seine Freud« an den zierlichen Pflänzlein haben, di« ihre feinen Wurzeln tief zwischen Mauerritzen und verwitternde Eesteins- fpalten senken und das hart« Gestein mit einer überreichen Fülle leuchtender Blüten überziehen. Da hängen winzige lilablaue Glöckchen über den Felsbrocken und kleine Sternblumen in gelb- rosa und weiß ranken sich von Stein zu Stein. lieberall läßt sich ein Steingarten anlegen. Ein Höhen unterschied des Gartens kann durch eine bepflanzte Trocken mauer ausgeglichen werden, aus deren Nitzen es üppig sproßt und wächst oder Steinplatten und Erde können treppensormig auigcschichtet werden. Am leicht ansteigenden Gartenweg bildet «ine Steinpartie ebenso wie an einer Treppe eine malerische, immer blütenbrsäte Einfassung, die anmutig zum Rasenplatz, Slaudenbeet oder Dusch überleitet An der sonnigen Hauswano kann ein unregelmäßiger Hügel aufacschichtet werden, der mit verstreuten Felsbrocken oder Steinplatten belegt wird. Auch kann in einer Gartenecke, die allerdings sonnig sein muß. wenn die Steinpflanzen sich wohl befinden sollen, ein Berg angehäuft werden und mit Gestein bedeckt werden, mit schmalen, stein- platienbelegtcn Wegen dazwischen. Im Vor- oder Lauben äonen läßt sich im Mittelbeet eine Felsspitze oder ein Miuiaturberggipsel ausbauen, oder ein schmaler Streifen be pflanztes Geröll trennt die hohen Stauden am Eartenzann vom Weg Ein Abhang wiederum kann als Berghalde angelegt, «in Teichrand oder Brunnenbecken von niedrigen Felsvrocken umrahmt und eingefaßt werden. Der Phantasie des Gartenfreundes bleibt genug Spielraum, wenn er sich auch selbstverständlich nach Platz, Lage und Voden- form richten muß. Nur sollte er seinen Steingarten immer möglichst naturgetreu aufbauen, so wie Felsen, bewachsene Mauern im Gebirge und Bergabhänge wirklich aussehen. Künstlich zusammengesetzte Pyramiden aus rund abgezirkelten Beeten wirken nie schön und anmutig. Hat man keinen er fahrenen Gärtner zur Hilfe, so finden sich Vorbilder für Fels partien und Eteinbepslanzunnen genug in botanischen Gärten, öffentlichen Parks, gut gepflegten Villengärten und großen Gärtnereien. Auch gibt es Gartenbücher, aus denen man sich Rat holen kann. Die meisten größeren Gärtnereien führen heutzutage die notwendigen Steine Es gibt dafür flache, Helle Steinplatten und tufssteinartige Felsbrocken. Mancher wird es aber vielleicht vorziehen, die nötigen Steine von seinen Wanderungen mii- heimzubringen. Nur ist dabei zu bedenken, daß manche Pflanzen einen kalkhaltigen Standort bevorzugen, sich also lieber aus Kalksteinen ansiedeln, andere ihre Ranken an verwitterndes Gestein klammern wollen. Glatte, abgeschliffene Flußkiesel z. B. find also feiten zur Anlage einer Felspartie geeignet. Natürlich müssen auch die Pflanzen so ausgesucht werden, daß Ne sich unter den vorhandenen Bedingungen möglichst gut entfalten können. Mancher Blumenfreund, der mit offenen Augen wandert, kann von seinen Strciszügen durch Wald und Feld allerlei Hornkraut. Sommer- und Herbstblumen find Thymian, Pech- nelken, Erdrauch, kleine Glockenblumen, Ehrenpreis, Gänse blümchen und Heidekraut. Aus den Bergen läßt sich auch noch viel mehr für Stetn- pslanzungen heimbringen, da dir niedrigen Alpenblumen da für besonders geeignet sind. Dann blüht die Erinnerung an frohe Wandertage jedes Jahr aufs neu« mit den Bergpflanzen in unfern Garten auf. Da gibt es