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Sächsische Volkszeitung : 14.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192812142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-12
- Tag 1928-12-14
-
Monat
1928-12
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.12.1928
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Das grStzere Dresden Probleme -er Eingemeindung Dresden, 13 Dezember. In einer Pressebesprechung legten Oberbürgermeister Dr Bl »her und Stadtrat Dr. Krumbiegel die Grundsätze der, die für die von der Stadt Dresden geplanten Eingemein dungen maßgebend sind. Der Oberbürgermeister betonte, daß cs sich lediglich um die verwaltungsmäßigen Konsequenzen aus dem W tchstum der Großstadt handele. Wer sich dagegen sträube, versallc in den Fehler, den die preußische Negierung vor dem Kriege gegenüber Berlin begangen habe, wo sich der Weg des Ziveckverbaudes. auf den man Berlin verwiesen habe, in keiner Weise bewährt habe. Der B e z i r k s v e r b a n d sei nur eine Ergänzung für nicht leistungsfähige Gemeinden. Das Ziel müsse sein, die Gemeinden zu l e i st u n g s s ü h i g e n Selbst- v e r wa l t u n g s k ö r p e r n als Grundlage für den Aufbau des Reiches zusammenzufassen Er erinnerte an das Beispiel Preu ßens. das im Rheinland daran gegangen ist, zwei leistungs schwache Landkreise an die umgebenden Städte auszuteilen. Stadtrat Dr. Krumbiegel hob hervor, daß die Ein gemeindungen sich im Nahmen eines abschließenden Program mes halten, das bereits 1913 ausgestellt wurde und folgende Ge- n.enden umfassen sollte: Groß-Zschachwih, Niedersedlitz. Dölzschen, Roßthal. Omsewitz. Mobschatz, Gohlis. Cossebaude, Kötzschenbroda. Niederlößnitz, Wahnsdorf, Oberlößnitz. Radebeul. Sloatssorst südlich Boxdorf, Rähuitz-Hellerau. Klotzsche, Staats- sorst südlich dieser Gemeinden und die halbe Heide, südwest lich der Heidemühls, Wachwitz Pappritz. Niederponritz. Hoster- witz. Zur Zeit sind Verhandlungen eingeleitet mit Pappritz. Wachmitz, Hostcrwitz, Nicderpoiiritz, Pillnitz, Lockwitz. Omsewitz, Mobschatz, Gohlis und Cossebaude. Zivangseingemeindunge» sind praktisch ausgeschlossen. Als Borteile für die Gemeinden lwb Dr Krumbiegel hervor, daß der Zuschlag zur Grund- und Gewerbesteuer in den ersten 10 Jahren nach der Eingemeindung röcht Höher als hundert Prozent der staatlichen Steuer sein solle und daß erst nach Ablauf dieser Zeit die Dresdner Fcuer- schutzstoucr erhoben iverden solle. Der Bezirk werde seine Rcalsteuern weit höher bemessen müssen und auch um die Feuer schutzsteuer nicht herumkommen. Dr. Krumbiegel hob dann die iveiteren Vorteil« hervor, die den Gemeinden erwachsen in Feuerschutz. Krankentransporten. Altersversorgung. Schulwesen. Straßenbeleuchtung. Gas,- Wasser- und Elektrizitätsversorgung, durch niedrigeren Post- und Fernsprechtarif und höhere Sätze in Sozial- und Rentuerfürsorge. Im Gegensatz zu dem Standpunkt der Amtshauptmannschast betonte er. daß steuerliche Vorteile für eine Uebergangszcit gesetzlich zulässig seien. Er betonte dobci, daß die steuerlichen Vorteile den Widerstand der Grund besitzer in den (gemeinden unverständlich erscheinen lassen. Das Ziel Dresdens sei. durch die Eingemeindungen die Gesundung der großstädtischen Entwicklung zu erzielen. Diaspora im Erzgebirge Benedikkion -er katholischen Kapelle in Falkenslein l. V. : Internationale .dmiideanSstellniiq. Der Kynologische Verein vcronslaltet am 23. und 21. Februar 1!