Volltext Seite (XML)
christlichen Arbeitern ichr altes politisches ABT her: „Komm« zu uns und ihr findet alles, was ihr sucht!" Das ist falsch. Die Sozialdemokratie kann in ihrer gegenwärtigen Ver fass»,,g nicht dir politische Heimat der christlich-nationalen Arbeiter werden. Die Sozialdemokratie bringt kein Verständnis dafUr auf, daß es in Deutschland viele Millionen armer Menschen gibt, die nicht etwa durch materielle Versprechungen von der katho lischen zur evangelischen Kirche überzntreten und umgekehrt zu bewegen sind: die Sozialdemokratie sieht anscheinend nicht, daß es Millionen armer Menschen gibt, die von Tötung der Leibes frucht, Erleichterung der Ehescheidung, von Einführung der weltlichen, an Stelle der christlichen Schule nichts wissen wollen. Selbst Sozialdemokraten wählen in großer Zahl bei Eltern- beiraiswahlen christliche Listen. Der Emanzipationskamps der Arbeiter hat nicht nur, wie die Sozialisten es ständig hinstellen, eine politische und materielle, sondern auch in sehr starkem Matze, eine geistige und seelische Seite. Auch das gesellschaftliche und wirtschaftliche Rezept der Sozialdemokratie lehne ich für meine» Teil ab. Wenn von der Vergesellschaftung der Pro duktionsmittel alles Heil erwartet werden konnte, dann mutz ten die Arbeiter im Zeitalter des deutschen Volksstaates bei Reichsbahn und Reichspost, bei der Stratzenbahn, in den städti schen Elektrizitäts- und Gaswerken die verhältnismäßig glück lichsten Menschen sein. Nur habe ich bis jetzt nicht beobachten können, daß sich die Arbeiter in diesen Betrieben wesentlich glücklicher fühlen, als in der Privatwirtschaft. Ver gesellschaftung der Produktionsmittel be deutet: Bürokratisierung der Wirtschaft, und die Bürokratisierung bedeutet: Ver armung der Wirtschaft. Und eine verarmte Wirtschaft kann auch den Arbeitern nichts bieten Gegenwärtig stehen wir in Deutschland vor völlig un ausgeglichenen Verhältnissen. Wir haben auf politischem Gebiet die freieste Demokratie der Welt eingeführt, ohne das gleichzeitig ausreichende Umgestaltungen in der deut schen Wirtschaft im Bildungswesen und der deutschen Volksord nung erfolgt sind. Daraus ist, neben dein verlorenen Krieg, der große Spannungszustand im deutschen Volke zurückzuführen. Ich habe klar und eindeutig ausgesprochen, was wirwollen. Für dieses unser Wollen wird nachdrücklich st gekämpft. Ich bin fest überzeugt, mindestens 75 Prozent der Zentrumsioähler sind bereit, diesen Weg mitzugehen: andere werden, wenn er resolut gegangen wird allmählich und zögernd folgen Den mir angetragenen Vorsitz oer Kommission zur Be ratung Lcs Wirtschaftsprogramnis der Zentrumspartei werde ich onnehnien und daraus drängen, daß im nächsten Jahre ein neuer Parteitag ftattsindet, der restlose Klarheit bringt über das Wirtschastsprogramm der Partei. Sichern Sie sich unterdessen verstärrren Einfluß in den Parteiinstanzen, damit es nicht mehr vorkommt, daß die Arbeitnehmer, zwar mindestens 40 Prozent der Wähler der Zentrumsparten stellen, auf dem Partei tag aber nur mit gut 5 Proz. der Delegierten vertreten sind. Sie können sich unbedingt auf eine ziel sichere Führung verlassen. Folgen Sie ihr! Imbusch spricht: Als letzter Rdner gab Reichstagsabgeordneter Jmbusch zunächst seiner Freude darüber Ausdruck, daß auch sv viele Freunde der katholischen Arbeiterbewegung hier erschienen seien. Auch in der