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Sl ummer 2S — 28. Sahrgang Erich«»» »mal wich»,,,:,«u den iUutzr. ^ra»»d«Uaoen ,P„ S^>- und !»>« >»>>»«» N»m«n L»u,»- samt« »»» r«ilbctlaa»i> P«m,o.BIaN' ,ll„i«r1>al»una »n» »Men- .Di» »«I, d«, ftrau' .«»«tlick» Ra,««»,«' Da« aul» «»«' .Mlmrnns. !cha»-. Monailich», VrznasuretO 7 iei. »Inichl. R»i,»llarld. M«t«I„»mm»i IN ^ Lonnab»nd- ». ?onn,aan»mm«> itN F. Hauv«i«r,I»eitkr! Tr. w. D««c,i,k. Dre»d«m Donnerstag» 2t. Januar 192- v»»i »,««««, »«,»»,, »»,»i,«»»»«tiei Di« >a»i»a!i«„» B»»»,»i!» NN s aamINen- »»,«>««» B»«ll»na«>»ch» itN I. D«» V«,in»>,>>m«»eII» V>mm br«I, I An»»ia«n a„tz«cr>alb d«» j>»rbr»»u»g»»«b,«ir> di»P»>iIreflani«»«i>» I.NN^ss. Vri«,a«b.:tNiI Amgall« dSker»« »«wall «riuch, «dk <>,rvNich,>»>a a»i Li»i»r»na owtt Erliillmia ». N,i,»ia»n-E««lrl>a»n ». Leiltun« >>. klkat>e»«l!at» ch»,ch^Nlich«r I«U Artur V«»,. Dr-„en. vottsseuung I— ' »SS-— tN««ch<t»«»tl«»». Druck uvv«rla»> ,a«rman,a ,t>r Rrrlaa und Druckerei. Filiale Dr«»k>«n. Dresden.». >. PollertzraheN. aernr„'0Ml2. Potz,»eck,onio Dresden »Ia7 t>a„,ko»,o Etadtbau' Dresden M7I» Für chrtslttrtze Politik und Kultur Aedaktira der Sächsiickieu e>»Iks,»i»uno Drerden-Mliiadi l Pol,erstratze i?. Herrin» 207» und »1012. Ein D-Zug führt infolge Unachtsamkeit -es Führers auf einen GUkerzug Bier Tote, sechs Verletzte Regensburg, 30. Januar. (D r a l, t b e r i ch t.) Von der ReichSbahndirellion Regenöburg wird mitgcteilt: Am IN. Januar »m 1 50 Uhr nachts stieß der D-Zug IN infolge Nichtbeachtung deS Haltesignals aus einen Güterzug der Station Sünching der Streike Plattling-Regensburg auf. Der de», Pack wagen folgende Personenwagen 8. Klaffe deö D-Zuges wurde teil weise zusammeugedrückt. Zu beklagen sind drei Tote, rin Schwerverletzter und sieben Leichtverletzte, deren Namen augenblick lich noch nicht fcstgcstellt sind. Die Verletzten sind dem Krankenhaus Angeführt worden. DaS Lokomotiv-Prrsonal und der Zugführer des -D 155 sind unverletzt. lieber Ursachen und Verlauf des Unglücks wird weiter be richtet: D 155 hatte ab Passau 80 Minuten Verspätung und sallle den Gülerzug 7037 in Sünching überholen. Da Güterzug 7037 z» der Zeit, wo D 155 die Vorgelegen« Station Nadldorf durch fuhr, die Station Sünching noch nicht erreicht hatte, war für D 1^5 die Durchfahrt durch Station Nadldorf durch Haltstellnng des Nusfahrtssiguals Richtung Sünching gesperrt. Der Loko motivführer des D 155 beachtete die Haltstcllung des Signals nicht und fuhr in Nadldorf durch- Er überfuhr anch das a»f Halt stehende Einsabrtstgnal in Sünching und fliest aus den gerade in der Einfahrt befindlichen Gütcrzug 7037 aul. D 155 beachtete auch nicht die Haltesignale des ibm von Sünching her entgcgenfahrenden Stationspersonals, das von der stanalwidrigen Durchfahrt des D 155 von Nadldorl her fernmündlich verständigt worden war. — Bereits um 216 Uhr ging von Regensburg der Paris, 3g. Januar. „Mali»" stellt fest, dnst gewisse Verhandlungen in den Man delgängen der Kammer eine Bestätigung seiner vor einigen Tagen gebrachicn Information darstellen, wonach hinter den Kulissen Be sprechungen im Etange seien, um für die Zeit der Nepara- t i o » S v c r ba n d l u n g e n einen Burgfrieden zwischen den Parteien zustande zu bringen. Diese Nachricht sei auch niemals dementiert worden. Sicher, so schreibt das Blatt weiter, würde es allgemeine Freude aiislösen. wenn in der politischen Almckphä-e eine Enispaunnng gerade in der Stunde eintreten würde in der ganz Frankreich sich hinter seine Negierung scharen sollte, um den Agitatoren im Elsaß zu beweisen, wie sal'ch ihre Behauptungen