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Sächsische Volkszeitung : 17.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192810177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281017
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281017
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-10
- Tag 1928-10-17
-
Monat
1928-10
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.10.1928
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Das Klrchweihfesk in Ehemrritz Chemnitz, 16 Oklober. Den AuSllang des 100jährigen Jubiläum» von St- Joh. Nep. bildete di« kirchliche Feier des Kirchweihfestes am letzten Tonnlag. E» brachen fast der Bühne Stützen! Die „Cacilia" liest noch ein. mol dir prächtige Missa in D von Nicolai (dem Nachfahren von Beethoven) hären. Freilich mußte das Orchester auf 7 Streicher beschränkt werden, die von Gemeindemitgliodern gestellt wurden. Ein besonderes Lob verdiente diesmal üaS Violinsolo des 16jährige» Herbert Pickert, eines ehemaligen Schülers unserer Kaßbergschule und angehenden Künstlers. Noch der liturgischen Abendvespcr sang die nimmermüde „Cäcjlia" neben dem Ostimmigen Tantum für Frauenchor von Aiblinger noch einmal die Schubertschen Chöre: Gott ist mein Hirt und Die Allmacht. Diese unverhoffte musikalische Gabe in stiller Abendstunde hinterlieb bei allen (dir Kirche war wie der bis auf den letzten Platz besetzt!) einen tiefen Eindruck. Herrn Kantor Vogt und seiner getreuen Schar — Herrn Lehrer Paulig alz getreuen Orgelbegleiter inbegriffen— gebührt dafür ein beson derer Dank! Die Besucherzahl in der hl. Mission, während der Firmung und am Kirchweihfeste bewies wieder einmal die gänzliche Unzulänglich keit der 100jährigen Pfarrkirche. Hier mußt» allernächster Zeit unbedingt eine Aenderung erfolgen. Di« Entwicklung der Gemeinde, die ihre Stärke beim hundertjährigen Jubiläum so großartig zum Ausdruck gebracht hat, hängt davon ab. Daß sie baulich in keiner Weise mehr den polizeilichen Vorschriften ent spricht. sieht jeder Laie und erst recht jeder Fachmann mit ernster Stirn. Ein« Erneuerung blieb ihr zum Jubiläum versagt, wohl «in Zeichen, daß ein Umbau oder Neubauten — man spricht vom Kaßberg und von BernSdorf — schon beabsichtigt sind. Möge die Gemeinde §t. Joh. Nep. nun recht bald zu einem würdigeren Got teshaus gelangen, nachdem sie schon viele Male in ihren Hoffnun gen getäuscht worden ist. Berlin will in den nächsten 10 Jahren 35 Kirchenbauen! Mit Gottes Hilf« wird's auch in Chemnitz ge lingen. daß unsere Stadt nicht länger hinter den Schwestergrob- städten Dresden und Leipzig zurüchtehen muß. Ein Laie, der Kauf und Handelsherr Nompano, hat vor 100 Jahren den Chemnitzern zu einer kath. Pfarrkirche geholfen. Heute warten viele Laien auf die Gelegenheit. in seinem Sinne weiterzuhelfen! h. Knappschaftswahlen. Am Sonntag haben in den drei Steinkohlenrevieren Sachsens in Zwickau, Lugau-Oelnsitz und dem Plaucnschen Grund die Angestellten-Aeltesten. mahlen zur sächsischen Knappschaft stattgefunden. Wie die Zwickau» Neuesten Nachrichten melden, haben nach den neuesten Ergebnissen erhalten der Reichsverband deutscher Berg, bauangestellten 706. Afabunü 01, GDA. 81 Stimmen. Lenin im Kaufe -er Böker" Hur cler I,su5i1r l. Von einem wutenden Bullen getötet. Beim Füttern eines Zuchtbullen wurde der Gutsbesitzer Julius Böhme in Wehrs dorf lNiederdorf) von diesem auf die Hörner genommen und gegen «ine Wand gevrestt. Böhme erlitt an der Brunst so schwere Ver letzungen, daß er kurz darauf trotz Zuhilfenahme eines Arztes ver