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Sächsische Volkszeitung : 25.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192811256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-25
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.11.1928
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Das liebe Meh Leipziger Sender Sonntag, 2S. November: Auch eine Seite -es deutschen Gemüts Wenn man dem deutschen Menschen schmeicheln will, schwärmt man von seiner Gemiitstiese. Und wahrlich nicht mit Unrecht! Ist doch gerade sie ein Charakteristikum des deutschen Volkes. Einigermaßen faßbar tritt uns das deutsche Gemüt in seiner sprachschöpferischen Kraft entgegen. Welche andere Sprache der Welt drückt zum Beispiel den Empftndungsgehalt jener Vorstellung tiefer aus, die unsere deutschen Wörter „Heim- weh", „Sehnsucht" und andere wiedergeben? Doch ist Gott sei Dank der deutsche Volkscharakter nicht so weiblich, daß man jene Empiindungen „in Mich und Vergißmeinnicht" als den Kern des deutschen Gemütes bezeichnen könnte. Im Gegenteil! Derselbe Mund, der jene empfindsamen Dinge ausspricht, spru delt im nächsten Augenblick mit Ausdrücken los, die nur „starke Männer" vertragen können! Auch sie entsprechen irgendwie demselben vielgerühmten deutschen Gemüt, liegen sie doch meist gar nicht io weit ab, von dem Quell jener zarten Regungen. Die deutsche Seele ist eben nicht so leicht aus einen Nenner zu bringen! — Neben den Gaben des Gemütes besitzt der Deutsche eine starke Veranlagung zum grüblerischen Denken, und nicht nur in seinem naturverbundenen Bauern heute noch eine Fähig keit zu gerissenen Verstandesfunktionen. Eines jener Gebiete, aus denen diese mannigfaltige Anlage des Deutschen — seine praktische Einstellung, seine männliche Grobheit und sein weib- jiches Gemüt — zum Ausdruck kommen, ist das Zusammenleben mit dem „lieben Vieh". Das Vieh, besonders das Haus tier, ist der Gegenstand der raffiniertesten Geschäststüchtigkeit, die Ursache vieler bitterer Feindschaften; es ist aber auch der treueste Kamerad des Bauern, ost die einzige Sorge des Haus vaters. Jakob Grimm nennt es den „vierfüßigen Schatz" unserer Vorfahren. Um das Leben des Haustieres rankt sich, wie um die tiefsten Dinge im Leben des Bauern, der Kranz eines innig erfaßten Iahreslaufes. Im Mittelpunkt steht hier erklärlicherweise das Weide vieh. Drum ist schon ^der Austrieb im Frühjahr die erste Gelegenheit, dieser „fahrenden Habe" alle Ehre nnzu- tun. Wir betrachten heute diese Sitten und Gebräuche meist nur als Ausfluß der Freude über die bevorstehende Zeit des Tewinnes und damit der verminderten Sorge. Der Bauer freut sich also nicht über das Vieh, sondern über seinen eigenen Vorteil. Das ist zu natürlich, als daß es nicht schon in der ältesten Zeit so gewesen wäre! Doch sehr früh schon hat der Mensch diesen seinen Vorteil zu verbinden gewußt mit einem gewisse» Mitleben mit dem Tiere selber und mit gewissen moralisch-religiösen Gefühlen. Der „Viehzauber" in heiligen Nächten und am Tage der Weidetrift zeigt sich besonders an -eiligen Tieren. Der naive Mensch umgibt eben alles, was ibrn Neuerschelnlina des Verlages -er Germania Zl.-G..Seklln Das Glocken-Ideal Gedanken und Ratschläge von Dr. Hugo Löbmann 128 Seiten S" brolch.ct.8g M., »eb. in Ganzlelnwanb 8.