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Sächsische Volkszeitung : 30.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192812300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281230
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-12
- Tag 1928-12-30
-
Monat
1928-12
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.12.1928
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d Diirgerpane, lug im Bnndcs- >erschob. Gerade rl darüber ge- »desrates (siins n keiner Weise ischen Verhalt et Aenderungen en partei- ervatioe Partei ndesrichter (zu- ltungsgerichtcs) er sozialistischen sse, für die auch cgehörigkeit zur ctei zusammen- undesgericht ba ll haben, so «er spartet es auch oillig den »er tragen, daß sich erichtes (ll! ron ffenden Wahlen n Wendung der Vnndespolilik n der Bnndcs- rute noch als iven Fraktion?- cäsidenten erkor, ndesbudgct chen und sozia» wurden sieden die bei 352 Mil chen. Die erst- -serholnngstnrse nr mit kciapvem rß die hohen und Erbit- fehlender sinan- lvirklichung der !n Eindruck hat, killionensummen Militärmächte d machende anli- ,e Kamps gegen halmcien neben- rden, wenn auch die Militärsrage eizer Volkes be- der Landes- :niger kost- isation. Eine christlich sozialer irausgaben aus in seinen Forde- cuf seiner Seite nimmt grähten- inheitlichen iber die im Zu- mcln-g jedes Land nach iranische Prestige en der Well er- hutz des amen« sich in Anspruch der Genfer Ab« von Vcrtre« :nen aus Wunsch nnten. er Vischofs , 29. Dezember, en Meldung aus gue an. daß der des „Elsäisischen ibä Schieß, den er", die Ausübung ö Schics; sei hier- >irü bellanut, daß Elsässer" beschlos- Tätigkcit nieder- icnhairg zu stehen Ilbbö Schieß über- scheint jedoch »gr ossen worden zu acht auszunehmen i Ein schrei len des in. Dieser Schutt begründet werden. lak Wäscher!? >, 29. Dezember. >q: In Peschawar tische Genera!lion> r britische Konsul fliehen. »uodc der Jnhabci älschungc» in Höhe k verhaftet, rei der Reiherstic^ »er vernichlcl. tag wurde auf der in Auko vom Zug« ui dabei getötet. lvetterwarle schwankend, aber zeitweise Nieder- derlicher Richtung, gen leichter Frost, ach in den Woiken. Mißbrauchte Weihnachl Von Pierre l'Ermile. Der bekannte sranzösische Publizist zeigt in einem packenden Bilde, wie iin Paris non heute der wahr« Sinn des Weihnachlsfestes fast völlig »erlorengcgangen ist. Wenn man die Namen der Straßen und Plätze änderte, würde die Schilderung auch recht gut aus Deulsch- > Kind passe». D. Red. In einer Weihnacht suchte der Christ nicht jene Häuser ans. wo mau ihn licbl, sondern Kam mitten in di« Stadt, um zu sehen, ivie es die Sünder treiben. Freude herrschte überall! Weihnachten! — Weihnachten! Alles feierte Weihnachten. . . . Den ersten Mensche», den er begegnete, hielt der Christ an. Es war ein vielbeschäftigter Verkehrsschulzmann «ns dem Opern glas;. ..Was ist denn Weihnachten für ein Fest" srug er ihn. — Der Sicherheilsbeamle besah sich den Mann: „Woher sind Sic?" — „Ich bi» ans Bethlehem " — „Wie sagen Sic?" — „Ans Bethlehem." — „Ich kenne dies Rest nicht. Iedcnsalls ist man dort arg rückständig. Weihnachten — das ist das Fest der Kinder!" — „Und die Vorübergehenden, die Pakete tragen?" — „Alles Kinder, große und kleine: um Weihnachten ist man immer das Kind von irgend jemanden!" .... — „Woher stammt dieses Fest?" — „O, da fragen Sie mich zu viel, wende» sie sich an jemand anderen." — Weihnachten! Aus alle» Schanienstern stammte dies Wort. Was steckt wohl dahinter? Der