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Die Postbezieher „Sächsischen Bolkszeltung" seien nochmals daraus hingewiesen. datz die Bezugserneuerung für Dezember jetzt allerschnellstens erfolgen mutz, wenn Lleferungsunter- brechungen vermieden werden sollen. Uebrigens erhebt die Post bei Bestellungen, die nach dem 25. elngehen und bei denen Nachlieferung erforderlich, eine Sondergebiihr von 3» Pf Darum: Sofort erledigen. sich die Summe aus 35160 M. Das ist also eine Gesamtausgabe von 80 332 bzw. 65 160 M>, die einer Gcsamtersparnis von 49 000 Mark gegcnüberstände. Der Staat würde also beim Eingehen der Stoatszeilung nicht nur nichts sparen, sondern sogar noch zuzahlen müssen. Da aber der Ueberschuß der Slaatszeitung in den letzten Iehrcn durchschnittlich 18 000 M. beträgt, erhöht sich der Verlust noch nm diese Summe. Der Staat würde also 48 758 bzw. 33 586 M. «inbüsien, wenn die Sächsische Staalszeitung abgebaut würde. Gewerbepolizettiche Genehmigung der Kraftspeicheranlage in Oberwartha Dresden, 20. November. I» der gestrigen Bezirksausschußsitzung wurde unter Vorsitz von Amtshauptmann Dr. Venus über ein Gesuch der Energieversorgung Groß-Drcsden um gewerbepolizeiliche Genehmi gung für die Kraftspeicheranlagc in Oberwartha verhandelt. Der Gegenstand hat di« zuständigen Behörden schon wiederholt beschäf tigt. Die Anlieger halten gegen die seitens der Amtshauptmannschasr erfolgte gowcrbcpolizeiliche Genehmigung der Anlage Einspruch erluwen, die wasserrcchtliche Genehmigung jedoch nicht beanstandet, hiergegen erfolgte Rekurs bei der Kreishauptmannschaft, die den Beschluß der Norinstanz wieder aushob. Das Oberverwaltungs. gerietst hob aber seinerseits wieder die von der Kreishauptmannschast gegebene Genehmigung auf und verwies die Sache an den Bezirks ausschuß zurück. In der gestrigen Verhandlung nun. zu der außer den Behörden die Anlicgcrschast zahlreich erschienen war, wurde nochmals ein gehend die Frage durchgesprochcn. In langer geheimer Verhandlung sälitc der Bezirksausschuß folgenden Beschluß: Die Genehmi gung wird seitens der Amtshauptmannscbast unter den seitherigen Aeiu'ilgnngcn wieder erteilt. Eine Abänderung der ersten Be dingungen, die nach dem Urteil des Obervcrwallungsgerichtes übcr- einstinuncud von beiden Parteien vorgcschlagen worden waren, wird abgelehnt- Weiter wird noch die vom Obcrverwal- bmgsgcricht aufaebobene Bedingung, die die Stellung der Bürg schaft durch die Aktionäre gefordert hatte, wieder in die Bedingungen alifgcnoinmcn. Amtliches Vorgehen gegen Schwarzarbeit Dresden. 19. November. Die Klagen über Uebernahme gewerblicher Neben arbeit, sogenannter Schwarzarbeit, durch anderweit beschäf tigte Arbeiter und Angestellte nehmen in letzter Zeit ständig zu. Die Verwaltungsbehörden sind daher angewiesen worden, beim Vekanntwerden solcher Fälle zu prüfen, ob der Unternehmer eines solchen Nebengewerbes der vorgesehenen Anzeigepflicht entsprochen hat und seinen steuerlichen Verpflich tungen nachßommt. Andernfalls ist eine Bestrafung herbei zuführen und der zuständigen Finanzbehörde Kenntnis zu geben. : Eröffnung deS Knrl-May Museums in Radcbeul. Der Karl- Mav-Verlag hatte für Sonnabendnachmittag die Vertreter der Presse zu einer Besichtigung des neuen Karl-May-Muscums nach Radebeul eingcladcn. Das Museum befindet sich im Grundstück der bekannten Villa „Old Shatterhand" in Radebeul, Kirchweg 8, in -essen Garten das