- M De» Kernpunkt »nd dis wesentliche Wirkung des Buches liegt tn den hier nicdergelegten persönlichen Erfahrungen des Ber- sallers, die durchaus nicht so einseitig sind, dah sie nicht auch andere musikalische Leute interessieren könnten als nur tiNorlcnintereslcntcn. Dis Kenntnis non dem Entstehen, dem Wirken und Wallen der Kloike ist in der Allgemeinheit beklagenswert durstig Und ein volkstümlich geschriebenes Austtiirungsbuch gibt es bisher nicht, das Interesse on den das Gotteshaus krönenden Kirchenglocken zu heben d»w. zu erwecken Das Büchlein möchte bewirken, durch seine einfache, verständliche Laroche. mit der die ganze Materie durchgenommcn wird, und durch den lebendigen Geist seiner Aus- drucksweisc. durch die Begeisterung zur Sache durch die mittels persönlicher Schilderungen „iw. belebte Abl>a»dluug des stoiies. der natürlich teilweise auch ausgesprochen fachmännisch behandelt werden musste^ kurz durch die kluge, allgemeiiiuerständliche Darstellung von Meist und Materie vielleicht nackt mehr als nur den angestrebten Zweck ersüllt, lhlockcnkänser zu beraten, indem er nämiich — nicht in allen leiten aber im grasten und ganzen — den ersten Schritt tut aus dem Wege zu einer sehr nötigen oolkstümltche» Aulklärung über Glocken und Glackenleben Zu beziehen durch alle Buchhandlungen »nd durch die Buchhandlung der Kermania A., E-, Berlin C 2. Stralouer Slrahe 25 zum notwendigsten Lebensunterhalt blent, mtt reltglösen Dör« stellungen und verbindet so„das Nützliche mit dem Guten. Ruht nicht darin der recht ehrwürdige Gedanke, das kleinste Erden- geschehen aus dem Kampf ums Dasein herauszilheben zu reli- giöser Weihe? Es ist schließlich auch das beste Mittel, um die richtige Haltung z» den Dingen dieser Welt zu gewinnen. — Der Austrieb zur Weide geschah im allgemeinen, .wenn der Kuckuck ruft", also zu Beginn des Sommers. Je nach der Phä- nologie der Landschaft war das an Mariä Verkündigung (25 März), am St. Eeorgstag (23. April), an Walpurgis oder auch erst am Johannistag. Vor dem Haus versammelte sich die gesamte Familie mit Knechten und Mägden. Feierlich ward die Stalltür geöffnet. Nach einem Segensspruch über das Vieh der hier einem Kirchengebet entnommen ist, dort aber auch altb'eidnische Mythologie verrät muß heute noch das Tier allerlei Kuren durchmachen. D>e „Mittelchen bestehen meist aus Salz oder Eiern. Das Salz soll vor Verherung schützen; das Eigelb ist das Zeichen des Thors, des Wettergottes, es soll also vor allen Wetterfchäden bewahren. Mit Schellengeläut geht es dann auf den Weg. Hier haben wir wieder einmal, wie so oft bei Volksbräuchen, die Beschwörung böser Geister durch Lärm Beim Weidevieh hat das Geläut natürlich zu gleich die nützliche Ausgabe, das Vieh leichter zu finden, wenn es sich über die Weide zerstreut oder gar verirrt hat. Das schönne Tier wird der „Pfingstochse". Mit buntem Flitterwerk und den ersten Feldblumen geschmückt, zieht es als Leittier voraus. Um diesen stattlichsten Stier der Herde rankt sich ein förmlicher Kult. In Mitteldeutschland wird um dies „goldene Kalb" getanzt, in Süddeutschland bleibt der Kosename „Kränzle" an diesem Tier wie ein Heiligenschein hasten. Aber nicht nur die Familie feiert, das ganze Dorf begeht den Tag der Meidetrist als Festtag. Auf dem „Schcllenmarkt" werden die