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... M- . .!> , . V! ff Ml: Würste und Fleischteile abgab, so dag auch dort Freud« herrscht« Laer die gutgelungen« Arbeit des Schlachtenden. Heist er- ^»rrte sich der Tunntsbauer dieses Brauches, und er ver wünschte ihn samt seinem Gesinde, das doch allein nur ihn zur Schlachtung zwang. Er. der Bauer, hätte sich noch ein halbes Jabr mit den spärlichen Resten von der letzten Schlachtung durchgeschlagen. Und so überflog er hastig, dast ihm dieser Brauch etwa dreistig Pfund Fleisch einschließlich der Würste kosten würde, und er überdachte weiter, daß er damit eine Woche lang sein Gesinde versorgen könne. So saß denn der Tunnisbauer wieder in seiner Kammer auf der Geldtruhe und überlegte her und hin, wie er sich von der Einhaltung dieses Brauches frei machen könne. Doch wie er auch sein Hirn zermarterte, es wollte ihm kein Einfall kommen. Den Brauch einfach übergehen, das getraute sich der Tunnisbauer nicht; denn im Geiste hörte er schon das Tuscheln und Lachen der übrigen Bauern, das häßlich und kalt hinter ihm herkriechen würde, wenn er aus lauter Geiz eine alteingesessene Sitte Übergänge. Da kam ihm ein rettender Gedanke. Draußen vor dem Dorfe wohnte der Schäfer Mattes, der schon manch klugen Plan ausgeheckt hatte. Der mag morgen bei seiner Herde, so dachte der Tunnisbauer, auch einmal einen Plan für mich zurechtlegen. Er ging also zum Schäfer Mattes hinüber, der gerade dabei war, das schadhafte Dach seiner Hütte aus zubessern. Der Tunnisbauer trug ihm sein Anliegen vor, der Schäfer Mattes stieg von der Leiter herab und hatte dabei ein Grinsen in den Mundwinkeln sitzen. „Et est räch. Bader Tunnis", sagte er und versprach ihm, morgen abend einen wohlausgeklügelten Plan klipp und klar vorzulegen. Und der Tunnisbauer ging über die Dorfstraße heim und pfiff ein so keckes Lied, daß die Frauen neugierig die Gardinen an den Fenstern zurückschoben und nachschauten, was es draußen gebe. Am nächsten Abend kam der Schäfer Mattes zum Hofe des Tunnisbaucrn herüber und legte umständlich seinen Plan auseinander. Der Bauer möge getrost das Schwein schlachten, es ausnehmen und dann die Nacht über am Scheunentor zu jedermanns Ansicht aushängen. In der Früh«, wenn der Hof noch schliefe, soll er das Schwein heimlich herabnehme-n, es in den Keller tragen und dann überall das Gerücht verbreiten, das Schioein sei ihm über Nacht gestohlen worden. Dem Gesinde könne er darlegen, er sei zum Metzger nach Adenau gefahren und habe dort als Ersatz für das gestohlene Fleisch neues kaufen müssen. Für diesen Rat erdete er, der Schäfer Mattes, sich zwei feiste Würste und einen fetten Sonntagsbraten aus Als der Tunnisbauer diesen Plan einmal gründlich erwogen und ihn dann für gut befunden, huschte ein Helles Leuchten der Zufriedenheit über sein Gesicht. „Gemacht!", sagte er zum Sä-äser Mattes, klopfte ihm vertraulich auf die Schultern, holte zwei Gläser herbei und schenkte sich und dem andern einige Proben feines duftenden Ahrtresters ein, stellte dann jedoch die Flascli« wieder tief in die Vorratskammer hinein; denn nur bei gang wichtigen Anlässen gluckerte der würzige Trank aus dem Halse der Masche heraus. Wie vereinbart, hing am Abend das fette ausgenommen« Schwein am Scheunentor. Die Dauern, die ihre Runde durchs Dorf machten, sahen es, und alsbald wußte es jeder, daß der „Geizkragen" sein fettestes Schwein geschlachtet hatte. Auch in der Nacht hing das Schwein noch am Scheunentor, und der Nachtwind zerrt« an den lose herabhängenden Beinen her und hin. Doch als der Mond mit einemmal hinter Wollen hervor brach, beleuchtete