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Die Essener Kundgebung <?o Essen, 17. Dezember. Die Essener Kundgebung, der dem Zentrum angehören den christlichen Arbeiter wird befreiend wirken. Sie hat Klarheit gebracht. Nach zwei Seiten hin ist sie bedeutungs voll. Vielleicht sogar bestimmend. Die christliche Arbeiter bewegung hat sich ein verstärktes Aktionsprogramm inner halb der Partei gegeben, und sie hat ihre eigene Aktivie rung in Politik und Partei so stark wie selten zuvor als Richtschnur proklamiert. So weit das Zentrum in Frage kommt, hat die Tagung die Voraussetzung dafür geschaffen, daß die bitter notwendige Reorganisationsarbeit nach Köln einsetzen kann. Und daß sie nicht gehemmt und ge lähmt ist. Der neu« Führer kann nunmehr an diese Arbeit mit Zuversicht Herangehen. Was also unsere politischen Gegner sich von der Essener Kundgebung der christlichen Arbeiter im Zentrum ver sprochen hatten, ist nicht eingetrofsen. Das Bekenntnis, im Zentrum zu bleiben und zu wirken, ist das stärkste Aktivum. das wir nach Hause bringen. Es konnte allerdings von vornherein erwartet werden, daß die große Erregung, die auch wir begreifen, und würdigen, doch schließlich einer ruhigeren Ueberlegung Platz machen mürbe. Ist auch die von uns nach wie vor energisch bestrittene Formel, daß die Kölner Entscheidung gegen den Arbeiterführer gerichtet sei, in Essen nicht aufgegeben, sondern leider verschärft und verstärkt worden, so ist doch zunächst ganz klar zum Aus druck gekommen, daß die Zentrumsarbeiterschaft keine Ver stimmung gegenüber dem neuen Vorsitzenden nähre, und vor allem muß es Stegerwald ehrend angercchnet werden, daß er diesen Gesichtspunkt so bestimmt und entschieden sofort an den Anfang seiner Ausführungen gestellt bat. Wenn wir die Tagung vom Standpunkt der politi schen Partei des Zentrums übersehen, so kann ihre Konse quenz zu der von uns erstrebten und gewollten Stärkung führen. Sie muß dahin führen, wenn der Wettbewerb die Idee nicht vergewaltigt und wenn wir verstehen lernen, daß dabei das Zentrum dafür geeignet ist, dem Lebenswillen, der Lebenskraft und dem Ethos auch der Arbeiterschaft eine Gasse zu bahnen. Mit der Essener Tagung können wir zufrieden sein. Es läßt sich nicht ver meiden. daß auch scharfe Worte fallen. Das reinigt oft die Atmosphäre von ihrer Stickluft. So werden auch wir uns mit manchem Gedanken gelegentlich nach aus- etnandcrzusetzen haben. In der Tendenz ist für Arbeiter schaft und Zentrum die Plattform geschaffen, auf der es möglich ist, daß beide vorwärts schreiten und von neuem «Mühen und gedeihen. ^ Essen, 17. Dezember. Am Sonntag fand in Essen die von den Zcntriiins-Arbeiter- sührern bereits auf dein Kölner Parteitag vereinbarte Ver treterversammlung statt, die deshalb einberufcn worden war, um zur Kölner Borsitzendenwahl Stellung zu nehmen. Einge laden hatte die Arbeitsgemeinschaft innerhalb der Zentrums arbeiter des Nheinlandes und der westsälischen Arbeiter, unter Vorsitz von Kaiser Köln. Der Besuch war sehr stark, und die Versammlung trotz des schwierigen Gegenstandes von hervor ragender Disziplin. Auch Vertreter Berlins und des Saar- gcbietes waren erschienen. Anwesend waren außerdem sämt liche Arbeiterabgeordnete, unter ihnen besonders die beiden ältesten Zentrumsarbeitervertreter im Reichstag, Eiesberts und Becker-Arnsberg. Die Sitzung wurde von Kaiser-Köln eröffnet und geleitet. Er stellte sie unter das Motto: Dag es nicht um Stegerwalds Person gehe, sondern um den Kamps der christlichen Arbeiter für ihr Recht. Der Satz: „Indem man Stegerwald ablehnte, habe man die Arbeiterschaft treffen wollen" und in anderer Fassung: „Stegerwald ist abgelehnt worden, weil er ein Mann aus unseren