>29 in den großen Hallen de» AuSstellungspalastes eine internationale Hundeausstellung. : Tie Eingcmcindnng von Hosterwib. J„ 8 18 des Cniwnr- sks zu einem Ortsgcsch über die Vereinigung der Gemeinde Hostcr- witz mit der Stadt Dresden ist vorgesehen: „Die Stadt verpflichtet sich, in Hosterwiy eine Siedlung von etwa 20 Wohnungen derart zu finanzieren, daß sic innerhalb von zwei Jahren nach der Eingemcin- dvmg bezugsfähig werden Die Siedlung soll der bereits bestehende Sicdlervcrein durchfübrcn. Die Stadt wird für genügend Binland /srpen und dieses den Siedlern in Erbbaurecht vergeben. Die Be- Mlchussnng hat nach den Dresdner Sähen zu erfolgen. Die Ver gebung dieser Wohnungen soll in erster Linie erfolgen an Mitglieder des Siedlervcreins, in zweiter Linie an Hastcrwitzcr Einwohner und in dritter Linie an Dresdner Umsiedler, die dann gleichfalls Mitglied des Siedlervereins werden müssen." Wie wir aus dem Dresdner Rat haus erfahren, bat die Stadt in den letzten Tagen das zur Durch führung dicier Verpflichtung vorgesehene Land durch Kauf in ihren Besitz gebracht. : Weihnachts- und Neujahrsverkchr der Post. Die Ncichspost richtet an die Bevölkerung die Bitte, die Wcihnaclilspzsclc möglichst früh abzusendeu, damit die Pakeimasscn sich nicht in den letzten Tagen vor dem Feste anstaucn. Pakete wie auch Päckchen und ball- bar zu verschnüren und genau zu adressieren. Die Bezeichnung „Päckchen" ist deutlich anzubringcn. Am 21. Dezember werden bei der Post Dtcnstbcschränkungcn vorgcnonunen und die Schalter im Allgemeinen um 16 Ubr geschlossen. Auch der Verkehr am Jahres wechsel wickelt sich glatter ab, wenn die Bricssendungcn möglichst such aufgelieser! werden. Es wird auch dringend einpstlckcn, die Freimarken für Ncujahrsbricse nicht eist am 30. und 31. Dezember cinzukaufcn. damit im Sckaltcrverkehr keine Stockungen cintrctcn. Falkcnstckn i. V., 12. Dezember. Nachdem sie sahrzehntelang in wahrhaft belhlehcmitischer Ar mut den eucharistischen Heiland beherbergt halten, konnten die Fal. kenstcincr Katholiken ihre Prächtige Kapelle im Pfarrhausc auf der Höbe der Lohbergstraße einweihen. Dank der Mithilfe des Voni- satiusvcrcins konnte man überraschend und schnell das Grundstück erwerben; am 17. Juli erfolgte die feierliche Grundstein legung durch den hochwürdigstcn Herrn Bischof, und am Sonntag, den 9. Dezember die feierliche Bencdiktion durch Herrn Erzprie- stcr Scheu ring (Oelsnih I. VO. assistiert vom Herrn Pfarrer Marschner (Auerbach i. V s und dem Ortspfarrer, Herrn Dr. Phil. Schimarzbach. Ihr folgte ein feierliches Levitenamt, Lei dem die Falkcnstciner „Cacilia" unter Leitung des Herrn Kapell meisters Mool die vierstimmige St.-Anncn-Messe von Gruber mit Harmoniumbcglcitung (Herr Lehrer Meier, Chemnitz) sehr exakt zu Gehör brachte und die Proprien nach der Vaticana sang. Dem jüng sten Kirchenchor im Bistum unsere Glückwünsche für die weitere Ent wicklung, die gewiß ein wertvolles Glied im Gemcindclcben bilden wird. In seiner Festprcdigt brachte Herr Erzpriester Scheuring die Freude der Falkenstciner zum beredten Ausdruck: Wie freute ich mich, da man mir sagte, wir gehen zum Hause des Herrn! Wenn auch nock die Innenausstattung fehle, so sühle sich die Gemeinde nun glücklich, in der schmucken Kapelle ein bleibendes und würdiges Gotteshaus zu haben. Mögen ihre Mitglieder immer so zahlreich die Kapelle stillen wie am vergangenen Sonntage. Das Pfarrlehn wurde von Herrn Architekten Meyer (Dres