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Sächsische Volkszeitung : 18.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192811185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-18
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.11.1928
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Hummer 264 18. »lov. 1S2S vss gute kuck Utsrsri5«k«r kslgsdsr cksr „Lscksiscken Volksreitung" Vom Mädchen zur Frau Wie sich jede der verschiedenen Zeitepochcn, die die Menschheit durchlaufen hat, ihre besonderen rein äußerlichen Merkmal« schuf, so ist das Merkmal unserer Zeit ein erhöhtes Streben »ach Ge sundheit, die wiederum in engster Beziehung zur Aufklä rung steht. Gesundheit ist zwar in mehr oder weniger beschränktem Maße als Anlage in jedem Menschen vorhanden. Sie bedarf aber gerade für das weibliche Geschlecht einer besonderen Beachtung; denn die Frau ist körperlich wie geistig der Wurzelboden eines Vol kes. Di« Erziehung des Mädchens zu einem sittlichen hochstehenden Geschöpf ist deshalb nicht nur vornehmste, sondern auch wichtigste Pflicht. An alle reisenden Mädchen wendet sich die Fraucnärztin Dr. Emanuela L. M. Meyer in ihrem von tiefem sittlichen Ernst ge tragenen Buch „Vom Mädchen zur Frau" (Verlag Strecker u. Schröder, Stuttgart, 155. bis 157- Tausend). Schon diese außer gewöhnlich hohe Auflogeziffer beweist, daß Frau Dr. Meyer mit ihrem Buch nichts Alltägliches bietet. Was dieses jedoch in beson derem Maße aus der Flut der sexuellen Aufklärungsschriften cnipor- hebt, ist nicht zuletzt die positive Einstellung zur Religion. „In der Gotlcsgläubigkcit und im Gotterleben, im AnSwirken seiner Gesetze liegt unsere einzige Bedeutung, liegen die Wurzeln all unserer Kraft — wurzelt unser Glück!" Unter diesem Gesichtspunkt stellt die Ver fasserin die Grundsätze sexueller Belehrung und Erziehung aus. Da bei muten die Ausführungen nicht etwa trocken, belehrend oder gar prüde an. Beginnend mit der Geburt des weiblichen Säuglings geht Frau Dr. Meyer über die Jahre des Reifens, der Berufsbil dung »sw. über zur unmittelbare,, Erziehung und Vorbereitung für den eigentlichen Weibberuf. Der allgemeine» sexuellen Aufklärung folgen Kapitel über Gattenwahl. Brautzeit, Ehe und Mutterschaft, die alle den schon eingangs erwähnten tiefe» sittlichen Ernst und eine Hobe Ethik aufweisen. Dieses zeitgemäße Ehe- „nü Erziehungs buch enthält für Mädchen, Gattin und Mutter überaus wertvolle An regungen und viel Wissenswertes, so daß ihm weiteste Verbreitung gewünscht werden kann. Ein umfassendes Nachschlagebuch für Mädchen und Mütter ist „Das Frauenbuch", herausgegebe» von 16 praktischen Acrzten, Hygienikern und Pädagogen mit 65 Bildern, 10 bunten und schwar zen Tafeln und zwei zerlegbaren Modellen (Deutsches Vcrlagshaus Aong u. Co., Berlin und Leipzig, Olanzleinc» 15 Mark). Dieses Werk unterscheidet sich von anderen populär-medizinischen Werken vor alle», dadurch, daß cs sich mit dem Wesen des Mädchens, der Frau und der Mutter eingehend beschäftigt und sic begleitet in ge sunden und kranken Tagen. Für Krankheiten und deren Heilung befaßt cs sich nur insoweit, als es das Verständnis der Materie erfordert; dagegen in besonderem Matze mit der Ver hütung der Krankheiten. Es soll der Frau aus der Er- kcmitnis ihres seelischen und körperliche» Lebens heraus helfende Antwort und Mittel in die Hand geben, sich gesund und jung zu er halten. Das umfangreiche Werk unterrichtet nach