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Dr. Kaiser will zurircklrelen Bevorstehender Wechsel lm sächsischen Volksbildungsmlnlsteriunr Dresden, 17. November. Wie dem Telunion-Sachsenbienst parteiofsiziös be stätigt wird, entsprechen die Gerüchte über einen baldigen Rücktritt des Volksbildungsministers Dr. Kaiser den Tatsachen. Dr. Kaiser wird bereits um Neujahr sein Ministeramt, das er fast S Jahre bekleidet hat, niederlegen, um den Direktorposten der Sächsischen Bodenkreditanstalt in Dresden zu übernehmen. Wie die Leipziger Neuesten Nachrichten hierzu er fahren, liegen für den Rücktritt Dr. Kaisers irgend welche politischen Gründe nicht vor. Dr. Kai ser behält auch sein Mandat als Landtagsabgeordneter der Deutschen Bolkspartei bei. Dr. Kaiser gehört dem Sächsischen Landtag seit etwa 28 Jahren fast ununterbro chen an. Das genannte Blatt fährt dann fort: Die Nach folge auf dem Posten des Volksbildungsministers wird den Koalitionsparteien in Sachsen allerdings noch man ches Kopfzerbrechen machen. Sicher ist, daß die D. V. P. angesichts ihrer zahlenmähigen Stärke unbedingt einen Ministersitz wieder beansprucht. Es wird dabei keine Rolle spielen, ah das gerade das Volksbildunqsministe- rium sein muh. Eine weitergehende Umbildung des gegenwärtigen Kabinetts ist also keineswegs ausgeschlos sen. Selbstverständlich werden dann sofort wieder alle möglichen Prestige- und parteitechnifche Fraaen inner halb der Koalition auftauchen, so dah mit umständlichen Verhandlungen gerechnet werden kann. Als aussickts- rekchster Kandidat für den frei werdenden Ministerposten wird von den Leinziger Neuesten Nachrichten der ehe malige Iustizminister Dr. Bünger genannt. Dr. Kaiser hat mit dem Bolksbildungsministe- rium keine besonders dankbare Aufgabe übernommen. Sein Ressort war mit der kulturpolitisch außerordentlich verhängnisvollen Erbschaft der Umsturzsahre belastet. Man rühmt Dr. Kaiser nach, dah er das säch sische Rolksschulwesen aus dem Zustande stärkster politi scher Erschütterungen berausgeführt und in eins ruhi gere politische Entwicklung überführt habe. Wir wollen dieses Verdienst nickt verkleinern und den Fortschritt geg"nüber seinen Vorgängern im Amte gern anerkennen. Wir Koben aber noch nie ein Hehl daraus gemacht, dah der Stand der sächsischen Schulpolitik den Anforderungen. die wir an diese wichtige Institution des Staates stellen müssen, noch keineswegs genügt, wobei vom Volksbildunasminister selbst wichtige Mahnahmen als provisorische ilebergangsregelung angesprochen wor den sind. Es wäre ganz falsch, die äuhere Beruhigung der sächsischen Volksschulpolitik, die unter Dr. Kaiser zweifellos in weitem Mähe eiugetreten ist, mit einem ge rechten und förderlichen Ausgleich der inne ren Spannungen und Gegensähe glcickzuschen, von dem wir leider in Sachsen heute noch ebenso weit entfernt sind, nue im Revobitionsjahre 1918/19. Man muh tiefer in die Materie eindringen. wenn man den Stand des sächsischen Volksschulwesens, den uns Dr. Kaiser zurückläßt, in seinen kulturpolitischen Aus« Wirkungen gerecht darstellen will. Diese Arbeit soll einenf besonderen Aufsatz Vorbehalten bleiben. Was die Dis kussion der Nachfolge anlangt, in der bereits jetzt der frühere Iustizminister Dr. Bünger genannt wird, ist man beinahe versucht, anzunehmen, daß die Deutsche Volkspartei im Volksbildungsministerium bereits ein vorwiegend juristisches Ressort zu erblicken scheint. Bei der bekanten diffizilen Art der Auslegung der sächsischen Schulgesetze könnte man freilich für eine