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Sächsische Volkszeitung : 03.02.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192902031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290203
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-02
- Tag 1929-02-03
-
Monat
1929-02
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.02.1929
- Autor
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Dr. Dünger tritt fein Amt an k I«. »i« sich »di «tt dieser Lieb« zum Tier di« Adstcht, ,» «m seinen Pelz totzuschlagen, verträgt? Es verträgt sich nicht «niteinander, nein! Der Züchter «rzählt«, daß im Augenblick auch noch nicht di« Zeit gekommen sei, di« Felle der Tier« zu ver werten. Alljährlich «erden in den verschiedensten Legenden Deutichland« neue Eilbersnchssarme« gegründet. Noch ist die Nachsrig« »ach Züchte,»«plare» tn Deutschland so groß, daß man noch nicht daran denkt, die Tiere adzutöten. Ja, aber einmal wird doch die Zeit kommen, wo rin« Urbrrsüllr an Füchsen da ist. und wo die Pelzindustrte nlt einheimisch gezüchteten Pelzen rechnet? Man merkt es dem züchter an. daß er nicht gern an dies« Zeit und an die eigent lich« Bestimmung der Tier« erinnert ist. Gewiß wird die Zeit lammen, aber noch dürsen wir unsere Tier« lebend erhalten. Hch werde selbst keinen meiner Füchse töten können", erklärt «ir Major Petrrsrn. Der Umstand, daß di« Einrichtung einer eigenen Farm der hohen Unkosten wegen nicht jedem möglich, hat dt« Farmer vrr» »nlaht. sremdr Ti«re in Pfleg« zu nehmen. Wo di« Gehege und Zwinger und Gebäude einmal da find, kommt es auf «in paar Füchse mehr oder weniger nicht an. Auch kann di« Farm für eigen« Rechnung nicht mehr Paar« züchten, als es ihr« Aapitalsverhältnisse erlauben. So laden ste denn Interessenten »in, von den Jungtieren etwa ein Paar zu kaufen, und auf der Farm gegen rin Tagesgeld in Pflege zu belassen. Non dieser Möglichkeit wird vielfach Gebrauch gemacht. Dir gekauften Exemplare erhalten zur Kennzeichnung ein Mal, das unauslösch lich ist, und der Besitzer braucht sich um sein Tier nicht zu be kümmern. Er wird dem Farmer soviel Vertrauen schenken, daß seine Füchse gut und gewissenhaft behandelt werden, im übrigen haben di« Versicherungen Polizen gegen Diebstahl und Ent weichen ausgegebrn, so daß der Eigentümer ohne Sorge sein kann. Etwas anderes ist es, wenn di« Tier« trotz gewissenhafter Pslege sterben. Mit der Möglichkeit muh man immerhin rechnen, und manchem scheint wohl das Risiko in der Hinficht zu groß, da es sich bei einem Paar Füchse um ein wertvolle« Objekt han delt. Dir meisten Farmen haben darum «in« sogenannte Zuchtgrmeinschast. Di« eigenen und fremden Tiere werden in dieser Gemeinschaft gleichwertig behandelt. Stirbt ein Exemplar oder auch rin Paar, so entsteht dem Besitzer daraus weiter kein Schaden als «in Zeitverlust. Denn im nächsten Jahr werden ihm die cinge- gangenen Tiere aus der neuen Zucht ersetzt. Am 1. Oktober eines jeden Jahres wird eine vorläufige Bilanz über die Ergeb nisse der Zucht abgeschlossen, und die Jungtiere werden gleich- mätzig aus alle i» der Farm vorhandenen Paare verteilt. Dem rin Tier oder das Paar eingegangen ist, erhält nicht nur dieses aus der neuen Zucht, sondern auch die Anzahl der auf sein Paar entfallenden Jungtiere. In dieser Art ist z. B. die Zucht- gemrinschast in der Farm des Major Petersen geregelt. Ein eigentliches