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Sächsische Volkszeitung : 19.01.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192901195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-01
- Tag 1929-01-19
-
Monat
1929-01
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.01.1929
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Pädagogen zur Kenntnis gebracht wurde, in welch» der Siaais- »ekretär Plus de» Elsten unzweideutig erklärte, daß die trulschen Elsaß-Lochringer ein heiliges und unveräußerliches Recht «ns ihr, religiösen und regionalen Uebrrlieserun. -in und aus ihre Muttersprache hätten? An solchen Worten ist doch nicht zu deuteln und man darf sie auch nicht vergessen, wenn man bei einem solchen Thema vor dem Forum der Oessrntlichkeit zu Schlußfolgerungen des Gegenteil« sich berechtigt jühltl Hat man ferner aus dem Gedächtnis verloren, daß Papst Pius de» Elfte selbst im Frühjahr IS28 aus eine Frage des Bi schoss D r. Vcrning von Osnabrück nach -er kulturellen und rechtlichen Notlage vieler deutscher völkischer Minderheiten im Ausland er klärte: „Die Minderheiten haben ein natürliches und übernatürliches Recht aus den Religio»«» unterricht und die Seelsorge in ihrer Mutter sprache," Es geht infolgedessen doch entschieden zu weit, wenn der Theologe des Dresdner Anzeigers sagt, daß den Romanen überhaupt die Einfühlungsmöglichleit sehle, daß Muttersprache uno DolkSium in sich sittliche Werte sind, deren ei» Volkstum sich nicht enläußcrn darf. In der Forderung aus Erhaltung von Volkstum und Muttersprache sind wir mit dem Theologen ganz einer Mei nung, Wir erinnern ihn aber, um nur e i n entsprechendes Beispiel für das Verständnis eines Papstes, der Italiener war, an zuführen, an die berühmte Bulle VenedtktSXIV. „Etsi Pastora- sis" vom 1, Juni 1741 über dt« kirchliche Lage der Griechen uich Mboner in Italien, Dr, Th, Grentrup, dessen Schrift „Natio nale Minderheiten und katholische Kirche", hcrauSgegeben in de» Quellen und Studien zum Nationalitälenrecht (Perl. Ferdinand Hirt, Breslau 1927) wir nicht nur dem Sfltcljässcr und dem Thro- llogen, sondern gleichmäßig unseren katholischen und evangeiisclFn Volksgenossen zum Studium empfehlen, sogt mit Recht von der Bulle Benedikts XIV,; „Das ist eine prachtvolle Ausstellung des großen Papstes, die sowohl Zeugnis ablcgt von der übernationalen Spannweite des kirchlichen Gedankens wie von dem liebevollen Cichhinabneigen aus di« Gebilde des völkischen Eigenlebens," Man kann oliv von dem schönen Wort, dis unser Theologe über den Zu sammenhang von der Treue zum Volkstum mit der Treue zu Gott dem brelonischen Bischof Ouimper in den Mund legt, nicht behaup ten, daß cs «ine dem romanischen Geiste verschlossene sittliche Wahr heit sei, TaS Problem liegt für die katholische Kirche und de» Hl, Stuhl denn doch etwas tiefer als diese gewiß nicht nebensäch liche völkerpsychologische Differenziertheit. Handelt es sich doch eigentlich um die große, »och nicht geklärte philosophi sche Frage: Beruht die Muttersprache als solche auf einem Nalurrccht? Wäre dieser Nachweis bisher wissenschaftlich einwand frei erbracht worden, so müßte die kath, Kirche nicht nur für die Muttersprache im Religionsunterricht, sondern allgemein für deren Erhaltung als ein« Gewissenpslicht ihrer Gläubigen eintreten. Viel leicht ist die Klärung dieser hochbedcutsamcn ethischen Frage bei einer wichtigen römischen Kongregation schon auf dem Marsch«, Dafür sind aber tiefschürfende Vorarbeiten und Erhebungen über di« kirchliche Tradition -durch die Jahrhunderte notwendig. Be deutend einfacher, aber auch viel weniger bindend ist dagegen die Resolution zum kulturellen Schuhe der