Reihen war", kehrte immer wieder. Dieser Refrain durchzog leider auch die anderen Reden. Zunächst gab der Abg. Eiesberts einen sachlichen Be richt über die Kölner Vorgänge. Wenn man uns in Berlin sagre, wir möchten in Essen nicht zu viel Porzellan kaputt schlagen, so sagen wir: unser Kreis hat noch nie Zentrums- Porzellan zerschlagen, wohl aber haben die christlichen Gewerk schaften in vielen Richtungen bahnbrechend mitgewirkt. Auch eine andere Mahnung: keine Demonstration gegen Kaas, ist, um nicht mehr zu sagen, höchst überflüssig. Denn unsere Aus einandersetzungen richten sich in keiner Weise gegen die Person des neuen Vorsitzenden. Dann fuhr Eiesbert fort: Stegerwald ist nicht von den Arbeiter präsentiert worden. Er ist sozusagen Zunächst drei allgemeine Bemerkungen: 1. Was heute hier gesagt wird, richtet sich nicht gegen de» neuen Partcioorsitzenden Dr. Kaas. Kaas ist ein un tadeliger Mensch mit durchaus sozialem Verständnis; er hat, obwohl er in einem armen Kleinbauern- und Winzcrwahl- kreis gewählt ist, sich niemals gegen vernünftige Arbeiter- sordcrungcn gewendet. Kaas ist einer der geistig fähigste» Menschen im Zentrumslager; er ist durchaus nicht eng und ist gerecht und tolerant aegen Andersdenkende. 2. Herr Kaas ist nach der Verfassung der Zentrums- partci rechtmäßig zum Partcivorsitzcndeu gewählt. Sich nachträglich ccwa gegen diese Tatsache wende» zu wollen, ist niemand in den Sinn gekommen, wäre undemokratisch und mit der Würde des aktivsten Teils der Zentrumswähler — das sind die Arbeiter des Rhcinisch-Westiäliiche» Industric- reviers — unvereinbar. Die christliche Arbeiterschaft lebt nicht vom Protest, sie handelt zur rechten Stunde. Z. Von meinem Kölner Vortrag bleibt trotz aller Vor gänge jeder Satz bestehen. 4. In den letzte» Tagen ist in einigen Zentrums- zeitnngcn der klare Tatbestand von Köln stark verwirrt worden. Man hat mich dieserhalb zu einer öffentlichen Er klärung gezwungen. Die Zcntrumspartei ist für mich nicht alles. Ich hätcc auch »och anderen Kreisen über die Wirr nisse vor, in und nach Köln, insbesondere auch der christ lichen Arbeiterschaft einiges zu sagen. Worum cs in Köln ging, ist folgendes: Polirische Menschen wollten die Kölner Veranstaltung zu einem politischen Parteitag gestempelt wissen. Die Refe rate zeigten denn auch alle eine politische Linie. Bei ver Wahl des Vorsitzenden dagegen sind allgemein politische Erwägungen stark zurückgetrete». Das Verlangen des Partci- ausschusses, Partei- und Fraktionsvorsitz zu trennen, war poli- cisch nicht zu Ende gedacht: man redete im Lande davon, daß der Parteivorsitzende nicht Abgeordneter sein solle. Das ist eine völlige Verkennung dessen, was ist. Im Zeitalter des parla mentarischen Negiccungssystems stellt der Vorsitzende einer großen Partei, der nicht gleichzeitig Parlamentsmitglied ist, eine klägliche Figur dar. Aber nicht nur das. Herr Kaas ist Parlamentsmilglied, er muß und wird im Januar bestimmt in den Fraktionsvorstand gewählt werden, weil das gar nicht anders geht. Wenn dem aber so ist, dann bleibt dein Partei- vorsitzcnden gar nichts anderes übrig, als die Fraktionspolitik ebenso zu verteidigen, wie das der Fraktonsvorsitzende tun muß. Weswegen aber dann die Trennung? Bei der gegenwärtigen Verfassung der Partei war es das Gebot der Stunde, die Kräfte auch in der Spitze straff z u s a m m e n z u fa s s e n. Unpolitisch war es in der gegenwärtigen Stunde, in der eine liberal- sozialistische Front sich in Vorbereitung be findet: wo wir in den nächsten Jahren noch vor schweren wirtschaftlichen und sozialen Spannungen stehen, einen katholischen Priester gegen seinen mehrmals er klärten Willen an die Spitze der Partei zu stellen. Weil