derartige Auf fassung fast Verständnis haben, wenn man nicht befürch ten müßte, daß gerade durch die einseitige Betonung der formalrechtlichen Seite der kulturelle Aufgabenkreis Schaden leiden kann. Man erinnert sich auch der Tat« fache, daß erst vor kurzem, als die Zusammenlegung der Ministerien erörtert wurde, von demokratischer SeitH Ansprüche auf das Volksbildungsministerium erhoben! wurden. Es ist sehr leicht möglich, daß um die Neubeset«! zung des frei werdenden Ministerpostens lebhafte Aus«^ einandersetzungen innerhalb der Koalition bevorstehen. AebersMMe NervoMäl Zur sächsischen Verwaltungsresorm. Dresden. 17. November. Die sozialdemokratische Landtagssraktion hat folgende An frage im Landtage eingereicht: „Nach Pressemeldungen hat sich das Gesamtministerium mit der Verwaltungsreform befaßt und 15 Fragen formu liert, über die die Landtagssraktionen beraten und beschlie ßen sollen. Die Fragen sind für Sachsen von größter voli- tischer Bedeutung. Es besteht die Gefahr, daß unter Ausschal tung des Landtags verwaltungsrechtliche Veränderungen vott den Koalitionsparteien durchgesehi wertden, die tatsächlich überhaupt Heine Reform der Verwaltung sind, sondern lediglich reaktionäre Bestrebungen verwirklichen. Wir fragen deshalb die Regierung: Welche Stellung nimmt sie selbst zur Verwaltungsreform ein und in welcher Form ge denkt sie ihre Absichten durchzusetzen?". Die sozialdemokratische Dresdner Volkszeitung schreibt dazu u. a.: Anscheinend durch Indiskretion orientiert, ver breitet die bürgerliche Presse 15 Fragen, die keineswegs allen Fraktionen des Landtags zur Beantwortung von der Negie rung unterbreitet werden sollten, sondern lediglich für die Stel lungnahme der Koalitionspartner gedacht waren. . Nach den Formulierungen der Fragen ist es in erster Linie abgesehen auf die Einschnürung der Befugnisse des Landtags. Diese Absichten müssen ganz entschieden bekämpft werden. Ebenso abwegig ist es, dom Finanzministerium oder dem Ministerpräsidenten ein besonderes Vetorecht gegenüber den Landtagsbeschlüssen oder Beschlüssen des Ministerrats zu geben Noch unerhörter sind die Pläne, die auf allgemeines Ermächtigungsgesetz Hinzielen, um unter Ausschaltung des Land«/ tags verwaltungsreformerische Maßnahmen durchzusetzen. Man wittert also schon wieder einmal Verrat, noch ehr überhaunt irgendwelche greifbare Vorschläge seitens der Negie rung oder der Koalirionsvorteien vorliegon. lins dünkt eine/ so eifrige Fürsorge reichlich lächerlich, umso mehr als man vor«- läufig eher noch die entgegengesetzte Befürchtung hegen muß. läufig eher nach die entgegengesetzte Beüirchtung hegen muß,! daß aus der Frage-Aktion für die ganze Verwaltungsreform irk Sachsen überhaupt nichts Greifbares herauslpringt. Kirchenmusik : Katholische Hof- und Propsteikirche Dresden. Sonntag, 18. November, 10.30 Uhr, Deutsche Messe (Liedertafel), 11 Uhr Messe Es-Dur von Schubert, Graduale: Exultate Deo von Scar- latli, Osserlorium: Ave verum von Mozart. : Gelenkwagenzüge der Straßenbahn. Die Direktion der .Straßenbahn teilt uns mit, daß der erste der beiden neuen Gelenk- wazenzüge im Laufe der nächsten Woche in den Verkehr kommen wird, und zwar mit Rücksicht auf seinen Stand (Bhf. Trackenbergcr Straße) zunächst auf der LinIe 19. Für später ist beabsichtigt, ihn «»ch auf anderen Linien verkehren zu lassen, um möglichst viele Er fahrungen über seine Verwendbarkeit zu sammeln. : Der Fischbestand der Elbe. Infolge des niedrigen Was serstandes der Elbe in diesem Jahre ist. wie der Pirn. Anz