Minderheiten auf der Kirchcnkonscrenz von Stockholm, die der Theologe irrtümlich als einen Vorsprung in dieser Frage vor dem Hl. Stuhl betrachtet. So schnell würde er sehr einfach errungen sein, aber man muh ganz offen sagen, daß denn doch das Preisausschreiben der For- schungsstclle für Ausland-deutschtuin und Auslandskunde in Mün ster i. W, „Religion und Muttersprache", zu dem zwei hervorragende katholische Theologen und Universitälsprosessorcn Dr, Mausbach und Dr, Schreiber, M, d, N,, die Initiative ergriffen haben, sowohl für die kath, Kirche wie für die menschliche Gesell schaft eine sicherere, weil sorgfältig begründeter« Ausbeute ver spricht, Geben wir cs doch offen zu. daß wir uns auf einem sitt lichen und rechtlichen Neuland befinden, dessen genaue Grenzen erst philosophisch und völkerpshchologisch abgesteckt werden müssen. So sehr der katholischen Kirche die heilige Pflicht obliegt, den sitt lichen Fortschritt in der Menschheit zu fördern, und an dessen Spitze voranzuschreiten, so kann man doch nicht von ihr verlangen, daß sic moralische Ansckmuungen, die langsam und unter Rückschlägen im Bewußtsein der europäischen Völker reifen, im voraus zu sitt lich verpflichtenden Normen erklärt, Unsere Katholiken und mehr noch unsere Protestanten wären vor dem Kriege höchlich erstaunt ge wesen, wenn die kath, Kirche die Gcrmanisierung des polnischen Vplkstums ohne Gewalt, also auf dem Wege einer friedlichen, lang- dauernden Assimilation, für unbedingt sittenwidrig erklärt hätte! Man kann also von der kath, Kirche auch jetzt unter Verweisung aus sittliche Normen nicht den Kampf gegen eine friedliche Ent nationalisierung als ihre Pflichlausgabe verlangen. Das hieße für sie Pflichten konstruieren, die wenigstcns aus der Vergangenheit Nicht bewiesen werden können. Nach unserem La len der stand« würde sich erst dann für die kath, Kirche unter Umstünden eine solche Pflicht ergeben, wenn die Rechte der nationale» Minderheiten ihre er kennbare Abgrenzung im europäischen Völkcrlebcn aus Grund eines gemeinsamen Nechtsbewußtscins gesunden hätten. Soweit ist man ober in Europa noch nicht. Eine einsinsirciche vatikanische Per sönlichkeit sagte uns »och gestern, daß der Hl, Stuhl selbstverständ lich die sittlich-rechtliche Entwickelung der Mlnderheilen allgemein begünstige. Man hüle sich aber in Deutschkand vor dem schweren Fehler und der häufigen Verwechslung, den Minoritätenschnh lediglich für die deutschen, nicht aber sür anderssprachllch« Minderheiten zu ver lange», denn sonst erscheint die ethische Forderung als politisches Vehikel Gewiß bedeutet der Weltkrieg gerade nach den Prokla mationen der Entente von der Befreiung der kleinen Völker darin einen epochalen E i n s ch n i t t, zu dem unsere ehemaligen Gegner sich bekennen müssen, wenn sic sich nicht vor der Welt lächerlich machen wollen, wie dos Journal des DV-bals Nr, 2 vom 4, Januar mit einem verständnislosen Lellartikel „Dcrrfl-re le Paravent des minorilds nationales" (Hinter der spanischen Wand der nationalen Minderheiten). Selen wir Deutsche aber ehrlich und vernünftig ge nug, um einen solche» langsamen moralischen Fortschritt zugunsten oller völkischen Minderheiten nicht im Sturmtempo zu erwarten, haben doch »och im Jahre 1916 einflußreiche deutsche Politiker, dar unter der frühere Reichskanzler Fürst Bükow, von dem Wehe» der Minoritätenrechtc keinen Hauch verspürt. Fürst Bükow sagte da mals, daß das Lstmarkenprobkcm „weniger eine Frage politischer Weisheit als eine Frage politischer Tapferkeit" sei, also gerade die Formel, die wir Deutsche jetzt Poincarü in Elsaß-Lothringen und dci» polnischen Wcstmarkcnverein in den an Polen abgetretenen östlichen