die Eoldanellen, dt« als erste aus dem Schnee ihre lila Blütentroddeln recken, Pelz- und Echwefelanemonen, Küchenschellen, Primeln, Alpenastern und die niedrigen Enziansorten. Reizend und anspruchslos find di« zierlichen Steinbrecharten mit den grünen Blattrosetten und den weißen und rosa Blütenträubchen. das Alpenleinkraut, das an feinen Ranken violette, löwcnmaulähnliche Blütchen mit gelbem Eaumenfleck trägt, weiße Alpen- und rosa Gemskresse. Auch die verschiedenen Mitglieder der Familie Hauswurz, Eempervlvum find geeignete Bewohner für Felspartien und sonnige Mauern. Uralter Volksaberglaub« pflanzt ihre dick- flclschigen Blattrosetten gern auf Dach und Brunnenstock. Als Pflanze, die Donar, dem Donnergott zugehörig war, gilt sie in manchen Gegenden noch heute als blitzabwehrend. An einem sonnigen Standort trägt sie im Sommer leuchtend rosenrote und gelbe Sternblüten. Immerhin gewöhnen sich nicht alle wildwachsenden Pflan zen den. veränderten Lebenshedingungen an, und wer nicht über einige gärtnerische Erfahrung verfügt, die auch zur Aufzucht aus Samen notwendig ist, tut besser sein« Stempflanzen aus der Gärtnerei zu beziehen. September,Oktober ist die beste Pslanzzeit. dann sind die Gewächse im nächsten Frühjahr schon an die neue Heimat gewöhnt und blühen früher und reicher als wenn sie erst im April/Mai eingesetzt werden. Es gibt heute schon eine Unmenge reizender winterharter niedriger Stauden für Ecsteinsanlagcn und Felspartien. In den ersten Frühlingsmonaten blühen Steinkraut, Alysfum mit dicken goldgelben Büscheln, gefüllte Gänsekresse, Arabis mit schimmernd weißen levkojenähnkichen Blütenähren, beide tn ihrer Anspruchslosigkeit für Trockenmauern und Einfassungen geeignet Für Felspartien sind die bunten Blütenpolster der Slubrietien passend, Frühlingsphlox mit seinen lila Dolden, und das Lungenkraut Pulmonaria mit den hellblauen oder rot violetten Glöckchen. Ein ganz niedriger Halbstrauch, di« Schleifenblume, Iberis blüht überschwenglich im ersten Früh- lingssonnenschein, ebenso di« Schneeheide mit den winzigen rosa Glöckchen. Im Frühsommer entfalten die Ehrenpreis- »»»»- 8eiraeI»tK>i»F «oe» Schön mag es sein, nach voll erfülltem Leben» Der Stille sich zu sreun im Abendrot. Dankbaren Sinnes noch der Welt ergeben, Und doch schon Freund dem grausen Fiedler Tod. Zwar darf das Aug' noch hehre Schönheit saugen, Die Hand noch kosen blondes Scheitclhaar. Doch für den Alltag mag sie nimmer taugen — Das Schwert entfiel ihr. da sie müde war. Indes das Haupt «mlohen letzte Gluten, Spannt schon die Seele ihre Schwingen weit — Unmcrklich taucht der Tag in dunkle Fluten, Doch ferne Welten strahlen Ewigkeit . leul zum Rhein herunter und etablierten sich dort hinter statt lichen Pullen aus einer Rheinterrasse. Bald waren die Tag- löhner so weit, daß sie jedem vorübrrsahrenden Dampsrr zu riesen und mit jedem Eartenstuhl Brüderschaft schlossen. Nach Und nach trafen die anderen Festteilnchmer ein und brachten die Nachricht, daß Blissem im Vorkampf des heutigen Tages gesiegt habe. Die Westerwälder mußten sich immer wieder feiern lassen, und in allen Tönungen der rheinischen Dialektes stiegen Prcislieder in die langsam umdunkelten Wipfel. Mit Eifer warnte Koblenz vierstimmig die an- und abwesenden Söhne, nicht an den Rhein zu ziehen. Eie hatten offenbar Er fahrung! Aber dagegen wehrte sich Bonn mindestens acht