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Nummer 2S8 — 27. Jahrgang Erichrtni »mal wücherui.mtt den illultt. »mlldbeilagen ,L>» vielt" und .fflir »nlere kleinen Leute", sowie de» TeiibeUozen ,*t. Venno-BIatt". .llnkerhaltimg und Wissen". .Dt« well der Krau". ,«er,1»cher Ratgeber". Da» gute Buch", .slillmniu». Ichn»". Monatlicher <8«,ng»pr«i» S MI. eins«!. Reslellgeld. ksnzelnummer IN Sonnabend- u. Sonntagnummei SO H. -auvlichrtitlelter- Dr. G. 4!«»e,k>k. Drelden. // Mittwoch» Len 17. Oktober 1928 >t> er l a a » o r» , Derdden Unzeigenpretke, Dle lge'daltrn» V»Nl,etl» .10 q !amlU«n- »n,eigen „.S'ellengesuche SO,. Die Pr»ltr»ll->mr»«0r IO«» drelt. I -» lXlr einzelnen ansierbakb de» VerbreiNnigSgeblete» 40 4 dleVe»ltrekIame>>»tl» I.»Oir.0sferlengeb.ro 4. Im Jolle »b'ieree »»««>u Erkllllima v. «nzeigen-AMrageii ». Velltnng N. Eckladenerlatz, <Selch4»«>!ch«r Teil Aekn» Len». Dr-»de» Ot«schätt»stell«, Druck n.Ber'aa i «ermanta. lll^i«. lür Verlag und Dnickerei, jsltltale Dresden, DreSden-R. l. Polterstrahell. Pernrm2tt>l2. Polticheckkonto Dresden 27M Vankkonto Stadtbank Dre»d«n Vr >il7l" Für christliche Politik und Kultur Redaktion der SSchstschen VolkSzeltung DreSden-Allltadi 1 Polierstrahe >1. Iernrn- 20711 und »ISIS. „Graf Zeppelin» -u kannst s doch bester!" In der für den Luftverkehr ungünstigsten Jahres- zeit hat das Luftschiff „Graf Zeppelin" den Atlan tischen Ozean überflogen. Stürme und Unwettergebiete hat es sieghaft durchquert oder geschickt umgangen, mehr als hundertelf Stunden ist es in der Luft geblieben. Wohl wurde ihm beim Kampf mit den Lüften eine Steuerflosse zerrissen: aber eine derartige Verletzung, die für jedes Flugzeug sicheren Untergang bedeutet hätte, hat nur die Geschwindigkeit des Zeppelins zeitweise mindern, aber nicht seinen Flug aufhalten und seine Sicherheit beein trächtigen können. Aller Ungunst der Witterung zum Trotz hat L Z 127 seine Passagiere sicher in Lakehurst abgellefert. Das ist die neue und denkwürdige Leistung dieses Fluges über den Atlantik, der ja nicht der erste seiner Art ist. Aber es war kein Schönwetterflug wie das gelungene Wagestück Lindberghs, kein freundliches Hoch stand über der Fahrstraße wie bei der Fahrt des ZRH 1924 und keine Kette von Kreuzern war zur Siche rung über den Atlantik gelegt wie bei dem ersten Trans ozeanslug eines englischen Luftschiffes. Aus eigener Kraft ist der „Graf Zeppelin" mit dem Unwetter fertig geworden, und seine Landung war keine Notlandung wie die der „Bremen" auf Greenln Island. Das hat der Pilot der „Bremen". Hauptmann Köhl, selbst empfunden, und in unübertrefflicher Kürze an Dr. Ecke- ner telegraphiert: „Graf Zeppelin, du kann st's doch besser!" Dieser Flug ist eine große Rechtfertigung für den, der ihn nicht mehr erlebt, den Grafen Zeppelin, dessen Namen das Luftschiff verdientermaßen trägt. Welch« Anfeindungen hat er ertragen, welche Herab setzungen sich gefallen lassen müssen. Man erinnert sich heute nur noch dunkel jener erbitterten Auseinander setzungen über das Prinzip des Flugwesens: „Schwerer als die Lust", durch Motorenkraft gehoben, mühten nach amerikanisch-französischer These die künftigen Luftfahr zeuge sein. Dem setzte Zeppelin seinen Lenkballon ent gegen, der „leichter als die Luft" war. Es mag eine pikante Anekdote sein, daran zu erinnern, daß Dr. Ecken er, der heute das Werk von Friedrichshofen so glücklich fortgeführt hat, einst ein Vorkämpfer des Prin zips „Schwerer als die Luft" gewesen ist. Aber aus dem Saulus ist ein Paulus geworden, und auch dieser