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Nummer 251 — 27. Jahrgang Iricheun «mal wSchen»:. m» den tU»In. MrattSbeUagen ,D>e Ke»' und .Für „ivere kleinen Leute'. lowie den TeribcUaoen ,k>. !>enno-B,att'. .llnlerhattung und Willen' .Die Weil der Kran' .SlerhUckcr Ralgeber' Dar ante Buch' .Filmrmid- schau'. Monailicher BezugSvretS 3 Ml. einichl. Belieliqcid. tilijednlmmcr >0 g Sonnabend- n. Sonntaflnummei 2« Hauvtlchrtltleiier^ Dr. G. TeScznk. Dresden. Freilag, -en 2. November 1S2S iverlagsort, Dresden Anzetaenprelser Die igew-N-n- Petilzeile »N Familien- an,eigen ». Stellengesuche »N^. Die Pelttreklame,eile. 8» mm breit 1 Für Anzeigen aicherbaib des VerbreilungSgebicteS z. die P-tiireName,eile I Ollertengeb.S« s Im Falle höherer Bemal« eriiichi ,ede Bervllichiung a»i Lieferung lowie Erfüllung v. An,eigen. «uiirSgen u. Leiiinng v. Schadenersatz, cselchükllicher Teil ülrlnr Len,. Dresden. LachlWe lessMuna iiicichasisftelle. DruN ».Verlag: Germania. A.-G. lürVerlag und DrnSerei, Filiale Dresden, Dresden.A.I. Poliersirahe >7. FernrniSIOlS. PosilchelllonloDresden 1», Bankkonto Stadtbank Dresden Nr o>7>" Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkS,e««»ng Dresden-Allstadl 1. Poliersirahe i7. Fernrn, 207II und?I0I2. Sächsischer Vvlksvereins-Tag Verinnerlichung und Zusammenschluß Dresden, 1. November. Die Landestogiing des Volksvereins für das katholische Deutschland, die gestern eine große Anzahl von Mitarbeitern und Freunden des Valksvereins aus ganz Sachsen in Dresden ver einigte, war wohl eine der schönsten und bedeutsamsten, die bisher stattgefunden haben. Insbesondere waren es zwei Ereignisse, die dieser Tagung eine ganz besondere Bedeutung gaben: der Aufruf zur Katholischen Aktion auch bei uns in Deutschland und weiterhin die Umstellung in der Organisation und Arbeitsweise des katholischen Volllsvcreins. die augenblicklich im Gange ist. Die gest rige Landestagung stand am Beginne dieser beiden Be wegungen, die von der Katholischen Aktion und von der Reorganisation des Bolksvsreines ausaehen sollen. Manches, oder fast alles ist in dieser Hinsicht noch im Fluß. Letzte und endgültige Gestaltung konnte also von der gestrigen Tagung kaum erwartet werden. Und doch -at d'e'e Tagung bereits eine eindeutige klare A/e/sehung gebracht. Durch alle Reden und Be ratungen drangen zwei Grundforderungen durch, die für unsere Zukunftsarbeit unerläßliche Voraussetzungen bil den werden, die Forderung nach Verinnerlichung unseres Einzellebens und die nach Vereinheitlichung und ratio neller Zusammenfassung unseres vielgestalt'igen Zusam menlebens. Ganz gleich, ob der erste Vorsitzende des katholischen Volksvereins. Reichskanzler a. D. Marx, das Wort nahm, um in seiner abwägenden, wehldurchdachten Art Wege und Ziele unserer Arbeit aufzuzeigen. oder die bekannten Männer der Volksver einsbewegung Pfarrer Beie r-Leipzig und Dr. Krane- bura-Berlin. oder ab irgend einer aus dem Lande bei der Aussprache das Wort ergriff, der Grundton blieb immer der gleiche: Verinnerlichung und Zusa m- m e n l ch l u s;! Und noch mehr? Es wurden nicht nur Ziele auf- gesleclit. es wurden auch gangbare Wege zu die sen Zielen gewiesen. Uebereinstimmend wurde betont daß der Wea zur Berinnerlicbuna in erster Linie über die Exerzitienbeweaung führt. Die Arbeit des Volksvereins wird durch nichts so gefördert werden, wie durch die Exerzitien Darum wird auch der Volks- Verein in der Törderuna der Grerzitienbeweguna noch mehr als bisher eine seiner Houptaufa"bsn erblicken. Tie Exerzitien wüsten in Zukunft der Ausgangspunkt für die relioiöse Sckuluna