stimmig, nur dort geboren zu sein, nur dort leben zu wollen. Längst hatten die vorbeizichenden Dampfer die Lichter gesetzt, als ein ganz Begeisterter vielstimmig versuchte, des Sonntags tn der Morgcnstund am Rhein zu wandern. Bis schließlich all« nicht mehr wußten, warum es am Rhein so schön! Und das war keinesfalls gelogen! Aus vielseitiges Verlangen mußten die Blissemer noch mit einem Liede Herausrücken, aber ihre allzu geölten Kehlen waren von einer ergreisend rostigen Härte« Schallendes Gelächter brach aus, und ein quicker Mainzer ries dazwischen: .Maacht nit soveel Jedöhns, ihr jecken Hühner. So jut wie ihr könn wir all nit krähn!" Aber die Blissemer waren mutig geworden und sangen verwegen weiter. Da nahmen die anderen Reißaus, und allmählich verzogen sich auch die Steinhäuer aus ihren Heuboden. Sie fanden ihn lange nicht und wunderten sich vor dem Einschlafen ausgiebig über die imposante Größe des Fcstortcs. lieber den Bergen rötete sich schon der Morgenhtmmel. Nun sind die Blissemer redliche Leut« bis auf den heutigen Tag. Singen sie, so fingen sie el-ez., «cni» schlafen sie. dann tun sie es gründlich! So kam es. daß » schon später Nachmittag war. als ihnen die Murkener zuriescn, daß Bonn den Preis errungen und der Wettstreit zu End« sei. Ob sie denn gleich einen ganzen Tag Schlaf nach dem bißchen Lied brauchten, das sie Hallen hören lasten. Die Blissemer spürten plötzlich nichts mehr von ihrem standhasten Brummschädel und machten sich «naussällig davon. Bedrückt schlichen sie durch die Gasten ihres ersten Triumphe». Nach ihrer kläglichen Niederlage atmeten sie erst wieder freier, als sie im Anstieg die Waldluft der Berge in den Lungen spürten. Dicht über der Rheinterraste, von der Lärmen und Singen heranfstieg, machten sie noch einmal halt. Unsichtbar, im Schutze der frühlingsgrünen Baume, sangen sie über all der Lautheit aus der Tiefe eines ihrer schlichten, wehmütigen Lieder, sangen einen traurigen Abschied an den Rhein, dessen Freuden sie nicht gewachsen waren. Unten im Garten wurde es ganz still, alles schien zu lauschen, bis einer rief: „Das sind doch die Westerwälder Waldvöjelschcn. Die wolle mir uns schnell noch eins fange!" Während alles eilend auf di« Höhe stürmte, waren die Blissemer längst in den heimlichen Tälern der Sieben Berge verschwunden. „Schab, Iungens," sagte ein Bonner, „die können et doch am besten, die Han sich unser Herz als Preis ersunge!" Von ihrer Rhcinfahrt haben die Blissemer daheim nicht viel erzählt. Aber vergessen hat sie auch keiner. Nur die Mur kener Lyra hat den Ruhm der Westerwälder verkündet, wobei sie klüglich offen ließ, ob sie oder die Steinhäuer ihn errungen. Das haben dann im nächsten Sommer die Bonner klargestellt, als sie auf einer Wanderung nach Blissem kamen und am fonnrnllberleuchteten Feierabend den Tagelöhnern ein fröhliches Preislied sangen. Sport und Tanz an Wiener Schulen. Den körperlichen Hebungen, die in den Haupt- und Mittelschulen ein Obligatsach bilden, ist in dem neuen Lehrplan insofern ein weiterer Spiel raum eingeräumt worden, als unter anderem auch Skilauf, Eis- ' ' ^ ' wie für Mäd- schon in der tarn vorgesehen sin», während in der fünften und sechsten Klasse Skiwanderungen und für die siebente und achte Klasse größere Skitouren mit Hindernislaufen vor geschriebe» find. Für das unter die „Bewegungskünste" «inaereiht« Tanzen für die Mädchenmittelschulen in der fünften und sechste« Klasse bodenständige Volkstanz« und einfach« Tanzspiel« und für di« siebente und achte Klasse außerdem auch ..Anleitungen zum Gestalten nach geeigneten Musichstücken". vorgesehen. Während an den Knabenmittelschulen da» Tanzen nur vis zur vierten Klasse gelehrt wird und „Singspiele mit lebhafter Bewegung" umfaßt, find .Formend« llebungen" tn aven Klassen der Kna- ben- und Mädchenmittelschulen vorgeschrieben. 