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Sächsische Volkszeitung : 18.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192811185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-18
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.11.1928
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duldsam ln der Beurteilung nichtkatholisch getrauter ilkhen. Die katholische Kirche erkennt jede nichtkatholisch getraute Ehe zwiscl)en zwei nichtkatholischen Partnern, zwischen denen keine Ehehindernisse Vorlagen, als gültig und unauflöslich an. Mischehen gibt sie ihre Zustimmung trotz grundsätzlicher Bedenken dann, wenn genügende Sicherheiten für die Erhaltung des katholischen Glaubens in der Ehe gegeben sind. Sie erkennt aber keine Misch ehe an. die von Anfang an unter Verletzung der kirch lichen Vorschriften seitens des katholischen Teiles zustande kommt. Nichtkatholische Kritiker soll ten bedenken, daß die katholische Kirche non ihren Glau- lügen nicht mehr fordert als andere Religionsgemein schaften auch, wenn sie verlangt, daß die Gläubigen nach den Grundsätzen ihres katholischen Bekenntnisses han deln. Die katholische Kirche ist nicht unduldsam gegen die Bekenner anderer christlichen Konfessionen, aber sie ist wie jede Religionsgemeinschaft unduldsam gegen Un glauben und religiöse Gleichgültigkeit. Dyck. Kabinettsumbildung in Spanien Das spanische Auswärtige Amt, ein selbständiges Ministerium ist aus Vorschlag Primo de Riveras, durch ein königliches Dekret abgeschafst und als Untersekretariat der M i n i st e r p r ä s i d e n t s ch a f t unterstellt worden. Die Verordnung ist für den Augenblick von keiner grasten poli tischen Bedeutung, da seit dem Rücktritt des jetzigen Präsiden ten, der „^samdloa blneionnl^ des Sr. Ianguas-Messia die Austenpolitik Spanien von Primo de Rivera persön lich geleitet wurde, ohne daß man sich entschlossen hätte, einen selbständigen Austenmiuister zu ernennen. Aber der jetzige Zustand in Spanien besitzt keinen Ewigkeitswert. Primo de Rivera, in dessen Hand sich die Leitung aller Etaats- geschäfte befindet, hat schon wiederholt von seinen Rllcktritts- absichten gesprochen, und wenn er sie bisher nicht ausführte, so geschah es, weil er keine geeignete Nachfolger schaft fand und weil die von ihm gegründete „Union Patriot! ca" sich als nicht stark genug erwies, um »ine neue Regierung schützen zu können. In kommenden Zeiten, und wenn sich die Verhältnisse in Spanien ändern, wird das Königreich jedoch schwerlich ohne eine selbständige Leitung der Außenpolitik auskommen kön nen. Die spanische Diktatur Primo de Riveras lägt sich kaum mit der Mussolinis oder Kenia! Paschas vergleichen! Primo de Rivera ist das entgegengesetzte von« einem Tyrannen oder von einem Despoten: er hat sich stets bereit gezeigt, fremden Einflüssen, sosern sie berechtigt waren. De hör zu geben. Spanien ist augenblicklich das einzige Land ohne Austen- ministerium. Diese Tatsache allein ist zweifelsohne von poli tischer Bedeutung. Der Staatssekretär siir Aeusteres, der der Präsidentschaft fortan direkt unterstellt ist, wird weiter nichts als ein hoher Beamter sein. Seine Politik aber wird ihm von der Diktatur vorgezeichnet werden. Neben dem Dekret über die Abschaffung des Außenministe riums sind noch einige andere