meldet, durch die Einleitung der Fabrihabwässer im Fisch'oestand der Elbe großer Schaden verursacht worden. Um diesen Schaden teilweise wieder gutzumachen. hat die Fischer-Innung Pirna LtM Stück Zandersetzlinge der Elve zugesührt. : Theo Matejko spricht über den Zeppelin-Flug. Die Tiit- mannsche Buchhandlung verpflichtete den bekannten Zeichner der Berliner Illustrierten Zeitung Theo Matejko zu einer VoriragS. tournee durch ganz Deutschland und den Nachbarländern, auf der der Künstler über seine Erlebnisse ans dem Zepvelinslug nach Ame rika und zurück berichten wird. Er bringt dabei viele persönliche, uiwerösfenllichte Aufnahmen mit. Am 29. November spricht Theo Matejko in Dresden. — Auch der bekannte Marc Weber wurde z» einem Vortrag nach Dresden verpflichtet. : Festgestellte Tote. Die am Mittwochvormittag von einem LaKauto auf der Könnerihstraße umgcfabrene und später im Kran kenhaus verstorbene unbekannte Fra,, ist als eine 63 Jahre alte Sekmbmachersehefrau Frehgang von der Wachsbleichstrahc fcstge. steil! worden. i-eiirriy und Umaekuny Gustav Winkers neuester Dreh Leipzig, 17. November. Man erinnert sick: Gustav Winter. „Belrictzsanwalt". Apostel der Tausendmarlschein-Aufwcrtnng. KorNptzäe im Erfinden vo» Vorwänden, unter denen man erfolgreich Gelder schnorren kann, wegen Betrug? zu einem Iabr und drei Monaten Gefängnis verurteil!. wegen Verdunkelungsgefahr alsbald verkästet, später wegen rechtlicher 1l»Haltbarkeit dieser .Hafltzearündung entlasten, Retter des Vaterlandes und des deutschen Volkes durch Förde"»ng des Pslanzenwuchse? mittels Erdmagnetismus, hat. kaum in Frei heit. eine» neuen Dreh gesunden: Mch den Ansätzen Wirtter? tzat der Reichsfinanzminister ttzm die Pacht für den Fluonlak Nordhol, gekündigt und mit den Versuchen der WachsinmSlördernng durch Erdmagnetismus ist eS Zunächst aus. Mer G"stan Winter verrwei- sekt nicht.. Er fordert seine Antzänger zur Stärkung des Kampf- fonds ans und veranlaßt sie weiter, an den Herrn Reichspäsidcnten eine mit „Volkstzegetzr" ntzerschriebene Mitteilung zu senden, in der »m Velasinng des Flugtstakes durch Verfügung des ReicksviMden- ien auf Grund des Artikels -13 der Reichsnerfassnng (!!) gebeten wird oder, wenn da? aus vaterländischen Gründen nicht möglich sei. wäge dem armen Gustav Winter eine Entschädigung für anfgewendete Kosten (!) und für entgangenen Gewinn ans Reichsmitteln bewilligt werden. D"s Elaborat schlickt mit den Worten „Sie — gemeint ist der Reichspräsident von Hindentznrg — müssen tzelfen oder 1 Der Herr Reichspräsident wird sich krcncn Eine große TexMmasebiirsn-Sckq'i Leipzig, 17 November. Im Gegensatz zu den früheren Messeveronstaltnngen. ans denen in der Hauptsache ausländische Firmen vertreten waren wird die Lemziaer Textilmaschinenschau im Rahmen der Gros.,,, Technischen Frnhiahrsmeste 1929 (vom .3 küs 13 März) in sehr beachtlichem Umianae auch van der deutschen Textilmaschinen- tndnstrie. sv der Rheinischen, der Krefelder. der Themniber Ind"str!e nsw beschickt werden. Für die Schau steht die grobe Halle 8. wovon bereits etwa 2509 Quadratmeter belegt sind, zur Verfügung. Schau jetzt sind mehr Aussteller zu verzeichnen als zur Leinziger Frühjahrsmesse 1928. die doch eine sehr ante Be teiligung anlzuweisen hatte. ) Todesfall. Der frühere Direktem der Augenklinik der Universität Leipzig. Gehcimrat Prvsessor der Augenheilkunde v- med Hubert Sattler ist im Alter van 84 Jahren gestor ben Ausflug nach Korea Von Mat Ty Sen. Dos Meer schlägt gegen die Ufer und ist mit einem Netzwerk von Schaum