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Aber kaum drei Jahrzehnte hat Berlin, das aus solche Art an die Spitze trat, den sich so gerne vor Wien zuerkannten Triumph, das baroke Vurgtheater in den Schatten provinzialer Bedeutung gestellt ! zu haben, auskosten können, bis es ihm dämmerte, datz es selbst nur ein llebergnng zum Ende war. Denn nach ihm kam der Film. Ob man sich dagegen sträubt, ob man es billigt, ist gleichgültig: das war ein notwendiger Ablauf. Will jemand leugnen, daß der Film nicht gegenwärtig das Theater genau so beiseite gestellt hat, wie Berlin das Burgtheater? Man denke nur, was der Film an Menschen und Gütern in der heutigen Tatsachenwalt bewegt. Und die Seele, die „Mission"?! — Ach, darüber könnte man Bücher schreiben, wenn man gerade ein Melancholiker werden wollte ... Der Ausweg, «in Massentheater zu schassen, wie es in Ber lin versucht werden mutzte, endete in der „Revue". Indessen: das Massentheater war ja bereits da: das Kino. Hier war die Form schon entstanden, die unser modernes Leben verlangte. Die technische Erfindung, ausgenommen wie jede andere, hat sehr rasch den Sprung vom Jahrmarkt in den Stadtpalast ge tan — genau wie das Theater. Sehen wir um uns: was er leichterte es dem Kino, einen solchen Rang zu erreichen. Wenn wir die räumliche Beschränkung des Theaters und die damit verbundene Geldnot beiseite lassen, können wir auch zu dem, wie der Film den geistigen Bedürfnissen unserer Zeitgenossen entspricht, erkennen, wie sehr diese zufällige „technische Errun genschaft" historisch notwendig ist. Der Film wäre nie erfun den worden, wenn nicht ein Zwang dazu dagewesen wäre. Es entstand nur ein neues Theater mit eigenen Gesetzen, in denen wir das Gesicht unserer Zeit wieder erkennen werden. Freilich liegt vieles noch ungebraucht beiseite, weil man sich einstweilen weniger um «ine selbstlose Reinigung dieser Gesetze limtut, sondern gewisse populäre Züge bis zum letzten aus schöpft, wegen des Geldes, das damit zu verdienen ist. Echließ- lich kann auch das an der ganzen Erscheinung charakteristisch sein. Immerhin, selbst der beste Magen kann überfüttert werden, wie es denn auch zu Zeiten schon geschehen ist. Kein Zweifel, datz der deutsche Film nicht nur an finanziellem Man gel leidet. Ist der pomphafte Film mit den in ihm so flüch tigen Eindruck von Massenaufnahmen wirklich nur an den Kosten gescheitert? Andrerseits sind Dinge liegen geblieben, denen man eine Zukunft versprach und die sie vielleicht auch hatten. Der „Golem" hat höchstens ein oder zwei Nachfolger gehabt, die alle nicht nur ein Erfolg für die Kasse, sondern für die Sache waren. Hier haben wir schon einen Grundbestandteil des Filmes: das Märchen nach Motiv und Erscheinung. Es lohnt sich schon, einmal eines der Schauerdramen anzusehen, das die Plakate in der Vorstadtstratze beschreien. Viel Schmutz und Eeschmacklosig- keit, gewitz, das ist auch ein Bild des Publikums aus dem Spiegel, der über die Leinwand läuft. Aber in jedem dieser Kolportagestücke stecken die uralten Märckenmotive. die zu hören, der Mensch nie ermüden wird: der reichgewordene Arme, der edle Räuber, das strahlende Elend. Gewitz besteht zwischen diesen Vorführungen und dem Märchen ein Abstand wie zwischen Volkslied und einem Gassenhauer: aber wesentlich bleibt, dah gerade diese Motive das Beglückende, das Anziehende, das Rüh rende, das Begeisternde ausmachen. Man setze sich nur davor, streife die Würde des Intellektuellen ab, und man wird am eignen Herzen spüren. Hier liegt ein Schatz für die Entwicklung des Film. Die Schöpfer von Filmwerken, denen es um die Sache geht — und die sind leider