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Sonntag, -en 17. Mürz 1S29 v»»«a,S,r», »,«»»,, t Die l-»«»allen» PeUi^ll» »» «.NomlN«. an,eigen n.S»ell»n-,«„ck>» »<»<. Die Ve»tlr»,lnm»,ett« «»m» bre» I » NO» Un,el-en ««kerbalb de» Aee»r»,«,,„-»-»ble>»I 4«<1 dirPeNlreName,«»» I.NN^c. Brtei-eb.!t«»s Amftall» bbberee »eivan erliich, e»e <ie«dNilbi»na aul vleienm- >o»t« LrMllun- v. «n,eigen-«»«leüaen u. vetltiin, ». eckobeneelatz, »elchltftlilber Dell: Aetur Leo». Dresden. Nummer SS — 2S. Jahrgang »«»»IN, »mal wbcdenil. «u den illnlie. »eaiiSbeiiagen .D» Well' «nd Kür „n'ere Neinen venle' >ow>» den Deudeilaaen -»«. Venno-Blall- .NnieibalNin, und Willen' .Di» Weil de, F«i«' Air,linder Ral-eber' Da« -ule vu»' .lSIlmriind. »«>,'. IVonaiii»«, V«,n-Sve«t* S Mi. ,tni»I. r>,llell-el». > Utuzelnummer IO 4 Lonnadend- u. konnia-nilmmer DU «. Hanvlichrittieiier^ De.«». DeSczdk. Dresden. Ule-n.<,«,-ft»n». DrnNn.Berian - >> erm,,« > .. » iür Verlaa und Drinferei. Filiale Dresden. Dresden.«. r, Pall»rilrak«I7. armni'ewlL PolNNieMonlo Dresden »l>^ Onnttonio »iadtban» Dresden »Ir «>7t» Für christliche Pvlilik un- Kultur Redattieu »er SilchsN»«a ivolkS,e«»un- LreSden-Mtliadl l Pollerllratze >7. >>ernrw MU undrlvIL. Die Laleranverlräge D? Während mon tu Berlin seit Jahren «in das Zu standekommen einer Abmachung mit dem Heiligen Stuhl« ringt, ist man in Rom unter viel schwierigeren Umständen nach zweijährigen Verhandlungen 4« einem. Einvernehmen von grundlegender Bedeutung gelangt. Der Papst der Konkordate, in dessen bisherige Regierungszeit Abschlüsse mit den meisten europäischen Staaten fallen, hat sein Werk gekrönt durch dieses schmierigste aber auch notwendigste Ein vernehmen mit dem cl« kacto-Nachfolger des ehemaligen Kirchenstaatsregimes und der kirchlichen Hoheiisrechte auf der Apenninhalbinsel, der italienischen Negierung. Dieses Einvernehmen wird, anher durch die Unterschrift des Königs und des Regierungschefs, durch die Zustimmung des Gran Lonsiglio, des Stniideparlaments und die Akklama tion der Mehrheit des katholischen italienischen Volkes be kräftigt werden, während es auf kirchlicher Seite der Nach folger Petri, der Stellvertreter Christi auf Erden, kraft höherer Autorität unterzeichnet, zwei Tatsachen, welche den angeblich ephemeren Charakter dieses Friedensschlusses widerlegen. Dieses Einvernehmen wird auch die ungewöhn liche Tatsache aus der Welt schaffen, dass die katholische Kirche, deren höchste Stell« seit langem traditionsgemäß mit einein italienischen Staatsbürger beseht wurde, ohne Be ziehungen zum italienischen Staate stand, dessen meiste Staatsbürger Mitglieder eben dieser Kirche sind. In Art. 2 und 3 des Paktes gesteht Italien feierlich dem Papste die uneingeschränkte territoriale und perso nelle Souveränität zu, während laut Art. 26 der Vatikan das Königreich Italien unter der Dynastie des Hauses Savoven mit Nom als Hauptstadt anerkennt. Dieses gegenteilige Zugeständnis bildet den Angelpunkt des weitläufigen Vertrages, der in der Tat „weder Sieger noch Besiegte" kennt, sondern in vollem Einverneh men die Rechte und Pflichten der geistlichen und weltlichen Macht gegeneinander ab wägt. Kein Zweifel, daß dieser Abschluß erst möglich war, nachdem ein materialistisches und nationalistisches Zeitalter mit seinen Verirrungen sich überlebt und ein von Tradition unbeschwertes Staatssystem den Kampf gegen Frcimnurertum und kirchenfeindlichen Liberalismus er folgreich durchgefochten hatte. Nicht nur ein« Einzel person und ein System haben diesen Vertrag abgeschlossen, sondern eine Weltkirche und ein katholisches Volk, welches diesen Frieden in seiner erdrückenden Mehrheit begeistert begrüßt hat. Die territoriale Souveränität, welche der italienische Staat dem Papste auf dem Gebiete der Citta del Baticano einräuint, bedeutet keine Zerreißung des römi schen