Provinzen so sehr verübeln. Fürst Bülow lebt noch heul« als sehr angesehenes Mitglied der deutschen Kolonie, aber auch als Freund italienischer Kardinale in Rom. Hat -er gesund« Menschen verstand ein Recht z» verlangen, daß die Kardinale nicht nur die Ansicht haben sollen, sondern sogar die Pflicht übernehmen müßten, »> »mehr aus Grund umgekehrter moralischer Erwägungen sür den Schutz des bedrohten deulschen Volkstums der Minderheiten überall positiv ausziilrctcn? Solche Folgerungen durchdenken, heißt sie verneinen, tlnscrc deutschen Minderheiten, für die wir stets ein- gitreten sind, sind in der gewiß unangenehmen Lage, daß das Rechls- bewußtsein der herrschenden Sloalsvölkcr sich vielfach noch nicht «usrcichciiü zu dem Mitidcrhcilen-Slaitdpunkt durehgerungen l>at. Freilich, bas Wort Briands auf der letzten Genfer Tagung nmr eine K ulturtat. Glaubt der kath. Priester des Dresdner Anzeigers daß der HI. Stuhl in einen moralischen in- geistigen Sebliinimer darüber versunken sei? Seine Befürchtung, „saß man id» Stalikan) bereit ist, kulturelle Minderdeitenrechie gegen realere kirchenvolilische Vor teile preiszngebkii", scheint „ns vom dach eine unbegründete Sehivarzschcrci zu sei». Wir lrugneu nicht, daß es jür de» Hl. und de, Misfiontenm- Konkardase und Vertrsgeabschließen «uß, s« etuzeknen Fällen schwär« Pslichtenlalliflanei» -eben- kansi. E» sind theoretisch'Fäll« denkbar, tn denen aus den Druck eines Staate» hin Stuhl, der mit verschied emu Staaten im Interesse der Seelsorge und de, - , . - - tn etuzelne theoretisch nkbar, selbst der A. ktuhk sich selbst nur für die Erhaltung der Seelsor-e und de» Religionsunterrichts in der Muttersprache verbindlich machen kann, wäbrend der Schutz sonstiger kultureller Belange den Minder heiten selbst überlassen bleiben muß. Daß der Vatikan aber einer Regierung die Hand reichen würde, um gegen kirchrnpokitische Vor teile den Vorspann zur Vernichtung der völkischen Eigenarten ab zugeben, wäre eine Unterstellung, die durch nichts be wiesen werden kann Wäre eS doch ganz undenkbar, daß, während die päpstliche Kongregation ,che Propaganda Fide" durch Erlaß vom 6 Januar 1920 und beständig nicht nur di« seelsorge- rischen Methoden in den Missionsgebietrn vervollkommnet, sondern auch die Rücksicht auf die nationalen Eigenheiten immer mehr pfleg«, gleichzeitig etwa das päpstlickx Staatssekretarlat gegenüber den völki. scheu Minoritäten in Europa ein« Politik der Vernachlässigung und der Liebedienerei gegenüber nationalistischen Staatsgewalten triebe. Di« Unmsglichkeft der Durchführung eines solch gegensätzlichen Kur. se» wird hosentlich di« Skrupel de» Artikrlsthreiber des Dresdner Anzeigers restlos beseitigen! Wir halten im Gegensatz zu solchen seelischen Hemmungen ein kluges Vertrauen in die Loya lität de» Hl. Stuhles bet Konkordatsver hand- langen für durchaus begründet. Gewiß sollen wir dabel auch dir guten U e b e rli e f« r u n g« n de, katholischen Kirche in Deutschland für Konkor datsabmachungen zu wahren wissen, wobei Nun tius Paeelli mit seiner hohen Bildung und er fahrenen Kenntnis deutschen Wesen- ein best, berufener Vermittler zwischen Deutschland und dem Hl. Stuhl ist. Wir wollen uns nicht selbst dem Mißtrauen der Unfähigkeit überantworten uno dabei Hindernisse wittern, die für die Mehrzahl unserer evangelischen Volksgenossen — von den Böswilligen aus veralteten Vorurteilen sehen Ws, ab — unübersteigltch werden könnten. Die Zeilen ön-ern sich Die Deurleilung -er eNüssifchen Kelmakbewegung durch den „Dresdner Anzeiger" 1913 und 1928 Wenn wir auf die letzten Ausführungen des Dresdner Anzei. gcrs (Nummer 609 und 610. 