an den Fingern herzuzählen — mögen sich nicht irre machen lassen durch das stupide Ge fasel der sich als Sachverständige Gebärdenden, es handle sich um so und so oft dagewesenes, abgestandenes Zeug. Nein: hier liegt rin uraltes Erbgut der Menschen, das Geltung haben wird, solange zwei von ihnen leben. Diese Märchenmotive, vor denen so gerne auch der überladene Intellektuelle wieder Kind wird, brauchen nur aus ihrer Hintertreppenwirklichkeit in ihre Märchenwirklichkeit getragen zn werden. Und hier stehen wir wieder vor einem weiten Feld. Alles, was aus der Bühne nach gerade dumm wirkt, wenn es nicht in einem diskret eindäm mernden Stil bleibt: die Wolfsschlucht, der ausgehende Mond, der „Vandelwurm", das nervöse Wolküren„rotz", der anruckcnde Schwan, die bei der Wiederholung der „Retter" im Troubadour immer kläglich erlöschende Feuersbrunst usw. usw. — hier kann es eindrucksvolle Wahrheit werden. Darüber hinaus sind große Möglichkeiten gegeben. Wie könnte aus der Bühne ein Teppich fliegen, wie ein Geist aus der Lust plötzlich sichtbar werden, ein Toter durch geschlossene Türen gehen, ein Daniel in der Löwen grube unversehrt bleiben, ohne datz man im Parkett nervös wird. Aber im Kino will man schauen vor allem, schauen, schauen! Der Film ist ein Produkt der Stadtmenschen, die ge zwungen sind, zwischen glanz- und formlosen Steinen zu wohnen. Hier, in Dunkelheit zusammengepsercht, darf das durstige Auge wieder auf einer wunderbaren Vielfalt ausruhen, wie sie den anderen, den glücklicheren draußen, im Wechsel der Sonne die gestufte Landschaft dardietet. In der Nähe dieser Eignung des Märchens für den Film liegt vielleicht auch der Hunger nach Handlung. Auch in diesem Belang kann der Film das Theater weit in den Schatten stel len. Schauen mir nur genau hin: es ist doch nur immer ein verschwindend kleiner Bruchteil der wirklichen „Handlung", der aus der Bühne vor sich geht. Im Film aber kann im schnellen Wechsel der Zeit, des Ortes, der einmaligen Situation eine Handlung mit minutiöser Genauigkeit und mit der ganzen Ge walt ihrer inneren Triebkraft ausgebaut und zur Katastrophe geführt werden. Und um einen idealen Zustand als Ziel zu setzen, darf man wohl daraus hingewiesen werden, daß es — theoretisch — im Film möglich sein müßte, alles, was der Maler an dramatischer Spannung, Handlung, irgendwie gestaltetem Menschentum in eine einmütige Situation durch bildhafte Er scheinung preßt, in einen ebenso wirksamen, fesselnden und lösenden Ablauf zu bannen. Die bildhafte Wirkung mutz bis zum äußersten erschöpft werden. Am wenigsten hat sich das Kino bis jetzt vom Theater frei zumachen verstanden, wo es sich um Menschen handelt. Das kommt wohl von der Personalunion durch die Schauspieler. So genannte „Charaktere", wie sie das mit seiner „Diskussion" über Themen für den Film völlig ungeeignete Nach-Jbsensche Schau spiel liebt, mit sogenannter innerer Handlung, müssen dem Tbeater mit keinen Wortwirkungen bleiben. Holzschnittartig klar und einfach angelegte Menschen, die in bezeichnendem Aeußeren und typischem Gehabe charakteristisch handeln, werden ben Film am wenigsten von seinen eigentlichen Wirkungsmit teln abbringen. Auch hier steht das Märchen mit seiner Schwarzweitzzeichnung Pate und die Möglichkeit des intimen Genrebilder des Augenblicks tritt als anderer Helfer hinzu. Aus Bedürfnissen der Zeitgenossen ist, wie wir sehen, der Film entstanden. Und in ihnen liegen seine Entwicklungsmög- lichkeiten. Bedenkt man die ungeheure Breite seiner Wirkung, wird man um so weniger begreifen können, daß sich die Besten, die kluge Bücher der Weltfremdheit schreiben, die wieder nie mand