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Kummer 2SS — 27. Jahrgang brae»» d mai wLcheni:. «» den Illulk. «raNsSeiiagen .Die Well' »nd .Mi liniere kleinen Le»!»' iolvl« den rerlbeilaaen ,i». ?«n»o.BIatt'. .Vnlerdaltun« und Wissen', .Die Weil der Km»' .Ner,ili«er Ratgeber' Da« «nie Buch' .Mmrund. Mouwlichp «e,ua»vrr>« 3 Mk. «InILI. Bellellgeld. Rnlklnummer KV q Sonnabend- u. Sonntagnummer SV ^ H-nwilLriktlelter^ De. «. D«»crNk. Dresden Dienslag, den 13. November 1S2S Verlaasor«, Dresden «nzetgeuvreike i Die lgeldalten» VelttzeUe SV <s , sramilten. an,eigen ».Liellengelnch» Sv-s. Dt» Petitrellameeeil«. Mnim breit, I psür Nn,eigen aufterhaib des SierbreltuilgSgebiete» «N z. die Petitreklame,eil« t.SV^.Otferlengeb.S«» -I Am Hall« hbherer «ewalt erlischt lebe Bervllichtung aut Lieterung sowie Srtiillnng v. Rn,eigen«AlltirSgen ». Leistung v. Schadenersatz, «etchllttlicher Dell Artur Len,. Dresden, ltzelchittttzftelle, Druck «.Verlag: Sermanta, «I^Ä, chr Verlag und Dnlckerei. Filiale Dresden. DreSden-A. I. Poliersirasie l?. 3iernril»3lM2. Postscheckkonto Dresden ri>n Panttonln Stadtban» Dresden Nr K171" Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Volks,«ir-na DreSden.AItstadi 1 Polierslratze 17. Aerircui Mit >md 71012. Reichstagsbeginn kann sind, . , . - . - Ferien angehäuft und viel ist nicht nötig, daß dieser Zun der Feuer fängt. Unbesonnenheit, parteipolitische Enge, Agitationslust oder Hitzigkeit können schon allerlei Unheil anrichten. Der durch dieÄussperrung seitens derArbeitgeber in der nordwestdeutschen Eisenindustrie an Schärfe erheblich gesteigerte Eisenkampf wirft auch auf die Parlaments verhandlungen sein« dunklen Schatten. Niemand weiß zur Zeit, wohin dieser Wirtschaftskampf treibt oder wohin er getrieben wird. Daß er überhaupt in dieser Art und Weise vom Zaun gebrochen werden konnte, beweist, daß wir wirk lich noch inmitten heftigsten Ringens um die soziale Ge staltung und um den sozialen Geist stehen. Man mutz be fürchten, dah der Eisenkampf aller Voraussicht nach, sofern er nicht bald beigelegt wird, vom wirtschaftlichen auch auf das politisch-parlamentarische Leben zurückwirkt und die Lösung politischer Ausgaben erschwert. Noch präsentiert sich die Regierung in der Form, in der sie damals kurz vor Ferienbeginn als Verlegenheitsprodukt gebildet worden ist. Die feste koalitionsmätzige Bindung ist noch nicht erreicht. Wann und ob sie erreicht wird, ist um so weniger zu prophezeien, als es noch gefährliche Klippen zu umfahren gibt. In Preußen haben sich die Koalitionsverhältnisse bislang nicht geändert. Da in diesem Punkte aber eine innere und äußere Abhängigkeit zwischen Preußen und dem Reich besteht, so ist die Lösung des Knäuels der Sache und der Zeit nach nur noch schwerer abzusehen. Im übrigen wird jede günstige Entwicklung im Augenblick gehemmt und gehindert durch die leidige ' . .->r- Schon der parlamentarische «ine recht schmerzliche Angelegenh fachlichen, parteipolitischen und geistigen Gründen, hat der verflossene Reichstag den Bau und die erste Rate endlich genehmigt. Dann kam die Wahl, in der die Sozialdemokratie die Schleusen der demagogischen Agitationslust weit öffnete und unter der billigen aber irrigen Devise „Panzerkreuzer oder Kindersoeisung" auf Stimmenfang ausging. Dabei wurde das Zen. trum am stärksten angefallen. Die Uebernahme der Verantwortung durch die Sozialdemokratie nach der Wahl verschob das Bild. Preußen hatte sich im Reichsrat für eine nochmalige Ueberprüfung der finan« zielten Seite des Panzerbaues eingesetzt, der Reichsrat hatte so entschieden und die sozialistischen