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Sächsische Volkszeitung : 15.03.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192903158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290315
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-03
- Tag 1929-03-15
-
Monat
1929-03
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.03.1929
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Carilasarbett in Dresden „Die religiöse» sittliche und gefundhettliche Nok unserer Grobskadllugend" Dresden, 14. März. Alljährlich in der Fastenzeit hält der Caritasverbanü Dresden seine Hauptversammlung ab. Es ist ein« sehr wertvolle Traditio», diese Hauptversammlung mit einem Schulungs kursus der Caritashclscr zu verbinden. So waren diese Woche zwei Abende der Caritassache gewidmet. Am Dienstagabend sprach im Sitzungssaal der Dresdner Kaufmannschaft Caritasdirektor Pfarrer Werner über „Die religiös«, sittliche und gesund, hcitliche Not unserer Grobstadtjugend". Der Red ner entrollte in seinen ernsten Ausführungen ein erschreckendes Sittengcmäld«. lind doch gab er nichts weiter als Wahrheit und Wirklichkeit. Das Hauptgewicht legte der Redner auf den ersten Teil seiner Ausführung „Die religiöse Not", weil das religiöse Moment den Hintergrund alles Geschehens darstellt. Die religiöse Not bedeutet ihm ,chie Gefährdung der katholischen Erziehung". Mischehe sowie uneheliche Geburten schaffen di« sicherste Voraussetzung dazu. Jede uneheliche Mutter kann traft des Personensorgcrechts katho lische Erziehung fordern. Aber tut ste es? Bei der Unterbringung der unehelichen Kinder würde das Jugendamt Konsefflonsglelchheit berücksichtigen, wenn genügend katholisch« Pflege stellen vorhanden wären. Daher ist es apostolische Auf gabe, die uneheliche Mutter auf das von kath. Schwestern geleitete Heim zur Unterbringung ihres Mündels aufmerksam zu machen. — Eine weitere Anzahl kath. getaufter Kinder geht uns verloren bei der Einschulung. Eine weitere zu beachtende Gefahr unserer Kinder stellt die Kinderbewegung dar. Denken wir an die sozialistischen Turn- und Sportvcrbünde, die Naturfreunde, die di« Kinder zu ihren Sonntagswanderungen einladcn. Diese Entwicklung erfordert unsere höchste Aufmerksamkeit. Auch die Jugendlichen ergeben da kein günstiges Bild- Die Berufsschule erteilt keinen Religions unterricht mehr, und nur ein kleiner Teil der Schulentlassenen wird durch die kath. Jugendvereine erfaßt. Der in der Schulzeit unge nügend fundierte Unterbau religiöser Wahrheiten, die vermißte Wärme religiöse» Erlebens und nun die religionslose Umgebung, die Hetze gegen Gott und die Kirche auf der Arbeitsstätte verbreitert die Kluft zwischen Religion und Leben. Manches ließe sich noch beim Jugendlichen auf dem Wege der Atvangssürsorge erreichen, wenn wir in Sachsen wenigstens eine katholische Fürsorgeerzichungs- anstalt hätten. Ja, cs fehlt in Dresden sogar ein kath. Lehrlings heim für di« Unterbringung kath. Jugendlicher, gegen die schon ein Verfahren auf Fürsorgeerziehung eingcleitct ist. Als die Quellen sittlicher Nöte nannte der Redner den Einfluß der Industrialisierung; ferner die Armut, Wohnungsnot und — die zerrüttet« Fami lie, den Alkoholismus, Schund- und Schmutz literatur, Kino und Vergnügungsstätte. Wer offe nen Auges die Großstadt fleht, kennt diese Krebsschäden, und wer noch einen Funken von Menschlichkeit In sich trägt, fühlt sich ange sichts d«r bitteren Not zur opferwilligen Hilfe verpflichtet! Oder wird der katholische Mensch sagen können: „Was geht das mich an, sieh er