königliche Dekrete über die Ernennung des Kriegs- und Marineministers. sowie die Schaffung eines Ministeriums für National ökonomie erschienen. Zum Kriegsminister wird der 68 Jahre alte General Ardanaz Crespo ernannt. Auch dieses Ministe rium wurde nach dem Tode des Herzogs von Tetuan von General Primo de Rivera persönlich verwaltet. Aber da die Arbeitslast für ihn zu groß war, hat er sich dazu entschlossen, den General Ardanez Crespo zum Kriegsminister ernennen zu lassen. Der General hat die Eeneralstabsakademie beendet und hat sich seine ersten militärischen Sporen im Aufstand der Philippinen im Jahre 1887 erworben. Später hat er an dem Kriege in Afrika teilgenommen. Augenblicklich war er Vor sitzender des Obersten Rates für Krieg und Marine. Zum Marineminister wurde Don Makro Earcia de los Neyes, geboren 1872, ernannt. Er nahm am Kriege gegen die Vereinigten Staaten teil und zeichnete sich durch Tapferkeit und Können aus. Während des Weltkrieges weilte er in Italien, um die Bauten von Unterseebooten zu erlernen. Auch in Holland und in anderen Ländern hat er eingehend die Konstruktion von Unterseebooten studiert. Während des Krieges in Marokko gelang es ihm unter dem feindlichen Feuer die Zivilbevölkerung des Penon de la Eomera zu retten. Vor seiner Ernennung zum Marineministcr komman dierte er die Marinebasis der Unterseeboote. Zum Minister für Nationalökonomie (ein neues Amt) wurde der noch jugendliche Graf von den Anden ernannt. Dies Ministerium steht gleichfalls unter der Oberaufsicht der Ferner werden einige Ministerien umbenannt. Das bisherige Ministerium „ .... Namen „Ministerium der Gnade und Ge rechtigkeit^ führte, wird fortan „Ministerium der Kulte und der Gerechtigkeit" benannt. Aber das sind Aeusterlichkeiten, die für das Ausland wenig Bedeutung! haben. Durch alle diese Umformungen in der Regierung ent steht vorläufig keine Kursveränderung der spa nischen Politik. Es bleibt alles beim alten, und Primo de Rivera bleibt an der Spitze der Ctaatsgeschäfte. Erst die Zukunst kann diesen Dekreten weittragende Bedeutung geben. Erpressung" Wirth warnt -ie Sozialisten Der Abschluß der Debatte über -en Panzerkreuzer Berlin. 17. November. In der gestrigen Neichstagsdebatte über den Panzerkreuzet ch als erster Redner der volksparteiliche Abg. Brüninghauvr uf« des Winters must entschieden werden, wie di« tion zu dem Wehrgedanken steht. Der Ehre und deutschen Volkes must dabei Rechnung getragen wer- _ . lg . nicht passen, einfach aushebt? Auch im Lager unserer Gegner mutz der Gedanke lebendig werden, daß Deutschland zur Er« Haltung des Friedens wieder aufrüsten must. Wir dürfen di» Möglichkeit nicht aus der Hand geben, wieder Macht und Achtung unter den Völkern zu gewinnen. Wir kämpfen für die Erziehung unseres Volkes zur Wehrhaftigkeit im Interesse unse rer Nation, weil wir wissen, daß eine Nation, die das nicht tut, dem Untergange geweiht ist. (Lebhafter Beifall bei der Deutschen Vvlkspartei.) Abg. Lcmmer (Dem): Meine Fraktionsfreunde sind ent schlossen, dein Antrag der Sozialdemokratischen Partei auf Ein stellung des Panzerkreuzerbaus die Zustimmung zu versagen (hört, hört, bei den Sozialdemokraten), obwohl es uns bequemer und parteipolitisch leichter gewesen wäre, für den Antrag zü stimmen. Gewiß hat der Reichswehrminister