ohne Zentrumspartei eine Regierungs-Koalition nicht möglich ist, halten die meisten Menschen im Lande die Zcntrumspartei für allmäckitia. was aar nickt der Fall ist. ko da» aller Unmut sich in die Nolle des Führers historisch hfneingewachsen, so wie auch Irimborn und Marx. Er hat zwei Jahre an führender Stell« von Partei und Fraktion gestanden und beide sogar geführt, als Marx und EuLrard krank waren. Eine Absage, wie sie Stegerwald erfuhr, wäre keinem Geistlichen, keinem Juristen. mein Akademiker passiert. Die Stimmung gegen Stegerwald ist systematisch gemacht worden. Die katholischen Beamten drohten mit ihrem Austritt aus der Partei. Ein solcher Ge danke ist den Arbeitern nie gekommen, wenn sie sich in der Partei nicht durchsetzen konnten. Die Zentrumspartei hat keine treueren und opferwilligeren Mitglieder als christlichen Ar beiter. Die heutige Versammlung möge zeigen, daß man mit den christlichen Gewerkschaften nicht Katze und Maus spielen darf. Wir wollen uns offen aussprechen, ohne der Zentrums« Partei Abbruch zu tun. Denn wir bleiben im Zentrum, aber wir müssen uns daran gewöhnen, unsere Ellenbogen za gebrauchen. Nach Eiesberts nahm Stegerwald das Wort zu folgender Rede: gegen die Parteileitung richtet; diejenigen liberalen BlcittekA die am stärksten eine liberal-sozialistische Front wünschen, haben die Wahl des Herrn Kaas zum Parteivorsitzenden am bei fälligsten ausgenommen. Die christliche Arbeiterschaft sieht nicht in die Vergangen heit: sie sieht und strebt in die Zukunft. In derselben Stunde, in der es offensichtlich würde, daß die Zentrumspartei noch immer niehr Frauenpartci wird, und die katholische Weltanschauung gegenüber den aktivsten Menschen keine aus reichende parlcibiidendc Kraft mehr zu entwickeln vermöchte, in dieser selben Stunde entstände eine christ lich-soziale Volkspartei, nicht Arbeitnehmer partei, die mindestens ?c> bis iK der seitherigen Zentrumswähler mit sich reißt und aus allen übrigen Parteien in kurzer Zeit mindestens zwei Millionen an sich ziehen würde. Das ist die ganz klare Sachlage der zeder Parteiführer und Staatsmann ins Auge zu sehen hat. Dafür sorgte schon die christlich-natio nale Arbeitnehmerbewegung, deren Anhänger sich heute in keiner Partei völlig wohl fühlen: in Bayern hat man das Sozialministerium aufgehoben und damit die Arbeiter vergrollt; in der Deutschnationalen Volkspartei hat man Hü genberg zum Partcioorsitzenden gewählt und die Gruppe um Lambach vereinsamt: in der Zentrums partei hat man Köln erlebt; daneben fehlte der Zentrums partei bisher der gemeinsame entsck-lossene Will« für das Gebot der Stunde. Was den Deutschen nottut, ist, daß sie aus der alten Kasten- und Klafseneinstellung heraus- kommcn und „Volk" werden; dafür find Volksparteien not wendig, Allerdings wollen wir ein „Volk", in dem den Ar beitern und den übrigen produttivschassende» Ständen nicht die Nolle eines Packesels zugcwicsen ist. Zwischen Arbeitern und Kleinbauern gibt es, auf lange Sicht gesehen, keinen Gegensatz. Auch zwischen der christlich-nationalen Arbeitnehmerschaft und einem großen Teil des christlich-soliden und vorwürtsstrebcndeir Mittelstandes gibt es keine unüberbrückbaren Gegensätze. Frei lich, die „Philister", die glauben, daß im Zeitalter der Ge werbefreiheit bloß sie das Recht hätten, sich aufwärts zu arbeiten, wärend es den Arbeitern verwehrt sein müsse sich persönliches und ki llcktives Eigentum in Genossenschaften usw. zu erwerben, werden umlernen oder aus einer solchen Partei aüswandern müssen. Die Zentrumspartei steht also vor der Frage: ob st« im Hinblick auf die gewaltigen soziologischen Sirukturwand- lungen der letzten Jahrzehnte wieder aus sich heraus zu einer unvcr, lcichlich