Risiko geht der Züchter, der Silberfüchse in sremde Pslege gibt, also nicht ein. Es ist erstaunlich, wir schnell sich die Tiere in ihrer neuen Heimat eingelcbt haben. Das Scheue des Raubtieres verliert sich bald ganz. Sie werden zutraulich, hören auf einen Lockruf und fressen dem Züchter aus der Hand. Wohl müssen bei An lage der Gehege alle Möglichkeiten In Betracht gezogen werden. Es reicht nicht aus, daß die Eitterzäune hoch genug find, sie müssen auch tief in di« Erde hineingehen, damit der Fuchs nicht den Ausweg durch die Erd« findet. Die Farmen haben meist auch einen Aussichtsturm, von wo aus die ganz« Anlage zu libersehen ist. Von Zeit zu Zeit wird der Züchter vom Turm aus seine Füchse beobachten, damit sie nicht in di« Gewohnheiten ihrer Vorfahren, soweit das im Rahmen einer Zucht unange bracht ist, zurücksallen. Die Zucht der Pelztiere ist noch jung. Ein abschließender Urteil über ihr« wirtschaftliche Bedeutung läßt sich heute wohl noch nicht fällen. Will man jedoch nicht allzu pessimistisch sein, so muß man ihr, nach den Erfolgen, die sie bis heut« schon zu verzeichnen hat, eine aursichtreiche Zukunft zusprechen. lonek l^aumsn. Dresden, L Februar. Der »rn«rn«nntr BolkobildungSminifter Dr. Bänger ist vvr seinem «mtSantritt vom MinistrrprSfidrntru «uf dir ReichSver fassung unh bi, L«ndesverf«ssnng vereidigt worden- « Im großen Sitzungssaale des Ministeriums für Volksbildung hatte Minister Dr. Bünger Freitag mittag 12 Uhr die Be- ainten und Angestellten seines Ministeriums versammelt, um dit persönlichen Beziehungen, die. wie er sagte, sich hoffentlich zwischen ihm und der Beamtenschaft anbahnen würden, einstweilen einzulei- ten. Unter dem Wechsel in der Leitung der Ministerien, der mit dem parlamentarischen System verbunden fei, habe das Ministerium sür Volksbildung bisher wenig zu leiden geheckt. In vorbildlicher Weise habe sein Amtsvorgänger, sein Freund Dr- Kaiser, das Ministe rium bis jetzt geleitet und er selbst hoffe, daß der Geist gegenseitigen Vertrauens, der bisher im Ministerium geherrscht habe, auch ferner hin vier wallen möge. Dr. Bünger fuhr fort, früher habe er das Justizministerium gelritet, jetzt harrten seiner ganz andere Aufgaben, wenn sich auch zwischen beiden Gebieten manche Berührungspunkte er gäben. Er sei sich sehr wohl bewußt, ivas «8 bedeute, als erster mit dafür verantwortlich zu sein, daß unsere höchsten Kulturwert« er holten bleiben, Kunst und Wissenschaft auf jede mögliche Weis« gr- sördert, das Schulwesen weiter gehoben, für alle Schichten brr Be völkerung die Möglichkeit zur Fortbikmng verbreitert werde, daß der Glaubens- und Gewissensfreiheit der verfas- sungsneä Hitze Schutz gewährt, und der Unduldsamkeit, wo ste sich zeigt, entgegengetreten werde. Das Ministerium sür Volks, bildung werde vielfach das wichtigste Mntsterium genannt. Es lycke an Bedeutmrg setzt noch dadurch gewonnen, daß bei der Neugestal» Vierden und Umgebung Katholischer Deutscher Frauenbun- TreSdrn, 2- Februar. Am 29. Januar laick die gutbesuchte Generalversamm lung des K D. F. Dresden im Saale des Jol)a»»e8hos8 statt. Die Berichte der BorstandSdamcn zeigten, daß auch im ver gangenen Jahr« eifrig gearbeitet wurde. Die bisherige 1- Vorsitzende des K. D. F-, Fräulein Barbara B urt sch c r- Heidenau, sah sich leider aus äußeren Gründen gezwungen, ihr Amt nicderzulcgcn, des gleichen die langjährige 1. Schriftführerin