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Sächsische Volkszeitung : 06.01.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192901065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290106
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-01
- Tag 1929-01-06
-
Monat
1929-01
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.01.1929
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»«««er » Sächsische Dvlkszeiiung T. Ja««ar 1«» Kirche un- Friede Aus dir Sttveilerpredlgl des Kardinals Michael Faulhader iu München Wann kommt der Wellfriede? Die Silvesterpredigt, die Kardinal Faul- habcr am 31. Dezember 1928 im Münchener Dom gehalten hat, erscheint uns wegen ihrer grundfählichen Stellungnahme zum Problem „Kirche und Frie den" bemerkenswert. Wir geben hier den Haupttell der Predigt, über di« wir an anderer Stelle schon be richtet haben, im Wortlaut wieder. D. R. Der große Jsaias, der Klassiker und Evangelist unter den Prophcteu, hat im Fernblick die Jahrtausende des Gottesreiches um spannt: „Und es wird geschehen: Am Ende d«r Tage wird der Berg mit dem Hause des Herrn bereit stehen auf dem Scheitel der Berge m» erhaben über die Hügel. Und es werden zu ihm all« Völker wallen. Uno die Völler, so viel ihrer sind, werden sich aufmachen und sprechen: Kommt, laßt uns hinaufziehen zum Berge des Herrn uno zum Hause des Gottes Jakobs. Und er wird uns seine Wege lehren. Ec wird den Schiedsrichter für die Völker machen und für die Aalionen, so viel ihrer sind, die rechte Entscheidung trefsen. Und sic werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmiedcn und ihre Lanzen zu Rebmesser». Nicht mehr wird das Volk das Schwert er heben und nicht mehr werden sie sich eiuüben zum Kampfe". Zu unserem Trost ist dieses Wort vom Frieden der Welt ausgezeichnet. Der Prophet sagt: „Am Ende der Tage" Der Wcltsriede kommt also nicht heute und nicht morgen, er kommt erst dann, wenn das gleich Gottes seine Tage vollendet, er kommt erst am Silvester abend der Weltgeschichte. Der Friede wird alle Völker umfassen. Sie sind verschiedene Straßen gezogen, haben verschiedene Sprachen gesprochen und verschiedene Götter angebetct, am Ende Ser Tage aber werden sie sich am Berge des Herr» zusammensinden und wie ans einem Munde den Namen des Herrn anrusen. Zuerst also Wied die religiöse Einigung der Völker und dann erst der politische Friede komme». Zuerst im Hause des Herrn und unter dem Gesetze des Herrn, dann erst werden sie ihre Schwerter in Pflugscharen „mschmieden und ihre Lanzen in Rebmesser. Dann aber wird der Regenbogen des Friedens dauernd über ihnen stehen. Chri st n s ist gekommen, die Propheten zu erfüllen. Er hat nicht gesagt: Von heut« ab wird es keinen Krieg mehr geben. Im Gegenteil hat ec gesagt: „Flu werdet von Kriege» hören. Das m n ß geschehen. Volk wider Volk wird sich erheben." Christi Augen waren ans den Frieden gerichtet, und die zweite Bitte des Staterunsers wollte sagen: Einmal wird das Reich Gottes mit sei ner ganzen Wahrheit und seinem ganzen Frieden kommen. Im langsamen Schritt der Jahrhunderte. Solange auf der Erde Disteln wachsen und Wolf und Lamm nicht Frieden schließen, so lang« wer den di« Völker auch die Schwerter nicht »mschmieden. Nur der Friede, nicht Zer Krieg, ist Geist vom Geiste Christi. Er wollte nicht als Herr der Heerscharen komme» und auf dem Sturmwagen der Cherubim durch die Geschickte fahren, «r will der gute Hirte sein und der barmherzige Samariter. Er mahnt: „Haltet Frieden miteinander." Er verweist dem Petrus den Schwcrthieb. Nur der Friede, nicht der Krieg, ist Geist vom Geiste Christi. Die Kirche hat die Sprach« Christi über Krieg und Frie den weilergesprochc». ES wird immer wieder blutige Zusammen stöße unter den Völkern geben. Diese Kriege aber müssen immer seltener werden und am Ende ganz ansbkren. Ich wiederhole hier, was ich in