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Sächsische Volkszeitung : 19.01.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192901195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-01
- Tag 1929-01-19
-
Monat
1929-01
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.01.1929
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rung, ob sie das Verhallen vor Forswerivalliing Einsiedel, di« h der versüglen Auslösung die Teno weitcrdeichSstige, billige und i» welcher Fori» die Finanzierung der Brückend«,,Übung erfolg« Revierforstmeister Roth «»lwortet: Bei dem Brückenbau Handel er sich um eine Hebung der Teno, die durch sie selbst ft»«,,. li«rt worden sei Dir StaatSsorswerwallung habe nur dar Baubolz geliefert. Die Brücke habe gebaut werben müssen, weil sonst da» Äbholzcn eines Schlages nicht möglich gewesen wäre Solange die Teno »och bestehe, sei es „ur zu begrüben, wenn sie bei ihrer not wendigen Uebung volkswirtschaftliche Werte schosse. Den kehlen Punkt der Tagesordnung bildete ei» koinniuiiistl- schcr Antrag, die Regierung zu ersuchen, die Durchsührungsbebör- dc» onzuwcise», daß die di« Verkehrsgestallung auf den Straßen durchsührenden Personen nach 4 Stunden abzulösen sind. Der An trag g«ht ohne Aussprache an den Haushaltausschust B. Schluß der Sitzung nach 19 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, de» 22. Januar. 13 Uhr. Aus den Kaushattausschüsfen . Dresden, 18. Januar. Im Ha u s ha l la u s sch » ß B wurde die Vorlage 60, den GcschäslSbcricht der Brandvcrsicheningranstalt für 1927 betreffend, behandelt, Eianz besonderer Kritik unterlag die Tatsache, daß die Leistungen der Versicherten in der Gebäudeabteilung, gemessen a» den Leistungen der Versichcrungslrägerin, im Fall« von Brand schäden in einem insbesondere für städtischen Grundbesitz recht un günstigen Verhältnis sieben, vor allem, wenn bedacht werde, daß der statische Grundbesitz säst ausnahmslos neben den Brandver- sichcrungsbeilrägen »och di« Feuerschutzsleuer der Städte zu tragen habe. Weiler wurde die M obiliarversi ehern ngsablet- lung lebhafter Kritik unterworfen, da sie zweifelsohne unwirtschaft lich sei. Im Jahre 1927 wurden allein für den B e r w a l t u n g 8 - auswand etwa die .Hälfte der vereinnahmten Versicherungsbei trag« v«ra»sgabt. Die Bürgerlichen erklärten, wie schon in srühcre» Jahren, d'ese Abteilung müsse bei objektiver Beurteilung ausgegeben werden. Man hält dies jedoch für unmöglich, solange die Links parteien ln diesem Dersicherungszweige einen Teil der Verwirk lichung sozialistischer Pläne erblicken. Gegen d!e Beschimpfung der Religion Dresden, 18. Januar. Der Abg. Börner, Leipzig, hat mit Unterstützung der übri gen Mitglieder der dentichnationalen Landlagssraktion folgende Kurze Anfrage an die Negierung gerichtet: „Die Beschimpfungen der Rcligionsgesellschaflen durch die kommunistische Presse nehmen immer mehr zu. Die Sachs. Arbeilerzeitiing zeichnet sich unter Mißbrauch der Jnnnuniiät ihrer Schriftleiter hierbei besonders aus. In dem Aufsatz der Nr. 291 vom 18. Dezember „Der liebe Gott in, Krankcnliaiis" heißt cs u. a.: „Großer Lärm in den sonst ruhigen Näume» des heiligen Georgs. In den schallocdäinpften Gängen schleppe» Arbeiter das Harmonium nach den Sälen der Krankcnstationen. Bette» werden von einem in den anderen Saal gefahren. Schwester» in üblichen Trachten fragen die