grundsätzlichen Ausführungen über die Notwendigkeit der Aufklärung unter den heutigen sozialen Verhältnissen eingehend über Körperpflege znr Er haltung der Gesundheit, über Gymnastik und zweckmäßige Fraucn- kleidung und gibt auch über die neuesten Errungenschaften der Me dizin, Naturheilmeihode, Biochemie, Homöopathie, Pslanzcnheil- kundc, elektrische Lichtbehandlung und dergl. Aufschluß. Die Reich haltigkeit und praktische Verwendbarkeit in Haus und Familie heben es heraus aus den vielen, allzu vielen Büchern dieser Art. Der hohe sittliche Ernst, mit dem auch das heikelste Kapitel behan delt ist, zeichnet es noch besonders aus, und cs ist schwer, seiner Vielseitigkeit auch nur angemessen gerecht zu werden. Es öffnen sich heimlich die Kelche. Verse von Elisabeth List. Verlagsonstalt Tyrolia, Innsbruck. — Für junge Mäd chen. die Sinn haben für zarte, fromme Poesie, sind die sinnigen tzlerse in ihrer schönen Sprache von bleibendem Wert. Die einzelnen Kapitel: Sonntagsbind — Dämmerstunde — Kin derland — Sterneneinsam — Weihnachtstraum wirken sich als Ganzes in beglückender Weise aus und vermitteln den halb- rrschlossenen Seelen reichstes inneres Erleben. In seinem schmucken äußeren Gewandt und den reizenden Zeichnungen stellt es ein gediegenes Geschenk dar. Neue Romane Mit guten Romanen im katholischen Lager ist der Büchermarkt nicht allzureich gesegnet. Um so freudiger darf man die neueste OMbe von Wilhelm Matthi essen, den, dieser Dichter von Heilika, Negiwissa und Regilindenbrunn. der Königsbraut, der Mu sikalischen Märchen und des Totcnbuches — um nur die bekanntesten zu nennen — begrüßen, das sich einen GeisteShcros zum Vorwurf genommen hat, der in der katholischen Publizistik Weltgeltung besitzt: Josef Görres. Fast scheint es unfaßbar, den Begriff Görrcs in einen Roman einzuspanne». Ein gewagtes Unternehmen, das nur einem Manne wie Matthiessen glücken konnte, der nicht allein vom Literarischen hcrkommt, sondern auch im Theologischen und Philosophischen vortrefflich bewandert ist. der hier die säst sinfonische Komposition eines Streiters und Kämpfers vor »ns ausbreitet, Hesse» Persönlichkeit den Rahmen jedes Buches zu sprengen droht. „Der Freiheitstraum", „Im Kyffhäuser", „Purgatorium" und „Der Dom", das sind die symbolhaften Entwicklungsstufen, die der große rheinische Publizist durchkämpft hat und die unter Matthiasens feiner Feder zum tiefsten Erlebnis gestaltet werden. Das Görrcssenster im iivluer Dom ist großartig, die GörrcSdenkmäler in Stein und Marmor sind prächtig und sinnvoll; zum spätesten Denkmal an Josef Görrcs aber kann dieser Roman Matthiasens werden, wenn ihn das kaftiolische Volk nicht „übersieht" wie so viele Werke seiner Literatur. Wenn der Name Görres noch viel populärer zu werden verdient, dann möge ihm dieses Buch bei unserer Heranwachsenden Jugend vor allein ein begeisternder Wegbereiter sein. Die Ausstattung dcS Buches durch den Rottcnburger Verlag Wilhelm Bader, Rot tenburg am Neckar, ist vortrefflich (Preis geh. 8 Mark, geb. 10 Mark). Heinrich Zerkauten hat uns unter dem schlichten Titel „Die Welt im Winkel" einen neuen Roman geschenkt, der diesmal nicht wie „Rautenkranz und Schwerter" in das Reich der Geschichte hinabstcigt, sondern tief hinein in das Menschenleben, das heule vielfach so oberflächlich und sad einherflietzt, dessen Seele aber doch der echte Dichter noch zu erschließen weiß, wie dieses Buch es beweist Vielleicht, daß man den