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Kräslc seines einst so kerngesunden Geschlechtes wild wuchernd sich erschöpfen Der Alle warf den Brief mit einem Fluch beiseite. „Am liebsten möchte ich mir das Unkraut vom Leibe reißen. . ." „Denk' nicht daran, Mann , . „Vergessen? . . Was soll ich denn vergessen? ... Da bringt einem ein Wort aus das andere, und man weiß nie, wohin man kommt, wenn man zu denken ansängt. Was haben wir davon, meine Alte, daß wir immer so getreulich unsere Pflicht getan haben? Nichts als Jammer und Kummer, und desto inehr, je älter wir geworden sind." Bach, der bis zu diesem Augenblick in sich zusammengesunken und kümmerlich vorgebengt dnsaß und die Stirn init beiden Händen hielt, ließ seht die Hände sinken und richtete sich einpor Das 'Alter schien wie ein schwerer Mantel von den Schultern zu sinken, die welken Glieder und Muskeln dehnten sich und schienen neue Krast zu gewinnen. Er seufzte noch einmal aus tiefster Brust, dann stand er wie ein Mann in den besten Jahren aus, nnhni den Brief des Gewährsmannes, schob ihn in die Brusttasche und sprach langsam, aber klar und bestimmt' „Vergeblich ist alles Grübeln und Grämen; wir lösen den Bann nicht dadurch. Wie lange will der Unband noch sei» Wesen treiben? Es ist das beste, daß ich mit eigenen Augen zusehe, und solches zu tun, ist meine Absicht. Ich werde nach Dresden reisen." „Es ist wirklich am besten so, Mann. Dich hat er stets über alles geliebt, und er wird auf dich hören." Mit mildem Lächeln reichte der Kantor seiner Frau die Hand. — Es war Nacht, als Johann Sebastian Bach in Dresden ankam. Eine kalte, klare Mondnacht lag schleierlos über der weißen Erde . . . Die Schneekristallchen flimmerten ringsum, als wäre eine Lichlersaat auf den Gefilden jung emporgesprossen. Die Banmschatten breiteten tiesschwarze Flecke dazwischen Nirgends in den Häusern schimmerte mehr ein Licht Weiß- leuchtende Dächer über dunkelnden Mauerstreisen hoben die inenschlichen Wohnungen von dem malleren Silberlicht der Fernen ab . . Die klingendeil Schliitenglocken hallten müde durch die aus gestorbenen Gassen: ein wohliges Ruhebewußtsein schien sich über die Erde gebreitet zu haben. In der Nähe der Sophienkirche hielt der Schlitten, und der alte Herr war mühselig nusgestiegen, hatte die Stummer des Hauses mit einer Notiz in seiner Brieftasche verglichen und kletterte mühsam, nachdem der Hauswart geöffnet, die Treppen hinauf. Niemand hatte den .Klang der Türglocke vernommen, niemand oen schweren, greisenhaften Schritt im Vorzimmer. Aus einmal stand er mitten im Zimmer so alt, so kümmer lich, halb blind und tief gebückt, und, was er auf der Stelle wußte, war, daß er zur rechten Zeit gekommen war. Denn der hier abgezehrt in den Kissen lag. schien verloren Mit zärtlicher, liebkosender Hand streichelte der Alle seinem Friedeman» die Wangen: „Mein Kind! Was ist geschehen? . . . Sei nur ruhig, ich bin bei dir. . . ich bleibe bei dir." „Gott sei Dank, Vater! So sehr Hab' ich mich nach dir gebangt. Nun bin ich in Sicherheit! — — —" Der Kranke schloß die Augen und glitt mit einem schweren, schmerzlichen Seufzer langsam an die Brust des Greises herab. „Vater, es war mir immer, als könnte ich die Heimat mit meinem Herzen herziehen, nun ist die Heimat zu mir gekommen." „Sei ruhig, mein Sohn! Ich bin gerne den weiten, weiten Weg gekommen, weil ich suhlte, baß du mich brauchst, und ich will dir Helsen und dich m'tnehmen in die Heimat!" „Ja, wie froh bin ich, Vater: nun werde ich auch gesund, weil du nach dein Rechten siehst." „Du hast rechi, Friedemann, ich bin zu dir gekommen, nicht, um dein hiesiges Leben persönlich