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Stimmen zum Konkordat Sehnsucht nach Mexiko „Heraus aus dem Dunkel der Konkordatsverhandlungen!" fordert Herr Kurt Löwen stein, uns noch wohlbekannt aus dem Kampfe um das Reichsschulgesetz sNr. 243). Die „Leip ziger Bolkszeitung" druckt diesen Artikel umso lieber ab. weil er an der Haltung der verantwortlichen Männer der SPD. Kritik übt. Bekanntlich ist es ja ein« Hauptbeschäftigung der „Leipziger Volkszeitung", sozialistische Minister zu russeln. Gestern der Panzerkreuzer, heute das Konkordat. Herr Löwen- stein schreibt: „Konkordate gehören zu den Machtinstrumenten des päpst lichen Stuhles. Sie sind ganz allgemein und in jedem Falle mindestens eine Verbeugung des Staates vor den Macht ansprüchen der Kirche. In den letzten Jahren, so z. B. im bayrischen Konkordat, handelte es sich nicht nur um eine Per- dcugung. sondern um die Einräumung realer Machtpositionen... Diese Tatsachen sollten uns ganz allgemein mit schärfstem Miß trauen gegen Konkordate erfüllen und die Sozialdemokratische Partei zur Ablehnung von Konkordatsabschlüssen veranlassen. Leider scheinen jedoch die seit Jahren in aller Heimlichkeit ge führten Verhandlungen des päpstlichen Nuntius mit dem Kul tusminister Becker zum Slbschluß gekommen zu sein. Nach amt lichen Pressemeldungen scheint sich das Kabinett bereits mit dem Konkordatseiitwurf besaßt zu haben. Es wird daher höchste Zeit, daß sich die Oeffentlichkeit, und vor allem die Parieiöffentlichkeit mit dieser Frage beschäf tigt. Leiderhat der Kieler Parteitag, wenn auch gegen eine starke Minderheit, doch' immerhin einem Anträge, der grundsätzlich jedes Konkordat ablehnte, seine Zustimmung nicht gegeben. Doch die Sozialdemokratische Partei ist nicht nur programmatisch, nicht nur nach der Erklärung der preußischen Landtagssraktion, sondern auch nach ihrer gesamten kulturpolitischen Einstellung verpflichtet, jede Regelung von Echulsragen im Konkordat abzulehnen. Auch sinanzielle Regelungen, die die Abfindung der Kirche betresfen, dürfen nach der Reichsoersassung nur auf Grund von Reichsgesetzen vorgenommen werden und nicht auf Grund von Konkordaten, die den Staat einseitig und dauernd binden. Es zwingt an sich den preußischen Staat nichts als der Koa- littonseinfluß des Zentrums, Konkordate abzu- schlicßen. Die Besetzung der Bischofsstellen und die Einteilung der Kirchenbezirke, die gewöhnlich als Aufgabe eines Konkor dats bezeichnet werden, konnten bislang ohne Schwierigkeiten geregelt werden und sind an sich überhaupt keine Aufgaben, die den Staat angehen. Eventuelle Ucbergriffe der Kirche, die das Siaatswohl und die Staatsautorität verletzen, können jederzeit mit den Mitteln des Staates unterdrückt werden." Herr Löwenstein, der sich ja von Berufs wegen mit dem Bilüungsgut des deutschen Volkes zu befassen hat. sollte im Faust die Worte des gefallenen Gretchens Nachlesen: „Wie könnt' ich sonst so tapfer schmälen, Wenn tat ein armes Mäd chen fehlen . . ." Wie konnte sonst die Sozialdemokratie Uber die „brulale Unterdrückung" der Gewissensfreiheit seitens des Polizeistaates wettern! Heut sind sie selbst „der Sünde bloß", und Herr Löwenstcin empfiehlt mit der ganzen Kaltschnäuzig keit dieses Typs freidenkerischer Agitatoren, dessen Eigenart wir zur Genüge kennen, den Polizeiknüppel als geeignetes Mittel zur Regelung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat. Diesen Herren wäre es natürlich ein Vergnügen, die „Uebergriffe der Kirche", will sagen die Gewissensfreiheit der Katholiken „mit den Mitteln des Staates zu unterdrücken". Es ist dankenswert, daß sie das offen zugeben. Wie man so etwas macht, dafür hat ja Herr Calles jenseits des Ozeans das Muster geliesert. Löwenstein und Konsorten empfinden Sehnsucht nach Mexiko, wo man mit Maschinen gewehren die Sache des Atheismus fördert. Vorläufig sind wir aber noch in