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Sächsische Volkszeitung : 14.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192812142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-12
- Tag 1928-12-14
-
Monat
1928-12
-
Jahr
1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.12.1928
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Schoser über Mrerlum Eine Auslassung zur Wahl von Kaas. Die Badische Zentrumspresse-Korrespondenz hatte eine Aussprache mit dem Führer des badischen Zentrums über den Parteitag. Prälat Schoser sührle u. a. aus: Die Wählerschaft des Zentrums solle wissen, das; sie nicht nur am Wahltag mit dem Stimmzettel, dag sie auch sonst die Möglichkeit hat, ihre Meinung zur Geltung zu bringen. Diese Meinung der Wählerschaft aber könne für seine Erwählten und ihre Politik nicht gleichgültig sein, ja es müsse diesen besonders in kritischen Zeitlagen sogar erwünscht sein, die Stimmungen und Meinungen ihrer Wählerschaft zu erfahren und sich mit ihr auseinanderzusehen und die zu verfolgenden Hauptlinien zu suchen und zu finden. Die enge Verbundenheit zwischen Er wählten und Wählerschaft sei gerade beim heute immer »och geltenden Wahlrecht doppelt notwendig. Weiterhin berührte das Gespräch die Erwartungen der Gegner. Da meinte unser Führer: Es sei eine alte Erscheinung, das; man dort gerne aus Anzeichen des Zerfalls, der Uneinig keit und ähnliches spekuliere. Was man wünsche, das glaube man gern, nach der Weisheit dieses Sprichworts fei's verständ lich. wenn einige politische Hellseher schon einen Weltbrand im Zentrumsturin glaubten entdeckt zu haben. Auch das Zentrum unter Windihorst habe ähnliches erlebt. Der Ausgang des Parteitages habe die Sache richtiggestellt. Die Führcrwahl Hache klar erkennen lassen, das; das Zen trumsvolk nicht nach persönlichen Rücksichten, sondern nach der Cache allein seine Entscheidung treffe. Diese Einstellung rwr- rate den alten guten Jenlrumsgeist. Wer aus dem Verlaus der Dinge eine Art Spitze »egen die Arbeiterführer oder gar gegen den vierten Stand selbst heraussindcn wolle, der miß- kcnne völlig den Sinn der Sache Kein Stand und kein Stan- desfii-hrer habe als solcher einen Anspruch: aber ebenso sicher stehe, das; keine StandesMgehörigkeit etwas auch nur in die zweite Reihe stelle. Gleiches Recht und gleiche Pflichten all seits, das sei die feste Anschauung des Zentrums ehedem wie heule. Dieser Standpunkt falle umso leichter, wenn auch die Etandesvertreter zuerst Zentrumsleute mit Zentrumspolitik seien und dann erst Standesvertreter. Je mehr diese Grund linien etwa verlassen würden, desto vorsichtiger würde das Zenlrumsvolk und desto gewissenhafter müsse es genommen werden, wenn der erste Führer zu erwählen sei. Man dürfe das Vertrauen haben, das; dieser sachliche Standpunkt auch der unserer Zcnlrumsarbeiterschaft sei und bleibe. Hierin ruhe vor all.an auch die Gewähr für die konseguente und sichere Wetterführung der sozialen Linie und die ehrliche Eleichwertuug auch des letzten Arbeiters in der Gesellschaft und der Partei. Der neue Führer, so meinte Dr Schoser, habe sich vorzüg lich eingeiührt und dcniit sich viel Vertrauen von vorncherein gesichert. Jawohl, die Fahne sei alles. Ihr Träger trete davor zurück. Es iei wieder einmal gut gewesen, das; dieser Geist so prägnant zum Ausdruck gekommen sei: übrigens gelten die spontanen Ovationen für Dr. Marx im Grunde demsel ben Geiste! Der Führer sollte führen und sich nicht führen taffen: im Hinblick aus.diefen weiteren Grundsatz möchte inan dem neuen Bannerträger des Zentrums eine starke Hand und einen festen Schritt wünschen, damit die vielen „Ichs" bald in einem soliden „Wir" sich zusammenfindcn. Unser Hinweis nuf die beochiliche Rolle, welche die Zen trumsjugend auf dem Parteitag offensichtlich spielte, ver misste unseren badischen Führer zur Bewertung: Er erblicke darin ein erfreuliches Symptom. Der Jugend fei der Idealismus eigen. Aus