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Nummer 235 — 27. Jahrgang *r,chet>i> «.mal wüchenti. mtt den tllustr. t»rutt»«,tlm»n .D>« Veit' und .Für unlere ktetnen Leute', owt» den rerlbeUagen ,kl. Bemio-BtaU'. .Uiiterhaltim« und Wissen'. .Die Welt der Frau', .«erzllicher Ratgeber'. Da« gute Buch' .Fllmrund. !chau'. Monatlicher «e,u«»prei» » MI. «inschl. Bestellgeld, kilijelnummer »0 Z. Sonnabend- ». Eonntaginimmer »v Hauvtlchriltletter! De. w. De«c,iik. Dre»den. Sonnabend, 13. Obiober 1S2S «eelaa-or», LreSden »luzetgenpreiie, Die lgespaltene Petttzeile »0 4 Famtllen- «„eigen ».Stellengesuche »0^. Die PetitreNamezeile. SS mm breit. I Für Anzeigen ausierhalb des BerbrettungSgebteter 4« z. die PetitreNamezeile 1 Osfertengeb.»» 4. Im Falle ddherer Bemalt erlischt ,ede Bervflickt,,ng auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen-Aufträgen ». Leistung v. Schadenersatz. Aeschättlicher Teil' Artur Len». Dresden. Geschäftsstelle. Druck».«erlag: «erniania. A.-S. >ür Verlag und Druckerei,MItale Dresden.Drssden-Sl-t. Voll erstratze >7. sfemrusSlNlS. Poslschecktonto Dresden E. Banfkonlo «tadtbant Dresden Nr «I71>> Für chrtsNiche Polittk und Kultur Redaktion der Sächsischen «olkSzeitung Dresden-Allstadl 1. Polierstratze >7. Nernrut 20711 und 41012. JasWengrohral und Staals- versassung (Von unserem römischen Vertreter.) R. v. k. Rom. 5. Oktober. Wer jüngst in Deutschland Gelegenheit hatte, den Ein druck der Verleihung neuer Machtvollkommenheiten an den faschistischen Großrat zu beobachten, nahm wahr, wie diese wichtige Zuständigkeitserweiterung der obersten Leitung der faschistischen Partei denn doch nördlich der Alpen aus eine zu summarische Formel gebracht wurde: „Mussolini als Cäsar, Mussolini mächtiger als der König." So und ähnlich lautete« die Wortprägungen, mit denen man das neue politische Ereignis in Italien im Gehirn der Leser an plakatieren wollte. Das Haupt des Faschismus hat eben für einen großen Teil Europas seine passive Sensations- kraft noch nicht verloren, obwohl es viel ratsamer wäre, den Entwicklungsgang der faschistischen Parteibewegung und Staatsreform nüchterner, aber auch p ychologisch ver tiefter zu verfolgen. An dieser Stelle ist schon einmal auf das den Werdegang und das Wollen des Faschismus nach seinen eigenen Darlegungen übersichtlich schildernde Werk „Mussolini und sein Faschismus" (Merlin- Verlag, Heidelberg 1928) hingewiesen worden. Ein ähn liches von dem Ideengehalt des Faschismus durchtränktes Werk über den faschistischen Eroßrat ist bisher selbst in Ita lien noch nicht erschienen. Jetzt, wo der Faschistische Eroß rat an einem Haltepunkte seiner Evolution Staatsorgan und Kronrat geworden ist, verlohnt es sich, wenigstens bei einem Ausblick auf den bisher zurückgelegten Weg nach einer 1927 erschienenen kurzen Chronik der ersten fünf Jahre des faschistischen Eroßrates „n «ran öonMkUo nsi privat oiriepid onnt ckoll ora. tasotsta." (Diborla «Ist Oittorio, noin») zu greifen, zu der Mussolini das Vorwort geschrie ben hat. An dessen Ende sagt er, daß das ganze 20. Jahr hundert in Italien keinen anderen Namen als den des Faschismus haben werde. Wenn diese Vorhersage zutreffen würde, könnte man vielleicht mit einigem Recht schon heute behaupten, daß Mussolini der Cäsar Italiens sei, und daß der Eroßrat, der von seinem Willen letztlich mitbestimmt wird, auf die Thronfolge und damit auf das Schicksal der Dynastie der Savoyer Einfluß habe. Hört man dagegen die Stimmen aus royalistischen Kreisen, so wird bei ihnen auch diese neuste Kompetenz steigerung faschistischer Rechte ziemlich kühl und gleichgültig ausgenommen. Einmal bestreitet man ihr durchaus die praktische Tragweite, die ihr meist im Ausland zugesprochen wird, dann aber auch lächelt man über die etwas vor schnelle Etikettierung des 20. Jahrhunderts als eines faschistischen. In den monarchischen Zirkeln schätzt man die Genialität