Paulus wurde wie jener andere der glühendste Verfechter jener Lehre, die er einst bekämpft hatte. Seinem Fachwissen, aber vor allem seiner Energie und seiner Fähigkeit, die Öffentlichkeit wachzurütteln, ist es zu verdanken, daß heute das Lebenswerk des Grafen Zeppelin nicht ver loren gegangen ist. Die einst feindlichen Prinzipien haben heute einen Waffenstillstand geschlossen. Den Landverkehr, vor allem den Verkehr innerhalb eines Kontinents von der ge ringen Ausdehnung Europas, wird jeder dem Flugzeug zusprechen. Für den Verkehr zwischen den Kontinenten aber, für die transozeanischen Flüge kommt heute nur das Luftschiff als sicheres Ver kehrsmittel in Frage. Wem die mannigfachen — aller dings heute vielfach vergessenen — Bravourstücke der Zeppeline im Weltkriege nicht Beweis genug waren, dem hat der Flug des L Z 127 bewiesen, daß dieser Typ des Lenklustschiffes es mit allen Tücken der Witterung ausnehmen kann. Und die ganze Kulturwelt hat empfunden, baß hier die Probe auf ein Exempel gemacht wurde, das Cache der ganzen Menschheit war. Wer in diesen Tagen am Radioapparat hinausgelauscht hat in die Lüfte, der konnte hören, wie stark die Anteilnahme in allen Ländern war. Da tönten aus allen Sendern Europas die selben Worte, da funkte Berlin: „Das Luftschiff Graf Zeppelin . ." und London: „Doctor Eckener . . und -Paris „Le dirigeable allemand . . " Und dann hörte wan am Montagabend die amerikanischen Sender, die der gesamte deutsche Rundfunk übertrug, hörte den Be obachter auf dem Dach des Neuyorker Wolkenkratzers in entzückten Worten, mit fliegendem Atem erzählen, welch herrlichen Anblick das Manhattan überquerende Luftschiff biete, hörte aus Lakehurst den Bericht der Landung.... In der Tat. die gesamte Kulturwelt nahm teil an diesem Fluge, fühlte, daß es hier um eine SachederMensch- heit ging. Daran ändern auch Gehässigkeiten der französischen Presse nichts, wo davon geschwätzt wird, der Zeppelin er höh« Deutschlands Kriegsstärke. Nein, das hat doch der Die Landung -es Zeppelin Nach mehr als 111 Slunden Fahrt — Begeisterung ln Amerika Lakehurst, 15. Oktober. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" erschien 17 Uhr 1» <23 Uhr 10 mitteleuropäischer Zeit) über der Halle. Der eigent liche Landeplatz mutzte mit Mühe von den andrängenden Men schenmassen sreigemacht werden. 17 Uhr 25 sielen die Halte, taue. 5 Minuten später war die Landung glart voll zogen. Die Landungsmanöoer vollzogen sich glatt. Gerade als die Dunkelheit hereingebrochen mar, ging das Lustschiss aus 15g Fuß nieder. Dann wurden die Seile herabgeworsen, die von begeisterten Männern ergriffen wurden, um den Mannschaften beim Herabziehen des Luftschiffes zu Helsen. Vergebens hatten Soldaten versucht, die Menge zuriickzuhalten, die Immer wieder in Hochrufe ausbrach, vor allem, als sich Eckener am Kabinen- senster zeigte. Immer wieder ertönte der Ruf „Hoch Ecke ner. Eckener selbst leitete die Landung. Das Luftschiff war vor der Landung um die Luftschisshalle herumgefahren, uni dann genau vor der Halle halt zu machen. Der Zeppelin hatte die amerikanische Küste um 10 Uhr 5 Minuten <16 Uhr 5 Minuten mitteleuropäischer Zeit) bei Kap Henry erreicht. Das Luftschiss flog mit 80 Kilo meter Stundengeschwinbigkeit. 