Fräulein Maria Kaiser. Der geistliche Beirat, Wehrkrelspsarrer KleIsc. dankte den beide» Scheidenden sür die i» uneigennütziger Weise geopferten Mühe». Die Reuivahl des Vorstandes hatte folgendes Ergebnis: 1. Vor sitzende Frau General Baronin O'Byrn, 2. Vorsitzende Frl. Dr. Phil. A. Selig, Vorsitzende der Hausfrouenabteilung Frau Ober lehrer E. Abt, als 1. Kassiererin verblieb Fra» Direktor Dünne- bier, als 2. Kassiererin Frau Frenz«l, 1. Schriftführerin Frau Brock, 2. Schriftführerin Frl. L. Kl esse, Bahnhossmisstvn Frau Kern, Wochenpflege Frau Mettk«, Stellenvcrinlltliing Frau Gorctzki, Jugcndabteilung Frl. F. Kunze. Ms Ha »paus gäbe sür das neue Jahr wurde beschlossen: Werbung »euer Mitglieder. Ererzitienbewcgung für Frauen und Mädchen, sozial-politische Schulung der Mitglieder, Teilnahme an den öffentlichen Fraueusragen in Reich, Stadt und Land. — Die Hausfrauenabteilung tagt jeden 1. Dienstag im Monat nachmittags 4 llhr im Saales des JohanneshosS. Jolmnn-Georgen-Allee, Ecke Johannesstraße; jeden dritten Montag im Monat nachnnttags 4 Uhr findet Borstandssitzmeg im Sidonicnycim. Porlikusstraße 12, 2., statt. An jedem 2. und 4. Freitag im Monat abends 8 Uhr ist im Jugend heim, Schloßstraße 32, Eg-, J»gendh»ndversan»»l»»g. Die soziale Frauenarbeitsgenrclnschaft und die katholischen Sozialbeamtiunrn lagen jeden 8. Dienstag im Monat abends 8 Uhr im Sibonicn- hcim. Die katholische BahnbosSmilsion hat an jedem 1., 15. und letzten Tag am Monat Dienst im Hauptbahnhos. Am 26. Februar spricht Frau Mildried Orlob aus Leip zig in einer großen Versammlung des K. D. F. abends 8 Uhr im Saale des Kolpingshauses, Käusscrstraße 4, über: „Meine Rück führung der deutschen Fraueli und Kinder von Ehina via Amerika nach Drutschland zu Beginn des Krieges IM4". — Frau Maria N < - tzsche aus Leipzig, Vorsitzende der katholischen Mädchen- und tung der RcichSsorm. zu der jetzt alle» hindräng,, die Kurt«,, aufgaben bei den Ländern »leiben müßten. Der Minist«,-' bat weiter di« Beamten und Angestellten, ihm bei Lösung de, schwe ren Ausgaben, die seiner harrten, treue Helfer zu sein. Ihn selbst werde di« Schönheit dieser Ausgaben doppelt an spornen. sich ihnen ganz hinzugeben. Eine hohe Verehrung für die Kunst, ein« tiefe Lieb« zur Jugend und eine von jeder Engherzigkeit befreite überkommene religiöse Einstelluirg sollte ihm Helsen. Möge jeder die Arbeit auffasten als Mittel zur innere» Förderung. Dann würde um» sich leicht znsammcniinden. Jede Parteipolitik müsse aus der Arbeit des Ministeriums auSscheidcn. Was «n ihm liege, so wolle er seinen Beamten und Angestellten ein gerecht«» Vorgesetzter sein, der auch für ihre privaten Interessen und Wünßsi' Verständnis habe. Ministerialdirektor Dr. Woelker dankte dem Minister fkk die liebenswürdige Begrüßung und versprach immens aller Beamten und Angestellten, daß jeder alle seine Kräfte anletzen werde, um die vom Minister ausgezeigten Ziele zu erreichen. Das Vertrauen. daS der Minister seinen Beamten und Angestellten entgegenbringe, bräch ten auch sie ihm entgegen und wünschten ihm die besten Erfolg« ln der Führung seines neuen Amtes. Der Minister nahm sodann die persönliche Vorstellung einer Reih« von Beamten seines Restarts entgegen Keine Mandaisnle-erlegnrrg Dresden. 