zu?" — Wir brauchen Arbeitgeber christlichen Geistes, denen der junge Arbeiter mehr ist als ein Objekt, gut genug, an ihm Raubbau zu treiben! Mehr Familien sollten sein, die ein Ostermädchcn neh men, es mit verantwortungsvoller Liebe betreuen und ihnen ein Schutzengel sind in dem stürmischen Kampfe der Jngendiahre. Wer gibt den Jugendlichen gute Literatur in die Hände? Wo sind die Selbstlosen in unseren Reihen, die am Sonntage die Jüngeren zu Spiel und froher Entspannung um sich scharen und mit ihnen Ivan» dern? Wer nimmt sich die Mühe, den jungen Mann, das hcranrei- fcnde Mädchen von Wert und Würde ihrer Persönlichkeit zu spreche», von den hohen Zielsetzungen und Ausgaben einer späteren Ehr? Um von unserer Seite aus den gesundheitliche» Nöten steuern zu können, wies Caritasdirektor Werner hin auf die von Leipzig aus angeregte Einrichtung einer katholischen Erholungs stätte für Jugendliche bis 18 Jahre, weil diese Vielfach noch an den Nachwirkungen der Kriegs- und Inflationszeit kranken, und mahnt« zum Schluß abermals an die Positive Opferwilligkeil der Besitzende». Der Vortrag zeigte die reiche Erfahrungswelt eines von tiefer Verantwortung getragenen Menschen und war im besonderen «i» Appell an das Gewissen aller, zu helfen durch Beten, Opfern und Handeln! — In einem zweiten Vortrag über »Die Diaspora-Kinderhilfe der akademischen Bonifatiusvercinr" sprach Herr Pfarrer Beier-Leipzig von dem durch die kath. Jungakademiker in Trier angeregten und bereits durchgesührten Ve» such, einer Anzahl der sächsischen Diasporakiudcr einen längeren Aufenthalt in kath. Familien hauptsächlich des Saargebietcs ohne Entgelt zu ermöglichen. Die Erfolge waren überraschend. Nicht nur Selbstlosigkeit, praktisch geübte Religiosität in Familie und Schule, kurzum religiöse Wirklichkeit lernten unsere Acrmsten der Armen ken nen. sondern sie brachten selbst religiös« Wärme mit. In die Heimat zurückgckehrt, wurden viele ,-der Vortrupp guten Beispieles" <wie wörtlich ein Pfarrer aus dem Erzgebirge schrieb), wurden so kleine tatkräftige Laienapostcl in der Gemeinde. Anschließend gab eine öffentliche Aussprache noch wert« volle Anregungen. Frl. Klausa, Leiterin des Caritas-Sekreta» riatS in Dresden, machte auf einen Vortrag der kathol- Mädchenfürsorge aufmerksam, der Mittwoch, de» 20. März, abends 8 Uhr im Gesellenhaus statlsinücn wird und lud herzlich Mütter mit ihren erwachsenen Töchter» ein. Prälat Kaiser wie» auf die HaushaltungSsckulr im hiesigen Josefinen. st ist hin, deren Besuch — bis jetzt leider allerdings nur für In» terne — staatlich dem der weltlichen Berufsschule gleichgestellt ist. Kaplan Pfeifer betonte dann die Bedeutung dergcrcgrl« ten, d. h. positiven Jugendpflege gegenüber der Für» sorgetäligkcit. Vorbeugen sei ebenso wichtig wie hei« len! Er zeichnete das Bild der Jugendorganisation, wie er sie in der eigenen Psarrcl der Hofkirche durchführt: DI« Jugendlichen, ja schon die Zehn- bis Vierzehnjährigen sind in Grup. pen geteilt, deren Heimabende und Wanderungen die Acllcrcn der Jungmannfchaft in seinem Einvernehmen gestalten und führen, mäh. rend dir Jungmänncr selbst in eigenen Werk- und Spiclkreiscn An regung und Erholung finden. Mit Ernst und Nachdruck wies der Jugendpflege! Herr Müller-Cotta auf den Mangel an kath. Vormuudschosten hin. Nicht blind gegen die großen, vor allem erzieherischen Nöte der Gegenwart müßten die Katholiken geschloffen auf breiterer Basis als bisher ihren Einfluß geltend machen. Jeder gute Katholik muß ein Caritasfreunü sejn, mahnte er ganz richtig, und