Blockhaus „Billa Bärenfell" gelegen ist. Dr. A. C. Schmidt, der Leiter des Karl-May-VerlageS, gedachte in seiner kurzen Begrü ßungsansprache der Entstehung des Museums. Dasselbe enthält Caiumlungsgegenstände, die von Karl May und Patty Frank, den, Verwalter des Blockhauses, auf Reisen erworben wurde». Unter de» erschienenen Gästen befand sich auch die Witwe Karl Mays. Unter den Sammlnngsgegensländen befindet sich eine große Anzahl wertvoller nordamerikanischer Indiancrtrachtcn, Gcbrauchsgegen- slände, Waffen, Skalpe usw., die in große,, Glasschränkcn und Glas hütten übersichtlich angcordnct sind. Das Fest der Kriippelhilse Der Dresdner Verein Krüppclhilse und seine Freunde hatten am Sonnabend das A l b r r t th ea t e r mit Beschlag belegt, um notwendig werdende Mittel durch einen Wohltätigkeits-Festabend zu sammeln. Die eigentliche Fe st Vorstellung ging von einem guten Gedanken aus, der zwar im Wesentlichen uralt ist (wenn auch lange nicht mehr verwirÜicht), im Besonderen aber sehr originell ausgeheckt >var. Man hatte nämlich auf die ehemals so beliebten „Lebenden Bilder" zurückgegrisfen, wie sie noch vor dem Kriege bei allen möglichen und unmöglichen gesellschaftlichen und Patriotischen Ereignissen üblich waren. Aber das Wie hat den Ver anstaltern ei» wenig Kopfzerbrechen gemacht, bis die Lösung gelang. DieEntwicklung der Mode von Eva bis Adam lautete das riennworl. Nach Zeichnungen von Trier, mit Bühnenbildern b. ». M i t s eh k e-C o lla nd e's und mit prachtvoll ausgewählten Trachten Prof. Leonhard Fantos sah man In 28 Episoden die Mode von Adam und Eva (einem niedlichen Kinderscherz) angc- sarde» bis aus den heutigen Tag. Ueber sämtliche klassischen Natio nen von den Aegyptern bis zu den Byzantinern hinweg kam man ins Mittelalter, machte Station im romanischen Zeitalter, bei den Minnesängern, um schließlich in die neue Zeit mit den Niederländern Mio Landsknechten hinüberzuwechseln und sich an Prunkstücken des Barock, der Rubens- und Moliöre-Epoche, des Rokoko, der verschie- denen Moden der Grand« Revolution, am Biedermeier zu erfreue» und allmählich über Gründerjahre, Rcznicek- und Hcilcmann-Ge- schmack bis zum Vorkriegsmodenkönig Poirct und zum Non plus ultra von Anna 1928 vorzudringen. Das Ganze klappte vorzüglich und wo cs einmal unfreiwillig komisch zuging, wurde die Stimmung des sehr zahlreichen, illustren Publikums erst recht mobil gemacht. Zwischen den einzelne» Bildern sprach der Oberchielleitcr Robe er von Valberg sehr lustige, mitunter leise ironisierende und manch mal sehr sein pointierte Scherzverse des Schauspieldirektors G eorg Kiesau. Und die Feiereis-Kapelle steuerte eine sorgfältig anSgcwählte, zur Erhöhung des parodistischen Reizes beitragende Musik bei. Ausführende waren im übrigen c»va 80 Damen und Herren der Gesellschaft, die uns nicht böse sein werden, wen» die Liste ihrer Namen hier unterbleibt. Aber ikrem Führer, Oberspicl- lciter Max R e iz, fei ein Lob gespendet. Seine Ausgabe war sicher Die erste Slellungnahme Wirkschaftsparkei und sächsische Derrvattungsresorm — Ein Schritt zur Klärung Dresden, SO. November. Als erste der sächsischen Koalitionsparteien nimmt jetzt die Fraktion der W i rt scha s t s p a r t e i zu der Schieckschen Denkschrift zur sächsischen Verwaltungsreform öffentlich Stellung. Man muh anerkennen, daß dies in durch, aus positiver Weise geschieht Die Stellungnahme weist zu. nächst hin auf die