1928) grundsätzlich und ausführlich geaniwortet haben, so geschah es vor ollem um des sorgfältig abge wogenen Artikels des katholischen Geistlichen willen, der in diesen Nummern enthalten mar. Dagegen gintzcn die gleichzeitig abge- druckicn Ausführungen des „ A l t e l sä s s c r 8 " doch große» Teils an der Antwort vorbei, die wir (Nummer 286, 1928) aus seinen ersten Artikel über das gleiche Thema gegeben haften. Die Hälfte dieser Ausführungen beschäftigt sich mit Maßnahmen des Bischofs Ruch — wir halten in unserm Artikel aber keinen Zweifel gelassen, daß wir diesen Maßnahmen kritisch gegenübcrstehen. Wir haben auch scbon vor dem ersten Artikel des Aftclsässers darauf hingcwiesen (Nummer 281, 1928), daß diesen Maßnahmen „keine beweiskräfti ge» allgemein-kirchlichen Erwägungen zur Seite stehen". Weiter meint der Altelsässer, wir befolgten „die leider auch in Zentrumsblättern vielfach geübte Methode, unbegueme Neußerungen niedcrzuknüppeln". Dabei haben wir ausdrücklich erklärt: „Wir werden uns di« authentischen Unterlagen verschaffen und aus dieser einzig möglichen Grundlage Stellung nehmen," Wir hatten cs also abgelehnt, vorc'ftg über die umstrittenen Tatsachen zu urteilen und hatten nur die Methode des Gegners gekennzeichnet. Wir können uns auch heute nach wie vor nicht dazu verstehen, unsere Meinung von den >o»rnatistischen Pflichten, die ein Blatt vom Range des Dresdner Anzeigers hat, so weit herabzumindern, daß wir meinten, eln Anariff, der aus einem Einzeflafl schwerste Vorwürle allgemeiner Natur herleitct und zudem mit nicht genau nacbgewieseiicn Zitaten arbeitet, entspräche den Forderungen der Sachlichkeit. Der Altelsäffcr geht schließlich völlig in die Irre, wenn er meint, wir hätten behaupte» wolle», die katholische Kirche sei in den Jahren 1870 bis 1918 im Elsaß unterdrückt gewesen. Das soll hier nickt erörtert werden, denn wir meinten etwas ganz anderes, wenn wir schrieben: „Wir können uns noch sehr gut einer Zeit er innern, wo die liberale Presse sehr viel Gclcaenheit gehabt hätte, sich der elsässischcn Katholiken anzupehmen," Wir wollten damit an jene Jahre erinnern, in denen eine schwere Vertrauenskrise zwischen dcm damaligen NcicbSland Elsaß-Lothringen — dcm prozentual am stärksten katholischen Gebiet dcS Reiches — und dcm übrigen Reiche bestand. Damals hatte die Nation alliberale Presse nicht das Verständnis für die elsässisehe Heimatbcwegung, das sie setzt kundgibt und das sie seht vom Vatikan als selbstverständlich for dern niöchtc. Auch damals war die Forderung des Elsaß' Auto nomie, auch damals hießen die Führer Riklin und Hauß. Und fo schrieb der „Dresdner Anzeiger" ISISr „Der Gebrauch, den man In Elsaß-Lothringen von der Verfassung (von 1911, die keineswegs Autonomie gewährte. D. R.) gemacht Hai, ist der beste Beweis dafür, daß ein weiteres Zugeständnis nicht ge macht werden kann. Kecker als se zuvor hat der Nationalis mus im NeichSla » de (so nannte das liberale Blatt damals die Heimatbcwegung, D. R ) nach der Erklärung der Verfassung sein Haupt erhoben, so daß vielfach auch gerade bei denjenigen, die von Anfang a» für die Verleihung einer Verfassung an Elsaß-Lothrin gen eingetrelen waren, Zweifel darüber entstanden sind, ob nicht ein anderer Weg, etwa di« Angliederima des Reichslandcs an VnndcS- siaaie» bester gewesen wäre, ob nicht zum wenigsten die Erteilung der Verfassung verfrüht war, Jcdeiflrl's kann nicht die Rede davon ein, daß Elsaß-Lothringen jene Rechte gewährt werden, bevor es nicht den Beweis erbracht hat, daß es die bisher gewährten Rechte verständig und maßvoll zu gebrauchen, nicht aber nur in natio nalem Uebcrmnt zu mißbrauchen weiß," (Dresdner Anzeiger, Num mer !!02, t, November 1919.) „Gerade auf dcm Boden des