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Sächsische Volkszeitung : 25.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192811256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-25
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.11.1928
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Kikci-iL ui^v rtzy - 25. klov. >028 ^2. „Li^ne r/oll.d./.t-ilunz Hamas von Aquins Grundriß der heuslehre In der Sammlung ..Au» Gotte, Reich". VeröisentUchnngen des Katholischen Akademiker-Berbandes. herausgegeben von Prälat Franz Lover Münchs ist «in neuer Band erschienen der ein dogmatisches Werk des Aquinaten in deuischer Uebersehung darbietet. Das Buch trägt den Titel: Erunbrih der Heilolehre. Lompoaäium Diiooiogiov des hl Thomas von A q u i n». Ins Deutsche übertragen von Swidbert Eoreth 0. ?. Erschienen ist das Werk beim Liierar. Institut Haas und Erabherr in Augsburg. Preis brasch. 1v M. Der solgends Aussatz behandelt die Bedeutung des Werkes. Ein, wenn auch unvollendetes, aber trotz seiner Torso gestalt die geistvolle wissenschaftliche Individualität des „unvergleichlichen Lehrers" und Meisters der Scholastik aufweisendes Werk betritt in deutscher Ilebersetzung zum zweiten Male den Büchermarkt. Im Jahre 1896 hatte der nachmalige Erzbischof Dr. Friedrich Albert von Bamberg bereits das „Lomperickilirn tboologirrs" in deutscher Ueber- tiagung den Lesern deutscher Zunge zugänglich gemacht und in seinem Geist und Aufbau eingeführt. Allein dieses Buch ist zur Zeit vergriffen, und die neue Ilebersetzung des ? Swidbert M. Soreth O. ?. überholt es formell und stilistisch in wesentlicher Weise. Damit soll nicht gesagt sein, das; die neue Uebersehung überall durchaus beifällig aus genommen werden wird, da sie sicherlich nicht jeden Ge schmack befriedigt und da die Verbannung der scholastischen Fachausdrücke und ihre Wiedergabe im Deutschen vielfach beanstandet werden kann. Ob es nicht besser gewesen wäre durch eine eingeschaltete Uebersicht über die Fachausdrllcke dem mit ihnen nicht bekannten Leser dieselben zu ver mitteln, da sie ihm doch in anderen theologischen Werken auf Schritt und Tritt begegnen, und es fraglich ist, ob er dann sich mit der deutschen Uebertragung derselben bei dieser Begegnung zurecht findet? Mag es im allgemeinen lobenswert erscheinen, möglichst wenig Fremdwörter zu ge brauchen, in der Philosophie und Theologie lassen sie sich niemals gänzlich vermeiden, da eine adäquate deutsche Wie dergabe sehr oft unmöglich ist. Im grossen und ganzen wird trotzdem das dargebotene Werk billige Anerkennung fin den. zumal da es durch seinen deutschen Text nicht Nur der geistigen Tragweite der Studierenden aller Fakultäten und de» Wünschen jedes akademisch Gebildeten und für die katholische Wahrheit Empfänglichen entspricht, sondern auch den Theologen ein leichtes Hilfsmittel zum Fortschritt in der Kenntnis des größten Theologen, den Tholomäus von Lucca „die Arche der Philosophie und Theologie" nennt, bietet. Zum Inhalt und Aufbau des Werkes schreibt ?. Sorett (S. 27): „In Anlehnung an das Euchiridion des heiligen Augustinus behandelt der heilige Thomas im CvrapencUnm die christliche Heilslehre in drei Abschnitten: Glaube, Hoffnung, Liebe. Die Begründung dafür gibt er mit gewohnter Klarheit im 1. Kapitel. — Wenn nun auch der Titel Lompsnckiurn auf knappe Fassung