und Festiguno des Kostwl'ken werden, auch in unserer Diaspora. Diese grundsätzliche unentbehrliche religiöse Schulung wird dann der Volks- verein durch e>oene Arbeit fartzusetzen und insbesondere auch au? das Gebiet der sozialen und staatsbür - ye rücken Schulung ausnudebnen baben. Zum Be griff der Verinnerlichung aebört notwendiger und konse quenter Weise die weltanschauliche, katholische Durchbil dung des aanzen Menschen. Darum muß eine katholische Organisation da sein, die von unserer katholi schen Weltanschauung aus zu allen Fragen des öffent lichen, also auch des sozialen, wirtschaftlichen und politi schen? Lebens klare Richtlinien auszugeben und die not wendige Schulungsarbeit in diesen brennenden Zeitsra- M zu leisten vermag. Für diese Arbeit kommt nack all gemeinem Urteil nur der Volks verein in Fraae, der in dieser Arbeit schon eine langjährige wertvolle Tradition besitzt. Wer diese Gegenwarts-, wenn nicht Lebensfragen des deutschen Katholizismus verkennt, stellt sich von vornherein abseits von dem Programm der Katholischen Aktion. Es bestand darum auch Einigkeit darüber, daß es das Gebot der Stunde ist, die Organisation des Volks verein es. die In den letzten Jahren schwer gelitten hat. wieder auf die alte Höhe zu brin gen. Auf der gestrigen Tagung kam es in erfreulich klarer Weise zum Ausdruck, wie notwendig neben der Reorganisation des Volksvereines eine Gewissenserfor- Ichung darüber ist, ob nicht die Uebersetzung und die viel- Mie Planlosigkeit unseres Vereinslebens eine unerträg liche Hemmung gegenüber den großen Aufgaben der Degenwart bedeutet. Die ernsten Mahnworte, die Reichs, «»zier a. D. Marx in der Abendkundgebung gerade auch in dieser Hinsicht sprach, und die zur Besinnung, zu engerem Zusammenschluß und stärkerer Betonung der Gemeinschaft aufforderten, werden in den nächsten Wo chen und Monaten in allen größeren Gemeinden den Gegenstand ernster, rückhaltloser Aussprache der Berufe nen bilden müssen, falls die Katholische Aktion in jeder Hinsicht zur Entfaltung gebracht werden soll. Diese Or ganisationsfragen sind nicht das letzte Entscheidende, aber sie sind die Voraussetzung dafür, daß die Ver innerlichung, die wir fordern, auch unser gesamtes katho lisches Vereinsleben durchdringen kann. Eindringlicher und überzeugender konnte dies alles nicht gesagt werden, als in dem Referat unseres Reichskanzlers a. D. Marx in der Abendkund- gebung. Mag vielleicht der eine oder der andere Nicht- kathalik von dem Referat ..enttäuscht" gewesen sein — die ersten Presseberichte lassen darauf schließen —. weil er es vielleicht nicht verstehen kann, daß ein langjähriger deutscher Reichskanzler so „katholisch" reden und sich mit so „kleinen" Problemen wie dem Volksverein befassen kann. Dieses Nichtverstehen kommt nur daher, daß man in weiten Kreisen es längst verlernt, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden, daß man sich in weiten Kreisen auch nicht die Mübe macht, tiefer in die Fragen einzudringen, die unsere Weltanschauung zu so ernstem Verantwortungsgefühl für Volk und Staat anspornen. Es geht um die sittliche Idee, um das Kul turleben unseres Volkes. Und wenn in dieser Hinsicht selbst die Parlamente immer stärker ausgeschaltet und an die Wand gedrückt werden, dann bleibt den Führern, dir es mit dem Volke wahrhaft ernst meinen, nur der Weg zu tatkräftiger Mitarbeit in solchen Massenorganisatio nen, wie sie der Volksverein für das katholische Deutsch land darstellt, die heute allein noch gewillt sind, sich dem Schwinden von Moral und Sitte im öffentlichen und pri vaten Leben entgegenzustemmen. Mögen