Reichslandcs ist eine strenge Wah rung der öffentlichen Ordnung und des Ansehens der Autorität drin gender geboten als irgendwo... Wie war es überhaupt möglich, öaß die gewiß nicht zu verteidigende Acußcrung des instruierenden Lsftöftrs der bekannten Zal>e--,-Assärc. D. R.) überhaupt an die Oefscittlichkell kam? Bisher galt es als erste Bedingung mili tärische» Disziplin. über Vorgänge innerhalb des Dienstes aiich nach außen strengstes Stillschweigen aufzucrlegcn. Dieser Brauch ist in Zabern gröblich durchbrochen worden, und die Zwischenträger sollten mit allen Mitteln scstgestcllt werden. Denn sie waren cL, die der elsässisch-lothringischen Hctzpresse ein willkomme nes Material zugctragcn und dadurch erst die Erregung hervor- gcrufcn haben... In früheren Jahren wurden sämtliche Elsaß- Lolkrinper in altdeutschen Städte» garnisoniert. Ohne jeden er sichtlichen Grund ist mit dieser auch im g e r ina n i sa t o r i s ch«n Sinne so heilsamen Maßnahme vor etwa 10 Jahre,, gebrochen worden. Hoffen wir, daß die Vorgänge in Zabern dazu bellrage», daß man so rasch wie möglich wieder zu dem früheren Drauchc zuriicklehrl." (Dresdner Anzeiger, Nummer 318, 17- November 1913 ) „An sich muß es jo schon aufsallcn, daß eS gerade dieselbe» Kreise u»v Parteien sind, die seinerzeit so cisrig sür die staatliche Selbständigkeit des Reichslandcs eingeiretcn sind, die nun in der schärfsten Weise wieder sür die nationalistischen Elsässer eintreten... In Zabern lindeste cs sich nicht um den ersten besten Wassenplatz, sondern um einen Ort. aus dem Glacis des deutschen Reiches in. mitten einer verhetzten, nationalistischen, unbot mäßigen Bevölkerung... In der Tat liefern die Bevöl kerung von Zabern und die Presse des Reichslondes den Beweis, daß eS der grösste Fehler der Rcichsregierung und des Reichstages war, dem Reichslande -eine selbständige Verfassung zu geben. Eine Bevölkerung, die ihr« feindlichen Gefühle gegen preußisches Militär so zum Ausdruck bringt wie di« von Zabern, — als Teil der reichsländischen Bevölkerung — ist unmöglich schon so weit In Ihrer Entwicklung z„r loyalen Reichsangehörigkeit, daß man ihren t m Grunde reichsselndlichen Bestrebungen nochgrben dürste- Was bedeutet denn diese Sehnsucht nach größerer Selb ständigkeit anders als de,, Wunsch, zwischen sich und dem Reich eine möglichst feste Mauer zu errichten? (Schließlich zitiert der Artikel zustimmend eine Neichstagsrcde Treilschkcs von 1871:) Zu den un erfüllbaren Wünschen, die sich im Elsaß regen, rechne ich den Wunsch, es sollen die Provinzen Elsaß und Lothringen zu einem Staate ver einigt werden. Ich halten diesen Gedanken sür verwerflich... An drei Departements, die niemals in ihrer Geschichte ein Äaol waren, jetzt einen neuen Staat zu bilden... das würde ich nennen «inen Schlag führen in unser eigenes Angesicht." (Dresdner Anzeiger, i Nummer 333, 2. Dezember 1913.) - ' Man sieht: Wenn die sranzösische Rechtspresse um Argumente gegen di« elsässische Heimatbewegung verlegen wäre, brauchte sie nur den Dresdner Anzeiger von 1913 zu zitticren. Wir habe» nur ei» paar typische Beispiele gegeben, aus denen man aber sehr gut die immer wicderkehrcnden Gedanken und Ausdrücke erkennen kann. So urteilte man in naiionalliberalcn Kreisen 1913, — und so schrieb -er „Dresdner Anzeiger" 1928 r „Das heuttge elsässische Volk... wehrt sich mit aller Gewalt gegen die Verwelichung. Es hat die Ueberfremdung der Heimat durch landfremde Elemente satt, die sein Schicksal bestimmen, ohne aus seine eigenen Wünsche zu achten und die seinen Söhnen in der Verwaltung die besten Stelle» wcgnchmen... Man hat ihnen vor dcm Waffenstillstände feierlich die Erhaltung seiner Freiheit und