sind, und um die Aufgabe der Liquidierung des Krieges einem guten Ende zuzusühren. Die „Komödie" im Eisatz Paris, ,30. Januar. In der Kammer wurde gestern die Interpellationsdebatte über Elsas; und Lothringen fortgesetzt. Der elsäsiische. der unabhängigen Linken angehörende Abg- Dahlet von Zaber», der als erster Redner svrach. erklärte: Die antonomistische Be wegung ist nicht »rode-itsch. Die Frone der Rückkehr des Elsaß zu Deutsch'and ist nicht gestellt. Man kann von der antono- mislische» Bewegung denken. >vas man will, aber man hat nicht das Recht zu sagen, daß sie den Sevaratismus herbsizuführen suche. Autonom^,m»s ist nichts anderes a's die Gegnerschaft gegen Irr Zentralisierung. Das Elsaß hat genug von den vielen patriotischen K'.mogebunaen. und theatralische Tagesordnungen nützen ihm nichts. Die Politik der französischen Negierung im Elsaß hat etwas von Diktatur an sich. Das ist der Grund, warum diese Politik Bankerott erlitten hat. Wenn gewisse Hoffnungen jenseits des Rheins hätten aufkommen können, so sei das nur auf die Fehler der Regierung zurückzusühren. Das elsässische Unbehagen sei nicht nur Ursache, sondern anch Wir kung. Man dürfe von den Elsässern nicht verlangen, daß sie an ihrer Unterdrückung mitarbciteten. Man müsse in Frank reich das begonnene Unrecht einschen. die Opfer der Ungerech. tigkeiten entschädigen und eine lückenlose Zweisprachigkeit zulassen. Ministerpräsident PolncarS, der darauf die Tribüne bestieg, erklärte zu Beginn feiner Rede: Wenn ich jetzt schon dos Wort ergreife, obwohl noch drei Inter, pellanten zu sprechen haben, so geschieht es. weil die Kammer bis jetzt nichts weiß von der Komödie, di« sich im Elsaß erste Hilsszug und um 213 Ubr ei» zweiter Hilfszuq mit Hills- mannschafteu und Saniiäispersonal an die Unfallstcllc ab. Ein weiterer Hilfszug traf von Straubing her alsbald in Sünching ein. Nach einer spätere» Meldung ist der Schwerverletzte seine» Verletzungen erlegen, so daß vier Tote zu beklage» sind. Non den vier Tote» sind bisher drei identifiziert worden Es sind dies der Hüüeuiuoenicur Man e rer aus Haheuberg in Steiermark, der Goldschmied Siegfried Nachtigall aus Wien und der Kaufmann S ck k o l n i k ans Berlin. Die Leiche einer Frau konnte noch nickt idenliftzcrt werden Mieder ein Fabrikbrand in Berlin Berlin, 30. Januar. Ein neuer großer Fabrikbrand, bei dem die örtlichen Ver hältnisse sehr stark an die Bran^kaiastrovhe in der Schönlei»- straste und die ihr folgenden Brände erinnert, wütete heute in d->n frühen Morgenstunden uns einem Grundstück im Sndostcn Berlins. Hierbrannte ein langgestr e cktes Hint e r - ge bände, in dessen vier Stockwerken zwei Mck'ck- tiscklereien mit großen Hol'vorräien nniergebrockt sind völlig au s. In kurzer Zeit waren 30 Feuerwehriabr-euge versammelt, die aus 20 Echlanchleitunaen ungeheure W'ller- n,engen in cke Flammen warfen, um die augren-enden dicht- bewohnten Gebände zu sickern. D'e strenge Kälte, oie das Waller sofort z>,m Girieren brachte, sowie die engen Zu gänge zu dem Hol. in dem sich das brennende Gelände befa»d. erschwerten die Bekämvsnna d-s Brandes erheblich. Ein Fenerw-Hrmam, erlitt eine Nanckveraistuna. In d->r Umaebung der Brandstätte entstand ecke erbeblicke Verst ehrs- stacknna. die aroste Umleitungen des Straßenbahn- und Fuhrverkehrs nötig machte. absplelt. Die Negierung wird den Charakter und das Ziel der v e ra b s ch e u » n g s w ü r d i g e n a n t a n a m i st i s ch e n Beweauna aufze-gen und ai'ck erklären, durch welche Um stände sie Erfolg haben koniUe. Di» Anarisfe der Ackonnmll'en sind lU'^t nur oeaen olle Reo'ernna»>, der RepubUst sie sind geoen sillan''«»!