darum auch Menschen, die in der Politik und in der Wirtschaft nur Selbstzwecke sehen, uns nicht verstehen, wir sind uns un serer großen Verantwortung bewußt, und wir danken Gott, daß wir solche Führer Haben, die mit dem katholischen Volke so einig und durch so großes Ver trauen verbunden sind, wie das der gestrige Tag wieder aufs neue bewiesen hat. Wir sind überzeugt davon, daß die Zielsetzung des gestrigen Tages, Verinnerlichung und Zusammenschluß, in den nächsten Wochen in allen Gemeinden und Organi sationen des Landes ausgenommen und in Anwendung auf die besonderen örtlichen Verhältnisse in die Tat umgesetzt werden wird. Alle die den Ernst unserer Lage mit der großen Verantwortung, dis daraus für uns Katholiken erwächst, erkannt haben, werden auch den Mut finden, wo es nötig sein sollte, organisatorisch neue Wege zu gehen, um engere Zusammenarbeit und eine Rationalisierung unserer Kräfte zu gewährleisten, wenn es gelingen sollte, den Erfolg unserer Arbeit und unserer Bemühungen, die dem Wöhle der Allgemeinheit gelten, zu erhöhen. Der Auftakt zu dieser Arbeit liegt hinter uns. Nun mit Gott ans Werk! tA. v. . MM U WWeil Ms Dresden. 1. November. Die gestrige Landestagung des Volksvereins für das katholische Deutschland in Dresden wurde mit einer öffentlichen Versammlung im Neustädter Kasino beschlossen, die einen guten Besuch aufzuweisen hatte. Der Vorsitzende der Ortsgruppe Dresden-N., Apo theker v. Wolski, eröffnete mit kurzen Begrüßungs worten die Versammlung, in deren Mittelpunkt, um rahmt von Gesängen des katholischen Männergesangver eins. eine programmatische Rede des Reichskanz lers a. D. Dr. Marx stand, der folgendes aussührte: Es ist eine bekannte Tatsache: oft gehn von anscheinend un bedeutenden Ereignissen Wirkungen und Fotzen non ungeahnter Wichtigkeit und Bedeutung hervor. So scheint es auch beim Ka tholikentag Non Magdeburg sich zu ncrbaltcn: cS sollte ein sog. „kleiner" sein und dennoch wird er vielleicht im Leben de-? kalb. Deutschlands eine viel größere Rolle spielen, alz manche vor- bergegangcnen Tage, die mit viel größere,n Gepränge vonstattcn gegangen sind Was den Katholikentag van Magdeburg vor allem anszeichnet und bcmcrkenswcrt macht, war der feierliche Moment, als bei -er Eröffnungssitzung der Apostolische Nuntius sich über dte Einführung der „Katholischen Aktion" in Deutsch land in einer glänzende» Rede verbreitete. Aus der letzten BischosSkonsercnz in Fulda hatten sich die Bischöfe Deutschlands grundsätzlich dahin ausgesprochen, daß es an der Zeit sei, die in andere» Ländern schon seit längerer Zeit bestehende Kath. Aktion auch in Deutschland ein- zu führen. Mit freudiger Begeisterung stimmten die i» Magde burg versammeltcu Katholiken diesem Beschliche zu. In der am Schlüsse der Versammlung einmütig angenommenen Entschließung heißt cs: „Große GcgcnwartSausgaben der deutschen Katholiken habe» wir vor unsere» Augen erstehen gesehen. Wir haben die Not wendigkeit erkannt, sie mit katholischem Geiste zu durchsceleu . . . EI» ganz besonderes Ergebnis ist die tiefgründige Aussprache über die Kath. Aktion. Sic ist uns mehr als ein Sprachrohr, sic ist unS eine Aufgabe, die darin besteht, daß wir lebendiges Christentum zunächst i» uns selbst pflegen und dann apostoli schen Geist im Geiste Jesu Christi hinauStragcn." Damit sind die beiden Hauptziele dcr KaIh. Aktion in meisterhafter Kürze dargcstcllt: „Lebendiges Christentum in unS selbst pflegen!" und sodann: „Apostolischen Geist im Geiste Jesu Christ! hiuauStragcu!" Ja. werden Sie sagen: Sind denn diese Anforderungen not- wendig? Betrachten