zu erkunden, sondern um dich mir zurückzuholen. Du sollst mit mir zur Mutter kommen, Friedemann, du gehörst zu uns, du in die Irre gegangenes Kind!" Auf der Heimjahrl ging eine große Helle, ei» großes Licht durch die Seele des Thomaskantors: noch einmal sah er sein Leben vom ersten Augenblick des selbständigen Denkens bis in diese feierliche Stunde in höchster Klarheit vor sich, und ganz tief erkannte er plötzlich, daß seine Fahrt schon um Mutters willen vollständig ihren Zweck erfüllte. — Sie näherten sich, da es Abend wurde, allmählich der Heimat. Als die kühlen Schalten der Torbogen von Leipzig aufs Haupt von Friedemann fielen, da erwachte er, rieb sich die Augen und sah erstaunt aus den weißhaarigen Vater, der zärtlich den Arm um seine Schulter geschlungen hatte. ' Jetzt die letzte Wendung des Weges, und dort ragten die alten, braunen Giebel, die Dächer und Schornsteine der Thomas schule empor. Er horte das Gebell des alten Spitz: ein frohes Lächeln verbreitete sich über sein Gesicht, und seine Seele füllte sich mit den gewohnten Bildern. Hier war Mutter! O du mein Gott im Himmel, wie strahlte die vor Glück! Der alte Thomaskantor legte den Finger auf den Mund, faßte hastig die Hand der Greisin und flüsterte: „Sei still, ich kam zur rechten Zeit. Nun gehört er uns, nur uns, unser kleiner Friedemann!" Und die Greisin bedeckte die Augen mit den Händen und weinte vor Glück. — In dieser Nacht stieg Bach noch hinauf in den Eiebelraum, wo eine Zimmerorgcl ausgestellt war, und sagte seinem Schöpfer auf seine Weise Dank. Er betete mit den Tönen und streute Blumen. Sie keimten, trieben, brachen hervor, wuchsen, blühten. Seine Musik war Gebet, Dank, Licht und Leben; sie kannte nicht Nacht und Tod . . . Eft, Museum zur Stadtgcschicht-r Königsbergs. — Im Kneiphosschen Rathaus in Königsberg hat der Direktor der Städtischen Gemäldegalerie, Eduard Anderson, ein stadtgeschicht liches Museum eingerichtet, das kürzlich eröffnet wurde. In nner reichen, in kurzer Zeit zusammcngebrachtcn Sammlung von Gegenständen der Kunst und des Kunsthandwerks sowie von Urkunden und Dokumenten aller Art spiegelt sich hier die glan zende kulturelle und wirtschaftliche Vergangenheit der Stadt. Auch die Wohnräume Kants sind in einer treuen Nachbildung zu iebeu. Lekrrktstellerarbeit Bei der Vorlesung bei einem bekannten modernen Autor überraschte es mich, daß die erste Niederschrift seines Werkes in ein dickes Hauptbuch geschrieben war. Auf meine erstaunte Frage bemerkte einer der Anwesenden, daß der Autor gar nicht anders schreiben könne. Ohne für die Richtigkeit dieser Erklärung einzustehen, be schloß ich, der Arbeitsweise verschiedener Schriftsteller nachzu gehen und hatte nach einem Jahr Studium, in dem ich Aus züge aus den Biographien, Berichte der Zeitgenossen, Anek doten sammelte, ein ganz hübsches Material zusammen. Ich fand, daß es manchmal nur einer Kleinigkeit bedurfte, um de» Schasfensprozeß des Autors zu unterbrechen, die Schassens- kraft versiegen zu lassen. So hatte z. V Kant eine ganz besondere Manier, seine großen Ideen zu durchdenken: Er setzte sich immer aus Fenster und blickte aus einen alten Glockenucrm. der in der Nähe stand. Als einige vor dem Turm gepflanze Pappeln hoch genug gewachsen waren und den Turm zudeckten, wurde Kant nervös und konnte nicht mehr schassen. Erst als auf dringendes Verlangen seiner Freunde die Spitzen der Bäume abgesägt wurden, so daß er wieder den Turm sehen konnte, begann Kant wieder ruhig zu arbeiten. Ein Bekannte Tolstois erzählte mir folgenden interessan ten Fall: Eines Tages bekam Tolstoi von einem Freunde einen FllllfederhaUer geschenkt. Tolstoi