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Nummer 7 — 28. Jahrgang ««chrim »mal wüsient!. «U den iUustl. »laU»d«Na«en ,D>« «elt- im» .fttlr uniere Netnen Leut»-. »owt, de» rek>betia,»u ,««. «mno-VIatt'. .ltnterhaltu»« und «Men'. .Die «e» der Frau' .«»rzilicker «atArber- Da» Mt» Burk' .FNmrun». Itkau'. «-natttcher v«,u«»vret» 8 vtt. »Inlck>l. BeNellaeld. ttn>etnummer IN I Sonnabend- u. Sonnlaonummer 8« I. H«iptl»r<MeUer- De. ». D«»e»t,k. Dresden. Volks SachMe Mittwoch, den « Januar 1«2« ««»laglaeri De,»de» «ut«>a»uvrrt»ei Die lae«v»N»„e «eNtzeti» 8« INamttten. an,eigen u. Stell»,inetuche 8<» I Die P»iiie»n»me,»>l» 8»n,m breü I ^r Für Anzeigen aicherbalb de» Berbre>iung»gebiele» 4t» 4 die PelNretlame,eile 1.8t»Brietgeb.8«»4 Am Fall« bdberer Gewal, erltlck» ,ede Berviiichiung aut Vielen,n„ >»wt« trlüllunn d. ilnteigen-Aiiilrägen u. velliung r>. Schade,lerlatz. »e>«»ttli«er TeU «eine Venz. Dresden. <»»iaiis«rft«Ile. Dens u.Preis«, «ermama. A^». ilir Verlag und Dnickerel. Filiale Dresden. DreSden-A. I. Voli«rsir,is>e>7. Femni,2lNl2. BoMckierkionIo Dresden »708. Vanfsonio Etadtban» Dredden Nr NI7I» Für chriskNche Pvlittk und Kullur RedaNian »er ESr»Ns»e« v,lk»,«»un» Sden-AUIIadl t Palierttrahe 17. Fernru, 207II Dresden „nd »IM». Wer «erls WWW Reparationen und Kriegsschulden — Amerikanischer Druck auf Frankreich? Paris, 8. Januar. „Newyork Herold" verzeichnet in einer Meldung aus Washington das Gerücht, die Negierung der Bereinigten Staaten würde geneigt sein, an der Ausarbeitung der finanziellen Aus gestaltung des Reparationsplanes, über den der neue Sachver- ständtgennausschuft Beschlich fassen werde, mitzuarbeiten unter der Bedingung, das; die sranziisische Regierung das französisch- amerikanische Schuldenablionimen ratifiziert. Diese Ansicht sei in glaubwürdigen Kreisen verbreitet und man verweise dabei auf die Besprechungen, die Parkier Gilbert noch mit dem offi- ziellen Persönlichkeiten in Washington haben werde. Das Er gebnis dieser Besprechungen werde, wie mau mit Gewißheit annehmen könne, sein, das, Parker Gilbert, wenn er nach Europa zurüchkehre, bereits ein bestimmtes Bild davon haben werde. In welcher Höl^ deutsche Obligationen In den Bereinigten Staaten untergebracht werde» können, unter der Voraussetzung, dich das französisch-amerikanische Schuldenabkommen von Frankreich ratifiziert werden würde. " Washington, 7. Januar. Parker Gilbert hatte gestern im Staatsdepartement längere Unterredungen mit Staatssekretär Kellogg und Unterstaatssekretiir Castle, die er zusammen mit dem Schatz amtssekretär Mellon »nd dem Botschafter Morrow auf- suchte. Unterredungen mit Coolidge und Hoover find geplant. Ueber den Inhalt der Konferenzen wurde erklärt, Gilbert habe die allgemein« Neparattonslage geschildert, er verspreche sich jedoch keinen Nutzen von einer öffentlichen Er örterung der Aufgaben des Sachverständigenausschusscs im gegenwärtigen Augenblick. Zu seinem Jahresbericht betonte Parker Gilbert, datz er vollkommen unparteiisch ab- gesaht sei und weder die eine noch die andere Seite begünstige. Es wurde ferner daraus hingewiesen, daß sein Bericht lediglich bis September 1928 reiche, während der Bericht des amerikani schen Handelsattachös in Berlin, Allport, die Zeit bis De zember umfasse. Paris, 7. Januar. Die R e p a r a t i o n s k o m m i s s i o n hat in ihrer gewöhn lichen Sitzung am letzten Sonnabend sich mit laufenden An gelegenheiten befaßt, dagegen hinsichtlich der Ernennung der Sachverständigen keine Entscheidung getroffen. Es be