diesem Idealismus heraus komme es. daß sie sich frischer und entschiedener für das Grundsätzliche, für die Ideale einsetze und rascher über die rauhe Wirklichkeit hinwcgkomme. Diese Jugend werde auch nicht ruhen, bis das deutsche Volk wieder ein volkstümliches Wahlrecht habe, sie werde nicht rasten, bis das Ziel erreicht sei, selbst wenn etliche Zöpse jenseits des Mains ins Wackeln kämen. Nuf unfcre weitere Frage, worin wohl die erste Bedeutung des Parteitages liege, meinte unser Führer: Eie läge in der Tatsache, das; das Zentrumsvolk jedem jagte: Mir sind die oberste Instanzf Wir sind vom alten Zcn!r»m<meist beseelt! Wir wollen Führer und Volk ohne Unterschied der Stände und Geschlechter und der Jahre einig und geschlossen an der Arbeit sehen, geführt von den Sternen der alte» Ideale! Reim Abschied meinte unser Führer, nun gelte cs, das nutzere Band, den alten Z c n t r u in s g e i st wieder zu wecken, zu hegen und zu pflegen. Das falle heute nicht schwer; denn das Zentrnmsvolk warte darauf. Das stelle er in den großen Vertrauenslcutekoiiserenzen wie >» den enge- -e» Besprechungen fest. In Baden habe das neue Wahlrecht viel politisches Leben wieder geweckt; das stehe heute schon sest. Dom Gegner lernen Politische Werke aus dem Berlage Paul Aretz. Dresden. Geistiger Austausch ist der wichtigste Weg. der zu dem protzen Ziele der Neugestaltung Europas führen kan». In den schmerzlichen Jahren nach dem Kriege ist dieser Weg von beiden Seiten beschritten worden, erst zaghaft, dann mit wachsender Entschiedenheit Heute ist das natürliche Gefühl soweit wieder hergestellt, das; man mit Achtung und Willen zur sachlichen Prüfung die Meinung des Gegners Hort. Die Klügeren unier »ns erkennen mehr und mehr das; man die Stimme von drüben wrgjültig mit den Stimmen ans dein eigene» Lager vergleichen mutz, wenn man sich ein einigermaßen zuverlässiges Urteil bilden nil! über den Konflikt, der uns zu Feinden macht, und die Ge gensätze, die uns heute noch trennen. Bei dieser Lage ist es ein Verdienst, dem deutschen Volke Werke zugänglich zu machen, in denen Gedanken und Wesens cirt von führenden Männern der ehemals feindlichen Völker deutlich werden. Ter Verlag Paul Aretz. Dresden, hat sich dieser rankbaren, aber auch schwierigen Aufgabe in letzter Zei! mit besonderem Eifer gewidmet. Vor allein ist hier zu nennen die Uebersetznng der Memoiren Poincarvs, von der bieder die ersten beiden Bände norliegen <kart, je g.üO M.f, Tieie Bände unstassen oie Jahre 1912—1011. also die entschei denden Jahre vor Ausbruch des Krieges Poincarü, der wahr lich ein geschickter Advokat seiner Sacbe ist, verteidigt die These non der deutschen Alleinichuld am Kriege. Für jeden, den die Kriegsschuldsrage interessiert, bildet dieses Werk eine Quelle der ge< tierischen Argumente, Zugleich aber biete! es einen veschew'chen und philosophischen Genntz — einmal wegen de> Löpitz und K'arheit de? gedanklichen Ansbaus, dann aber vor allem wegen der Eindringlichkeit, mit der hier die Relativität alter irdischen Wahrheit aufgezoigt wird. Der zweite Band, der »nmitic'bar den Ausbruch des bewaffnete» Konslikts schildert, m rechtzeitig für den Weihnnchtsmarkt erschienen. Wer historisch und politisch interessiert ist, wird ihn zur Vervollstän digung seines Bücherschatzes benutzen. Die Erinnerungen Poin- car's werden für die Beurteilung der Motive Frankreichs vor »nd während des Weltkrieges weit bedeutsamer sein als etwa tue Bücher Ludendorfss jür'die deutsche Seite, Wer freilich auf Sirenenklänge fürSsterreich Französische Progagan-a Wir meldeten in den letzten Wochen von zahlreichen Besuchen sranzösijcher Persönlichkeiten in Wien, lieber den Zweck dieser Reisen und den Eindruck, den man von ihnen in Oesterreich gewonnen hat, berichtet nachsolgeiide beachtenswerte Wiener Stimme. Die letzte Anschlußdebatte in der französischen Kammer hat in Wien kaum mehr Beachtung gefunden. Mau ist es nachgerade müde, immer