Menschen Zerkauten, den seelenvollen Rheinländer mit der biedere» sächsischen Lebensart in dieser „Welt im Winkel" noch viel Inniger kennen und schätzen lernt ols in dem unpersönlichere» Milieu der großen Weltgeschichte. Dieser Reichtum des persönlichen Lebens, das auf di« Imponderabilien unserer marktschreierischen Zeit so wohltuend verzichtet und sich mit der „Welt tm Winkel", das heißt auch mit dem Winkel des Herzens Die einzige Seele. Sonntagsbetrachtungen von Leo Wol- pert. Freiburg i. Br., Herder u. Co. — Wer mit aufmerk, samen Sinn die Betrachtungen durchlieft, die Wolpert jedem Sonntag des Jahres widmet, der wir- seiner Seele zu einem unvergetzlichen Höhenflug verhelfen und sie so bewahren vor dem grauen Alltag, vor der Oberflächlichkeit der Welt. Diese besinnlichen Lesungen sind wirklich für die „einzige Seele" geschrieben, in treuer Liebe zu Gott und seinen Geboten, um die Seels eines jeden Lesers zum Lichte zu führen. Das Buch ist ein einzigartiges und wertvolles Geschenk für jeden Gläu- big«». Bildung des jungen Menschen Es wird heute so oft geklagt, daß unserer Jugend die gute Lebensart fehle, daß sie kein positives Verhältnis zu ernster Arbeit finden kann und Schaden leidet an Geist und Gemüt. Auf diese Schäden machte Professor Tihamer Toth in seinen Büchern eindringlich aufmerksam. Nicht, daß er sich begnügte, Schäden sestzustellen, sondern er gab zugleich wertvolle An regung. wie inan Krankhaftes austilgen und bessern kann. Wir wiesen schon auf das wundersame Buch „Reine Iugendreife" hin, das sich nur vergleichen läßt mit den ähnlichen Schriften eines Hardy Schilgen und Dunin-Borkowski. Jedes dieser Bücher will dasselbe: die Jugend bewahren. Solche Bücher ver dienen unsere lebhafteste Beachtung. Toth ließ dem obigen Werke folgen sein Buch „Charakter des jungen Menschen". Dian sagt von einigen Seiten diesem Buche nach, daß es zuviel moralisiert, aber auf welchem anderen Wege soll denn die Jugend begeistert werden für Reinheit und Keuschheit, wenn nicht durch Mittel der Moral? Toth weih aber, daß unsere Jugend solche Arznei nur tropfenweise zu sich nimmt, daher gliedert er sein Buch in kleine, sehr kleine Kapitel. Das hat zweifellos sehr vieles fiir sich und ist in wirklicher psycholo gischer Erkenntnis mit Erfolg geschehen. Nun läßt Toth ein neues Buch folgen: „Bildung des jungen Menschen" (Verlag Herder u. Co.. Freiburg i. Br., 170 Seiten, Kart., Preis 3.10 M.). Wir finden in diesem neuesten Bciche alle Vorzüge des Verfassers wieder; kurze, packende Dar stellung. Einbettung in kleine Geschichten aus dem Leben, aus der klassischen und modernen Literatur, Hervorheben des Be deutsamen, Weglasscn aller Nebensächlichkeiten. So wird das Interesse der Leser ganz auf das Toth gewollte Kapitel kon zentriert. Toth behandelt darin den Umgang mit Menschen verschiedenen Standes, die vernünftige Lebensweise, den Sinn und den Wert eines gründlichen Studiums, das Arbeiten in der Schule, die Wohl der Lektüre und endlich die Berufswahl. So zeigt Toth. wie notwendig reife, tüchtige, reine und keusche Men schen gebraucht werden von der Gesellschaft, der Familie, von Vaterland und Kirche. Er weiß den. Schwachen Mut zu machen und den Leichtsinnigen zu zügeln, aber auch „das Pserd, das doppelte Nationen braucht" zu fesseln. Das Buch mit feiner edlen Sprache und der wohlmeinenden Absicht des Verfassers wird von unserer Jugend gern gelesen werden und ihm Führer sein können zu