bedeckt, worunter die Wellen steigen und fallen. Der Wind weint in den Segeln der Fischer- boote am Kai, die in den Wellen tauchen und tanzen, hin und zurück. Backbord und Steuerbord. Auf dem großen, japanischen Schnelldampfer, der Shokei-Maru fahre ich von Shimonisiki nach Korea. Eine kurze Strecke, einen Tag oder etwas länger. Unruhe herrscht, Kommen und Eehen, Fragen und Antworten. Nicht alle Japaner bevorzugen eine Einzelkabine, viele sitzen mit Kind und Kegel auf den umzäunten, großen Mattenplätzen, rollen sich in Decken und Kimonos ein oder sitzen wartend herum. Früh kommen wir in Fusan, Korea an. Weißgekleidete Koreaner tragen aufgestecktes, langes Haar und ein schwar zes Kopftuch, darüber den hohen, schwarzen Lacktüllhut. der mit langen Bändern unter dem Kinn zugebunden wird. Wcißbewickelt sind die Beine, weit und weiß aus Pflan zenfaserstoff die Hose, die kurze, seitlich geschlossene Jacke. Ein langer, weißer Mantel darüber. Elattgesck-eitelt und ähnlich den Männern sind die Frauen gekleidet. Bart- männer hocken mit ihren langen Pfeifen an der Erde und bestaunen den Damvfer und uns. Das sind die ersten Koreaner, die ich sehe. Mit der Eisenbahn geht es nun vom Hafenplatz in das Land hinein. Dörfer flitzen vorüber, deren stroh- bedeckte Häuser eben ans dem Boden gewachsenen Pilzen oder grauen Niessnschildkröten gleichen. Die Landjchaft ho chinesischen Charakter; weit verstreut liegen die Ort- shg'len. Man baut Reis, Reis und wieder Reis. Last- nü-er mit Karrenkiepen und großen Sonnenhütcn ziehen des Weges, und farbig gekleidete Kinder beleben das mo notone Weiß und Grau. ErnE,iMN<i der Fernsprechgebühren Die Nachrichtenstelle der Qberpostdirektion Dresden teilt mit: Die Deiitiche Reichspost rechnet wegen der am 1. Januar eintrelenden Ermäßigung der Ferninrechaebühren mit einem starken Zugang neuer Abschlüsse. Sie mackt in ihrem Amts blatt bekannt, daß Anmeldungen auf Neuanschlüsse zum 1. Januar schon jetzt entaegenaenommen werden. Der Fern sprecher ist ein stets bereiter Diener und ein gutes Heilmittel gegen a!c Einsamkeit. Wer einen Fernsprecher besitzt, kann z» jeder Zeit, wie es ihm beliebt, mit seinen Freunden »nd Be kannten in Kedonkenanstonsch treten Droht Gelobr ist ein Seoul — Sbosen —. Die Hauptstadt mit dem Shosen Hotel und dem Tempel des Himmels im Garten. Der Kei- nihu-Palast und andere Paläste wurden Museen. Sie ber gen herrliche Fresken und Monumente aus alter Zeit, haben große Anlagen, Teiche und Andienzhallen. — Weite, neue japanische Handelshäuser überfluten die Hauptstraße. Mitten in der S'odt liegt der Pagada-Park mit der wunderbaren, alten Pagode und den köstlichen Nclief- tchnitzereien. Originell ist das Koreanerviertel droben am Berge. Die Frühsonne scheint durch die Wolken, zwisthen Steine »nd Geröll auf reisklopfende Leute vor den Türen. Hier flnd die Hutten noch typisch und unverfälscht aus Lebm, Erde, Stroh, und haben viel kleine Räumlichkeiten. Auf dem Hofe stetzen Dutzende großer Töpfe, die alles und nichts enthalten. Im Boden, in der Mitte des großen Raumes >st die Feue'stelle: sie geht unter dem Fußboden her und er wärmt. da die Menschen stets ans dem Boden hocken oder liegen, genügend. Altes Gerät, Kästen und Schränke früher Zeit stehen herum. Ich darf hincingehen und vieles sehen: man reicht mir Tee und versucht eine Unterhaltung. Nun kommt die Tochter des Hauses, die kleine Käme, in ihrem Alltagsgewand herein. Sie bewegt sich in zier lichen abgemessenen Bewegungen un-d singt leise, um schreitet die fast