Stadtkomplexes, da sie im Grunde nur bestehende Naumverhälnisse sanktioniert, sie ist aber auch kein unan gebrachter Verzicht des Papsttums auf verlorene notwendige Besitziitel. Nicht den Umfang, sondern das Prinzip der Territorialherrschaft wollte der Papst gewahrt wissen, und Pius XI. hat, wie Mussolini mit Recht in seinen Erläute rungen vor dem Ministerrat zum Ausdruck brachte, „dabei aus der richtigen Ueberzeugung gehandelt, daß die Un abhängigkeit und der Glanz des Papsttums mit der größe ren oder geringeren Ausdehnung des von ihm seit 1870 inne gehabten Territoriums in keinerlei zwangsläufigem Zu sammenhang stehe". Wir wissen, daß der Papst sogar nicht lange vor dem Abschlüsse der Vertrüge eigenhändig einen Teil des vatikanischen Territoriums eleminiert hat, in dem Wunsche, sich nicht zu sehr mit den Pflichten eines Territorialherrn zu belasten. Noch bedeutsamer war, daß der Heilige Vater in den Art. 9 und 10 aus drücklich die Garantie fürdie Unverletzlich keit seiner Botschafter und Beauftragten pnd die volle Freiheit seines postalischen Und persönlichen Verkehrs mit den geist lichen Würdenträgern auch etwa kriegfüh render Länder erhielt, und daß fast alle wichtigen kirchlichen Heiligtümer in Rom und an vielen anderen Orten Italiens unter di« vatikanisch« Immu nität mit dem Vorzug der rechtlichen und steuerlichen knabhängigkeit gestellt wurden. Diese Immunität erstreckt ich im dritten Grade sogar vorübergehend auf all« kirch- ichen Oertlichkeiten, an welchen der Heilige Vater zu kirch- ichen Zwecken verweilt und auf alle Besitztümer, welche n Zukunft vom Papste zu kirchlichen Zwecken erworben werden. Heilige Orte, die jeder Romprlger kennt, wie der Lateran. Santa Maria Maaaiore. Sao Paolo. Loreto. Assist. Keule: Dl« Welt (Illustrierte Wochenbeilage) Unterhaltung und Wissen Turnen. Sport und Spiel Filmrundschau ^ „Fortschritte" in Paris Erft nach Ojlern soll über -le Köhe -er -eukschen Zahlungen verhandelt werden Französische Wünsche London, 16 März. Daily Telegraph berichtet aus Paris über ein« hoffnungs vollere Stimmung in de» Besprechungen der Sachverstän digen für die Neparationssrage. Di« Arbeit am Ausbau des Ge füges der geplanten internationalen Bank schreitet, so heißt es in dem Bericht, ohne wirkliche Meinungsvcrschiodenheit fort. Außer den Deutschen steht jedermann Sachliesernnge» als nnangcnchinr, wenn auch vielleicht notwendige Zahlungsart an, und das Bestre ben geht auf ihre schrittweise Berminberung hin. In amerikanischen Kreisen wird der Gedanke, daß die geplante Bank «ine ,,lieber, bank" sein werde, als falsch bezeichnet. Es wivd erklärt, der wahr scheinliche Anteil Amerikas am Bank kapital werde einen so gerin gen Teil des Gesamtkapitals ansmachen, daß die Befürchtung einer amerikanischen Beherrschung hinsälltg werde. Einigen Berichten zufolge fanden weitere Besprechungen über die Höhe der deutschen Schuld statt und in verschiedenen gut unterrichtete» Kreisen besteht ein Gefühl des Optimismus. Times meldet auö Paris, es bestehe guter Grund z„ der Hoff nung, daß die Organisation der Bank zur Behandlung der Repa rationen vor Ostern vollkommen entworfen und dnß damit daS Stadium erreicht sein wird, die entscheidende Frage der Höl^ irnd der Zahl der deutschen Annuitäten zu rrwägen- Paris, 16. März. lieber die schon wicdergegebcnen allgemeinen Linien der Lösung, die man angeblich in gewissen Delegationen der Repa rationskonferenz ins Auge gefaßt hat, glaubt der „Petit Pa - risien" noch mittcilcn zu könne», der ungeschützte Teil der deutschen Zahlungen würde zur Deckung der von den alliierten Ländern, hauptsächlich von Frankreich, für den Wiederaufbau des ehemaligen Kampfgebietes gemachten Ausgaben dienen. (?) Dieser Teil würde mobilisiert und das Kapital würde auf dem Anleihe- wege den interessierten Ländern in einigen Jahren eingchändigt weiden. Die