Zentrumspartei hat man mit Menschen zu tun, die ihre Eigenliebe haben. Es fehlt manchmal ein Blick sür die Not der anderen. In letzter Zeit hatten wir zuweilen zu klagen über den Mangel an Richtung, guter Führung und Aktivität. Die Arbeiter haben in der Partei nur deshalb nicht die Stel lung. die ihnen gebührt, weil sie es sich gefallen lasten. Sie sind zu wenig selbstbewußt und zu wenig aktiv. Der Arbeiter stand kann selbstbewußt sein Denn er ist von größter Be deutung sür das Gesamtvolk. E? genügt aber kein gelegentliches AuMumen kein Drohen, sondern nur planmäßiges Ringen führt zum Erfolg Wir müssen den Mut haben zum Handeln und Kämpfen. Wir haben in Köln eine Niederlage erlitten, wir wollen jetzt daraus die Nutzanwendung ziehen, Dan» wird diese Niederlage die Garantie sür den zukünftigen Sieg. Wir müssen einig sein. Wir dürfen uns nicht gegeneinander ausspielen lasten. Persönliche Interessen dürfen nicht über sachliche gehen. Hüten wir' uns vor denen, die in großen Frage» mit schönen radikalen Sprüchen kämmen, aber beim Handeln nicht dabei sind In der Partei müssen wir unsere Zahl und unseren Geist mehr zur Geltung bringen. In Köln waren von 488 Dele gierten nur 44 Arbeiter. Bei der Beamtenbcfoldung hat Stegerwald mir seine Pflicht getan. Wo die Arbeiter nicht zur Geltung kommen, da muß eingegrifsen werden. Bei der Ver gebung von Posten, die den Arbeitern nützen könen, müssen auch die Aiüeiter Berücksichtigung finden Da sind so viele, die von Jiftcresscnvcrtretern sprechen. Ja. wer ist denn kein Interessen- verireier! Steaerwald war mambmal .m wenia Intercsten- »«rtreter. Wenn wir so werden wollen, wie wir den anderen Posten, müssen die Arbeiter uns ablehnen. Aber wir dürfen nie so werden, daß wir den Gegnern der berechtigten Inter essen der Arbeiter passen. Indes, bei aller Interestenoeriretung dürfen wir niemals die Gesamtheit vergessen. Wir wollen unsere Partei zu einer Partei machen, die eine Zukunft hat. Wir wollen für alle ein wirtschaftliches Auskommen, für die breiten Masten die Möglichkeit des Anteils an den Kultur gütern. Wir wollen den Ausbau des Staates zu einem wirk lich sozialem Volksstaat. Gerade umsere Partei ist wegen ihrer Konstruktion und ihren Grundsätzen dazu berufen, dabei an hervorragender Stelle mitzuwirken Klagen wir nicht über die Anderen, sondern sagen wir uns: Wenn wir das nicht haben, was uns zusteht, so sind wir selbst schuld. Bessern wir uns, dann bessern wir auch die Andern. (Lebhafter, wiederholter Beüall.) Am Schluß der lebhaften Aussprache nahm noch Reichstags abgeordneter Becker-Arnsberg das Wort. Cr führte folgendes aus: Wir sind vollkommen einig. Dieser Tag kann von historischer Bedeutung sein. Wir dürfen aber nicht nach Hause gehen und alles lassen, wie es gewesen ist. Wir müssen die Konsequenzen aus der heutigen Tagung ziehen, und die lauten: Werdet aktiv und lebendig. Träumt nicht davon, als ob euch die anderen das Heil bringen werden. Die Befreiung der Arbeiterschaft wird vor allem das Werk der Arbeiter selbst sein. Aut unser Recht gestützt wollen wir die Verwirklichung unserer Rechte, die wir haben müssen, auskämpsen. Dieser Ruf ergeht vor allem auch an unsere Jugend. Hinein in die Arbeitervereine und aktiv in der Partei. Treu und geschlossen gehen wir ausein ander. Organisieren wir unsere Macht. Bauen wir auf unser Recht und kämpfen wir zusammen, dann werden