16 Uhr 1b war Hogislan (Virginia) erreicht. Dann ging der Kurs auf Washington. Washington wurde 18 Uhr 45 mitteleuropäischer Zeit er reich!. Nachdem dos Luftschiff das Flugfeld von Washington überflogen hatte, erschien es über dem Capitol und dem Weitzen Hause. In 1000 Fuß Höhe grüßte „Graf Zeppelin" zweimal, indem er den Bug neigte. Präsident Coolidge eilte sofort in den Vorgarten, wo sich bereits seine Gattin eingefnnden hatte, und winkte dem Luftschiff freudig zu. Die zahlreiäien Besucher, die sich im Park des Weißen Hauses eingefunden hatten, be merkten die Gegenwart Coolidges nicht, da sie alle mil dem Zeppelin beschäftigt waren. Marinesekretür Wilbur und seine Beamten beobachteten das Luftschiff vom Dach des Flot- tenomtes aus. Das Wetter war klar, so daß die Passagiere durch Fernstecher erkennbar waren. Auf den Straßen bildeten sich große Menschenansammlungen und das Geschüftsleben stockte sür einige Zeit. „Graf Zeppelin" beschrieb über Washing ton eine große Schleife, wobei Dutzende von Flugzeu gen der Marinestation das Luftschiff begleiteten. Er überflog das Marineamt, den historischen Potomac-Park, um das Denk- mal Washingtons herum, richtete seinen Kurs abermals über das Weiße Haus, überflog dann die Baltimore-Werft und ent schwand 12 Uhr 38 Min. den Blicken der schaulustigen Menge. In Baltimore, das 19 Uhr, und in Philadelphia, das 20 Uhr 35 überflogen wurde, bereitete man dem Luftschiff einen ähnlich enthusiastischen Empfang wie in der Hauptstadt. Sämtliche Sirenen heulten und auf geraume Zeit stockte aller Berkehr in den Straßen. 21,38 Uhr wurde „Graf Zeppelin" in den südlichen Vor orten von Neuyork gesichtet. Die Kunde, daß der Zeppelin zu sehen ist, verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Die Erivartung steigt aufs höchste. 21.50 Uhr traf das Luftschiff über Neuyork-City ein. Mit dem Augenblick des Eintreffens des Zepoelins über Neuyork-Stadt setzte ein ungeheurer Lärm ein, Sirenen heulte«, Arbeiter liefen aus den Fabriken. Straßen waren im Nu schwarz von Mensche«, di« unter nicht endenwollen den Hurrarufen dem Zeppelin zuwinkten. Auch die Schifte im Hasen tuteten. DI« Dächer der Wolkenkratzer konnten die Menschenmengen kaum saften. Jeder Verkehr aus den Straßen stand buchstäblich still. Das Lustschiff kreist« bis 22 Uhr über der Stadt und flog dann über Long-Island nach Lakchurst weiter. Grlttze und Glückwünsche Berlin. 15. Oktober. Der Reichspräsident hat an Dr. Eckener folgende» Telegramm gerichtet: Zur glücklich durchgefiihrten Ueberfahrt des „Graf Zeppe. lin" nach Amerika spreche ich Ihnen meine herzlichsten Glück wünsche aus. Ich verbinde daniit den Ausdruck meiner auf richtigen Anerkennung für die vorzügliche Leistung, die Sie und die bewährte Mannschaft des Luftschiffes unter so schwierigen Wittcrungsverhältnissen vollbracht haben. v. Hindenburg, Reichspräsident. Weitere Glückwunschtelegramme haben gesandt des Reichskanzler, der Reichsoerkehrsmini st er von Gnörard, der Reichsaußen mini st er u. a. Washington, 15. Oktober. Präsident Coolidge hat Dr. Eckener aus funk» telegraphischem Wege seine Glückwünsche ausgesprochen und gleichzeitig dem Reichspräsidenten ein Glückwunschtelegramm gesandt. Dr. Eckener hat Präsident Coolidge folgendes Tele gramm gesandt: Im Augenblick Ankunft amerikanischer Küste während dieser neuartigen Ueberquerung Atlantischen Ozean» durch Luftschiff mit Passagieren und Post von Deutschland nach Amerika, auf der wir als Kameraden und erfahrenen Freund Commander Rosendahl bei uns gehabt haben, bitten Komman dant und Mannschaft „Graf Zeppelin" Präsident der Vereinig- ten Staaten ihre ganz respektvollen Grüße zu übermitteln, gez. Eckener. Stuttgart, 16. Oktober. Hauptmann Köhl, dem als erstem die Ueberquerung de» Ozeans mit dem Flugzeug von Osten nach Westen gelang, sandte aus Anlaß der glücklichen Landung des Luftschiffe» „Graf Zeppelin" in Amerika folgendes Glückwunschtelegramm: „Graf Zeppelin", du kann st's doch besser. Herz lilien Glückwunsch. Köhl. Die Ausbesserung -es Luftschiffes Lakehurst. 