--, oer-ck!»* r»nrd'-n. Wir aeben -IN dast es eine sckwieriae Ausgabe ist. Prov'n-e» in die nalian<Ue Einb-ii irneder ein-iigliedern dm 17 Iatzre Ualiert gewesen lind. Die bellen H-r-en der elsälli,ch»n Benälkeruna ballen für Frank reich geschlaaen. aber die Interellen des Elsaß sind M't d»n Interelle,, Deutschlands verkünden aewesen. Das ckicknsch,- Brablem ill N'cktz ta sukr Po-neor,'. fort, eine Frag» d»r Ministe rien. es ist vielmehr die Fraa». die ganz Frankreich angeht Deahall, darf dick" Dell-Ute lUckt M't einer B»rfrau»nstaaes- a'diiung für die Neaierung. sie must vielmehr mit einer Snmvatbie - » n d V'e r t ra ue n s k u n dg e b u n g f ii r das Elsaß abschließen. Poincarö bezeichnet« es weiter als seine AiUaabe. zu zeiaen. ivas Frankreich seit dem Jahre 1018 für den Elsa» getan habe u»d was nach »i tun üllrigbs»'lle: er laate. die erste Auf gabe Frankreichs sei gewesen. Elsaß Lothringen vor einer finanziellen Katastrovtze z» bewahren. Mären diel« Vrm'in-en autonom aewesen. so ballen sie die Mark- mährnna b»illekact»n. die dann snäler auf A,,ll gesunken sei. Die fran-ösllch» Negierung llake aber den EUäll»rn di« Mark noten für 125 Frant-en alla»non>m»n und hierfür iUM Mil sianen Franken geackert. Für die An"aü'una der ellälliIß->n Mirtsckall an die fran-äsisch» und die Bckcktiaung der Krieas- sckäd»n hall« Frankrsich 215 Millionen Franken antaebracht. Dm Anrmllung der Inckillrie se- s» erlackt dast schon lu-ck« >as Eltak van Fraullreich nichts Ivebr z» fürchten habe. Die Vro< dnktür,, van Gußeisen und Stahl übersteige die des Jahres 1013 um 10 Prozent. Auch dis Laos auf dem Arbeitsmarkk sei zufrieden stellend. Elsaß Lothringen habe keine Arbeitslosen. Die Landivirlsckast leide zwar, jedoch viel weniger als dis fran zösischen Bauern. Auch für die elsaß-lothringischen Schulen habe der Staat viel Geld ausgeaeben. Weiter sei Elsaß- Lothringen durch die sran'ösische Zollpolitik beaiinstigt und bei den Handelsvertraasverhandlnnaen mit Deutschland mit beson- derer Aufmerksamkeit behandelt worden. Der Eisenbahnver kehr in Elsak-Lolhringen sei wesentlich verbessert worden. Durch den bereits in Anarifs genommenen Bogesendurchstick sei eine Verbellen,,,« der Verbindung mit Frankreich in die Wege geleitet. Der Hafen non Straßbnrg prosperier« und sei ein großer nationaler Hofen geworden. PolncarS schloß seine gestrigen Darlegungen mit der Auf zahlung dieser Aktiva. Er wird seine Ausführungen am Don- nerstag sortsetzen. Sermoderne deulscheSoMisniiis Zu Theodor Brauers gleichnamigem Buche.') Bon (Sustav Eundlach 8. I. Das Wort „Sozialismus" ist heute in aller Munde, und doch sind wir bis jetzt noch nicht zu einer all gemein angenommenen Begriffsbestimmung des Sozialis« mus gekommen. Der Erund hierfür dürfte in diesem Falle nicht wie so oft in der Gedankenlosigkeit unseres Zcilungs- und Kinodaseins liegen, sondern gerade umgekehrt in der Fülle des Denk- und Empsindungsinhalts, den man mit dem Worte „Sozialismus" decken möchte. Kein Wunder also, daß sich dieses bunte Gebilde „Sozialismus" in den mannigfachsten Wortprägungen vorstellt. Brauer nennt im Borwort seines Buches rund zwanzig „Sozialismen" samt ihren jeweiligen Antithesen, angefan* gen vom Eegensatzpaar des „theoretischen" und „prak tischen" bis zum „doktrinären" und „opportunistischen" Sozialismus. Tabe! hat er den berühmten „proleta- nihen" Sozialismus Sombarts noch nicht einmal aufgs« führt, und er selbst fügt noch drei „Sozialismen" hinzu, nämlich den grundsätzlichen, den taktischen und den abso luten Sozialismus. Glücklicherweise sieht er nun im So