war sehr zufrieden, daß er die überflüssige Bewegung vom Papier zum Tintenfaß vermeiden konnte und gewohnte sich so an den Füllfederhalter, daß, als er auf dem Gut Tschertkow eine Erzählung schreiben wollte, er ohne seinen Füllfederhalter keine Zeile zu schrei ben vermochte. Man ließ sofort einige Füllfederhalter aus Moskau kommen, aber es half nichts. Tolstoi konnte seine Er zählung nicht schreiben Erst als man ihm seinen eigenen Halter geschickt hatte, wurde die Erzählung beendet Der bekannte russische Geschichtsschreiber Kostomrom konnte nur schreiben, wenn vor ihm auf seinem Tisch sein Kater saß. Ibsen erzählt von sich, daß er nur schreiben konnte, wenn vor ihm auf dem Tisch ein Tablett mit verschiedenen ge schnitzten Figuren stand, von denen er besonders einen Bären aus Holz, einen winzigen Teufel, zwei Katzen, von denen eine auf einer Geige spielt, und einige Metallkaninchcn erwähnt. Zola konnte nur bei herabgelnssenen Stores arbeiten. Der Dramatiker Leonid Andrejew Irak während der Ar beit starke» Tee und schrieb nnr. wenn er das Summen de« Samowars Hörle Später i>.i s a. ^cau cm Nebenzimmer fortwährend auf dem Klavier ..en wr schrieb nur nachts. Auch die Zeitdauer, die b. verschiedenen Schrijtsteiler brauchten, um ihre Werke niederzuschreiben, ist ganz verschieden Bret-Harte, der Versasser der berühmten Kalifornische» En zählunge», brauchte einige Tage und manchmal Wochen, bevor er irgendeine „short story" druckfertig machte. Victor Hugo hat seinen „Eromwell" in drei Monaten und den „Glöclina von Notre Dame" in viereinhalb Atonalen geschrieben. Tolstoi konnte über seinen Manuskripten unbestimmt lange sitzen, und es ist interessant, daß ihre Druckreife nicht Tolstoi selbst, sondern irgendeiner seiner Sekretäre bestimmte. Ge wöhnlich schrieb Tolstoi auf winzigen Oktavblättern, die er in einem Hausen vor sich hinlegte. Am nächsten Tage schrieb sein Sekretär das von Tolstoi Geschriebene sorgfältig auf eben solchem Papier ab und legte die Blätter wieder auf den Tisch. Tolstoi laß sie. korrigierte und legte sie wieder auf den alten Platz zurück, damit sie der Sekretär von neuem abschreibe Dieser Kreislauf dauerte so lange, bis der Sekretär die Hand schrift für druckreif hielt. Wenn H. E Wells ein Werk konzipiert, schreibt er ge wöhnlich in den Mkmittagsstunden, wobei er sich die Ausgabe stellt, sechs- bis siebentausend Worte am Tag zu schreiben. Erst, wenn die Arbeit vollendet ist, korrigiert er sie in zehn bis zwölf Tagen. Jack London sagte in einem Interview einem amerikani schen Kor^spondenten, daß er ausschließlich des Geldes wegen schreibe, und deshalb wie jeder Arbeiter arbeite. „Infolge dessen habe ich eine bestimmte Tagesnorm, meine Produktion beträgt zehn- bis fünfzehntausend Worte täglich. Die übrige Zeit wird a-iff Korrektur und die anderen Vorarbeiten sin die Buchausgabe verwendet." L Neue Ausgrabungen in Athen. — Das amerikanische archä- olog jcbe Institut i» Athen plant dort neue Ausgrabungen, u»- zwcir aus dem Gebiet eines ganzen Stadtviertels. Als Vor bedingung hat die griechische Regierung die Sicherstellung einer Summe verlangt, die zur Schadloshallung der betroffene» Hauseigentümer und Mieter bestimm! ist. Wie das Institut dem griechischen Kultusministerium milgeleili hat. ist der Be trag jetzt in Amerika aufgebracht worden jo das; man mit der Inangriffnahme der Arbeiten im Frühjahr 1929 rechnet. Kreuzworträtsel. Wagerecht: 1. Bibl. König: 4. Oper von Mozart: !». Niederlassung: 1> Stadt in Rußland: 12. Mathematiker: l.k. Raubtier: l >. Nebenfluß der Donau: 16. Italienische 'Note: 1k. Gleichklang: Id. geograph. Begriff: 20. Fisch: 21. Englisches Zahlwort. Senkrecht: 2. Sultan: 6. Kriegsgott: i. chines. Gottheit; 5. chemischer Grundstoff: 6. Tyrann v. Syracus: 7. Stimmlage: 8. Ostsee-Insel: 10. geistige Tätigkeit; 14. Inselbewohner; 19. Aegypt. Gott; 20. Hilferus. proulliror'. Von der Bühne. 