Amortisation dieser kommerzialisterien Schulde« könnte in 37 Jahren (Dauer der DcrwcSobligationen) erfolgen. Dieser Teil der Zahlungen würde sich einschließlich der z» zahlen de» Zinsen auf 1500 Millionen Goldmark jährlich belaufen. Es würde auf diese Weise ein« Art Priorität für die Reparationen im eigentlichen Sinne des Wortes geschossen und dieses System hatte den weiteren Vorteil, daß die finanziellen und moralischen Spuren des Krieges rascher getilgt würden. Der durch ein Transfer-Moratorium geschützte Teil der Zahlungen würde zur Begleichung der i n! e ra l l i e rt e n Schulde» verwendet werden. Die 'Bank für internationale Zah lungen, die diese Summe von Deutschland erhalten würde, würde sie den Vereinigten Staaten gut schreiben. nms eine bankmäßigt Verschmelzung der deutsche» und der alliierten Schulden ermög lichen würde, ohne daß irgend eine politische Verschmelzung vor- genonrmcn würde, ans welche» Unterschied die Amerikaner beson deren Wert legten. Diese Zahlungen würde» progressiv ge staffelt werden. In einem Zeitraum von 58 Jahren cntipre- chend den alliierten Schiildenabkommen mit Washington. Die Höhe der alliierte,, Schulde» belaufe sich gegenwärtig ans über RIO Mil lionen Goldmark jährlich und werde in 15 Jahren 1700 Millionen erreichen. Nach dem geplanten Projekt würden die deutsche« Annuitäten dieser Kategorie einer gleiche» fortschreitenden Er höhung nnicrworlen werden. Der Petit Puristen will übrigens er fahren traben, daß man in der gestrigen Sitzung als Kapital für die geplante Zentralbank eine Summe von annähernd 1(>0 Millio nen Dollar genannt hat. - Der Plan, der in der Darstellung des „Petit Parisien" um schriebe:' wird, muß als phantastisch erscheinen. Amerika l^t sich von jeher gegen jede Verkoppelung der alliierten Sämsde» mit den Reparationen ansgesvrochcn Außerdem ist cs selbstver ständlich unmöglich, der deutschen Wirtschaft progressiv steigend« Zahlungen auf lange Sicht ausznerlcgen. AIS Ausdruck französi scher Wünsche ist aber der Plan des „Petit Parisien" nicht un interessant. die Katakomben und das Heiligtum von Padua unterstehen künftig der I u r i sd i k t i o n des Heiligen Stuhles und somit der Immunität. In Rom selbst ist durch das Konkordat die Garantie geboten, daß anti-kirchliche Ein flüsse die k>ax Uomana nicht stören werden. Weltpolitisch von zentraler Bedeutung ist der Art. 24, welcher besagt, daß der Heilige Stuhl sich von allen welt lichen Händeln, „eampotitiones temporalss", fern halten werde, „es sei denn, daß die st reit en den Parteien an den Heiligen Stuhl als Friedensstifter appellieren würden". Da durch erhält der Papst eine internationale Sonderstellung, welche sowohl sein Eingreifen in weltpolitischen Verwick lungen, als auch seinen Eintritt in den Völkerbund oder eine andere internationale Organisation von vornherein unnötig und unmöglich macht. Würde es doch auch weder der Kirche noch dem Papsttum nützlich sein, wenn sie ihr geistiges Gewicht in politische Tagesfragen hinein- zerren ließen. Es werden ohnehin der Gelegenheiten nicht wenige sein, wo der Heilige. Pater von hoher kirch licher Warte aus Stellung zu geistigen Tages- vroblemen nehmen wird. Im übrigen verbietet sich diese internationale Mitbeteiligung des Papstes allein durch die Tatsache, daß die Wiederherstellung des Kirchenstaates auf ausdrücklichen Wunsch der beiden Vertragschließenden aus schließlich zwischen der italienischen Regierung und dem Vatikan ohne irgendwelche anderweitigen Garantie leistungen zustandegekommen ist, und daß daher völkerrecht lich Italien dereinzigeBürgedesLateran- Vertrages und damit auch sein Garant ist. Ab gesehen davon, daß die Hinzuziehung ausländischer Ga- rauten etwa wie im Fall« des Kelloggpaltcs das Zustande kommen der Verträge erschwert, ja vielleicht unmöglich gemacht hätte — man denke nur an die französische