größeren Aktivität als >n den letzten Jahren gebracht werden kann, ob die Jugend in breiter Front als Stur» truppe für die Zcntrumspartei zu gewinne» ist, ob die Arbeiter in Verbindung mit der Jugend, mit innerer Wärm« knmps ntschlosscn und siegesbewußt in die vorderste» Schützen gräben der Partei zu steigen gewillt und für den Bewegungs krieg alles einzusctzen entschlossen sind. Das sind die Voraus« stzui.gcn. die Herr Kaas in den nächsten Jahren schassen muß. Ilnd diese Voraussetzungen mußte der Kölner Parteitag mit der Wahl seines Vorsitzenden schaffen Die Sozialdemokratie steht, von wenigen Aus nahmen abgesehen, den Auseinandersetzungen im Zentrum völlia verständnislos gegenüber. Sie snat den Stegerwalds Rede „Der Varbier von Bagdad" Neueinstudierung in der StaatSvper. Drcödcn, 17. Dezember. Peter Cornelius, der am 2-1. Dezember 1821 in Mainz ge koren wurde und am 28 Oktober 1871 in seiner Vaterstadt starb, schrieb außer dem „Barbier vo» Bagdad" »och die Oper» „Ter bis" (1865) und „Gunlös" (18!»l>. Das testiere Werk nnicnog W. van Baus:»«!» einer Nenbarbcilnng. Eornclins war einer der eifrigsten Vorkämpfer der neuen Musik. (Selbstverständlich nicht der atonalen!) . . . Ter „Barbier", der seine erste Anssnlming am 15. Dezember 1?.'8 in Weimar erlebte uns damals eine sehr ungünstige Ausnahme saus, ist sie einzige Oper Eornclins'. die öfter an den Bulinen wicscrkclnt. Auch Dresden hat schon mehrere Male den Versuch ge mach!, diese Oper durchzuscstcn. Die schlechte Ausnahme in Weimar bewog damals Liszt, an Ausgabe seines Kapeilmcisterpostens zu denken. . . Zunächst ein Wort über die Handlung dieser komischen zwci- akiioc» Oper zu der Eornclins selbst den Teil schrieb. NnreSbin ist licbcskrank, da er in des Kadi Mustapha Tochter Margiana ver liebt ist. Da verkündigt ibm Bostaim, säst Margiana ihn sehen will. Erst must aber ei» Barbier, Abnl Hassan, Sen Nnrcdbi» wieder in mcu'chlicheii Zustand bringen. Dann eilt Nnreddin zu Margiana, die der Kadi mit einem Frennsc ans Damaskus verheirate» will. Tie kurze Abwescnbeit des Kadi, der zum Gebet gehl, bciiüke» Margiana und Nurcddiu zimi Anslanich ihrer LicbcSsrcnsc. Bor- zcilig kchrr der Kadi zurück und Nurcddiu muß in eine graste Truhe flüchten. Abnl Hassan aber schreit das Volk zusammen, da er den Nnreddin ermorvet qlaubi. Sogar de» Kalifen lockt der Tumult heran. Die Truhe wind geöffnet, und Nnreddin liegt halb erstick! darin. Abu! Hassans Knust bringt ihn zum Erwache», und der Kadi muß auf Verlangen des Kaisers die bciscn Liebende,, ver einige» . . . Der Stoff reicht zu, um das Interesse für eine zweiakilge Oper zusanimcnzuhalten. Ein feiner Humor durchzieht die Handlung. Korcnelius hat Soloszencn, Ensembles und die Verwendung des Ebores geschickt anfgcbant. Tic grösste Steigerung spart er sich für den zweite» Teil des zweiten Auszuges ans. Trotzdem liegt aber der Hanpiwcrt in der Musik. Nach all de» Tchissbrüchcn und .Kata strophen der atonalen Musik sehnt man sich »ach wirklicher gesunder Musik zurück, lind sie findet sich im „Barbier van Bagdad" in reich licher Menge. Das Ohr schwelgt im Wohllaut der Melodien und in der Klangschsnheit der kompositorischen Technik Eornclins'. Schon ans diesem Grunde möchlc inan wünschen, säst sich nun diese Oper sür längere Zeit iw Spiclplane lwlten lönnic. Die Klangschönhcit der Ouvertüre in D Dur, die in der Instrnmcniicrnng von Felix Molll vor dem 2. Alle gespielt wnrsc, rics zwar starken Beifall her vor, aber im Grnnve genommen, war sie überflüssig, zumal darauf »och ein längeres Poripicl folgt, das zum zweiien Alle gehört. Man hat Aehnliches solcher bei dem „Fibelw" versucht, indem man hier vor dem letzten Bilde die 3. LeonorcwOnvcrtnre