1. Trauerspiel von Shakespeare; 2. Trauerspiel von Goethe; 3. Trauerspiel von Grillparzer; 4. Lustspiel von Gutzkow; .7. Trauerspiel von Hebbel; 6. Trauerspiel von Laube; 7. Schau spiel von Kleist; 8. Trauerspiel von Eeibel; 9. Schauspiel von Hollei; lO. Trauerspiel von Lesung; 11. Schauspiel von Ibsen. Hast du die BUHnenwerke, die wir uns gedacht haben, ge funden, so ergeben deren Anfangsbuchstaben, von oben nach unten gelesen, ein Schauspiel aus der Feder eines Autors, von ^^ "' sen "" GIcichklang. Wie gerne bei der Kaffeetasse s unsrer uminen z>c,o„rr Krnnz. y stell Illt's der Hörsr Mknsso vollen Saal bei Lichlcrglanz, O. holde Töne sie umschweben, Sw gute Reden ernst erheben. Auch in des Schauspielhauses Hallen Hört dankbar man das Wort erschallen. 1'etiml!. Silbenrätsel. rr — Inr - kiit — er»' — ckvl — clav— cti — cli — cliic — cw — o — er — e>> — ec' — kviecl — luvt — gu — gui' - gen per — gc-ri — bei' — il — il — lov — li — lin — iu:c — mm» -- inr — >cu — »uzilc — ne — ne — vu — ru — rei — in - eieg — so — son — tu — tev — tliun — ti — tis — trucl ven Aus vorstehenden Silben sind Wörter zu bilden, dere» Anfangsbuchstaben, von oben nach unten gelesen, einen betannle» Spruch ergeben. Bedeutung der Wörter: l. Negerslcimm: 2 Raubt er; 3. Stadt in Spanien; 4. deutscher Dichter; 7. Siadl in Italien; 6. Paß; 7. Vorhang: 8. Stadt in Thüringen. !>. mnnnl. Vorname; 10 Molkereiprodukt. II. Tanz; 12 Neve» fluj; der Donau; 13. Insektenpulver, 14. weibl. Vmnann 17. Papstkrone; 16. Sagengestalt: 17. Drama Goethes; >8. Teil des Luslschisses; 19. Erfinder; 20. römischer Kaiser. ll. ZIn 6. dem du unlängst erst gelesen hast. Magisches Quadrat. De. Vive-Deei-clen. 1. 2. 3. 4. 5. . 6. 7.. 8. 9. >0. 11. 2. . 13 14 15 >6. 17. 18. 19. ^5 / -k Die Buchstaben in den 16 Feldern sind so zu ordnen, daß die senkrechten Reihen mit den wagerechten gleichlautend sind. — Es bedeutet in Reihe 1 Sammelbegriff, 2 Stadt in Ostsriesland, 3 Kummer, 4 Planet. Duc-Ico. Anagramm. Einzeln mich die Leut' nicht achten Dach ist es anders, wenn in Massen ( - mich dann zu erwerben trachten — 2.ann meinen Wert sie wohl erfassen. Willst du die Zeichen mir versetzen. So komm' zu dir ich jeden Tag, Mit mancherlei dich zu ergötzen, Zu laben dich nach Müh' und Plag'. llcmenlmi'g Kreuzwvrträtsel: Wagerecht: 1. Siena, K. Kolak, 8 Sias. IK. iLim. 11. «ade. 12. La, 13 Zen. II. Siam, 1k. Lachreis, 2«. Satire 21. Lnte, 23. «de». 21. Phase, 25. Ro. 2K. Ido. 28 Ater, 2K Aga, 30. Neid, 32. Po. 33. .1° 31. Um. —Senkrecht: I Skala, 2. Zo, 3. Es. 1. Nagoya. 5 Akaden 7. Heller, ». Sen. 11 Si. 15. Aslam. IN. Ladoga. 17. Ale. 18. Chinin, 1k. Le 2ü. Saratoga, 22 Usedom. 27. Der. 31. Duo. Diagonaleätsel: Rcanmur. Orestes. Narenta, Everest. Masuren. Kandare Homonym: Fichte. Silbenrätsel: 1. Warihc. 2. Odem. 3. Hailisch. 1. Lichter. 5. Teheran. >. 7.2!' ' '' ' " " ' -- - >ro. a.iiei. V°N. Unterkleid, .Niamen. 8. Union. 8. Rönne, 1k Debitor, II. Nervenjieber. 12. Zsonzo. 13. Lcilinse, II. Hausmittel, 15. Laune. I« Fuder. >7 Renwgea. 18. crwaid, I». Uncle. 2«. Nichte, 21. Dattel, 22. Lessing. 23 Zn.gpicni 21. Cent». 25. Hamburg. 28. bester. 27 Energie. 28. Zins. 2K. Ninive. — Wohliun und nicht sreundlich sei» — Reicht ein Brot und macht s zum Stein. — Otio v Leizner ^ ^ Pqramidenrätsel: 1. e, 2 Ei, 3 sie. 1. Ries. 5. Riese K Silbenrätsel; „ga" Olga, Riga, Toga — Eabe. Tage — Gaze. Slener.