einem Hirtenbneie der Kricgszcit geschrieben habe: Jeder Krieg, auch da. notwendigste, auch der gerechteste, ist eine Wunde der christlichen Weltordnnng. Die Kirche betet um den Frieden und müht sich nn> den Frieden. Die „Säule der Wahr heit" will auch eine Säule des Friedens sein. Wieviel Blutopfer wären erspart geblieben, wenn der Versuch des Papstes, den Welt krieg als Mittler des Friedens abzukürzen, Erfolg gehabt hätte! So aber kehrte die Taube in die Arche Gottes zurück, weil ihr Fuß den Bode» nicht fand, wo sie ruhen konnte. Noch vor wenigen Wochen hat der Heilige Vater seine Stimm« erhoben, um den blu tigen Wafscngang zwischen Bolivia und Paraguay aufzuhaltcn. Auf dem Friedenskongreß in London rief ein Andersgläubiger in bi« Versammlung hinein: Nennen Sic mir e i n c n M e n sch e n, her so viel für den Frieden getan hat wie der PapstI Da« Christentum wäre nicht absolute Religion, wem, es nur bei« Ansprüchen oder gar den Leidenschaften eines einzelnen Volkes dienstbar wäre. Christentum un- Krieg Die christlich« Sittenlehre wird ihre Grundsätze über Krieg und Frieden nach wie vor aus dem Naturrecht und aus txr Offenbarung ableiten und in diesem Geiste und nach den (5r- fahrungen 'des Weltkrieges folgende K r i e g s a r t ik e l aufstellen: Erster Kriegsartikel: Jeder Krieg ist ein Unglück, ein grauenvolles Unglück, aber nicht jeder Krieg ist ein Unrecht. Wir können nicht im voraus jeden Krieg absolut verdammen und «inen Massenmörder schelten und dem christlichen Soldaten sagen: Du mußt den Kriegs dienst verweigern. Wir dürfe» nicht so sagen, weil auch Christus nicht so gesprochen hat, auch nicht zu den Soldaten, denen er be. gegnete. Ein Krieg kann eine gerechte Ursache haben und er hat sie, wenn er nicht aus Ländersucht, nicht aus Ruhmsucht, nicht aus Rachsucht, sondern zur Abwehr einer Unrechtes unter nommen wird. Unsere Soldaten sind im Glauben an eine gerechte Sach« ansgezogen. Nach der christlichen Sittenlehre darf man das Leben einer Gefahr aussetzen und hinopsern, um eines höheren Gutes willen. Die staatliche Gemeinschaft hat Rechte, und wer Rechte hat, hat auch das Recht, sie zu verteidigen und Unrecht ab- zuwehren. Zweiter Kricgsartikel: Vor jedem Kriege muß alles versucht werden, den Streitfall friedlich beizulegen und das Unrecht ans friedlichem Wege gutzumachcn. Zuerst müssen alle Mittel zu fried lichem Ausgleich erschöpft sein. Die Sieiienden müssen den Aus gang dieser Verhandlungen abwarten. Heute dürfen wir diese For derung doppelt laut erbeben, weil durch die Vollkommenheit der Verkehrstechnik in kurzer Zeit drahtliche oder drahtlose oder auch persönliche Vermittlung viel leichter ist als früher. Kant, der deut sche Philosoph, hat in seinem Buche „Vom ewigen Frieden" von einem Schiedsgericht unter den Völkern gesprochen, und heute sind die Augen auf den Völkerbund gerichtet, der für die Streitfälle der Völker den Schiedsrichter machen soll. Di« Zukunft muß lehren, ob er Ansehen genug hat, seinen Schiedsspruch durchzusehen, ohne den überwcltlichen Schiedsrichter des Propheten Najas anzurufen. Dritter Kriegsarlikel: Die Art und Weise der Kriegführung darf nicht eine Gestalt «»nehmen, daß jeder vernünftige Mensch, auch der unbeteiligte, sagen müßte: das ist nicht mehr menschlich. Wenn es technisch möglich ist, ganze Länderstrecken in Wüste» zu ver wandeln und alle Kullnrwevke zu vernichten, oder wenn der Gift gaskrieg der Zukunft in wenigen Minuten alles Leben einer Groß stadt töten kann, also auch gegen Frauen und Kinder Krieg führt, dann sagt uns das natürliche gesunde Empfinden: das ist nicht mehr menschlich. In dem Maße als das ganze Volk künftighin die Schrecken des Krieges viel mehr am eigene Leibe erleben wird, in dem Maße ist auch das Volk im Volksstaat berufen, in der entschei denden Stunde über Krieg und Frieden mitzureden. Vierter Kriegsartikel: Die Wunden des Krieges werden immer schmerzlich sein, auch für den Sieger, die Verwüstungen am Volks körper und im Volksleben dürfen aber nicht einen Umfang annch- men, der mit dem abzuwehrenden Unrecht ln keinem Verhältnis mehr steht. Die christlich« Sittenlehrr wird sich die Frage vorlegen müssen, ob cS naturrrchtlich und »ach dem vierten Gebot gestattet sei, die Familienväter in solcher Zahl wie im letzten Krieg ichen Familien zu entreißen oder aus der gleichen Familie alle männlichen Personen in den Krieg zu zwingen. Nach der sittlichen Ordnung des 4. Gebotes, das auch die Liebe zum Vaterlande trägt, gehört der Familienvater zuerst seiner Familie und dann erst dem Vaterland, soweit er nicht beruflich im Wehrdienste steht. Auch der fünfte Kriegsartikel wird vom Gewissen, nicht vom CKfühl ausgestellt: Die Lasten des Krieges müssen möglichst gleich mäßig auf alle Volksschichten verteilt werden, wenn auch eine absolut ausgltickscnde Gerechtigkeit unter Menschen nicht möglich ist. Tie Lasten und Opfer dürfen nicht so verteilt werden, daß einige dabei reich werden und ein gutes Gesckchft macken, während die meisten in Armut kommen und sogar ihre sauer verdienten Sparpfennige ver lieren- Der Staat soll nicht bloß seine Rechte gegenüber den Bür gern geltend mache», er soll auch seine Pflichten gegenüber den Bür gern erfüllen und einzelnen Volksschichten die Ueberlasten vergüten, wie den Eltern, die den Ernährer ihres Alters verloren haben. Arbettek für den Friede»! Die Friedensbewegung Ist im Wachsen. I» manchen Kreisen gehört freilich viel Mut dazu, für den Vklkersrieden einzutrelen. Die Zeitungen können viel für den Frieden tun, wenn sie von anderen Völkern auch das Gute und Versöhnliche, nicht bloß das Schlechte und Aufreizende müden. Unser Erzie» hungsmesen wird sich mehr und mehr auf den Friedensgedan ken umstellen. Die Kleinen werden nicht mehr so viel Soldaten spielen. Der Geschichtsunterricht wird nicht mehr den Eindruck machen, als ob die Weltgeschichte nichts als Krieg« und Schlachten und Feldherren kenne. In den Wohnungen werden mehr und mehr die alten Schlachtenbildrr verschwinden. Mit der Zeit werden die waffenklirrcnden, geschmacklose» Kriegslicder durch neue friedlich« Volkslieder abgelöst. Ein Großteil der Jugend ist vom Frie« denSgedanken stark erfaßt. Diese Jugend weiß: Es gibt auch ein Schwert des Geistes, es gibt auch ein Heldentum der Keuschheit, eS gibt auch moralische Kämpfe und Siege. Ihr hobt gehört: Es isk süß und ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben. Ich aber sag« euch: Es ist süß und ehrenvoll, für das Vaterland zu leben. Di« heilige Flamme glüht nicht bloß, wenn Schwerter geschmiedet wer. den, sie glüht auch, wenn Schwerter in Pflugscharen und Werkzeuge der Kultur umgearbcitet werden. Freilich ist zwischen Friedens freund und Friedensfreund ei» großer Unterschied: Dir einen rufen nach dem Völkersried«n, weil sie ihr Vaterland hassen, die anderen rufen nach dem Frieden, weil sie ihr Vaterland lieben. Wir wollen das vierte Gebot gegenüber dem Vaterland nicht ab schaffen. Wir wollen mit dem Propheten Jsaias den Friedensgedan ken auf eine religiöse Grundlage stellen. Man wird mi» sagen: Predige zuerst den anderen Völkern! Ich antworte: Ich predige dem Volke, zu dem ich gesandt bi». Wir Zeitgenossen des Weltkrieges sind doppelt verpflichtet, die Gesinnungen des Friedens zu Pflegen. Wir haften den Tränenstrom des Krieges gesehen. Wir haben die Klagelieder und die Flüche gehört. Wir haben den Leiche,igcruck des Krieges gerochen und die Totenlisten gelesen, die innen und außen mit Weh beschrieben waren. Wir haben miterlcbt, wie unser Volk, wund- geschlagen von der Fußsohle bis zum Scheitel, den Becher der Zornweins bis zur bitteren Hefe trinken mußte. In zeitlichem Ab stand, in 30 und 50 Jahren, werden die grausigen Farben des Krie ges