wir die Umwelt! Uebersehen wir die Entwicke- lung in unserem deutschen Vaterlande! Wahrhaftig, ein geivaltiger Aufschwung auf so vielen Gebieten des wirtschaftlichen, des technischen Lebens, des Handels und des Ver- kehrsI Unsere Eisenbahnen gehören mit zu den beste» der Welt. Unsere Luftfahrzeuge verbürgen den regelmäßigsten internationalen Verkehr. Niemand Im Ausland vermag die Erzeugnisse unserer chemische» Industrie In solcher Mte herzustellen. Leistungen auf Grund des unseligen Friedcnsvcrirage? haben wir vollbracht, die niemand sür möglich gehalten hätte. Und das alles noch nicht zehn Jahre nach einem Kriege, der deutsches Leben an der Wurzel ge troffen Hai. Aber wie sicht es mit christlicher Kultur? Mit der Pflege von Sitte und Moral? Tie Entschließung von Magdeburg wird durch die Worte eingelcitei: „Die Magdeburger Bersammlnng der Vertreter der katho lischen Verbände und Vereine Deutschlands stellt i» den Vorder grund il,rer- Beratungen und Beschlüsse die Tatsache der Ab wanderung Tausender i» bisher »»erhörter Weise a»3 Religion lind Kirche. An die Stelle einer, wenn auch nur ererbten christ lichen Ucberlicfrnng des Clternbauses tritt der Geist aufwachse»- den philosophischen und sittlichen Heiden tums. So gilt eS beute nicht nur erhalten, sondern direkt wiedererobcr n." Jeder vo» uns weiß, daß diese Warte, so ersckniticrud sie lau ten. leider durchaus der Sachlage entsprechen: auch in gut katho lischen Städten und Gegenden sehen wir nicht nur e!» Erkalten, nein, ein Schwinden de? christlichen Geiste? i» erschreckendem Maße. Die Schlammflut der llnsiltlichkeit droht alle edleren und feineren Regungen der menschlichen Natur zu ersticken. Und, was das Furchtbarste ist, man findet keine» Mut mehr, ,»» der öfscntlichen und allgemeinen Gefahr öffentlich und gestickt auf die Meinung wei ter Bolkskrcise entgegen zu treten. Ja, cS gilt als etwas besonders Menschenwürdiges, sich in Betonung des Unglaubens, der Cbristcn- tumSfcindlichkeit, der Betätigung echter Menschlichkeit hcrvorzu; dar auf hinznweisen, daß cs des Fortschrittes der Menschheit unserer Tage würdig wäre, sich auszulcben und der Freiheit der Menschen keine Schranken zu sehen. Hören mir nicht daS Zischen der Schlange: „Ihr werdet sei» wie Gott!"? Müssen wir nicht mit tiefstem Schmerze sehe», welcher Geist unter unserer studierenden Jugend vielfach benscht? Haben nicht Strafprozesse der letzten Mona!« uns erschütternde Einblicke gewährt in das ganz verwirrte Siillichkciisempsindcn weiter Kreise der Schüler und Schülerinnen unserer höhere» Lehr anstalten? Wahrhaftig, es ist Zeit, daß sich Elter» und Lehrer zu sammen schließen, um Wege und Mittel zu beraten, wie unsere Ju gend vor solch schrecklichen Gefahren bewahrt und gerettet werden kann? Ist cS nicht niedcrdrückcnd. zu sehen, wie eine zügellose Presse sich gierig solcher und ähnlicher Vorkommnisse bemächiigi. um dos Gift der Ansteckung in noch weitere Kreise hineinzuirageu? — Sensation, das ist da? Leitmotiv einer gewissen Presse. Alles andere, auch der sittliche Niedergang der Nation ist Nebensache! Fragen wir uns aber: ist das Publikum nicht selbst mit schuld an der verderblichen Haltung der Presse? Ist das noch das Volk der Dichter und Denker, daS jetzt nach robestem Sinnenkitzel giert! Eine anständige, zurückhaltende Presse wird als langweilig und rückständig gescholten. Die Gerichte werden getadelt, wen» sie dl« Oeffenilichkeii in Prozessen solcher Art ausschließen. Wahrhaftig, eS ist Zeit, daß sich alle Gutgesinnten, gleichviel welcher K-nvesfion, gemeinsam wir eine Mauer schützend um dl,