8. S. «rken Veronika Repens^ und Ametbysttna tiana k lika Blütenähre« de, Enzian Gent , ihr« bi> and Acaulis seine tie^ h«. dunkelblauen Glocken, da» Purpurglöckchen Heuchera. di« dunkelroten Blüten und dt« alpinen Sorte» der Schafgarbe Achilles bedeck«, sich «tt weiße» Blüte» über fÄngesi« verte« Blattern. Wenn der Sommer fortschreitet. wird es erst recht bunt tt» Gestein. Dann blühen die Sonnenröschen Heliantyemum i« allen Schattierungen von rosa, gelb und orangerot, an sonnige« Plätzchen leuchten blutrot dt« Blumen der alpinen Nelke« Dianthus Eeasus und andere. Ueberall drängen sich die lila- blauen Glöckchen der reizenden niedrigen Glockenblumen Eam» panula Larpathica und Pusillo hervor. Di« Saxifragen uiü» Cedumarten und di« winterharten Kakteen blühen auf lon- nigem Gestein weiß, gelb und rot bis in den Herbst neben den rosigen Blütenpolstern des Leinkrauts Eilen«. An Zwiebelgewächsen gibt es auch verschieden«, di« sich gut für Felspartien eignen und ruhig Jahrzehnt« an ihrem Platz bleiben können und immer wieder treiben und Blüten bringen. Schneeglöckchen und Märzglöckchen Leucojum vernum, unsere heimischen Frühlingsboten, gehören in erster Linie dazu. In kleinen Gruppen gepflanzt, nehmen sie sich sehr anmutig zwischen dem Gestein aus. ebenso Scilla und Muskathyazinth« mit den lilablauen Blütentröpschen und «ine ganz niedrig« Schwertlilie, Iris Pumila. An feuchten Stellen. Teichrändern oder am Rand de» Springbrunnen blüht ein niedriges Vergißmeinnicht und im Schatten wächst gern Immergrün Vinca Major, Haselwurz Asarum und die immergrüne Wedel von Hirschzunge und Rippensarn. Sind di« Pflanzen geschickt verteilt, wird es den ganzen Sommer im Steingarten bunt von Blumen sein. Und der Blumenfreund wird beim Betrachten dieser zarten Pflänzchen die reinste Freude empsinden, weil sie jedes «in Wunder sür sich, aus kleinstem Raum und im kärgsten Boden noch Halt und Nahrung finden und die Pflege mir üppigem Wachstum und leuchtender Blütenfülle lohnen. T Srookttausen. Lräuelre »i» Kaveri» Schon im Jahre 1567 berichtet «in« alt« Chronik, betitelt „Wahrhaftige Beschreibung aller Teile der Welt", unter andern, von unseren süddeutschen Vorfahren, daß fie „zu Mitfasten e,n alt' Wagenrads voller Stroh flechten, dies tragen fie auf «inen mit v!i anderer — —... „ und lasten'» mit vollem Lauf ins Tal taufen, das gleich anzu- sehen ist. als ob di« Sonne vom Himmel liefe." Da» Scheiben- schleudern hatte natürlich ein« tiefere Bedeutung, die mit einem Stück Aberglauben verknüpft war. Zunächst schrieb man der Flamme des Holzstoßes, an dem die Räder entzündet wurden, ein« reinigende Kraft zu. Sie „llgä-u pflegte man ein« Reisig- oder Strohpuppe ten in den Holzstoß zu stellen, di« sogenannie „Hexe oder „des Winters Großmutter". Fing fie an zu brennen so gab» «in großes Hallo und man paßte genau auf, nach welcher Seite dt« abgebrannten Reste fielen, weil man glaubt«, daß