und gewaltige Tatkraft Mussolinis sicherlich als bedeutenden geschichtsbildenden Faktor ein, aber man glaubt, daß nach zahlreichen Beispielen der Vergangenheit der Richtungsstrom des Faschismus in der ita lienischen Volksseele wieder verebben wird, wenn einmal im unerbittlichen Zeitlaufe seine Quelle in dem schier unerschöpflichen Gehirn des Führers versiegen wird. Spekulationen auf Zeitdauer hüben und drüben erscheinen verfänglich. Darum ist es ratsamer, bei Bewertung der Machtverschiebung zugunsten des Eroßrates zunächst die Presse zu hören, die hierzulande ebenso sehr zur ideen- mäßigen Auslegung von neuerreichten Etappen, wie zur Verkündung fernerer innerpolitischer Zielsetzungen neigt. Die „Tribun a" nahm das Gesetz über den Eroßrat in diesen Tagen zum Anlaß weit ausgreifender Betrachtun gen über den Charakter des faschistischen Staates unter den Rubriken „Staat und Partei", „Souveränität und Regie rung", in welchen eingangs zugegeben wird, daß das Ge setz über den Eroßrat eine unlösliche Verbindung zwischen dem faschistischen Regime und dem Staat bezwecke. Wenn man die üblichen absprechenden Vergleiche mit der parla mentarischen Demokratie in den anderen europäischen Ctaaten beiseite läßt, kommt man zu dem Ergebnis, daß der faschistische Großrat in dem Autoritätsstaat des Faschis mus ein oberster politischer und gleichzeitig Ständerat sein soll, der beachtliche Machtvollkommenheiten in seiner Hand vereinigt. Obwohl nach einem früheren Worte Musso linis sein Nachfolger noch nicht geboren ist, findet man hier in der Vollmacht des Eroßrates, dem König eine Kandi datenliste für das Amt des Regierungschefs zu überreichen, zum ersten Male eine verfassungsmäßig« Handhabe, auf den Gründer des Faschismus dereinst einen seinen Schüler, jedenfalls aber keinen Nichtfaschisten, folgen zu lassen. Die T o t a l f a s ch i s i e r u n g de s S t a a t e s ist da her auch für die Zukunft Programmpunkt. Das Volk hat. wie es in dem Tribuna-Artikel Maraviglias heißt, eine Macht über den Staat. Es gibt vielmehr für das selbe nur Annahme der nationalen d. h. faschistischen Dtszi« vlin. und auf deren Grund allerdings dann eine berufs« Di» heutig« Nummer enthält das St. B « nno. Blatt. »°s Sonuiagoblatt für di« Diözese Reißen. Zeppelin fliegt südliche Route Marseille - Barcelona-Gibraltar — Die Funk Verbindung ,-stSrl Der Kurs -es Luftschiffes Friedrichshofen, 12. Oktober. Kurz nach 5 Uhr wurde „Gras Zeppelin" gestern über Marseille gesichtet. Das Luftschiff nahm von dort Kurs nach Barcelona, das gegen 8 Uhr erreicht wurde. Es meldete, daß es starke Gegenwinde zu überwinden habe und zurzeit nur eine Fahrtgeschwindigkeit von 81 Kilometer in der Stunde zu erreichen in der Lage sei. Seit „Graf Zeppelin" über Barcelona gesichtet wurde, liegen keine neuen Meldungen über die Fahrt des Luftschiffes vor. Das muh daraus zuriickgesührt werden, daß der Radloverkehr mit dem Luftschiff durch Luftstörungen sehr erschwert, ja teilweise überhaupt unmöglich ist. Grund zu Be sorgnissen ist deshalb nicht gegeben. Hamburg, 12. Oktober sDrahtbericht). Bei der „Hapag" ist bis heute vormittag 1« Uhr eine Bestätigung der Meldung einiger Zeitungen, nach denen ihre Schisse „Relliance" und „New Dock" mit dem Luft schiff „Graf Zeppelin" in Funkverbindung gestanden haben, nicht eingegangen. Warum südliche Route? Hamburg, 12. Oktober. Die Deutsche Seewarte teilt mit: Die Wetterlage Hot sich Donnerstag vormittag nicht wesentlich verändert. Unter dem Einflüsse des Tiefdruckgebietes über England herrscht über dem Festland und über Frankreich ein ausgedehntes Nlederfchlags- gebiet mtt tiefliegenden Wolken. Das hat das Luftschiff ver anlaßt, seine Fahrt nach Süden abzu drehen, um kn das Hochdruckgebiet zu gelangen, das sich von Spanien aus westwärts über den Ozean erstreckt. Im Gegensatz zu den stür mischen Winden, die zwischen 45. und 30. Grad nördlicher Breite auf dem