Glocken erstanden; allgemeinen Festschmuck zeigen die Straßen. Aber das Wetter muß g>ft sein, sonst gibt es viel Sorge mit den Tieren. Aus der Weide selbst gebt die Feier weiter »nd am Abend kommt man selbstverständlich kaum zu Bett 'Feuer slammen zum Himmel empor als äußeres Zeichen der Festesfreude — dahinter steht aber wiederum ein Kultakt, nämlich die Verscheuchung von Ungezieser und anderen bösen Elementen. Und alles das nur für das liebe Vieh! Der Ab trieb im Herbst ist ein genau so feierlicher Anlaß. Wieder Blumenschmuck, Segenssprüche, Feuer und Lärm! In manchen Gegenden wird das Vieh um die Weihnachtszeit gar beschenkt. Wir ersehen aus allem: dem Bauern geht sein Vieh begreif licherweise sehr nahe. Daß viele sorgenvolle „Viehväter" Wall fahrten unternehmen, Kräuter und Weihwasser gebrauchen, um Krankheit und Tod von ihrem ^viersüßigen Schatze" fernzu halten ist bekannt Daß das Vieh vielfach vor den Kindern versorgt wird, kann man schließlich aus verschiedenen Gründen verstehen. Aber es soll sogar Vorkommen, daß der Bauer das „liebe Vieh" besser versorgt als sich selber! Wohl nicht wegen seiner Reinlichkeit, aber aus anderen be- Kreislichen Gründen gehört das Schwei» nicht zuletzt ins Bauernhaus. Diese Tier ist früher nicht der Gegenstand zu Spott- und Schimpsworten gewesen, leiten doch nicht wenige deuische Siedclungen ihren Ortsnamen davon her. Es ist auch keinesfalls anzunehmen, daß Adclsgeschlechter, wie das der .Speck von Sternburg" und das der „Schweinskorsj aus Kno belsdorf" aus ihren Namen nicht stolz gewesen seien. Im Zeit alter der Patriarchen war der „göttliche Sauhirt" eine durchaus standesgemäße Figur, ost sogar ein Privileg der Königssöhne. Nicht zuletzt war das Schwein auch bei den Germanen ein heiliges Tier. Heute noch schenkt man zum ersten Januar oder zu anderen passenden Gelegenheiten „Glücksschweine". Doch über allem steht die svirtschaftliche Nützlichkeit Ein Schlnchte- fest aus dem Dorf ist durch den ihm eigenen Duft die beste Ge legenheit zu überaus gemütlicher Lebensfreude. Eine Art von Haustier müssen wir noch erwähnen: das Federvieh. Hühner »nd Gäisse sind mit Recht der Schmuck des deutschen Bauernhofes. Obwohl auch diese Tiere, besonders die Gans, gewissen Gottheiten heilig waren, war hier vor allem die Magensrage und das Tauschobjekt ausschlaggebend. Wäh rend im alten deutschen Recht dos Meh im allgemeinen von gerichtlicher Einireibuug verschont blieb, galten die Hühner meist als Zinsiicre. Man gab sic so leicht weg, wie man sie wieder bekam. Abgesehen vielleicht vom Hohn, dem Herrn des Feder volkes. Der war in den ältesten Zeilen ein Gegenstand der Verehrung und noch im christlichen Volke ein gottbegnadetes Tier. In heiligen Nächten hält er durch andauerndes Krähen die Unholde fern (z. B. in der Weihnachtszeit). Auch die Tau ben gehören hierher. Allerdings werden sie von den Nach barn ost mißtrauisch betracbiet, da sie gar nicht selten von frem den Erbsen sich mästen! Aus diesem Grunde erließ z. B. Fried rich der Grabe eins alloomciiie Fciaderlaubnis auf frei umber» 8.30 Uhr: Orgelkonzert. 9.00 Morgenfeier. 10.50—12.00 Uhr: Uebertragung aus der Walhalla bei Regens burg: Enthüllung der Schubert-Büste. 12.00—13.00 Uhr: Uebertragung aus der „Komödie": Dresdner Kammerorchester. 