Kranken, ob sie des Abendmah's bedürftig sind. „Nee", sagt ein älterer Arbeiter, der nicht in der Lage ist. sich zu erheben, „nee, Schwester, ober den Schieber können Sie mir mal gebe», ich muß mal aiistrelen". ein ironisches Lächeln beherrscht sc», Gesicht. Er weiß bestimmt, daß ein guter Stuhlgang bedeutend mehr wert ist als die gepriesene Scelenreinigung der Kirche. Von 72 Patienten zweier Säle sinder, sich ganze acht, die sich bereit erklären, einen Schluck Wein und ein Mohnplättchcn zu Pickern. Nachdem ein Choral durch den Blasebalg gesagt worden >var, begann die Pre digt. Nachdem gab cS für die weißen Schäfchen das Abendmahls- Picknick usw." Da die NeichSverfassnng in ihrem Artikel 135 allen Bewohnern volle Glaubens- und Gcwiffenssrcihcit und die ungestörte Rcligioiis- übung gewährleistet und unter staatlichen Schuh stell», fragen wir die Staatsregicriing. ob sie derartige Verunglimpfungen dulden „nd welche Maßnahmen sie ergreifen will, um den notwen digen Schuh zu gewähren." Es ist höchste -seil, daß sich Landtag und Regierung ernstlich mit dem Tone besaßen, de» nicht »nr kommunistische, sonder» auch sozialistisch« Vlä'ter ln Sachsen gegenüber Religio» „»!> Kirche ein- schlagen. Art. 135 der Rcicbsverfassung sagt ausdrücklich: „Die un gestörte Ncliglonsübnng wird durch die Verfassung gewährleistet und steht unter staatlichem Schutz " Wie von staatsrechtlicher Seite aus hierzu betont wird, hat sec Staat die Religionsilbung auch gegen sede Beeinträchtigung von dritter Seite lier vorbeugend uns repre'siv zu schütze»! Dies« klaren Vcrfassungsbestiinmunoen hätten den Staat schon längst zu», Einschreiten gegen die maßlose Neli- glonshctze der Linkspresse veranlassen müsse,,. Dresdner Skadlverordnerenfltzung Die Förderung begabter Minderbemittelter — Ein umsirttkenes Punkttwerlungssyskem Dresden. 18. Januar. Das Stadtverordnetenkollegium hatte gestern in einer Sitzung, sie bis zur Polizeistunde währte, eine Reihe kleiner Angelegenheiten zu erledigen. Fragen Ser Schule und der Jugenderziehung standen dabei obenan. Die Deutschnatio- nalen verlangten ,n einem Antrag, man solle aus die Verwaltung der Staatstheater dahin einwirken, daß bei Ausstellung des Spielplanes des Schauspielhauses mehr als bis her darauf Rücksicht genommen werde, daß das Schauspiel nicht lediglich der künstlerischen Unterhaltung und Bildung der Er wachsenen dienen solle, sondern auch die hohe Aufgabe zu er füllen hat. die Heranwachsende Jugend zu bilden und zu er ziehen, und dah aus diesem Grunde den klassischen Stücken größere Beachtung geschenkt werden müsse als bisher. Stadto. Eichler 1 (Dn.) wies gegenüber der Uebersremdung unserer Literatur und Kunst darauf hin. daß die deutschen Bühnen eine hohe nationale Ausgabe zu erfüllen hätten. Demgegenüber betonte der Stadto. Dr. Freund sSoz.), in, gegenwärtigen Spielplan sei von zeitgenössischer Literatur eigentlich garnichls vorhanden. Oberbürgermeister Dr. Blüher bestritt zunächst, daß Ponto. wie man sage, auf sechs Monat« „ach Berlin engagiert sei. Der Künstler werde vielmehr die größere Zeit des Jahres in Dresden wirken, und betonte dann, daß es leichter sei. Kritik zu übe» und Wünsche auszusprechen, als ein Theater zu führen und zu leite», »nd dabei dem Geschmack der verschiedenen Teile des Publikums Rechnung z» tragen und den finanziellen An forderungen zu genüge». Der Antrag Eichler 1, sowie