steht wenig Wahrscheinlichkeit, daß diese formelle Angelegenheit vor der Rückkehr des Kommissionsvorsitzenden und französischen Delegierten Chapsal nach Paris, die etwa am 10. oder 11. Januar Zufriedenheit in Jugoslawien Belgrad, 8. Januar. Nach einer Meldung der Agentur Aval» laufen im königlichen Palais und beim Ministerpräsidenten danrrnd Glückwunsch telegramme ein, in denen dem König, der den notwendigen Schritt zu tu» verstanden habe, die Anerkennung und die Freude der Nation zum Ausdruck gebracht werden. Mel dungen aus Laibach, Marburg, Sarajewo, Spalato, Scbenico und anderen Städten berichten, daß der Regierungswechsel von der Be völkerung mit ehrlicher Begeisterung anfgenommen wird und daß man in allen Kreisen in der Bildung der neuen Regierung den Beginn eines neuen Zeitalters erblickt. Die von einigen Blättern verbreiieten Nachrichten über eine militärische Besetzung Belgrads und die Verhaftung mehrerer Par lamentarier sind, wie die Agentur Aval« erklärt, vollkommen aus der Lust gegriffen und offenbar in tendenziöser Absicht erfunden. Im ganzen Lande herrscht vollkommene Ruheu » d Ordnung und die Nachricht über die Bildung der neuen Regierung wurde überall mit lebhaftester Begeisterung ausgenommen. In dem Gesetz über die Machtbefugnisse des Kö nigs und die oberste Staatsverwaltung, das 21 Paragraphen enthält, Hecht cs » a.: Der König ist der Träger der ganzen Ge walt im Lande. Er gibt neue Gesetze, ernennt die Staatsbeamten und Militärpersonen. Weiter heißt cs, daß die Dynastie Kara- georgiewitsch eine erbliche Dynastie ist und es werden in den lau senden Artikeln die Fragen der Nachfolge zu der Regentschaft, di« bisher nicht geregelt war, festgesetzt. Punkt 15 dieses Gesetze? be sag!, daß der König den Präsidenten, den Mnistcrrrat und die Mi nister ernennt, die unmittelbar »nlcr königlicher Oberhoheit stehen «n- »ach seinen Anweisungen und in den Grenzen ihrer Rcssorls erfolgen wird, erledigt werden wird. Wie „Excelsior* meldet, wird der als französischer Vertreter für das Sachverstän digenkomitee in Aussicht genommene Jean Par mentier von seinem Amte als Kommissar im Transferkomitee in Berlin zu rücktreten. Als Nachfolger wird der Vizepräsident der Bank von Frankreich, Rist, genannt. Wie das Blatt weiter wissen will, kommt auch der Austritt des belgischen Delegierten für die Reparationskommission, Eutte, aus dieser Kommission in Frage, da Eutte als Sachverständiger Belgiens für die kommen den Reparationsverhandlungen in Aussicht genommen ist. Die panamerikanischen Schledsvertriige Neuyork, 7. Januar. Wie „Associated Preß" aus Washington berichtet, haben die Delegierten der Panamerika-Konferenz die in der Plenar sitzung gutgeheißenen Schiedsverträge unterzeichnet. Die Verträge wurde» nur von den Bereinigten Staaten, Haiti, Nicaragua, Panama, Brasilien und Peru ohne Vorbehalt gezeichnet, wahrend die übrigen Länder gewisse Borbehalte machten. Diese Borbehalte beziehen sich ln der Hauptsache aus schwebende Fragen, sowie aus Fälle, für die versassnngsgemiiß die Gericht« der einzelnen Länder zuständig sind. Auf der Panamerika-Konferenz Unterzeichneten die Dele gierten außer den vielseitigen Schieds- und Vcrgleichsverträgen noch ein drittes Schriftstück, nämlich das Protokoll über ein progressives Schiedsverfahren. Durch den Beitritt zu diesem Protokoll können die Länder die bei der Unterzeichnung des Schiedsvertrages gemachten Vorbehalte ausgeben. Kellogg er klärte in seiner Schlußrede, er wolle aus den glücklichen Um stand Hinweisen, daß die