2. Februar. In einem Teil der Presse wird gemeldet, dost der Volks- bildungsminister Dr. Bünger sein L a » d t og s ma n - a 4 niedergelegt habe. Wie wir von zuständiger Stelle ersahren, ist dies bisher nicht geschehen. Froueiifürsnrg«, spricht am 19- März ebeusalls im Kolpingshau» abends 8 llhr über ihre Erfahrungen ans ihrem Arbeitgebiet. — Der neue Vorstand rrivartet, daß die-e Veranstaltungen des K. D. F. durch zahlreichen Besuch ihrer Bedeutung enlsprechcnd geirmrdigt werden. Mögen vor allem die süngeren Frauen der Dresdner Ge. meinden sich dem K. D. F. «»schließen und Mitarbeiten. Am Sonntag, den 17. Februar. 9 lllrr vormittaoS wird In der Garnisonlirche lHaltestrlle der Linie 7l eine hl. Messe für die ver storbenen Mitglieder des K. D. F. gelesen. Kl. : Arbeitslose bei der Schnerbcseitigung. Es ist in letzter Zeit darüber geklagt worden, daß die Schncebcsciiigung in der Stadt nicht größere Fortschritte zu verzeichnen habe, obwohl beim Ar beitsamt Dresden über 43 000 Arbeitsuch-mde gemeldet sind. Nach dessen Mitteilung sind aber, seitdem die vorhandene» Kräfte der Slraßcnreinigung zur Bewättiguug der Schuecmaste» nicht mehr auSrclchtcn, über 6500 Arbeitskräfte zur Schneede, seitigung vermittelt worden. Diese 6500 Vermittlungen haben wesentlich dazu bcigelragen, in diesen Wochen äußerst ungünstiger Arbeitsmarklvcrhältniss« vielen Arbeitsuchcickc» wenigstens für Tag« einen willkommenen Verdienst zu verschaffe»; denn somohl i» den Außenberusc» als auch in Industrie und Handwerk bestehen zur Zeit nur sehr geringe Dcrmiltlungsmöglich-kcitcn: die Außenarbellen tonnten noch nicht wieder ausgenommen werde». Nur Kohlen- arbeitern kam der oulmlteude Frost zugute. Lausend gingen größere Aufträge von Privatfirmen, aber a«ch von der Reichsbahn, aus Zu weisung geeigneter Kräfte ein : Schtrgiswalder Landsmannsckzast in Dresden. Montag, de» 4. Februar, almnds 8 Uhr. Beteiligung aller Landsleute an der Threnseier des Redakteurs der Heimatbiätter im Saale de« Krislallpaloftes. Sebäserstraste. Beginn 8 Uhr. Dienstag, den 5. Februar, alumds Punkt 8 Uhr. Versammlung mit Fastnachts- seier und Ueberroschungen im „Zwingerschinßclzrn". Zahlreiches Erscheinen erwünscht. Freunde und Gönner willkommen. : Indiens Kolosse, Tarrasauis Elefanten — ei» Anblick, dir immer von neuein begeistert, wenn die tonnenlchwercn Kerle unter der leichte» Hand Stosch-Sarrasanis ihre Tableanx bauen, ans Vorder- nnd Hinterhand, auf dem Kopse stehen, Auto fahre», sich schlafen legen bei Urwaldmusik. Und ihre ganz neue Leistung: zwei geivoltige Pyramiden von ztvanzig Riese», ein Bild massiger Wucht. Nur noch ganz ivenlge Tag« dauert das Gastspiel. Vorstellungen täglich 7-30 llhr. Mittwoch, Sonimbend und Somilag außerdem 3 Uhr „Oedipus rex" von Igor Slrawinsky (4. Sinfsnikkonzrrt, Reihe B im Opernhaus.) Dresden, 1. Februar. Slrawinsky ist in Dresden kein Unbekannter- Die Stoatsoper führte sein Ballett „Petrnschka" auf und bracht« in den Sinsonle- konzcrten „Feuerwerk". „Sang der Nachtigall" und die „Pulcincll- fuit«"- Nun hörte man auch den „Oedipus rex", ein Opern-Orato- rium in zwei Akten <nach Sophokles), Text von I. Cocteau, ins Lateinische übertragen von I. Daniels». Bekanntlich gehört Stra winski) zu den Neutönern. Er verneint also alles Dagcwesene und hält nur fest am Rhythmus. In seinem „Oedipus" scheint er aber von diesem Prinzip abgekommen zu sein. Er bringt hier durchaus keine neue Musik. (Wenigsten» nicht nach den Anschauungen der Atonalen.) Tenn die Orchesterlechnik