hohen, edlen Zielen. Daher seien alle Eltern und Erzieher nachdrücklich darauf hingewiesen, denn in der Pflege und Sorge um die Jugend hat sich Toth längst als be rufener Führer ausgewiesen, als einer, der die Nöte der Jugend kennt und ihre Bedürfnisse, aber auch als einer, der die Arbeit der Erzieher am nachdrücklichsten zu unterstützen weiß. Wesent lich ist hierbei der solide religiöse Unterbau. Daher wünschen wir dieses neue Buch von Toht in Tue Hände all unserer Jugend lichen. aber auch alle Erzieher sollten sich damit vertraut machen. F. G. Josef Strzygowski, Forschung und Erziehung — der Neuausbau der Universität als Grundlage aller Schulverbesserung. Stuttgart 1928, Verlag Strecker und Schröder (Preis geb. 12.50 Mark). — Der Kampf um die Schule hat schon lange vor dem Kriege grundsätzlichen Charakter angenommen. Er geht nicht nur um die Gesinnung, von der die schulische Arbeit getragen werden soll, son dern ebensosehr um die Methode. Strzygowski, der sich schon in einem früheren Buche „Krisis der Gcisleswisscnschaften" zu diesem Problem geäußert hat, setzt jetzt seinen Kampf gegen das im allge meinen noch methodisch überwiegende System des Humanismus in zufrieden gibt und hier den alte» deutschen Idealismus zum Mit schwingen bringt, ist cs, der dieses Buch für jung und alt in gleicher Weise lcscns- und empfehlenswert macht. Zcrkaulen verdient es, in noch immer weiteren Kreisen bekannt und gelesen zu werden. — Der Roman ist im B e r g sta d t v e rlag, Breslau, erschienen und in schönem Geschenk-Lcincnband zu 7,50 Mark erhältlich. Die Lektüre der meisten Menschen unserer Zeit ist weniger auf Gemüts-, Erlebnis- oder Bildungswerte eingestellt, als auf Unterhaltung. Aus diesem Grunde beherrscht zahlenmäßig der Untcrhaltungsroman de» Büchermarkt, der meistens keinen be- sonaeren literarischen Wert hat, seinen Zweck aber, den Leser zu fesseln, gut zu unterhalten, in den meisten Fällen erreicht.— Von diesem Gesichtspunkt aus ist ein Roman von Hellmuth Unger „Passagiere" (Verlag PH. Reclam. jun., Leipzig, geh 2. Ganz!. 1 M.) zu werten. Er ist flüssig und spannend ge schrieben und empsüngt seinen seelischen Impuls von abenteuer lichen Erlebnissen eines Schissers aus der Fahrt durch den West indischen Archipel. Di« Geschichte zweier Lielienden steht in geheimnisvoller Beziehung zu einer Schiffskatastrophe, die mit dramatischer Wucht In das Leben der Passagiere des „Globus" eingreift und aus eben noch Befreundeten brutale Egoisten und Feind« macht. Di« Charakterzeichnung des Passagiers Iefser- sons und der übrigen Figuren ist lebendig gestaltet und die Schilderung der Sturmkatastrophe entbehrt nicht einer ge wissen Spannung, so daß der Roman als Ganzes das Unter haltungsbedürfnis des Lesers reichlich befriedigen dürfte. Die angenehme Ueberraschung. daß ein Roman, dessen Titel nicht eben viel verheißt, den Leser von Seite zu Seite immer mehr zu fesseln und von des Verfassers Begabung zu überzeugen weih, erlebt man bei der Lektüre des größeren Erstlingswerkes des Dünen AK sei Sandemose „Der Klabautermann" (Safari-Verlag G. m. b. H.. Berlin W. 35, geb. 3,50 Lbd. 5,50). Der Schauplatz des Romans ist ein Segelschiff, das wochenlang unterwegs ist. Der Kapitän ist ein merkwürdiger Mensch; nicht nur ein tüchtiger Seemann, sondern zugleich ein weltverachtender Ironiker, der dann plötz- lich von heißem Lebenshunger gepackt wird. Auf der Basis dieser Persönlichkeit entwickelt Sandemose nun