den) erbaut und ist im Ausbau wie in der Geländeausnuhung als künstlerisch anzusprcchen. Besonders die Naturholzdccke mit der zier lichen Bemalung erweckt in jedem Besucher einen anheimelnden Ein druck und erinnert an die bekannten Gebirgsbautc» im Heimat'!l. Nachmittags stind im „Falken" eine zahlreich besuchte Fcst- fcier statt. Herr Pfarrer Dr. Phil Sch wa rz ba ch konnte außer den Falkensteinern noch viele Glaubensgenossen au? der Mutter» gemeinde begrüßen, überdies noch die Herren Pfarrer Kurze (Plauen) und Wenk« (Aue). Er forderte seine Gemeinde auf zum treuen Glaubensbekenntnis, das sich vorerst im Besuche des Gottes dienstes und der Vereinsvcrsammlungcn auswirken möge. Die Ka pelle müsse bald zu klein werden, daß man aus dein bereits vorge sehenen Platze eine Kirche anbanen müsse. In seiner Festrede regte Herr Pfarrer Kurze die junge Gemeinde zur eifrigen Förderung der Katholischen Aktion an und zeigte in einem Längsschnitt durch die Geschichte das Aufblühen, den Niedergang und die Wicdererwck- kung des Katholizismus in Sachsen. Gerade das Vogtland habe seit 1918 einen bedeutenden Fortschritt im äußeren und inneren kirchlichen Leben zu verzeichnen. Die Falkcnstciner, zu einen« be trächtlichen Teil aus Zugczogencn bestehend, sollen in dem Tage der Kapcllcnweihe einen Anreiz suchen, den Glauben ihrer Väter und ihrer Heimat kraftvoll zu bekennen. Herr Erzpriester Scheuring überbrachtc die Glückwünsche des Archipresbyteratcs Plauen und der Pfarrgemeindc Oelsnitz i. V, Herr Pfarrer Marschner die dcr Mutter- gemeinde Auerbach i. V. und schilderte noch einmal den Werdegang vom ersten Missionsgoltesdicnst bis zum heutigen Tage und bat, nun nicht stehen zu bleiben, sondern weiter zu arbeiten. Nachdem der Herr OrtSpfarrex noch einmal allen gedankt hatte, die zur Krönung des heutigen Tages beigctragcn hatten, insbesondere auch den still schassenden fleißigen Händen und der „Cäcilia", die die Fcstscicr durch etliche Lieder verschönte, wurde die Feier geschlossen. Die Fal kcnstciner aber gelobten still für sich, weiterhin tätige Mitglieder des B o » i sa t i u s v e r e i n L zu sein, um auf diese Weise einen Teil ihrer Dankesschuld abzutragcn : Dresden im Schnee. Heute Nacht sind die bereits gestern abend eingetretenen Niederschläge bei einer Temperatur von 1—2 Grad unter Null in starken Schneefall übergegangen. Der Scknee blieb auch in der inneren Stadt liegen und bildet stellen weise ein Verkehrshindernis. : Steuerabzug vom Arbeitslohn. Wie bereits bekanntgegebcn, sind in der Zeit vom 1. bis 19. Januar 1929 die Belege über den Steuerabzug vom Arbeitslohn für das Kalenderjahr 1928 an die Finanzämter abzngcben. Diejenigen Albeitnebmer, für welche die Lohnsteuer im Markenversabren abgesührt worden ist. haben die ihnen vom Arbeitgeber auszuhändigendc Sleucrkarte für 1928 mit Einlagebogcn an das Finanzamt abzulicsern, in -essen Bezirk sie zur Zeit der Pcrsonenftandsausnabmc an, 10. Oktober 1928 ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Anfcntbalt Halle». Soweit es sich da gegen um Arbeitnehmer handelt, für welche die Lohnsteuer im all gemeinen UcberweisungSversahren abgesührt worden ist, liegt Nie Ablieferung der vorgcschricbencn Belege dem Arbeitgeber ob. Auch hier laust die Einliesernngssrist am 19. Januar 1929 ab. lieber alles Nähere gibt ein Merkblatt Auskunft, das bei den Finanzämtern kostenlos entnommen Iverden kan». l-«ris>rig und Umgebung Ausstellungen in Leipzig Leipzig, 