Deutschland. Und hier <st die Mehrheit der Sozialisten noch vernünftig genug, der artige staatsverderbliche Experimente abzulehnen. Sehr zum Aerger des Herrn Löwenstein und seiner Freunde, die sich da mit begnügen müssen, in sächsischen radikalen Blättern ihrem Aerger Luft zu machen. Und es ist sehr nett von Herrn Löivenstein, daß er uns bei dieser Gelegenheit, daß „nichts als der Koalitionseinsluß entrums" in Deutschland Konkordate ermöglicht. Dieses unbestochene Zeugnis möchten wir all den Katholiken Pachtung empfehlen, die meinen, in der so freien Republik hätten wir eine Zentrumspartei nicht mehr notwendig. Man fahre hinein in die sächsischen Stadtparlamente, wo groteske Beschlüsse süie vorläusig allerdings unwirksam sind) über kul- Unpolitische Dinge gefaßt werden, und man lese die kultur politischen Auslassungen der Löwenstein und Genossen, um zu ermessen, wohin der Katholizismus in Deutschland käme, wenn man diesen Herren das Feld überlassen würde. Woher -as Inkeresse? Zittauer Morgen-Zeitung und Bischosswahl. Dresden, 18. Oktober. Mit welchem Eifer sich die liberale Presse katholischer Fragen annimmt, geht aus einem Leitartikel der „Zit tau er Morgen-Zeitung" (Nr. 241) hervor, der sich mit der Bi schoss wähl befaßt. Der Artikel wendet sich gegen die neuen Bestimmungen des Kirchenrechts, wonach die Wahl der Bischöfe nicht mehr durch die Domkapitel erfolgt, sondern die Bischöfe nach Vorschlägen der Domkapitel vom hl. Stuhle er nannt werden. Nach dem bevorstehenden Konkordat mit Preußen, soll die jeweilige Regierung gehört werden. „Dieser Plan, so will die Zittauer Morgenzeitung von „unterrichteter Seite" wissen, entspricht der Einstellung des jetzt regierenden Papstes Pius Xl., der durch und durch Auto- krat ist, das monarchische System bevorzugt und der auch sehr stark mit der Diktatur Mussolinis sympathisiert. Seine Rat geber sind die engherzigen Dominikaner, die ebenso auto- kratisch eingestellt sind, während die weiter blickenden Führer des Jesuitenordens in Rom den entgegengesetzten Standpunkt einnehmen und infolgedessen beim Vatikan gegenwärtig ihres früher so großen Einflusses fast völlig beraubt sind. Es braucht nicht eigens gesagt zu werden — darüber ist man sich auch in katholischen Kreisen völlig klar —, daß durch das ausschließliche Votum des Papstes, beziehungsweise des Vatikans und dadurch, daß man den Domkapiteln das Wahlrecht nimmt, den Intri gen Tür und Tor geöffnet ist: denn es wird dann ein Wettlauf teils mit, teils ohne den Weg über die Nuntiatur in Nom einsetzen, und die Domkapitel müssen sich Bischöfe auf zwingen lassen, die dann Kandidaten irgendeiner Gruppe sind, die jeweils den stärksten Einfluß beim Vatikan geltend zu machen vermag." Wir müssen zunächst feststellen, daß die Zittauer Morgen- Zeitung in mehrfacher Hinsicht schlecht unterrichtet ist. Der „Plan", die Domkapitel „auszuschalten", stammt nicht vom derzeitigen heiligen Vater, „der durch und durch Autokrat ist und das monarchische System bevorzugt": denn die Neuregelung der Bischofswahl ist im neuen kirchlichen Gesetzbuch erfolgt. Dieses ist aber bekanntlich im Jahre 1918 fertig gewesen und erschienen. Papst Pius XI. aber residiert seit 1929. Solche Tat sachen sollte man eigentlich wissen, wenn man als „unterrichtete" Seite über katholische Dinge schreibt. Im übrigen ist es immer verdächtig, wenn sich liberale Blätter solcher katholischer Dinge annehmen. Das lasse man getrost Sache der katholischen Kirche sein, wie sie ihr« internen Angelegenheiten ordnet, zumal man doch bei anderer Gelegen heit so energisch nach der Trennung von Kirche und Staat schreit. Es ist vielleicht das erstemal, daß der Jesuitenorden von der Zittauer Morgen-Zeitung ein Lob gesungen bekommt. Wir nehmen dos mit Genugtuung zur Kenntnis, bleiben aber mißtrauisch. In katholischen Kreisen Ist man sich jedenfalls darüber völlig klar, daß