hindeutet, so find doch manche Teilfragen in einer uns überraschenden Ausführlichkeit behandelt: d. h. überrascht davon ist eigent lich nur, wer nicht die Bedeutung dieser Fragen für die da malige Zeit und schließlich auch ihre große grundsätzliche Wichtigket erkennt. Hingewiesen sei nur auf alle den Er kenntnisvorgang berührenden Fragen. Im ersten Teil vom Glauben, wird das Glaubens bekenntnis zugrunde gelegt; im zweiten, leider unvoll endeten Teile von der Hoffnung, das Gebet des Herrn er klärt: im dritten Teile wäre uns eine Darlegung des Liebesgebotes beschert worden. — Weiteres über den In halt und die Gliederung des Werkes zu sagen, erübrigt sich in Anbetracht des durchsichtigen, leicht verständlichen Tex tes, sowie des Verzeichnisses der Kapitelüberschriften, die, wie nebenher bemerkt sei, nicht ursprünglich sind." Es ist also das compenckium eine Art Dogmatik, aber keine in die scholastische Darstellungstechnik einge- ' zwängte, die bei den einzelnen Wahrheiten alle Momente pro 6t contra aklführt, sich für eine bestimmte Lösung ent scheidet und dann die Gegenargumente entwertet, sondern eine in Kapitel abgeteilte freie Darlegung des Glaubens- gules. In kurzen, scharfen und lebenssrischen Umrissen treten wie Bilder die dogmatischen Wahrheiten vor den Leser, bestrebt, ihn in seinem Denken und in Verfolgung desselben auch in seinem Handeln zu erfassen. Da das Lompsnclium in dem letzten Jahrzehnt des Lebens des hl. Thomas, also nach 1260, somit vor oder während der Zeit der Abfassung der Summa tireologica. entstand, so darf es wohl, wenn nicht als Skizzierung des Inhaltes der Summa, die ja gleichfalls unvollendet ist, so doch als Niederschlag der Forschungsergebnisse des Theologen, die er bei seiner großen Arbeit gewonnen hat, bezeichnet wer den. Die Darlegungen'sind daher das Resultat tiefer, reif licher Erwägungen, die dem Meister zur vollsten Gewißheit und innigsten Ueberzeugung geworden waren, wodurch das gesamte Lehrgut seine Sicherheit sowohl wie seine.Schmack- haftigkeit und Würze erhält. Was die praktische Seite des Werkes anbelangt, so ist eines sicher: Wer die Compendienkapitel des geistcsgewaltigen Scholastikers mit Bedacht liest, findet tausend Winke, wie es anzugehen ist, daß sich in allen Gedanken, nicht nur in denen, die sich auf unmitelbare Erforschung der religiösen Wahrheit beziehen und die spekulative Akte des Erkenntnisvermögens genannt werden, sondern auch in denen, die die moralischen Motive des Handelns sein sollen, ein geistig gesundes und frisches Leben entwickle und er somit gediegenen Nutzen aus der Lektüre des Buches schöpfe. „Er wird" wie ?. Eoreth ganz richtig hervorhebt (S. 6), „sein „Li-ecko" und „Lcrtor »oster" künftig mit bedeutend vertieftem Ver ständnis und Frohmut beten. Und er wird zweierlei mehr schätzen: das unvergleichlich sichere und reiche Gut der Offenbarungswahrheit und die seelenbeglllckende Lehre des hl. Thomas". Noch ein Weiteres wird dazukommen. Im ersten Ka pitel des compencliums, in dem Thomas über Inhalt und Zweck seines Buches sich ergeht, wird mitgeteilt, daß das selbe dem edlen Ordensgenossen und Freunde des Heiligen, Reginald von Piperino gewidmet ist. Die Ordens oberen hatten diesen aus Fürsorglichkeit dem Heiligen an die Seite gegeben, damit der sich meist in höheren Ge dankenwelten bewegende Professor mit