mit großer Eil^ fertigkeit seine Aufträge über 32 Millionen hinausgehen lassen. Daher haben wir den Antrag auf Aufstellung eines Ersatz-« Programms für die ausfallenden Schisse der Reichsmarine ein- geüracht. Abg. Dr. Wirth (Ztr.) wird von den Kommunisten, vor allem dom Abg. Stöcker, mit höhnischen Zurufen wie „Armer Wirth" empfangen. Im September war dieser Saal der Inter parlamentarischen Union zur Verfügung gestellt. (Zuruf b. d. Komm.: Was hat das mit dem Panzerkreuzer zu tun?) So klug sind auch Sie nicht. Herr Abgeordneter Stöcker, daß Sie schon wissen, was ich sagen wollte, ehe ich den Satz überhaupt vollende. Sie wissen aber ganz genau, dast ich in der Zeit» als es Leuten, die Ihnen nahe stehen, sehr schlecht ging, der einzige war, der Ihnen geholfen hat. Der politische Anstand erfordert es, dast Sie mich jetzt ruhig reden lassen. (Die Kom munisten werden ausfallend still.) Die Krisis des parlamentarischen Systems war das. Thema, das in diesem Hause verhandelt wurde, als anläßlich der Ta gung der interparlamentarischen Union Gäste aus aller Welt hier versammelt waren. Unter den Parlamentariern aller Ländern wurde das Problem der Diktatur, der proletarischen ebenso wie der faschistischen, eingehend erörtert. Ich war da mals Berichterstatter und mußte über die Krisis des parlamen tarischen Systems sprechen. Gestern war für uns im Reichstag ein bitterer Tag. Hätte ich seinen Verlauf im voraus gekannt, dann häitc ich damals von einer Krisis des Parlamentarismus in Deutschland sprechen können. Denn wer über die Krisis des Parlamentarismus zu sprechen hat, der must auch kritisch über das sprechen, was gestern hier auf der Tribüne des Hauses sich ereignet hat. Gestern war nicht der erste Tag, wo wir dis Krise des Parlamentarismus mit Händen greifen konnten. Diese Frage geht seit Jahren durch unser Vaterland. (Lebhafte Zustimmung in der Mitte.) Gestern wurde an mich die Frage gerichtet: Sind Sie bereit, im Namen der Fraktion morgen zu sprechen und die Regierung zu fragen, wie es in Zukunft mit dem parlamentari- scheu System bestellt ist. was geschehen soll, um dieses parlamen tarische System auszuvauen und zu sichern? Ich durfte mich diesem Austrage nicht entziehen, zumal doch auch fc^ialdemo- kratische Zeitungen, unter anderem der „Vorwärts", darauf hin» gewiesen haben, daß die gegenrpäitige parlamentarische Situa tion außergewöhnlich ist. daß Parteien, die in der Regierung zusammenarbeiten, im Reichstag gegeneinanderstehen. Früher gab es auch dieses Gegeneinander, wenn die Herren von der Rechten in der Negierung saßen. Wie haben Sie (nach rechts) die Außenpolitik des Ministers Dr. Etresemann bekämpft, haben uns angegriffen, wenn meine Freunde diese Außenpolitik stützten. Sie trieben „nationale Opposition" hier unten im Hause gegen ihre eigenen Vertreter, die in der Regierung saßen. (Lebhafte Zustimmung in der Mitte.) Mir find über alle Maßen betrübt, daß dieser Riß auch durch die heutige Negierung geht. Im Interesse der deutschen Republik und im Interesse der Demokratie darf eine Wiederholung dieser Vorgänge nicht gestattet werde». Um dieses Staates willen haben wir uns gestern gelobt, daß bei einer Wiederholung dieser Vorgänge das Mißtrauensvotum aus der Mitte Sie überraschen wird. Wenn selbst der „Vorwärts" zugibt, daß