ein Antrag Dr. Freund wurden dem Verivaltungsausschuß über wiesen. Euren breiteren Raum nahm die Frage von Beihilfen an Schüler höherer Schulen ein. Auf einen sozialisti schen Antrag hin legte der Finanzausschuß ein Gutachten folgenden Inhaltes vor: Für bedürftige Schüler und Schülerinnen höherer städti scher Schulen, deren Erziehungsberechtigte Dresdner Einwohner sind, werden gewährt: Lernmittelsreihett, Schul- oe ldsre i be i t, Barbeihilfe». Die Bedürftigkeit wird durch eine Punktwertung ermittelt. Der Pnnßtvertung unterliegen das steuerpllichtige Einkommen einschließlich der Vermöoenszinsen der Er'!ehnngs''slichtigen und der zu bedenken den Kinder „nd die Zahl der unterhaltungsberechtiglcn Fami lienmitglieder. Im einzelnen ist zu inerten: Einkommen von 200 NM Monatlich — 1 Punkt, b's 350 NM. wird für je volle 50 NM. mehr, darüber hinaus für je volle 25 NM. mehr 1 Punkt gekürzt und für je 25 RM. weniger als 806 RM. monatlich 1 Punkt hinzugezählt; das erste zu erhalteiche Kind zähl» 2 Punkte zu. da» zweit« 8 Punkte, das dritte 4 Punkt« un.. jedes sonstig« zu erhaltende Familienmitglied 1 Punkt mehr. Nach der Gesamtzahl der Punkte werden folgend« Beihilfen gewährt: 1 Punkt — Lernmittelfreiheit, 2 Punkte --- Lernmittel- und Schulgeldfreiheit, 3 Punkte ----- 10 NM. Barbeihilfe monatlich. 4 Punkte --- 15 NM. Barbeihilse monatlich. 5 Punkte ---- 20 RM. Bar beihilfe monatlich. 6 Punkte ---- 25 NM. Barbethilfe monatlich 7 Punkte --- 30 RM. Barbeihilfe monatlich, 8 Punkte -- 35 NM. Barbeihilfe monatlich. S Punkte und mehr ----- 40 NM. Bar. beihilfe monatlich, sowie Lernmittel- und Schulgeldfreiheit. Der Gedanke, mit Hilfe dieses Punktsystems eine gerechte Verteilung der Mittel zu erreichen „nd unbemittelten Kindern den Weg zur Höheren Schule zu bahnen, ist zwar sehr schön. In der Aussprache wurden aber doch ernste Bedenken laut. Sladtsch"lrat Dr. Hartnacke wies daraus hin, daß dieses Punktsystem das Vielfache von dem erfordere, was überhaupt an Mitteln vorhanden sei. Bisher sind für diesen Zweck 65 000 Mark verausgabt worden. Für das Iabr 1929 rechne man mit 259 000 Mark. Der Aufwand nach dem Punktsystem aber würde sich an allen städtischen höheren Schulen auf rund 600 009 Mark stellen, dcwu kämen noch die Aufwendungen für die staatlichen höheren Schulen, die technischen Lehranstalten usw., so daß sich ein Gesamtbetrag von rund 1.5 Millionen Mark ergeben würde. Die Auseinandersetzungen über diese Frag« waren naturgemäß sehr lebhalt. Das Gutachten wurde schließlich zum Beschluß erhoben, die Punktwertung gegen dl« Stimmen der Rechten. Unter den Eingängen befand sich ein Schreiben des R"'es, in dem er zur Errichtung des Gesundheitsamtes Stel» lung nimmt, und die Stadlverordneten eiZlicht, zur Wahl des als Leiter zu berusenden ärztlichen, berufsmäßigen Nalsmitgliedes das Erforderliche zu tun. Nachdem der Kampf zwischen Rat und Stadtverordneten durch die Ge- mc'indekammer entschiede» sei, soll nun die Behörde zum 1. April 1029 ins Leben treten. Zur Veri-aung von Wasser hauntrohrleitungen zwischen dem Wasserwerk Hosterwitz und dem neuzuverlegenden Elbdüker Hosterwitz-Laubegast und auf der Laubegaster Seite zur Versorgung der linkselbischen östlichen Stadtteile werden 595 000 Mark ?u Lasten der Anleihe bewilligt. — Die Oberreal- schule Dresden-Neustadt soll durch Ausbau des Dachgeschosses, ferner durch einen Zwischenbau