Geschlossenheit bedeutet auch hier eine Macht. Der Leiter der Versammlung. Pfarrer Mühr-Eotta, machte zum Schluffe auf den öffentliche» M i s s i o n Sa b c n d am Donnerstag, 21. März, im Gesellen Haus ausmerk. sam. Dann dankte er den Rednern für die aufschlußreichen Dar legungen und wertvollen Anregungen. Ich glaube, alle schinden an diesem Abend mit dem gesteigerten Derantwortungsbcwußtsein, daß Wissen verpflichtet. Di« Not des Ge sa m tv olk c s werde die Sorge des Ein zelnen! (lieber den zweiten Abend berichte» wir morgen.) A. H. Leipziger Sender Freitag. 18. März: —ay Uhr: Schallplattenkonzert. 14.00 Uyr: Funkwerbe Nachrichten. 15.00 Uhr: Frostmeldungen. 15.15 Uhr: Stunde der Hausfrau mit Funkwerbung. 18.30 Uhr: Bunter musikalischer Nockpmttag. 17.45 Uhr: Funkwerbenachrichten. 18.05 Uhr: Sozialversicherungs-Rundfunk. 1830—18.55 Uhr: Studicnrat Friebel. Lektor Mann: Englisch für Fortgeschrittene. (Deutsche Welle, Berlin.) 18.55 Uhr: Arbeitsnachweis. 1g»0 Uhr: Dr. Felix Zimmermonn, Dresden: „Sprache als LebcneauSdruck". II.: „Denken und Sprechen". 19.30 Uhr: Dr. Hermann Loeßneck, Leipzig: „Englische Philo sophie" II. 20.00 Uhr: „Serenaden". 21.00 Uhr: Oliver Goldsmith und George Erabbe. 22.00 Uhr: Zeitangabe, Schneebericht, Wettervoraussage, Presse bericht und Sportfunk. Anschüsse zu Heilverfahren auch für Kinder unter sechs Jahren zu erhalten, wenn die sonstigen Voraussetzungen sich erfüllen. Ferner sind Anschüsse für Heilbehandlung, Apparatebeschasfung für kriippelhaste Kinder von Versicherten einschließlich der Wai sen, Rentcn-Empfängcr und für Kinder von Ruhegehalts- «mpfängern bis zum 18. Lebensjahr, wenn dem Krüppelleiden «ine Erkrankung an Tuberkulose oder Rachitis zugrunde liegt. Die Zuschüsse iverden nicht bei sonstigen angeborenen oder er worbenen Krüppelieiden gezahlt. Die Eisverhättnisse auf der Elbe Dresden, 14. März. Das Eis, das am Mittwoch von der Dresdner Augustus- brücke bis an den Alberthofen noch stand, ist abends ab. geschwommen und hat sich bei Niederlommatzsch festgesetzt. Dadurch ist der E l b st r o m e i s f r e t geworden; von Oberschöna dis Postelwitz und von Lbervogelgesang bis Niederlommatzsch unterhalb Meißen. Die Eisdecke auf der sächsischen Elbstrecke steht noch von Postelwitz bis zum Struppenbach bei Obervogel gesang und von Niederlommatzsch bis nach Preußen hinein. Nus der Oderelbe in Böhmen hat noch kein Eisgang eingesetzt. Bei Meißen schof sich am Mittwoch das Eis mit lautem Gepolter über- und untereinander. Die Elbe bot auf einer Strecke von etwa 400 Nietern einen seltenen iwlaröhnlichen Anblick. Die riesigen Scholien halten sich in wildem Ehaos zusommengefcho- ben und standen teiliveise meterhoch über dem Wasserspiegel. ; Neichskonferenz der Eisenbahner. Am Sonntag hielt die Fach,',rnp;>e der Fahrbcomten und Stahnhofsschasfner im Ein heitsverband der Eisenbahner Deutschlands im Logenhaus in Dresden eine Neichskonferenz ab, zu der u. a. auch Vertreter aus Oesterreich, Hotland, der Schweiz und der Tschechoslowakei erschienen waren. Nach mehreren Vcgrüßungsansprackien und einem Referat l»es Derbandsvorsitzenden Scheffel, M. d. N., über die Personalmirtschaf! der Deutschen Reichsbahngesellschaft wur-e eine Entschließung angenommen, in der sich die Konferenz entschieden gegen die Personalpolitik der Reichsbahn ausspricht. : Gasvergiftungen. Im Laufe des Dienstag wurde die Feuerwehr Insgesamt viermal zu Sauerstofshilseleistungen wegen Gasvergiftungen gerufen. Die Wiederbelebungsversuche hatten In drei Fällen Erfolg, während Im vierten