Minister im Ka- vinett haben, vor diese Frage gestellt, für die Ausführung des längst beschlossenen Baues plädiert, nachdem, oder bester obwohl sie als Abgeordnete der Opposition ursprünglich da- gegengestimmt hatten. Die Folge war eine einzige Welle der Auflehnung in der sozialdemokratischen Partei. „Gegen die Minister und den Panzerkreuzer", so hieß fortan die Parole. Die Kommunisten suchten diesen Borteil für sich auszunutzen. Sie brachten das Volksbegehren ein. Die Sozialdemokratie hielt ihre Masten nur dadurch fern, daß sie eine parlamentarische Aktion gegen die zweite Rate versprach. Severing und Wels kündigten sie in ihren Reden offiziell und vor aller Oeffent- lichkeit an. Die Sozialdemokraten hielten Disziplin, die Kommunisten unterlagen. Am Ende stand der Antrag der Sozialdemokratie, der jetzt dem Reichstag vorliegt und in der übernächsten Woche zur Abstimmung gelangt. Der Panzerkreuzer hat dadurch eine politische Be- deutung erhalten, die er anfangs nicht gehabt hat und die ihm, sachlich gesehen, auch nicht zukommt. Er ist plötzlich in das Blickfeld hochpolitischer Entscheidungen «-stellt und zum Schiedsrichter über den Bestand von Ka binett und unter Umständen auch des Parlaments empor, gerückt. Denn darüber herrscht doch wohl nirgends ein Zweifel, daß üble politische Folgen mit der Abstimmung iiber den Panzerkreuzer verquickt sein können. Hatte man sich vorher nur darüber zu unterhalten, ob der Panzer kreuzer sachlich gerechtfertigt ist und entspann sich um ihn ein Kampf auch geistiger Anschauungen, jetzt hat man die Frage dahin verschoben, wo auf der einen Seite Prestige und auf der anderen Seite sehr realpoli. tische Erwägungen in den Vordergrund treten. Die Sozialdemokratie wird sich selbst darüber im Klaren sein, daß ihr Antrag aus parteipolitischer Not entstanden ist «nd das, kaum jemand Neigung haben dürfte, dieser Not die eigene Stellung oder die SaA, je nachdem man den Fall sieht, zu opfern. Es ist dem deutschen Parlament schwer klarzumachen, daß es ein Unsinn ist, über Fragen zweiter Rangordnung zu stolpern; wo Hindernisse fehlen, türmen wir sie nur zu häufig auf — und dann sind wir verwun dert und erstaunt, wenn wir zu Fall gekommen find. Wir warnen. Daß die Opposition rechts und links uns am Kuge flicken will, ist klar und auch erlaubt. Daß wir uns »in Zeuge flicken lassen, ist lediglich von uns abhängig. Wir wünschten, daß der Panzerkreuzer die günstigen Ansätze zur Regierungsstabilisterung nicht stört und noch we« »ia»r zerstört. WM MW M UmlMll Er will sich ganz dieser Frage widmen und gegebenenfalls in Berlin verhandeln Das neue Kabinett Paris, 12. November. Poincact'- hat Sonntag abend sein neues Kabinett gebildet. Um 22 Uhr französischer Zeit wurde folgende Ministerliste amt lich belianntgegeben: Minister ohne Portefeuille Poincarö. Justiz, Barthou, Auswärtiges BrIand, Inneres Tardieu. Finanzen Chero ». Krieg Painlevö, Marine Leqgues, Un- terricht Macraud, Oesfentliche Arbeiten Forgeot, Handel Vonne- sou, Landwirtschaft Jean Hennessq, Kolonien Magi not, Arbeit Loucheur, Luftfahrt Eynac, Pensionen Anteriou, Un- terstaatssehretär Oberkirch. — Die anderen Unterstaatssckretäre werden in den nächsten Tagen vom Ministerrat bestimmt werden. Eine Erklärung der neue» Negierung wird nicht vor Mittwoch erwartet, lieber die Tagesordnung der Kammer und des Senats wird mit den beiden Präsidenten verhandelt werden. Das Kabinett wurde In dieser Zusammensetzung von Poincars gebildet, nachdem durch den Beschluß der radika len Kammerfraktion ihren Mitgliedern Sarraut,- La- moureux, Queuille und