die gegenwärtige Situation ungewöhnlich.ist, dann müssen wir dafür sorgen, daß sie sich nicht wiederholt. Wir wollen einer Regierung nicht «»gehören, die dieses Problem nicht löst. e Volk ist. dieser Krisenmacherrl überdrüssig ge- in der Mitte.) Ich habe mit Im Lauf« deutsche Nation Würde des deut, , „ . , den, und Reichswehr und Marine müssen endgültig aus der vergiftenden politischen Atmosphäre herausgenommen weiden Wenn Ihr Antrag (nach links) heute angenommen würde, war» die Folge ein« politische Krise, die wir nicht wollen, gerade im Interesse des deutschen Volkes. (Zuruf: Weil Eie Vizekanzler werden wollen. (Heiterkeit.) Das deut worden. (Lebhafte Zustimmung . Absicht erklärt, daß das Zenlru« in der Lag« wäre, eine Krisis herbeizusühren. Wir wollen sie nicht, auch setzt nicht, damit dieses Mißtrauen verschwindet. Auch in Zukunft wolle» wir für diesen Reichstag keine Krisis. (Lebhafte Zurufe von allen Seiten.) Wenn Eie Ihr Mißtrauen gegen diese Neuster»», nicht zurückstellen könne», so sehe ich allerdings trübe in di« Zukunft. Wir müssen dafür sorgen, daß nach der Ablehnung des sozialdemokratischen Antrages, die nach der demokratischen Erklärung eine Selbstverständlichkeit geworden ist, der Panne, kreuzer endgültig von der politische,, Plattform verschwindet, Wenn dies nicht möglich ist, dann lieber heute als morgen die Krisis, um endlich die vergiftete politische Atmosphäre zu reinigen. Wir werden dem Wehrproblem genügend Rechnung tragen, wir sind uns der Lage Ostpreußens sehr bewußt, aber wem! (nach rechts) Sie Ostpreußen nennen, so müssen Sie auch an Schlesien und an die ganze Ostgrenze denken und die schwierig» Lage unserer Westgrenze nicht vergessen. Alle politischen Par, leien müßten sich zum Schutze der Grenzen zusammenfindech ohne agitatorisch« Eigenpolitik zu treiben. Abg. Drewitz (Wirtfchp.): Wir haben einen Antrag auf Vor, leguna eines Eesamtmarineprogramms gestellt. Der Zweck ist nicht Aufrüstung, sondern wir wollen vermeiden, daß bei jeder einzelnen Cchiffsrate eine Regierungskrisis ausbrechen kann. Abg. Dreher (Natsoz.): Das Bestreben der Sozialdemokraii» ist, Deutschland wehrlos zu machen und die Reichswehr zu zer trümmern. Der Wert eines Schisses hängt von dem Geist der Besatzung ab. Besteht die Besatzung aus Anhängern von Wels, dann ist es gar nichts wert. Unser Antrag geht auf Einfüllung der Dawes-Zahlung und der ganzen Erfüllungspolitik. Abg. Dr. Wendthusen (Christi, nat. Bauernpartei: Die Tragikomödie des Panzerkreuzerbaiis ist durch die Rede von Wels zur Burleske geworden. Schuld an der Verwirrung ist das jetzige parlamentarische System. Wir haben zum Reichs, wehrminister alles Vertrauen. Abg. Dr. Fehr (Bayerischer Bauernbund) erklärt, die An» nähme des sozialdemokratischen Antrages müßte zu dauernder Beunruhigung der Wirtschaft führen. Aus diesem Grunde werde leine Partei dem iorialdemokratilcben Antrag nicht zuk'nnmen. Abg. Dr. Brettschetd (Soz.1: Wir wissen nicht, wie Vit Dinge sich weiter entwickeln werben. Doch darüber sind wir un klar, daß wir «ine festere Bindung in der Regierung unbedingt brauchen. Auch wir wünschen keine Krise, aber wir werden trotzdem unbeschadet dieser unserer Auffassung den Weg gehen, den wir für richtig halten. Wir richten an den neuen Reichstag die Frage, ob er