von dort dt» meisten Gewitter im Sommer kommen würden. Die Asche trug man in die Felder als gute Düngung und Mittel gegen Un geziefer. An Stell« der Wagenräder unserer Vorfahren wurden ln späteren Zeilen Scheiben gedreht, deren Ränder man in große Zacken aussägte, gleich den Strahlen der Sonne. Dann wurden diese Spitzen mit Pech ausgegossen und Stroh hineingeflochte«^ um sie recht leuchtend zu machen. Im Feuer oes Holzstoßes ge glüht, schleuderte man sie in einem weiten Bogen den Berg hin ab ins Tal, nnd rief dazu einen Hell- oder Segensspruch, der sich auf irgendein« nahestehende Person bezog. So hieß es t» Garmisch: „Diese Scheiben der (dem) ... zu Ehren? Will ich treiben, wer will s wehren?" Und in Miiienwald sangen die Burschen: „O du liebe Scheiden, wo muß Ich dich Hintreiben? In di« Miittenwalder E'moa, Ich weiß schon, wen ich moa, den soder die) ... ganz alloa." Zu Kloster Weingarten trieb man die erste Scheibe zn Ehre« der heiligen Dreifaltigkeit oder zu Ehren der Landesregicrmig. Aus der schwäbischen Alb in Württemberg zog die Jugend bei einbrcchender Nach, betend auf« Feld hinaus und dann auf eine nahe Anhöhe, den sogenannten Scheibenrain, hier wurde ein großer Holzstoß entzündet und Fackeln geschwungen, Indem man r'.ef: „Echeibo, Scheibo? Wem soll die Scheib« fein? Die Scheibe fliegt wohl über den Rain, Die Scheibe soll meinem Schätze!« sein." In einigen Gegenden Eüddeutschlands hatte das Scheiben, drehen insofern eine doppelsinnige Bedeutung, indem man anch mißliebigen Leuten, die sich irgendetwas hatten zuschulden kom men lasten, -um Hohn« eine Scheib« drehte. Dieser Schimpf scheibe rief man gewöhnlich unter Gelächter und Hohnrrden einen Epotivers nach, in dem das Vergehen zum Ausdruck ge bracht wurde. So B.: „Da Hab' ich eine Scheiden, Di« will ich Hinaustreiben Dem der dem Türkenrvastl a Geiß hat g'stohlen, Er soll's holen." In manchen Gegenden Bayerns, fo bei Relchenhall und um Berchtesgaden, ist das Scheiben«reiben noch heut« üblich, jedoch geschieht es. ebenso wie in Oberau bei Partenkirchen, am Kar- sanistag oder Osterdienstag. An anderen Orten, so auch hier am Ammersee, entzündet man um Ostern die Höhenfruer, die schon bei unseren Vorfahren ein Ze chen der Freude über den Frühliugsbeginn waren. Durch sie glaubt« man di« bösen Dä monen. die besonders zur Zeir der Saat di« Felder bedrohten, verscheuchen zu können. Rest» des Brauchs am Funkeusonntag haben sich noch im Avgäu erhalten. Hier werden un diesem Tag die sogenannten Funkeirkllcheln oder Funkenring« gebacken, von denen man ein«» Terl den Armen jpenset. Der Kranich geht in Deck«» ZInterpommern stieß neuerdings Auf einer Entenjagd in Keller auf zwei noch nicht und stellte sich gedeckt hinter einer Birk« auf. Er brauchte nicht lange zu warten, da kam, wi« die Zeitschrift „Et. Hubertus" schreibt, der alt« Kranich vorsichtig herangestelzt, steckte feinen Schnabel tief ln das moorig« Erdreich und bedeckt« damit seine beiden Jungen so reichlich, daß sie sich von der Umgebung wenig abhoben. Dann verschwand der alt« Vogel ebenso vorsichtig, wie er gekommen war. Dt« beiden kleinen blieben jetzt noch etwa eine Viertelstunde lang unter der schützenden Verkleidung regungslos liegen, woraus auch sie dann in der gleichen Rich tung forteilten, bi« vorher ihr« Mutt«r «ingeschlagen hakt«.
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