13. Dezember. Die neue Wanderausstellung „Mensch und Spor t", die vom Deutschen Hygiencmuseum in Zusammenarbeit mit den jportlichen Spitzenvcrbänden und mit Unterstützung der zuständigen Behörden veranstaltet wird, soll im kommenden Jahre ihren Weg durch die deutschen Großstädte nehmen. Zu erst soll sie. wie die bisherigen Wanderausstellungen, in Leip zig gezeigt werden. Zeitpunkt und Ort der Ausstellung stehen noch iiichi fest. Geplant ist die Verbindung mit turnerischen und sportlichen Vorführungen zu Studienzwecken für Turnlehrer, Sportärzte usw. Falls dieser Plan verwirklicht wird, wird die Ausstellung voraussichtlich in einer Halle derTechnischen Messe im April oder Mai stattfinden. Die Ausstellung glie dert sich in 21 Abteilungen. Sowohl die Geschichte der Leibes übungen wird gezeigt, wie die Leibesübungen in ihrer Aus wirkung auf die verschiedenen Körperfunktionen in den verschie densten Lebensaltern. Die Hngiene der Leibesübungen nimmt einen breiten Raum ein. Auch für die einzelnen Sportgebiete find besondere Abteilungen vorgesehen. Vom 12. Januar bis zum 3 Februar wird im Ningmei;- haus eine Wanderausstellung der Reichsanslalt zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit ,.M utler nnd Ki n d" gezeigt. Zur gleichen Zeit vcranstalfen die Internationale Frouenliga, der Krieasaegnerbunö. die Deutsche Friedcnsgesellschast. die Kriegsbesckädigten-Oroanisationen und andere Verbände im Grassi-Muscum eine Ausstellung „Krieg und Frieden'. Die Ausstellung soll den fetzten Krieg zeigen, wie er war und die Mittel zur Verhinderung künftiger Kriege. Der Sächsische Siedlerverband stellt in einer besonderen Abteil»,,g „Krieg und Woh n ungs n o t" dar. Der Bund Deutscher Esperan tisten veranstaltet eine Sonderousstetlung „Durch Esperanto zum Völkersriedeu". Das Museum für Buck- und Schristwesen steuert eine Sammlung vo» Kriegsplakaten bei. die wohl die größte und schönste Sammluua dieser Art in Deutschland ist. Auch die wifsenkchaftlichen Institute, der Rektor der Universi tät und andere Stellen haben die Unterstützung der Ausstellung zugesagt. Slratzenreinigung und SchneebeseMgung Leipzig, 13. Dezember. In einer am 12. Dezember abgchalieuen Pressekonferenz gab St.-B-N. Peters einen Einblick i» die der Stadt Leipzig durch die Straßciirciiiiguiig und Scbueebeseitignng euisteben.de» Aufgaben. Zur Ncinigung der Straßcnfläche von etwa 82 Millionen Quadrat» Nieter» stehen »eben zahlreichen veralteten Straßeiirciiiigiuigssabr- zengen var allem ca. 60 Krasnahrzcvgc, wie Sprciigkraftwagen, Elektro Waschmaschinen, Molorlehrmaschiiicn. Moiorsckncepsliige usw. zur Verfügung, die sich bestens bewährt haben, da sie bei gleicher Lei stung nur etwa 60 bis 60 Prozent der Koke» dcS Pservebetricbes verursachen Mil Rücksicht auf den täglich zunehmende» »rai'lwagcn- vcrkclir wird die Hauptreinigung in den Naclusinnden voracnomnicn. Beschäftigt werden ca. 500 Arbeiter, deren Zabt fick natürlich im Winter infolge der Scbncebesciligiiiig wesentlich er: öbt. Bei werken ein impulsiver, ins Gioße hineinwachsender Führer. Er steigerte die Werke zu gigantischer Höhe und ließ die oräwstrale Farbenpracht in den blendendsten Farbtönen ausleuchten. Kein Wunder, wenn tue Tondichtungen zweier deutscher Großmeister bei den Zuhörern eine überschäumende Begeisterung auslösten. Daß beide Orchesterkörper dem fortreißenden Schwünge ihres Dirigenten mit prachtvollem Musizieren Folge leisteten, braucht nicht erst