ein Schicksal, das weniger durch sich selber fesselt — schon weil der Kapitän gewiß nicht die Sympathie des Lesers gewinnt — als durch die eigene durch Seemannsleben errungene Lebensauffassung des Verfassers und die alte Sage vom Klabautermann, dir die dem vorliegenden Werke fort. Strzygowski geht von der Bedeutung der bildenden Kunst für die Erziehung aus und stellt damit ein Bei spiel auf für die Art, in der seiner Ansicht nach von oben, von der Hochschule her ein« Reform des gesamten Bildungswcsens erfolgen müßte. Seine Darlegungen werden den Fachleuten bei der Weiter arbeit an der Schulreform manche wertvolle Anregung bieten. Krieg und Kriegsende John Irving, „Coronet und Falkland". Der Kreu« zerkrieg auf den Ozeanen. Uebersetzt von Freg.-Kapitän a. D. Pochhammer. Leipzig 1028. K. F. Koehler-Berlag. Ganz, leinen 7.50 Mk. — In fesselnder, ost hinreißender Sprach» werden hier von einem englischen Marineoffizier die Vorgänge auf den Weltmeeren in den ersten Kriegsmonaten bis zur Falklandschlacht geschildert, wobei sich der Verfasser.bemüht, auch den Leistungen des deutschen Kreuzergeschwaders gerecht zu werden. Jeder Leser wird staunend gewahr werden, in welchem Maß« einige wenige tatkräftige Männer die Grund» festen des englischen Imperiums, wenn auch nur zeitweise, zu erschüttern vermochten. Ein hohes Lied aus den Opfermut unserer Seeleute, zugleich aber auch ein politisch hochinteressan« tes Werk, das eine Reihe weltpolitischer Fragen anschneidet: so die Beziehungen Englands zu Deutschland, die Bereitschaft zum Kriege und dessen politische Entstehung, das Völkerrecht und seine Verletzung und schließlich den U-Boot-Krieg. Di» Berührung dieser Fragen bot dem Herausgeber, der einer der wenigen überlebenden Offiziere von der „Gneisenau" ist. Ge legenheit, der englischen Auffassung, wie sie von Irving ver. treten wird, die deutsche kurz gegenüberzustellen, wobei er auf einwandfreie Quellen größten Wert legt. Fritz Wecker, „Unsere Landesväter" wie sie gingen — wo sie blieben. Verlag: Gersbach u. Sohn G. m. b. H. Berlin (brosch. 5 M). — Eine historische Erinnerung lehrreicher Art ist es, was das Buch von Wecker bietet. Mehr nicht. Das Problem „Monarchie oder Republik" darf heute nicht mehr als aktuell gelten. Umso leichter hatte es der Verfasser, sich de« wünschcnwerten Sachlichkeit zu befleißigen. Störend wirkt nur die Propaganda für den Einheitsstaat, die mit dem Thema des Buches wirklich nichts zu tun hat. (Denn ob der Ein heitsstaat, für den zu sehr verschiedene Entwürfe vorliegen „billiger" wäre als der gegenwärtige Zustand, ist umstritten). Für den Historiker ist der Ausklang der Herrschertätigkeit der deutschen Fürstenhäuser interessant und aufschlußreich auch zur Beurteilung der vorhergehenden Zeit. Die Republik von heut« aber hat solche Erinnerungen nicht notwendig, sie mutz nicht rückwärts, sondern vorwärts schauen. Tiere Tiere. Eine Bildermappe von Bruno von Sonden. 