den Weiterbau des Panzerkreuzers billigt oder nicht. Unehrlichkeit und Mangel an Ucberzeugungstreu« wild uns niemand, auch draußen nicht, voriverfcn können. Abg. Körnen (Komm.): Auch der noch »»gebaute Panzer kreuzer wird die Arbeiter alarmieren, wie der „Panzerkreuzer Potemkin" der Ihnen Schauer des Schreckens über die Rücken hat laufen lasten. tBraoo und stürmische Heiterkeit.) Abg. Ivos (Ztr.): lieber die Frage der Zweckmäßigkeit des Panzerschiffsbaus sowie des Termins waren einige Mitglieder der Zentrumsfraktion abweichender Meinung. Es handelt sich aber heute nicht mehr um den Vau des Panzerschiffes, sondern darum, ob der Bau fortgesetzt werden soll. Dazu kommt, daß die Gründe, die der Reichswehrminister in seiner Denkichn'H auseinanderacsetzt und gestern vorgetragen hat, uns einleuchtend! erscheinen. Bor allen Dingen di« Frage des Grenzschutzes hat uns veranlaßt, uns in der Abstimmung der Fraktion anzu schließen. Wir gehen aber von der Voraussetzung aus. daß vor Bewilligung der zweiten Baurat« des Panzerkreuzers ^ di« Reichsregierung uns ein genaues Marineprogramig vorlegen wird. (Hört, hört! links.) Damit ist die Debatte erschöpft. Die Ablehnung des fozia« listischen Antrages erfolgte mit 2SS gegen 20Z Stimmen. Das Mißtrauensvotum der Kommunisten wurde mit 38s gegen 62 Stimmen bei fünf Entbaltnnaen abaelehnt. Lloyd George gegen di« alliierte Taktik in der Rheinlandfrage London, 17. November. LloydGeorge hielt heute eine Rede in Oxford, in der er u. a. aussührte: Der Versailler Vertrag legte fest, daß. falls Deutschland vor dem Ablauf von fünfzehn Jahren seinen Ver pflichtungen Genüge getan Hobe, die Besatzungstruppen soforl zurückgezogen würden. Deutschland hat seinen Verpflichtun gen Genüge getan, aber als es dann die Räumung verlangte gaben wir etwa folgende Antwort: „Ehe wir räumen, möchten wir gerne wissen, ob ihr bereit seid, uns dafür «in kleines Ent- geld zukommen zu lassen." Das war nicht die Art, in der Leute von Ehre die von ihnen übernommene» Verpflichtungen aus legen dürfen. Es Halle einen zu starken Beigeschmack von E r p r e s s l> n g. Die Alliierten müßten zu dem stehen, was sie gelobt haben, oder es wird keinen Frieden in Europa geben. Auch in der Frage der Abrüstung haben wir unsere Verpflichtungen nicht erfüllt. Die Abrüstung Deutschlands hätte die allgemeine Abrüstung fein sollen, und dennoch sind die Rüstungen umfang reicher geworden als je. Solange wir dem von uns verpfän deten Wort zum Trotz mit den gewaltigen Rüstungen fortsahren, ist der Völkerbundspakt wie der Locarno- und Kelloggpakt «ine Ironie und eine Vorspiegelung falscher Tatsachen. In dem selben Maße wie unsere Beziehungen zu Europa wärmer werden werden unsere Rüstungen umfangreicher. Ganz Europa nimmt an diesem Treiben teil, und selbst Präsident Loolidge ist im Begriff, sich dazu zu gesellen. Ich werde abwarten, bis Deutschland eines Tages eine schiedsrichterlich« Regelung der Rheinlandfrage fordert. Dann wird man sehen, was Locarno zu bedeuten hat. Dies erst wird die wirkliche Probe aus den Pakt darstellen. ..Bayern und der Velfenfonds" Der „Bayerische Kurier" bringt in seiner Nr. 320 vom 16. d. M. einen zweiten Artikel „Bayern und der Welfenfonds" aus der Feder von PH. Frick. Ein gehend werden, besonders an Hand des bekannten