er grell die Gestalt des Schäfers Mattes, die sich behutsam in den Hof hineinstahl, mit Mühe und Not die zwei Zentner Fleisch vom Haken herunterhalte, sie auf buckelte und dann keuchend und ächzend von dannen trug über die nachtstille Dorfftraße in seine Hütte. Dann verkroch sich der Mond wieder hinter Svolken. Dieweil lag der Tunnisbauer unruhig auf seinem Lager. Schwere Träume wälzten sich durch seinen Schlaf. Immer wieder wachte er aus, sah, daß die Nacht noch draußen vorm Fenster hockte und drehte sich fchweißgebadet wieder auf die andere Seite. Als dann kaum das erste Morgenlicht in die Schlafkammer hineinlugte, erhob sich der Bauer, schlüpfte in seine Beinkleider und ging die knarrende Treppe hinab in den Hof. Schon von weitem sah er, daß der Platz am Scheunentor, an dem gestern abend noch das Schwein gehangen hatte, leer war. Er traute seinen Augen kam. Mit wankenden Knien ging er zur Scheune herüber —. und immer noch war der Platz leer. Da schlug er sich heftig vor die Stirn, um sich bewußt zu werden, daß er wache und kein böser Traum ihn narre. Und als ihm dann hart die Erkenntnis kam, daß nun wirklich Diebe das Schwein gestohlen, lief er wie ein Irrsinniger zur Dorfftraße hiiuinter, weckte dann den ganzen Hof, lärmte und schrie immer wieder: „Ming Sau eß sott! Ming Sau etz gestolle wure!" Der Hof wachte auf, die Knechte und Mägde kamen aus ihren Kammern, die Dorfftraße wurde lebendig, all« umstanden den Tunnisbauern, der immer wieder erzählen mußte, daß ihm sein fettestes Schwein gestohlen worden fei. Indem kam der Schäfer Mattes mit der Herd« am Hof« vorbei. Der. Tunnisbauer eilte zu ihm hinunter und klagte auch ihm den Diebstahl. Der aber sagte ihm, daß er ja prächtig sein« Nolle spiele, bas ganze Tor, werde ihm glauben, daß ihm das Schwein gestohlen worden sein. Drauf der Bauer wieder: ,Ming Sau etz wirklich un wahrhaftig sott. Mattes!" Woraus ihm der Schäfer wieder versicherte, daß er der beste Schauspieler vnd Komödiant der Welt sei. Der Schäfer ließ sich gar nicht überzeugen, daß das Schwein tatsächlich gestohlen wurde, sondern lachte noch in des Bauern Gesicht hinein, drückte ihm die Hand und versprach, heute abend vorbeizukommen und sich die feisten Würste und den Sonntagsbraten abzuholen. Auch am Abend ließ sich der Schäfer Mattes nicht von dem Diebstahl überzeugen. Selbst als der Bauer mit ihm in den Keller ging und ihm zeigt«, daß das Fleisch sich nicht dort be finde, bestand der Schäfer «ruf feiner Forderung mit dem Be merken, daß der Bauer das Fleisch anderswo' versteckt habe. Und als der Schäfer Mattes gar kundtat, er werde die ganze Geschichte an die große Glocke hängen, und als er dem Bauer das hämische. Grinsen des Dorfes vor Augen hielt, wenn die Dörfler di« Geschichte gewahr würden, mußte der Tuniiis- bauer ein zweiter Schwein schlachten, so daß der Schäser Mattes obendrein noch di« Würste und den Sonntagsbraten erhielt. Seitdem, so vermeldet die Dorfchronik, soll der Geiz aus dem Herzen des Tunnisbauern gewichen sein. Charlies große Nummer Schützenfest war in dem Dorf, und auf einem grauen, strup pigen Schimmel ritt der Herr Zirknsdirektor selbst durch die Straßen und machte unter gellenden Trompeienstöhen bekannt, daß der weltbekannte Niesenzeltzlrkus Tomsen heute abend auf dem Schützenplatz eine Ealaeröffiiungsmonstre-Vorstellnng gäbe. Eifrig regten sich indes die Hände, das graue, oft geflickte Zelt in die Höhe zu bringen. Pflöcke wurden eingeschlagen, Seile gezogen und Bänke gestellt. Vom Stall des Nachbarhofes her prustete Hans, das Wundcrpferd, das zählend so oft mit dem Kopfe nickte, bis ihm der