seiner Hilfe in den Forderungen des praktischen Lebens sich besser zurcchtfand. Wohl zum Dank für diesen Dienst und wahrscheinlich auch auf Bitten des Geführten, der zugleich der vertraute Zeuge des reichen Innenlebens des Meisters wurde, gab dieser ihm „eine gedrängte Darstellung der christlichen Religion", damit er sie stets z u Hände n h a b e. Das Dreigestirn der göttlichen Tugenden wählte Thomas zum Mittelpunkt seiner Darstellung, weil, wie er schreibt, „der Apostel im Glauben, Hoffen und Lieben gleichsam wie in drei knappen Leitsätzen das H e i l i g k e i t s z i e l unserer Erdcnsahrt bestehen läßt" (S. 8). Aus dieser Bemerkung geht klar her vor, daß das Werk des Heiligen nicht led'glich unterricht- lichen Zwecken dienen, sondern daß seine Tendenz eine zur vollkommenen Sittlichkeit und zur Seligkeit führende, somit eine ethis ch - m q st ische fei. Es darf uns diese Verbindung von Dogmatik mit Ethik und Mystik nicht wundern, da gerade bei dem Aquinaten in voller Wirklich keit und Innigkeit Scholastik und Mystik sich geeint zeigen. Diese Verbundenheit spricht schon aus dem von paulinischem Geiste getragenen Begriff, den St. Thomas vom Christen gibt. „Christ wird derjenige genant," schreibt er, „der ganz Christo gehört. Christo aber gehört der Mensch nicht bloß dadurch an, daß er den Glauben an Christus hat, sondern, daß er vom Geiste Christi durchdrungen zu tugendhaften Werken sich ausschwinqt (Rom. 8, 9) und in der Nachfolge Christi den Sünden abstirbt" (S. Th. 2. II, 121. 5, sä 1 m). Das Christentum ist für Thomas, wie aus dem Aufbau seines Oompsnckiums schon hervorgeht, die Religion der Liebe, der Freiheit, der Vollkommenheit, dem Christen tum eignet Innerlichkeit. Die Liebe ist die Triebfeder, der Erundzug des christlichen Lebens, sie ist das einigende Band, welches die Glieder des mystischen Leibes der Kirche unter sich unkst.mit dem gemeinsamen Haupte Christus ver bindet (S. Th. 2, II, 39, 1). Wenn unter Beachtung dieses in unserer Thomasschrift enthaltenen Elementes vom Leser die entsprechende Aufmerksamkeit und das notwendige Nachdenken gefunden werden, dann wird sie in ihrem deut schen Gewände gerade in unserer Zeit, der der Sinn für das Ethisch-Mystische nicht abhanden gekommen, sondern vielmehr gewachsen ist, nutz- und heilbringend wirken. Man nehme das compenckium wie ein Betrachtungsbuch zur Hand, und es wird durch seinen Gebrauch das Elau- bensgut nicht nur wahrer und klarer, sondern auch er strebenswerter der Erkenntnis einverleibt und dem Willen vorgehalten, und es wird den „ganglichen Weg" zu Gott führen. Darum sei für die Lektüre des Werkes Leit stern der Satz des „englischen" Lehrers: „So gilt es denn fchon während unserer Pilgerschaft um den rechten Weg zu wissen; und auch in der ewigen Heimat klingt erst dann das Danklied der Erlösten vor Gott recht voll, wenn sie es singen in klarer Schau des Heilspfades, den er sie führte. Wie der Herr den Jüngern bedeutete: „Meines Manderns Ziel kennt ihr und kennet auch den Weg dahin." (Joh. ll, 1.) (S. 9.) Ist solches und Aehnliches der Erfolg der Lektüre des Grundrisses der Heilslehre, dann mag der Ilebersetzer dies sich als Lohn für seine Mühe genügen lassen. Es mag das Bewußtsein ihn erfüllen, ein theologisches Monument scholastischer Lehrweitsheit seiten Landsleuten deutlich sicht bar erneut zu haben, um