und eine zweit« Turnhalle ver größert werden. Verkürzung der Redezett? er Acliestenausschuß des Landtages beabsichtigt, wie wir erfahren, die Frage einer Verkürzung der Redezeit in seiner näch sten Sitzung zu prüfen. Den Anlaß dazu hat die Spaltung der konimnnistlschcn Landiagsfraklion gegeben, deren Folge Dancr- reden beider Parteien gegeneinander sind. Dadurch wird die Arbeit des Landtags außerordentlich aufgchaltcn. Irgendein positives Er gebnis ist bei diesen Agitationsrcdcn nicht z» erwarten. Es bleibt abzmvartcn, zu welchem Beschluß der Aeltestenausschuß kommen wird. Am 29. Januar wird keine Landiagssihnng stattfindcn wegen einer wirlschastsparlciiichcn Tagung. Boraussichllich — endgültige Dispositionen sind noch nicht getroffen — wird auch am 1. Februar die Sitzung anssallcn, um den Abgeordneten Zeit zum genauen des in der nächsten Woche herauskommeiiden S taa ts ha » s ha l t- pionS 1929 zu lassen, linier Vorbehalt des endgültigen Be schlusses wird Finanzminister Weber voraussichtlich am 31. Januar den neuen Haushaiiplan in, Landtag einbringcn und die übliche Etatrcd« halten. Was wird mtt der sächsischen Schsachksleuer? Dresden, 16. Januar. Wie die Sächsisch BSbniischc Korrespondenz von unterrichteter Seite erfährt, ist die sächsische Schlachtsteuer im neuen Slaals- hanshallpiai, 1929 mit derselben Summe wie im Vorjahr, nämlich init 10 500 000 M. eingestellt worden. Die vom Finanzminister ausgcarbeitete Vorlage über den allmäblichen Abbau der Steuer lieg» noch im Kabinett und dürfte erst erledigt werden, wenn der Landtag über einen entsprechenden wirischasisparteilichen An trag auf Beseitigung der Steuer entschieden habe» wirv. vielen unrl Umgebung Eine Falschmeldung Dresden, 18. Januar, Wie uns die R e Ichs ba h » b l r e k t i o n Dresden mit- Iciit, ist es unrichtig, daß alle Dienststellen im Bereich der Stadt Leipzig der Ncichsbahndircklion Dresden unlerstellt werden sollen. Ferner ist es unrichtig, daß früher derselbe Vorschlag in be zug auf oen Bahnhof Wahren gemacht wurde. Ebenso trifft eS nicht zu. daß beide Vorschläge von der Reichsbahndirektion Dresden abgclehnl bzw. nicht befürwortet wurden. : Dt« protestantische Landessynod«. DI« Evangelisch- lutherische Landessynode soll aui die Zeit vom 22. April bis 11. Mai d. I. nach Dresden einberufen werden. Die Sitzungen werden im großen Saale des Vereinshauses. Zinzendorfstraße, abgehalien. : Morphium-Diebstahl. Bei einem nächilichen Einbruch in den Sanitätsraum eines Sportplatzes in DreSden-Strchlen erianglen Sie Diebe eine Anzahl ärztlicher Instrumente sowie mehrere Ampulle» Morphium und Jod. In der benachbarten Kantine er beuteten sie außerdem Zigarren, Zigaretten und Spielkarlen. — In der Mahstraße wurde aus einer Erdgrschoßwohnung ein Damenpclz (Persianer) mit Skunkskragen gestohlen, iür dessen Wiederbeschaffung 100 Mark Belohnung ansgesetzt sind. Auf der Forststraßc wurse einem Kaufmann ans Großröhrsdorf ein viersitziger Opel-Kraft- lvagen gestohlen. Auf der Bautzener Straße erlangt« ein unbebann. tcr Dieb durch Einbruch in einen Keller 50 Flaschen Wein und Wcinbrand. : 7 Personen einer Einbrecherbande festgenommen. In den letzten Tagen wurden von der Kriminalpolizei 7 Burschen im Alter von 20 bis 24 Jahren wegen Einbruchsdiebstahls fest- Die Dreigroschenoper in Dresden Albcrttheater. Ich habe mir, bevor ich dies schrieb, ernstlich Mühe