wir uns durch setzen, auch in der Deutschen Zentrumspartei! In seinem Schlußwort führte Landessekretär Kaiser noch folgendes aus: Die stärkste Lehre von Köln ist wohl die, daß sich die christliche Arbeiterschaft in ihrem Kampfe vor jeder Illusion schützen muß. Unser Recht wird uns auch in dem politi schen Kreise, in dem wir uns bewegen, noch lange nicht zuerkannt. Die Kölner Wahl war kein Punkt des Ehrgeizes für uns. Aber wir haben zu unserem größten Schmerz erleben müssen, daß man unseren Führer ablehnle, weil er ein Mann aus unseren Reihen ist. Wir wollen die Herausbildung einer wahrhaft christ lichen Volkspartei, in der gleichberechtigt und gleichgeachtet leder neben dem anderen steht, in oer nicht der Stand, sondern die Persönlichkeit gilt. Wir wollen nicht immer in den Kellerräumen des deutschen Hauses wohnen, damit die anderen um so besser wvhnen können. Die Vorgänge in Köln dürfen uns aber nicht ftihr-n zur Parteiabtrünnigkeit. Wir wollen Raum schassen in Deutschland für eine wahrhaft christliche Volkspolitir, durch eine wotzrbakt christliche Volksvartek Wir kalten der Zentrums- partei die Treue, wen wir ds Glaubens sind, daß auf ihrem Boden am ehesten das Gelände für das, was wir politisch er streben, sreigemacht werden kann. Und nun an die Arbeit. Bringt euch zur Geltung. Zeigen wir, daß wir den anderen geistig ebenbürtig find. Wir wollen die Dinigteit in unseren Reihen, die Not gelitten hat in den letzten Tagen, wiederherzustcllen suchen. Nur durch die Einigkeit in den eigenen Rethen werden wir vorwriit» kommen zum Ziele. Ich fordere euch auf, einzustimmen in den Nus: Die Deutsche Zentrumspartei, die wir umprägen und «mordnen wollen, zu einer wahrhaft christlichen deutschen Volkspartei, in der auch die Arbeiter'chaft restlos ihr Recht findet, sie lebe hoch! Die Versammlung stimmte begeistert dreimal n, das Hoch ein. Die EnlWÜevünl^ Im Anschluß an eine ausgiebige Aussprache wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen: „Die aus ganz Westdeutschland und auch von Freunden au» dem übrigen Reich sehr stark besuchte Vcrtretertagung der Ar- beiter-Zentrumswähler in Esten hat Stellung genommen zu dem Verlauf und den Ergebnissen des S. Reichsparteitages der Deutschen Zentrumspartei in Köln. Mit großem Bedauern nimmt die Tagung Kenntnis von den Begleiterscheinungen der Wahl des Vorsitzenden der Partei. Jede persönliche Voreingenommenheit gegen den aus der Wahl hervorgegangenen und deshalb auch von uns anerkannten nun mehrigen Vorsitzenden liegt den Arbeiter-Zentrumswählern durchaus fern. Sie sind aber der Ueberzeugung. daß in der Nichtwahl des vom Parteivorstand in Vorschlag gebrachten be währten Führers der christlichen Arbeiterbewegung, Adam Ste gerwald, in dessen Händen in schwerer Zeit die Geschicke der Partei und der Reichstagsfraktion führend und leitend gelegen haben, eine bewußte Zurücksetzung des Arbeiterstandes erblickt werden muß. Diese Tatsache wird um so schmerzlicher empfunden, als di« Arbeiter im Zentrum ihrer Partei bisher unverbrüchlich und unter Opfern die Treue gehalten haben. Bei der heutigen Gesamtstruktur unseres Volks- und Wirt schaftslebens bet mehr wie 7ü Proz. Lohn- und Gehaltsemp fänger und bei der Tatsache, daß auch die Zentrumspartei in der Zusammensetzung ihrer Wähler dieser Struktur ungefähr ent spricht, liegt es im Lebensintereste der Partei, diesem Umstand