10 Zeichnungen aus verschiedenartigem Kunstdruckpapier 297 mal 210 Millimeter, 10 Mk. Akademischer Verlag Dr. Fritz Wedekind u. Co., Stuttgart. — Eine sehr begrüßenswerte KosK probe aus dem Schaffen des Künstlers als Graphiker, der weiten Kreisen bisher als Bildhauer feingliedriger Tierplastiken bekannt war. Auch in seinen Graphiken zeigt sich eine ganz ungewöhnliche Begabung, den Charakter des gezeichneten Tieres in einer kleinen Momentbewcgung auszuprägen. Die Modelle hat der Künstler zwar dem Bereiche der Tiergärten und Manegen entnommen, er empfindet sie jedoch in ihrer Ursprünglichkeit, macht sie trotz Gitters nicht zu zahmen Ge fangenen. sondern verleiht ihnen stets ein Zeichen ihrer natür- sichen Wildheit. Und dadurch wird jedes Bild zu einem Kunst werk und nicht zur zoologischen Illustration. Löwen, Löwin, nen, Tiger. Leoparden, drollige Eisbären. Pumas, auch ein schnurrendes Hauskätzchen, eine Kuh usf.,'findet sich in einzig artiger Weise in der Mappe zu einem wertvollen Sammelwerk zusammen, das aufs beste geeignet ist, dem Menschen tiefes Verständnis für die Eigenart des besonders landfremden Tieres zu vermitteln. Die Mappe wird jedem Tierliebhaber ein will kommenes Geschenk sein; sie eignet sich auch für die reifere Jugend und bietet auch als Anschauungsmaterial für Schulen usw. viel Anregung. j. Anregung zu diesem Roman gegeben hat. Da ist z. B. die Schiffsmannschaft, die ihren eigenen, primitiven Instinkten lebt. Sie ist trefflich geschildert in ihrer Unruhe und Leidenschaft, als sie die vom Kapitän versteckte Pflegetochter, -ie dieser gewalt sam zu seiner Frau gemacht hat. entdeckt und sich ihr näheri; erst hündisch ergeben, dann voll fesselloser Begierde. Dos Packendste ist jedoch die Schilderung des Schiffsuntergangs, den die Mannschaft wegen der Frau selbst herbeigeführt hat. Und der Ausklang: die fluchbeladene Seele des Kapitäns geht allezeit als Klaulrautermann über die Meere. — NielsHoyer hat diese bemerkenswerte See- und Abenteurergeschichte sehr wirkungsvoll ins Deutsche übertragen. Der junge Verfasser er- hielt vom dänischen Sraat für die Arbeit ein Ehrenlegat. Den Stoff zu einem zweiten großen Unterhaltungs roman „Die S ch i ck sa l s I o se n" holte sich Karl zu Eulenburg aus jener Kategorie von Mensckzen, di« den sogen. Schicksalsbegrisf nicht anerkennen, sondern nur auf ge wisse Zusälligkeiten schwören. Wer nun etwa erwartet, der Verfasser würde dem Problem dieser „Schicksalslosen" nach gehen wird gründlich enttäuscht. Der Roman schildert lediglich den Lebensweg eines Grafen, der mit der Tradition seines Familienlebens bricht und sich sein Leben selbst gestalten will. Die Welt aus der er kommt, wurzelt aber so tief in ihm, daß er das gewollte persönliche Leben sich nicht auszudauen vermag und an dem Zwiespalt zugrunde geht. Nebenher spielt das Münchner Bohöineleben, in das der Graf gerät, und das Erleb nis einer idealen und sinnlichen Liebe eine große Rolle. Wei- terhm sollen Okkultismus und Spuk dem entschieden zu breit geratenen Roman die besondere Note geben. Man liebt ihn, findet wohl auch manches interessant und packend Gestaltetes, aber einen dauernden oder gar befriedigenden Eindruck hinter- lüßt die Lektüre keinesfalls. — „Hussen zeit nennt Anton Schott seinen neuesten Roman, dessen Vorwurf er den geschichtlichen Ereignissen des 15. Jahrhunderts entnommen hat. (Verlag der Buchgemeind« Bonn a. Nh.). In höchst ansprechender Weise schildert der de- liebte volkstümliche Erzähler das Leben in einem Grenzstädt- chcn an der böhmischen Markung, das von einem maßlos ehr geizigen Etadtrichter regiert wird. Mit dem Einfall der Hussen in dieses Städtchen erlangt das lebensvolle kulturhistorische Gemälde seinen Höhepunkt. Sprache und Milieu der Zeit sind höchst geschickt gestaltet; alles in allem wird auch diese« Buch von Schott bei den Mitgliedern der Buchgemeind« großen Anklang finden.
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