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Sächsische Volkszeitung : 16.02.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192902164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290216
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-02
- Tag 1929-02-16
-
Monat
1929-02
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.02.1929
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Die GlaidebaUe beendet Eine ausgedehnte Aussprache ohne neue Gesichtspunkte Dresden, 15. Februar. Der Landta§ hat gestern in achtstündiger Sitzung die erste BeraIu » gdes Etats zu Ende gebracht. Es >var ein« lange und ermüdende Debatte, in der Redner alter Parteien — di« soge nannte „zweite Garnitur" — zu Worte kamen. Außerdem wurde rine Reihe Kleiner Anfragen erledigt. Au Beginn der gestrig«« Sitzung begrüßt« Vizepräsident Dr. Eckendt den an Sielte von Dr. Bünger neu in den Landtag «ingc- tretcncn Abg. Sch iss mann (D. Vp). Sodann gab Finanz- minister Weber «i»e längere Erklärung über den Bau deS Elstcr-Saale-KanalS ab. Infolge der schlechten Finanz, läge seien in den NcichSetat nur die Mittel für den .hauptteil des Mittellandkanals eingestellt worden. Die sächsische Negierung werde seht beim Neichsrat beantragen, daß mindestens 1,1 Millionen für Llliuaussühruiigen am Sndslügcl verwendet werden, davon minde stens 1 Million für den Elster-Saalc-Kanal. Sachsen habe von sei,inn Länderanteil bereits Million an das Reich gezahlt. ES handle sich in erster Linie darum, sür die Arbeitslosen Arbeit zu schassen. Auf ein« Anfrage des Mbg. En teiletn (W- P,) wegen der „Radium-Solbad Heidelberg A-G.* antwortet Mini sterialdirektor Dr. Kittel, die Sächsische Kredithilse habe 1926 eine sür sie eingetragen« Grunbschulv auf das Badegrnndstück in He,- Helberg exekutieren müssen. In einem Vergle'chsvcrsahren sei be schlossen worden, das Bad neu aufzübouen. Dazu habe die Sachs. Wohlsahrtsbilse ein Obligationsdarlchen und einen Betriebskredit von je 30 000 M. gegeben. Das sei notwendig gewesen, um dir Grundschuld zu retten. Abg. Schmidt (D. Vp.) begründete den Antrag auf Er. Neuerung des früheren Mittel st andssonds. — Wirtschafts- Minister Dr. Krug v. Nidda beantwortete sodann eine sozial- dcmokrati'che Anfrage wogen deS Staatsgutes Oberlemnitz. Nach chm sprach Abg. Wecke! zu dem sozialdemokratischen Antrag auf Gewährung von 5100 M. als Winterbeihilse sür Sozial-Kleinrentner und besonders bcdürslige Erwerbslose. Finanzminister Weber wachte darauf aufmerksam, daß Minister Dr. Hilsevding im Reichs- ß uShaltsplan 15 Millionen weniger sür Rentnerfücsorge eingestellt hätte als im Vorjahr Nach Erlcdiaung der Anfragen wurde die Etatberatung fortgesetzt. Zunächst kam es zu einem der üblichen Zwischenfälle: Eine Tribünenbcsuchcrin, die leblmste Zwischenrufe machte, wurde aus dem Sacste gewiesen. Dann legte Vizepräsident Dr. Eckardr das dcut'chnationale Programm zum Etat dar. worauf als zweiter Redner Mbg. Voigt (D. Vp.) den Antrag seiner Partei begrün dete, jene Kapitel des Haushaltsplanes, durch deren Verabschiedung größere Arbeits- und Lieferungsausträge zur Belebung des ArbeilL- Marktes erteilt wenden können, schleunigst zu erledigen. Im Etat sür 1924 kämen insgesamt 69 Millionen Mark