erloschene Feuerstelle, bewegt sich schneller und schneller, wird von hartem Gesang der Umgebung be gleitet, bis man plötzlich abbricht und das.Mädchen regungs los stehen bleibt. Sie löst das Oberkleid und legt es vor sich nieder, neigt Arme, Hände. Finger, den Kopf, und tanzt in gebeugter Haltung noch einigemale. Auf der Erde ver glimmt letztes Feuer, ibr Gesichtchen schein in warmen Far ben. D-as schlanke Mädchen mit den zarten, matten Tönen, den tiesschwarzen Augen «"d dem schwarzen Haar hebt sich vom Hintergrund der rotglühenden Wand seltsam ab. Am nächsten Morgen verloste ich Seoul. Furchtbar verheerende Sevtemberregon haben eingesetzt und strömen mit fegenden Kräften. Dörfer, Häuser schwimmen wie lebende Schildkröten: Hausrat steht auf den Stationen. Unfall oder Krankheit eingetreten, so kann er rasch die Polizei, die Fenernvehr. den Arzt am Fernsprecher rufen und sicker sein^ daß in wenigen Minuten Hille zur Stelle ist. lieber den eigenen Ort hinaus werden Gesprächsverbind.nigen mit jedem anderen Orte in Deutschland, mit den meisten anßcrdeutschen Orte» in Europa und sogar in Amerika binnen kür-ester Frist hergestellt. Solange der Fernsprecher im Hanse fohlt, ill das Heim nicht vollkommen. Kau?r bei unseren Inserenten! Menschen sttzen mir stollcher Ruhe und manchmal ketse lächelnd auf ihren Habseligkeiten. Der Asiate jammert nicht, wenn ihn Unglück trifft, das ist nach altem, ewigen Gesetze die Folge seiner Taten. — Der Zug führt weiter, über den Deich. Der Deich ist noch die einzige Verbindung. Langsam, wie gleitend, geht die Fahrt über unterwühltes Terrain. Bäume sieben im Wasser, Lehm und Schlamm. Es ist gefährlich. — Doch wir kommen hinüber, der sichere Boden ist erreicht. — Nach uns die Sperre. — Kein Zug darf mehr valsieren. — Jas Schicksal -er öibliolhekeu in Sowjelruhlaud Die Bolschewiken geben sich ständig für große Bücherfreunde aus. Sie erzählen fortwährend über ihre Erfolge bei der Organisierung der Bibliotheken, über ständige Zunahme ihrer Zahl, die glänzende Tätigkeit des Eosisdat (des Staatlichen Verlages usw.j. Dessen ungeachtet scheint das Schicksal der Bücher in Sowjetrußland manchmal sehr hart zu sein. Und das nicht nur in den ersten Jahren, der Sturm« und Drang» Periode der bolschewistischen Revolution, als zahllose Biblio theken und Büchersammlungen vernichtet wurden, sondern auch in dem letzten Zeitabschnitt bei den jetzigen „geordneten Zu ständen. Die .„Kraßnaja Eazcta" (Rote Zeitung) veröffent licht in zwei Artikeln, die im September 1928 erschienen sind, eine ganze Reihe lehrreicher Tatsachen, von denen hier nur einige erwähnt werden können. Im Jahre 1925 wurde beschlossen, ein« Bibliothek in der Universität zu Urals! zu gründen. Ein« nach Leningrad um Bücher geschickte Delegation wandte sich an die damals waltende „außerordentliche Kommission zur Berechnung und Verteilung der nationalisierten Büchersirmm» lungen" und bat, der Universität die Bibliothek des Alexander-Lyzeums auszuliefern. Die Kommission widersctzte sich diesem Wunsche, da nach ihrer Meinung, diese Bibliothek außerordentlich wertvoll und musterhast erhalten war. Jedoch gelang es der Delegation mit Hilfe Moskaus ihren Wunsch durchMsetzcn. Die Bibliothek wurde verpackt und nach Moskau geschickt. In Moskau jedoch forderte die Eisenbahn Bezahlung des Transports der Bücher, und da die Delegation über das nötige Geld nicht verfügte, wnrde die Bibliothek, im ganzen 30 000 Bände, indcnDepotsderEisenbahnab« geladen und dort vergessen., Mehrere Bände wandelten allmäb«