starb. l. Unfall auf der Landstraße. Sonntagnachmittog gegen 3 Uhr fuhr ein Personenkraftwagen auf der Landstraße Hoyerswerda- Bautzen zwischen Cölln und Schwarzadler auf ein von Bautzen kommendes Geschirr. Das Pferd wurde an der linken Seile verletzt, während der Wagen mit voller Wucht gegen einen Baum fuhr, so daß dieser entwurzelt wurde. Der Führer des Geschirrs kam mit einer stark blutenden Stirnverlehung davon. l. Spinale Kinderlähmung. Im Ortstell Ellersdors zu Sohland a. d. Spree erkrankte neuerdings ein einjähriges Kind an spinaler Kinderlähmung. l. Jahn-Gedächtnislauf Schirgiswalde. Am vergangenen Sonnlagnachmittag herrschte hier reges turnerisches Leben; der Sprce-Wesenitz-Gau veranstaltete unter der Leitung seines Bezirks- Sportwartes Lehrer Richter eine» Jahn-Gedächtnislauf. Start und Ziel zu diesem Lauf, der eine Länge von 5000 Meter hatte und durch Schirgiswalse. Callenberg und Kirschau führte, waren an der Turnlmlle zu Schirgisivalde. An diesem Laus betei ligten sich Man»s<l>asten aus Wshrsdorf, Großpostwitz, Schirgis- tvalde, Kirschau, Beiersdorf und Wilthen, von denen sich die ersten vier den schlichten Eichenkranz erkämpften. Anschließend fand in der Turnlmlle noch ein geselliges Zusammensein bei frohem Wort und Lied und guten turnerischen Vorführungen statt. Erfreulicher weise fand die Veranstaltung bei der hiesigen Bevölkerung Interesse. l. Die Freiwillige Feuerwehr Schirgiswalde konnte am Sonn tag auf ihr 40jähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesen« Anlaß vereinigten sich im Erbgericht Mitglieder uüd Freunde der Wehr zu einem wohlgelungenen Festabend. — Am 9. September 1886 wurde in einer zahlreich besuchten Versammlung die Grün dung einer freiwilligen Feuerwehr für Schirgiswalde beschlossen. Bedingung für die Aufnahme der Wehr war und ist noch die Er- Der bolschewistische Umsturz, der in seiner Furchtbarkeit an die französisch« Revolution von 1780 erinnert, und mit seinem Würgen von Weib und Kind, hoch und niedrig, die Schrecknisse des Weltkrieges in den Schatten stellt, rollt in einem schauervollen Bild vor uns ab, in diesen Memoiren eines Mannes (W. K. von Koroftovez: .Lenin im Hause der Bäter". Verlag für Kulturpolitik, Berlin 1S28), der als Be amter des Petersburger Außenamtes und als russischer Grund besitzer den inneren und äußeren Zusammenbruch seines Volkes aus nächster Nähe erlebt hat. Als 1911 Koroftovez als Sekretär Sasonoffs in das Petersburger Auswärtige Amt eintrat, drang bereits der Brandgeruch des kommenden Weltkrieges vom Balkan herüber. Er kannte sie fast alle persönlich, die Botschafter, Gesandten und Ministerialbeamten des russischen Weltreiches, und schildert eindrucksvoll und ungeschminkt ihre Leistungen und ihre Schwächen. In dem geheinz»» Kabinett seines Ministers liefen die Fäden zusammen, welch« ein ge- schickt» Staatsmann zu einem unlösbaren gordischen Knoten verschlang, der zuletzt nur noch mit dem Schwerte zu durchhuuen war. Das russische Volk, auch die Intelligenz, erscheint in dem Lichte starker Unwissenheit, wenn Koroftovez erzählt, wie er am 2. August seine Klubgenossen beim Abendessen mit der Nach richt völlig überrascht: „Deutschland hat den Krieg erklärt." In Petersburg sekundierte man mit diplomatischen Wafken den Kamps an der Front, aber alle Anstrengungen, den äußeren und inneren Zusammenhalt zu wahren, paralysiert die Untätig- tett und der sträfliche Leichtsinn der Hofkreise und des Zaren, der unter dem unheilvollen Einfluß der Zarin und ihres Schalten, des abenteuerlichen Mönches Rasputin, stand. Das ' Schicksal nimmt seinen Lauf, Petersburg rebelliert, die Front lockert sich, die Duma wird der Sitz der provisorischen Zentral regierung, und in aller Stille organisiert sich der Sowjet der Arbeiter und Bauern, der täglich größeren Einfluß gewinnt. Wie einst in Paris, treibt die Entwicklung zwangsläufig dem Radikalismus zu, die Schwächlinge Kerenski und Miljukow rönnen sich nicht halte», und Koroflovez erlebt v«n Einzug Trotzkis ins Außenamt. wo Ihn die Beamten mit seltsamer Verkennung der Machtverhältnisse mit Spott und Hohn emp fangen. Die Sowjets ergreifen die Macht, es beginnt der Streik der Beamten und die Aera der Verhaftungen und Er schießungen und Verfolgungen. Koroftovez, dessen Bleibens nicht nicht mehr in Petersburg ist, reist durch ein in völliger Auf lösung befindliches Land auf sein Gut in der Ukraine, auf dein er sogleich einen Selbstschutz zur Aufrechterhaltung seines Be sitzes einrichtet. Die Ukraine proklamiert ihre Unabhängigkeit, die Deutschen rücken ein und bringen mit der Hetmannregierung äußerlich geordnete Zustände, während auf dem Lande grauen volle Mordtaten ihrem Eintreffen oorangehen. Der Abzug der Deutschen ist für Koroftovez das Signal zur Flucht, unter abenteuerlichen Umständen, vielfältigen Verkleidungen und angenommenen Namen gelingt es ihm. nach vielen Monate», mit seiner Frau bei Minsk durch di« kämpfende russisch polnische Front zu entweichen, während sein« beiden Brüder und seine hochbetagte Mutt» der Wut und Rache der Bolsche wisten zum Opfer fallen. Die Geschichte dies» Tragödie ist mit unnachahmlich«, Lebendigkeit und geradezu klassischer Darstellungrkunst ge schrieben. und man folgt mit Spannung und Erschütterung diesem Dokument eines tragischen Lebens, hinter dem die Tra gödie eines ganzen Volkes steht. Es fällt jedoch ein tröstender Aus blick auf die Zukunft derer, denen es gelang, dem Hexenkessel der Verfolgungen zu entgehen. „In dieser Hinsicht ist dis Re volution ein ungeheurer un^x außerordentlich wertvoller Faktor für diejenigen, die das Schicksal verschont hat. Hier wie nie mals ist das Wort der Heiligen Schrift am Platze, daß der nicht auferstehen wird, der nicht gestorben ist, und in dieser Beziehung ist die Auferstehung in der Tat ein großes inneres Erlebnis. Nur wer durch den Tod der Revolution hindurchgegangen ist, versteht, wie relativ die Begriffe sind, wie künstlich die von der Menschheit errichteten Wegzeichen sind, und wie wenig fes^ wenn sie nicht mit dem inneren Ich verbunden sind." N. reichung des 18. Lebensjahres und volle Unbescholtenheit. 1889 be stellte sich die jung« Wehr ihre erste eigene Spritze sür 1700 Mark bei der Firma Flader, Jöhstadt Außer den von der Heimaigemeinde und dem Domstift St. Petri zu Bautzen gespendeten Beträge,, wur den die erforderlichen Mittel durch öffentliche Thealeroussührungen zusammengcbracht. Durch regelmäßige Hebungen und jährlich vor genommene Alarmierungen wurde a» der Ertüchtigung der Wehr gearbeitet. Die jährlichen Inspizierungen brachte» stets ein aner kennendes und lobendes Urteil. Infolgedessen war die Auslösung der Schirgiswalder Pslichifeuerwehr wohl berechtigt; dies geschah im Jahre 1926. Nach Fertigstellung der Wasserleitung und deren Uebernahme durch die Stadt schritt ma» zur Gründung eines Hydrantcnzuges. Der Bericht der letzte» Generalvcrsanimluug am 4. Februar 1928 weist einen Mitgliederbestand von 84 Aktiven und 54 Passiven aus. 7,8 Gramm Radinrnvorrak in der Tschechoslowakei Prag, 16. Oktober. Seit dem Umsturz sind in der Tsäwchosloivakci mit Ein schluß