hierfür in Frag«. Der Rctdncr richtete sodann heftige Angriffe gegen die Reichseisenbahn wegen der Vernachlässigung des Bezirks Sachsen. Er betonte -um Schlüsse, daß es endlich zu einer mündigen und gerechten finanziellen Auseinandersetzung mit der Kirche kommen müsse. Diese s«i jahre lang schwer benachteiligt worden. Abg. Kunath (W. P.) polemisierte gegen di« Wohnungs ämter uud sichele u. a. Klage darüber, daß in Deutschland zu viel und zu hoch bestraft werde. Auch im übrigen hat!« der Redner noch eine lange Reihe von Wünschen zu den einzelnen Posten des Etats vorzubringcn — Abg. Opitz (Kam) sprach gegen die angebliche Unterdrückung der Erwerbslosen und Arbeiter durch die herrschende Klaffe. Finanzminister Weber bczeichncle es als tief bedauerlich, daß in einem Zeitpunkte, wo in Paris die Frage geprüft werde, ob die Steuerlast in Derri'ch'and größer sei als in anderen Ländern, von der Linken u a. gesagt werde, die gegenwärtige Negierung häi!« viel zu wenig neue Stcnerpläne vorgelegt. Er würde es sehr wünsckzen, wenn lm Landtag eine Einhcilssront gegenüber den Eingriffen der NeichSregierung i» die Steuerhoheit Sachsens und der anderen Län der zustande körne. Mg. Dehne (Dem.) führte aus, daß die vom Minister be wirte Zunahme des StaaiSverinöacs um 60 Milliacn nicht echt sei, den» die Staatsschulden Hütte» sich gleichfalls um 60 Millionen ver mehrt. Eben'» sei cs nicht richtig, daß das Defizit nur 19.5 Mill. gegen 25 5 Millionen im Vorjahre betrage. Man müsse die ii» außer- »rdenilichen Etat für die wcrlschaffende Erwerbs^osensürsorgc ein gestellten 10 Millionen berücksichtigen. Wenn man dl« Mehrkosten aus den Ablösungsverträgen mit den Kirchen berücksichtiae, so konun- man sogar auf ein Defizit von 39 Millionen. Minister Weber ain- wortele, für den Etat sei nicht er allein verantwortlich, sondern die ganze Ncgicrungskoalitio». Abg. Müller-Planitz (Soz.) verteidigte die Finanz. Politik des Reichs und HilserdingS. W«S die gegenwärtige Reichs regierung geleistet lrabe. sei viel mebr als was je bürgerlich« Negie- .rungen geleistet hätte». — Abg. Bethke (ASP.) war der Ansicht, daß der Etat sich im ganze» Reiche sehen lasten könne, wenn ma„ berücksichtige, daß wir eine Koalitionsregierung hätten, ln der dir Bcrlreter der verschiedenen Parteien die Wünsche der hinter ihnen stehenden Wähler vertreten müßten. Damit war die Aussprache beendet. Der HauSbnltplan 1929, der RechenschaOSbericht 1927 und die Anträge werden den zustän digen Ausschüsse» überwiesen. Der von Abg. Voigt begründete An trag über Bowusbewiltigung von Etatspositionen zur Belebung des Aus -er Aenlrumsparrei Sitzung des LandesoorNandes Am Sonntag, den 17. Februar, nachmittags 1 Uhl 30 Minuten findet im Kolpingshaus Dresden, Kiiusserslraße ^ (Grünes Zimmer) eine Sitzung des erweiterten Laa« desvor st ander der Sächsischen Zentrumspartei statt. Tagesordnung: 1. Aussprache über die politische Lagtz (Einleitendes Referat: Dr. Flügler), 2. Vorberatung des Partei« tages. k». Organisationssragen. Zur Teilnahme an der Sitzung sind nur die Mitgliedes des Landesvocstandes und i»'e Vorsitzenden der Ortsgruppen mU über IVO eingeschriebenen Mitgliedern berechtigt. ArbeitsmarkteS wurde in sofortiger Schlußbcratung angenommen, Aus der Tagesordnung der nächsten Sitzung, die am Dienstag, ve»! 