Falle, wo ein sSjähriger Privatus gasvergiftet aufgciunden wurde, bereits der Tod eingetreten war. — Am Mittwoch früh wurde in einem Hause der Reiszigerstraße eine 49jährige Ehefrmi gasvergistet »ufocftmden. Auch hier hatten die Wiederbelebungsversuche krsolg. Der tschechische Wasserbatlmeisler in Dresden geschlagen Dresden, 14. März. Der tschechische Wasserballmcister H a g i b o r - Prag, war an, Mittwoch Gast des Dresdner Schwimmklubs Poseidon. Das WasscrballspicI endete mit einer großen lleberraschung, denn die in ihrer Heimat bisher un geschlagenen Tschechen, mußten eine 5 : 3 (4 : 2)-Niedcrlage ein- iteckcn. Der beste Mann der Gäste war der linke Stürmer Kantor. Der Torwächter enttäuschte. Die Dresdner waren in ausgezeichneter Form; besonders zu nennen sind der linke Verteidiger Franz; der linke Stürmer Prem ier, BahIs als Verbindungsmann und der Torwart Meiß ner. Eine 4X5 Nord-Staffel gewannen die Prager mit der vlannschaft Polakoff 1, Balocz. Schulz und Franke in 1:51.8 vor Poseidon (1:52,6). Dagegen legten die Pofeidonen (Pariser, Bergmann, Franz) in 7:23,8 auf die 3X 200 Porüs- Stassel Beschlag. Die Gäste Franke, Schulz, Polakoff 1, ge brauchten 7 :24,7. Bei Schauspringen gefielen besonders der Tscheche Baiacz und der Weltmeister der Akademiker in Kunst springen Kohlitz, Dresden. Volksvereinsabend in Radeberg Der Gemeindcverein St. Laurentius (zugleich Ortsgruppe des katholischen Volksvereins) zu Nadeberg. hielt erm gest rigen Mittwochabend !m Eas,'- zur Post einen guibesuchten Vor- tragsabend ob. In den Mittelpunkt des Abends hatte man den Gedanken der Katholischen Aktion gestellt, den Schrist- leiter Dr. Domschke. Dresden, in etwa drewiertclstüiidiger Rede In seiner religiösen und weltgeschichtlichen Bedeutung dar legte. Dadurch, daß auch der Kirchcnchor sein vortreffliches musikalisches Können in den Dienst des ülbends stelltet Hymne von Stadler, Winlerlied von Noter und „O du mein heiß Der- langen Volksweise) und Gemeindemitglieder passende Rezita tionen vorlruge», wurde der Abend zu einem Gemeinde-Erlebnis und zu einem schönen Auftakt für die Arbeit des neuen Jahres. Der erste Vorsitzende, Lehrer K. Böhmer, gab «inen wert- vollen Ueberbllck über das Gemeindeleben, der das allseitig« Bemühen zeigte, durch Zusammenfassung der Kräfte und durch rege Mitarbeit den Au bau des Gemeindelebens zu sördern. Der Vorsitzende gcdack!e in seiner Ansprache auch der Lösung der römischen Frage, sowie des Ablebens des großen Weltsladi« apostels, Dr. Karl Sonnenschein. Kirchenvater Strobel er» innerte on die Gründungsjahrc der Gemeinde und an die Glau« benstreue und den Opfermut der Väter und Urväter und mahnte die heutige Generation, sich des Eibes der Väter würdig zu erweisen und trotz der gerade in Radeberg besonders schwie rigen wirtsckaftlichcn Beichällnisse den gleichen Opfermut und die gleiche Treue zur katholiscken Sache zu bewahren. Pfarrer Zschornack sprach über die Notwendigkeit eines Jung- frouenvereines. dessen Begründung aber d'e tatkräftige Unter- stübung der Eltern voraus setze. P!