ihnen nicht nur das Eestaltungs- schaffen des unvergleichlichen Aquinaten, sondern auch die ethisch-religiöse und mystische Stimmung, die über seine Werke ausgegossen ist, nahezubringen. In diesem Sinne mag dann auch die Wahl des Titels „Grundriß der „Heils lehre" für „Lompencklura Ttwologiao" gerechtfertigt sein. L. D. Weibliche Katecheten in Sesterreich (Von unserem Wiener Vertreter.) Wer in diesen Tagen die ehrwürdigen Räume der theologi schen Fakultät an der Wiener Universität besucht, wird von dem äußeren Bild der Hörsäle nicht wenig überrascht. Ueberall junge Mädchen! Mit Kollegienheften und dicken Lehrbüchern. Sie sind in den Vorlesungen über Moraltheologie, über Bibel- auslegung, über philosophische Erundprobleme, über Pädagogik zu sehen. Diese Neuerung hat einen sehr interessanten Grund. Das erzbischöfliche Ordinariat in Wien hat sich entschlossen, nun in viel breiterem Umfange als es bisher geschehen, das Laien element zur Erteilung des Religionsunterrichtes heranzu ziehen. Unter der Voraussetzung eines guten Prüfungserfolges nach einem zweijährigen katechetischen U n i v e r s i t ä t s k u r s (der nach der Meinung aller Fachleute vor zwei Jahren sehr gut und wirkungsvoll zusammengestellt wurde), wird ihren Absol venten, Männern wie Frauen, die mis-la csnonica zur Er teilung des Religionsunterrichtes an den Schulen der Erzdiözese erteilt. Schon sind eine ganze Reihe von Laien — ehemalige Lehrer, auch Offiziere sogar Kaufleute, die die nötige Universi tätsreife besessen haben und sich nun einer geistigen Aufgabe widmen wollen, als Neligionslehrer in den Dienst der Gemeinde Wien getreten, und auch Frauen haben schon an einer ganzen Anzahl von Mädchenschulen den Religionsunter richt ausgenommen. Die Maßnahme scheint vor allem der älte ren Generation in Oesterreich neu und merkwürdig, die sich die Vorstellung des genossenen ersten Religionsunterrichtes kaum von dem priesterlichen Bild des Katecheten zu trennen vermag. Die ersten Erfahrungen, die bis jetzt in Wien vorliegen, lauten durchweg für die Neueinrichtung günstig. Denn begreiflicher weise melden sich für den Beruf des Laienkatecheten nur solche Völkische Religionen Von Zeit zu Zeit geht ein« antisemitische Welle durch die Völker. Besonders nach erlittenen Niederlagen wehrt sich das ausivachscnde Nationalbewusstsein gegen votksfremde Einslüsse und Bevormundung. So sieht auch die deulsch-völkische Bewe- iiing im Judentum einen Krebsschaden im deutschen Volke, Las künstlich aufgepeitschte germanische Rassogefühl wehrt sich gegen eine Vorherrschaft eines nichigermawischen Volkes im Geistesleben, nachdem das wirtschaftliche schon ganz in seinen Händen ist. Auch das Christentum, das sich ja aus dem jüdi schen Monotheismus erhoben hat, dessen Begründer Jesus Christus seiner menschlichen Abkunft nach ein Jude war, das euch die heiligen Schriften des Judentums als für sich gültig erklärte und jüdische Kultformen in seinen Gottesdienst über nahm, wurde bei ihr unbeliebt. Als Fälschungen wie der „Arier Jesus" keinen Anklang fanden, ging man teilweise ganz dazu über, das Christentum Wer Bord zu werfen. Besonders die katho lische Kirche — angeblich dem Wefen des Romanen mehr ent sprechend als dem des Germanen — war als Weltkirche, die die Gleichberechtigung aller Völker und Nationen predigte, das Ziel zahlreicher Angriffe. In