Widerstände, die die Denkschrift des Prä» sidcnten Schieck bei fast allen beteiligten Verwaltungs- Zweigen ausgelöst hat. „Beinahe jeder von der Reform wefent- lieh berührte Teil des Verwaltungsapparates", so wird erklärt, „hat de,, Beweis angetreten, das; für ihn die Reformvorschläge falsch seien oder ihre Durchführung nicht verbilligen würde. Die Resormvorschläge der Denkschrift drohen in der Unmenge der Gegendenkschristen zu ersticken. Während die Denkschrift selbst wegen der Fülle des in ihr enthaltenen sachlichen Materials nicht populär werden konnte, haben die Abwehr- Maßnahmen rascher als die Vorschläge der Denkschrift ihren Weg in die Oeffentlichkeit gefunden". Es wird dann die Verwaltungsreform des Freiherrn von Stein zum Vergleich für unsere Tage herangezogen und nach dem Vorbilde Steins eine ähnlich einfache große Gestal- tungsidee gefordert. Demgemäß wird die Lösung des Problems der heutigen Verivaltungsreform Im wesentlichen in der U ebertrag ung bisher staatlicher Ausgaben an die großen beruss ständischen Organisationen des Wirtschaftslebens, der Handwerker. Kausleute, Industriellen, Landwirte, Hausbesitzer. Arbeiter und der freien Berufe zur verantwortlichen Selbstverwaltung gefordert. Es sei nicht einzüsehen, weshalb die Verwaltung öffentlicher Aus- gaben an Gebietskorperationen gebunden bleiben sollte, da die berufsständischen Korporationen die Gebietskorporationen sehr oft an Macht übertreffen. Durch diesen Ausbau der Selbstverwaltung soll die Sleinsche Verwaltungsreform mit modernen Mitteln weitergesührt werden. Sehr wertvoll erscheint es. daß die Wirtschastsziartel vor- schlägt, zunächst alle diejenigen Reformpläne aus dem Bereiche der Erörterungen auszuschalten, die bei den gegenwärtigen politischen Verhältnissen im Landtage nicht durchzu setzen sind, also insbesondere die, für deren Ver abschiedung eine Verfassungsänderung notwendig wäre. So soll insbesondere die Frage der Verminderung der Landtags Mandate, sowie die Einführung der zweijährigen Etatperioden und eines absoluten Vetorechts des Finanzministers gegen Mehrausgaben vor» läufig zurückgestellt werden. Ebenso der Schiecksche Vorschlag, eine qualifizierte Landtagsmehrheit zu fordern, wenn der Landtag trotz Einspruch des Gesamtministeriums aus einem Beschluß bestehen will, durch den die Ausgaben des Haus haltplans erhöht, oder neue Ausgaben eingestellt werden sollen. Am schnellsten hofft man in den Fragen zur Reform zu kommen, die ohne Gesetzesänderung im Verwaltungswege er ledigt werden können. Doch hält man es für unzweckmäßig, daß die Regierung auch in diesen Fällen von sich aus ohne Fühlung mit dem Landtage Vorgehen würde, und schlägt vor eine R e s o r m k o m m i s s i o n einzusetzen, die aus Vertretern der Negierung, des Landtages und der Wirtschaft zusammenzusetzen wäre. Aufgabe der Kommission soll es sein, die Verwaltungsresorm vorwärts zu treiben, die formulierten Vorschläge der Regierung zu prüfen. Grundsätz. sich wird eine durchgreifende Verwaltungsresorm nur dann für möglich gehalten, wenn die Regierung vom Landtag außer ordentliche Vollmachten durch ein Ermächtigungsgesetz erhält. Diejenigen Reformvorschläge, deren Durchführung aus erhebliche politische Schwierigkeiten stoßen muß, sind zunächst der Neformkommission zur Erörterung zu überweisen. Die Wirtschaftspakte! nimmt auch zu den bisher erörteten Einzelvorsch lägen Stellung. Die Einziehung von Kreis