Gegner schaft! — hätten auch beide Vertragsparteien darin eine Einschränkung ihrer souveränen Rechte gesehen. Auch ohne diese internationale Garantie und auch ohne das Gewicht einer päpstlichen Kriegsmacht ist die geistige Bedeutung des Vatikans zu groß, als daß er sich eines willkürlichen Bruches dieses Paktes zu versehen hätte. Auch ein anderes als das faschistische System würde es nicht wagen, leichten Herzens einen Vortrag aufzuheben, hinter dem alle Katho liken Italiens und der Welt und alle diejenigen Nicht» katholiken stehen, die in den Lateranverträgen einen wesentlichen Schritt zur Konsolidierung der inneren Ver hältnisse in Italien sehen. Die Absicht, mit Hilfe des katholischen Glaubens die Grundlagen des italienischen Volkstums zu verbreitern, hat seinerzeit beim Antritt seiner Herrschaft der „Oapo <u vovorvo" programmatisch zum Auä>ruck gebracht. Dieser Gesichtspunkt war es, der außer den weltpolitischen Er- wäauuaea Mussolini Lu den wettLehenden Zugeständnissen im "römischen Konkordate veranlaßt hat. Für etn Lanv^ in welchem bis in unser Jahrzehnt hinein die Kirchen« trennungsgesetze Cavours in voller Geltung standen, wo dis „Freie Kirche im freien Staat" ein politisches Axiom aller Staatsmänner bildete, bedeutet die Anerkennung der Juris diktion der katholischen Kirche, ihrer erzieherischen und zivilen Sonderstellung einen so ungeheuren Schritt, daß man ohne Kenntnis des wahren, hintergründigen Italien nur von einem Wunder sprechen könnte. Anders wird urteilen, wer weiß, daß das sich freimanrerisch gebärdende Italien nur eine pseudo intellektuelle Kulisse war, daß in dem Hinter und Untergründe der italienischen Volksseele dagegen d i e Religion so lebendig ist, wie in wenigen Ländern der Erde. Es war daher nicht allzuschwer. Bindungen an die Kirche, welche gefühlsnuiijlg niemals zerngen waren, juristisch wiederherzustelle», und nur so crtlärt es sich, daß ein Regime es unternehmen konnte, mit den neuen Kon- kordatsbestimmniige» zutiefst in das italienische Volksleben einzugreifen. Rur so konnte der Religionsunterricht, als die „Krone des Unterrichtes", wieder in sämtliche Volks und Mittelschulen Eingang finde», nur so ivar es möglich, die geistlichen und staatlichen Schulen einander gleichzu stellen und der kirchlichen Trauung das Ge wicht eines Zivilaktes zu verleihen. „Der Staat hat keinen Grund und kein Interesse, das zu belämpsen, was diese Institution (der Ehe) jm Bewußtsein des Volkes erhöht, und er muß infolgedessen die notwendigen Grund lagen schaffen, damit die Ehe i.,r Ziel voll erreicht", so inter, pretiertc in diesen Tagen Mussolini das Interesse des Staates an dem Sakrament der untrennbaren Ehe. welches dem Sraate gesunde Familien und eine zahlreiche Nach kommenschaft schenkt. So hat die Ehe im Grunde bis heute im Bewußtsein der breiten Masse fungiert. An einigen Bestimmungen des Konkordates haben wstc über ihren lokalen Geltungsbereich hinaus, das Recht, besonderen Anteil zu nehmen. Art. 43 verbietet den Geist lichen und Ordensleuien Italiens, politischen Parteien bei zutreten und in ihnen tätig zu sein, und es wird gewiß nicht an vorschnellen Kritikern fehlen, welche in dieser Bestimmung eine Richtschnur von allgemeiner Gültigkeit sehen wollen. Diesen gegenüber weisen wir schon jetzt darauf hi», daß cs sich bei dieser Konkordatsbestimmuiig mit Italien um einen lokal begrenzten Vor gang handelt, und daß die Parteiverhält nisse Italiens in keinem europäischen Kulturstaat eine Parallele finden. Vielmehr haben die Päpste zu wiederholten Malen die Tätigkeit voit Parteien, wie es beispielsweise das Zentrum in Deutsch land ist — und unter anderen Umstande» sogar auch des „Partita popolars" tn Italien — willkommen geheißen, s» daß es sich hier also um einen von den Umständen gebotenen^ nicht von arunbsätzlichen Erwäaunaen bestimmten VerLickt!