19. Februar, sialtsiridct, sieben u. a. die Austösungsaulräze der Opp sitivn, die Vorlage zur Aendcrung des Mielzinssicnei-esetzcS u> weitere Wohnungsbau, und Mielzinsstcuerangelegenheiun. Das deutsche Danzig Die Wanderausslellung des Deutschen AuslandsinMuls in Dresden Dresden, den 15. Februar. „Helmwehschwer roll'n ferne Wogen an den Strand, von Stürmen malt, und in goldnen Slernenbogen träumt die stille Hansastadt :" So sang «in Dichter von Danzig. So singt gleichsam mich die Wanderausstellung des deutschen Aus land s i n st i t u t s, die gegenwärtig in Dresden ihre „Zelle" im Kunstausstellungsgel'äud« an der Lennüstraße ousgeschlagen hat, vom Heimweh dieser deutschen Stadt, von ihrer geistigen und kulturellen Verbundenheit mit dem Deutschtum in Ge schichte und Entwickelung. Aber die sreie und Hansastadl, die w der ihren Willen vom Reiche losgctrennt wurde, träumt nicht. Sie schasst und arbeitet und strebt weiter in ihrem alten deutschen Hansageist. Davon gibt sie durch diese Wanderaus stellung in beredter Weise Kunde. Darüber ist kein Ziveifel: Das deutsche Volk hat alle» Grund, nickst nur Auslondspropa- ganda zu treiben, wie Dr. Blüher jüngst bei der Etaledebatte im Landtage betonte, sondern daneben auch im Inlands das Wissen um dos Deutschtum zu mehre», das außerhalb der Gren zen des Reiches um seine Kultier ringen und Kämpfen und deutsches Wesen vor anderen Kulturen -n semeii echten Werten bekennen muß. Als ein Mittel zu dieser Ersteh",ig des deut schen Volkes begrüßen wir diese D'iistg-Ausstelluiig. die uns mit einer deutsch-« Kulturstätte im Osten näher verlrout macken soll, deren jüngste Schicksale wir woist alle kennen und mit- gesiihll hoben: von deren historischer und gegenwö'stioer Bedeu tung wir aber sicher istckst ast-urnel Kenntists hab-n von der wir vielleicht kaum willen, daß sie unter ihren 380 000 Ein wohnern ettva 97 Prozent Deutsckze zählt. Das deutsche Auslandsinstitut hat sich mit dieser Art von Wonderausstcllungen eine große, aber auch dankbare Aufgabe gestellt, und wie man vorausschickeud bemerken muß. auch in vorbildlicher und anerkennenswerter Weise gelöst Die Ausstellung g'bt wohl über alle Froocn In über sichtlicher Weise Auskunst, die einen bei dem Problem „Dan zig" bestürm-«. Man si-kt da gute Darstelluuoe» der oeogra- > phllch-n Laa« der St"dt und des Freistaates, ihre Verbehrswe-'e nach Deustck'land und Bolen zu Lande. Wasser und in der Luft. Man o^hält Auskunft über ihr schicks"lsr-ick'-s historisches Werden und W'cksten. aus dem lvstonders die Blüte'eiien des Deutsch- ritierordeus und des Vorkrieasre'ch-s bestimmend hervorroo-m: man sieht an Modellen die alte Stadtbefestigung und die Ver- ändrrunaen der Grenzen des Gelstet-w durch di« Jahrhunderte, und ha,wstte,- die Zusammens-tzuna der Bevölkerung nach ihrer Herkunft studieren, wobei sich zahlenmäßig fcststellen läßt. wie Deutschland das Houptreservoir der Einwanderung fil^ Danzig gewesen ist. Ein ansck>auliches Bild von dem heutigen Danzig, bestell Züge die wechselvolle Geschichte der Stadt iv.derspiegcl», wird dem Besucher durch eine Fülle k ii n st l e r i s ch e r Bildauf« nahmen der staatlickfeu