Ozean herrschen, treten in diesem Hochdruckviertel nur verhältnismäßig schwache Winde auf, bei heiterem oder leicht bewölktem Wetter. Auf dieser Südroute wird im weiteren Verlauf der Fahrt brauchbares Flugwetter angetroffcn werden, da ein weiteres Hochdruckgebiet, das jetzt auf der Ostküste des amerikanischen Kontinents liegt, rasch ostwärts weitermaudert. Eckener über feine Fahr! Berliner Blätter veröffentlichen Unterredungen, die ihre Korrespondenten kurz vor der Abfahrt mit Dr. Eckener gehabt haben. Dr. Eckener hat sich darum über Bedingungen und Absichten seiner Fahrt geäußert. Einen dieser Inter views entnehmen wir folgende Fragen und Antworten: „Haben Sie genügend Betriebsmittel an Bord, um nötigenfalls bei starkem Gegenwinde oder Abtrift in der Luft durchhalten zu können?" — „Wir haben außer den 25 000 Kubikmeter Blaugas nach reichlich 15 000 Kubikmeter Benzin- Benzol in den Tanks mit und können, wenn es nottut. fünf Tage und fünf Nächte fahren. Unser Aktionsradius ist auf 16 000 Kilometer veranschlagt. Ich glaube ober, wir können ihn ruhig mit 20 000 Kilomet-er einsetzen." „In welcher Höhe werden Sie sich halten?" — „Ueber dem Ozean durchschnittlich 800 bis 350 Meter hoch. Um das Schiff am Tage nicht übermäßig der Sonnenbestrahlung aus zusetzen und dadurch Traggas zu verlieren, werden wir mög lichst viel im Wolkenschutz fahren. Da wir uns in der Haupt sache durch Funkpeilung orientieren, so ist es nicht nötig, daß wir Sicht nach unten yaben. Unsere Bordstation nimmt erst von Friedrichshafen und anderen deutschen Funkstationen, später von den Azorensunkstationen Porta del Garza und von den Dampfern im Empsangsbereich unserer Funkstation auf. Wir haben den Standort aller unterwegs befindlichen. Ozean, dampfer in unsere Karten eingezeichnet. Jeder Dampfer funkt uns seinen genauen Standort nach Breiten- und Längengraden, Temperatur und Windrichtung. Senden werden wir weniger, und mitten !m Ailantik dürfte sich unser Schiss, besonders bei Wolkenfahrt, elektrisch so ausgeladen haben, daß mit vorüber gehenden Störungen unserer Funkanlage zu rechnen ist. Grund zur Besorgnis besteht, um das zu betonen, aber auch dann nicht, wenn man etwa längere Zelt nichts von uns hören sollte." In einem Artikel im B, T. schreibt Dr, Eckener: „Es märe ein für diese Jahreszeit besonderes Glück, wenn man den Weg von Friedrichshasen bis La k e h u r st i n 65 bis 7 0 Stun den machen könnte, wobei zu berücksichtigen ist, daß Fried richshafen etwa acht Flugstunden von der Küste entfernt liegt, und man darf weiter osfen zugeben, daß der „Graf Zeppelin" nicht die Geschwindigkeit besitzt, die man einem Luftschiff für regelmäßige transatlantische Fahrten erteilen müßte. Es sind bekanntlich die beschränkten Raumverhältnisse in der Fried- richshasener Werft die Ursachen, daß man sich in bezug aus Form und Schnelligkeit des Schiffes bescheiden mußte. Das Entscheidende des Fluges ist noch nicht seine Ausführungsform, sondern die Tatsache dieses Berkehrssluges über den Atlantik selbst. Der Zukunst ist die Vervollkommnung Vorbehalten " Vor Sonntag früh ist also ein Elntressen des Zeppelin in Lakehurst unter Keinen Umständen zu erwarten. Die Erwarkung in Amerika Neuyork, 12. Oktober. Die amerikanische Öffentlichkeit steht restlos unter deiy Eindruck des Atlantikfluges des „Gras Zeppelin", hinter dem alle anderen Ereignisse in den Hintergrund treten. Die hie sigen Blätter überbieten einander mit Extraausgaben, in denen ausführlich der Flugverlauf geschildert wird. Evening Post bezeichnet in einem Leitartikel den Flug des „Graf Zeppelin" als eines der Schauspiele des Jahrhunderts, Besonders groß ist naturgemäß das Interesse in Lake« h u r st, wo sämtliche Hotels bereits vollkommen überfüllt sind. In der Luftschiffhalle wird fieberhast gearbeitet, um für die Ankunft des „Graf Zeppelin" vollkommen gerüstet zu sein. Die Absperrungslinie ist auf zehn Meilen