Stallmeister heimlich den Peit schenstiel in die mageren Rippew knuffte; ans der Trepp« des Wohnwagens saß Eharlie, der Clown, der Kraftmensch, der Kapellmeister, der Meister am hohen Reck, alles in einer Per son, und schält« Kartoffeln. Und abends war das fast erstaunliche Wunder gelungen, Zirkus Tomsen erglänzte im Schein seiner elektrische» Trans parente, ein Leierkasten und eine Trompete schmetterten um di« Wette, und an der Kasse thronte gravitätisch Mutter Tomsen, die eigenlich Lehmann hieß und aus Magdeburg stammte Die Vorstellung begann. Die wackligen Bänke bwzen sich fast unter den schweren Körpern der ländlichen Festbesncher, Charlie dreht« den Leierkasten, bis ein Dorfjunge zur Uebernahme dieses schwierigen Amtes gefunden war, und das Wunderpferd lief einstweilen Figuren nach den Peiischenwinken des Direktors. Charlie folgte als dummer August und wickelt« mit dem Ctalljungen bei nicht immer ganz einwandfreiem Deutsch unter brüllendem Beifall der Zuschauer eine Barbierszene ab, bei der der Seifenschaum fast über die Barriere zu den Gästen des stohzen „ersten Platzes" flog, dann kam die Hundedressurnummer, und dann betrat Charlie, der Kraftmensch, die Manege. — Cs war diese Darbietung das eigentliche Gebiet des Wacke ren. Großes hatte er darin erreichen wollen, von Spezialitäten- theaiern in Berlin und London hatte er dabei geträumt, allein, es hatte nicht gereicht, jetzt war er froh, im Zirkus Tomsen engagiert zu sein. Aber etwas von dem alten Künstlerehrgeiz war auch heute noch in ihm, als er sich jetzt gravitätisch zu Boden ließ und man ihm ein schweres Brett quer über die Brust legte. Zierlich hüpfte des Direktors Töchterlein hinauf und versuchte fick als Schlangenmensch, — und dann kam der große Augenblick! Während unter dem Brett Charlie tief Luft holte und sich noch einmal zurcchtrückte, lösten sich aus dem Brett zwei ge heime Träger, di« nun das ganze Gewicht anshalten sollten. Der Direktor, der Stallbursche, das Töchterchen — fast das ge samte Personal des Riesenzirkus, sechs Mann — stellten sich auf das Brett, das nur auf der Brust des Kraftmenschen zu ruhen schien. Das aber war das Tragische, das Brett ruhte diesmal wirk lich, der Mechanismus hatte versaht, die Träger waren nicht hcrausgefaklen, und Charlie trug die ganze Last! Ein Zuruf, ein Bewegen hätte für ihn genügt, die Nummer zu unterbrechen und die Träger doch noch in Funktion zu setzen, «r aber biß die Zähne zusammen, — er war Künstler, sein großer Kraftakt, hier wurde er wider Willen Wirklichkeit, und es wäre ihm erbärmlich gewesen, nun zu trügen, da ihn das Schicksal er. probte. Flimmern vor den Augen, mühsam unterdrücktes Zit. tarn und nicht endenwollender Beifall der Zuschauer, die wohl einen Zentner zu heben wußten, — dann war die Qual vorbei. Schwankend erhob sich Charlie. Der Beifall war ihm schönste Musik, er vergaß die Wirklichkeit und wankte als ge feierter Held der Großstadt durch di« rückwärtigen Zolilappen. Und draußen kam der Tragödie letzter Teil. Während drin nen di« sich regenden Hände ihn beifallsfroh noch immer riefen, quoll das Blut über seine Lippen, inner« Verletzungen. Blut sturz — es war aus mit Charliel — Als großer, gefeierter Künstler aber war er hinübcrgegan- gen, beseelt von seinem Erfolge, trunken von seinem Können, draußen, auf buntblühender Wiese unier dem sternenbcsäien Himmelsdom, knapp vor dem geflickten Leiwandzelt, in dm eben mißtönend der Leierkasten wieder begann. 