15. Oktober, des „Graf Zeppelin" an die hiesige ' ' ' 'uft " ' " Ein Funkspruch Marinestatlon besagt, daß das Luftschiff zur Ausbesserung seiner Stabilisierungsslächen 600 Quadratmeter Ueberzugsstosf benötige. Die Marinestation funkte zurück, daß genügen- Material zur Ausbesserung vorhanden sei. In Washington konnte man, als das Lustschiff die Stadt überslog, von der Straße aus deutlich ein großes Loch an der linken Stabil!- sierungssläche erkennen, durch das das Gerippe sichtbar war. Trotzdem schien tzqs Luftschiff in seiner Manövrierfähigkeit nicht behindert zu sein. Der Konftrukkeur ist zufrieden Berlin. 15. Oktober. Zu der Nachricht, daß der „Graf Zeppelin" nach 103stündiger Fahrt das amerikanische Festland erreicht hat, erklärt der hervorragende Konstrukteur des Lust- schiffes, Dr. Dürr, dem W. T. B.: „Wir haben Nachricht von Bord, daß der „Graf Zeppelin" jetzt wieder vorzügliche Zeit macht. Er fährt augenblicklich mit einer Stundengeschwindig- keit von 100 Kilometer, und es ist deshalb anzunehmen, daß er in etwa fünf Stunden sein Ziel erreicht hat. Wir freuen uns darüber um so mehr, als diese Ozean fahrt unter ganz unge wöhnlich schwierigen Witterungsverhältnissen vor sich ging. Das Schiff hat die Sturmprobe bestanden, und wir sind mit seiner Leistung sehr zufrieden. Die kleine Beschädigung an der Stabtlisierungsfläch« hat demgegenüber nichts zu bedeuten. Sie wird in wenigen Tagen wieder behoben sein. Die Rückkehr des Luftschiffes von Amerika wird durch diese Arbeiten nicht verzögert werden. Jedenfalls hat der „Gras Zeppelin" mit dieser Sturmfahrt eine in der Geschichte der Ozeanüberquerung einzigartige Leistung vollbracht." letzte Krieg mit Deutlichkeit bewiesen, das diese Lenk- luftschifse, die durch ihren großen Körper ein allzu gutes Ziel bieten, als Kriegswaffe nicht geeignet sind. Dieses Lenkluftschiff ist ein Instrument des Friedens, und der Flug des L. Z. 127 eine Tat, die dem friedlichen Fortschritt der Kultur dient. Gerade deshalb aber freuen wir uns, daß es deutscher Erfindergeist ist, de, unserer Kulturwelt' dieses Geschenk gemacht hat. Und daß es deutsche Arbeit ist, die sich in den Stürmen des Atlantik so prächtig bewährt hat. Man täte Unrecht, wenn man in dieser Stunde des Erfolges nicht aller der Arbeiter gedächte, hie den Leib dieses stolzen Schiffes ge schaffen haken, vom Chefingenieur Dr. Dürr bis zum letzten Handwerker. Kopf und Hand haben hier in ein trächtiger Zusammenarbeit ein Werk von höchstem Wert geschaffen. Möchte es doch immer und überall in Deutsch land so sein! Es ist nur ein Tag der Begeisterung, an dem wir weit hinauszuschauen glauben in die Entwicklung der Zukunft lieber die Leinwandflächen aller Kinos schwebt in diesen Tagen das Bild des Zeppelins, und wir können verstehen, daß den Zuschauern das Herz weit wird, ivenn dabei die Weise des Liedes „O Deutschland hoch in Ehren" ertönt, in dem die Worte aufklingen: „. . . und wie des Adlers Flug gen West geht deines Geistes Zug . . ." Aber die Tage der Begeisterung vergehen. Behalten wir wenigstens die Erinnerung: daß wir der Welt imponiert haben durch eine große kulturelle Leistung und durch Einmütigkeit. Einmütigkeit und schöpferische Leistung — das sind die Kräfte, die unser Volk hinaus- sühren können aus der dunklen Gegenwart in eine hel lere " ^ Zukunft. v/k.