hauptmannschaften, Amtshauptmannschaften und Amtsgerichten, wird nur unter der besonderen Bedingung gebilligt, daß durch die weiteren Wege der Privatwirtschaft keine wesentlich höhere Belastung ausgebürdet wird. Die Ausgaben für die Wohl« fahrt spslege dürften nicht weiter gesteigert werden, da gegen müsse der privaten Liebestätigkeit wieder größerer Spiel- raum «ingeräumt werden. Auch die Maßnahmen des Staates in der allgemeinen Gesundheitspflege, die sich u. a. in der Er richtung neuer staatlicher Frauenkliniken äußern, wird als Ueberspannung des staatlichen Prinzips bezeichnet. Festgestcllt wird ferner, daß in Sachsen das Bildungs - wesen gegenwärtig im Verhältnis mehr Ausgaben beansprucht als in anderen deutschen Ländern. Insbesondere bedeutet di« Aufhebung der Seminare eine wesentliche Mehv- belastung des Volkes. Die Derpflegsätze in den Internaten der alten Seminare entsprächen nicht im entferntesten den tatfäch« lichen Aufwendungen. Ueberhaupt lasse die besorgniserregend« Uebersiillung der Höheren Schulen eine grundlegende Reform des höheren Bildungswesens als notwendig erschei nen. Die Wirtschaftspartei erstrebt, die Unterhaltung staatlicher ne-unstufiger Schulen einzuschränken, wobei der Abbau nicht in den Mittelstädte», sondern in erster Linie in den Großstädten erfolgen soll. Die Wirtschaftspartei geht sogar soweit, die Un terbrechung oder erhebliche Einschränkung der akademi« 'ierung der Volksschullehrerbildung zu fordern, blange Deutschland unter dem Druck der Reparationslasten steht. Die Akademisierung der Volksschullehrerbildung werde nach ihrer vollständigen Durchführung einen Mehraufwand von 27 Millionen Mark jährlich verursachen. Es wird auf Preußen verwiesen, wo nur ein zweijähriges Studium an einer Lehrerakademie vorgeschrieben ist. In den Volksschulen wird die Erhöhung der K la s s e n stä r k e für möglich gehalten. Die Auswirkung von Stwrsamkeitsmaßnahmen auf dem Gebiete des Volksschulwescns wird als ganz außerordentlich hqch be zeichnet. Als nächste Schritte der Verwaltungsresorm schlägt die Wirtschaftspakte! vor, die Zahl der Straßen- und Wasserbau ämter herabzusetzen, ebenso die Zahl der Bezirksschusämter, Vermessungsämter und Gewerbeaufsichtsämter zu vermindern. Diese Vorschläge sind sicherlich geeignet, die Erörte rung der Verwaltungsreform, die bisher auf ein völlig totes Geleise zu geraten drohte, in Fluß zu bringen. Wenn die anderen Parteien des Landtages, und besonders der Regierungskoalition, sich beeilen, in ähnlich klarer und eindeu- tiger Weise ihren Standpunkt zu den einzelnen Fragen der Verwaltungsreform darzulegen, dann wird das ohne Zweifel viele unnütze Erörterungen Uberslüssig machen, und vielleicht doch noch in absehbarer Zeit zu greifbaren Er folgen in dieser wichtigen Frage führen. : Zoologischer Garten. Unter den vielen Neuanschaffungen des letzten Monats befindet sich auch eine Mandril-Familie. Diese seltenere sehr wertvolle Affenart, die wohl an die Paviane erinnert, aber doch wesentlich von ihr unterschieden ist, hat ihre eigentliche Heimat in Westafrika, unsere Tiere stammen aber aus dem Inneren Ostasrikas. Die Mandrils sind ebenso wie die Drils hochbeinige Tiere mit langgestrecktem flachen Schädel und kurzem Stummelschivanz. Beim Mandril kommt aber noch ein besonderer Charakter Hinz», der allerdings nur bei dem erwachsenen Männchen zur vollen Ausbildung gelangt. Es ist eine auffallende