betont zu iverden. Ein Eingehen auf die Werke muß Raummangels wegen unterbleiben. Das liest man auch besser in den Erläuterungen für diese Kompositionen. Ter sichtbare Dank für Busch äußerte sich in zwei Lorboerkränzen. Es war ei» Musikereignis, wie man es nur selten erlebt. —Ist— Fcurichkonzcrt in der Komödie- Loli« Erben-Groll, Margarete Siems und Richard Zöllner bereiteten am Sonn- Kiguachmittag den Besuchern einen besonderen Genuß. Mit Werken von Scarlalti, Coupcrin le Grand und Namcan bewies Lotte Erbcn-Groll ein seinsinniges Enipsinden und eine brillante Technik im Gebrauch des Cembalo. Margarete Siems lieh ihre klangvolle, herrlich kultivierte Stimme, die in einer vornehme» Gcstaltungs- lrasi wertvolle Stühe hat, Liedern von Marx uns Richard Siranß, und Richard Zöllners treffliches Pianistentum zeigt« sich in Werken von Schubert, Schinna»», Chopin, Bocguet, Scriabine und Liszt i» vorteilhaftem Lichte. Karl Pretzsch war Margarete Siems ein ieinst'chligcr und in Klangpocsie sich auskeuuendcr Begleiter. Tic Mitniirkcndcn wurden mit herzlichem Beifall in reichem Maße geehrt. —n. Kaiser Franz Io'eph von Oesterreich Das alte Oesterreich ist nicht mehr. Man kann sogen, cs ist mit dem alten Kaiser Franz Joseph ins Grab gefunken. Allmählich nimmt sich die Geschichte seiner an Im Verlag für Knllurpoiitik (Berlin W. 60) ist die erste große Biographie des Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, von Professor Dr. Jos Redlich (Ganzleinen 17,60, drosch. 16 Mk.) erschienen. Das Buch ist mehr als alle Memoiren der Gegenwart. Es umsaßk ein Menschenleben, das fast sieben Jahrzehnte mit dem Schicksal eines damals nock) Ser ersten Slaatsgebilde Europas vermähl! war. Sicher ist es keine leichte Ausgabe, diesen Lebensinhalt eines Monarchen, der von 1818 bis in den Weltkrieg hinein an leitender Stelle Europas gestanden hat mit historischer Ge wissenhaftigkeit in einem Buche zu umreißen, einen Lebens inhalt. der mit den Wirren von-1818 beginnend die Umschichtung aller Slaatsrecktsbegrisfe, und so manche Machtverschiebung in Europa durch Krimkrieg, durch das Ringen mit Napoleon III., mit dem Zaren, mit Bismarck, verlorene Kriege und Provinzen, in Italien, in Deutschland, den Berliner Kongreß mit seinen sernausklingenden Weltkriegsproblemen und darüber hinaus einen Weg vom Selbstherrscher bis zum konstitionellen Fürsten in sich begreift. Die Geschichte des Kaisers Franz Joseph ist zu gleicher Zeit die Geschichte Oesterreichs vom Jahre 1818 bis in de» Weltkrieg hinein. Soll es nicht mißtrauisch machen, wenn dies Werk über Oesterreich ausgerechnet aus Berlin kommt? Wenn der Vcr- sasfer Professor an der Haivard Univcrsity in Cambridge (Mas- fachusetts) ist? Beide Bedenken sind nicht ain Platze. Professor Redlich ist alter Oestcrreicher und erst in den letzten Jahren, dank seines Gelehrte»rufcs nach Amerika lierufen worden. Daß das Buch in Berlin erscheinen konnte, ist ein Verdienst des Ver lages. Das Buch selbst ist keineswegs aus der politischen Ber liner Atmosphäre heraus geschrieben. Redlich geht mit dem nüchternen Rüstzeug der Wissenschaft an dieses Monarchenleben heran und läßt es scharf kritisch wertend in allen seinen Schwä chen ebensogut wie in seiner überlegene» Persönlichkeit erstehen. Vielleicht, daß Redliche grundlegendes Urteil über die Daseins- lnrcchtigung und Lebenssühigkeit des allen österreichischen Staatsgebildes nicht überall geteilt werden wird, auch in diesem Punkte