ächte dieser Abend die Ge meinde Nadeberg zu wahrer acte-s colholica, d. h. katholische« Tot begeistert haben! mttschelgeichmllckte, Schöne, braun und braunvlölett für einen Eenl mit einem reifen, lockenden Gesicht an. Diese Insel» Venus! — Sic hat sich die Jahre hindurch wunderbar erhalten und nichts eingcbüßt von ihrem einstigen Reiz. Stoch immer — o glänzende Pracht, herrliche Welt! — noch immer äsen die hochbeinigen. langgehalsten Giraffen an den Palmenbäumen von Pottugiesisch-Nyaffa in allen Farben. Es waren mein« ersten Giraffen, die ich sah. Und die Dromedare von fünf undsiebzig und dreihundert Reis warten noch heute Im Sans auf mich für eine lange Wüstcnreise. Sie werden noch lange warten müssen, und während ich Abschied nehme von dem abenteuerlichen Markengarlcn, seh'n sie mir mit hochmütigem Blick nach, als ob sie mich vergeblich zu begreifen suchten . . . Nun gut! Ich klappe das Buch wieder zu. Die fremd« Welt versinkt, die Knabensehnsüchtc und die Phantasten ver flüchtigen sich rasch. In den alten Schrank damit! Darin ist jetzt viel Platz. Tür zu! Rings um mich, in dichter Nähe sind mehr als zwölstausend Felder ansgeviertelt, die zu besetzen und zu besiedeln sind, ist bunte, ungestüme Welt genug: ste verlangt danach gedeutet, geschaut, gebildet und gewonnen zu werden . . . Ein Veteran unker de« Dresdner Malern Professor Guido Richter, der Leiter der Dresdner Kunst schule, wird am 18. März 70 Jahre all. Der Künstler, ein gebore ner Dresdner, Hot an der hiesigen Kunstakademie unter Leon Pohl« und Dr. Große studiert uiü> seine Laufbahn als freischaffender Künstler mit der erfolgreichen Ausführung von Bildnissen berühm- 1er Schauspieler am Plafond des Deutschen Theaters zu Berlin be gönnest. Dann folgte er im Jahre 1888 einem Ruse der portu giesischest Regierung als Lehrer an die staatliche Kunstgewerbcschul« zu Lissäbon, wo er auch als Porträtmaler Produktiv tätig war, unter anderes» im Aufträge des Staates ein lebensgroßes Bildnis des Ministers für öffentliche Arbeiten. Navarra, und Porlrüls des La- »noligcn dculschen Konsuls und dessen Gemahlin schuf. Im Jahre 1893 nach Dresden zurückgekehrt, übernahm er 1897 das Prival- olelier des verstorbenen Porträtmalers Kops und erweiterte dieses mit ministerieller Genehmigung zur jetzigen Kunstschule. Mit großer Energie und dank sriner ausgesprochenen Lehrbefähigung hat er seine Schule zu einem vorzügliche» Kunstinstitut ausgcbaut und Lehrkräfte herangezogcn, die heute in der Künstlcrwelt einen hervorragenden Rang einnchmcn. Unter ihnen sind Künstler wlc Sascha Schneider, Richard Müller, Zwintschcr, Wolfgangniüllcr, Pictschmann, Jahn, Arthur Lange dl« bekanntesten. Daß unter so ausgezeichneten Lehrkräften auch viele talentvolle Schüler in der Malkunst ausgcbildet wurden, ist selbstverständlich. Viele davon lmbcn sich selbständig weilerenttvickelt oder haben dann an den staatlichen Slkadcmlen ihre Studien fortgesetzt. Die Richtersche .Kunstschule ist, weil an ihr mit Ernst gelehrt und gearbeitet wird, die beste Vorbereitung. Dieser dienen auch jährliche Sommer- studienreisen, die Proscssor Richter mit seinen Schülern »ach vielen malerischen Gegenden Deutschlands und des Auslandes, und zwar vornehmlich an Orte unternommen lxrt und noch unternimmt, die wenig von anderen Künstlern besucht wurden. Dieser Vorzug pädagogischer Fähigkeit ist nicht allein den eigentlichen Kunskschü- lern Richters zugute gekommen, auch seine Schüler am ehcmallgn Kadettenkorps, an welchem er nahezu 25 Jahre im Zeichnen und Malen unterrichtet hat, haben ibn mit Erfolg wahrnehmep können. Wer Proscssor Richter kennt, weiß, über wieviel kunstlechnische Er- sahrungcn er verfügt und wie er als Lehrer allezeit bestrebt ge wesen ist, durch liebevolle, individuelle Behandlung daS Interesse der Schüler an Ihrer Arbeit zu wecken. Wenn di« >m vergangenen Herbst veranstaltete Ausstellung eigener Arbeit dargeton hat, daß der Künstler Richter neben seiner zeitraubenden Lehrtätigkeit auch noch produktiv zu schaffen vermochte, so darf man