verblassen und die unmittelbaren Eindrücke aushöre», wir aber von heute, wir müssen vor der Znknnst unsere Stimme gegen den Krieg erheben. Wer aber für den Völkcrsrieden die Stimme erhebt, muß vor her oder wenigstens gleichzeitig für den Burgfrieden des eigenen Volkes tätig sein. Muß vorher für seinen Teil Mit wirken, den Klassenkämpfen und Bruderkriegen innerhalb des eige nen Volkes ein Ende zu macken oder mindestens die öffentliche Aus einandersetzung auf einen bessere» Ton zu bringen. Man kann nicht in die Ferne schweifen und die Völker bis an die Grenzen dcr Erde versöhnen wollen, wenn -daheim die Volksgenossen wie Wolf und Lamm, wie Hund und Katze, wie Kampshähne einander gcqenüber- stehe». Man darf sich nichl entrüsten, wenn der Krieg aus andere Völker Bomben wirft,, und ruhig zuschauen, wenn die eigen«» Volksgenossen Steine aufeinander Wersen. Laßt uns vor allem im eigenen Volke die Schwerter in Werkzeug« des Friedens nm- schmicden und das Kriegsbeil begraben!" „Selig die Fnedciistijtcr'" Der neue Geueraldlretlor des Vollsvereins? Wie die „Kölnische V o l k s z e i t u n g" mitteilt, ist Herr Vanderoelde, der Generalsekretär des Franziskus» Taverius-Missionsvereins, als der neue Generaldirektor de» Volksvereins für das katholische Deutschland in Aussicht genommen. In seiner bisherigen Tätigkeit hat er sich große Erfahrungen auf organisatorischem Gebiete erworben, die eben seiner Befähigung zu den besonderen weltanschaulichen Ausgaben des Volksvereins eine erfolgreiche Tätigkeit für die große katho lische Organisation erwarten lassen. Professor Ignaz Klug ß. — D>r Professor an der philo sophisch-theologischen Hochschule Passau, Dr. Ignaz Klug, ist im Alter von 58 Jahren gestorben. Das Licht der Welt Gedanken zum Feste der Erscheinung des Herrn. Die Kirche, die Erziel>erin der Völker zu Christus hin, hat sich vielfach mit Erfolg bemüht, weitverbreitete heidnische Feste und Gebräuche mit christlichem Geiste zu durchdringen. Da diese Feste und Gebräuche sich meistens an Vorgänge ini Naturleben anlehnten, ergaben sich die Vergleichslinien zu dem geistig-religiösen Leben leicht und zivandlos. Was lag z. B. näher, als zur Zeit der Wintersonnnenwende, wo die Sonne sich wieder zur Höhe wendet und über Dunkel und Kälte zu triumphie ren beginnt, das Geburtsfest des Heilandes zu feiern, der da ist die „Lonne der Gerechtigkeit"? Zumal nicht nur in Nom, sondern in den meisten damaligen Kulturlän dern am H5. Dezember der Geburtstag des unbesiegten Sonnengottes Mithras festlich begangen wurde. Nicht Mithras sondern Christus, „der in unzugängliches Son nenlicht gekleidet, sich ins Sternenzelt wie in einen Man tel hüllt", ist das „neue, das wahre Licht", wie ihn Jo hannes ausdrücklich nennt. Nur dieses Licht trägt Leben und Lebenskraft in sich: wer „ihm folgt, der wandelt nicht in der Finsternis, sondern hat das Licht des Le bens". Jedes andere Licht aber ist ein Irrlicht, das not wendig in Tod und Verderben führt. Als Lichtfest war auch das Fest der Erschei nung des Herrn anaekündigt in der herrlichen Weis sagung des Propheten Jsaias: „Mache dich auf, Jerusa lem, und werde Licht; denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir. Finsternis be deckt die Erde und Dunkel die Völker, über dir aber wird anfgehen der Herr und in dir wird man schauen seine Herrlichkeit. In deinem Lichte werden Völker wandeln und Könige im Glanz« deines Ausganges." Auch der griechische Name des Festes: „Epiphanie" be deutet ursprünglich das Aufgehen eines Gestirnes am Horizont. Dies sowie die heute noch bestehende Neben bezeichnung „Fest der Lichter" läßt erkennen, daß auch hier das Lichtmotiv dieselbe Bedeutung hat wie beim Ge burtsfeste des Herrn. Am Feste der hl. drei Könige betet die Kirche: „O Gott, du hast deinen Eingeborenen am heutigen Tage durch einen Stern geoffenbart." Mit welcher Machtfülle