greift — abgesehen von dem modernen Orchester — auf rin« sehr primitive Bearbeitung zurück. Sic lebt in der Hauptsache von Akkorden, monotonen Figuren, in strumentalen Phrasen Also ein« musikalische Untermalung, wie ste bei den erotische» PöTern gebräuchlich ist. Eine besonders wichtige Rolle spielen die Paulen. Die Orchcstersprache bekommt dadurch eine beklemmende Starrheit und rine eisige Versteinerung. In gleicher Erstarrung singt der Chor (Dresdner Lehrergesangvcrcin) seine ialeinischen Tertworte. (Das ganze Werk ist in lateinischer Sprache geschrieben.) Etrawinlky greift also in der ganzen Anlage des Wer kes auf eine vergangene Mufikepoche zurück. Auch in den Solopar tie» bewährt sich das Wort Ven AkibaS, datz alles schon da war. Oder sollen di, Koloraturen, in bene» Oedipus, Jocaste und der Schäfer singe», eine neue Errungenschaft sein? Des weiteren hat Verdi schon ähnliche Musik geschrieben, wie sie Jocaste singt. Das wesentlichste Merkmal dieses Opernoratoriums ist ober ein« grosse Nüchternheit. Mo» denk« sich ein kubistischcs Haus mit vollständig glatte» Wänden und einem durchweg reich getünchten Anstrich — / das würde etwa diesem Oratorium entsprechen. Eine snobbistische Kost, eine Delikatesse sür vollkommen nüchtern eingeslellte Erden- / bürger. Ein verkrampftes Experiment, um aus der zur Zeit bis in Grund und Boden verhaßten und gelästerten Romantik herouszu« kommen. Eine spätere Generation wird den Strich darunter ziehen. Auch Slrawinsky wird nur der bleiche Sehallen revolutionärer Strömungen in der Musikgeschichte bleiben. Drr Slei» der Zeit wird über seine Werke ebenso wegrollc», wie über die übrige» musi kalischen Erzeugnisse der Nachkriegszeit und wird ste zermahlen. Strawinskh leitete persönlich sein Werk, und sümllche Mil- wirkeudc — Waldemar Staegemann (Sprecher), L. turn Tul- dcr (Oedipus), Helene Jung (Jocaste), Robert Burg (Ereon), Willy Badcr (Tiresias), Heinrich T e ß m e r (Schäfer), Paul Schösslcr (Bote), die Staatskapelle und der Dresd ner Lehrergesangverei» — stellten ihre bewäbrten Qua litäten in den Dienst des Werkes. Der Beifall setzte ansängllch sehr lau ein, steigert« sich aber »ach Art der Dresdner Prcmierenersolge. Lsber was nützt es schließlich, wenn nran in einer Geldschotulle, in der nur Kupfer- und Nickelmün.zen sind, nach Silber, und Gold stücken sucht? Jedoch) cS gehört nun cinnial zum gute» Ton, daß man Geheinnüsse ergründen will, selbst aus die Gefat r hi», daß sich überhaupt Geycimnisse nicht aussinden lassen. Di« Zeit des Gald- suchertums ist eben immer noch nicht überwunden. Aber nicht jeder ist so glücklich wie Böttcher, der statt des Goldes das wertvolle Por zellan erfand. Es bleibt als Rest der Betrachtung, daß der „Oedipus rex" ein gewisses Interesse beanspruchen kann, da er ebenso zu den Stationen der Fahrt durch ein musikalisches Forscherland gehört wie andere Werke der Neuzeit. Es steht aber ebenso fest, daß dir glück lichen Gefilde, die uns neu« Musik verheißt, noch lange nicht entdeckt worden sind- Auch nicht durch Slrawinsky. Otto Hollstem. Zentraltheater. „Masco ttchen" von Walter Bromme, Text von Okonkomski ist für Dresden zwar nicht neu, ober die lustige Handlung Hot sich auch bei ihrer Wiederbelebung im Zentraltheater durchaus bewährt. Die Lieowechsluiig einer Gräfin mit einem Mascottchen gibt sür den unterhaltenden Stoff einer Operette genügenden