hat der Verfasser dos Gewicht der Tatsachen für sich. Die Acra Bismarcks, die auch im Leben dieses Kaisers eine nicht nnerheblicl>e Rolle spielt, erfährt eine ebenso kritische und entschiedene Behandlung. Folgender Satz ist fürRedlich kenn zeichnend: „Der unsere ganze Zeit so stark kennzeichnende, zu- oleich aber nicht wenig degravierende Grundzug europäischer Politik, die unbedenkliche Annahme des äußeren Erfolges als moralischen Wertmaßes für die Beurteilung der Handlungen der geschichtlich wirksamen Persönlichkeiten, spielt in der Ge schichtsschreibung unserer Zeit eine ebenso große und verhäng nisvolle Nolle, wie in der Politik und iin modernen Leben überhaupt". (S. 286.) Es ist der Vorteil dieses Werkes, daß cs in dieser Hinsicht klare Maximen kennt. Dadurch wird sein geschichtlicher Wert in vorteilhaftester Weise bestimmt. Das Werk ist in vornehmster Ausstattung erschienen. Der Stil des Verfassers ist sachlich, aber doch zugleich sehr lebendig. Der Text iP durch 21 Originalausnahmen von Mitgliedern des Kaiserhauses, österreichischer Staatsmänner und Militärs, so wie durch 13 Faksimiles kaiserlicher, sehr persönlich slilisierler Befehle, die bisher unbekannt waren, reich illustriert. An einem andern Kaiserhaf siikrt ein bescheidenes, auf wisscnschastlichen Charakter »>cht Anspruch erhebendes Buch: „Gestalten voni letzten Zarenhos und andere per sönliche Begegnungen". Von Louise Freifrau von Reibnitz. Maltzan (erschienen im Verlag von Karl Reißner in Dresden). Die Verfasserin war eng befreundet mit der Gros-Herzogin Anastasia von Mecklenburg Schwerin, einer geborenen Groß, fürstin vo» Rußland. Diese Anastasia und ihr engerer Ver wandtenkreis sind der Gegenstand dieser persönliche» Erin nerungen. die völlig kritiklos einen Einblick in Luis Privat, leben der Glieder der russischen Kaiserfamilie und einiger Potentaten, die ihren Weg kreuzten, gebe». Die Art der Dar. stellung ist etwas monoton, vo» keinem besonderem literari- scl)eii Einschlag. Doch wird man dieses Buch seines Inhaltes wegen, der durch 16 Bildtafeln ergänzt ist. mit Interesse lefen. Politische AuSdruckskunst in faszinierender Prägung bringt das neue Werk „Deutschland und das Weltbild der Gegenwart" (Zentralvcrlag GmbH., Berlin W- 35. Preis 1 Mark). Es stammt vo» Tr. A. Grabvivikn, dem .Herausgeber >er Zeitschrift für Politik und Leiter des Geovolitischcn Seminars an der Deutschcn Hochschule für Politik. Das Werk ist ein knappe, n»d klarer Führer durch die politische Wellkonstellalion der Gegenwart, der seine Leitsätze aus de» historischen, räumlichen und Wirtschaft» lichcn Begebenheiten, aus den iogeiiaiinic» reale» Machtsaktorcn en!- wickclt. Das Buch gewinnt durch die Verschmelzung van Bild und Text. Wie aus dem Titel hcrvorgcbt, stellt der Verfasser Deutschland in den Mittelpunkt seiner Uniersuchungeu. Bei aller Gelehrsamkeit und trotz der überwältigenden Fülle des verarbeiteten Stoffes sind seine Darlegungen volkstümlich und überaus anschaulich gebasten. Selbst wenn man in Rechnung stellt, daß der Standpunkt des Ver fassers ein bewußt einseitiger ist, der vielleicht die geographischen Faktoren zu stark in den Vordergrund stellt zuungunsten anderer Kräfte der Welientwicklung, so behält das Buch doch seinen Wert, in die großen Zusammenhänge des Weltgeschehens einzmühren »nt» das oft wirre Durcheinander der Gegenwart aus klare Grundlinie» zurückzusührcn.
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