13.00 Uhr: Dr Ernst Latzbo. Leipzig: „Einsllhrung in da» „Deutsche Requiem von Brahms". 1315 Uhr: Einführung zu der Oper „Die baskische Venus" 14 00 Uhr: „Die Venus von Ille". 15.00 Uhr: Junge deutsche Lyrik. 16.00 Uhr: Magdaleuchens Tod. 17 00 Uhr: ?lltennlisci>e Musik. 18.30 Uhr: Dr. Wilhelm Heinitz, Hamburg: „Wie die Vo!kekj den Tod besingen". 19.00 Uhr: Condersportfunk. 19 30 Uhr: Ein deutsches Requiem. 2100 Uhr: Als Srndespiel: Friedrich und Anna. 22 00 Uhr: Sportsunk. H2 30 Uhr: Funkstille. Montag, 26. November: 14.00 Uhr: Schallplattenkonzert. 14.55 Uhr: Frostmeldungen. 15.00 Uhr: Dr. Arno Schirokauer. Leipzig: Literarische Umschau« „Der Nachwuchs". 1600 Uhr: Studienrat Vöicker, Lektor Elaude Grander: Franz zösisch (kulturkundlich-literarische Stunde). (Deutsche Welle, Berlin.) 16.30 Uhr: Konzert. 17.45 Uhr: Funkwerbenachrichten. 18.20 Uhr: Wettervoraussage. Zeitangabe und Arbeitsnachweis. 18.30—18.55 Uhr: Studienrat Friede!. Lektor Mann: Englisch für Anfänger. (Deutsche Welle, Berlin.) 19 (»0 Uhr: A. Wagner, Hellerou: „Modernes Bodenrechi." 1930 Uhr: ilcberlrogung aus dem Neuen Theater in Leipzigt „Die baskische Venus". Während der Pause: Pressebericht, dazwischen Sportftmk. 22.15—24.00 Uhr: Tanzmusik. fliegende Tauben. Die Beliebtheit dieses Haustieres stammt aus christlichen Anschauungen von der gleichnishaften Reinheit dieses Opfer-Vogels, nicht zuletzt aber auch von seiner Schmack haftigkeit. Es wäre jedoch irreführend, wollten wir nur die Haus tiere unter das „liebe Vieh" begreifen, die mit der Magenfrage zusammcnhängen. Anderweitige Nützlichkeit, ein gewisses kame radschaftliches Einpfi »den, mythologische Scheu und auch mensch liches Mitgefühl mit „unnützem Vieh" geben so manchem vier beinigen Wesen Hausrecht am deutschen Herd. Alter religiöser Glaube läßt die Katze beim Bauern ein gutes Leben füh ren. Cie hat ihr eigenes Eckchen am Herd und wird oft nicht nur vom Mausen so rundlich. Sie ist so recht das Urbild der häuslichen Gemütlichkeit und das eigentliche Haustier. Früher nahm der Bauer die Katze sozusagen als Vertreterin seiner Habe mit vor Gericht. Allerdings geht diese EhrMcht nicht immer auf die ost lästigen Katzenkinder über. Eine Vertreterin die ser Art genügt als Schützgeist. Dann ist vor allem das Pferd das heilige und königliche Tier. Zwar fuhren noch fränkische Könige »nd Prinzessinen mit Ochsengespannen durchs Land, doch hat sich das Pferd schon zu dieser Zeit bei den Sachsen die erste Stelle erkämpft. Wohl diente es unseren Vorfahren oft zur Speise; das scheint aber nur bei Opferfesten der Fall ge wesen zu sein. Oft tritt das Pferd auch, besonders in Rechts- beziehungcn, einäugig auf. Hier ist cs wahrscheinlich eine Er innerung an den einäugigen Wodan, den mächtigen Allwalter. Der treuest« Vegleiicr des deutschen Bauern ist schließlich der 5und. Die enge Verbundenheit von Mensch und Tier beim Deutschen zeigt sich nirgends besser als im kameradschaftlichen Verkehr nrit diesem Tier. Moralische Eigenschaften, wie Wach samkeit, Tapferkeit und Treue, garantierte der Hund seinem menschlichen Namensvetter. Heute noch gehören Haus und Hof und Hund zu einem Begriff. Ebenso gehören Hund und Herr unzertrennlich zusammen. So steht der deutsche Dauer in einem lebendigen Kreis, der für ihn und für den er lebt. Was wäre der Deutsche ohne sciil „liebes Vieh"? vr. ^it>'»lk-Vrlt. Im langen Bruch. Ein jagdlicher Kriminalroman von Hain, Alfred von Byern. b» Verlas albert Heine, Loulltt». 