liest, nicht um ihn kümmern. T. Kressin. Die Dell des Films ln Zahlen Die ersten Filmateliers — wenn man sie überhaupt so be- >nen kann — waren Kllnstlerbuden in den Vorortsvierteln großer Städte. Selbst in Hollywood begann man mit einer Scheune als erstem Filmaufnahmeraum. Und heute! Es gibt tausende von Filmateliers in der ganzen Welt, tausende von Quadratmetern stehen zu öffentlichen Ausnahmen zur Verfügung, ungeheure Innenräume mit allem Raffinement modernster Tech nik erbaut, dienen für Innenaufnahmen. So ist es auch nicht verwunderlich, datz das Betriebskapital der Filmgesellschaften einen direkt phantastischen Wandel genommen hat. Der erste Film wurde von seinem Erfinder, Skladanowski, aus den Er sparnissen hergestellt, die er sich durch Vorführung von stehenden Lichtbildern erworben hatte. Im Jahre 1927 aber waren in der amerikanischen Filmindustrie allein, die allerdings an allererster Stelle in der Welt steht, mehr als 116 Dollar-Milliarden in vestiert und die Bruttoeinnahmen erreichten im vergangenen Jahre die Höhe von 1t Milliarden Dollar. Mit diesen Zahlen steht die Filmindustrie unter sämtlichen Industrien der Ver einigten Staaten von Nordamerika an achter Stelle, wenn sie auch nur wenig mehr als H Millionen Menschen beschäftigt. Aber es ist ungeheuer, was an Hilfskräften benötigt wird, die für die Filmherstellung arbeiten müssen. Elektrotechniker, Photomoteure, Innenarchitekten, Kunsthistoriker, Tapctenfabri- kanten, Trickzeichner und viele, viele andere Berufe leben direkt oder indirekt vom Film. Von den Kinotheatern begehen dann wieder die Hunderte von Logenschließern, Orchestermusikern, Druckern und Programmvorlegern ihr Einkommen, so datz sich diese Zahl der vom Film lebenden Menschen leicht vervielfachen lassen dürfte. Die Kinostars selbst beziehen aus den Filmen z. T. riesige Einnahmen. Die höchsten dürften wohl Chaplin, Harald Lloyd und Tom Mix haben, jeder ungefähr mit 4 Mill. Mark jährlich. Dann folgt in bunter Reihe e,ne Abstufung her^ unter bis zu den Hungcrlöhnen, die die Statisten für einen oder wenige Tage erhaschen können. Interessant ist es noch, dah Mary Pickfort, der höchst bezahlte weibliche Filmstar, doch „nur" 2 Mill. M. jährlich verdient, also die Hälfte des männlichen Höchstsatzes. Die Höchstzahl von Filmen, die jährlich Hergest-Nt werden, dürfte die Fox-Film-Eesellschast herausbringen, die im Jahre 1927/28 über 100 Grotzsilme herstellte, wöchentlich eine Wochenschau herausbrachte und für das Beiprogramm noch ein halbes Hundert Grotesken und Kurzfilme lieferte. Die größte Anzahl von Kino-Theatern dürfte der First National angebörcn die allein in Amerika über 0000 Häuser besitzt. Amerika ist überhaupt führend in der Filmindustrie und etwa 97 Prozent der in aller Welt hergestellten Filme entfallen auf die Vereinig ten Staaten. Auf Deutschland kommen nur etwa 2 Prozent, was um so bedauerlicher ist, da die Einfuhr von Filmen nach Deutschland die Ausfuhr deutscher Fabrikate gewaltig übersteigt und die deutschen Filmverleihe,: nur von dieser Einfuhr leben können. In Deutschland hat in den letzten Jahren die Zahl der Kinos ungeheuer zugenommen, und jetzt dürsten wohl durch schnittlich täglich 2)6 Millionen Menschen das Kino besuchen, an Sonnabend. Sonntagen und Feiertagen aber wahrscheinlich be deutend mehr. Ein Großsilm wird in Berlin allein von etwa 600 000 Menschen gesehen und in ganz Deutschland können es wohl 3—4 Millionen sein. ' 6. Q. Verantwortlich Ii>r den pollltzchc» Teil: vr. Gerhard DeSczht, Dresden ltir den lüchstichen Dell und da» zentlleton: De. Max D 0 m 1 chle Dresden lür Sin,« qen - i, rl» r i! e » z L reSden.