Gcsichtsfärbung: der lange Nasenrücken ist wie mit Krapplack gestrichen und zu beiden Seiten dieses leuchtend- roten Streifens erheben sich zwei langgestreckte, schräggefurchte nackte Wülste, die in schönstem Hellblau leuchten. Je älter das Tier ist. um so brillanter wird diese eigentümliche Gesichts maske. : Weihnachtsmesse auf der Galerie der Neustädter Markt halle. Einer Anregung aus .Händlerkreisen folgend, hat der Rat beschlossen, in diesem Jahre versuchsweise vom 16. bis mit 23. Dezember 1928 (der Tauer des Christmarktes) auf der Galerie der Neustädler Markthalle eine Weihnachtsmesse zu veranstal ten. Um zunächst festzustellen, ob diese Anregung Unterstützung findet, werden diejenigen Händler, die sich daran beteitigen wollen, hierdurch aufgesordert. sich bis zum 30. November 1923 in der Inspektion der Ncustüdter Markthalle, Nitterstraße 1, zu melden und dabei mit anzugeben, welche Waren zum Ver- kauf kommen sollen. Wochenmarbtartikel sind davon aus geschlossen. : Die Altersversorgung der Staatöangcstellten. Zwischen der sächsischen Negierung und den am Staatsangcstclltcntarifvertrag be teiligten Organisationen ist wegen einer zusätzlichen Alter?- und Hinterblicbcncnvcrsorgung eine Vereinbarung auf der Grundlage der für die Reicksangestelltcn abgeschlossenen Zusatzversichcrnng zustande gekommen, die am 1. Dezember in Kraft tritt. Achnliche Verein barungen sind auch für die Angestellten bei den Gemeinde- und Be» zirksvcrbändcn in Aussicht genommen. : Kirmesfeler der NcustSdter Cacilia- Im BallbauS feierte am 19. 11. 1928 die Neustädter Cacilia unter Beteiligung der hochw. Herren Seelsorger und zahlreicher Gäste ihr Kirchweihfest. Nach kurzen, treffenden Worten des Herrn Oberlehrers Kläß zeigte der Kirchenchor durch eine äußerst feinsinnig zusammcngcstcllte Liedsolge sein Können und stellte seinem Führer, seinem Fleiße und seiner Hin gabe das beste Zeugnis aus. Lachstürme entfesselten darauf die Dar. bietungen (Knolle und Polle) der Herren Ditt mann und Rei le i sch, die sikh-gegenseitig in sprühendem Humor überboten. Sie keine leichte. Er brachte aber seine „Zöglinge" zu „runden Leistun gen", wenn man natürliche Stellung und gefälligen Gesichtsausdruck dazu rechne» darf. Ilebrigcns waren auch einige Bcrufskünstler da bei, die mit allerliebsten Soloszcnen auswartcn konnten. So z. B- Frau Ellen v- Cleve-Petz, die Balleltnicisterin der StaatS- oper, die sich mit Herrn Pawlinin zu einer graziösen Ciavoltc vereinigte, der jugendliche Tenor der Staatsopcr Salecki, der den Schlager der letzten Wochen „Ich küsse Ihre Hand, Madame" mit dem pikanten Anklang seiner polnischen Muttersprache sang und schließlich die Damen Deli Maria Teichen, Irmgard Millers, Trude Rosen und Marilis Gese, die als tan zende und weinende „Jungfern vom Bischofsbcrg" hellstes Entzücken hervorriefen Leider mußte die erwartete Hauptattraktion, Hcrmine Körner als Pompadour, aussallen, weil die auf Gastspielreisen wei lende Künstlerin den Zuganschluß nicht erreicht hatte. Es herrschte großer Jubel und man spendet« lebhaften Beifall, hatte aber merk, würdigerweise daraus vergesse», den künstlerischen Mitarbeitern an dieser gelungenen Ausführung den ihnen gebührende» Hervorruf zu sichern. Nach der Vorstellung kam Terpivehore zu ihrem Reckt. Auf der Bühne, sowie im 1. und 2. Rang-Foyer waren Tanzflächen ein- gerichtet, doch schien immer noch der Platz zu klein für die Zahl aller derer, die