8. Fortsetzung. Lüde und ich holten denselben Heimweg, natürlich benutzte ich iolort die EelegH>heir um anznßrbnen „Sieb' mal, Ernst, du hast doch schon weit mebr kapitale Hirsche geschossen als ich wurden du dich nicht entschließen können, mir das Gemeib adzutreten?" Er liebkoste die nußbraunen, weit ausgeleatcn Stangen mit den erbiengroßen Perlen. „Ich würde es obne weiteres tun. wenn ich nicht genau wüßte, daß der Hirich meine Kugel bat, aut vierzig Gänge schieße ich nicht vorbei!" „Ich auch nicht!" „lieber diele Streitirage baben mir uns beute schon einmal llnterl,alten!" „Wenn ich dir nun aber, solange ich lebe, die Jagd- »ercchligkeit im „Longen Bruch" -btreten würde?!" „Und wenn du mir alle Schätze Eolkondas bietest, das Geweih bekommst du nicht!" „Aber, ich gebe Vir mein Ehrenwort, dab ich den Hirsch gescholten bade!" „Pad, ebenso kann ich dir ebrenwörtlich versichern, baß er nur meine Kugel bat!" „Dann wäre also einer von uns ein Lügner!" Lüde lad mich ichart an. „Das Wart käst du zuerst ausgesvrochen. nicht ich!" „Zum letztenmal. Ernst, bei unserer Freundschaft, verlange, was du willst, aber lab mir das Geweih!" „Nein!" „Dann trennen sich von beute an unsere Wege!" „Ich kann es nicht bindern. Albert, tu', was du nicht lassen kannst!" Von ienem Tage an waren wir geschiedene Leute. Jabre sind seitdem vergangen, aber ich würde beute nicht anders bandeln, wie damals Von Tag zu Tag babe ich gewartet, daß Lüde eine Aussöhnung anbabnen sollte, denn er war der Jüngere »nd ich war in meinem guten Recht Statt dessen lieb er einen Teil seines Reviers, der an dir Steinriicker Felder grenzte, ein- saitern und mit Einjvrüngen verleben, natürlich grill ich »u Eeacumabregeln. die Brietzower Fasanen wnrden an der Grenze abgeschossen. die Krone eines Bockes, der schwer krank in» »Lange Bruch" geflüchtet war. lieferte ich nicht aus, und so bildeten sich mit der Zeit jene unerquicklichen Vcrbälinisse heran, wie sie heute noch bestehen und durch das heutige Benehmen Lühes dir gegenüber eine neue Verschärfung erfahren haben. Nun weißt du wie alles kam. ich bedauere nur. daß wir im vorliegenden Falle wirklich keine Handhabe besitzen: Lühe ist in seinem Recht, und du wirst selbst nicht wollen, daß ich, der ich sein Batet sein könnte, ibm gute Worte geben soll!" Hertda batte schweigend zugcdört. „Nein. Väterchvn. gewiß' nicht, ach. wenn doch damals Nosenow das Geweib behalten Kälte!" „Liebes Kind, geichekene Dinge ialien sich nun einmal nicht ändern, vielleicht ist es ganz gut. daß alles jo kam. und nun, du wirst müde fein, wir wollen ratch zu Abend essen, dann gehe nur bald z» Ben, am Kesten ist es. man verschläft feinen Acrger!" Aber der eriekiile Schlai wollte sich nicht einstcllen. Schließlich »and Henba au> kleibcle sich an. und trat an bas offene Fenster, durch das weich und warm die Nachtluit ins Zimmer strömte An dem Himmelsdom schimmerten in ruhigem, stetigem Glanze die Sterne. Das junge Mädchen stützte den Kovi in die Hand, eine seltsam träumerische Stimmung überkan<sis. Warum nur konnte sie Lüde nicht böse sein, unglaublich batte ei sich benommen, einfach unglaublich, und