Hesse, die Poincarö in sein Kabinett der republikanischen Eintracht ausnehmen wollte, die Erlaubnis zur Annahme der ihnen angebotenen Portefeuilles verweigert worden war. Der Beschluß der Radikalen ist auf die Stellung, nähme des Vorsitzenden Daladier zurückzuführen, der erklärte: Wir müssen PoincarS jede Unterstützung verweigern, die Ent schließung des Parteitages von Angers macht uns das zur So wenig erfreulich sich die innenpolitische Lage an« sieht, so wenig erfreulich steht es auch in der Außen politik. Der Stillstand in der internationalen Annäherung ist so groß geworden, daß um die Zukunft ernsthaft gebangt werden kann. Der „Geist von Locarno" ist nur noch ein Schemen. Seine Erneuerung ist ein noch schwierigeres Werk als es seine Erweckung war. Die Reparationsfrage ist in Fluß gebracht. Wir müssen jetzt, wo dies geschehen ist, alles tun, um unserem Standpunkt zum Durchbruch zu verhelfen — auch wenn wir zunächst nur feststellen, was wir bestimmt nicht zah len und nicht leisten können. Die französische Re gierungskrise hindert leider auch hier die Entwicklung, weil niemand weiß, was kommt. Der deutsche Reichs au ß e n m i n i st e r ist nach sehr langer Krankheit wieder ins Amt zurückgekehrt. Für wie lange? Denn man hört, die Gesundheit sei noch immer nicht völlig wieder gefestigt. Jedenfalls will Dr. Stresemann noch in dieser Woche im Reichstag sprechen. Wir können uns, offen gestanden, von dieser außenpolitischen Debatte nicht viel Fruchtbares ver sprechen. Um lediglich festzustellen, wie die Lage ist, be darf es keiner Aktion im Reichstage und um der deutsch- nationalen Opposition ein Ventil zu öffnen, darum brauchte sich die Regierung im gegenwärtigen Augenblick wirklich nicht besonders abzumühen. Man hätte zum mindesten warten sotten, bis das Damoklesschwert der politischen Entscheidung über den Panzerkreuzer von unseren Häuptern genommen war. Vorher verliert jede politische Aktion an Interesse und Bedeutung. Dag durch Stresemanns Krankheit herbeigeführte In terregnum im Auswärtigen Amt ist nunmehr also vorüber. Man kann nicht sagen, daß in dieser Zeit unsere Außen politik besonders geschickt gearbeitet hätte — sowohl die Vorbereitung auf die Pariser Kellogg-Pakt-Unterzeichnung als auch die für Genf wies Mängel und Kurven auf. Die Bürokratie ist nun einmal nicht in der Lage, den Politiker zu ersetzen. Das spricht einerseits für Strese mann, andererseits wird dadurch für die Zukunft allen Ernstes und ganz generell die Frage aufgeworfen, ob ge - rade das Auswärtige Amt eine so lange Absenz seines Leiters verträgt, ohne daß eine politische Stellvertretung geschaf, fen wird, wie wir es auch bei der Erkrankung Eham- berleins in England als selbstverständlich erlebt haben. Denn das Nachsehen hat immer das Volk. Der Eintritt in das parlamentarische Geschehen vollzieht sich nickt unter glücklichen Zeichen. Nimmt man hinzu, daß der Führer. Wechsel in der Deutsch nationalen Volks partei auch auf die Haltung der Fraktion nicht ohne Wirkung bleiben kann und daß dadurch »in unberechenbarer Faktor entsteht, der den Grad der Opposition jetzt noch nicht erkennen läßt, so ist beim Parlamentsbeginn das Ur teil über die künftige Entwicklung unsicher und offen. Was wir im Interesse der Gesamtheit «olle«. keht fest: Wie müssen wolle«. Pflicht. Dieser Standpunkt Taladiers wurde von zwei Drit teln der anwesenden Mitglieder gebilligt. * Der Matin und der Petit Parisien bringen in großer Ans. machung folgende Mitteilung: Poincarä wird in dem neuen Kabinett n u r d i e P r 8 s i d e n t s ch a f t übernehmen und das Portefeuille des Finanzministeriums dem bisherigen Handels minister Cheron abtreten. Poincarö soll sich zu diesem Schritt entschlossen haben, um sich in Zukunft den Reparations verhandlungen eingehender widmen zu können, die gleichzeitig mit den Haushaltsberatungen der Französischen Kammer stattsinden werden. Diese Mitteilung der beiden halb amtlichen Blätter ist in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen. Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß es seit langen Jahren das erstemal ist. daß der Ministerpräsident keinen Fachministcrpvsten bekleidet. lieber die parlamentarische Unterstützung seines neuen Kabinetts befragt, erklärte PaincarS heute nachmittag: „Wir zählen ans den guten Willen aller, da wir niemanden angreifen werden." Beim Verlassen des Ministeriums um 18.85 Uhr er widerte PoincorL auf die Frage, warum er das Finanzministe, rium abgebe: ..Es sei wahrscheinlich, daß ich während der Repa- rotionsverhandlungen. die für uns so wichtig sind. Paris ver kästen und nach Berlin gehen muß." Dagegen beantwortete PoincarS die Frage, ob er auch nach Washington zu den Schul, denverhandlungen gehen werde, mit einer unbestimmten Geste. daß alle Hindernisse befestigt werven, damit zielbewußt und fest in geschlossener Front regiert werden kann. Abschluß mit Rumänien Die deutsch-rumänischen Verhandlungen zur Beilegung der sinanzicllen Streitfragen zwischen den beiden Ländern sind zum Abschluß gekommen. Ein Ab- kommenist darüber zwischen der deutschen und der rumänische« Delegation am 10. November im Auswärtigen Amt unter« zeichnet worden. < Der wesentliche Inhalt ist, daß Deutschland «« Rumänieneine Summe von 75)4 Millionen t« vier Jahresraten zahlen wird, während Rumänien da» noch nicht liquidierte deutsche Eigentum in Rumänien freigibt und den Anleihedienst für nicht abgestempelte rumänische Vorkriegsrenten nach einem bestimmten Plan wieder aufnimmt. Die Einzelheiten dieses Anleiheplanes werden gesondert bekanntgegeben. Gleichzeitig erklärt die rumänische Regierung, daß mit diesem Abkommen alle deutsch-rumänischen finanziellen Streitfragen erledigt sind, ins besondere die von Rumänien bisher gestellten Ansprüche wegen der Vanca-Eenerala-Noten, die während der Be- setzung Rumäniens von deutschen Stellen ausgegeden worden sind, ferner die Ansprüche aus dem Bukarest«! Frieden, ebenso die gegen die Reichsbank wegen verschiedener Depots erhobenen Ansprüche. Außerdem verzichtet Rumänien aus die Anwendung des bekannten 8 18 der Anlage II zu Teil V'IIl des Vertrages von Versailles, in dem bekanntlich das Recht Vorbehalten ist, unter bestimmten Voraussetzungen das deutsche Eigentum zu beschlagnahmen. Das Abkommen unterliegt der R a t i f i k a t i o n. Durch dieses Abkommen werden endlich die Meinungs verschiedenheiten zwischen den beiden Ländern beseitigt, die die Entwicklung regelmäßiger wirtschaftlicher Beziehungen zwischen den beiden Ländern in den letzten acht Jahren erschwert haben. Die erste Folge dieser Einigung wird sein, daß dadurch der Weg für eine Beteiligung derReichsbank an der von den internationalen Notenbanken geplanten Aktion zur Stabilisierung der rumänischen Währung und für eine Beteiligung der deutschen Banken an der internationalen Kreditaktion für Rumänien freigemacht ist Als weitere Folge wird von beiden Seiten erhofft, daß die früheren engen Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern bald wiederhergestellt sein werden. Ls kann nunmehr auch in Aussicht genommen werden, daß die Verhandlungen zum Abschluß eines Handelsvertrag, zwischen den beide« Ländern in absehbarer Zeit ausgenommen werden.