Christ trat durch die Türe eines großen Kaffeehauses, das eine „Weihnachtsfeier" «n- kündigle. — Herren im Abendanzng, junge, elegant gekleidete Damen traten ein. Im Saale stehen überall, kleine, schnee weiß gedeckte Tische, von rosa Kerzen erleuchtet. I» silbernen Eimer» stehen eisgekühlte, goldbekapsettc Champagnerslaschen. Eine Frau wendet sich um und macht, als sie den Christ erblickt, entrüstet dem Kellner ein Zeichen: „Was, solche Bettler lassen Sie uns hier herein!" — Der Pikkolo, ein fünfzehnjähriger Junge, stürz! sich dem Christ entgegen. — „Was haben Sie hier zu suchen?" Der Christ sah das Kind an. — „Was ich hier suche? Oh. wüßtest du. um was ich bitte!" — „Nur ans der Straße bettelt man!", und schon drängt er ihn auf die Straße. Auch die römischen Soldaten nmren nicht geschwinder! — Weihnnchl! Weihnachl! Vom Himmel komm ich her! snng eine Zigeunerin zum Klavier. . Der Christ ließ sich von der Menge tragen, die wie ein Strom zwischen Geschäften und Häusern sich dahinwälzie . . . Spielsachen . . . Spielsachen . . einige Weihnachtsmänner, nirgends eine Krippe. Ein Paar geht an ihm vorbei. Man» und Frau tragen beide kleine wcrtnolte Dinge. Auch sie gingen Weihnachten feiern. Es schienen, ehrliche, gute Bürger z» sein. Der Christ folgte ihnen in ihr Hans, die Stiege hinaus, betrat unsichtbar ihr Zimmer. Die Gäste kamen olle fröhlich. Man setzte sich zu Tisch . . . aß . . . irank. — „D-'nltt euch", sagt einer, „sch. habe mir eine Christmelte angesehen." — „Oh!" riesen belnstlgt die anderen „was weiter?" — „Es wiegt kein Colonne Konzert ans, aber es wor höchst merkwürdig." — In der Wohnung war weder ein Kruzifix noch eine Krippe. — Nicht lange ertrug der Christ die Plattheit der Unterhaltung, er wanderte weiter. Bald stand er vor dem Eingang einer großen Schule. Aus einer Anbnndignngsiasel on der Türe las er: Weihnachtsfeier siir die Kinder des xten Bezirkes. — Kinder, kleine Kinder! Er trat et». Hunderte non Schülern waren versammelt. Spiel sachen. Bonbons. Bücher wurden an sie verteilt. Gewinnste wurden mit viel Lärm verlost. Damen kamen und gingen. Aber auch hier gabs keine Krippe, kein Kruzifix. Und nie mand erwähnte das Christkind: der Christ blieb mit einem Ge fühl ungeheurer Einsamkeit im Herzen: er mar der „Fremde". Schließlich näherte er sich einem Schüler, der die Arme voll Spielsachen hatte, denn er glich seinen kleinen Freunden non «'"st in B"thlehem. . liebst du das Christkind, das diese schönen Spwlwchen schickt?" - Erstaunt blickt der Knabe den Christ an: „Wer ist das Christkind?" — „Kennst du es nicht?" — .Nein." — Eine Frau läuft eilig Herz», als ahne sie eine „Gefahr" — „Was hat dir der Mann gesagt?" — Als sie die Frage erfuhr und den Namen, den man gewagt hatte anszn- sprechen. mies sie mit gebieterischem Fiager dem Christ die Türe: „Sie. Sie werden sich von hier entfernen, »nd zwar schnell!" — Entrüstet ermhlte sie die umstürzlerische Aenszernng der Direktorin, die befahl, das Tor zu überwachen. — Und wieder mar Christus ans der Straße. Diese stieg setz! gegen Montmartre hinan, die Freude wurde immer lär mender. Der Christ gedachte des süßen Trostes der Tage von Das Spiel der Dünsche Ei» Wcihunchtsbcgcbnis. Von Clemens Kortl,. Ein Theater, Vater, schenk mir ein Theater, das war der immer wiederholte Wunsch unseres Junge». Er hatte ein paar Weihnachtsmärchen in, Schauspielhaus gesehen. Er halte schon am letzten Weihnachtssest init den Figuren aus der Szenerie des Mysterienspiels