Meßbildslellc Berlin vermittelt. Das gesamte Stadtbild mit seinen .zahllosen Kunstdenkmälern. an» gefangen von dem mittelalterlichen G!aubeusgeist atmende» Wahrzeichen der Marienkirche seibaut 1219—1502). übel das berühmte alte Kranelor und die vielen altchrwüröigen Kir- ckxrn und prunkvollen Dürgeriiäuscr der Stadt, bis hin zu de» Denkmälern allen Hauseatengeisles längst der Molllau. den malerischen Stapel- und Lagerhäuser», die ihr« wuchtigen Giebel in de» völkerverbindenden Wassern smegeln. In beleucklclen Dstramen werden die schönsten Stellen aes Danziger Stadt« bildes in plastischer Darstellung gezeigt. Rebe» de» lieber« lieserungen der Vergangenheit stehen die modernen Anlagen und Schöpfungen, die den Kampf gegen die Not unserer Tag: wider« spiegeln, man erhält einen tiefen Einblick in das D'inigev Schulwesen, von den Volksschulen angefangen bis hin zuri 19'1 gegründeten Technischen Hochschule, der ein besonderer NaunS gewidmet ist. In einer besonderen Abteilung gewinnt man einen Ein« blick in das Landqebiet Danrigs. Hier sieht ma» Mode'le alter Bauernhäuser. Eiiizelstücke a"-s Bauernstube»! und G.braltcksoegenslande der Laiidbevölkeruua. dam Schien« sen- lind Schö-stwerke, die aus die Anstrei'guuoen Hinweisen^ unter denen hier das Land dem Meer aligerungen werde» mußte. Köstliche Bernsleiuaibeiten weisen aus einen besondere» Erwerbs'weig der dortigen Ostseekiiste hi». Daß Daii'ig auch als Hasen- und S ch i f s sba u sla d I eme bedeutsame Nolls an der Ostsee spielt, bringt die Ausstellung eindrucksvoll zu« Darstellung. Die S ch i cha u - Werst und die Klaw itter» Werst — beides Unternehmungen von Weltbedeutung — sind mit vortrefflichen SchUfe-modellen alter und »"Nester Buiart vertrete». Und endlich sei »ock das §chrisit"m Donstos er» möknt. d"s in einem möckstioen Fahrzeug im St'lc eines alte» W'kiu'erschisses a"soestellt wird, das seine geistige Frochl i» alle Welt hinausträgt. Aus alle Ein'elheilen kann hier unmöglich ell'ge-'augei» werden. Das hieße tu- Geschichte. Kultur- und Wlltsckxisls« bede»t"ig dieser Siadt beinahe erschöpfen. Mit ihren gege» 50 groben und prächtigen Modellen, mit ihr-n Origiualur''„ndenl aus allen Zeilperioden der Danstoe" Geschichte und dem vor« hildl'ch ousoemackstcn siottstiscken Material a» dem sich manche andere Ausstellung e>„ Borbild nehmen könnte, bi-tet sich hier ein so vollständiges ViO des alten deutschen Daustus. ivlel das im Rahmen einer Wanderausstellung überhaupt möo! ch ist^ die Emilia Galotti und Nathan de» Weisen. Der ivar nu» e genllich aus dem Streite und ans der Tendenz, heraus ge oren, seine Fabel n'ckst ganz ohne Mühe lninstl ch ersunden. die dis verschiedenen Religionen in einer Familie zusammei brmge» sollte. Aber über die Tcnden: hinaus ist sein Werk >ur leben» digen Tichlting oeworden. wie gerade die Fest"ussill,ruug in» Wolfcnbülteler Ntnscutempel bcivies, der mit ihr d:n neue» Name» Lcssinglhcaler ai nahm. Das Goethe Lessiiu' Fa!,, sieht noch viele bedeutsame Veranstaltung-» vor. die sich bis Ende Fun! lnnstehcn werden. Auch der Bühuenvolbsbun'V der Heuer sem 10. Lekwnsjahr vollendet, wird im Avril dort se ne D'gung ab Hel len. und es ist nur zu wünschen, d-ß auch Deulsck 'auds Katbol ken ihre Verbundenheit