der letzten Zeit hat ja gerade Luden- dorfs mit seiner Hetze gegen Juden, Jesuiten und Frei maurer viel von sich reden gemacht. Leider findet er in natio nalistischen Offizierskreisen, die in ihm immer noch den ..Feld- Herrn des Weitkrieges" sehen, und bei sonstigen Völkischen starke Defolannaft. Diese Kreise hängen natürlich noch in etwa an einem Christentum, das sie sich zu einer Art Dcutsch- hristcntum machen, aus dem natürlich alle jüdischen Ele mente ausgcmerzt werden. Aus einem Evangelium der Liebe wird eine Predigt des Rassenhasses und der Verachtung alles Nichigermanischen. Eine dieser deuischchristlichcn Gemeinschaften ist der C cba f s e r bu n d. Er setzt sich für ein höher geartetes Leutschnolk ein und vermengt den christlichen Freiheitsbegriff mit allgemeinen Freiheitsideen. Eine andere Gruppe, der Orden vom deutschen Hause zu St. Martin, will das deutsche Christentum verbreiten. In Anlehnung an die Ritterorden des Mittelalters sammelt er Brüder torischer Ab stammung) zu klösterlicher Gemeinschaft und zölibaturcm Leben. Seine Arbeit gilt der Verteidigung der Grenzmark und der Kolonisation des slawischen Ostens. Der Sitz des Ordens ist Königsberg in Ostpreußen. Die Zahl der Mitglieder ist sehr gering und die Bewegung deshalb ziemlich bedeutungslos. Eine Gründung des bekannten Antisemiten Dr. Artnr Dinier ist die G e i st ch r i st l i ch e Religionsgemeinschaft. Sie be ruht satzungsgemäß auf den Schriften Dinters: „Das Evan gelium unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus nach den Berichten des Johannes, Markus, Lukas und Matthäus, im Geist der Wahrheit neu übersetzt und dargestellt. (Neue Ueber- setzliiig aus den ältesten griechischen Handschriften unter Aus merzung aller dogmatischen Fälschungen.)" — „197 Thesen zur Bvllendung der Reformation. Die Wiederherstellung der reinen Heilandslehre." Dazu kämmen seine Zeitromane: „Die Sünde wider das Blut." — „Die Sünde wider den Geist." — „Die Sünde wider die Liebe." — „Der Kampf um die Geistlehre." — Die Bewegung gibt eine Zeitschrift heraus „Das Ecistchristen- tum", die aber sehr »i» ihre Existenz kämpfen mnß. Nach ihrer Auffassung schuf kvtt ursprünglich eine reine Geis.erwelt. Durch vorgeburtliche» Fall sank ein Teil der Geister immer tiefer herab und verdichtete sich schließlich zur derben Materie. „Die verschiedenen Rassen sind Verkörperungen verschiedener Eeiftes- arten." Hier erhält der Rassenhaß des Antisemitismus zum ersten Mal eine metaphysische Begründung. Das Leid auf dem Wcze der Verkörperung und oer Wiedervcrkörperung soll die Geister zur Selbsterlösung durch WNlensumkehr antreiben. Jesus Christus, unser Heiland, zeigt den Weg zu dieser Willens- Umkehr. „Ich glaube, daß auch der letzte Sünder, wenn er dem Heiland folgt, einst selig wird bei Gott!" Die religiös-sittliche Haltung Dinters steht stark unter dem Einfluß der Kundge bungen cnis dem Jenseits, die er von seinem Schutzgeist „Scgen- bringer" zu empfangen meint. Selbst katholisch erzogen und angeblich (»ach den Mitteilungen protestantischer Blätter) noch formal der katholischen Kirche angehörend, zeigen sich in seinen Lehren noch einzelne katholische Züge. Seine Hauptangriffe gelten den Juden, dem „auserwählten Volk des Teufels". Alles im Neuen Testament, das irgendwie mit dem alten Bunde zu sammenhängt, vor allem was den