cinschöb. Zum Gluck ist man wieder davon abgekomme». Auch sür Sc» „Barbier r sn Bagdad" wäre das empscblenswcrt. . . . Die Nenbclcbnng stand nitter dem Dirigcntenstabe Von Fritz B n sctz. Er hat die Köstlichkeiten der Partitur mit geschickler Hand gehoben, so säst die Musik des Mainzer Tondichters in schillernder Farbigkeit erstrahlt. In der S t aa l S ka p e l I e hat er die be rufenen Interpreten sür bestrickende Klangprackst. Die Neuinszenie rung lag in se» Händen von Otto Er har dt. Auch hier zeigte sich das Bestreben sür Flüssigkeit und Lebcndiglcit. Der seine Humor der Handlung fand geschickte Answcrlnng. Tic neuen Bühnenbilder waren nach Enttvnrscn von Karl Will,Bin Ochs hcvgcstcllt. Am günstigsten wirkte der Dachgarten des erste» Bildes niit dem Blick ans 'Bagdad. Freilich nlmette die Stadt mcbr einem Eingeborencn- Kral in Südafrika. Der Inrniarlige Mittelbau des zweiten Bildes mag wohl teckniich praktisch sein, schön ist er nicht, lieber die Be deutung der »'eschen Hobelspänc im Stadlbildc ist man sich im Un klare». Möglich, .daß es die Turme der Moscheen sein sollen. . . . Vertreter der Titelrolle war Ivar Andrcsen. Er schenkte dem geschwätzigen Barbier die heitere Note, die für die Wirkung die ser Partie vonnöten ist. Daß er gesanglich eine Glanzleistung auf die Bühne stellt, braucht kaum betont zu werde». In der Partie des Nnreddin gab Kurt Taucher ei» neues Bild seiner schanspiclc- »ljchen Belebung. Die Mclooicnpracht Cornelius' wußte er hin- reichend ausznnützcn. nxis auch von Mela Seincinevcr zu sagen ist, die der Margiana anßcrdcw Tckmrm und Anmut verlieh. Heinrich Tcstmer, als gcnaSsnhrter Kadi, Robert B urg , als würdevoller Kalif, Helene Jung, als leichtfüßige Bostana, sowie Rudolf Schmalnau er, Micczhslaw Salccki, Max Lorenz uns Gugliclmo Fazzini schlossen fick, dem froh gelaunten Gcsamt- spicle bestens an. Zu erwähnen sind noch die klangschön cinstndier- tcn Chore durch Karl Pcmbanr, die Ausführung der Bühne», bildcr durch Georg Brandt und die stilvollen Kostüme LconvarS Fa n tos. Nach dem zweite» Akte rics der besonders lebhafte Bei fall die Hanpldarstcller, Fritz Busch und Otto Erhardt oftmals vor die Rampe. -Ist- Staatliches Schauspielhaus. Die diesmalige „Weihnäch te »"-Morgenfeier faßte das Thema durchweg von der inneren Seite des Weihnachtsgedankens an und ivar künstlerisch außer ordentlich gelungen. Heinz Woester las ans seinem reiz- vollen Bekenntnis des alten Hans Thoma, ans den „biblischen Geschichten" in alemannischer Mundart, die Geburt des Herrn, die bäuerliche Schlichtheit der Darstellung ebenso gut treffend wie den Dialekt. Antonia Dietrich gestaltete eine der schön sten Erzählungen der Lagertöf, die Geschichte von der sich vor dem fliehenden Jesuskind neigende» Palme zu einem frommen Erlebnis. Und Kleinoschegg gab den fröhlichen Ansklaiig mit einer Christiagserzühlnng Peter Roseggers. Dazwischen alte und neuere Weihnachtsmnsikon, mit Liebe ausgesucht und akkomvagniert von Karl Nt. Pembaur. so das liebliche, kinderglänbige Weihiiachlspastorale für Streichinslrnm wie und Klavier von G. Balentini. ans Berlioz' „Des Heilands Kind heit" ein Duett (Maria und Joseph an der Krippe), drei weih nachtliche Volkslieder sür Sopran »nd Alt und schließlich zwei gemischte Chöre („Weihnachtslieö der Hirten" nach einer schwei zer Volksweise und Weihnachtslicd ans „Quem paslares lan- davere" nach einer mittelalterlichen Bolksweise gesetzt von C. Thiel). Allen Aussührenden, namentlich den Gesanassolisten Elisa Stünz» er. Helene Jung und Paul Schass- ler wurde ebenso wie den Sprechern verdienter, starker Bei fall gespendet. Die Stimmung dieser Morgenfeier war wirk lich einmal echt weihnachtlich. ' Zck.