mit der Geisteskultur, die lies Goethe und Lessing ginsell, durch rege Anteilnahme beweist. Verde Siädle bemühen sich jedensalls i» iveitherziger Gostsreund« schast alle zu emvsangen. die zu diesen festlichen Tage» den Weg in ihre Mauern finden. Ilod auch wir Katholiken sollen uiiscreth Aitietl tatkräftig in Anspruch nehme». Dr. P. Expcditus Schm: dt, O. F. Al. Briese eines deutschen Meifters Im Verlage von Koebler u Ninclang. Leipzig, sind j in ui st die! Briefe eines der grössten Musiker erschienen, die des w zeiiig vcistor«! kcnen Gcneralnmsil'direktorz D r. N!a x Reger (338 Seiten. 28 Bilder. Preis i» Olanzleinen 10 Mark, herans.zcgcbe!, von Elss Hasc-Kochler). D<r Bcdeistung dieses O'cniuS entspricht es. wen» wir in unserem Blatt auch seiner gedenken. Max Reger, geboren an, Sk -Iosepl'S-Tage des I hre» 1873, b'lckt aus eine erstaunlich srnckstbarc Lebenszeit zurück. Bel Hugo Riemann vorgcbildel. überraßlste er die musikalische Allst' icko» stühzeilig durch die Eigenart seiner Koinposilionen. ?>ll sein 7 l>as» sen, zu dem ihn eine heilige Pflicht anlrieb, bewegt sich i» aussi cn» der Kurve, wie bei wenigen seiner Art. Bei seinen letzten Wer ken vermeint man kaum irgendeine Steigerung noch a»»ckn:eu z» können. So war eS damals. Hört man beute Tonschöpsungen vex Ncnlöner, so wird man bald eines besseren bclekrl Aber seine Nachfolger als nazcinulige Pioniere berufe» sich mit Recht aus de» Sohn der pfälzischen Stadt Brand. Bekannt wuvde Neger durch seine gcirmltigcn Orgelwerke. Sie stellen an den Organisten ungeheure Ansordcrungcn, verlange» Das Goelhe-Lesiiny-Iahr in Draunschweiq und Molsenbiiliel Slm 19. Januar 1829 wurde in Braunschiveig zum ersten Male der Versuch gemacht. Goethes Faust auf die Bühne zu bringen, ein Versuch, der, wenn uns auch heule mouckstes ver staubt «nmutet, im großen und ganzen glücklich aussiel. Braun- schwcig halte zu diesem Iahrhr» dertgcdächtnistage das ganze pe stige T-euischland emgeladen und die Feier mit dem zweiten Zeulenar um der Geburt. Lessings verknüpft, das nur wenige Tags später siel. In Vraunschweigs Nül;e, in Wolfenbütlel hat sa Lessing das letzte Iohr'ehiit seines L:bcns verbracht und in Braunschiveig selber jrin Grab gesunden. Eine große Zahl von Feslgästen ivar in der nicdcrsüchsischen Landeshauplstadt Zlstamniengeslröint, unter denen leider das katholische Deutsch land nur schr schwach vertreten ivar. Aber gerade für den Katholiken lohnt es. auch diese Städte zu besuchen. Vraun- schw-eig vor allem weiß mit seinen herrlichen Kirchenbaisten sr-viel zu er ählen von der großen katholischen Vergangenheit, neben der e ne alls'.dmgs bescheidene Gegcmvart em^orbliiht, nachdem durch di« Umwäl'uug die Einengung der katholischen Kirche, wegen deren Braunschweig neben unserem lieben Sach sen ja besonders berüchtigt war. ein Ende genommen hat. Von besonderem Reize ist hier die Iahrhunderlausstel- lung Faust auf der Bühne, di« in der alten Welfenburg Dank- nxrrderrde eine schöne Heimstätte gesunden hat. Dr. Karl Nießen, der Leiter des theaterivillenschalllichen Institutes der Universi ät Köln, hat in emsiger Arbeit hier die Bühnen geschickte des Go-thischen Faust, der dem deutschen Theater immer rock) d e bedeutsamste Ausgabe