Apostel Paulus und seine Lehre betrifft, wird als „dogmatische Fälschung" abgelehnt. Artur Dinier wendet sich auch gegen den ..Deutschen Eott- glauben" der Mathilde von Ludendörss, besonders aber gegen das völkisch-religiöse Buch des Grafen Reventlow: „Von Christen, Nichtchrisicn, Antichristen". Die Kreise der National sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei bekämpfen Dinter, da sie in ihm eine Gefahr für die Einheit der völkischen Bewegung sehen. Wahrend kn den deutschristlichen Gemeinschaften wenig stens gewisse Erundaiischauungen des Christentums noch er halten sind, haben andere Kreise dieses als eine Gründung des „Juden Jesus" ganz nbgelehnt. Da nun einmal die Menschheit ohne religiöse Vorstellungen nicht anskommen kan», hielt man Umschau nach einer dem „germanischen Wesen entsprechenden" Weltanschauung. Diese glaubt man in der altneimanischcn Naturreligion und ihrer Eötterwelt begründen zu können. Das ncugermanische Heidentum mit seinem Baldur- und Wodankult hat "namentlich bei den jüngeren Völkischen einige Verbreitung gesunden. Welche Grundanfchaunng in diesen Kreisen herrscht, zeigt folgendes. Der Bund im Glauben an Baldur hielt kürzlich eine Sonnenwendfeier in der Umgebung Berlins. Beim lodernden Schein des Johannesseners hielt der Anführer folgende Ansprache: „Unser Gott kann nicht der Schutzpatron der Verzweifelten und Betrübten sein, den man zu Füßen des Kreuzes anbetet. Unser Gott kann nur der aristokratische der Germanen sein. Dich hält der schöpferische Geist der Sohnes schaft aus Urvätermesen umfaßt, noch bin ich der Krist-All-Harte — und halte Dich, mein Volk. Und dann lebt noch Teuts Herz in Teutschland." Kurz nach dem Kriege wurde von einem gewissen Paehlke (er nennt sich jetzt „Weißhaar") ein B u n d der Guten in Ostpreußen gegründet. Nach ihm ist das Deutschvolk auserwählt, den übrigen arischen Völkern vorbild liche Einrichtungen zu schaffen zur Hebung der blonden Rasse. Die Geschichte ist Auflösung rassischer Energien und die weiße, blonde Rasse besitzt einzig und allein staatenbildende und kultur- schöpferische Fähigkeiten. Rassefrage und Rassezucht sind ein Zukunftsproblem, das das nach arischen Gesichtspunkten gelei tete Staatswesen durch staatliche Einrichtungen und Gesetze lösen muß. Ehe und Scxualproblem bauen ans dem rassischen Prinzip a»f. Die blonde Frau ist vogelfrei. Die Hauptsache ist, daß sie blonde Kinder zur Welt bringt. Geschieht das nicht, sa ist sie „unecht" und wird verabschiedet. Eine ähnliche Anschauung vertritt die ariosophische Bewegung. Der allmächtige Gott Teuto ist die Grundlage aller Volks- und Religions- bildung. Sie versucht ans den bestehenden Kirchen eine Ueber- kirche, aus den Völkern, in denen die ariosophische Erkenntnis schlummert, ein Ilebcrvolk zu bilden. Das heilige Buch der Arier, ihre Bibel, ist die Edda. Anfang dieses Jahres wurde die Edda-Gesellschaft in Dinkelsbühl mit der ariosophische» Be wegung zusanimengelegt. Sie betreiben eine „wissenschaftliche" Rasseforschling. Eine ihrer Erundthesen, die sie wie ihre ganze Weltanschauung aus der Edda ableiten lautet: Die Gottheit manifestiert sich in den vollkommneren Organismen voll kommener, und hier ans der Erde ist die arioheroische Raffe der Hauptträger der Gottheit. Rettung bei den Rordgcrmanen
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