sich der leichtfüßigen Muse in die Arme zu stürzen ge kommen waren. Auch hier spielte di« FeiereiS-Kapelle schmissig zum Tanze auf. Die Damen des Vereins sorgten auch für das leibliche Wohl. So gab es im 1. Rang und aus der Bühne je ein Sektzelt und überall Büfetts, Likörs, Bowlen, Kuchen, Kafsee Haag und imtürlich Zigarren- und Zigaretten-„Geschäflc". Wer da behaupten wollte, die Damen hätten sich sehr „zugunsten ihrer Kasse" verrcch. net (es gab lustige Streitereien über diesen Punkt), dem ist der Zweck der Veranstaltung entgegcnzuhalten. Und übrigens: so schlimm war's gar nicht! In „Obcrbayern" konnte man auch sein Vier mit Würstel und Radis und in Begleitung humorvoller Schrammel musik einnchnicn. Eine reich beschickte Tombola war tüchtig belagert und sorgte ebenfalls für Scherz. Wie lange die Sacke gegangen ist, weiß ich nicht zu berichten. Als ick sehr spät entwetzte, war man allenthalben aus dem Standpunkt: „Wir gehn noch lange nicht nach Haus." Dem Fest wohnten fast sämtliche Spitzen der Negierung, viele Militärs und Aerzte. viele Hobe Beamte und Künstler bei. Der Damenflor und seine prachtvollen Toiletten, flankiert vom feierlichen Schwarz der Fracks und Smokings, vereinigte» sich zu einem selten schönen und wirkungsvollen Bild gesellschaftlichen Glanzes. Man wird in der Annahme kaum fehlgehe», daß dem guten Zweck — Er weiterung der Anstalten der Krüppclhilfe — eine namhafte Summe zugeführt werden kann. Zck. „Der Lügenpeter" Das Weihnachtsmärchen im Jentraltheater Schlicht und einfach, auch für das Verständnis der kleinsten Theaterbesucher geeignet, hat Franziska Becker ihr Märchen erfunden. Aus der Schulstube, wo es unter der Kinderschar sehr zeitgemäß zugeht und in der Peter seine Lügenmärchen erzählt und auch in boshafter Verstocktheit bei seinen erlogenen Worten bleibt, führt die Verfasserin ins Märchenland. Der Lehrer hat den Peter gewarnt, daß er seine Lügen alle noch ein mal erleben wird. Zwei Stunden am Weinachtsabendc im Schul zimmer eingespcrrt, heilen ihn Löse Träume von seiner schlech- ten Eigenschaft. Er wird an den Königshof gebracht, wo er drei Fragen lösen will, um die Prinzessin heiraten zu können. Frech und dreist löst er die Fragen falsch und wird daher mit Ketten gefesselt. Ein echter Prinz aber löst die Fragen, und nun bekommt er die Prinzessin. Aus Bitten der Prinzessin aber wird Peter lreigelassen. Er muß aber dafür das Glöckchen, das der Kalis am Turban trägt, aus dem Morgenlande holen, mos er auch In seiner Großsprecherei zusagt. Auch im gleiche des Kalifen bekommen ihm seine Lügen schlecht. Das Glöckchen aber ist nicht mehr im Besitze der Kalifen: denn einer der drei Könige hat es dem Iesusknaben in die Wiege gelegt. Aber im deutschen Weihnachtswald wird Peter es finden. Und dorthin wird er nun durch die Luft getragen. Hier, im deutschen Weihnachtsivalde. wird er auch von seiner Lügenhaftigkeit kuriert. Die Angst der Träume hat ihn zur Flucht aus dem Schulzimmer bewogen. Er hat sich im Walde verirrt, und Lehrer und Schulkinder finden den Gebesserten auf. Auch mancherlei Humor hat die Verfasserin in die vier Bilder «ingeflochten, so daß es unter der Kinderschar im Zu schauerraum viel Fröhlichkeit gab. Mag auch die dramatische Kraft der Märchendichterin bisweilen versagen und hier und da eine gewisse allzu naive Geschmacksrichtung sich breit machen, so ist doch im großen und ganzen die Aussassungsrichtung der