7od. von Lunovvsüi. Die Jungfernbrücke Da schwingt sie in leisem Bogen über dem Spreearm auf rotem Steinfundament sich stützend und sanft zum Ufer abfal lend. Ketten und Räder, vier eiserne Balken, Holzbohlen, ver rostetes Werk — so träumt die alte holländische Ziehbrücke ihre alten Tage zu Ende. Verbogene Häuser rahmen sie ein, ver winkelte Gassen führen zu ihr, Apfelkähne liegen rechts und links und halbversinkende Rettungsboote. Es ist noch ein Wahrzeichen des wirklich alten Berlins, das immer mehr vernichtet wird und dem Modernitätstaumel zum Opfer fällt. Und vielleicht wird eines Tages dieses liebe, alte Brückchen nicht mehr sein und jene, die hier aufgewachsen sind, denen sich diese verträumte Wilhelm Raabe-RomanUk ins Herz geprägt als eine köstliche Kindheitserinnerung, sind um ein Stückchen Jugend ärmer. Was bedeutet dem Potsdamer wohl die grandiose Knistr- Wilhelm-Vriicke? Nichts. Denn sie hat mit der Vergangenheit keine Verbindung, keine Gemeinschaft mehr. Aber dieses alte Brückchen, umbrandet rechts und links vom Berkehr? Zweierlei Bedeutung gibt man ihrem Namen. Einst stieß ein eifersüch tiger Bräutigam seine Braut, die Jungfer Grete ins Wasser. Zur Zeit des Großen Kurfürsten wohnten in dem gegenüber liegenden Hause, dem Französischen Hofe, viele französische Emi granten. Als Lebensunterhalt verkauften die Töchter, die Jungfern, handgefertigte Spitzen an den alten Brücken. Daher soll ihr Name sein. Zur Zeit der Abenddämmerung muß man dort hingehen, wenn das Leben der geräuschvollen Großstadt mählich und mählich verbraust und die Schatten sinken. Der Puppenbruke zu verhüllt ein leiser Nebelschleier das Wasser, dieweil St. Gertrud auf der anderen Seite sich silhouettendunkel gegen den Himmel abhebt. Die Ketten klingen abendmüde und die alten schwachen Bohlen knarren wie ein geheimnisvoller Gruß aus der Vergangenheit. I.isa blicke!. „Man kommt da ja vorbei, das weißt selbst, Steuermann!" In jener Nacht starb wieder einer von den Leuten, Cie hatten versucht, ihn mit Schnee einzureiben, sie hatten versucht, ihm mit Rum gutes zu tun, aber es half nichts. Da machten sich die anderen über die Flaschen her. Der Kapitän war fort, Bootsmann und Steuermann waren einander feind, wer sollte wichl aus Ordnung halten. Johlend und scheel schon auf das höher gefüllt« Glas des andern, saßen fie beieinander, bewußt, daß es rasch zu Ende ging, wenn keiner verteilte, und doch zu aufsässig, um zuzulassen, daß einer befahl. Der Norweger saß bei ihnen, er trank nicht am wenigsten und blieb doch ein Fremder, ein Wirt, ohne Verlangen, feine' Gäste einen Tag länger zu behalten, als das Leben sie ,hir ließ. Einmal versuchte Andersen di« Leute anzuhallcn, aber fie hatten das Messer los«, er konnte froh sein, daß sie ihn nur zur Seite drängten. Der Kapitän und er Hütten sie ins Eis g.sührt, schrie einer, er solle sorgen, wie er sic wieder herausbriichte. Das Wort zündete, die anderen brausten aus. Er solle fie wie der herausbringen, schrien sie. Zeit würde es. dem Kapitän jemand nachzuschicken. »Ja, Zeit würde es!" Sir empfanden alle, etwas mutzte geschehen, niemand konnte ihnen Helsen, wenn nicht e>n Wunder kam, wenn nicht einer von denen, di« den Opfergang über dos Eis versuchten, die Station erreichte uno Nachricht gab oder Patronen brachte, oder — Sie hatten selbst keine rechte Vorstellung, sie wußten nur, arme, todesängstlich« Verstoßene, daß Hunger und Eierben be vorstand, daß sie zum Hungern und Sterben dies Land gesunden hatten. „Der Steuermann muß los!" Es gab keine Vernunft noch Besinnung mehr. Das Wort berauschte, einige stellten sich dro hend vor Andersen, jemand riß die Tür offen. ..Steuermann, aus den Weg!" Er versuchte zu antworten, wußte, daß es vergeblich war, fordernd blickte er noch einmal