im Umkreis erweitert worden. Man rechnet nunmehr mit der Auffahrt von etwa 200 000 Automobilen. Zahlreiche Filmleute sind bereits mit eigenen Flugzeugen in Lakehurst eingetrosfen. Im Flugzeug hafen Lakehurst liegen viele Flugzeuge bereit, die dem Flug zeug entgegensliegen wollen. Für Sitze i» diesen Flugzeugen werden bereits Riesensummen geboten. Am Freitag treffen in Lakehurst weitere 130 Manu Marinetruppen aus Neuyork und Philadelphia ein. Für die Besatzung des „Gras Zeppelin" werden besondere Baracken errichtet werden, mährend die Offiziere im Ofsizierskasino untergebracht werden sollen. Zu dem offiziellen Empfang des Luftschiffes haben sich bereits Marinesekretär Wildur, die Admirale Masse tt und Latimer, sowie andere hohe amerikanische Offiziere, ferner der zurzeit in Neuyork weilende englische Admiral Pollack angemeldet. ständische Gliederung mit mannigfachen sozialwirtschast- lichen Garantien und indirekten politischen Rechten. Frage der ferneren Zukunft wird es natürlich bleiben, ob dem jetzt erdachten faschistischen Verfassungsrahmen eine einiger maßen einheitliche politische Gesinnung des italienischen Volkes zur Seite stehen wird. Ist das auf die Dauer nicht der Fall, so wird auch das Gesetz über die neuen Zustän digkeiten des Faschistengroßrates nur ein verstopftes Ven til mehr sein, hinter dem sich die gebannten Kräfte und Leidenschaften des Individualismus, Liberalismus und Sozialismus sammeln werden, die zwar durch die geistige, politische und ökonomische Auseinandersetzung mit dem Faschismus in ihrem eigenen Wesen tief genug verändert sind, die Dper an einen völligen Untergang ihrer Ueber- lieferungen und Ideen nicht glauben wollen. In diesem Zusammenhang« wäre es verfrüht, ein Wort über die künftige Einstellung des politischen Katholi zismus Italiens zur Vollfaschisierung des Staates zu sagen. Solange die oberste Leitung des Faschismus es mehr bei den Worten bewenden läßt, daß der Staat der Inbegriff aller Rechte sei. und daß die Persönlichkeitsrechte nur vom Staate abgeleitete Rechte seien, wird es von Seiten der kirchlichen Hierarchie wohl bei der g r u n d s ä tz- lichen Richtigstellung derartigerJrrtümer sein Bewenden haven. Etwas anderes ist es, ob nicht ein erheblicher Teil der politisch denkenden und wollenden Katboliken Italiens. In der eiaentümlicken Verlettuna einer einzigen privilegierten politischen Gesinnung mit de- Zulassung zu politischer Macht und sozialpolitischer Geltung eine Verrenkung und Beengung der menschlichen Freiheit in ihrer Mannigfaltigkeit sieht. Katholiken aus den Reihen der einstigen Popolartpartei denken so, während die mehr politisch-konservativ gerichteten Katholiken in der An passung an das herrschende Regime in der Regel ein Klugheitsgebot sehen, wobei man sich gerne, wenn der faschistische Feuerwagen zu schnell zu lausen scheint, in die Rolle eines kühlenden Windbläsers einfindet. So hat jetzt der betagte katholische Senator Filippo Crispolti, der zu den Nationalkatholiken gehört, im „Corners d'Jtalia" Nr. 235 das Verhältnis des Eroßrates zur Staatsverfassung einer juristisch abwägendon Betrach tung unterzogen. Aus seinem Gutachten können hier nur einige Kernpunkte erwähnt werden. Er verwirft die weit gehende Interpretation des Artikels I des neuen Gesetzes, dessen Fassung allerdings mit einem Rahmengesetz ver wandte Züge besitzt: „Der faschistische Eroßrat ist das höchste Organ, welches die gesamte Tätigkeit des aus der Revolution vom Oktober 1922 hervorgegangenen Regie rungssystems ins richtige Verhältnis bringt." F. Crispolti untersucht daher zunächst, was dieser Satz praktisch und rechtlich besagt und stellt dabei fest, daß der Großrat nur auf zwei Gebieten ein beschließendes Votum besitzt. Das erste geht lediglich das innere Gefüge der faschistischen Parteiinstanzen an. Das zweite bestimmt nichts andere« als das. was bereits durch das Gesetz über die Reform der