der Krippe eine kleine wirkliche Komödie cinfgesührt. Seitdem gab es keine Ruhe. Und ich erinnerte mich nur zu gern jenes ersten Theater erlebnisses im Hause eines alten Schulkameraden. Er hieß Otto und spielte uns eines Tages, nachdem wir einen Psennig Ein tritt gezahlt hatten den „Freischütz" vor. Es wor herrlich! Es war einer der nachhaltigsten Bühneneinvriicke meines Lebens. Wundervoll schaurig die Samiel-Szcne, die Blitze und Donner der Wolfsschlncht. Ein ganz vollkommener Regisseur saß hinter dem Prospekt und bewegte an Drähten die Figuren. Ich war entschlossen. Der Junge sollte ein kleines Theoter bekommen. Nachfragen in den Geschäften ergaben, daß ein einiger maßen brauchbares Puppentheater mit Vorhang, Versenkung, ein paar Kulissen, Prospekten, Figuren unerschwinglich, wie so viele schone Dinge des Alltags war. Wozu hast du Hammer und Zange, Laubsäge und Schrau ben in deinem Wertzeugkasten, sagte ich mir, nnir, zimmert dein Kinde selbst, was es haben will. Das ist leichter geplanc als getan. Die Stunden, in denen man aufgelegt ist zu solcher Arbeit, sind zu selten geworden. Dann fehlte es auch an Geschicttichkeil. Mein Freund, der Maler, der die Figuren und Kulissen malen sollte, hatte sich das auch leichter gedacht. Eines Abends, nachdem eine schöne flache Kiste allen Bearbeitungen mit Laubsäge, Hammer und Schrau be» widerstanden hatte beschloß ich. eine Anzeige zu erlassen: Sic erschien im Blatte und lautete: Kindcr-Theater zu kaufen gesucht. Kulissen, Bühne. Prospekte. Figuren an Draht, w-- .möglich Handarbeit. Angebote unter IK. ö. 72. Es gingen süns Angebote ei». Das erste bot ein Kasperl- SilvestersMen Silvester ging in meiner Heimat, so erzählt Max Jungnickel im Jannarbest der von Paul Keller herausgegcbencn illustrierten Familicnzcitschrift „Die Bergstadt" (Breslau, Will). Götti. Korn, inonatl. 1,50 Mark), der Kantor mit zwölf Chorjungen singen. Dafür hatte «r Geld zu beanspruchen; denn dieses Geld war das gesamte Kaittoreiiikomme». Aber nicht alle Kirchspiel- bcwohncr gaben ihm freudig diese Abgabe. Oft Ivarcn Tür und Tor verschlossen. Ta kletterten eben einige Junge» über das Hostor und riegelten es von innen auf. Dis gesamte Geld bekam der Kanlor. der damals wirklich das arme Dorsschulmeistcrlcin war, das sich durchhungerte und das sich schon ei» ganzes Jahr lang aus diesen Singsang freute. Am Schlüsse der Singcfohrt be kamen die Chorjungcn in der Kantorstube Suppe und Schweine braten aufgetischt. Als Nachtisch wurde Lotto gespielt. Als Gewinn stand Kuchen bereit. Ja, ja: Die gute alte Zeit! „Die größte Wurst soll seine sein, de,» armen Dorfschulmeisterlcin." Von der Christnacht bis zum Tage „Heilige Drcikönige" sind die „ zwölfNächteIn diesen zwölf Nächten geht die sogenannte Bancrnnhr. Das find Regeln, graue Weisheiten, nach denen sich mancher besorgte Bauer richtet. Wolle» wir diese seltsame Bauernuhr einige Ewigkeitsminnten anf- sagcn lasse»: ,Wen» die Sonne am bciligen Christtag scheint, so be- dcwci es ein glückliches Jahr. Den 2. bedeutet es Teuerung, den 3. bcdenlcl cs Uneinigkeit, de» 4- drohet cs den Kindern Masern und Blattern, den 5. gerät das Obst wohl, den 6. gibt es Ueberslust an Bancrnsrnchlc», den 7. gute Viehweide, hingegen Teuerung an .Korn, den 8. viele Fische und wilde Vögel, de» 9. den Kausleuten glückliche Handelschast, den 10. gejährlichc Gewitter, den 11. große Nebel und Krankheiten, den 12. bedeutet es Krieg und Blutver gießen." — — Man bekommt ordentlich