Buches von Böhm, die Geldnöte des Königs Ludwig II. dargestellt. Frick sagt: So weisen die politischen Verhältnisse ganz schlüssig auf das Bedürfnis Preußens hin, den jungen König schon frühzeitig auf seine Seite zu ziehen. Die hochfliegenden Pläne des Königs nuf dem Gebiete der Kunst ermöglichten die beste Anknüpfung, durch materielle Unterstützung dieser Pläne den König zu gewinnen. Es ergab sich das bei der schwierigen Lage der Kabinettskasse eigentlich von selbst. Daß das in der unver fänglichsten Weise geschah, war bei der großzügigen Art der Diplomatie des Fürsten Bismarck nicht anders zu erwarten. Die Behandlung der Menschen je nach Zweck und Eigenart war ja eines der glänzendsten Hilfsmittel der Diplomatie des Eäkular- staatsmannes des 19. Jahrhunderts. Daß dem König Ludwig diese Gabe in feinsinniger Weise dargeboten wurde, als sub- missester Beitrag zu seinen Bestrebungen, dafür wußte Fürst Bismarck zu sorgen. Bom Welfenfonds selber braucht« da eigent lich gar keine Rede zu sein. Es ist darum auch ein irreführender Schluß, zu sagen, da keine Rechnungsbelege und keine sonstigen Nachweise vorgesunden worden sind, seien die Bezüge aus dem Welfenfonds nicht erfolgt. Mit der kameralistischen oder kaufmännischen Buchführung hat doch Fürst Bismarck wahrlich nicht gearbeitet! Wer an dem Verhalten des Königs Ludwig iü dieser Angelegenheit Kritik zuungunsten des Königs übt, tut unrecht. Die Kritik hätte sich nach anderer Seite zu wenden^ und auch da ist zu beobachten, daß die gärende unfertige Zeit-» läge ein einiges deutsches Vaterland entwickelt hat, dem wir alle in Liebe zugetan sind. Wie wir zu dieser Veröffentlichung erfahren, ist ste ohne irgendwelchen Zusammenhang mit der Bayerischen Lolkspartei erfolgt, der der Verfasser nicht angehört. Es handelt sich um eine Darstellung von Vorgängen und Tat sachen, die anscheinend nicht politischen, sondern histort ichem Interest« entsprang. Weitere Deutsche Opfer -er »,Veslrls"-Ka!aslrophe Desto«, lg. November. Der Deutsche Franke, der bei der Katastrophe des eng« tischen Dampfers „Destris" ums Leben gekommen ist. halt« kurz zuvor seine Beförderung zum Direktor der Eebr. Körting A.-E.-Hannover für Buenos-Aires erhalten. In Neuyork be« stieg er das Unglücksschiff mit seiner Frau und seinen beide« 80 und 12 Jahre alten Töchtern. Es wird vermutet, daß außer dem Vater und der ältesten Tochter auch die Mutter und di« jüngere Tochter, von denen in Dessau bisher keine Nachricht elngetroffen ist. ertrunken sind. Stürme an -er französischen Küste Pari», io. November. Heftig« Stürme herrschen an den französischen Küsten, tc« sonders im Aermelkanal. Zahlreiche Schiffe zwischen der fran» zöfischen und englischen Küste gaben Notsignale. Der Sturm war am Donnerstg in der Gegend Et. Lo von einem Zyklon begleitet, der mehrere Häuser beschädigte. In Domjean stürzt» «in Haus ein. Die telephonischen und telegraphischen Derbin« düngen find unterbrochen. An der Küste des Departement« Finistere wurden vom Orkan Bäume und Kamine umgestürzt, Im Hafen von Brest ritz sich der peruanische Dampfer „Huas« caran" vom Anker los und wurde auf die Felsen geschleudert« Zwei im Hafen verankerte Wasserflugzeuge brachen ihre Anker» taue und zerschellten am Ufer. WH
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