wieder dieselben unhaltbaren Be weisgründe zu hören. Vergebliche Mühe, Paris das wahre Wesen des Anschlußproblems deutlich machen zu wollen. Auch der ernsteste und loyalste Versuch findet nichts als taube Ohren und mißgünstige Herzen. Wenn man trotzdem gerade jetzt in Wien wieder einmal nach Paris etwas deutlicher antworten möchte, ist eine Art des poli tischen Manövers der Franzosen daran schuld, die schon alle zulässigen Grenzen überschreitet. Bekanntlich haben sich in Wien in den letzten Monaten die französischen Besuche merkwürdig gehäuft. Paul Painleve hat über die Rolle der Wissenschaft im Ver kehr der Rationen gesprochen, Kardinal Dubais ist zu einem halb privaten Besuch beim Wiener Erzbischof er schienen. zuletzt hat der Senator Anatol de Monzie über das geistige Vermächtnis der französischen Revolution vorgetragen. Diese Reihenfolge Männer verschiedenster Richtung scheint klar. Französische Propaganda aus allen französischen Parteilagern. Rach allen österreichischen Parteilagern hin. Eine gute Idee? So lieht es sich wohl von Paris aus an. In Wien denkt man anders. Die Einladungen Pain- leves und de Monzies find vom Kulturbund, der österrei chischen Gruppe der Feder-A-on des Unions Intellektuelles ausgegangen, die auch in Berlin und in mehreren deutschen Hauptstädten längst vorteilhaft hervorgetreten ist. Wien, von wo die Bewegung ihren Ausgang genommen hat, steht in der Zahl seiner Portragsveranstaltungen voran. Selbst verständlich, daß hierbei unier .tztt oder -10 Vorträgen auch prominente Franzosen zu Worte kommen. Wie sehr sie sich nur einem weit allgemeineren Rahmen einstigen, beweist, daß zwischen den Vorträgen Paul Painleves und de Mon zies an Gästen aus dem Reich der General Lettow- Vor deck, der Universitätsprosessor und Zentrumsabge ordnete Dessau er, der Rechtsgelehrte Friedlän der, Ilniversitätsprcfessor Mendelssohn-Var» t yoldy aus Hamburg gesprochen haben und daß unmit telbar auf de Monzie Werner Sombart folgt. Also keineswegs nur ein Forum der Franzosen. Zudem hat die Wiener Gruppe der Federation des Unions Intellectuelles gerade jene Franzosen ein-geladen, die unmittelbar mit dem Locarno-Gedanken in engste Verbindung gebracht werden, typische Vertreter der „Versöhnungsidee", die alle auch schon Gäste Berlins gewefen sind. Wie anders und besser dürften sich also die Wiener Veranstalter mit Recht sagen, könnte man in das psychologisch und politisch so schwierige Anschlußproblem den Franzofen klärenden Ein blick verschaffen, als wenn man sie in die deutsche Stadt Wien cinladet, ihnen die Lage ack cwnlcw demonstriert? Nun, wer fo optimistisch dachte, ein Mindestmaß fran zösischer Objektivität vocanssetzend, ist arg enttäuscht wor den. Nicht nur, daß deutschnatianale Blätter die Wiener Einladung führender Franzosen (die ja doch jeden Tag auch i» Berlin hätten reden können!) aufs ärgste den Wienern ankreideten, auch von Paris aus geschah sehr bald vieles, um die gute Absicht der Wiener Einladung, die nach den nationalistischen Verdächtigungen doppelt zu unterstreichen gewesen um re. ins Gegenteil zu verkehren. Schon Pain- levö, noch mehr aber de Monzie hielten es durchaus mit den Gesetzen internationalen Taktes für vereinbar, sich auch als E ä st e Oesterreichs offen oder versteckt, über das A n - s ch l u ß p ro b l e m nuszusprechen. Wohl wußte gallischer Geist die geraden Wege zu vermeiden, aber in der Form cirtiaer Komvlimente an die ..