wieder sab sie seine Blicke kalb spöttisch, kalb bewundernd aui sich gerichtet. War das wirklich derselbe Jochen, der. als ibre Lieblings- vuvve in den Teich gcialien war, obne sich nur einen Augenblick zu besinnen, hinterdrein svrang. im guten Sonntagsanzug, Jochen, der ihr den jungen Turmfalken und die beiden Edel marder gezähmt hatte, Joche», der sie beim Abschied — küßte?! Ob er woki noch an den Kuß dachte?! Und olötzlich legte Hcrtba Steinriick das Köpfchen mit den wundervollen, schweren, braunen Flechten aus die Arme und weinte bitterlich. Knarrend und ächzend hob die alte Turmuhr an und schlug dröhnend »wölt lang anballende Schläge. Leise raunte und rauschte der Nachtwind in den Bäumen des alten Parkes. 2. K a v i t e l. Jochen von der Lühe war erst gegen Morgen eingeschlafen, und als er nach kurzem, schwerem, traumlosem Schlummer erwachte, iüklte er sich an allen Gliedern wie zerschlagen. Aus dem Kaftretisch lag die säuberlich abgekochtr Krone de» Bockes; Jochen nahm sie in die Hand »nd betrachtet« sie nach- > »ME deutlich, plötzlich schien ibm ein Gedanke zu kommen, denn ein Lächeln huschte über seine Züge und er drückte auf den Knopf der elektrischen Klingel. Gleich darauf trat der Diener ein. „Richard, sieb' doch mal nach, ob aus dem Boden noch eins Eewebrkiste berumstebt und dann bring' noch ein Kästchen und etwas Holzwolle mit, ich will diese Rebkrone hier verpacken: vorher kannst bn sie aber zum Tischler tragen, er soll sie sofort auf ein WandschiK» aufsetzen!" „Zu Belebt!" Richard, der in Potsdam Lühes Bursche gewesen war und ibn dann nach Vrietzow begleitet balte, machte militärisch kebrt. Während Jochen behaglich den braunen, aromatisch duftenden Trank schlürfte und ein Brötchen mit goldgelber Butter bestrich, überiiog er die Aufschriften der mit der Früh« vost eingegangcncn Briefschaften Hm. — eine Abrechnung der Uckrower Molkereigenossenschaft., der Zuckerrübcnfabrik und des Elektrizitätswerkes, ein paar Drucksachen, Anpreisungen von landwirtschaftlichen Maschinen und Düngemitteln, dann die Zeitungen, der „St. Suberttis"- Cölbcn, die „Deutsche Tageszeitung" und noch ein Privat- schreiben, schweres Biiltenvavier mit klobigen, eckigen Schrift« ziigen; Lühe riß den Umschlag aui und las: „Sehr geehrter Herr von der Lübe! Würden Sie uns die Freude machen, am Sonnabend, dem 5. August, abends 6.30 Ubr, einen Löffel Suppe bei uns zu nehmen? U. A- w. g. In vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener Amtsrat W. Lobmeier und Frau. K. P. Domäne Glenzig bei Uckroro, 27. 7. 19 . ." Jochen seufzte, diese Mosscnabsütterungen waren etwas Schreckliches, aber es boli nichts, er mußte »»sagen, schließlich — man mopste sich ein vaar Stunden und dann war der Schmer» vorüber. Natürlich würden die Eteinrücks auch da sein, wieder lächelte Lübe, was wobl Hertha und der alte Gras sagen mochten, wenn die Büchsflinte und die Rebkrone eintrasen. wie er da» nur batte vergessen können, am 30. war Sertbas Geburtstag, na, das ollte dann eine kleine Ueberraschung werden, nur schade, dab er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Der Diener kam zurück. „Die Eewebrkiste babe ich in das Arbeitszimmer gestellt« soll ich di« Krone gleich mitnebmen?" (Fortsetzung folgt.)
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