eines kleinen schon vorhanden gewesenen Vorrates 14,6 Gramm Radium gewonnen worden. Davon sind an Anstalten und Aerzte 5,5 Gramm ausgeliehe» worden, 1,3 Gramm Radium verkauft worden, so daß sich also in Vorrat 7,8 Gramm Radium befinden. Für das nächste Jahr wird mit einer Nadium- gewinnuno von drei Gramm gerechnet. Der Nadiumverkaus ist erst vor kurzer Zeit durch ministeriellen Beschluß frcigegeben worden. Die höhere Sterblichkeit der Arbeiter in den St. Ioachimslhaler Nadiumschächten wurde der Nadiumemanation zugeschrieben. Doch stellte eine ärztliche Kommission fest, daß die Nadiumemanation in den Bergwerken von Ioachimsthal nicht gesundheitsschädlich sein könne. Witterungsaussichten. Heiter bis wolkig, am Morgen ört lich neblig: Nachts Fröste in bisheriger Stärke, tagsüber mild. Schwache mäßige Winde aus östlichen bis südlichen Rich tungen. zufolge Temperaturumkehr mit der Höhe, oberes Erz gebirge ebenfalls zeitweise Wärmegrade. Esmeincie- unci Vrrrin5v«en 8 Der Vorsitzende des HauptelternrateS Dresden bittet di« Herren Vorsitzenden der Elternräte sowie dir aktiven «nd Erseh mitglieder der einzelnen Elternräte der kath, Volksschulen Dresdens, sich am Mittwoch, den 17. Oktober, abends 8 Uhr im große» Bei» einszimmer des Hauptbahnhofes (Eingang durch Wartesaal 3. Kl.) einsinden zu wollen. An diesem Abend wird der Generalsekretär der D. Z., Herr Dr. Heinrich Vockel, spreche». Den Vorständen bzw. Vertrauensleuten wird Gelegenheit gegeben, sich üb» die Lag« im Wahlkreise Ostsachsen bestens zu informieren. 8 Dresden. Dienstag. 23. Oktober, abends 8 Uhr Fomilicn« abend der kath. Mil.-Gemeinde im Soldatenheim, Königsbr. Str, mit Lichtbildervortrag des H. Kaplan Schmitz, musikal. Darbietung«» und Tanz bis 1 Uhr, Eintritt frei 8 Soldotenexcrzitien sind vom 29. Oktober bi» 2 Novcn.bcr in Biesdorf bei Berlin für die Katholiken der Provinz Sachsen, vom 5. bis 9. November in Hoheneichen-Hosterwitz bei Dressen sür die Soldaten des Freistaates Sachsen. Anmeldungen durch die hochw. Standortpfarrer beim kath. WehickreiSpfarramtr Dresden er beten bis 26. Oktober, bzw 1. November. Mögen alle Familien, deren Söhne bei -er Reichswehr dienen, dahin wirken, daß jeder Soldat wenigstens einmal während seiner Dienstzeit an Exerzitien tcilnehme. Kath. Unterprimaner, die als Offiziere, Sanitäts- oder Vete rinär-Offiziere in die Reichswehr Ostern 1930 eintreten wollen, müssen sich vom 1. 4. bis 31. 5- 29 beim Wehrkreiskommando mel. den. Es wäre wünschenswert, wenn mehr Katholiken sich sür den Dienst der Reichswehr meldeten. Die Statistik lehrt, daß pro zentual weit mehr Nichtkatholiken der Reichswehr angehören Den Unteroffizieren und Mannschaften wird während der Dienstzeit eine vorbereitende Ausbildung für den Uebergang in bürgerliche Berits« gewährt. Die Hecresfachschule sieht eine Ausbildung sür Verwal tung und Wirtschaft, für Landwirtschaft und für das Handwert vor- Daneben bestehen noch die Ausbildung für den Forstbernf und sür Gewerbe und Technik. Die Abschlußprüfung l berechtigt zun, Ein tritt in die Beamtenstellen der Besoldungsgruppe» 12 bis 5 (alte Des-Gr. 1 bis 6): die Abschlußprüfung II berechtigt zun, Eintritt in die höheren Stufen des mittleren Bcamtendienstes nach Bes-Gr.4 (alte Bes.-Gr. 7 bis 9) Das Schloß Dürande Eine Erzählung von Joseph von Eichendorff. iS. Fortsetzung.