Konferenz tagte, als die Meinungs verschiedenheiten zwischen Bolivien und Paraguay entstanden. Diese Schwierigkeiten hätten dramatisch die Tatsache bewiesen, daß der Frieden All-Amerikas eine Sache sei, welche allen Nationen diesler Hemyphäre am Herzen liege, und wofür alle Mitglieder der Panamerikanischen Union sich wirklich verant wortlich fühlten. Die Konferenz dürfe sich Glück wünschen, datz durch ihre Bemühungen die Streitfragen in Kanäle geleitet seien, welche eine baldige befriedigende Beilegung verheißen. Kellogg bezeichnet« die angenommenen vielseitigen Verträge als die weitestgehenden und umfassendsten, welche jemals die Nationen der Welt angenommen hätten. arbeiten. Die Minister sind »ur dem König verantwortlich. Der König kann die Minister »nlcr Anklage stellen. Die Gerichtsbarkeit über die Minister wird dem StaaiSgcrichlshof obliegen. Der König veröffentlicht und proklamiert neue Gesetze durch Erlaß. — Das zweite Gesetz über den Schutz der öffentlichen Sicher heit und Ordnung im Staate cntbält zahlreiche Punkte nvcr revo lutionäre, knmniuiiistische und nibilislische Umtriebe. Nach Informationen aus RegiernngSkreiscn bereitet die Re gierung weiter ein Gesetz vor, woourch ein Staatsgericht errichtet werden soll, das die Aufgabe habe,, wird, in Delikten, die gegen die Einheit des Staates gerichtet sind, Urteile zu fällen; durch rin zweites Gesetz soll die richterliche ll n a l> l> ä n g i g k e i t e i n- gcschriinkt und durch ein drittes Gesetz die Organisation des obersten staatlichen Rcchnimgshofcs abgeändert werden. Die Drokverlorxung in der Sorojekunion Moskau, 8. Januar. Die Telegrophenagentur der Sowjetunion erklärt: Dis von der ausländischen Presse in den letzten Tagen verbreiteren Meldungen über angebliche Bauernaufstände in der Ukraine und in Weißrußland sowie über Brotunruhen in Lenin grad »nd Moskau sind böswillige Erfindungen. Ruhe störungen sind nirgends in der Sowjetunion vorgckoininen. Dis Belieferung Moskaus, Leningrads und anderer Städte mit Lebensmitteln wickelt sich ohne jede Störung ab. Neue Bedrohung Kabuls London, 8. Januar. Wie Moruingpost aus Kalkutta meldet, sollen nach zuver lässigen Nachrichten die afghanischen Aufständischen ein Fort 4 Meilen von Kabul erobert haben und die Haupt stadt mit eroberten Geschützen der Regieru«gotkuppen bom bardieren. Ein nächtlicher Angriff werde binnen kurzem erwartet, doch seien die Reglern,tgslruppen überzeugt von ihrer Ueberlegenheit gegenüber den Ausständischen. Diktatur im Süden Als Kronprinz Alexander von Serbien, der für den erkrankten König Peter seit 1614 die Regentschaft führte, im November 1915 vor den andrüngenden deutschen Truppen nach Süden floh, ans elenden Wegen und unter keineswegs königlichen Verhältnissen, schien das Ende des serbischen Königtums besiegelt. Niemand konnte abnen, datz der politische Endsieg der anderen Alliierten auch die Dynastie Karngeorgeivitsch mit neuem Glanze umkleiden würde. Aus dein Zusammenbruch der Habsburger Mon archie entstand ein Reich der Serben, Kroaten und Slo wenen, größer und mächtiger, als man es je in Belgrad er träumt hatte. Und dennoch innerlich schwächer als das kleine Serbien vor 1914, in endloser Unruhe zerwühlt von den Gegensätzen und Eifersüchteleien der drei Völker, die in seinen Grenzen durch die hohe staatsinännische Weisheit der „großen Vier" von Versailles zu einer neuen Einheit zusaminengezwungen worden waren. Die Serben wollten aus dem neuen Jugoslawien ein größeres Serbien machen: die Kroaten und Slowenen aber, ja