man zu den Entscheidungen und An- ordnungcn des Heiligen Stuhles mit vollstem Vertrauen empor« blicken kann und daß die Demokratie, die die Zittauer Morgen- Zeitung anpreist, gegen Intrigien noch viel weniger gefeit ist^ als die oberste Leitung der katholischen Kirche. Man bleibe also bei dem schönen Grundsatz: Jedem da» Seine! und spiele sich nicht zum Hüter katholischer Dinge auf, die in jeder Hinsicht nur Sache der katholisck>en Kirche sind. Denn wenn man sich in solchen Fragen noch dazu schlecht unter richtet zeigt, kann man sich leicht sehr lächerlich machen. Kongreß sür Chorgesangswesen Zur Essener Tagung vom 8.b!s 10. Oktober Der Vorgeschichte dieses Kongresses liegen folgende Tat sachen zugrunde: Im November 1929 forderte das preußische Mi nisterium die Nachgeordneten Behörden zu einer ersten umfassen den Feststellung oer bestehenden Verhältnisse auf dem Gebiete des Chorgesangwesens auf. Die Ergebnisse wurden im 'Früh jahr 1921 den Vertretern des deutschen Sängerbundes und des Arbeitersängerbundes vorgelegt. Am 11. Juni erschienen die ersten behördlichen Maßnahmen in dem ministeriellen Rund erlaß, der in der Deutschen Sängerzeitung abgedruckt wurde. Kurz vorher, im Mai 1921, hatte der Deutsche Sängertag in Re« gcnsburg in einer Entschließung im Hinblick auf die Bedeutung des deutschen Liedes und der Bestrebungen des deutschen Sänger bundes gefordert, daß seine Arbeit dieselbe Würdigung und Be achtung erfahre wie die Arbeit für die körperliche Ertüchtigung des Volkes, und daß den Chorgesangvcreinen dieselbe Unter stützung und Berücksichtigung zuteil werde. Am 18. März er folgte dann die Gründung eines „Reichsausschusses für Chor- gefangwesen", jetzt „Arbeitsgemeinschaft für den deutschen Lhor- gesang". Nach den auf der ersten Reichsschulmusikwoche gewonnenen Erfahrungen tauchte nun, etwa im Jahre 1924, der Gedanke eines Kongresses für Chorgesangwesen auf und fand in Prof. Dr. Kestenberg dem Referenten für Musikangelegenheiten im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volks bildung, einen energischen und zielbewussten Förderer. Unter seinem Vorsitz kam in diesem Jahre nachdem es gelungen war, die Einheitsfront der drei großen Sängerverbände herzustellen, der erste Kongreß für Chorgesangwesen unter dem Vositz Kesten bergs zustande. Außer dem Reichsminister Severing und dem Preußischen Kultusminister Dr. Becker nahmen an die sem Kongreß etwa 390 Damen und Herren aus allen Gauen Deutschlands teil. Die Metropole des Ruhrgebiets, die Stadt Essen, die selbst mehr als 89 Sängervereinigungen hat, bot den > Gälten, belonders in ihrer Eiacnicbalt als Vertreter des Deut schen Sängerbundes, des Arbeitersängerbundes und des Reichs^ verbände- der gemischten Chöre, einen herzlichen Empfang. Neichsminister Severing, früher selbst begeisterter Sänger, erklärte in seiner Eröffnungsrede: Wenn man Paragaphe« schreibt, rostet die Leier. Da er die amtliche Verpflichtung habe, sich um das Chorwesen zu kümmern, sei er gewissermaßen Reichs kultusminister mit beschränkter Haftung. Für die Fragen und Nöte des Chorgesanges versprach der Minister das Reichs kabinett zu interessieren, da er die Arbeit des deutschen Chor gesanges darin begründet steht, daß nicht nur Auge und Ohr des Volkes etwa durch Kino und Rundfunk, sondern daß auch die deutsche Seele erzogen werde. Am ersten Tage sprachen Prof. Dr. Arnold Schering über „Geschichte des deutschen Chorgesangwesens", Prof. Dr. Schünemann über die Soziologie des Choraesanges und Prof. Dr. Moser über die Zukunftsaufgaben des deutschen Chorgesanges. Für den zweiten Tag waren die Referate oer Leiter der drei großen Verbände vorgesehen. Der Präsident des Deutschen Sängerbundes. Rechtsanwalt List, versuchte zu zeigen, wie Vas Betriebskapital der einzelnen Vereine erhöht werden könne. Musikdirektor Müngersdorf, Berlin lReichsver. band der gemischten Chöre Deutschlands