« ,M>S ist dir Uhr?" fragte der Graf. — „Bald Mitternacht", »widerten einige, sie hätten ihn so lange im Walde und Garten ver- eblich gesucht. — „Wer von euch sah den Nenold, wo kam er her?" ragte er von neuem. Alles schwieg. Da warf er drn Brief auf dm Tisch. „Der Rasendel" sagte er, und befahl für jeden Fall di« Zug brücke aufzuziehcn, dann öffnete er rasch das Fenster und schoß ein Pistol, als Antwort, i» die Lust hinaus. Da gab es einen wilden Widerhall durch die stille Nacht, Geschrei und Rusen und einzelne Flintenschüße bis in die fernsten Schlünde hinein, und als der Graf sich wieder wandte, sah er in dem Saal einen Kreis verstörter Ge sichter lautlos um sich her. Er schalt sie Hasenjäger, denen vor Wölfen graute. „Ihr habt lange genug Krieg gespielt im Walde", sagte er, „nun wendet sich die Jagd, wir sind jetzt das Wild, «vir muffen durch. Was wird es s«in! Ein TollhauS mehr ist wieder aufgeriegelt, der rasende Veitstanz geht durchs Land, und der Nenald geigt ihnen vor. Ich "haix' nichts mit dem Volk, ich lat ihnen nichts als Gnies, wollen sie noch'Besseres, si« sollen's ehrlich fordern, ich gäb's ihnen gern, ab- schreckew.aber laß ich mir keine Handbreit meines alten Grund und Bode„S;'<Trotz gegen Trotz!" So ttjeb er sie in den Hof hinaus, er selber half die Pforte», Luken und Fenster oerrommen. Waffen wurden rasselnd von allen Seiten herbcigcschleppt, sein fröhlicher Mut belebte alle. Mau zün dele mitten im Hofe ein großes Feuer an, die Jäger lagerten sich herum und gossen Kugeln in den roten Widerscheinen, die lustig über die stillen Muern liefen — sie merkten nicht, wie die Naben, von der plötzliche» Helle aufgeschrcckl, ächzend über ihnen die alten Türme umkreisten/^- Jetzt brachte ein Jäger mit großem Geschrei -e» Hut und vte Tacke des Gärtnerburschen, di« er zu seiner Verwunderung beim SUilsucl««» der Waffen im Winkel eines abgelegenen Gemaches gesund«!«. Einige meiitten, da» Bürschchen sei vor Angst aus der Hau/gefahren, andere schworen, er sei ein Schleicher und Verräter, während der alte Schloßvogt Nicolo, schlau lächelnd, seinem Nach bar heimlich etwas ins Ohr flüsterte. Der Gras beinerkt« e>. ,Wa» lachst du?" fuhr «r den Alten a»: eine entsetzliche Ahnung flog plötzlich durch seine Seele. Alle sahen verlegen zu Böden. Da faßte er den erschrockenen Schloßivart hastig ain Arm und führte ihn mit fort in einen entlegenen Teil des Hofes, wohin nur einige schivankrnde Schimmer des FeuerS langten. Dort hörte mau beide lange Zeit lebhaft miteiimnder reden, der Graf ging manchmal heftig au dem dunkeln Schloßslügel auf und ab und kehrte dann immer .wieder fragend und zweifelnd zu dem Wien zurück. Dann sah man sie in den offenen Stall treten, der Graf half selbst eilig den schnell sten Läufer satteln, und gleich darauf sprengte Nicolo guer über den Schloßhof, daß die Funken stoben, durchs Tor in die Nacht hinaus. „Reit' zu", rief ihm der Graf noch nach, „frag', suche bis ans Ende der Welt!" Nu» trat «r rasch „nd verstört wieder zu den anderen, zwei der zuverlässigsten Leute mußten sogleich beivaffnet nach dem Dorf hin ab, um den Renal- draußen auszusuchcn; wer ihn zuerst sähe, solle ihm sagen: er, der Graf, «volle Ihm Satisfaktion geben wie einem Kavalier und sich «nit ihm schlagen, Mann gegen Mann — mehr könne der Stolze nicht verlangen. Die Diener starrten ihn verwundert an, «r aber hatte unterdes einen rüstigen Jäger auf die Zinne gestellt, wo inan am weitsten ins Land hinansschcn konnte. „Was sichst du?" fmgte er, unten seine Pistolen ladend. Der Jäger erwiderte: die Nacht sei zu dunkel, er könne nichts unterscheiden, nur einzelne Stimmen höre er manchmal fern im Feld und schweren Tritt, als zögen viele Men schen lautlos durch die Nacht, dann alles wieder still. „Hier