KpavvaHsn von «n Tisi'iacfisk'v. büß. VN Lcsiisls von «n Laclisner v 6*0 lAtz. »n Zm langen Bruch. Ein jagdlicher Kriminalroman von Hatnz Alfred von Vyer». Oir»-iLliI b» Verl-r 4 Iber» »eine. Colibu». Schluß. „Zweifellos haben wir es hier mit einem pathologischen Fall, einein moralischen Defekt zu tun. Uns Medizinern ist es nichts Neues, daß sonst geistig durchaus normal veranlagte Men schen in einer ganz bestimmten Richtung minderwertig sind, es fehlen die Hemmungen die eine deutliche Grenze zwischen Recht und Unrecht ziehen Die Sammlerleidenschast zeitig! oft wunderbare Blüten und wie ich mir sagen ließ, soll Gras Kurt eine nur als krankbast zu bezeichnende Sammelwut in bezug aus Iaadiroahäen gehabt haben. Außerdem, der Tote war be- kannicrmaßen eine Svielernftur. das ist immer verdächtig und man weiß nie. messen Menschen, die mit einer jo unglücklichen Veranlagung behailei sind, fähig sein können." Erai Steinrück v'ckle. „Ich kann es verstehen — Leidenschaft ist Leidenschaft, mag es sich uin Liebe. Jagd oder Hazard bandeln. Natürlich wird die Cesckpcbte ungeheuren Strub aufwirbeln, das ist ja ein ge fundenes Fressen für gewisse Leute, wenn nur Wagner keine Unannehmlichkeiten bat." „Keinesfalls er bandelte in Ausübung seiner Pflicht, in der Notwehr, aber nu». — ich muß mich verabschieden, Herr Graf nochmals' rutcn Sie mich unbedenklich bei Tag und Nacht an, wenn irgendeine Aenderung eintrift!" Leise trat Gras Albert in das Zimmer. „Hertbakind!" >,Ja. Väterchen!" „Wie kühlst du dich denn. Maus?" „Ich danke, ganz gut der Glühwein bat Wunder getan, ich will nachher gleich avistehen." „Nein, mein Kleines." der alte Herr setzte sich neben das Bett und faßte die Sund des jungen Mädchens, „jetzt heißt es, Ordre parieren! Aufgestanden wird erst, wenn es Ebmaier erlaubt!" „Aber ich will zu Jochen!" „Da sei ohne Sorge, der Arzt meint, es sei eine ganz un- gekäblliche Sache, von irgendwelcher Geiabr kann gor nicht die Rede sein Dein Jochen schläft jetzt, nachher kommt eine Kran kenschwester. und ic ruhiger du dich hülst, desto eher kannst du dich mi ihr in die Ptlege teilen!" Hertha lächelte matt. „Väterchen — und der — der andere?!" Gras Sleinrllcks Züge wurden hart. „Ich will nicht verdammen ober um Eines möchte ich dich bitten, erwähne den Toten nie mehr, er hat dir und mir un sagbares Leid zugesi-gi. im übrigen, ich weiß selbst noch nichts Genaueres." Vom Hofe her klang Räderrollen. der alte Herr humpelte, aus seinen Stock gestützt, an's Fenster. „Ich mutz jetzt hinunter, es ist die Untersuchungskommission. aber ich will dir gleich das Stubenmädchen schicken, sie soll bei dir bleiben, falls du irgendeine Hilfeleistung brauchst, und nun versuche ein bißchen zu schlaft», mein altes Modell" Amtsrichter von Dallwigk lehnte sich zurück: „Der Fall liegt ganz klar. Herr Graf! Wie aus den Aus sagen der beiden Forstbcamten Porscht und Hensel hervorgeht, hat der Verstorbene schon seit geraumer Zeit ganz systematisch auf Steinrllcker. Selchower und Brietzower Revier gewildert. Die Förster wagte» nur nichts zu sagen, da sie sonst befürchten mußten, ihrer Stellung verlustig zu geben. Im Eewehrsch-'.nt fanden wir nicht weniger als elf Reh- kronen, die frisch abgetocht waren, und in mehreren Kisten im Schlafzimmer vier Hirschgeweihe. Auch führte Graf Kurt ein Jagdlagebuch, und da er sich wobl sicher glaubte, gab er