selbst die Montenegriner verlangten die Umge staltung des Landes zu einem Bundesstaat. Erbitterte innere Kämpfe waren die Folge, die eine Zeitlang durch eine verhüllte Diktatur des großserbischen Führers Pa- sitsch zum Stillstand gebracht wurden, nach Pasitsch' Tode aber mit neuer Heftigkeit ausbrachen. Revalverschüsse im Palament, Maschinengewebre im Wahlkampf waren die letzten Argumente, die die Parteien gegeneinander vorzubringen hatten. Ein Kabinett nach dem andern stürzte. Diese Dauerkrise hat nun König Alexander auf radikale Weise geändert. Fm Wechselspiel der politischen Kräfte snh er nur eine Macht, auf die er sich unbedingt verlassen konnte: das Heer. Das Heer, an dessen Spitze er 1912 bei Kuinanowa gesiegt hatte, im ersten Valkankriege, der den Anfang zum Aufstieg des neuen Serbiens bedeutete. Generälen hat der König die wichtig sten Ministerposten anvertraut, gleichzeitig das Parlament aufgelöst und die Verfassung für aufgehoben erklärt. Die europäische Presse spricht jetzt von einere ..Dik tatur" in Südslamien. Aber ist cs denn eine Diktatur? Fn Italien und der Türkei, in Spanien und Portugal waren es Führer einzelner Parteien oder Gruppen, die die unuinschrönlrte Gewalt an sich rissen, meistens im Gegensatz zum Troger der legitimen Gewalt. Mustafa Kemal stürzte den Sultan, Mussolini und Prima de Ri- nera zwangen ihren König auf den politischen Weg, der ihnen notwendig erschien. König Alexander ist der erste Monarch im modernen Europa, der sich s e l b st zum Diktator ma ch t. Ein neues Bild! Dieser König hebt die Verfassung auf. Kraft wel chen Rechts? Untergräbt er damit nicht die eigene Auto rität? Das'wird die Zeit lehren. Zunächst erntet er nur allseitigen Beifall. Bei allen Völkern seines Reiches, die nun von dem unnmschränkten Herrscher das erhoffen, was ihnen das Parlament nicht gab. Und bei dem Ausland, das keine andere Lösung mehr sah. Solange diese Ueber- einstimmung zwischen Volk und Herrscher dauert, wird inan das Regiment Alexanders mit den andern europä ischen Diktaturen, die doch im Grunde eine besondere Farm der Volksherrschaft darstellen, vergleichen können. Wird diese Uebereinstiminung gestört, dann wird der wahre staatsrechtliche Charakter des Handstreichs vom 6. Januar sich enthüllen: ein N üärfall luden Abso lutismus des 18. Jahrhunderts. Schon einmal ist die Verfassung in Jugoslawien auf gehoben worden. Es war ein Namensvetter des jetzigen Königs, Alexander Obrenawitsch. der 1998 das wider- spenstige Parlament nach Hanse schickte. Ein halbes Jahr später war er ermordet. — Wir hassen, das; der neue Ver such. absolut zu regieren, keinen ähnlichen Abschluß haben wird. Der jetzige König hat nicht das Gesicht eines Ge waltmenschen. inan glaubt Intelligenz und Gewissenl>as- tigbeit ui seinen Zügen entdecken zu können und hält es nicht für Heuchelei, daß er sich nur ungern zu einer Ge- waltlösung verstanden hat. Die Frage ist. welchen Ein fluß seine neuen Ratgeber auf ihn ausüben werden. Daß er alle die verschiedenen Erwartungen, die Serben. Kroa- ten und Slowenen auf ihn setzen, erfüllen kann, erscheint als wenig wahrscheinlich. Entweder wird er zentralistisch regieren und damit die Minderheiten gegen sich aufbrin- gen, oder föderalistische Versuche machen und damit die Serben verstimmen oder schlimmstenfalls Kompromisse versuchen und sich sämtliche Sympathien verscherzen. Im Zweifel wird der Kurs der neue» Regierung großserbisch sein, und damit ein neues Kapitel der Unterdrük- kung nationaler Minderheiten beginnen. An