einschl. der Frauen, und Kirchcnchöre) gab eine kurze Geschichte der Gründung des Reichs, verbandes und betonte die Notwendigkeit der Arbeitsgemein schaft für die wirtschaftliche Stützung der Vereine. Karl Fehsek der Vorsitzende des Arbeiter-Sänger-Bundes. forderte vom Reich die Einrichtung einer zwischenstaatlichen Instanz zur Hebung der allgemeinen Volksmusikkultur, von den Ländern gute Aus- und Fortbildung von Vereinsleitern, Anerkennung der Gemeinnützigkeit und Gewährung von Steuerfreiheit für Konzerte und bildende Veranstaltungen, von den Gemeindever waltungen Ueberlassung von Eesangssälen, soweit städtisch. Be- reitstellung von städtischen Orchestern zu erschwinglichen Hono raren. In der Aussprache meldete sich Dr. Ziegler. München, als Vertreter der Deutschen Sänaerstudenten. die wieder wie etwa Blumen und wir Von Franziska Bruck. Eine geheimnisvolle Kraft verbindet beide, Mensch und Blume! Sie sin- unzertrennlich, sei es unter freiem Himmel oder in Wohnräumen zu fröhlichen oder ernsten Anlässen von der Kindtaufe bis zum Schlüsse des Lebens. Beharrlich bleiben Blumen an unserer Seite, locken mit ihren Reizen, schmiegen sich an. Wir haben das Verlangen, sie Heimzuholen, nehmen sie mit aus Garten, Waid und Flur. Nun versuchen wir, ihrem stillen Leben nochzuspüren, und fühlen den wohltuenden Ein fluß auf Gemüt und Nerven. In Landschaft und Garten ist die Wirkung der Pflanze naturgemäß eine andere als in den Gren zen unserer Behausung. Draußen steht sie großartig als vollendetes Ganzes da. Für die Umschlossenheit des Raumes jedoch bedarf es als Schmuckmittel nur kleinerer Ausschnitte oer Einzelpflanze oder der blühenden Fläche. Was wir wählen, muh überlegt und zweckentsprechend geschnitten sein, sonst geht der Eindruck des Pflanzenbildes, das wir im Raume sortsetzen wollen, verloren. Durch Einsühlen in den Lebenswillen der Pflanzenart, durch das Beobachten der Linienführung und Far bengebung verhüten wir solche Enttäuschungen. Verständnis der pflegenden Hand sei vorausgesetzt. Natürlich. lebendig sollen Blumen, Baumzweige und Dolden, daneben Blätter, Ranken, Rispen und Halme aus ihren ivassergefüllten Behältern hervor wachsen! Hat es nicht den Anschein, als hätten Glasformcr, Keramiker und Korbflechter eigens für die jeweilige Gattung Glas. Vase, Schale oder Korb geschaffen? Denn erst wenn Form und Inhalt zur harmonischen Einheit verbunden sind, wenn die empfindlichen Pslanzenteile nicht welchen, sondern sich bis zum leisten verblühend auslcben, kann von einer eigentlichen Schön heilswirkung die Rede sein. Nicht jede Blumenart eignet sich zum Schnitt, also zum Schmuck von Innenräumen. Einige sind von Natur zu zart besaitet, um die Zimmerlust zu vertragen. Andere wieder sind durch Züchtung überreizt, so daß ihre Behandlung mühevoll, oft ganz erfolglos bleibt. Dann gibt es hölzern eigenwillige Ge sellen. welche sich gegen jede Meisterung auflehnen. Sie zählen zu den anspruchsvollen Hausgästen, denen wir nicht gar zu gern die Tür öffnen. Lassen wir aus der großen Blumenschar lieber diejenigen herein, die bereit sind, sich uns anzupassen.' Ad und zu erleben wir eine fühlbare Enttäuschung an sonst so Herr- lichcn Blumen. Obenan steht die Dahlie. Sie ist die volks tümlichste Erscheinung im Herbstgarien, wo sie in selbstherr licher Vollkommenheit in umsongreiä)en Blütterbüschen prangt. Aber was ist aus unserer gemütlichen alten Georgine geworden, die wir ihrer Ausdauer wegen als Schnittblume liehteni Ihre dütengeformten Nachkommen besitzen noch genügende Kraft, um sich sür den Zimmerschmuck zu eignen. Was dagegen bean sprucht eine Anzahl breilblättriger Neuzüchtungen! Allergrößte Sorgfalt, die wir ihnen ja gern angedeihen lassen, weil ihre Blumen köstlich und beglückend erscheinen. Trotzdem bleibt die Verwendung im Raum illusorisch. Und das kann sich auch auf viele andere Blumenarten beziehen, wenn