österreichische Nation", an den'„hohen europäischen Wert österreichischer Selbständig« keit" und ähnlicher durchsichtiger Höflichkeiten, hat man eigentlich nur politische Propaganda am durchaus nicht an gemessenen Ort geübt. Aber noch war eine Steigerung ausständig. Mochte schon der Besuch Painleves bei dem. genauer Beobachtenden Unbehagen wachrusen, mußte dis offene Wendung de Monzies in seinem Bortrag gegens den Anschluß bereits Befremden auslösen, den Gipfels punkt der Wort- und Begrisfsverdrehung Habens erst Briand und seine Freunde in der Kammer erreicht^ als sie sogar den Besuch des Kardinals Dubais in gewissen losester Weise ihren politischen Zwecken dienstbar zu machen: suchten. Wie durchsichtig die Absicht: jedermann weiß,, welche Schwierigkeiten das Kabinett Poincarä mit dem Artikel 70 und 71 gehabt hat, welche oratorischen Leistun gen, welche politischen Winkelzüge notwendig sind, um dem Parlament die Abkehr vom ungebeugten „Antikleri kalismus" schmackhaft zu machen. Also: selbst Dubais dient der Anschlußverhinderung! Eine Leimrute für na tionalistische Kirchenfeinde. Vor lauter politischer Schlau heit empfindet keiner, ein wie ungehöriger Schachzug es ist, selbst den Besuch des französischen Kirchensürsten bei der französischen Kolonie und den österreichischen katholische» Kreisen in die dunkle Mechanik ihrer Jnlriguen hineinzu ziehen. Niemand in der Großen Station empfindet, welcher Mißbrauch es ist, willige und herzliche Gastgeber ohne Skrupel als Objekte, als bloße Schachfiguren zu einem ihnen fremden, ja nachteiligen Ziel zu verwenden. Ebenso wie die an die alten unausrottbaren Ammen märchen von „vatikanischen Geheimsphären" gemahnende Interpretation der Reise des Kardinals Dubais hat dis letzte sophistische Fassung des Selbstbestimmungsrechles der Völker, soweit es für Oesterreich und den Anschluß gelten sollte, in Wien empört. Die Wendung, daß die Oester- reicher mit dem Anschluß Selbstmord begingen (!) und daß also, wenn mit Hilfe der österreichischen Anschluß gegner (wo sind sie?) der Anschluß verhindert würde, dies die wahre Rettung der Selbstbestimmung sei» ist denn doch zu absichtlich, um ernst genommen zu werden. Kann es Painleve, kann es de Monzie, kann es irgendeinem; Franzosen von historischem Blick verborgen geblieben sein, daß Oesterreich ja bis zum Jahre 1866 mit dem Deutschen Reich unlösbar verbunden war, mußten sie nicht erkennen, daß cs reine Böswilligkeit ist, den Unterschied des Begriffes „Nation" in der deutschen und französischen Sprache nicht auch politisch zu begreifen? Niemand darf heute noch behaupten, er verstünde nicht wenigstens, daß für die Oesterreicher, auf die Dauer gesehen, gerade das Leben a u ß e r h a l b d e r N a t i o n (nicht das Ende ihres Staates) der Selbstmord wäre, und daß nur eine Ver drehung der Begriffe Nation und Staat das Sophisma Vriands ermöglicht Denn zuletzt hat ja kein Geringerer als Seipel dem Völkerbund vorqeführt, wie hier die deutschen Begriffe geordnet sind. Die Beweisführung dazu liegt in Dutzenden von Publikationen bis zur letzten Ein zelheit vor. Mag auch die anders geartete Mentalität der Franzosen dem Begreifen eines solchen ibnen weiensH-'m- den Sachverhaltes zum äußersten widerstreben, trotzdem geht es nicht an, die eigene Not des Unvermögens, freindes Schicksal zu begreifen, den anderen als politische Tugend vorzuschreiben. Das muß deutlich gesagt sein. Alle Reden der franzö sischen Gäste in Wien fließen von enthusiastischen Verstche- /kceewo/ce rn cv/ck .M/rec unck A/Meecr cm/ dc/kw/cm//»^« /Mov/cm, /Ar/ 74 die Zukunft nichts gibt, mag bedenken, daß Poincarö ja heute i och an der Spitze des französischen Staates steht. Sollte es da nicht des Interesses wert sei», sich den „großen Lothringer" wenigstens literarisch vorstellen zu lasse»? Stärker dem Tagesintercsse entrückst ist heut« schon Eduard V I I. der einst weitesten Kreisen in Deutschland als llrh -er der „Einkreisung" cialt. Die älteren von uns erinnern sich , zahlreichen Anekdoten, die man über diesen „Königlichen Reiseonkel", den souveränen Beherrscher der Mode Eurorms erzählte. Das gespannte Berhülinis zu seinem Ressen Wilhelm, dein deutschen Kaiser, bildete lange eine unerschöpfliche Quelle volkstümlicher Witze — so lange bis man eines Tages erkannte, ivie neben und durch diesen persönlichen Gegensatz ein Gegen satz der Böller und ihrer Interessen cmvorgewachsen ivar. Die politische Gegnerschaft