Herzklopfen, wenn man dicse wunderliche Bancrnnhr orakeln hört. Drs Wahrsagen ist die bedeutendste Silvestcrsitte. Blei, gießen ist noch überall sehr beliebt; aber es ist zu einer Art Bethanien, der Liebe des Lazarus, der Aufmerksamkeit der Martha, des inbrünstigen Glaubens der Sünderin Magdalena. Wer weiß! ... Er stieg zum Pigalle-PIatz. Lärmend feierte man Weihnachten. . . . Weihnachten! Ueberall gleißten einem im Dunkel der Nacht aus einem Meer von Licht die Worte entgegen: Weihnachtsfeier. . . . Christus öffnete eine Türe . . . wie einst beim Zöllner. Aber unter all den anwesenden Magda- lcnen erkannte er keine wahre Magdalena, und keine erkannte ihn. Dennoch rief ihm eine mit der Zigarette im Munde zu: „Was n'.ochst du hier, alter Bruder?" — Der Christ bückte sie an und sie den Christ. Das war alles. Sie hätte ja nicht meinen können, den» ihre Angen waren zu sehr gemalt. Auch seine Füße hätte sie nicht mit ihren Haaren trocknen können, denn diese waren abgcschnitten. — „Warte! Hier sind 100 Sou." — Sie warf ihm ein schmutziges Papiergeld zu; er hob es aber nicht auf» Der Christ irrte umher. Wie seine Mutter um dieselbe Zeit damals in einer ähnlichen Nacht in Bethlehem umherirrte. Endlose Straßen entlang ging er. vorbei an zahllosen Geschäf ten. wo man Weihnachten feierte, ohne zu wissen, ivas es war. Hier und dort begegnete er einem Trupp Kindern in roten Mützen: sie schwenkten Spielsachen und brüllten: „Ans in den letzten Kampf! . . " Dieses hat der Apostel Johannes nicht vorhergesehen 2000 Jahre nach Bethlehem kam der Christ wieder zu den Seinen, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Heute aber kam noch anderes hinzu: die Seinen mißbranch- t e n ihn. Sie nahmen wohl die Weihnachtsrose, aber ihre ge heiligte Wurzel, ihren heiligen Schaft traten sie mit Füßen. Wohl behielten sie die Festfreude bei. aber selbst den Namen des Urhebers dieser Freude wollen sie vergessen. Mit diesen Eindrücke» wollte der Christ nicht in den Himmel zurückkehren, um die Heiligen nicht traurig zu stim- Tbeater und Stoffpuppen mit HolzkSpfen an. Das zweite ein Mittel, viel Geld in vier Wochen zu verdienen. Der dritte Brief enthielt den Katalog eines Spielwarengeschäftes, der vierte die Mitteilung, daß ich meinem Kinde lieber etwas Ver nünftigeres kaufen sollte. Im fünften Briefe endlich, standen nur die Zeilen: „Besuchen Sic mich am Samstag 8 Uhr abends, Marienstraße 37 IV." Ich ging und fand einen alten Herrn in der kleinen Bieder meier-Wohnung. Eine junge Frau, seine Tochter, saß bei ihm. Auf einem Tischchen stand ein Gegenstand, von einem Tuch bedeckt. Ich wurde zum Niedersctzcn genötigt. In ein paar vorsichtig scheuen Worten erfuhr ich, daß der alte Herr ein Theater, das er selbst vor vierzig Jahren jür seine Kinder gebaut hatte, zum Verlaus bot. Aber nur für ein^n Mensche», der viel Liebe da für aufüringen könnte. Es war das wunderschönste kleine Theater, das ich jemals gesehen hatte. Keines der raffiniert modernen, mit elektrischer Beleuchtungsanlage, sondern mit Keinen KerzenhaUern im Proszenium, mit einem Rosasamt- Vorhang, dem goldne Schnüre zur Seite hingen. Ich war ent zückt. Aber es war kein Spielzeug jür Kinder. Es war nur eins für Erwachsene. Wir sahen die im Kasten sorglich verschlossenen Kulissen und Figuren. Welche Welt der Phantasie! Alle drei standen wir um de» ovalen Tisch herum. Der alte Herr nahm ein paar der kleinen Holzpuppcn i» die Hand. Kleine Figürchen in Seide und Spitzen. Gemalte Gesichter unter