Tradition versprochen und «8 damit z» dem berühmten „Plebis zit" auf der Straße verlockt. Aber man hat schon heule, wo eS noch eine Art von Sondcregime genießt, hundertsach versucht, diese Rechte zu sabotieren. Alle aber, denen es auf die Erhfltung des Volkstums ankommt, sind überzeugt, daß diese Rechte nur aus dem Papiere stehen. Darum sehen sie ihre Rechte, ihre Sprache, ihr« religiösen Freiheiten solange bedroht, als ihnen nicht verfas sungsmäßig eine weitgehende Selbstverwaltung gewährt wird. Mitseparatisiischen Tendenzen hat das nichts gemein." (Dresdner Anzeiger, Nummer 609, 30. Dezember 1928.) „Wir sind im übrigen gespannt, ob endlich dag Deutsche Zen trum zu diesen ungeheuerlichen Vorgängen (der Förderung natio nalistischer Tendenzen durch Bischof Ruch. D- R ) die Stellung eln- nehmen wird, die seine bedrängten Glanbcnsgnossen in ocn abgetre tenen Gebieten von ihm erwarten dürfe».... Oder wird sich auch diesmal (II) bestätigen, daß die Katholiken deutscher Zunge in den abgetretenen Gebieten weder von ihren Glaubensgenossen in Dcuisch- land, »och von deren Führern, noch von der moralischen Macht des Papsttums irgendetwas zu erwarten haben." (Dresdner Anzeiger, Nummer 584, 13. Dezember 1928.) Auf diese Fragen ist zu antwort«»: Die Katholiken Im Reich« hoben sich sür die politischen und religiösen Rechte ihrer elsäsjischen Glaubensgenossen eingesetzt, als. nalionalkiberale Kreise in der elsässischcn Heimatbcwegung nur „Nationalismus" und „rcichsfrind- liche Tendenzen" sahen. Hätte ganz Deutschland damals dem Elsaß das nötige Verständnis entgegcnge- bracht, dann hätten wir kein „Plebiszit auf der Straße" erlebt, und eine national-katholische Partei wäre heute tm Elsaß unmöglich. Auch »ach der Abtrennung hat sich niemand In Deutschland stärker sür das Auslandsdentschtiim eingesetzt als die Zentrumspartei, wir erinnern nur an die Arbeiten des Abgeordneten Prälat Schreiber (Münster) auf diesem Gebiete. lieber die Mittel, mit denen man den AuslandSdcuischcn heut« helfen kann, sind freilich verschiedene Meinung«,, möolich. Die gonze deutsche Presse hat ein Slurm der Entrüstung dnrchztticrt wegen der Unterdrückung Siidticols; den Südlirolern aber ist das Leben da durch nur noch weiter erschwert worden. Was innerhalb der Ver trages von Locarno geschehen kann, der ja übrigens vom Führer der Deutschen Volkspariei inauguriert worden ist, werden die deut schen Katholiken auch heute noch im Interesse der elsässijchen Katho liken tun. Uber mit den zweckmäßigen Mitteln. Daß ein Angriff von katholischerScite gegen den Vatikan in einem liberalen Blatte, daS früher die elsäjsi- lche Heimatbewegung t» Grund und Boden ver dammt hat, das richtige Mittel sein soll, ver mögen wir nicht rin zu sehen. Kurze Nachrichten * Wieder eine politisch« Schlägerei. Bei einer Schlägerei in Duisburg zwischen Nationalsozialisten und zünftigen Zim- merleuten wurde ein Nationalsozialist durch einen Messerstich verletzt. Mehrere Zimmerleute wurden verhaftet. * Fachst. Der ehemalige Geueralstaalsanivalt von Kol-, mar, ist von den Folgen des gegen ihn verübten Attentats soweit wieder hergestellt» dah er die Klinik verlassen konnte. * Explosion. Bei Pesaro tn Italien wurde bei der Explo sion «Ines kleinen Privat-Pulvermagazins eine Person getötet und drei verwundet. * Jugendlich« Verbrecherband«. Eine aus sieben Kindern im Alter von 11 bis 15 Jahren bestehend« Verbrecherbande, di« schon seit langem in Lodz und Umgegend eine Reihe ver. wegener Derbrechen verübt halte, wurde am Mittwoch ver haftet. Di« henti-e Nuanner enthält da« St. Beana-Vlatt, das Sannta-sdlatt fit» die Diözese Meitze,.
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