ist's lustig oben", sagte er, „wie eine Wetterfahne Im Wind — was ist denn das?" „Wer kommt?" fuhr der Graf hastig auf. „Eine weiße Gestalt, wie ei» Frauenzimmer", «ntgegnete der Jäger, „fliegt unte» dicht an der Schloßmauer hin." - Er legt« rasch seine Büchse an. Aber der Graf, die Leiter hinaufsliegend, war schon selber droben und riß dem Zielenden heftig das Gewehr aus der Hand. Der Jäger sah ihn erstaunt an. „Ich kann auch nichts mehr sehen", sagte er dann halb unwillig und warf sich nun auf die Mauer nisder, über den Rand hinausschauend: .Wahrhaftig, dort an der Gorteuecke ist noch ein Fenster offen, der Mich klappt mit den Lade», dort ist'S hereingehuscht." Die Zunächststeheiiden im Hofe wollten eben nach der bezeich- »eien Stelle hinetlen, als plötzlich mehre» Di«n«r. wie Herbstblätter im Sturm, über den Hof t»ah«rflog«n: die Rebellen, hieß e», hätten im Seitenflügel eine Pforte gesprengt, andere meinten, der rotköpsige Waldwärter habe sie mit Hilfe eines Nachschlüssels heimlich durch tos Kellergeschoß hereingeführt. Schon hörte man Fußtritte hallend auf den Gängen und Treppen und fremde, rauhe Stimmen da und dort, manchmal blitzte eine Brandfackel vorüberschweifend durch das Fen ster — „Hallo, nun gilt'S, die Gäste kommen, spielt auf zum Hoch- zeitstanze!" rief der Graf, in niegefühlter Mordlust aufschancrnd. Noch war nur erst ein geringer Teil des Schlosses verloren; er ord nete rasch seine kleine Schar, fest entschlossen, sich lieber unter -eg Trümmern seines Schlosses zu begraben, alz in diese rohen Händ« zu fallen Mitten in dieser Verwirrung aber ging auf einmal ein Geflüster durch sein« Leute, der Graf zeige sich doppelt im Schloß, der eine hatte ihn zugleich Im Hof und am Ende eines dunkeln Gen? ? ge sehen, einem anderen war er auf der Treppe begegnet, flüchtig und auf keinen Anruf Antwort gebend, das bedeutete seit uralter Zeit dem Hause großes Unglück. Niemand hatte jedoch In diesem Augenblick das Herz und die Zeit, es dem Grafe» zu sagen, denn soeben begann auch unten der Hof sich schon grauenhaft zu belebe»?': unbekannte Gesichter erschienen überall an den Kellcrfenstern. die Kecksten arbei teten sich gewaltsam hervor und sanken, ehe sie sich draußen noch aus- richten konnten, von den Kugeln der wachsamen Jäger «nieder zu Boden, aber über ihre Leichen weg kroch und rang und hob cs sich immer wieder von neuem unaufhaltsam empor, braune verwilderte Ge stalten «nit langen Vogclflinten. Stangen und Brecheisen, als wühle die Hölle unter dem Schlosse sich auf. ES war die Bande des ver räterischen Waldwärters, der ihnen heimtückisch die Keller geöffnet. Nur auf Plünderung bedacht, -rangen sie sogleich nach dem Mar- stall und hieben in der Elle die Stränge entzwei, um sich der Pferd« zu bemächtigen. Aber die edlen schlanken Tiere, von dem Lärm „nd der gräßlichen Helle verstört, rissen sich los und stürzten in wilder Freiheit in den Hof; dort mit zornigfunkelnden Augen und fliegender Mähne, sah man sie bäumend aus der Menge steigen und Roß und Mann verzweifelnd durcheinander ringen beim wirren Wetterleuchten der Fackeln, Jub«l und Todesschrei und di« dumpfen Klänge der Sturmglocken dazwischen. Die versprengten Jäger fochten nur „och einzeln gegen die wachsende Nebermacht; schon umringte das Ge« tümmel immer dichter den Grafen, er schien unrettbar verloren, ol» der blutige Knäuel mit dem AuSruf: dort, dort ist »I sich plötzlich wieder entwirrte und alles dem andern Schloßslügel zuflog. (Fortsetzung folgt.)
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