gegeben, zu ergründen, woher der Erfolg dieses parodistijcben Stückes eigeni- lich kommen möge. Es ist mir nicht gelungen. Das Original, das di« italienische Oper und Händel verspottete und Zeitsatire trieb und das dem englischen Fabulist«» John Gay so etwas wie den Sommernachtstroum seines Schafsens bedeutete, ist eine lustige Harmlosigkeit und „The Deggar'8 Opera" Hai die Londoner geraste deswegen lange unterhailcn. Bert Brecht macht aus dem Vorwurf aber etwas Modernes, er ersetzt die alte Zeilsaiire durch neue Mo mente, die kaum in der Satire behandelt werden können und in der frechen, bruialen Art, die dieser Heck't im Karpfenteich beliebt, schon gar nicht. Ans das Sstick des alten Gay, der bald 200 Jahre tot ist, kam es ihm auch durchaus nicht an. Die Kritik, die er am sozialen Zeiielend übt, steht über dem Ganzen. Aber cs ist keine .Kritik. Er ist ein Sammelsurium hingeworsen, ein Thema uneinheitlicher, in der Wirkung roher und flegelhaster Szene», die letzten Endes durch aus kommunistischen Ideen huldige». Aus ein gewisses Publikum wirkt ja so etwas stets. Das weiß Brecht, der sich in Dresden höchst- pcriönl ch »ngesiihr so eingesührt hat wie manche seiner „bearbeite ten" Bühnensignren das in dem Stück tun. Ihm ist daher «ine schlechte Kritik in der Presse die willkommenste Reklame. Denn da» Publikum, das er braucht, kommt dann gewiß ins Theater. Be dauerlich »ur, daß wir diesen kabarettistischen Unfug gerade jetzt erleben müssen, wo man sich anscbick!, das Gedenken des Mannes z» feiern, der dereinst stie demsche Bühne von der Hansmurstiade 'esrci: hat, Leasings, der in diesen Tagen 200 Jahre lebt. Er le-., noch uird das spür!« man gestern abend recht deutlich. Noch bedauerlicher ist cs aber, daß Bert Brecht, ein Dichter mit glänzender Begabung, auf diesen Irrwegen verlpirri. lieber den Jniall seiner Posse braucht schließlich nich!« mehr gesagt zu >vc». Sen. Man liest ja überallher darüber. Es sind vorlresjlich« Szenen darin, die den Könner verraten. Es gibt aber auch manchen pein lichen Mangel an Geist. Sen man beim Satiriker nicht antressen sollt«, und manche sehr, sehr longslieiigc Szene. Da muß dann Kurt Wetll helfend einspringen. Er schrieb zu dieser Posse eine Jazz-Musik, die aus Zwilchenspiclcn und ein gelegten Couplets besteht. (Leider kommt sie nur zweimal zur Parodie.) Auch diese Musik ist frech, gewollt-frech und soll nach Kräften die Ziele des Neutöners und Jazzers verfechten Helsen. Sie hat aber Melodie »nd kennt auch Gefühl, ßrich Schneider betreute sie sehr glücklich. Und dann kann natürlich die Aufführung manches dazutun. Hcrmine Körner hat ganz offenbar gesorgt, dcß die gröbsten Brutalitäten gemildert wurden. Für den „Helden" Mackie Hane man Hugo'Schräder von München geholt, er spielte mit Tem perament. Aber weder er noch die mehr niedliche Gertrud Meinz (Polly) noch auch Rainer (Polizciches) konnten so etivaS ähn liches wie paro-distischc Clmrakiere gestalte». Sie blieben eben beim Kabarett. Dagegen fanden sich bei Verhör» en, Melanie Horeschovsky und Olga Fuchs (Peachums und Lucy) seine, durchdachte Zeichnungen. Anni Wilke. das sentimentale Talent, und Wenck sind dann noch zu nennen. Man halte sich alle erdenk liche Mühe gegeben und auch eine sehr annehmbare dekorative Lösung gesunden, die schnellen Szenenwechsel ermöglicht. Aber einen Ein- struck konnte man doch nicht mitnchmen. Das