ihn ob so großer Arbcitssreudlgkeit an seinem 70- Geburtstag« noch besonders be glückwünschen. K. Knietzsch. Schauspielhaus. Die gestrige Vorstellung des „Weißen Röhl" hatte einen besonders festlichen Charakter. Sir galt der WicdersehenSfeier mit Alfred Meyer, der von schwerer Krank heit genesen zum erstenmal vor daS Publikum trat. Er fisht schlan ker aus und das steht ihm nicht einmal schlecht. Nach der Laune zu schließen, die «r in sriner Glanzrolle, dem Glühslrumpsfabrilvnten Gicsccke, an den Tag legte, dürste der ausgezeichnet« Charakter, darstellcr sich prächtig erholt haben und wir, freuen uns herzlich, ihn wieder zu haben. Seine Krankheit hatte gezeigt, wie unentbehrlich er im Cpiclplan ist. Man begrüßt« ihn sehr herzlich und brachte ihm allerhand Ovationen. Bel dieser GelcgenhAt so» noch gesagt sein, daß diese von Meyer rinstudierte Ausführung zu den besten Repertoir-Vorstcllungen gehört, die wir in Dresden haben. Grrth « Volckmar als Rößl-Wirlln und Kl einosch egg als Leopold, Ponto in seiner rührenden und lebenswahren Zeichnung des reiscglückscligen, armen Privaigclehrten und Pani sc n als sorschcr Rechtsanwalt sind fast allen Dresdner Theaterbesuchern bestens be kannt. Neu waren mir Dell Maria Teichen als Ottiüe, die wie der entzückend auSsicht, Lotte Grüner als lispelndes Klärchen mit sanstcm Augcnaufschlag und viel Anmut sowie das nur mit süns Worten („Das ist uns ganz gleich!") bedachte junge Paar In der entzückend drolligen Besetzung mit Woeslcr und Irmgard WillerS. Sie sind ober alle schon einige Zeit in die Rößl-Auf» sührung eingewachsen, über die cs schon lange nichts z» berichten gab. Ach, was war das noch eine glückliche Zeit, als die Lustspiel« im harmlos munteren Geschwätz des .Weißen Röhls" segelten. Und wie wurde von der Kritik über diese Lustspiclart geschimpft!! WaS wir heute dagegen eingetauscht haben, ist so humorlos und eindeutig. Und der Erfolg wird dem Stück wohl auch bleiben, solange es noch Sommerfrischen in den Alpen gibt. Es ist eben unverwüstlich. Zck. Leipzig. Da» Dresdner Streichquartett (Gustav Fritzsch«, Fritz Schneider, Hans Rtphahn und Alex Kropholler), erspielte sich einen vollen Erfolg. Sie nahmen sich des selten gespielten F. Mendelssohn (12. W. in Es-Dur) mit voller Hin- gab« an. Von einzelne» weniger sagenden Stellen abgesehen, ze'gt diese Arbeit den Meister des reinen Stiles von einer Fülle der Gedanken und Flüssigkeit der Form, die — zumal bei diesem wohldurchdachten Vortrog — volles Interesse ln An spruch nahm. — Der folgende Beethoven ldas F-Moll-Ouort«tt, 95. Werk) ist eines der schwierigsten Quartette des Meister«. Di« einzelnen Themen erfuhren eine vollendete Wiedergabe, selbst kn ihrer zum Teil klastischen Nacktheit. Ein ungeheurer Fleiß sprach aus dieser Darbietung, die den stellenweise mysti schen Charakter dieses Werkes glüchlich zum Ausdruck brachte. — Peter Tschaikoivsky schiäat in seinem D-Dur-Quartetl freundlichere Töne on. Aber dieser Russe stellt gesteigerte An. sprilch« an die Erfassung seines zum Teil recht zackigen Nhvth. mus. In diesen Teilen Ist Temperament alles. Und ln diesem Zeichen gibt sich ihr Spiel non mitzwingender, jugendlicher Frische und musikalischer Vollkratt. Was diese vier Künstler, vortrefflich eingespielt, on klangUckwr Elastizität leisten, bewies das berückend schön gespielte Andante cantabile von Tschai- bowskn. Wir hoffen, dem mit reichem Beifall überschütteten erstklassigen Künstlerquartett wieder zu begegnen. Dr. Hugo Löbinann,
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