wir es an sach- gemäßer Behandlung im Hausverkehr fehlen lassen. Unsere Erzieher sollten von frühester Kindheit an unsere Liebe zur Blumenwelt wecken und wach halten. Dann kann ihre Schön heitslehre auf fruchtbaren Boden sollen und zu Freudenfunken ausreifen, die wie eine heilige Flamme unser Leben durch glühen. sAus dem Oktoberhest der Bergstadt, Verlag W. S. G. Korn, Breslau.) Tapferkett Von Marga Thornö*. Ein fürchterliches Geschrei gellte vor dem Hause auf. Zu Tode erschrocken ließ die Mutter ihr Nähzeug sinke» und lief ans Fenster, Was war doch nur geschehen? War es am Ende Paul, der . Natürlich. Ta kam er sa, gefolgt von seinen Freunden. DaS Mut lief ihm von der Slirne, er brüllte schrecklich. Und hinter ihm trabte Thildchen und weinte mit, und all die kleinen Jungen schrien durch, einander. „Der große Berger war es", riefen sie, als die Mutter hinausgeeilt kam. „Euer Paul hat ihn mit einer langen Rute ge schlagen. Da hat Berger mit einem Stein geworfen." „Gestern hat er unser Thildchen geschlagen, dafür Hab' ich ihm eine gehauen", heulte Paul. Die Mutier packte ihn am Arm und lief mit ihm ins HauS. Sie wusch ihm die Wunde aus und verband sie. * Aus dem im Verlag der Kaih. Schulorganisation Deutsch lands erschienenen Heft „Von Vaier, Mutter und Kind", Geschichten aus dem Elternhaus (drosch. 65 Pf.). Und dann besah sie einmal den ganzen Paul. Wie sah der Junge aus! Ein klaffendes Loch in der Hose und von oben bis unten mit Lehm bespritzt. Sie seufzte. So ging das jeden Tag, er war ein Unband ersten Ranges. Aber wer konnte ihn einsperren und ihm die Flügel beschneiden? ,Wo bist du heute nun wieder gewesen?" fragte sie den Jun gen, als er glücklich wieder in einer anderen Hose steckte. Sie hatte ihre Arbeit wieder ausgenommen, und Paul setzte sich neben sie. „Wir waren auf einen Baum geklettert," fing er an, ,chie anderen sind aber nicht so weit gekommen wie ich. Meine Hose ging kaput, als ich herunterrutschie. Und dann sind wir über einen Graben ge sprungen. Berners Fritz und ich, wir sind nur allein darüber ge, kommen." Paul hatte seine Wunde ganz vergessen, als er erzählte. Seine Augen blitzten. „Ja, und nachher, da ist der große Berger gekommen, der immer so eklig ist. Die andern Jungen haben zu mir gesagt, er hätte gestern unser Thildchen geschlagen. Da Hab' ich ihm eine runter gehauen mit meiner Rute- Aber da bat er geworfen. Wenn ich ihm wieder begegne, dann schlag' ich ihm die Knochen kaputt. Ich fürchte mich nicht vor ihm " Die Mutter seufzte wieder. Das war schon wieder allerlei, was der Achtjährige da geleistet hatte. Er war ein mutiger Kerl und fürchtete sich nicht so leicht. Und immer wieder wollte er den Hel den spielen. Ohne Zweifel steckte ein gutes Stück Tapferkeit in ihm, aber so, wie das jetzt ging, wurde er ein Wildling. Zu Hause halten aber konnte sie ihn auch nicht. „Ich muß seiner Tapferkeit noch andere Wege zeigen", dachte sie, „ein Rohling darf er nicht werden." „Hör, Paul," sagte sie, „ich will dir mal eine Geschichte er. zählen von einem tavferen Helden. Hör mir gut zu." Paul setzte sich zurecht und spitzle die Ohren. Geschichten hörte er für sein Leben gern. Und vor alle» Dingen Geschichten von tapferen Helden. Und die Mutter begann: „Es war einmal ein tapferer Ritter, der fürchtete sich vor niemand auf der Welt. Er war so tapfer, daß er alle seine Feinde besiegte und niemals geschlagen wurde. Alle Ritter wollten seine Freunde sein. Aber er hatte einen Nachbar, der haßte ihn und kränkte ihn, wo er nur konnte. ,Mich wird er nicht besiegen', sagte er, ,denn ich bin stark und habe viele Leute, die für mich kämpfen.' Und er fügte ihm bitteres Leid und großen Schaden zu. Als der tapfere Ritter aber einmal durch den Wald ritt, da begegnete ihm sein böser Nachbar ganz allein. Da dachte der Rit- ter: ,So, jetzt kann ich ihn Niederschlagen, jetzt kann man ja seheix