stellt, glücklich veranschau licht Nicht nur Mrdrll und Grundrllse des h-ute nicht mehr besieh-nden Theaters, wor'n der Faust zum ersten Male über di« Bretter ging, sow'.e Theaterzettel und Bühnenbilder davon sind h'er vertreten, sondern auch die gesamte Litera'ur. die sich mit Faust besaßt, angef-'naen von den ältesten Tenfelebund- sagen. wie die von Theephilus und ihre d'cksterische Gsttaltung. dann die nmnni"fochen Faustbi cher des 16. und 17. Jahrhunderts sonst« die Fortsetzungen des Goetbischen Faust sind hier ver einigt. Auch 'dos Pupyenspiel von Dr. Faust scblt nicht. Mer von ganz besonderem Reize ist «ine unendliche Fülle von Mo dellen und Bühnenbildern, die uns zeigen, wie die große Auf gabe von den deutschen Bühnen immer auss neue angenackt wurde. An einer Unzahl von Darstellungen berühmter Künst ler in den drei Hauptrollen Faust. Mephisto und Grctchen kann man die Entwicklung der Auffassung bestens verfolgen. Auch di« neuesten Versuche fehlen nicht, unter denen es freilich an manckzen heiteren Verschwiegenheiten keineswegs fehlt. Es ist ja an sich ein durckxnis richtiger Gedanke, bei diesem Werke von äußerlickzer Thcatral'k. wie sie z. B. der Wagnerstil auch hier hineingetragen, zu einer rein geist'gen Durchdringung des großen Werkes zu kommen, bei der das szenische Bild nur das nötigste bietet, um den darstellenden Künstler in den Vorder grund zu rücken. Wenn aber Faust gar >u sehr modernisiert wird, wenn z. B. ein« Slroße nur durch einen ganz modernen Autonseil angedcutct wird, so muß das komisch wirken, ganz abgesehen davon, daß diese zestlose Dichtung in keine bestimmt« Zeit, und am allerwenigsten die Gegenivari versetzt werden dars. Jedensalls findet hier nicht nur der Theaterhistorikcr und der Szcniker unendlich reichen Stosf, sondern auch der Laie be kommt hier einen Begriff davon, was die ost unterschätzte Arbeit um die Gewinnung eines solchen Werkes sür die lebendige Dar stellung bedeutet. Bon ganz anderer Art ist die Leffing Gedächtnisausstellung in der verirännttcn Nachbarstadt Wolfenbüttel. Das Biblio- theki^eöäude ist freilich nicht mehr dasselbe, worin Lelling die Bücherschähe betreute, aus denen sich die, damals vielleicht be deutendst« Bücherei Deutschlands zusammensetzte. Mer das .Haus steht noch», in dem Lessing gelebt, in dem er sein kurzes Eheglück geisteß.en durfte und die Sckicksalsschlüg« erlitt, die ihm ein so rasck>«s Ende setzten. Es ist, als ob man den Geist dieses außerordentlichen Mannes noch immer lebendig fühlte, der jedensalls ein Wahrheitssucher ivor. wie die Welt wenig« gesehen hat. Gewiß hat er in manchen Stücken geirrt: über viele seine Kunslanschaiinaen sind wir Heu!« längst hinaus, und seine theologischen Ansichten werden wir noch ösler ablehnen miillen, ober des Mannes Streben bleibt Immer verehrungs- wiirdig. Er war cs, der, ausgerüstet mit einem Wissen, das seinesgleichen suchte, die deutsche Literatur aus ihrer Schul- meisiorzeit. die sür die S"rache freilich nötig war. heraus und In die fre'e Dichtung hinübersiihrie. Ohne Lessings Arbeit wären schwerlich ein Goe'be und Schiller zu denken. Hier in Wolfenbüttel hat Lessing seine letzten großen Werke geschrieben,
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