hat in Deutschland das Urteil über Eduard Vll. getrübt. Diesen Irrtum wenigstens bei den historisch und politisch Interessierten zu berichtigen, ist die Biographw ans der Feder Sir Sidney Lees geeignet, deren deutsche uebersetzung der Verlag Pani Aretz gleichfalls in diesem Jahre beram-gebrachi hat. s2 Bände, in Leinen je 2ö AI.. Kart. 9.7,0 M ) Lee hat dem Monarchen, über dessen Leben er be richtet. persönlich nahegestanden außerdem ist ihm seitens der könialichen Familie wichtiges unveröffentliches Alstenmaterial zur Verfügung gestellt morden. So hat der englische Forscher ein Werk vollendet, von dem man sagen könnte, daß es mit geradezu deutscher Gründlichkeit geschrieben ist. Die bei aller intimer Kenntnis der Einzelheiten taktvolle und nach Kräften stets obiekt've Darstellung, der sorgsältige Ausbau des Buches und seine zum Teil überraschenden Aufklärungen iiber die Ent wicklung des denlsch-englischen Verhältnisses worden dem Buch i'istcr den Liebhabern gepflegter historischer Darstellung viele Freunde gewinnen. Die deutsche Uebersetzuna der Erinnerungen vom Iaren- hafe. die der frühere französische Botschafter in Petersburg. Maurice Palöologue, in ungewöhnlich meisterhafter Form nicdcraelchrieben hat, waren vielleicht das meistgekaufte Me- n-virenmerk auf dem vorjährigen Weihnachtsmarlst. Aus der Feder Pnb'ologucs bringt nun der Verlag Paul Aretz in diesem Jahr ein Erinnernngsbnch von gleich hohem intimen Reiz: „Vertrauliche Gespräche mit der Kaiserin Eu- gcnie". Leinen gcb. 15 M.) Als Direktor der Politischen Abteilung im französischen Außenministerium hat PaÜ-ologue jahrelang im Gedankeiiaustausch mit der ehemaligen Kaiserin gestanden, die auch von der republikonischen Regierung noch als ein politischer Faktor von großer Energie und hohem Ansehen gewcriet wurde, lieber alle wichtigen Entscheidungen ihrer Regierungszoit, vor allem über den deuisch-sranzösiseben Krieg von 1870 hat sich diese geiswolle Frau in ihren Gesprächen geäußert, die Pab'wlogue i» fein geschliffener und doch höchst lebendiger Form wiedergibt. Eine eigenartige Lektüre von hohem Reiz: Franwsische Erinnerungen an die Niederlage Frankreichs, vcröfseistlicht i» einer Zeit, da sich Frankreich in gleicher Weise wie Deutschland 1871 für immer Sieger glaubt! Und für alle politisch regsamen Frauen werden diese Erinnerungen an eine Frau, die nicht nur eine politische Energie, sondern auch schön und elegant war. von besonderem Interesse fein. Diese drei Werke biete» in seltener Weise Gelegenheit, Keistesart und politische Tradition unserer westlichen Nachbarn kennenzulcrnen. Der Verlag Paul Aretz — der übrigens in diesen Tagen bei der Titimannschen Buchhandlung in Dresden, Prager Straße Ist. eine Ausstellung seiner Perlagsiverke ver anstaltet hat — stellt sich mit diesen Veröffentlichungen in die vorderste Reihe des politischen Verlagswesens in Deutschland. —y. Dresdner Konzerle Neue Mnsik — Paul Are» — 2. K o nzcr t. Diese „neue* Musik hat laugst keine Rätsel und Geheimnisse mehr. Scho» aus dem Gründe, weil überhaupt dergleichen nie pari» waren. In Wirk lichkeit ist diese „neue" Musik uralt. Man würde also guttun. der artig prähistorische? Aneinaudersehcn pan Tönen, die natürlich nach dem Willen der Atonalen niemals zusammeiipasseil dürfen, nicht „neue Musik" zu neune». Es ist im günstigsten Lichte gesehen eine pedantische und philiströse Schahloucnarbeit. die sich am deutlichsten bei den Lieder» von Hindcmith und Strawinski zeigt, die völlig an der dichicrischcn Grundlage vorbcikouipouicrl sind und zu denen eben sogut ein ZeitungSitiseral gcsuugc» werden köunle. Schlimmer noch ist eS, das; diese Fluten falscher Töne den Gehörsinn einer Sängerin verderben müssen und daß die stnnlosen Höhen geradezu Attentate auf menschliche Stimmen sind. Frau Margarethe Thum hat den 3 Liedern von Hindcniith (aus Werk 18) und 2 Liedern von Sira»
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