Datum und Schubort sowie Stärke und Endenzabl des erlegten Wildes genau an. es besieht also die Möglichkeit, den rechtmäßigen Eigentümern wenigstens die Trovbäen zurückzugeben. Die heimlichen Pirschgänge wurden fast immer nachts aus- gesübrt und der Verstorbene bediente sich dazu eines Kahnes." Heute hatte Jochen zum erstenmal nach fast vierwöchigem Krankenluger auistehen dürfen. Fürsorglich in Decken gehüllt, sab er »n Rollstuhl, noch etwas blaß und abgemagert, aber doch ein Genesender. Hertha legte bas Buch, aus dem sie ihm vorgelesen batte, aus der Hand „Bist du müde. Liebster?" „Nein, nicht ein bißchen, ich fürchte nur. das viele Lesen hat dich angcgrisftn. dp solltest dich wirklich mehr schonen!" Das junge Mädchen lachte. „Nun sog' mal. Väterchen, sehe ich nicht aus. wie das blühende Leben selbst?" Graf Steinrück betrachtete zärtlich sein schlankes, braunes Mädel: „Ja. Kleines. Jochen muß sich beeilen, wenn er bis zu den groben Jagden wieder aus den Läusen sein will, vorläufig bist du ihm noch eine Nasenlänge voraus. Aber nun", der alte Herr wurde plötzlich ganz ernst, „ich muß euch noch etwas Mitteilen, Kinder!" und er zog aus der Brusttasche ein mehrfach gesiegeltes Schreiben, das einen amtlichen Stempel trug. „Obo. — so feierlich? Das siebt ja ganz aus. wie etwa» Gerichtliches!" Graf Albert entfaltete den Bogen. „Wie ihr wißt, ist mir. nach Kurts Hinscheiden Demmin als nächstem und einzigem Anverwandten »ugesallen. — Ich bin aber der letzte meines Namens, weitere Agnaten sind nicht vorhanden und Steinrück würde nach meinem Tode an den Staat zurückfallen. Da habe ich denn vor einiger Zeit ein Immediatgesuch ge macht und heute ist nun die Antwort einsetrossen! Der alte Herr räusperte sich: „ . . . es wird hierdurch genehmigt, daß dem Oberleut nant der Landwehr-Kavallerie. Sans Joachim von der Lühe, Standes- und Erbherrn aus Brietzow, gestattet wird, in alle Rechte und Vslich'rn eines Agnaten der gräflich Steinrückscheu Standes- uns Majoratsberrfchaft Steinrück einzutretcn unter der Bedingung, daß obengedachter Herr Sans Joachim von der Lühe den Namen von der Lübe-Steinrück annimmt und führt." Ganz still war es im Zimmer. Hertha batte die Hände ihres Verlobten gefaßt und »n Lühes Augen trat ein feuchter Glanz. „Heimat!" sagte er teile. „Deine Heimat, — unsere! Wie reich ist doch Gottes Güte!'^ Es war ein Vierteljahr später, am letzten Tage des alten Jahres. Durch die Fenster der kleinen Steinrücker Kirche fiel leuchtend und schimmernd ein Sonnenstrahl und huschte zitternd über die Steinslieben. Vor dem Altar kniete das Brautpaar, Hertha Gräfin Stein- rllck in Kranz und Schleier und neben ihr Hans Joachim von der Lübe in der Paradeuniform der Potsdamer Eardejäger. Traumhaft leise setzte die Orgel ein: „So nimm denn meine Hände und führe mich —" Die letzten Klänge des Liedes waren verhallt, in ruhigem, stetigem Glanz strahlten die Kerzen und segnend hob der Geist liche die Hände mft den Worten der Heiligen Schrift: „Wo du hingehst da will auch ich hingehen: wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst da sterbe ich auch: da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das. der Tod muß mich und dich scheiden." „Amens" sagte Graf Steinrück leise und Friedrich Milbelm Siebenschuh. der droben auf der Empore sab, wischte sich mit dem Aermel über die Augen: „Us leiw, lütt' Komtebchen!"