Perücken: wirklich kleine Kunstwerke. Seltsame Figuren, zu denen ich mir gar kein Stück denken konnte. Welche phantastischen Köpfe, schöne Tier- und Pstanzenteile. Wunder- und Sternvögel. Eine merkwürdige, unwirkliche Gesellschaft aus dem Traumreiche. Zu fragen er laubte ick mir nicht; denn die feierlichen Gesichter des alten Herrn und seiner Tochter verrieten, wie innig beide an ihrem Welttheater hingen. Wie innig versunken und verbunden sie waren in ihren Erinnerungen. Plötzlich sagte der alte Herr: „Es heißt: Das Spiel der Wünsche, es hat keinen Text, es ist ein stummes Puppenspiel, nur ein wenig Musik ist dabei " Und der Vorhang öffnete sich. Musik einer Spieldose er klang und das Spiel begann. Ein Mensch stand in einem Walde seltsamer Bäume, er sah sich rings »m, ging nach allen Seiten ein paar Schritte und kehrte zu keinem Platze in der Mitte zu rin'. Da kamen unter seinem Mantel Gestalten hervor, schreck liche und traurige, niedliche und heitere. Sie umtanztcn ihn. jeder einzelne nahm ihn bei der Hand, führte ihn in den Wald. Uutcrhaliiingsspiel hcrabgesunkc». Taz Mystische, das grau Umivit^ tertc, das Geheimnisvolle fehlt heute beim Blcigntz säst ganz- Schöner und herrlicher ist jener Mciochenbrauch, den inan noch in Dörfern ^ trifft: Das sogenannte Heiratsorakel. Die Mädchen Wersen einen s Schuh über den Kopf, und zivar mit dem Fuß werfen sie den Schuh über den Kopf. Wen» nun die Spitze des geworfenen! Schuhes nach der Stnbeittür zeigt, dann verheiratet sich das Mädchen s im kommende» Jahr. Silvester gibt es auch den volksgenannteil und volksbckannten Z w i e b e l tat e » d e r. Ma„ zerschneidet die Zwiebel in zwölf Teile. Jcder Teil bedeutet eine» Atonal. Auf jeden Teil streut man Salz. Wird ein Blättchen recht naß, so gibt cs einen nassen Monat. Wird ein Teil nicht so naß, so gibt es eben einen trockenen Monat. Man lärmt, man vermummt sich am Silvestertag; man schießt und krakehlt. Unheimliche Geister sollen vertrieben werden. Heut« hat man wohl keine Ahnung mehr davon, daß dieses Lärmen und Rummeln an die Geisteroertreibnng erinnert. Heute knallt man mit Fencrwerkskörpern und Kanonenschüssen, was das Zeug und der Geldbeutel halten will. Ans dem alten Tag der Geisterver- treibnng ist ein Jux und ein gemeingefährlicher Unfug geworden. In manchen Orten macht man noch Silocsternmziige. Schwarze und weiße Geister gehen Hand in Hand: Licht und Finsternis in Person. In manchen Häusern ist es Sitte, vom Silvesteressen noch ettvaS bis Neujahr zurnckznbehaltcn, sonst hat inan das ganze Jahr nicht viel zu csscn. Mir fällt eine alte Uhren-Jnschrist ein, di« ich auch als Sil- vcsterwcisheil in meinem Heimatdorfe las: „Ewigkeit, in die Zeit leuchtet hell hinein, daß uns werde klein das Kleine und das Große groß erscheine." ICax fungvicckel. men. Micke kam er in einen der erbärmlichen Vororte. Ein weißes, hell beleuchtetes Haus zog seine Aufmerksamkeit aut) sich. Er näherte sich und erblickte durch die Scheiben sein Bild ain Ehrenplatz an der Wand. Weiter in der Ecke stand eine hübsche, hell erleuchtete Krippe mit Ochs und Esel. Ein Junge kam heraus, einer dieser Kleinen, wie sie jede Pfarre in ihren Iugendharten hat. Das Kind sah den blondhaarigen Mann vor Kälte zitternd im Dunkel stehen. — „Es ist nicht warm!" rief er ihm zu. — „Mir ist kalt", antwortet der Christ. — „Dann kommen Sie herein. Wir haben ein gutes Feuer!" ... Er trat ein. Junge Männer umstanden in der Nähe des Ofens den Priester, der ihnen