zialismus aller Spielarten ein gemeinsames El«, m ent. Dies ist die aus der „Inkongruenz" der Wirt- schofts- und den Sozialverhälinissen folgende Einstellung ans einen kommenden oder erwarteten Cesellschaflszustand: Sozialismus ist „soziale Z u k u n f t s p e r s pe k t i v e". Zu dieser rein sormalen und an sich wenig sagenden Be stimmung kommt dann noch eine nähere Umschreibung des Zukunstsziels selbst. Dieses Ziel ist die „klassenlose" Ge sellschaft. So kann denn Br. definieren: „Ter moderne Sozialismus ist eine aus der Kritik der Gegenwart ge wonnene soziale Zukunftsperspeltive, eingestellt auf die klassenlose Gesellschaft als Endziel". Auch in dieser Defini tion bedarf noch das Merkmal „klassenlos" einer näheren Bestimmung. Brauer gibt sie im Lause seiner Untersuchung im Anschluß an Karl Marx, wie er überhaupt — dies ist gegenüber „revisionistischen" Bestrebungen und gegen über neuere» Auslassungen wichtig — die Lehre von Marx, den Marxismus, nach wie vor für einen Wesensbestand teil jedes modernen Sozialismus hält. Wenn nun auch gerade die soziologische Untersuchung der wichüoen Be griffe „Klasse" und „Klassenkamps" bei Marx merkwürdig dürflig ausgefallen ist. so ist doch soviel sicher, daß bei Marx die „Klaffe" ein soziologischer Ausfluß der Eigen- ständiokeit des triebhaften Individuums, also kollektiver Individualismus ist. Mithin bedeutet das Endziel der ..klaffenlosen EeselischaU" das Ende des Individuums in allen seinen Beziehungen, den durch und durch ver gesellschafteten Mensche n. Gerade dies, daß der Sozialismus aus seinem We'en beraus. d. 1. grundsätzlich, das Individuum schlechthin der Gesells hasl uillerordnet, macht es. ivie Brauer wiederholt mit aller Schärfe be-ont, u ii ni ö g l i ch . ihn irg e u dwic inner! i ch in i t dem C h r i st e n t u m zu verk n ü p f e n. Sozia'ismns ist alio nach Brauer weder als „sittliche Idee" noch als „religiöser" oder gar ..kalholi'cher" sBei-erl) So'ickisiniis denkbar. Und wenn der scharfsinnige Sozialtheoretiker Pfarrer Hoho ff einst meinte, Sozialismus sei „ein hohes, hehres Ideal, dem Christentum entstammend und »ur in ihm realisierbar" (vgl. den Hohosf-Artikel Ioh. Meßners im neuen 2. Band des Staaislcrikons der Eörres- gesellschciftj, so ist auch dies vom Standpunkt der Sozia« lismusaufsassung Brauers unhaltbar. Unter diesem Gesichtspunkt bedeutet das Brauersche Buch ein Zurückgehen der katholischen Sozialismns- anschauung hinter Steinbüchel und Hohoff. und es ist un verständlich, wie man bei der allseits zugestandenen engen Verbindung von modernem Sozialismus und Marxismus das Ergebnis Brauers als eine in positivem Sinne sich voll ziehende „M arx - Wende der deutschen Kath o- l i k e n" ankündigen konnte. Selbstverständlich bleibt >nr abschließenden Klärung der Sachlage noch die „Apologetik" der von Brauer betroffenen katholischen Marx- und Sv'ia- lismusforschung abzuivarlen, deren Verdienst aber in jedem Falle unbestreitbar ist. In einem Punkte freilich wird die Brauersche Dar stellung zu einer positiven Würdigung von Karl Marx. Gerade der verdiente Arbeite-- und Lohnthevrcliier der Kölner Universität musste dem S o z i a l v k v n o m e n Karl Marx gerecht werden. Er tut es in vollem Umfang, wenn auch mit der durchaus auch hier angebrachten Kritik. Die marrjstilcbe Arbeitsmerttüeorie wird in Ueberein« *1 Theodor Brauer: Der moderne deutsche Soziaüsmu». Freiburg i. V. l020. Herder u. Co.. Verlagsbuchhandlung. Die heutige Nummer enthält die Beilage „Unter, haltungundWijje n". „Burgfrieden" in der Kammer? Ein Vorschlag für -?e Zeit der Sachvsrskän-rgen-L'miterenz in Paris