mag dieser Stern unter den andern Sternen hervorge leuchtet haben! Wie sehr mag er sie alle überstrahlt haben, der wie eine Leuchte für die ganze Heidenwelt aufging! Schön sagt Leo der Große: „Wir waren Finster nis. jetzt aber sind wir Licht im Herrn. In den anbeten den Weisen erkennen wir die Erstlinge unserer Beru fung. Durch das menschgewordene Wort ist ein neues Licht den Augen unsers Geistes ausgegangen, so daß wir auf Erden die Geheimnisse Gottes erkennen." Gott hat uns in sein wunderbares Licht berufen und wir beten mit der Kirche: „Laß uns. die wir dich schon aus dem Glauben kennen, auch zur Anschauung deines ewigen Lichtes ge langen!" Aber wie eine leidoolle Totenklage klingt das Wort des Propheten: „Die Menschen lieben die Finsternis mehr als das Licht, die Finsternis hat es nicht begriffen." Sol len auch wir noch länger falschen Irrlichtern nachlaufen? Laßt uns doch das wahre Licht, das uns durch den Glau ben hellstrahlend vor der Seele steht, immer tiefer in uns aufnehmen und nach außen im Werke widerstrah len, damit wir auch andern werden ein „Licht zur Er leuchtung". Laßt uns Lichtträger werden durch leben digen Glauben und leuchtendes Beispiel! —I— Das Arbeitsamt Dresden bot am Mittwochabend >m Ge- werbelMise den Arbeitslosen eine musikalische Veranstaltung. Nach den begrüßenden Worten von Dr. Handrick hörte man zunächst eine „Tragische Ouver türe" sür großes Orchester (Werk 10> von Ernst Boehe, d«m Generalmusikdirektor des pfälzischen Landessinsonieorchestcrs. Die Werke des 1880 geborenen Tonsetzers wurden früher oft gespielt. Jetzt sind sie aber aus dem Konzerlsaale — wenigstens bei uns — fast verschwunden. Man muß Kapellmeister Florenz Werner Dank wissen, daß er sich für Boche einmal emsetzte. Die „Tragische Ouvertüre" bekundet Lisztscl)« Schule und ist ein dankbares, wirkungsstarkes, farbig instrumentierles und durch geschickte Gegensätze interessierendes Werk. Im Cha rakter ist sie durchaus modern geholten, und eine besondere Note erhält sic durch melodische Einkleidung und mancherlei reizvolle Klangwirkungen. Ein gewisser Nachteil erwächst ihr durch einige Breiten. Die könnten alwr durch Stricl>e behoben werden. Dank einer vorzügiick>en Wiedergabe durch die Phil- harmoniker unter der belebenden Leitung von Florenz Werner fand die Ouvertüre reichen Beifall. Als 2. Werk war Beethovens Sinfonie Nr. 7. in A-Dur gewählt worden. Geo Becker sprach einleitend Uber diese Tondichtung und iwtte dabei Gelegenheit, unter dem Thema „Beethoven und seine 7. Sinfonie" ein Lebensbild und die Bedeutung des Schäften» des großen Bonner Meisters entrollen zu können. Auch ihm wurde dankbarer Beifall gespendet. —Ist — Lessingfeier im Alten Theater Leipzig. Aus Anlaß des 200. Geburtstages von Gotlhold Ephraim Lessing <22. Ianua r) findet Sonntag, den 20. Januar, vormittags 11 Uhr im Alten Theater eine Morgenfeier statt. Die Festrede holt Prof. Georg Witkowski. Hieraus wird in neuer Inszenierung dos Lustspiel „Der junge Gelehrte" ausgcfiihrt. dessen Urauf führung in Leipzig unter der Leitung der Neuberin im Jahre 1748 stattfand. An den folgenden Tagen wenden die drei Haupt werke des Dichters „Minna von Bornhelm", „Emilia Golotti" und „Nathan der Weise" gespielt. Das siebente Sinfoniekonzert der Dresdner Volksbühne findet Mittwoch, den 9- Januar 1929, abends 8 Uhr, im Gewerbchanse statt. Leitung: Generalmusikdirektor Eduard Mörikc. Or chester: Dresdner Philharmonie. Mitwirkung: Werner Engel. Wagner-Abend Pflichtveranstaltung für die Nr. 250t bis 3000 und Anrecht A. Die zum Konzert aufgerufcnon Mitglieder werden ersucht, die Konzerte zu besuchen. Freier Konzerlkarlcnver» kauf sür nichtaufgerufcne Mitglieder zu 1,50 Mark nur an der Abendkasse, Karten für Nichlmitglieder zu 3 Mark bei F. Nies, See- straße und an der Abendkasse.
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