von dem Unendlichen sprach, der sich unter dcni kindliclien Bilde der Krippe verbirgt. Allsogleich machten sie ihm entgegenkommendst Platz. „Wärmen Sie sich. Haben Sie gegessen, wollen Sie trinken? Immer ist bei unserer Weihnachtsfeier auch dein „lieben Gatt" sein Teil bestimmt." — Der Christ antwortete nicht, sah »nr langsam einen nach dem andern an. bis seine Blicke auf dem jungen Priester haften blieben: „Sind Sie allein, mein Freund?" — „Ja." ... Da sagte er. in die Runde blickend: „Warum laßt ihr ihn allein?" — Und seine Hand machte eine Bewegung, die sich über die weite Vorstadt, die unhencre Stadt, deren Elend er gesehen halte, erstreckte, und mit unvergeßlicher Stimme rust er: „Mrsereor super turbas! Mich oAmrint dieses Dvlk!" . . . Dann verschwand er langsam. — „Er ist es", ries das Kind. — „Er muß es sein", antwortete der Priester. Und seit dieser Weihnacht schickt der Iugendhort alljähr lich ein bis zwei seiner jungen Leute ins große Seminar . . . damit Er nie mehr allein sei. . . . (Diese Ueliersetzung ans dem Blatte Pierre l'Ermites „La Croix" ist entnommen der empfehlenswerten Wochenschrift „Das neue Reich", Verlagsaiistalt Tyrolia, Innsbruck). unv wenn er wiederkehrte, war er allein und seltsam verwan delt . . . Ich war gleich gebannt von dieser Tanzpantomime des Lebens. Ich starrte auf die Gestalt des Menschen, besten Gesicht reifte und dessen Gestalt wuchs und königlich wurde, dann alterte und verfiel. Und ich erkannte diese Komödie der Sehnsucht und Beglückung, des Begehrens und des Verzichtes der Wünsche und der Enttäuschung. Dieser Mensch mar immer allein mit der Welt seiner Gestalten und Träume. Am Ende erschien „Der Wunsch nach Ewigkeit", das war der Wunsch nach dem Tode. Da öffnete sich zu Füßen des Menschen das Grab. Der Mensch versank hinein . . . Aber nun gab cs eine Ver wandlung Der Mensch lag in einem Paradies, nicht tot. nicht starr, sondern träumend unter Sternen und Blumen. Und die Gestalten der Wünsche tanzten ihren Reigen fern von ihm — wie auf dem Hügel eines andern Berges. Das Spiel der Wünsche war für ihn zu Ende .... Ich weiß nicht, ob in der Stube des alten Herrn lang« noch viele Worte geredet wurden. Ueber das schöne Theater der Wünsche waren Tränen vergasten worden. Fremde Men schen waren einander ganz nah .... Von einem Kaufe dieses kostbaren Theaters war keine Rede mehr. Aber ich schied ein geladen zu kommen, wann immer ich wollte. Durch die glänzende Galerie der leuchtenden Geschäftsläden ging ich nach Hause. Die alte Wuuschlust des Kindes überkam mich. Wie oft war ich in den Wochen vor Weihnachten durch die Straßen getauten, hatte vor jedem Schausenster gestanden, alles beschaut, um daun doch nicht zu misten, was ich mir wünschen sollte. Alle Schätze der Splel^euglädcn, der Buchhandlungen, der Schokoladengeschäfte hätte ich haben mögen. Grenzenlos war das Begehren, vor jedem Gcschft gab es neue Dinge, nach denen das Herz verlangte. Ich malte mir das Glück aus, alle diese Hinge zu besitzen, übed sie zu herrschen, reich zu sein, unendlich reich.... Und dann lag unterm Ehristbaum eine Schachtel sener dünnen Vleifiguren: alte ägyptische Bogenschützen, Hannibals Schlachtelcsanten, oder Napoleon l. aus seinem weißen Pserde inmitten seiner Marschälie, und dann lag da das Buch von 'Aladin und der Wunderlampe" und ein Notenheft. Und das Glück war voll. Die Wünsche sind nicht da, daß man sie erfüllt, sie sind un- »rsüllbar.
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