Anreiz. Es erwächst ihr durchaus kein Schoden, ivenn auch der Grundton des Schwan kes merklich durchklingt. Und wenn sich die Spielleitung auf diesen Charakter eingestellt hat, so Hot sie dieser Operette von vornherein schon den Erfolg in der Neuausmachung gesichert. Dem Zentraltheater stehen aber auch für diese Operette Kräfte zur Verfügung, die das lustige Spiel in Fluh und Laune er- lialten. Elly Hoffman» fesselt durch Scharm und Anmut und weih das Sekträuschchen ganz entzückend zu gestalten. Arthur Hell Ist um unverwüstlichen Humor in feiner Färbung nie verlegen. Ein« Prachtleistung stellte Karl Water st rodt als Kapitän Westergard auf di« Bretter. Diesem plattdütscl)«n Seebären muhte jeder gut sein. Betty La sch Inger hätte man noch ein Quäntchen Haibmeltparsiinis mehr gewünscht. Auch Leo Scheib und Engen Günther müssen genannt iverden. Unter der musikalischen Leitung von Kapellmeister Dr. Prinz, der die Brvmmeschc Musik flüssig und gewandt inter. pretierte, vereinigten sich die übrigen Mitwirken-den mit den Hauptdarstellern zu einem sloticn Zusammenspiel. Das aus- vcrkauste Haus kargte nicht mit lebhaftem Beifall. —«i— Leipzig. Das 15. Gewandhaus-Konzert erfreut« sich der pianistischen Mitwirkung von Dr. Edwin Fischer-Berlin. Was dieser hochbegabte, künstlerisch durchgebildete, musikalisch empfindende Meister des Klaviers unter seine Finger nimmt — immer empfängt auch der schärfer hinhvrcndc Beurteiler den Eindruck, als ob ihm, dem vielsagenden Pianisten, gerade der jeweilige Komponist auf seinen Anschlag, ans sein unvergleich liches Piano, ans seine Art, den Flügel singen zu lassen, ein gestellt gewesen sei. Hinzu kommt, daß das Klavierkonzert tn F-Mvll, das 21. Werk des seinfühligsten aller Klovierkompo- nisten, des Frädörrc Chopin (1810-1840). besonders geeignet ist. alles ans einem Nachschaffenden heranszulocken: was ihm an Klongzaiiber, an einschmeichelndem Anschlag, an perlenden Tonketten. an wohligem Weben und Schweben immer nur mög» lich ist. Der starke Beifall beruhigte sich erst nach der zweiten Zugabe. — Darauf legte Bruno Walther die Vierte (in Es Dur) von Anton Bruckner (1824—1896) aus, da - trotz äußerster Viel gestaltigkeit des Werkes dem Zuhörer klar« Uebersicht und fördernd« Einsicht in den Aufbau des Ganzen geboten ward. Bruno Walter gelang das Meisterstück, den grohen Zu zu wahren, der durch dieses Riesemverk weht und ohne dessen Ersassung nur Teile geboten werden könnten. Besonders vermerkt zu werden verdienen die Bläser, Insbesondere die Hornisten, die Ihre ungemein schwierigen Ausgalmn glänzend bewältigten. Es war ein« Freude zu sehen, bis zu welch hohem Grade sich Diri gent und Orchester ineinander gefunden haben. Der begeistert« Beifall galt beiden Seiten und ivar reichlich verdient. — Auch das Geivandhaus berücksichtigt das Neue und bracht« zum ersten Male die „Ouvertüre zu einer Opera busfo", also eine Art Vor wort zu einem noch nicht geschriebenen Buch«. Manches lieh sich immerhin gut an. Aber noch fehlt dem 14. Werk des Kom« ponisten Wilh. Droh (ged. 1894) das Eigenartige, das Zündende, das gerade einer komischen Oper ihren Reiz verleiht. Der Bei fall war freundlich. Er galt der guten Absicht des Dirigenten, der d»rch diesen herrlichen Abend der Leipziger Gewandhous- gemeinde wiederum nähergerückt ist. Dr. Hugo Löbmonn.
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