zu Pagels hinüber. „Der Bootsmann weiß, ich will gehen. Hat cs Sinn heute in der Der Bootsmann? Sie sahen herausfordernd zu dem hin über, waren bei ihm ja an das härteste Wort gewöhnt. Aber er antwortete nicht, wie Unlust war es über ihn gekommen. Andersen stieß die Nächsten zurück, trat hart vor den andern. „Bootsmann?" Der ließ sich aus die Bank nieder: „Jungens," antwortete er, „das ist wahr, er hat's zu mir gesagt!" Das war noch nicht gewesen, dieser war Immer der Lär mendste gewesen, wenn es galt, dem Kapitän oder dem Steuer mann etwas Böses einzubrocken. Die Leute heulten einander an und wurden plötzlich still: „Ruhe! Der Bootsmann will reden!" Pagels blickte, riesig, rotbärtig, von der schmalen Tisch bank auf, die beiden Fäuste aus das Holz gestützt, als wollte er gleich zuschlagen, wenn jemand zu widersprechen wagte: „Ihr habt recht, der Steuermann sollte gehen! Ich meine nur," fügte er hinzu, „wir haben nicht die Zeit zu warten, bis der „Fallobst" Angekränkeltes fällt beim ersten leisen Windhauch — nur aber irgendwo steckt Auch Fallobst kann schmackhaft sein, doch immer der Wurm! Der Herbst gleicht dem reinsten Tischlein-deck-dich! eben so Die Natur ist dann eben so reich, daß sie sich schon eine kleine Ver schwendung leisten kann! „Ich begreife nicht," meinte der Wurm, „wie man doch über ein und dasselbe Ding so verschiedener Ansicht sein kann! Eine Frucht, die uns Würmern ausgezeichnet mundet, wirft der Mensch achtlos beiseite!" Wie traurig ist es in der Natur und bei den Menschen, daß oft die Frucht nicht hält, was.die Blüte versprach! * " Das ist die Tragödie der Frucht: abzusallen, ehe.sie reis ge worden! ^ I. ^ciklva». Steuermann wiederkommt, oder im Eis verreckt. Ist es nicht so?" Einige horchten auf beigem Wort, die andern saßen mit ossnen Mäulern und warteten auf mehr Weisheit. „Der einzige, der den Weg nach drüben weiß —", Pagels packte plötzlich den Pelzjäger am Arm, der erschreckt hochsahren wollte, drückte ihn auf die Bank nieder: „Mogensen müßt gehen, wenn Mogensen nicht bald geht, ist's zu Ende mit uns!" Es ist noch keiner recht auf den Gedanken gekommen, sie schickten nur die aus, die fie sterben haben wollten. Auch Mogensen wollte nicht, man sah es an seiner drohenden Ge bärde. Aber der Bootsmann hatte Freundschaft genug, den meisten schien es das Vernünftigste, daß Mogensen ging. Schon der Kapitän hatte es gesagt, aber fie hatten geschrien, er wäre selbst zu feige. Nun, da der Steuermann gehen sollte, — was war doch in den Bootsmann gefahren? „Mogensen muß gehen!" Der Bootsmann winkle Schwei gen: „Ich bin noch nicht zu Ende. Wenn wir jemand rüber« schicken und er kommt wahrhaftig drüben an, wer zwingt ihn denn, daß er zurückkommt? Aber Mogensen kommt zurück, er hat seine gelle hier liegen!" Sie johlten auf, er machte eine Bewegung mit der Faust, die Schweigen gebot: „Ich habe cs mir überlegt. Mogensen flkk nicht umsonst gehen, er soll unsere Felle haben für seinen Weg." Er hob befehlend die Stimme: „Mogensen versucht's morgen vormittag, wenn es dämmerig wird." Die Leute schlugen mit den Fäusten aus den Tisch, fühlten sich schon halb gerettet in ihrer Trunkenheit. Der Norweger versuchte zu reden, er wollte es schriftlich haben, daß die Felle sein wären, aber sie brüllten ihn nieder, tranken ihm zu, um armten ihn oder hielten ihm die Faust unters Kinn. „Mögen- sen geht!" Der Bootsmann hatte Andersen zur Seite geschoben. „Geh jetzt!" sagte er, „laß dich nicht sehen, fie sind betrunken!" Und plötzlich schwer, mit einem Blick, der Haß und Verlangen zugleich war: „Denk an Vater, sag ihm, daß wir zusammen waren!" ^