Publikum verhielt sich anfänglich sehr ruhig, um dann freundlichen Beifall zu spenden. So mancher wird wohl nicht ge wußt haben, daß er Tendenzen zujubelt, deren Utopie gerade ihn selbst peinlich berühren müßte. So ist das eben bei einer Premier«. In der Pause konnte man freilich auch scharfe Ablehnungen verneh men. Indessen: widersprochen hat niemand. Heil dem „deutschen Theater" . . -l Zck. Die Lessing-Feler des Dresdner Lehrervereins !m Festsaale der Oberrealschule. Seevorstadt, nahm einen überaus ernsten Verlauf. Als Redner hatte man Professor Dr. Tillich vom Pädagogischen Institut der Technischen Hochschule gewonnen, der sich über das Thema „Lessing und die Idee einer Erziehung des Menschengeschlechts" verbreitete. Dom Kämpfer gegen die Orthodoxie in der proiestantischen theo logischen Richtung damaliger Zeit, wie er im „Anti-Goeze" austrat, ausgehend, zeichnete der Redner etn anschauliches Bits des pädagogischen Denken Lessings, das in seiner Schrift von der Erziehung des Menschengeschlecht» niedergelegt ist. Lesstng glaubte tm Gegensatz zu Augustinus und den Franziskanern an das 3. Zeitalter, an die Reife der Menschheit. Zu seinem Pro gramm gehörte die permanente Neinkarnation (Wiederkehr der Seele), die Lessing buddhistischen Gedankengängen, freilich in den Grenzen seiner christlichen Anschauung, nal-ebracht«. Die Quintessenz Lessingschen Denkens, die Ansicht vom unbedingten Wert der Einzelpersönlichkett auf humanistischem Boden, stellte der Redner sehr fein in Gegensatz zu den damaligen philosophi- sck^n Richtungen. Er war ein „christlicher Humanist" und als solcher ein tapferer, wenn auch vernunftvoller Kämpfer und Wegbereiter. Eingerahmt wurde der interessante Vortrag durch Mozarts A-Dur-Qartett. vom Mehlhose-Quartett des Lehrervereins sehr sauber interpretiert. ZcK. Das Zentraltheater Dresden teilt uns mit, daß es sich bei dem Haristein-Gastspiel und der Operette „Eine Nacht In Kairo" um zwei getrennte Borstellungen handelt. Musiliatisch« Veranstaltung für Arbeitslose. Das Arbeits- amt Dresden veranstaltet Donnerstag, den 24. Januar 1929, abends >48 Uhr, im Faunpalast (Stadt Leipzig), Dresden-N., Leipziger Straße 74/76, ein Konzert fsir Arbeitslose. Programm: Karl Maria von Weber. Ouvertüre zur Oper „Der Freischütz". Fr. Smetana, „Die Moldau". Sinfonische Dichtung für große» Orchester aus dem Zyklus „Mein Dalermnd". Nusführende: Die gesamte Dresdner Philharmonie. Leitung: Herr Kapellmeister Florenz Werner. Einführung: Herr Geo Becker. Ein trittskarten sin- in allen Fachabteilungen des Arbeitsamtes zu entnehmen. Sächsischer Kunstvrreln ln Dresden. Am Sonntag eröffnet der Sächsische Kunstvcrcin seine erste diesjährig« Ausstellung. Sie umfaßt Werke von Mitgliedern der Berliner Sezession, ferner von Th- Th. Heine, Birnstcngel, Gclbke. Oehme usw. Dresdner Lichlfpiele Wochenprogramm. Capitol: Waterloo (2. Woche verlängert). — Nla-Palafl: Die Hölle d.r Heimatlosen. — U.-T.: Das göttliche Weib. (Greta Garbo). — Prinz-Theater: Die Wochencndbraut. — Zentrum: Hclratsfieber. (Maria Paudler — Fritz Kampers.) — Kammer- Lichtspiel«: Pal und Patachon: Die Filmhelden. — M. S.: Der Polizeispion von Kalifornien. — Fll-Ll.: Vom 18.-24. Januar „Sein letzter Befehl" (Emil Iannings). Mittwoch. 23. Januar, nachmittags S Uhr. Märchenvorstelliuig „Hans tm Glück". /X X/
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